Eshan – Kogetsu, 42. Stadtbezirk – auf dem Rückweg zur TARDIS – Z3-PO, Kestrel, Talery und Brianna
Brianna war froh darum, sich nach der Begegnung mit ihrer Echani-Verwandtschaft und den unerfreulichen Neuigkeiten, welche diese mit sich gebracht hatten, sich wieder in der trauten Runde mit ihren beiden wohl besten Freundinnen zu befinden. Übermäßig wohl hatte sie sich bei Onkel Ylsaen nicht gefühlt, seine Ansichten und die seiner Familie waren ihr teilweise überaus fremd. Waren es nur die eigenen Erwartungen? Tatsächlich hatte Brianna sich die Gesellschaft Eshans ebenso strahlend und makellos vorgestellt, wie sich Kogetsu ihnen präsentiert hatte: als etwas besseres als die menschlich geprägten Welten, die sie überwiegend kennengelernt hatte, und erst recht als das huttisch dominierte Nar Shaddaa. Durch die Fähigkeit der Echani, sich in Körperbewegungen auszudrücken und diese zu lesen, und durch die Einsichten, welche durch Duelle ermöglicht wurden, hatte sie sich eine wahrhaftigere Gesellschaft vorgestellt, eine, wo Echani sich blind verstanden und nicht der Schein zählte, sondern wer man wirklich war. Sie hatte sich mehr Tiefgründigkeit erwartet und stattdessen mehr Oberflächlichkeit vorgefunden. Statt Können oder Taten zählten Abstammung und Kastenzugehörigkeit, und aus diesen Käfigen auszubrechen, war den Worten ihrer Angehörigen zufolge sehr schwierig. Ob dem tatsächlich so war oder dies die Dinge waren, wie ihre Verwandtschaft, vor allem Mhemonia, dies gerne hätte, wusste sie nicht hundertprozentig, demoralisierend war es so oder so. Eine Jedi-Meisterin durfte dem Vernehmen nach fast unbesehen die Geheimnisse der Echani-Kampfkunst erlernen, und das auf eine imperialen Welt. Die einzige Tochter des, wie Brianna inzwischen wusste, größten Kampfkunsttalents ihrer Zeit dagegen, brauchte sich dagegen gar nicht erst Hoffnungen zu machen, weil ein einzelner Fehler, falls es denn überhaupt stimmte, alles ausgelöscht hatte, was Yaeron Kae, ihre Mutter, in ihrem Leben bis dahin gezeigt und erreicht hatte.
Dass Kestrel die ihr theoretisch offenstehenden Möglichkeiten sowohl attraktiv fand und zugleich dennoch von sich wies, tröstete ihre ehemalige Padawan ein wenig. Als Jedi eine solche Schule zu besuchen wäre wohl in der Tat problematischer, als Onkel Ylsaen sich dies vorstellte, da hatte die Coruscanti völlig recht. Von sich selbst glaubte Brianna zwar, dass sie ihre Machtkräfte leicht abschalten könnte, da es ihr einige Konzentration kostete, diese im Kampf zu nutzen, aber ob dies reichte und sie die Macht nicht vielleicht doch ein klein bisschen nutzte, wusste sie nicht sicher. Auch so wäre sie ihren Mitschülerinnen überlegen, davon war sie überzeugt, und eine Außenseiterin war sie genauso wie Kestrel es war, Missgunst fast vorprogrammiert, nach den Regeln dieser Welt fast garantiert.
„Ich denke nicht, dass du schon zu alt wärst, Kestrel. Du hast den Körper einer Kämpferin und startest daher keineswegs bei Null. Bestimmt würdest du vieles noch lernen können. Wahrscheinlich hast du recht und du kannst es dir ebenso sehr abschminken wie ich, hier jemals ein Dojo zu besuchen. Allerdings fällt es mir schwer, sehr schwer. Die beste Echani-Kämpferin zu werden, die ich nur sein kann, ist das größte Ziel in meinem Leben, und jetzt will man mir die nächste Stufe auf diesem Weg verweigern, ohne Rücksicht darauf, wie gut ich bereits bin und was ich werden könnte. Das ist in der Tat borniert und vor allem dumm, aber das ist es, was sie sind,“
Befand Brianna desillusioniert. Es tröstete auch, dass sie nicht die einzige war, die keinen allzu positiven Eindrucker ihrer Familie gewonnen hatte. Engstirnig und überaus festgefahren, wie Kestrel es ausdrückte, und Talery sah dies genauso. Auch die latente Abneigung gegen Mhemonia (trotz ihrer famosen Kochkünste) wurde geteilt, und die potentielle Sturmtruppenkarriere ihrer Kusine (falls diese nicht doch keine Frauen aufnahmen) konnte bei ihnen ja auch nur Kopfschütteln auslösen. Im Nachgang ermahnte die Caamasi ihre Meisterin erneut, besser nicht offen mit dem Fähnchen „Jedi-Ritterin“ zu wedeln, obwohl es unwahrscheinlich war, dass sie anderweitig die Chance bekam, die sie sich erhoffte.
„Es stimmt schon, es ist zu gefährlich. Vor allem, da ich nach Lage der Dinge damit rechnen müsste, an etlichen Türen anzuklopfen, und nur an einen imperialen Sympathisanten zu geraten würde genügen, um mir einen weiteren ungestörten Aufenthalt abschminken zu können. Unter einer falschen Identität vielleicht? Ich denke, dass ich meine Jedi-Fähigkeiten gut genug verbergen kann und dem was ich heute gelernt habe zufolge, verdienen die Echani nicht unbedingt Aufrichtigkeit,“
Bedauerte die Silberhaarige, die sich zugleich fragte, ob Ranii, die sympathischste ihrer Gegnerinnen aus dem Park, deren Komfrequenz sie auch hatte, nicht die Wahrheit verdient hatte. Vielleicht war sie anders als die anderen, vor allem ihre Familie. Anders war sie nicht sicher, ob sie es darauf anlegen wollte, auch diese Illusion zu verlieren. Viel Halt gab ihr ihre Blutsverwandtschaft aber wahrlich nicht, sodass Fremde vielleicht die bessere Wahl waren. Ihre beiden Begleiterinnen hatten Briannas Einschätzung ihrer Familie ja ziemlich exakt geteilt.
„Jedenfalls bin ich froh, dass ihr meine Verwandtschaft genauso empfunden habt wie ich. Der Moment, wo Onkel Ylsaen, trotz seiner Bemühungen, am hilfreichsten war, war in meinen Augen, als er erwähnt hat, dass er noch eine zweite Schwester hat. Mhemonia ist mir eindeutig am liebsten, wenn sie mit Kochen beschäftigt ist. Und Leanna stellt mich sowieso vor ein Rätsel. Sehenden Auges, wie verbohrt die Leute auf dieser Welt sind, entwickelt sie sich genau in dieselbe Richtung. Irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass sich die Echani gute Sturmtruppler abgeben – und ich meine das keineswegs positiv. Leanna hat einen nahezu perfekten Körper – und das ist die beste Verwendung, die ihr dafür einfällt? Eigentlich muss sie mir leid tun.“
Brianna konnte spüren, wie dieses Thema sie innerlich erregte und ihr zusetzte. Die Echani waren, man musste es so sagen, eine herbe Enttäuschung, und ihre Blutsverwandten mehr als alle anderen. Dementsprechend war sicherlich das beste, dass Kestrel und Talery ihren Vorschlag für die Planung des Folgetages sofort aufgriffen. Die Menschin hatte sich zudem bereits informiert und schlug ein Ziel vor, welches in Briannas Ohren sehr verlockend klang.
„Dann machen wir es so. Es stimmt – unter den momentanen Umständen scheint es nicht so wahrscheinlich, dass ich so schnell wieder hierher komme. Eshan ist ein wunderbarer Ort, das Problem sind die Leute, die hier leben… und ich hoffe, hoch droben in den Bergen sehen wir nicht allzu viele von ihnen. Das gebirgige Landesinnere ist schließlich dünn besiedelt,“
Befand sie, als ihr in der Retrospektive langsam klar wurde, welchen Namen Kestrel wie beläufig erwähnt hatte.
„Ich kenne Tara!! Sie ist von Naboo… naja, mehr oder weniger. Ich habe mit ihr Lichtschwertkampf trainiert und kenne ihre Tochter Nevis sehr gut! Sie hatten kaum Zeit füreinander! Kestrel, du musst sie finden!“
Nevis war entführt worden und kaum hatte Tara diese nach Jahren wiedergefunden, war diese nach Coruscant beordert und ihre Tochter in ein Internat gesteckt worden. Brianna war für eine Weile eine Art Adoptivtante für das quirlige Togrutamädchen gewesen… am liebsten wäre Brianna gleich mit, Tara suchen zu helfen, aber das würde den Besuch in ihrer Heimat endgültig ad absurdum führen… und sie konnte Kestrel vertrauen. Sie würde sie wiederfinden, obwohl es bitter war für Tara und Nevis und schade, dass Kestrel nicht länger hierbleiben konnte, nun wo Brianna sie an ihrer Seite brauchte.
So gab es einiges zum Nachdenken für Brianna, bis sie schließlich auf der TARDIS ankamen, und vieles zu bereden, als sie den Abend noch zusammen saßen. Immerhin hatte sie nun nur noch einen Tag zusammen mit Kestrel, viel weniger als gedacht, und was, wenn Kestrel ebenfalls spurlos verschwand? Ganz schnell wischte Brianna den Gedanken wieder beiseite. Ohnehin blieb die andere Hiobsbotschaft des Tages, die Anschuldigungen gegen ihre Eltern, angeblich Waffenschmuggler und Verräter gewesen zu sein. Die verlorene Familienehre… Diese Dinge machten Brianna weniger traurig als vielmehr wütend, wahrscheinlich, weil sie tief drinnen wusste, dass sie nicht der Wahrheit entsprachen. Sie konnten nicht… niemals!
Obwohl es bereits vergleichsweise spät war, konnte Brianna nicht ins Bett gehen ohne ihr gewohntes abendliches Training. Sie verkürzte es zwar, gestaltete es aber kürzer und intensiv wie selten zuvor. Nach einem extrem harten Training, wie sie sich ausmalte, dass ihre Mutter es zu ihren Wettkampftagen gewohnt gewesen war, fiel die Echani erschöpft ins Bett… und konnte nicht schlafen. Zu sehr beschäftigte sie die Ungerechtigkeit, welche ihren Eltern – und im Nachgang ihr selbst, widerfahren war. Sie stellte sich vor, wie ihre Familie ihr Vermögen verlor und Yaeron und Usaris durch unmöglich zu ertragende Umstände geradezu gezwungen gewesen sein mussten, Eshan zu verlassen. Es kam geradezu einer Verbannung gleich, ohne Gerichtsurteil, sondern allein dadurch, was die Masse dachte und für richtig hielt. Man konnte einfach nur wütend sein, es ging gar nicht anders.
Am anderen Morgen erwachte die Jedi-Ritterin später als üblich und dennoch verschlafen. Sie ertappte sich dabei, wie sie während der folgenden Dehnübungen während eines Spagats kurz wegnickte – etwas, wozu sicherlich nicht viele in der Lage waren. Durch den Schlafmangel bedingt fiel ihr restliches Training bei weitem nicht so hart, aber ähnlich kurz aus wie das vom Vorabend. Später, gegen sieben Uhr Standardzeit, auf dem Speederboot auf dem Weg zu ihrem Ziel – welches sich zum Glück ein gutes Stück entfernt von Kogetsu befand – machte sich Brianna mit Tee wach, so dass sie fit war für den steilen Aufstieg. Da Zetdrei nicht dabei war – seiner Aussage nach war sein Gestell nicht für den Geländeeinsatz geeignet, übernahm die kräftige Echani sowohl ihren eigenen als auch Talerys Rucksack und empfand dies als gutes Training (in Normalform hätte sie wahrscheinlich Hantelscheiben in ihren Rucksack gepackt).
Solange sie noch nahe der Anlegestelle waren, trafen sie häufig andere Echani, doch Brianna gab sich wortkarg und beschränkte sich darauf, sie zu grüßen. Eigentlich war es ihr ja lieber, niemandem zu begegnen, und tatsächlich wurden es umso weniger, je mehr Weg sie zurückgelegt hatten – Kestrel hatte eine eher längere Strecke ausgesucht. Kurz vor Ende ihres schweißtreibenden Aufstiegs erblickten sie zum ersten Mal ihr Ziel – und es war wahrhaftig ein beeindruckender Anblick. Wie ein blaues Juwel eingebettet zwischen schneebedeckten Bergspitzen lag der See vor ihnen – das letzte Stück legte Brianna rennend zurück, sie konnte es gar nicht erwarten, in den Badeanzug zu schlüpfen und sich in die Fluten zu stürzen. Das Wasser war tatsächlich überraschend warm – es musste an einer von der Sonneneinstrahlung her günstigen Ausrichtung der Berge oder an heißen Quellen liegen, vermutete Brianna, aber es war nicht zu warm um sportlich zu schwimmen. Die Echani fühlte sich wieder wie einst auf Naboo, wo sie diesen Luxus jeden Tag genossen hatte, und vergaß für eine Weile ihre anderen Sorgen.
Natürlich gab es an einem solchen bemerkenswerten Ort auch andere Echani, wie konnte es auch anders sein. Völlig aus dem Weg gehen konnte man ihnen nicht, aber Brianna hielt alle Gespräche oberflächlich und lehnte Einladungen zu Duellen ab, auch wenn es ihr in den Fäusten juckte. Sie genoss im Stillen, wie ihre Bikinifigur und ihre imposante Muskulatur von den übrigen Echani bewundert wurde, lächelte und schwieg. Als sie genug geschwommen waren, verzehrten sie ihr mitgebrachtes Essen bei einem Picknick und machten sich anschließend an den Abstieg.
Viel zu schnell trennten sich ihre Wege. Brianna erdrückte Kestrel fast bei der Verabschiedung an der Rampe der öffentlichen Fähre, welche die Jedi-Meisterin in den Orbit bringen würde, und von da an waren Talery und ihre Meisterin allein. Den Abend verbrachten sie in einem Restaurant in Kogetsu, da Briannas Hunger über ihre neugewonnene Echanischeu obsiegte, und in ihrem Fall mit einer weiteren Trainingseinheit, da die Kampfkünstlerin auch an einem solchen Tag nicht genug Sport bekam – und jetzt erst recht nicht.
Am nächsten Tag besuchten sie ein weiteres Mal Onkel Ylsaen – Mhemonia, seine Frau, war zum Glück arbeiten. Er führte sie durch den 42. Stadtbezirk und zeigte ihnen dabei viele interessante Dinge nicht nur aus seiner und Yaerons Jugend. Er bot zudem an, im heimischen Dojo mit seiner Nichte zu kämpfen, was aber im Endeffekt von Leanna verhindert wurde, die sich nun doch zu einem Duell bereit erklärte, weil sie ihren Worten nach nicht wollte, dass ihr Vater verletzt würde. Wahrscheinlich war auch besser so, denn so konnte ihr in diesen Dingen sicherlich erfahrenere Onkel Briannas Stil bewerten, während sie sich gegen ihre hünenhafte und enorm kräftige Kusine behaupten musste. Obwohl Leanna die stärkste Gegnerin war, mit der Brianna auf Eshan gekämpft hatte, gewann sie dennoch klar und Onkel Ylsaen bewunderte die Wucht ihrer Angriffe und Schnelligkeit, welche er als "beinahe besser als Yaeron" bewertete. An ihrer Form hatte er allerdings eine Menge auszusetzen und zumindest ein paar der gröbsten Dinge konnte er gleich vor Ort abstellen. Zudem gab er seiner Nicht die Informationen, die sie hatte haben wollen und erzählte ihr noch allerhand Dinge über die Wettbewerbskarriere von Keana Yaro aka Briannas Mutter, wenngleich der Echani manche Dinge, zu denen ihre Mutter angeblich imstande gewesen sein soll, wie Märchen oder zumindest übertrieben vorkamen.
Am Abend desselben Tages gingen Talery und Brianna ins Theater und obwohl die 26jährige ein wenig enttäuscht war, weil die neuen, ihr unbekannten Bewegungen eher für die Show waren und in einem realen Gefecht, selbst im Duellring, wohl nur unter sehr speziellen Gegebenheiten – zum Beispiel bei einer blinden Partnerin, wie Brianna es ausdrückte – funktionieren würden. Dennoch war es sowohl von seiner ästhetischen Akrobatik als auch der dazu perfekt passenden Musik ein sehr gelungener Abend. Die Männer und Frauen auf der Bühne bewegten sich tanzartiger zur Melodie, als Brianna es je gesehen hat, und sie bezweifelte, dass sie es selbst ebensogut hinbekommen würde.
Wie Brianna am Morgen des vierten Tages erfuhr, war in der Nacht eine dringende Komnachricht des Jedi-Ordens angekommen. Sie erläuterte die dramatische Situation auf Coruscant und Taras Schicksal kam der Echani sofort wieder in den Sinn. Daraufhin wurden sämtliche Jedi-Heiler einbestellt und es blieb allenfalls die Option, Lücken auf anderen Welten aufzufüllen, wenn man wegen der wohl gegebenen Ansteckungsgefahr partout nicht nach Coruscant wollte. Brianna wurde in ihrer Nachricht allerdings ausdrücklich zum Jedi-Tempel beordert, so dass ihr nicht einmal diese Auswahl blieb.
Das Frühstück verbrachte Brianna damit, sich über Janson und diese „Ungerechtigkeit“ zu beschweren und kündigte unter anderem an, vom Jedi-Orden die Treibstoffkosten zurückzuverlangen, die sie für den Urlaub, den sie nun abbrechen musste, ausgegeben hatte. Schließlich lag Eshan auf dem halben Weg nach Coruscant… Im Laufe der Zeit dämmerte ihr aber, dass sie im Grunde keine Lust mehr hatte, weiter hier auf Eshan zu bleiben, und teilte ihren Entschluss schließlich Talery mit.
Eshan – Kogetsu Raumhafen – an Bord der TARDIS – Talery und Brianna