Ein Schuss – und die Stimmung kippt
Berlin, 18. März
1848. Hoffnung lag in der Luft. Der König hatte sich endlich bewegt! Eine Verfassung sollte kommen, und die Pressefreiheit gleich mit. Auf dem Schlossplatz jubelten die Berliner – Arbeiter, Studenten, Bürgerinnen, alle waren da. Manche warfen sogar Hüte in die Luft, andere hielten Transparente hoch. Es roch nach Aufbruch – und nach Pferden.
Dann trat er auf den Balkon: König Friedrich Wilhelm IV. Die Menge jubelte, winkte, klatschte. Und gerade als man dachte, jetzt könne es eigentlich nur noch besser werden – knallte plötzlich ein Schuss.
Stille. Dann Panik.
Die Soldaten vor dem Schloss verstanden den Knall nicht als Versehen, sondern als Signal. Vielleicht dachte einer, das sei der Beginn eines Angriffs. Vielleicht war es auch nur Nervosität. Jedenfalls: Sie schossen zurück.
Nur: Da war niemand, auf den man hätte schießen müssen. Die Leute hatten doch gerade noch gejubelt! Jetzt rannten sie schreiend davon, stürzten, bluteten. Die Freude war mit einem Schuss verpufft – buchstäblich.
Am nächsten Morgen, dem 19. März, schlugen die Berliner einen ganz anderen Ton an. Sie trugen über 180 Tote direkt vor das Schloss. Keine Parolen, keine Gewalt – nur ein stiller Zug, der dem König seine Verantwortung wortlos vor Augen hielt.
Friedrich Wilhelm trat auf den Balkon, blass und scheinbar betroffen, und verneigte sich tief.