Fresia (Fre'ji-System)

- Fresia – Coromon Islands – Hill City – Red Square Bar -

Ihre Schicht hatte gerade erst begonnen. Noch war der der großzügig ausgelegte, in verschiedene Bereiche aufgeteilte Raum der Red Square Bar in helles Licht getaucht. Erst später, wenn die ersten Gäste kamen und die Musik eingeschaltet wurde, würde die Beleuchtung den warmen, dunklen Rotton annehmen, der der Bar ihren Namen verlieh. Obwohl offiziell erst in einer Stunde geöffnet wurde, war Giselle schon früher da. Es war ihr fünfter Tag in ihrem neuen Job, den Jem ihr verschafft hatte. Er hatte sich mächtig für sie ins Zeug gelegt und sie war ihm dankbar. Ohne Beziehungen, hatte er gesagt, würde es schwierig für sie werden in Hill City Arbeit zu finden. So aufgeschlossen und freundlich die Stadtbewohner auch gegenüber Touristen sein mochten, es war etwas ganz anderes, wenn einer dieser Fremden plante länger zu bleiben, sich begann in das Stadtleben einzufügen oder gar in die Gemeinschaft aufgenommen werden wollte. In Hill City blieb man gerne untereinander für sich. Außenstehende waren gern gesehen Gäste für die Periode eines Urlaubs. Danach war man froh, wenn sie wieder ihrer Wege gingen. Giselle hingegen hatte nicht vor gehabt wieder zu gehen, jedenfalls noch nicht so bald. Sie wusste nicht, ob sie jemals für ewig an ein und demselben Ort würde bleiben können, doch für ein Weilchen gefiel es ihr in Hill City. Mit seiner atemberaubenden Landschaft, dem ewigen Rauschen des Meeres und dem herrlichen Wetter hatte Fresia Giselles Herz im Sturm erobert. Leider hatte der Flug zu diesem Planeten, nach dem Ende ihrer Karierre bei der Republikanischen Flotte, ihre finanziellen Reserven fast vollständig aufgebraucht. Danach hatte sie einige Tage in einem Hotel auf Fresia übernachtet, hatte sich hier und dort etwas gekauft, hatte die Überfahrt nach Rings Island bezahlt und war nun völlig ausgebrannt. Den Job als Kellnerin in der Red Square Bar hatte sie dringend benötigt und von ihrem ersten Gehalt würde sie Jem zurück zahlen müssen, was er ihr geliehen hatte.

Die Bar lag weit entfernt von Jems eigener kleinen Kneipe, fast sogar am anderen Ende der Stadt. Sie war größer und ohne Zweifel weitaus profitabler als Jems „Rancors Cave“, dafür fehlte ihr jedoch ein gewisser Charme. Tische und Bänke waren modern und perfekt aufeinander abgestimmt. Winzige Lampen sorgten dafür, dass die Tischbeine leuchteten, sobald das große Deckenlicht ausgeschaltet wurde. Den größten Blickfang bildete jedoch die Bühne, die sich exakt gegenüber dem Eingang befand und die das erste war, das man sah, sobald man die Bar betrat. Hier fand jeden Abend eine Showeinlage statt, meistens waren es Musiker, die auftraten, machmal auch Tanzgruppen und Giselle genoss es, ihnen zuzuhören oder sich ihre Performance anzusehen, während sie Drinks und Snacks servierte. Anstelle eines teuren Hotels hatte sie ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft gemietet, direkt über der Bar. Es war klein und sie teilte sich Küche und Nasszelle mit einem Geschwisterpaar, das etwas jünger war als sie selbst, doch es genügte. Für Giselle war alles Luxus, was vier feste Wände und ein Dach hatte. Zu ihren Aufgaben in der Bar gehörte, täglich vor der Öffnung Ordnung zu schaffen, die Reinigungsdroiden zu aktivieren und zu überwachen und die Künstler für die abendliche Showeinlage in die Garderobe einzulassen, sobald sie kamen. Mit der Ankunft von Corey Hudgens, dem für heute im Programm eingetragenen Tänzer, der so etwas wie eine regelmäßige Nummer in der Red Square Bar war, hätte Giselle frühestens zehn Minuten vor Einlass der Gäste gerechnet. Iss Bell, der Besitzer der Bar, hatte ihr erklärt, dass Corey, dem die Tanzschule am weißen Markt gehörte, schon seit Jahren einmal in der Woche abends in der Bar mit seiner Partnerin auftrat. Die beiden waren ein eingespieltes Team, trainierten in Coreys Tanzstudio und brauchten daher nicht früher zu kommen, um eine letzte Generalprobe auf der Bühne abzuhalten. Umso überraschter war Giselle daher, als plötzlich ein hoch gewachsener Mann auf sie zu stürmte, der sich offenbar selbst durch den Haupteingang herein gelassen hatte. In seiner Hand hielt er eine Keycard, er wirkte gehetzt und sah sich suchend um.


“Wo ist Iss?“

Rief er fast panisch. Giselle stand hinter der Bar. Auf der Bühne zog summend einer der Reinigungsdroiden seine Kreise.

„Nicht hier.“

Antwortete die Vahla gelassen und musterte den unerwarteten Besuch. Er war groß, fast einen Meter neunzig und trug ein langes, weißes Gewand, wie es viele Bewohner in Hill City taten, um sich vor der brütenden Sonne zu schützen. Seine dunklen Haare, fast schwarz, wenn das künstliche Licht nicht täuschte, waren fast schulterlang und er trug sie offen und unfrisiert, dazu einen dezenten Bart an Kinn und Oberlippe.

„Mr. Hudgens?“

Riet Giselle, weil nicht viele andere Optionen offen blieben. Jetzt erst schien er sie zum ersten Mal richtig anzusehen.

“Aye. Wo finde ich ich Iss?“

„Er kommt erst später, hat er gesagt. Ich bin Giselle, Iss hat mich erst vor ein paar Tagen eingestellt. Wenn ich irgendwie helfen kann...“

Corey Hudgens fuhr sich durch die langen Haare.

“Nein, ich muss ihn direkt sprechen. Aber danke trotzdem. Oder wissen Sie, ob er einen Backup-Plan hat, wenn einer seiner gebuchten Acts ausfällt?“

Verneinend schüttelte Giselle den Kopf und Hudgens nickte.

“Sehen sie, ich auch nicht.“

„Was ist das Problem?“

Wollte Giselle wissen. So lange er hier war, konnte sie nicht erkennen, dass er nicht in der Lage war heute Abend aufzutreten, es sei denn, es ging nicht um ihn, sondern um seine Partnerin. Der Tänzer zog sich einen Barhocker heran und setzte sich darauf. Bei seiner Größe war der Hocker mit den hohen Beinen fast nicht viel mehr als ein einfacher Stuhl.

“Ayoka ist das Problem.“

Sagte er.

“Sie hat gestern schon über Unterleibsschmerzen geklagt. Ich habe sie vorhin ins Krankenhaus gefahren.“

Er sah Giselle an.

“Ayoka ist meine Tanzpartnerin. Wir tanzen seit fünf Jahren zusammen, seit zwei Jahren regelmäßig im Red Square und wir haben noch nicht eine einzig Show verpasst! Außer heute. Tja, ohne Ayoka keine Show.“

An ihrem fünften Arbeitstag bereits eine halbe Notsituation lösen zu müssen, war nicht das, was Giselle von einem Job als Kellnerin erwartet hätte, andererseits sah sie das Problem auch nicht in dem Ausmaß wie Corey Hudgens. Der Tänzer war sichtlich nervös und ratlos darüber, was zu tun war. Mit Iss Bell, dem Besitzer der Bar, zu kontakten, war die naheliegendste Lösung, doch konnte dies allein noch nicht die Frage lklären, was hinsichtlich der geplanten Showeinlage passieren sollte. Was das anging, hatte Giselle jedoch eine Idee.

„Ich könnte Ayoka vertreten.“

Bot sie an und bewirkte damit, nicht besonders überraschend, hoch gezogene Augenbrauen bei ihrem Gegenüber. Viel mehr als einen ersten ungläubigen Blick wollte Corey Hudgens ihr jedoch nicht gönnen, bevor er leise lachte.

“Ja, natürlich. Nur leider ist das, was ich mache kein Ringelreigen. Trotzdem, danke.“

Leicht ironisch sah er sie an.

„Ich habe auf Alderaan in Belleau-a-Lir eine klassische Ballettausbildung absolviert.“

Er musste ihr Angebot nicht annehmen, wenn er nicht wollte, doch er sollte wissen, dass sie es konnte.

„Was tanzen Sie und Ayoka überlicherweise?“

“In Belleau-a-Lir?“

Nun sah Hudgens sie, zum ersten Mal wirklich interessiert, wie es Giselle schien, an und musterte sie. Selbstbewusst begegnete sie seinem Blick. Wenn er wirklich Hilfe brauchte – und wollte – musste er nicht länger suchen.

“Wir haben verschiedene Acts einstudiert. Wie wäre eine Mischung aus Tarisianischem Bachata, einem agressiven Tango und einem alderaanischen Paso Doble?“

In seinen Augen lag eine interessante Mischung aus Herausforderung und Spannung. Noch wollte er nicht glauben, dass Giselle wirklich konnte, was sie behauptete. Die Vahla warf einen Blick auf das Chrono über der Kasse.

„Wir haben noch eine halbe Stunde, um uns aneinander zu gewöhnen.“

Informierte sie ihn.

„Ich schlage vor, wir nutzen die Zeit.“

- Fresia – Coromon Islands – Hill City – Red Square Bar – Mit Corey -
 
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Manche Dinge verlernte man nie: alltägliche, grundlegende Dinge wie Laufen, Sprechen oder Schwimmen und für Giselle Givenchy gehörte auch das Tanzen dazu. Dass sie zuletzt mit einem Partner getanzt hatte, war schon eine Weile her. Aus Spaß hatte sich Liam hatte an Bord der Großadmiral War Blade Mühe gegeben, Giselle mit einem Walzer zu beeindrucken, doch damit war er ihr mehr aufgrund seines gutens Willens und weniger wegen seiner guten Leistung in Erinnerung geblieben. Und dann hatte sie noch auf Bothawui getanzt, mit einem dieser Piloten, die sie auf der Siegesfeier kennen gelernt hatte, zu der Kanzler Qúun Giselle eingeladen hatte. Aber auch das war eher Spaß gewesen als der ernsthafte Versuch, miteinander zu harmonieren. Es Giselle Recht zu machen war in diesem Punkt nicht leicht. An ihren Tanzpartner hatte sie hohe Ansprüche – und wie das Schicksal es wollte, konnte Corey Hudgens diese problemlos erfüllen. Wie man es von einem ausgebildeten Tänzer, der noch dazu ein eigenes Tanzstudio unterhielt, erwarten konnte, beherrschte er jeden Schritt perfekt und seine Hand lang mit der gleichen professionellen Entschlossenheit auf Giselles Taille, wie die Vahla jeden einzelnen Schritt tat, zu dem sie sich von ihm führen ließ. Die Entscheidung, Giselle als Ersatz für seine verhinderte Tanzpartnerin zu akzeptieren, durfte Corey Hudgens nicht schwer fallen und er traf sie bereits nach nur einer Minute, in der er Giselle gezeigt hatte, wie er sich die geplante Bühnenshow vorgestellt hatte. Dass er darüber selbst am allermeisten überrascht war, konnte er nicht verbergen.

“Ich habe gedacht, Sie bluffen.“

Gestand er offenmütig, woraufhin Giselle grinste wie eine Katze, die gerade den Sahnetopf ausgeschleckt hatte.

„Ich weiß.“

Erwiderte sie.

„Gut für Sie, dass Sie mir eine Chance gegeben haben.“

Ein Ersatz für ihre eigene Arbeit war schnell gefunden. In der Kommunikationsanlage der Bar waren alle Nummern der angestellten Kellnerinnen eingespeichert und Giselle bat Trenuna, eine Kollegen in ihrem Alter, die ihr an ihrem ersten Tag alles gezeigt und erklärt hatte, die Schicht zu übernehmen, nachdem sie ihr die Situation erklärt hatte. Trenuna machte sich sofort auf den Weg, war innerhalb von zehn Minuten da und eröffnete den Abend für die ersten eintreffenden Gäste, während Giselle aus ihren bequemen Klamotten in ein elegantes Kleid wechselte und ihre flachen Schuhe gegen ein paar hoher Stilettos tauschte. Die indigoblauen Schuhe mit den gläsernen Absätzen passten wunderbar zu dem ebenso dunkelblauen Kleid, das um ihre braun gebrannten Beine fatterte wie ein warmer Sommerwind. Zu einem perfekten Tanz, fand Giselle, gehörte die perfekte Aufmachung. Als Kind der Vorführung und der großen Bühne, hatte sie dies schon früh gelernt.

Sie tanzte mit Corey Hudgens nach nur einer halben Stunde Vorbereitungszeit. Dass ihr Duett längst nicht so eingespielt wirken würde wie das von Corey und seiner langjährigen Partnerin war beiden im Vorfeld klar gewesen, doch bis auf zwei oder drei geringfügige Misverständnisse durfte niemandem im Publikum während ihrer fast vierzigminütigen Performance aufgefallen sein, dass sie sich gerade erst kennen gelernt und kaum Zeit zum Üben gehabt hatten und während der Auftritt für Corey in erster Linie Arbeit und Pflichtprogramm war, sah Giselle etwas ganz anderes darin. Für sie war der Tanz ein Wiederaufleben wunderschöner, in weite Ferne gerückter Erinnerungen, die sie zwar für immer bewahren, die sie jedoch nicht mehr zurück holen konnte. Die Zeit, in der sie aktiv getanzt hatte, hauptberuflich, schien vorbei. Unweigerlich musste sie an Morten denken. So vieles war vorbei und das zumeist unwiderruflich.


- Fresia – Coromon Islands – Hill City – Red Square Bar – Mit Corey -
 
[ Fresia – Coromon Islands – Hill City – Raumhafen | allein ]

Jeder Atemzug roch nach Neuanfang. Jeder Schritt war der eines neuen Lebensabschnittes. Zwar fühlte sich der Asphalt unter den Sohlen seiner Stiefel genauso an wie auf Coruscant und machte dasselbe dumpfe Geräusch – aber die Luft! Ja, die Luft war etwas vollkommen anderes. Schon von hier aus konnte man das Meer erahnen, die Winde, die über das Land hinweg fegten und einen salzigen Geschmack mit sich brachten. Exodus Wingston durchquerte den Raumhafen von Hill City mit einem zufriedenen Lächeln auf dem Gesicht. Natürlich konnte man auf Coruscant für Geld alles bekommen, wenn man wollte auch den Geruch des Meeres. Aber es wäre ein künstlicher Geruch, so wie alles auf Coruscant künstlich war. Fresia hingegen war echt.
Die Regierung von Fresia war sich des Wertes ihrer Natur vollkommen bewusst – und so war es verboten auf einer der kleineren Inseln mit größeren Schiffen zu landen. Finger’s Mark, die Inselgruppe von der die Wingston Corporation aus operierte, gehörte zu diesen geschützten Inseln. Also hatten seine Leute hier in Hill City landen müssen und dann mit Schiffen zu Palm Island übersetzen müssen. Exodus tat es ihnen gleich. Er wollte sich die Stadt ansehen, bevor er sich in die Arbeit stürzte. Ein paar Tage entspannen, sich auf das Kommende vorbereiten und die Gedanken treiben lassen. Er dachte jeden Tag an Yuna. Auch wenn sie ihm anderes unterstellt hatte: In Gedanken war er immer bei ihr gewesen. Die Situation auf Coruscant hatte es nicht leichter gemacht. Es war nicht sein Bett, in das er sich abends schlafen gelegt hatte – es war ihr Bett. Nicht seine Couch, sondern ihre gemeinsame. Nicht sein Leben – es war ihr beider Leben gewesen. Die Reise nach Fresia war eine spontane Idee gewesen, doch hatte sein Vater sofort zugestimmt. Es war wichtig für ihn, Abstand zu gewinnen. In seiner alten Umgebung konnte er das nicht – Fresia, das roch nach Neuanfang und vielleicht auch ein bisschen nach Flucht. In letzter Zeit war er unruhig geworden. Nicht nur wegen Yuna, auch wenn er davon überzeugt war, dass diese beiden Dinge zusammen hingen. Es war diese Stimme in seinem Kopf. Die dunkle Seite, die ihn rief, die ihm sagte, er solle seine Probleme wieder auf die alte Art lösen. Einst war er der Sith-Executor Exodus Wingston gewesen. Dieser Sith hatte sich nicht so leicht herunterziehen lassen, sagte ihm die Stimme. Dieser Sith war stark genug um mit derlei Problemen umgehen zu können. Die dunkle Seite wollte ihn erneut zu ihrem Sklaven machen und er sagte sich, dass er das nicht zulassen durfte. Oder war er es am Ende selbst, der sich zu dieser Zeit zurücksehnte? Dabei wusste er genau, was ihn die Ordenszeit gekostet hatte. Seine Gedanken streiften Arica. Nichts davon konnte oder durfte zurückkehren. Er war nicht mehr der Sith-Executor, er würde es niemals wieder sein. Und dennoch blieb die Stimme als leises Flüstern in seinem Hinterkopf.

Er besann sich, das Lächeln auf seinen Zügen nicht sterben zu lassen. Sein erstes Ziel war das Luxushotel Seashell. Die beste Adresse in Hill City, hatte man ihm gesagt. Jede Suite war individuell eingerichtet. Exodus hatte die Underwater-Suite gebucht. Die Wände und Decken waren aus Plexiglas und mit Wasser gefüllt, im Prinzip große Aquairen, in denen Fische und andere Meerestiere herumschwammen. Die Böden hingegen bestanden aus getrockneten Algen, weich und angenehm für die Füße und darauf abzielend das Meeres-Flair zu perfektionieren. Diese Teppiche waren auf Fresia ein absolutes Luxus-Accessoire. Ein Wasserbett und Meeresblick gehörten natürlich ebenfalls zur Suite. Exodus hatte sich sofort für das außergewöhnliche Zimmer entschieden, als er davon gelesen hatte. Es passte zu ihrer Unternehmung am Meeresgrund. Wieso also nicht schon auf das neue Projekt einstimmen?

Das Hotel war nicht weit vom Raumhafen entfernt und so beschloss Exodus die Strecke zu Fuß zurückzulegen. Auf dem Hinflug hatte er sich noch einmal umgezogen und so trug er, dem strahlenden Sonnenschein angemessen, ein weißes Basic T-Shirt, das seine Muskeln vorteilhaft betonte, dazu eine lockere Stoffhose und bequeme Schuhe. Außerdem hatte er sich eine dunkle Sonnenbrille an den Kragen des Shirts geklemmt. Die Tage auf diesem Planeten waren außergewöhnlich lang und so dauerte es noch eine Weile, bis es wieder richtig dunkel werden würde. Ein Jahr auf Fresia war nach nur sechs dieser endlosen Tage herum. So gesehen klang es fast nach einem kurzen Zeitraum. Auf jeden Fall würde er sobald nichts anderes als T-Shirts brauchen – und dann, in der Nachtphase, vermutlich wieder die dickeren Klamotten. Alles was er brauchte, hatte er in einer mittelgroßen Reisetasche verstaut. Sollte ihm irgendetwas fehlen, würde er sich vor Ort ausstatten, so hielt er es schon seit jeher auf Reisen.

Das Seashell machte seinem Namen alle Ehre. Es war kein hochmodernes Gebäude aus Glas und Metall, wie viele Hotels auf Coruscant. Tatsächlich war in seiner Form einer Turm-Muschel nachempfunden. Jeder Ring dieses übergroßen Meeresfundstücks stellte eine Etage dar und jede Etage war wieder etwas kleiner als die darunter liegende. Ganz oben lief das Gebäude spitz zusammen, vermutlich in einer einzigen luxuriösen Suite. Exodus atmete noch einmal zufrieden die salzige Luft Fresias ein, bevor er die Eingangshalle des Seashell betrat. Alles war groß und weitläufig gebaut, mit poliertem Marmor ausgestattet und dennoch hatten die Architekten es geschafft, der Inneneinrichtung einen organischen Touch zu geben. Außer ihm saß nur eine Frau im Foyer, die eine Modezeitschrift las. Dennoch stufte Exodus sie, ob ihrer schwarzen Stoffhose, der dazu passenden weißen Bluse und den hochgesteckten Haaren, als Geschäftsfrau ein. Sie schien äußerst vertieft in ihre Zeitschrift, also ging Exodus zielstrebig auf den Empfangstresen zu, neugierig darauf, wie seine Underwater-Suite in Natura aussehen würde. Der Mensch an der Rezeption begrüßte ihn freundlich und zuvorkommend, sein Angebot Exodus‘ Tasche zu tragen lehnte der Geschäftsmann allerdings ab. Nachdem er die Keycard für die Suite in Empfang genommen hatte, wollte er sich gerade abwenden, als er von der Seite angesprochen wurde.


„Sie checken also gerade ein?“

Es war die brünette Geschäftsfrau. Sie legte den Kopf ein wenig schief, lächelte und gewährte einen kleinen Einblick in das Dekolleté ihrer Bluse, deren oberste Knöpfe geöffnet waren. Exodus zog die Augenbrauen hoch und erwiderte ihr Lächeln.

„Ja, genau.“

„Welche Suite haben Sie?“

Ganz so vertieft in ihre Zeitschrift war sie also wohl doch nicht gewesen, so schnell wie sie plötzlich neben ihm gestanden hatte. Wie hatte er nur überhören können, dass sie an ihn herangetreten war? Marmorboden und Pumps waren normalerweise eine Kombination, die wenig verborgen blieb.

„Die Underwater-Suite. Ich bin schon sehr gespannt. Ein schönes Hotel. Wo sind Sie?“

Spielte er jetzt den Ball zurück. Eigentlich war ihm gar nicht nach ausgiebigem Smalltalk, aber diese Frau war durchaus einen Blick wert. Und offenbar hatte sie es auf ihn abgesehen, also würde er nicht besonders viel dafür tun müssen, um einen geselligen Abend zu verbringen. Sofern er das denn überhaupt wollte. Ganz entschlossen war er noch nicht.

„Ich bin in der Sky-Suite. Ganz oben.“

Sie lächelte jetzt und klimperte mit ihren langen Wimpern. Dann reichte sie ihm die Hand.

„Mein Name ist Bex.“

Exodus ergriff ihre weiche Hand und drückte sie kurz, wobei sie sich noch näher zu ihm heranschob. Der Duft ihres Parfüms stieg ihm in die Nase. Er lächelte weltmännisch und sein Blick glitt wie automatisch erneut zu ihrem Dekolleté.

„Ich bin Exodus Wingston.“

[ Fresia – Coromon Islands – Hill City – Seashell Hotel – Foyer | mit Bex ]
 
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- Fresia – Coromon Islands – Hill City – Red Square Bar – Mit Corey –

An diesem Abend waren mehr Gäste zugegen als an den vergangenen Tagen. Möglicherweise mochte dies Zufall sein, vielleicht war es aber auch auf das Programm zurück zu führen und darauf, dass Corey und seine eigentliche Tanzpartnerin ein beliebter Act waren, dem das Publikum in Hill City gerne seine Zeit schenkte. Giselle hatte sich bei der kurzen Probe bereits von Coreys Talent überzeugen können. Er führte gut, er kannte seine Schritte und er hatte das, was unerlässlich war um auf der Bühne zu bestehen: er trug den Rhythmus im Blut. Gemeinsam auf der Bühne nahm die Vahla nichts mehr wahr von den Zuschauern oder der kurzfristig für sie eingesprungenen Trenuna, die im Dunkel der Bar zwischen den Tischen hin und her schlüpfte, das Tablett auf ihrer rechten Hand balancierte und Getränke verteilte. Nur flüchtig dachte Giselle daran, dass das Bedienen der Gäste eigentlich ihr Job war. Eigentlich. Für den Moment konnte sie dies vergessen. Sie hatte nicht geplant, an diesem Abend zu tanzen, es hatte sich ergeben. Sie hatte die Gelegenheit, die sich ihr geboten hatte, erkannt und ohne zu zögern ergriffen. Denn auch, wenn es ihr nichts aus machte, als Kellnerin angestellt zu sein, war dies nicht das, was Giselle war. In ihrem Herzen war sie eine Tänzerin und sie würde immer eine Tänzerin sein, ganz egal wo sie arbeitete oder für wen. Sie konnte nicht zurück in ihr altes Leben und sie konnte die Vergangenheit nicht rückgängig machen, doch sie konnte die Gelegenheiten leben, die sich ihr boten und die kleinen Fragmente an Erinnerungen in sich aufnehmen und nutzen, um noch einmal der Giselle nahe zu sein, die sie ursprünglich hatte sein sollen, damals in ihrem alten Leben, bevor sie sich ihrer Bestimmung entzogen hatte.

Die hohen Stilettos glitten geschmeidig über den glatten Boden. Giselles Füße bewegten sich wie von selbst. Die Bar war komplett in Finsternis getaucht und nur die Bühne war erhellt von mehreren Scheinwerfern. Coreys Aftershave duftete extravagant nach Zedernholz, Orangenblüten und Hilbiushalmen und schaffte es männlich, aber nicht herb zu wirken und die Geschwindigkeit ihrer Bewegungen ließ Giselles Rock elegante Wellen schlagen. Giselle ließ sich vollkommen auf Coreys Führung ein, ließ sich treiben und genoss es, wenn er seine Hand auf ihre Taille legte und sie mit männlicher Entschlossenheit an sich zog, um sie im nächsten Moment in einer wilden Drehung wieder von sich zu stoßen. Ihre Blicke waren fest ineinander verschlungen und schienen sich nie zu verlieren. Leicht, ganz leicht nur berührten sich ihre Fingerspitzen, als sie von einem Tanz in den nächsten wechselten, der Ryhtmus ein wenig langsamer wurde und ihrer beider Hüften zu kreisen begannen. Zwischen ihnen befand sich nur ein Hauch von Luft und Giselle spürte die Hitze, die sich begann aufzustauen. Auf Coreys Stirn glänzte eine Spur von Schweiß und im nächsten Moment war er ihr noch näher, hatte seine linke Hand auf ihren Rücken gelegt und fuhr zart ihre Wirbelsäule hinab, um seine Hand im Bereich ihrer Lendenwirbel ruhen zu lassen. Giselle ließ sich nach hinten fallen, vertraute seiner stützenden Hand und bog ihren Rücken durch. Das Knorpelskelett der Vahla ließ eine größere Biegsamkeit zu, als es bei jedem Menschen der Fall gewesen wäre. Giselle streckte ihre Arme weit von sich und ihre Hände berührten den Boden. Spannung durchlief ihren Körper von den Finger- bis in die Fußspitzen, als Corey sie fest hielt, durch die Luft schwenkte und die Welt an ihr vorbei flog.

Sie verbeugten sich, während Corey noch den Arm um sie gelegt hatte. Mit Applaus zollte ihnen das Publikum seinen Respekt. Giselles Atem ging schnell, ihr Puls schlug nach der vierzig minütigen Belastung in höherem Tempo als üblich, aber es war eine angenehme Anstrengung, die ihren Körper erfasst hatte und sie lächelte.


- Fresia – Coromon Islands – Hill City – Red Square Bar – Mit Corey –
 
[ Fresia – Coromon Islands – Hill City – Red Square Bar | mit Bex ]

Exodus nahm zufrieden einen Schluck seines Whiskys. Nachdem Bex im Foyer des Seashell so schnell in die Offensive gegangen war, hatten sie sich für den Abend verabredet. Sie beide waren also auf ihren Zimmern verschwunden, hatten sich umgezogen, frisch gemacht und sich eine Stunde später erneut im Foyer getroffen – diesmal aber planmäßig. Sie hatten den Abend in verschiedenen Bars verbracht, viel getrunken, gelacht und erzählt. Bex war charmant. Sie war attraktiv, witzig und gebildet. Vor allem aber schien sie ein ganz ähnliches Leben zu führen wie er, mit ganz ähnlichen Problemen. Den größten Teil des Abends hatten sie über Belanglosigkeiten geredet, gewitzelt und geflirtet. Einige Male hingegen hatten sie auch ernstere Töne angeschnitten und Exodus gefiel das Gefühl, sich verstanden zu fühlen. Sie beklagten beide, wie schwer es war, als Geschäftsmann bzw. –frau eine Beziehung zu führen, wenn man ständig unterwegs war – oder den Draht zur Familie zu halten. Als er Probleme mit seinem Sohn und mit seiner Tochter angedeutet hatte, hatte sich Bex kurzzeitig irritiert gezeigt, die Situation aber mit einem schnippischen Witz überspielt. Als er betont hatte, von seiner Frau getrennt zu sein, war sie ihm trotzdem erleichtert vorgekommen. Bex war geschieden, hatte aber keine Kinder aus der Ehe. Sie saßen im selben Boot. Gleichzeitig ahnten sie beide, dass diese Verbindung nicht von Dauer sein würde. Sie beide hatten Spaß und das war es, worauf es heute Abend ankam. So also würden sie heute Nacht vermutlich keine getrennten Wege mehr gehen – dafür reichten Anziehung und Sympathie auf beiden Seiten aus –, aber mehr würde nicht passieren. Höchstens ein oder zwei Treffen während ihrer Aufenthalte hier in Hill City. Keinen von ihnen beiden störte diese Aussicht sonderlich. Sie wussten, worauf sie sich beim anderen einließen – zumindest glaubte Exodus das. Er hatte keine Ahnung, wie viel Bex tatsächlich über ihn und seine Vergangenheit wusste, ob sie das ganze eher faszinierend oder abstoßend gefunden hätte. Wie auch immer. Ihr war nichts anzumerken.
Der Geschäftsmann grinste über den Rand seines Whisky-Glases hinweg zu Bex hinüber. Sie sah in ihrem kleinen schwarzen wirklich heiß aus. Gerade hatte sie sich zu ihm vorgebeugt und behauptet, die zwei weiblichen Twi’lek einige Plätze neben ihnen, hätten es beide auf ihn abgesehen, was kein Wunder wäre, da doch jede Frau einen Mann wie ihn abkriegen wollte. Sie war wirklich charmant.


„Warum sind wir noch gleich hier?“

fragte Exodus seine Begleiterin schmunzelnd, die bisher in jeder Bar, die sie besucht hatten, einen Trumpf aus dem Ärmel hatte zaubern können. Ein besonders delikates und exklusive Bier, ein uriger Barkeeper, eine extravagante Location. Trotz der vergleichsweise kurzen Zeit von zwei Wochen, die sie auf Bandomeer bisher verbracht hatte, war sie eine echte Kennerin des Nachtlebens. Das Geheimnis der Red Square Bar hatte sie ihm hingegen noch nicht verraten. Bex lächelte verschwörerisch.

„Hier tritt ein heißer Tänzer auf. Corey heißt er. Den schau ich mir gerne an.“

Exodus verdrehte die Augen und lehnte sich mit gespielter Enttäuschung zurück. Bex stieß einen theatralischen Seufzer aus.

„Er hat natürlich auch eine Tanzpartnerin. Also ist was für jeden dabei.“

„Hoffentlich ist das nicht zu viel versprochen.“

Exodus war nicht gerade der größte Fan von Tanzveranstaltungen. In seiner Jugend hatte er viel Zeit auf irgendwelchen Geschäfts- oder Schulbällen verbracht und kannte daher tanzende Menschen zur Genüge. Eigentlich reizte ihn die Aussicht einem Typen, den Bex heiß fand, dabei zuzusehen, wie er mit aufgeknöpftem Hemd und wallendem Haar über die Bühne hüpfte, nicht besonders. Exodus saß halb mit dem Rücken zur Bühne, also würde er nicht allzu viel davon sehen müssen, wenn er nicht wollte. Keine Ahnung, wie lange diese Show laufen würde und wie begeistert Bex wirklich davon war, aber möglicherweise konnten sie sich ja gleich schon wieder verdrücken.

„Hey!“

sagte Bex, während ihre Augen zur Bühne wanderten.

„Es geht los.“

Exodus seufzte, wollte sich erst gar nicht die Mühe machen, sich umständlich auf dem Hocker umzudrehen. Doch ein leiser Impuls drängte ihn dazu, es doch zu tun. Die Stimme in seinem Kopf. Sie flüsterte. Langsam rutschte er herum, suchte mit den Augen den heißen Tänzer, fand ihn auch, doch sein Blick ging weiter. Zur Tänzerin. Von oben nach unten und wieder zurück. Verwundert kniff er die Augen zusammen. Sie war heiß. Lange, schlanke Beine. Schmale Schultern, die sie fast zerbrechlich wirken ließen. Ein verführerischer Blick. Was für ein Blick!
Er ahnte, dass Bex ihn aus den Augenwinkeln betrachtete. Doch wollte er sie nicht loslassen. Der Tanz begann und es fühlte sich an, als tanzte er dort mit ihr. Sie bewegte sich, seine Blicke folgten ihr, hefteten sich an sie. Jede Bewegung war wie der Wind und das Meer, geschmeidig und natürlich. Sie verschmolz mit der Musik und mit seinem Geist. Es war als riefe sie seinen Namen. Sie rief und er würde folgen müssen. Immer wieder, sagte sie seinen Namen, immer wieder. Was war das nur für eine Frau?!


„Exodus!“

plötzlich schreckte er auf, wie aus einer Trance. Bex sah ihn an, mit zusammengezogenen Augenbrauen, bemüht ihn anzugrinsen.

„Du musst es nicht so übertreiben. Du hast sie ja beinahe mit den Augen ausgezogen.“

Seine Augen huschten nur kurz zur ihr hinüber, unschlüssig, ob sie sich von der mysteriösen Tänzerin losen konnten.

„Jaah …“

sagte er nur nachdenklich. Das ergab keinen Sinn. Wie konnte er diese Frau derart anziehend finden? Er sah ihr zu und spürte eine lange unterdrückte Sehnsucht, ein altes Versprechen. Jede ihrer Bewegungen atmete dieses Versprechen. Aber was versprach sie ihm?

„Exodus?“

Schon wieder Bex! Konnte sie ihn nicht einfach die Show genießen lassen? Dafür waren sie doch hergekommen!

„Wollen wir nicht woanders hingehen? Heute Abend ist es nicht so gut. Corey hat eine neue Tanzpartnerin und die baut überall Fehler in die Choreographie ein.“

Sie klang verunsichert und genervt, versuchte aber gleichzeitig bestimmt zu sprechen.

„Aber es ist doch noch nicht vorbei.“

Murmelte Exodus und diesmal wandte er seinen Blick nicht von der Bühne ab.

„Ich würde gerne gehen.“

versuchte sie es erneut. Er kniff genervt die Augen zusammen.

„Ich würde die Show gerne zu Ende sehen.“

Sie antwortete nicht mehr. Offenbar hatte sie nachgegeben. Es war ihm nur Recht, so konnte er sich weiter in dieser Choreographie, in dieser Frau, verlieren. Sie hatte etwas von Arica, wenig von Yuna. Gleichzeitig war sie vollkommen anders. Und erstaunlich beweglich!
In einer kurzen Pause sah er zu Bex hinüber, wollte sehen, ob sie es nicht doch noch genoss. Doch Bex war weg, ihr Stuhl war leer. Verwundert zog er die Augenbrauen hoch, spürte aber nur wenig Enttäuschung. Vielleicht hätten sie die Nacht noch zusammen verbracht, doch wahrscheinlich hätte in seinem Kopf weiterhin die mysteriöse Frau getanzt. Die beiden Tänzer machten für einen Moment eine Pause und Exodus beugte sich neugierig zum Barkeeper hinüber. Während er sprach, glitt sein Blick schon wieder zurück zur Bühne.


„Wer ist sie?“

„Die Tänzerin?“

Der Barkeeper war ein Glatzkopf, dessen Schädel vor Schweiß glänzte. Dabei war er nur damit beschäftigt einige Gläser mit einem Handtuch abzutrocknen. Exodus‘ Blick deutete er als Bestätigung seiner Frage.

„Das ist eigentlich eine unserer Kellnerinnen. Sie ist neu hier.“

„Woher kommt sie?“

„Woher genau? Keine Ahnung. Hab gehört, sie war ursprünglich mal bei der Flotte, als Captain oder so. Komisch, oder?“

„Ja …“

murmelte Exodus nur, denn die beiden hatten sich erneut in ihrer Choreographie eingefunden.

„Ich meine – jemand, der sich so bewegen kann, bei der Flotte?“

Exodus stimmte ihm gedanklich zu, sagte jedoch nichts mehr. Der Barkeeper hatte aber offenbar Gefallen daran gefunden, ein Gespräch zur Ablenkung zur führen. Also setzte er erneut an:

„Sie ist wohl schon länger hier auf Bandomeer. War auf den kleineren Inseln im Dschungel. Kann wohl auch mehrere Sprachen sprechen, unter anderem die der Mon Calamari. Sie hat sich wohl mit den Eingeborenen dort angefreundet.“

Es dauerte einen Moment, bis die Informationen des Barkeepers in die tieferen Regionen von Exodus‘ Gehirn vorgedrungen waren. Sie sprach mehrere Sprachen, war auf den Inseln gewesen, kannte die Eingeborenen. Und sie war bei der Flotte gewesen. Er blinzelte verwundert. Jetzt drehte er sich doch noch einmal komplett zum Barkeeper um und sah ihn eindringlich an.

„Wie heißt sie?“

Der Glatzkopf zeigte sich irritiert über diesen plötzlichen Vorstoß, zuckte dann aber mit den Schultern und antwortete:

„Giselle.“

Giselle. Klang das wie der Name seiner neuen persönlichen Assistentin? Schon möglich. Sie war perfekt. Auch für den Job, den er ihr anzubieten hatte. Irgendwie musste er in ihre Nähe kommen, musste das Geheimnis lösen, das sie umgab. Denn es gab eins, das war ganz klar. Exodus blickte auf sein Chrono. Schon über eine halbe Stunde sah er den beiden – oder eigentlich nur Giselle – beim Tanzen zu. Sogar fast vierzig Minuten. Wie die Zeit verflogen war. Die beiden deuteten jetzt das Ende ihrer Show an. Exodus stand auf, stimmte in den aufbrandenden Applaus des Publikums ein. Großartig. Diese Frau.
Es hielt ihn nicht lange an der Bar. Langsam schob er sich durch die anderen Gäste, zielstrebig auf die Bühne zu. Giselle war kurzzeitig aus seinem Blickfeld verschwunden, doch jetzt zeigte sie sich wieder. Sie war von der Bühne heruntergeklettert und Exodus fixierte sie mit seinem Blick.
Diese Frau war die pure Versuchung. Und er nicht in der Lage zu widerstehen. Da war etwas in ihr. Er wusste, er durfte sie nicht haben. Er durfte nicht. Er wusste nicht warum das so war, aber er wusste, dass es ihm egal war. Er wollte sie, er musste sie einfach haben. Mit selbstbewusstem Gang näherte er sich der Bühne, ohne zu wissen, was er da eigentlich tat. Giselle bemerkte ihn jetzt, fing seinen Blick auf. Sie wirkte erschöpft. Kein Wunder, nach dieser Nummer.


„Hallo.“

er lächelte charmant. Plötzlich spürte er etwas in ihr. Die Stimme in seinem Kopf, echote in ihrer Aura wider. Sie war eine dunkle Versuchung.

„Ich bin Exodus Wingston und seit heute Abend ein begeisterter Fan. Kann ich Sie auf einen Drink einladen?“

[ Fresia – Coromon Islands – Hill City – Red Square Bar | mit Giselle ]
 
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Erhitzt und mit einem glücklichen Lächeln im Gesicht verließ Giselle, noch immer Coreys Hand haltend, die Bühne. Ihr Tanzpartner für einen Abend strahlte sie an. "Eine gelungene Vorstellung.", schien sein Gesicht zu sagen, ohne dass er es wirklich aussprach. Giselle fühlte sich gut. Sie war nicht besonders wählerisch, wenn es um Arbeit ging, frei nach dem Motto, dass es unehrenhafte Arbeit nicht gab, doch nichts war so befreiend und fühlte sich so gut an wie das Tanzen. Nichts passte besser Giselle als der Rhythmus der Musik und die geschmeidigen Bewegungen, in die ihr Körper ganz von selbst verfiel, ohne dass sie darüber nachdenken musste. Der Tanz war ihr Leben, ihr Schicksal, das ihr bestimmt war seit dem Tag ihrer Geburt und dem Ver'anjee, dem Ritual der Vahla, das jedem von ihnen zuteil wurde und ihnen ihren Platz im Clan zuwies. Giselle verspürte noch immer diese Leichtigkeit in ihren Füßen, als sie die kurze Treppe seitlich der Bühne hinter Corey hinunter stieg. Den Applaus des Publikums noch immer im Rücken nahm sie wahr, wie das Licht in der ganzen Bar wieder auf eine etwas hellere Stärke angepasst wurde, während die Bühne selbst verdunkelt worden war. Der Auftritt war vorbei, das Geschäft ging weiter mit Getränken und spätabendlichen Snacks, ob warm oder kalt. Die Küche hatte wieder viel zu tun, die Kellnerinnen füllten Gläser auf und eigentlich musste sich Giselle ihnen wieder anschließen, dafür wurde sie schließlich bezahlt. Ihr Blick wanderte hinüber zur Bar, wo ihr Chef damit beschäftigt war einige Cocktails zu mixen. Als hätte er seinen Blick auf sich gespürt sah er zu ihr hinüber und zeigte ihr seinen erhobenen Daumen, dabei glänzte seine Glatze im hellen Licht der Lampe, unter der er stand. Giselle erwiderte sein Lächeln und wertete das stumme Lob als Bestätigung, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte, als sie Corey ihre Hilfe angeboten hatte. Sie lächelte noch immer, als sich ein fremder Mann direkt vor sie schob und sie ansprach. Corey ließ ihre Hand los, als sie stehen ließ, grinste ein wissendes Grinsen und zog ohne sie weiter. Für eine Sekunde schaute Giselle erst ihm hinterher, dann sah sie zurück zu dem Fremden, der sie freundlich ansah und ihr ein Kompliment für ihre Performance machte.

"Vielen Dank!"

Die Freude war Giselle deutlich anzusehen. Der Tanz, die Anstrengung, die Aufregung und nicht zuletzt die gleißend hellen Scheinwerfer auf der Bühne, von denen eine nicht unerhebliche Wärme ausging, hatten dafür gesorgt, dass ihre Wangen von einer frischen Röte überzogen waren. Spielerisch vollführte sie einen scherzhaften Knicks, als Exodus Wingston sich vorstellte und sie auf einen Drink einlud.

"Ich bin Giselle."

Antwortete sie.

„Außerdem bin ich außer Atem, brauche dringend einen Stuhl zum Sitzen und überhaupt nicht in der Lage zu einem Drink nein zu sagen.“

Fügte sie lachend hinzu. Der Fremde war groß, was Giselle an Männern mochte, dunkelhaarig und gut gekleidet. Das weiße Hemd saß wie maßgeschneidert, vielleicht war es das sogar. Die Vahla ging vor, zur Bar hinüber, und spürte auch die Blicke einiger anderer Gäste auf sich.

„Sie dürfen mir ein Wasser bestellen, wenn Sie möchten.“

Forderte sie ihn auf und ließ sich auf einen der Barhocker gleiten. Auf der anderen Seite der Bar, ein Spültuch über der rechten Schulter und eine Flasche Champagner in der Hand, kam Iss zu ihnen herüber. Der Besitzer der Bar ließ den Korken knallen, noch bevor er bei Giselle stehen blieb, griff einmal mit seiner großen Hand hinter sich, wo auf einem Regal sämtliche Gläser aufgereiht waren. Iss griff direkt vier Champagnergläser auf einmal, die er geschickt alle vor Giselle auf den Tresen stellte.

„Gute Arbeit, Giselle. Jetzt wird gefeiert.“

Verkündete er und sah sich um.

“Wo steckt Corey?“

Auch Giselles Blick flog suchend durch die Bar. Ihr Tanzpartner stand an einem der Tische und plauderte mit zwei weiblichen Gästen. Entweder er hatte jemanden getroffen, den er kannte, oder er hatte sehr schnell Bekanntschaft geschlossen. Nun, letzteres traf nicht nur auf ihn zu. Giselle sah hinüber zu ihrem neuen Bekannten, in dessen Richtung Iss gerade ein gut gefülltes Glas schob. Auch Giselle hielt er ein Glas hin, doch die Vahla schüttelte den Kopf.

„Später vielleicht.“

Lehnte sie gutmütig ab.

„Ich brauche wirklich erst mal ganz dringend ein Wasser.“

Betonte sie. Etwas vorwurfsvoll sah der Barbesitzer sie an, seufzte dann, murmelte etwas von wegen „Frauen…“ und bückte sich um aus einem der Kühlschränke eine Flasche Wasser heraus zu holen. Fragend sah er dann zu Exodus Wingston hinüber, dem er neben dem Champagner, der wohl aufs Haus ging, offenbar auch noch etwas anderes bringen wollte. Giselle leerte währenddessen ihr erstes Glas Wasser in einem Zug. Erfrischend rann die kalte Flüssigkeit ihre Kehle hinunter. Giselles Mundwinkel zuckten. Das tat gut. Fröhlich lächelte sie ihr Gegenüber an. Sie war gut gelaunt, richtig gut gelaunt.

„Also, Exodus – darf ich Sie so nennen? – was verschlägt Sie an einem Abend wie diesem in eine Bar wie diese?“

Wollte sie wissen, lehnte sich etwas zurück, stützte einen Ellbogen auf dem Tresen ab und schlug bequem die Beine übereinander.

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Ihr Knicks zur Begrüßung war so charmant, dass Exodus nicht umhin kam, breit zu grinsen. Sie nannte ihren Namen, den er schon kannte, und ließ sich sofort auf seine Einladung ein. So ein Glück, dass die Frau, von der er sich auf mysteriöse Weise so angezogen fühlte, auch noch sympathisch und ihr Lachen ansteckend war. Die begnadete Tänzerin hätte ebenso ein Ekelpaket sein können. Möglicherweise hätte das ihre Faszination dann auch schnell geschmälert und die ganze Sache hätte sich erledigt. So war es aber nicht. Ihr Tanzpartner – der Typ war ja auch noch da! – ließ Giselle grinsend ziehen, doch mehr als einen Seitenblick hatte Exodus nicht für ihn übrig. Irgendwie dackelte er ihr bis zur Bar nur hinterher. Sie war eine gefragte Frau, auch der Barkeeper wollte sie sofort für sich beanspruchen und ihr einen Champagner spendieren. Und sie war eine selbstbewusste Frau. Er durfte ihr also ein Wasser bestellen. Sie kokettierte, flirtete mit ihm. Zumindest fasste er das so auf. Den Barkeeper ließ sie immerhin abblitzen, was Exodus zu einem dümmlichen Grinsen veranlasste. Bevor der Glatzkopf selbst zu einem Wasser greifen konnte, betonte Exodus:

„Ein Wasser für unsere Tänzerin, bitte.“

Der Typ glotzte ihn ein bisschen verärgert an, tat aber wie geheißen. Eigentlich unfair, hatte er doch eben noch so freundlich Auskunft über Giselle gegeben. Aber diese Frau hatte etwas an sich oder in sich, das Exodus haben wollte. Unbedingt. Ohne Rücksicht auf Verluste.
Dafür stand jetzt erst mal Kommando Charmeoffensive auf dem Programm.


„Tatsächlich war ich hier mit einer Frau verabredet.“

erklärte er auf ihre Frage, was ihn hierher geführt hatte. Die Wahrheit war eigentlich keine besonders schmeichelhafte, aber er hatte im Gefühl, dass Offenheit in diesem Fall ein guter Eisbrecher war.

„Meine Begleiterin hatte mir diese Bar empfohlen. Aber dann hat sie mich sitzen lassen.“

Eine kleine Kunstpause. Dann das gespielt unsichere Achselzucken und schließlich das wissende Grinsen.

„Irgendwie war sie wohl wenig begeistert davon, wie sehr mich die Tänzerin der Red Square Bar heute Abend fasziniert hat.“

Es klang wie eine witzige Geschichte, fast so, als hätte er sich sie eben ausgedacht. Ein gutaussehender und charmanter Typ wurde von seiner Begleiterin sitzen gelassen, weil er der Tänzerin zu lange auf den Po gestarrt hatte. Das klang schon ein wenig abwegig. Aber im Endeffekt war auch egal, ob Giselle die Geschichte für einen Gag oder wahr halten würde. Wichtig war nur ihre Wirkung. Bevor sie etwas erwidern konnte, setzte er noch nach:

„Wo haben Sie eigentlich so tanzen gelernt, Giselle?“

Er legte den Kopf leicht schief, zog die Augenbrauen fragend zusammen und schmunzelte. Wie lange hatte er schon nicht mehr das Bedürfnis gehabt, sofort alles über eine fremde Person zu erfahren, wo sie herkam, was sie tat, wer sie war. Schon sehr lange. Trotzdem wurde er das Gefühl nicht los, dass er lieber die Finger von Giselle lassen sollte. Aber wie war das möglich? Wie konnte diese liebliche, leichtfüßige, charmante Tänzerin irgendetwas Böses darstellen? Egal. Er würde es schon noch herausfinden. Früher oder später. Bevor er sie endgültig zu Wort kommen ließ, beschloss er, sie noch zu verblüffen, wollte zeigen, dass auch er für sie der mysteriöse Fremde sein konnte, so wie sie es für ihn war. Sein Grinsen wurde breiter, als er erneut an seine Frage anschloss:

„Sicher doch nicht bei der republikanischen Flotte?“

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Der große Raum der Bar war erfüllt von dem Gelächter und dem Stimmgewirr der Besucher, sowie von peppiger Musik, die im Hintergrund spielte. Das starre Schaben von Stühlen, die über den abgenutzten Parkettboden geschoben wurden, drang an Giselles Ohr, ebenso wie das Klirren von Besteck in der Küche und das muntere Plätschern von Flüssigkeit, wenn Iss Bier zapfte oder Sekt ausschank. Giselle goss sich ein zweites Glas Wasser aus der Flasche ein, die Iss ihr bereit gestellt hatte, während ihr neuer Bekannter ihre Frage beantwortete, was er an diesem Abend in der Bar trieb. Er war weder schüchtern noch introvertiert, soviel ließ sich bereits sagen, und seine Story enthüllte, dass er ursprünglich in Begleitung war, wobei offen blieb, ob er sich nur einen Scherz mit Giselle erlaubte und versuchte sie zu komplimentieren. So oder so, seine Antwort brachte die Vahla zum Schmunzeln.

"Und ich nehme an, dann ist es jetzt an mir, Sie über Ihre Begleiterin hinweg zu trösten?"

Erwiderte sie augenzwinkernd, aber auch mit einer gewissen Ironie um die Mundwinkel. Exodus Wingston ging ziemlich in die Offensive. War das die pure, unschuldige Lust am Flirten, oder versuchte er mehr heraus zu finden, etwa ob sie für eine Nacht zu haben war? Giselle war losen Vereinbarungen, die keine Verpflichtungen mit sich brachten, nicht abgeneigt, war aber vorsichtig was Fremde betraf. Viel mehr als seinen Namen wusste sie von dem charmanten Gentleman mit dem gewinnenden Lächeln schließlich noch nicht.

"Vielleicht hätten Sie ihr besser nachgehen und sie um Verzeihung bitten sollen."

Schlug sie vor, auf sein Spiel eingehend und dabei offen lassend, ob er die richtige Entscheidung getroffen hatte, stattdessen Giselle zu umgarnen. Es war ohnehin nur ein Scherz, entschied sie für sich, eine Geschichte um sie zum Lachen zu bringen und um ihr zu schmeicheln. Es war das übliche Spiel, wenn man jemanden kennen lernte, ganz gleich welchen Zweck man verfolgte: Zuerst versuchte man sich von seiner besten Seite zu zeigen und mit Komplimenten zu punkten. Für nette Worte war so gut wie jeder empfänglich. Charmant zu sein kam an, auch bei Giselle. Unabhängig davon, ob sie Exodus Wingston Komplimente für ehrlich hielt oder nicht, hatte sie sich von ihm zu einem Drink eingeladen. Er hatte im ersten Schritt alles erreicht, was er wollte. Zudem zeigte er Interesse, eine weitere, wichtige Strategie um Sympathiepunkte zu sammeln, und Giselle wollte gerade schon auf seine Frage antworten, als er ihr - clever verpackt in eine weitere Frage - unmisverständlich zu verstehen gab, dass er bereits bestimmte Dinge über sie wusste. Giselle musterte ihn offen. Er hatte gehört, dass sie bei der Flotte gewesen war - aber hatte er es wirklich nur gehört? Oder hatte er sich erkundigt und wenn ja, bei wem? Wer war Exodus Wingston?

"Dafür, dass Sie vorhin erst sitzen gelassen wurden, wissen Sie aber schon eine ganze Menge über mich."

Bemerkte Giselle, ohne ihr Lächeln zu verlieren. Sie hatte nichts zu verbergen und machte aus ihrer Zeit bei der Flotte kein Geheimnis. Warum sollte sie auch? Es war ein Beruf gewesen, genau wie ihre Stelle in der Red Square Bar ein Beruf war. Für Giselle bestand kein Unterschied zwischen beiden Aufgaben. Sie hätte vorsichtiger sein sollen, was ihre Verbindung zur Republikanischen Flotte betraf, doch Giselle war fernab vom Krieg zwischen Republik und Imperium aufgewachsen. Die Vahla lebten in Neutralität, ohne sich um die großen Geschehnisse in der Galaxis zu kümmern, und eben diese Neutralität beanspruchte Giselle wie selbstverständlich für sich. Auf den Gedanken, dass ihr jemand aus ihrer Verbindung zur Flotte einen Strick hätte drehen können, kam sie nicht. Leben und leben lassen war das Motto, nach dem sie lebte.

"Aber um Ihre Frage zu beantworten, ich habe eine Tanzausbildung auf Alderaan genossen."

Antwortete sie schließlich.

"Eine klassische Ballettausbildung, um genau zu sein. Das hat allerdings mit dem, was wir gerade auf der Bühne getanzt haben, nicht viel zu tun. Ich habe das Studium einiger galaxisweiter Tänze quasi als Nebenfach belegt. Dort wurden uns zumindest die grundlegenden Schritte bei gebracht. Und der Rest... nun ja, selbst die Reihenfolge der Schritte hilft Ihnen nicht viel, wenn sie nicht für den Tanz geboren sind."

Lautete ihre Erklärung.

"Aber vermutlich wussten Sie auch das bereits und wollten lediglich testen, ob ich Ihre Frage wahrheitsgemäß beantworten würde."

Die Unterhaltung begann, Giselle zu amüsieren, auch wenn sie sich noch immer fragte, wer ihrem neuen Bekannten erzählt hatte, dass sie bei der Flotte gewesen sein. Hatte sie Trenuna davon erzählt? Giselle war sich nicht mehr sicher. Zumindest lief ihre Kollegin fleißig von einem Tisch zum nächsten, lachte und scherzte mit den Gästen. Es war gut möglich, dass sie auch bei Exodus Wingston Halt gemacht hatte um mit im zu plaudern. Aufforderung sah Giselle ihn an.

"Also, ich bin neugierig. Wer ist Ihre geheime Quelle?"

Fragte sie ihn.

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Charmant und selbstbewusst – das waren nach wie vor die beiden Wörter, die Giselle, dem ersten Eindruck nach, am besten beschrieben. Für den Tanz geboren, sagte sie, und es war für Exodus eindeutig, dass sie damit sich selbst meinte. Er konnte ihr nicht widersprechen. Was er eben gesehen hatte, untermauerte ihre Aussage nur, statt sie zu entkräften. Ihre Kommentare zu seiner ursprünglichen Begleiterin für den Abend überging er. In der Regel mochten Frauen es nicht besonders, wenn man von anderen Frauen sprach. Außer natürlich, man lästerte über sie. Aber da das nicht seine Absicht war, ließ er das Thema lieber gleich fallen und konzentrierte sich stattdessen auf Giselle selbst. Das war ohnehin interessanter.

„Eine klassische Ballettausbildung also. Nicht schlecht. Ich bin ehrlich beeindruckt.“

sagte er anerkennend nickend und dachte schmunzelnd an Giselles demonstrierte Beweglichkeit, die durchaus zu Fantasien anreden konnte. Ihre Frage nach seiner Quelle ließ er vorerst offen, denn damit hatte er gerade ihre Neugier geweckt – und die wollte er nicht sofort wieder verpuffen lassen. Ein wenig beugte er sich auf seinem Hocker zu ihr hinüber, als er erneut ansetzte:

„Sie scheinen einen interessanten Lebenslauf zu haben. Das Engagement bei der republikanischen Flotte war bisher die einzige Information, die ich über Sie hatte. Eine Ballettänzerin auf der Kommandobrücke eines riesigen Schiffes. Das ist mehr als ungewöhnlich.“

Seine Augenbrauen bewegten sich fragend in die Höhe. Es gab noch viel mehr zu erzählen und zu hören über diese Frau. Er war gewillt, diese Informationen aufzusaugen, um ihrem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Hatte sie etwas Verbotenes gemacht und eine Leiche im Keller? Irgendetwas, das die Macht ihm über sie vermitteln wollte? Dieses Gefühl ließ ihn nicht los, war wie ein Schmetterling, der ihm vergnügt um die Ohren flog, den er aber nicht greifen konnte. Gleichzeitig wirkte die Abschreckung seines Instinkts überhaupt nicht, weil die andere Hälfte schrie, dass er sie haben musste. Für einen Moment sah er sie nachdenklich an, dann stahl sich das wissende Grinsen erneut in seine Züge.

„Wobei nein.“

Er fuhr sich mit dem Zeigefinger über den Nasenrücken und wartete ab. Kunstpausen gehörten zum Spiel dazu, um die Neugier hochzuhalten. Und darum ging es bei solchen Treffen doch vorrangig.

„Das waren noch nicht alle Informationen. Ich habe gehört, Sie haben einen Abstecher auf die kleineren Inseln gemacht … Finger’s Mark?“

Und bevor sie antworten konnte, setzte er ein weiteres Mal nach:

„Was hat Sie nach Bandomeer verschlagen, geheimnisvolle Frau? Selbst Ihr Barkeeper wusste nicht mehr über Sie zu erzählen – und Barkeeper wissen eine ganze Menge.“

Exodus zwinkerte ihr vergnügt zu. Damit war also auch ihre Frage nach seinem Informanten geklärt. Ein kurzer Seitenblick traf den Barkeeper selbst. Hörte er ihnen eigentlich gerade zu? Vermutlich schon. Irgendwoher mussten Barkeeper ihren großen Wissensschatz ja haben. Nach heute Abend konnte er einem anderen Gast erzählen, dass Exodus Wingston hier gewesen war und großes Interesse an einer Tänzerin namens Giselle gehabt hatte. So funktionierte dieser Kreislauf. Exodus‘ Blicke hefteten sich jetzt wieder an Giselle. Der Barkeeper war doch unwichtig. Spontan verspürte er den Impuls das Lokal zu verlassen und irgendwo unter freiem Himmel mit ihr zu reden. Vermutlich war es für diesen Vorschlag aber noch zu früh. Er hatte ihr Interesse geweckt, ja, aber ob sie ihm deshalb gleich folgen würde? Er wagte es zu bezweifeln. Eine Ausrede hätte sie leicht parat – Erschöpfung von ihrer Show beispielsweise. Außerdem schien draußen noch immer die Sonne, abendlich romantische Stimmung würde so also auch nicht aufkommen. Was brachte einem ein Planet mit Stränden und Meer, wenn man nur einmal in der Woche einen Sonnenuntergang beobachten konnte? Verdammtes Bandomeer.

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Eine Frage, die einfach zu beantworten hätte sein sollen: was hatte sie nach Bandomeer verschlagen? Sie hätte sagen können, dass sie sich nur die Landschaft hatte ansehen wollte, dass ihr der warme Inselplanet wie das perfekte Urlaubsparadies erschienen war oder dass sie jemanden hatte besuchen wollen, den sie zu lange nicht gesehen hatte. All dies wären mögliche Antworten gewesen, doch nichts davon entsprach der Wahrheit. Giselle Givenchy hatte einen Job in einer örtlichen Bar angenommen und allein dies verriet, dass sie mehr war als eine bloße Touristin. Doch wer war sie? Dies war die schwierigste Frage von allen, denn so seltsam es auch erscheinen mochte, Giselle wusste es selbst nicht. Dafür wusste Exodus Wingston noch mehr über sie. Die Erwähnung der Inseln, zu denen sie gereist und die sie erforscht hatte, jagte der Vahla ein Schauern den Rücken hinunter. Von allen Orten in der Galaxis, die sie jemals bereist hatte, war Rings Island mit Abstand der Schönste.

"Fingers Mark."

Fast andächtig wiederholte Giselle den Namen der Inselgruppe und ein Lächeln stahl sich auf ihre Züge. Bestätigend nickte sie Exodus zu.

"Ja, ich bin dort gewesen."

Antwortete sie.

"Ein Ort wie kein anderer. Wenn man erst einmal dort ist glaubt man, die Zeit steht still. Dort existiert nichts, außer der Natur."

Ein wenig verträumt schaute Giselle in ihr Glas, schwenkte es leicht hin und her und fühlte sich durch die künstlich erschafften Wellen des Wassers in ihrem Glas an das rauschende Meer erinnert, das sie beobachtet hatte, während sie am Strand von Rings Island gesessen hatte.

"Es ist ein wirklich wunderschöner, unberührter Flecken Erde. Sie sitzen am Strand, lauschen dem Rauschen des Meeres und dem Summen der Baumwipfel im Wind. Der Dschungel flüstert, die Erde atmet und wenn Sie das Glück haben, die Insel in der Dunkelphase Bandomeers zu erleben, seufzt die Nacht, wenn Sie unter dem glitzernden Sternhimmel liegen."

Ihre Worte klangen fast ein wenig poetisch und Giselle musste über sich selbst grinsen.

"Sie sehen, es ist allemal eine Reise wert. Ich kann es nur empfehlen."

Auch sie war dankbar für die Empfehlung in Form einer Geschichte, die Jem vor so vielen Wochen ausgesprochen und die Giselle schließlich dazu gebracht hatte, das Abenteuer auf sich zu nehmen. Wäre sie niemals nach Fingers Mark gereist, sie hätte vieles verpasst. Die Erfahrungen, die sie auf der Insel gemacht hatte, auch für sich selbst, wollte sie nicht mehr missen.

"Aber Fresia ist ohnehin ein wundervoller Planet, jedenfalls ist das meine bisherige Erfahrung. Wie lange sind Sie schon hier?"

Obwohl sie es nicht sicher wissen konnte, ging Giselle davon aus, dass Exodus Wingston weder in Hill City noch irgendwo anders auf Fresia lebte. Er stammte genauso wenig von diesem Planeten wie sie selbst. In erster Linie verriet ihn seine Haut, die nicht so braun gebrannt war wie die der meisten Einheimischen, unter die Giselle sich beispielsweise problemlos hätte mischen können, ohne auffällig zu wirken. Dann war da seine Kleidung, die so chic und modern war, dass sie nicht recht zu dem locker sitzenden, nachlässig gebügeltem Leinen passen wollte, dass die meisten Stadtbewohner trugen. Der dritte, aber fast sogar wichtigste Punkt, der ihn als Fremdwelter zu erkennen gab, war die Art, wie er den Namen der Inselgruppe ausgesprochen hatte - leicht zögernlich, so als habe er den Begriff an diesem Abend zum ersten Mal gehört.

"Ich bin hier her gekommen, weil ich das Meer sehen wollte. Aber es war auch ein bisschen Zufall."

Giselle lächelte, ohne noch mehr zu sagen. Teil der Wahrheit war auch, dass Fresia so gut gewesen war wie jeder andere Ort. Sie hatte kein Zuhause, sie hatte niemanden, der auf sie wartete, also war sie los gezogen, um eine neue Welt zu erkunden. Immernoch lächelnd beugte sie sich etwas in seine Richtung und griff in eine metallene Schüssel mit leichten Chips, die Iss als Snack aufgestellt hatte.

"Sie sehen, so geheimnisvoll bin ich also gar nicht."

Schloss sie.

"Sie müssen mich nur fragen, dann bekommen Sie in der Regel auch eine Antwort."

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Fingers Mark hatte sie beeindruckt. Giselle schwärmte leidenschaftlich davon, wie großartig die Inselgruppe war, wie toll das Meer und die Sterne, der Dschungel und der Strand waren. Sie empfahl Exodus einmal selbst dorthin zu reisen, ohne zu wissen, dass er genau das geplant hatte. Der Geschäftsmann lächelte gütig und nickte.

„Wie es der Zufall will, bin ich hier, um Fingers Mark einen Besuch abzustatten. Für längere Zeit sogar.“

Die leichte Verwunderung, die sich auf ihrem Gesicht abzeichnete, gefiel ihm und er beschloss den Moment mit einer Kunstpause auszukosten.

„Ich arbeite dort, auf Palm Island. Wir werden aber auch vor den Stränden von Rings Island zu tun haben. Dann werde ich die Insel selbst wohl auch mal erkunden müssen.“

Sein Lächeln wurde ein bisschen breiter. Ihn beschlich das wohlige Gefühl, das sein Plan aufgehen könnte. Er lehnte sich unwillkürlich ein wenig nach vorne und seine Zähne blitzten beim Lächeln auf. Ein Außenstehender hätte vermuten können, er war das Raubtier, das hier eine leichte Beute machte. Tatsächlich fühlte sich ein Teil von ihm ihr gnadenlos ausgeliefert. Die Reize einer Frau waren für einen Mann wie ihn entwaffnend. Und die Reize dieser Frau ganz besonders.
Das Flüstern in seinem Kopf, welches seit der Trennung von Yuna nicht mehr aufgehört hatte zu wispern, sagte, dies sei gut so. Die Stimme sagte, Giselle sei die Frau, auf die er gewartet habe, die etwas hatte, was ihm sonst niemand bieten konnte. Das klang verlockend. Exodus konnte nicht ablehnen.


„Tatsächlich bin ich erst heute hier gelandet.“

erklärte er auf ihre Frage, lehnte sich langsam auf dem Hocker zurück und griff nach dem Whiskey, den er noch in Anwesenheit von Bex bestellt, aber noch nicht ausgetrunken hatte. Der Alkohol brannte angenehm wohlig in seinem Bauch.

„Und ich bin schon sehr gespannt, was mich alles erwartet. Ihre Einführung klingt ja schon vielversprechend.“

Einige Sekunden lang musterte er sie schließlich und sagte nichts. Er dachte über ihre Worte nach und darüber, wie weit er gehen konnte und was die richtige Strategie war, um zu bekommen, was er wollte. Das alte Versprechen, das Giselle ausstrahlte – er wollte es eingelöst wissen. Das Flüstern ermutigte ihn dazu.

„Ich muss nur fragen, dann bekomme ich eine Antwort?“

wiederholte er ihre Worte fragend und zog dabei lächelnd die Augenbrauen hoch.

„Na gut.“

Er grinste sie an und beugte sich erneut zu ihr, rutschte minimal auf seinem Hocker nach vorne.

„Versuchen wir’s mal mit einer ungewöhnlicheren Frage.“

Seine Augen funkelten und er legte der geheimnisvollen Fremden freundschaftlich die Hand auf die Schulter.

„Wie wäre es, wenn ich Sie nach Fingers Mark einlade? Dann können Sie mir die schönsten Seiten von Rings Island selbst zeigen.“

Seine, eben noch auf Giselles Schulter ruhende, Hand wanderte nach unten und strich an ihrem Oberarm entlang, wo er den Druck ein wenig verstärkte, aber nicht so, dass es unangenehm wurde. Es sollte seine Worte unterstreichen und gleichzeitig Nähe demonstrieren. Üblicherweise gelang es ihm ganz gut, solche kleinen Gesten natürlich wirken zu lassen. Das Lächeln auf seinen Lippen war breiter denn je.

„Sie wären natürlich auch Gast in unserem Camp – dort gibt es Schlafmöglichkeiten und gute Verpflegung. Es ist nämlich so: Ich arbeite nicht nur dort, ich leite das ganze Projekt.“

Ein Mann mit Macht und Einfluss. Er war gespannt zu sehen, ob das bei Giselle so gut ankommen würde, wie bei anderen Frauen. Aber an einem kostenlosen Ausflug auf die Inseln konnten sie kaum etwas auszusetzen haben, oder nicht? Sie musste mitkommen – und sie würde, versuchte er sich einzureden. Wo kam diese Unsicherheit her? Weil du sie für dich gewinnen musst, sagte die Stimme. Es war anders als bei Bex. Sie war eine gewöhnliche Frau gewesen. Giselle war das nicht. Ganz und gar nicht.

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Palm Island, das klang in Giselles Ohren wie das Paradies. Die Hauptinsel der Inselgruppe, der von der Natur die Form einer humanoiden Hand gegeben war, hatte sie aus der Ferne beobachten können, als sie auf Rings Island gewesen war. Giselle erinnerte sich an die saftigen grünen Wiesen, auf deren Hügeln sie gestanden hatte und von wo aus sie den Landstreifen der Nachbarinsel erblickt hatte. Dorthin wollte Exodus Wingston reisen und dorthin wollte er sie mitnehmen. Die Vahla folgte mit dem Blick seiner Hand, mit der er sie zuerst an der Schulter und dann an ihrem Arm berührte - warme Finger, die verheißungsvoll über ihre nackte Haut glitten und... mehr wollten? Er lud sie ein, ihn zu begleiten, ohne sie zu kennen. Es waren kaum mehr als zehn Minuten vergangen, dass sie begonnen hatten sich zu unterhalten. Für ihn schien dies mehr als genug, sofern er es ernst meinte. Dies einzuschätzen fiel Giselle schwer. Er grinste zwar noch immer, doch schien der Ausdruck in seinem Gesicht an Belustigung verloren zu haben.

"Eine ungewöhnliche Frage, allerdings."

Bestätigte Giselle, was Exodus bereits selbst erkannt hatte.

"Ziehen Sie immer von Bar zu Bar und laden fremde Frauen in ihr... Camp ein?"

Wollte sie wissen und löste sich von seiner Berührung, indem sie seine Hand bestimmt bei Seite schob. Damit setzte sie ein deutliches Zeichen. Was auch immer er denken mochte, sie war keine Frau, die sich als Trophäe erobern ließ und die er mit Einladungen und leeren Versprechungen beeindrucken konnte. Mit der Erwähnung Palm Islands hatte er zwar ihr Interesse geweckt, doch sie würde ihm nicht dorthin folgen, nur weil er ihr einen Platz in seinem Bett bot.

"Leider kann ich nicht annehmen."

Giselles Tonfall war eine Mischung aus Freundlich- und Sachlichkeit.

"Ich habe hier Verpflichtungen und ich glaube auch nicht, dass ich die Art Frau bin, die Sie suchen."

Beide Begründungen entsprachen der Wahrheit. Giselle reizte das Abenteuer, sie liebte die Natur, entdeckte für ihr Leben gern neue Orte und Welten und genoss die Gesellschaft von Männern, alleine dem körperlichen Akt zur Freude. Exodus Wingston jedoch versuchte ihre Gunst zu erkaufen und dies war etwas, worauf Giselle nicht bereit war einzugehen. Davon abgesehen hatte sie erst vor wenigen Tagen den Job in der Bar angenommen und sie war auf das Geld angewiesen. Im Großteil der Galaxis waren Credits das einzige was zählte und sie hatte noch eine Schuld zu begleichen.

"Erzählen Sie mir von Ihrem Projekt."

Giselles Ablehnung stand ihrer Neugier nicht im Wege. Nach dem, was Jem ihr erzählt hatte, war die Inselgruppe um Fingers Mark vollständig naturbelassen, daher wunderte es sie, woran Exodus arbeiten konnte. Möglicherweise handelte es sich um ein Forschungsprojekt, wie die Untersuchung seltener Pflanzen- oder Tierarten, oder aber um die Ausgrabung alter, längst vergessener Relikte. Die wichtige Frage war, wie die einheimischen Mon Calamari auf eine Störung in ihrer Umgebung reagieren würden. So lange Wingstons Camp die Füße ruhig hielt und nicht in die Natur eingriff, würde es wohl gut gehen.

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Das war wohl nichts. Giselle ließ ihn knallhaft auflaufen und Exodus konnte den Schatten der Enttäuschung in seinem Gesicht nur schwer verstecken. Bei vielen Frauen hätte die Nummer gezogen, Frauen wie Serah wären ihm jetzt um den Hals gefallen und hätten sich bedankt, sich gefreut und ihn angestrahlt. Giselle blieb kühl, lehnte auch seine körperliche Annäherung deutlich ab. Damit musste er leben. Und sich etwas anderes einfallen lassen.

„Es tut mir Leid.“

räumte er schließlich ein und versuchte sich an einem aufrichtigen Lächeln.

„So hatte ich das nicht gemeint.“

Giselle hatte sich offensichtlich in ihrer Ehre verletzt gefühlt, durch sein plumpes Vorgehen, welches für sie so hatte aussehen müssen, als wollte er sie nur als Bettgespielin für einsame Nächte. Dabei waren seine Gedankengänge in eine ganze andere Richtung gegangen. Das war das merkwürdige an der Anziehung dieser Frau: Exodus wollte nicht einfach nur die Nacht mit ihr verbringen – wenn er den Gedanken auch nicht ablehnen würde – er wollte sie in seiner Nähe wissen. Für den Moment war es wohl das klügste wieder eine angenehme Gesprächsatmosphäre schaffen und sein Angebot später ein zweites Mal vorzutragen. Seine Offenheit war bei ihr schon gut angekommen, als er die Situation mit Bex erklärt hatte. Vielleicht war das also die beste Methode.

„Erlauben Sie mir, mich zu erklären und damit gleichzeitig auf Ihre Frage zu antworten.“

Exodus nahm einen Schluck seines Whiskeys. Ein Außenstehender hätte meinen können, er tränke sich Mut an. Vielleicht stimmte das sogar, so ungewöhnlich dieses Gefühl für ihn auch war. Seine Stimme klang sachlich und freundlich, das Raubtierhafte war völlig verschwunden.

„Ich bin der Geschäftsführer der Wingston Corporation. Wir stellen Frachter und Luxus-Yachten her – seit etwa 30 Jahren besteht das Geschäft schon. Wir sind ein Familienbetrieb. Hier auf Bandomeer wollen wir einen Rohstoff abbauen – Lumium nennt er sich – der das Highlight unserer neuen Luxus-Linie sein soll. Lumium ist ein selbstleuchtendes Gestein, das sich am Boden des Meeres findet. Unsere Kunden mögen solche Details. In feinen Adern eingebettet in Edelholz-Verkleidungen wirkt Lumium wirklich toll. Ein größeres Vorkommen liegt zwischen Rings und Pinkie Island.“

Er lächelte vorsichtig. Ihm selbst gefiel das Lumium auch und er hatte schon mit dem Gedanken gespielt, die Wingston Two aufrüsten zu lassen, wenn sie genug von dem Rohstoff abgebaut hatten.

„Die Regierung hat uns einige Auflagen gemacht, die wir selbstverständlich erfüllen. So soll die Natur unangetastet bleiben, vor allem die Höhlen der leuchtenden Steine dürfen nicht mit Maschinen beschädigt werden. Wir haben eine ganze Truppe Nautolaner eingestellt, die als geborene Taucher auch ohne Maschinenhilfe klar kommen können. Allerdings haben sich dabei ein paar Probleme ergeben …“

Exodus seufzte. Es war kein gespieltes Seufzen, denn das Problem war tatsächlich existent und akut. Umso wichtiger war es deshalb, Giselle von der Aufrichtigkeit seines Anliegens zu überzeugen.

„Unser bisheriger Projektleiter vor Ort … kommt nicht so gut mit den Nautolanern klar. Gleichzeitig hat er mir von einheimischen Mon Calamari berichtet, die alle unsere Aktionen sehr skeptisch beobachten. Ich fürchte, das wird über kurz oder lang noch Ärger geben.“

Etwas ratlos zuckte er mit den Schultern und schwenkte das Whiskey-Glas in seiner Hand, während sich seine Augen in der bernsteinfarbenen Flüssigkeit verloren.

„Unser Projektleiter hat um Unterstützung gebeten, also habe ich beschlossen hierher zu kommen und mir die Situation anzusehen. Aber wir brauchen auch jemanden zur Vermittlung zwischen den verschiedenen Parteien. Jemanden, der Zugang zu den Mon Calamari hat und herausfindet, was wir tun können, um ihre Bedenken zu zerstreuen.“

Sein Blick heftete sich an Giselle. Ob sie sein Anliegen schon verstand? Zählte sie eins und eins zusammen, so wie er das getan hatte?

„Mein Vorpreschen in dieser Hinsicht war wohl etwas plump und unbedacht. Aber nachdem was Ihr Barkeeper mir über Sie erzählt hat, musste ich einfach versuchen, Sie von unserer Sache zu überzeugen.“

Sein Lächeln drückte Entschuldigung aus. Er hatte das gute Gefühl, die Sache vielleicht doch noch hingebogen zu bekommen.

„Ehrlich gesagt glaube ich, Sie sind genau die Art von Frau, die ich suche.“

Jetzt huschte wieder ein Grinsen über seine Züge. Er gewann seine Selbstsicherheit zurück und damit auch die Kontrolle über das Gespräch. Die Karten lagen auf dem Tisch. Das offensichtliche hatte er dennoch nicht ausgesprochen – er hatte sie nicht noch einmal direkt gefragt. So konnten sich beide Parteien galant aus der Situation ziehen und Peinlichkeiten umschiffen. Nur unerfüllte Sehnsüchte würden bleiben. Und ein altes uneingelöstes Versprechen.

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Ihre deutlichen Signale verstand Exodus sofort. Er ging auf Abstand und entschuldigte sich dafür, einen falschen Eindruck vermittelt zu haben. Ob dieser wirklich so falsch gewesen war, würde sich noch zeigen, doch Giselle war niemand, der lange grantig war und nachtragend schon gar nicht. Jeder hatte verdient sich erklären zu dürfen und jeder verdiente in ihren Augen eine zweite Chance. Sie selbst, so musste sie oft denken, hätte sich ebenfalls so manches Mal in ihrem Leben gewünscht eine solche zu erhalten. Sie hörte zu, nippte an ihrem Wasser und erfuhr mehr über Exodus Wingston. Er war kein Forscher oder Ausgrabungsleiter, sondern ein Geschäftsmann und anscheinend ein ziemlich erfolgreicher. Wenn der Familienbetrieb, den er leitete, bereits seit 30 Jahren bestand und die Wingston Corporation, wie das Unternehmen hieß, Luxusfrachten herstellte, dann klang das nach etwas, wodurch er gut leben konnte. Seine teure Kleidung und sein weltliches Auftreten sprachen beides dafür. Vielleicht erklärte dies zum Teil seine selbstbewusste Haltung. Er machte den Eindruck eines Mannes, der genau wusste, was er wollte, wenn er einen Raum betrat, und dies auch in den meisten Fällen bekam. Mit genau dieser Art hatte er auch Giselle nach Fingers Mark eingeladen.

„Lumium…“

Giselle ließ den Namen des Rohstoffes, den Exodus‘ Firma vor der Küster von Pinkie Island abzubauen gedachte, auf ihrer Zunge zergehen. Sie hatte noch nie von einem solchen Material gehört. Die Galaxis war so groß und so vielfältig, das ein Vahlaleben kaum ausreichte, um alle ihre Wunder zu erforschen.

„Den Rohstoff nutzen Sie also für die Innenausstattung?“

Hakte sie nach, um sicher zu gehen, dass sie den Verwendungszweck richtig verstanden hatte, und Exodus nickte bestätigend. Obwohl er betont hatte, dass die Regierung seiner Firma strenge Auflagen gemacht hatte und die Natur auf Palm Island und den anderen Inseln unangetastet bleiben musste, war Giselle leicht skeptisch. Konnte der Rohstoff in den Tiefen des Meeres wirklich abgebaut werden, ohne die Riffe zu beschädigen? Menschen taten viel, um ihre Vorstellungen von Luxus in eine Form zu gießen und zum Leben zu erwecken. Kritisch wurde es, wenn die Form drohte zu zerspringen. Beruhigend und auch erstaunlich war es darum zu hören, dass die Wingston Corporation nötige Vorkehrungen getroffen hatte, um alle Auflagen zu erfüllen, und nautolanische Arbeiter angestellt hatte, die dank ihrer natürlichen Fähigkeiten unter Wasser arbeiten und das Lumium würden abbauen können. Ein geschickter Zug, wie Giselle fand, wenn sie sich auch fragte, warum man auf Nautolaner zurück gegriffen hatte, statt hier in den Städten heimische Mon Calamari zu engagieren. Vielleicht lag es daran, dass in Hill City so gut wie keine Arbeitslosigkeit existierte und kaum Arbeiter zu finden waren, oder aber man hatte es versucht und die Mon Calamari in den Städten lehnten es ab, ein solches Projekt wie das der Wingston Corporation zu unterstützen, weil sie es als Eingriff in die Natur betrachteten. In diesem Zusammenhang wunderte es Giselle auch nicht, dass die noch in Stämmen lebenden Mon Calamari auf Fingers Mark die sich um sie herum entwickelnden Geschehnisse kritisch beobachteten.

„Die Mon Calamari sind sehr sensibel, wenn es um die Bedrohung ihrer natürlichen Umgebung geht.“

Bemerkte Giselle.

„Es überrascht mich nicht, dass sie Ihre Leute beobachten.“

Offenbar hatte die Wingston Corporation mit solchen Problemen nicht gerechnet. Entweder das, oder der Projektleiter vor Ort hatte sich unzureichend auf seine Arbeit vorbereitet. Dass er überfordert war, daraus machte Exodus kein Geheimnis. Schon alleine die Nautolaner schienen dem armen Mann über den Kopf gewachsen zu sein. Giselle stellte sich den Mann, der vor Ort bisher die Geschicke der Firma geleitet hatte, als einen dieser arroganten Menschen vor, die ihre eigene Rasse für die erhabenste von allen hielten. Manche Menschen sahen sich tatsächlich so. Es war eine der größten Schwächen ihrer Spezies. Exodus Wingston hingegen wusste, wann es Zeit war Hilfe zu engagieren und was er Giselle diesmal zu sagen hatte unterschied sich von der direkten, zweideutigen Einladung, die er zuvor an sie gerichtet hatte. Diesmal, sprach er weniger das aus, was er dachte und doch sagte er genug, damit Giselle verstand, dass er ihr ein, zur Abwechslung seriöses, Angebot machte.

„Sie bieten mir einen Job an?“

Fragte sie ungläubig, obwohl sie sicher war ihn verstanden zu haben. Die Hintergründen wollten ihr nicht ganz einleuchten. Er wusste kaum etwas über sie, abgesehen von dem bisschen Klatsch und Tratsch, den er von Iss gehört haben mochte. Wie um alles in der Galaxis wollte er beurteilen, ob sie geeignet war? Und womit genau wollte er sie beauftragen?

„Sie sind ein Mann voller Überraschungen.“

Stellte sie trocken fest, goss den letzten Rest Wasser aus der Flasche in ihr Glas und trank.

„Was genau schwebt Ihnen vor?“

Giselle konnte nicht umhin, neugierig zu sein. Sie war sogar mehr als das. Seinen ersten Versuch, sie zurück nach Fingers Mark zu locken, hatte sie im Keim erstickt. Doch konnte sie wirklich ein zweites Mal widerstehen? Sie sah die Zeichnung der Inselgruppe, die in Jems Bar hing, deutlich vor ihren Augen. Sie liebte diese Inseln. Sie liebte sie so sehr, wie Carm Orty sie geliebt hatte. Auf Rings Island hatte sie sich der alten Giselle, die sie einst gewesen war und der, sie sie geboren war zu sein, näher gefühlt als irgendwo sonst in den letzten Jahren. Morten hatte Recht behalten. Sie war am glücklichsten, wenn sie frei war und die Freiheit genießen konnte. Fresia war genau der richtige Planet für sie. Fingers Mark war perfekt. Giselle blickte auf. Sein stärkste Argument hatte Exodus Wingston bereits ausgespielt und dem selbstsicheren Lächeln auf seinem Gesicht nach zu urteilen wusste er genau, dass er sie an der Angel hatte. Jem würde verstehen, dass sie zurück wollte. Jem hatte auch Carm verstanden. Es schien, dass seine Freunde wie von einer übersinnlichen, unbekannten Komponente zu den Inseln hinüber gerufen wurden.

„Sagen Sie mir, was genau mein Job wäre..“

Sprach Giselle, die nicht wählerisch war.

„Und ich werde mit Ihnen kommen."

Unter ihren Füßen spürte sie bereits die warme Erde der Insel und auf ihrer Haut den feuchten Regen eines heftigen Niederschlags. Nicht mehr lange und sie würde wieder zurück sein.

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Wäre das hier eine Sportveranstaltung, so würde der Kommentator wohl gerade begeistert davon erzählen, wie Team Exodus das Spiel gerade noch gedreht hatte und dem Sieg entgegen ging. Er grinste zufrieden in sich hinein. Am Ende des Tages war doch Verlass auf seine Talente – und Konversation mit Frauen gehörte nun mal bewiesenermaßen dazu. Wenn der Hocker eine Lehne gehabt hätte, Exodus hätte sich zufrieden zurücklehnen können. Alles weitere war nur noch Formsache.

„Ich bin gerne ein Mann voller Überraschungen.“

gab er unumwunden zu. Wer liebte es nicht, geheimnisvoll zu sein? Alles absolut vorhersehbare war doch langweilig. Deshalb reizten ihn Frauen wie Serah langfristig auch nicht. Frauen wie Giselle hingegen schon. Wie viele Geheimnisse wohl noch hinter diesen schönen, aber im Moment ernsten, Augen steckten?

„In der Hoffnung, dass die meisten davon positiv sind.“

fügte er noch schmunzelnd hinzu. Das war nicht immer so. Spätestens wenn sein Gegenüber von seiner Vergangenheit erfuhr, war eine böse Überraschung vorprogrammiert. Er konnte nicht einschätzen, inwieweit Giselle durch ihre Stellung bei der Neuen Republik schon von ihm gehört hatte. Vielleicht hatte sein Wirken vor ihrer Zeit dort gelegen. Also konnte er nur tun, was er immer tat: Seine Vergangenheit ausblenden und sich geben, als wäre das ein vollkommen anderer Mensch gewesen, in einem anderen Leben. Denn so fühlte es sich für ihn an. Nur das Echo in seinem Kopf, das leise Flüstern, war von damals geblieben. Und natürlich all die Probleme – mit Yuna, Adrian und Alisah. Er räusperte sich, wie zur Erinnerung daran, sich nicht selbst in schlechte Laune zu versetzen. Hier war der strahlende Exodus gefragt, nicht der grüblerische.

„Sie wären die Assistentin der Projektleitung. Meine persönliche Assistentin also.“

Ein breites Grinsen setzte sich wieder auf seinem Gesicht fest. Noch vor einigen Minuten hätte er diesen Satz nicht so locker aussprechen können. Jetzt hatte er keine Sorge mehr, das noch etwas schief gehen konnte.

„Aber verstehen Sie mich nicht falsch. Es gibt wirklich einiges zu tun. Dazu zählt vor allem Diplomatie-Arbeit mit den Mon Calamari. Wir müssen herausfinden, was sie wollen und wie wir ihnen entgegen kommen können. Die Wingston Corporation ist nicht darauf aus, sich Feinde zu machen.“

Das wäre schlechte PR, dachte er bei sich, zögerte jedoch, diesen Gedanken auszusprechen. Giselle würde sich ihren Teil dazu denken können. Er war ein Geschäftsmann, kein Heiliger.

„Des weiteren gehört die Organisation der Teams zur Aufgabe der Assistenz. Das heißt, mit den Nautolanern Arbeitspläne ausarbeiten, mit ihnen reden, wer wann am liebsten oder am besten arbeitet und sie sinnvoll einteilen.“

Nachdenklich rieb sich Exodus mit dem Zeigefinger über den Nasenrücken. Was gehörte noch dazu?

„Generell haben wir einige Verständnisschwierigkeiten zwischen allen Beteiligten, wie mir scheint. Die müssen wir so gut wie möglich beseitigen, damit alles reibungslos und zur Zufriedenheit aller ablaufen kann.“

Er sah Giselle offen an und breitete die Arme aus.

„Das wär’s auch schon. Dazu kommen natürlich noch tägliche Arbeiten, die wir jetzt noch nicht abschätzen können. Die Bezahlung ist gut, die Arbeitszeiten variabel. Da müssten sie flexibel sein.“

Sie waren kurz davor einen mündlichen Vertrag abzuschließen, also sollte man es auch entsprechend zelebrieren. Ganz förmlich hielt Exodus der attraktiven Tänzerin seine rechte Hand hin. Spiel, Satz und Sieg.

„Also sind Sie dabei?“

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Das Bild, das Exodus von ihrem möglicherweise neuen Job zeichnete, klang gut in Giselles Ohren. Zwischen der Wingston Corporation und den Mon Calamari zu vermitteln, traute sie sich zu, sofern sich Exodus an das einhielt, was er zuvor betont hatte: sich an die Auflagen der Regierung zu halten und die Natur schützen zu wollen. Nichts weiter, so vermutete Giselle, wollten die Mon Calamari als gesichert wissen, zumindest war das ihre Vermutung. Mit den Nautolanern würde sie ebenfalls klar kommen. Sie hatte Erfahrung darin, Arbeitspläne zu erstellen und andere zu führen, ihre Arbeit zu überwachen und dafür zu sorgen, dass die Begingungen stimmten. In etwa erinnerte sie diese Stellenbeschreibung an ihre Tätigkeiten auf der Großadmiral War Blade, auf der sie als erster Offizier gedient hatte. Natürlich war beides nicht miteinander zu vergleichen, doch sie konnte gewisse Parallelen ausmachen.

„Ich bin dabei.“

Beantwortete Giselle die alles entscheidende Frage und ergriff Exodus' dargebotene Hand, um ihre Vereinbarung per Handschlag zu besiegeln. Ihr Blick wanderte hinüber zu Corey, der just in diesem Moment zu ihr hinüber sah. Iss würde nicht begeistert sein, wenn sie bereits nach fünf Tagen wieder kündigte und sie hoffte, dass dies nicht auf Jem zurück fallen würde, der sie für die Red Square Bar empfohlen hatte. Exodus' Angebot war jedoch zu verlockend. Alleine die Aussicht, nach Fingers Mark zurück zu kehren und die anderen Inseln besuchen zu können, war es wert, alles hin zu werfen und obgleich Giselle Exodus' erste Einladung noch ausgeschlagen hatte, so konnte sie über sein Angebot, für ihn zu arbeiten nicht ablehnen. Die Herausforderung, die in der Arbeit verborgen lag, gepaart mit den Mysterien Palm Islands, die sie in unendlichen Erkundungsgängen würde entdecken können, waren mehr als Giselle fähig war nicht zu wollen.

„Mir gefällt, was Sie erzählen. In der Erstellung von Arbeits- und Schichtplänen habe ich bereits Erfahrung und ich bin ganz gut darin, Dinge zu organisieren. Mein letzter Vorgesetzter hat mir gerne alles an Papierkram überlassen, das er nicht zwingend persönlich erledigen musste.“

Berichtete sie. Damit war wieder eine neue Entscheidung getroffen, die sie in eine bestimmte Richtung lenken würde. Dass dies so schnell gegangen war, bedeutete für Giselle nichts außergewöhnliches. Sie hatte nie lange geplant, wenn sie etwas Neues begonnen hatte. Es gefiel ihr, sich treiben zu lassen und aus der Situation heraus zu entscheiden, wohin es sie verschlagen würde. Ihr Entschluss, sich der republikanischen Flotte anzuschließen, war damals ähnlich spontan gewesen und auch, wenn sie nicht dort geblieben war um in den elitären Rängen der militärischen Streitkräfte alt zu werden, bereute sie diesen Teil ihres Lebens doch nicht. Sie hatte viel gelernt, viele nützliche Erfahrungen gesammelt und letztes Endes hatte sie dieser Pfad hierher nach Fresia verschlagen. Giselle rutschte von ihrem Barhocker hinunter, das leere Wasserglas in der Hand. Wenn dies nun eine feste Abmachung war, dann mussten sie wohl auch einige Formalitäten regeln. Sie umrundete die Bar, stellte ihr Glas auf die Spüle und griff nach ihrer Tasche, die sie in den freien Stauraum hinter der Theke gestopft hatte. Es dauerte ein wenig, bis sie ihr Komlink heraus gefischt hatte. Als sie es gefunden hatte, hielt sie es Exodus hin.

„Speichern Sie mir ihre Kennung ein, damit ich Sie erreichen kann?“

Fragte Giselle.

„Ich werde Ihnen meinen CV schicken, sowie die Nummer meiner ID, für die personellen Abwicklungen.“

Das war es also. Der glatzköpfige Barkeeper war Giselle einen skeptischen Blick zu. Wenn er nur die Hälfte von dem, was sie mit Exodus besprochen hatte, mitbekommen hatte, hatte er allein Grund, sie so anzusehen.

„Melden Sie sich, wenn Sie nach Fingers Mark aufbrechen.“

Schlug Giselle vor.

„Ich werde dann bereit sein.“

Einmal mehr schaute sie zu Corey hinüber. Sie hatte noch ein paar Dinge zu erledigen, bevor sie aufbrechen konnte, allem voran Jem einen Besuch abstatten, und vielleicht sogar dem alten Leg Orty, um ihn einzuladen, sie auf Palm Island zu besuchen, wenn er endlich den Mut aufgebracht hatte, den Spuren seines Bruders zu folgen und mit der Vergangenheit abzuschließen. Für sie selbst bedeutete der heutige Abend ein weiterer Schritt in eine Zukunft, die ihr noch immer ungewiss war. Genau das jedoch war das Schicksal des Volkes der Vahla und damit auch Giselles.

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Exodus‘ Fantasie schlug wilde Wellen, als die hübsche Tänzerin endlich zustimmte. Sie würde als seine persönliche Assistentin immer in seiner Nähe bleiben und er würde ihre Geheimnisse weiter ergründen können. Was genau das hieß – das würde er sehen müssen. Körperliches Verlangen war da, aber es war vor allem sein Geist, der sich Giselle verzehrte. Sie war die verbotene Frucht und er wusste nicht warum, aber er wusste, dass er einen ordentlichen Bissen von ihr nehmen wollte. Er lächelte sie weltmännisch an und deutete eine Verbeugung an.

„Ich freue mich auf die Zusammenarbeit.“

Dann nahm er ihr Comlink in die Hand und speicherte seine Kontaktdaten ein. Um sie ebenfalls erreichen zu können, griff er nach seinem eigenen Com und übertrug ihre Daten. Das alles war das Geschäft. Sie würde wirklich eine gute Assistentin abgeben, wenn stimmte, was sie sagte und was er gehört hatte. Er hatte sie nicht nur auserwählt, weil er sich so zu ihr hingezogen gefühlt hatte. Das war es nicht gewesen. Er dachte doch rational, auf gewisse Weise. Das war nicht bloße Einbildung.

„Ich melde mich dann.“

Erklärte er sachlich und glitt von seinem Hocker. Viel lieber hätte er noch weiter Zeit mit der mysteriösen Frau verbracht, doch sie schien das Treffen als beendet anzusehen.

„Halten Sie sich bereit – es könnte schon in den nächsten Tagen losgehen.“

Wieder grinste er sie an, nickte dem Barkeeper zu und legte ein paar Credits auf den Tresen. Mehr als der Whiskey gekostet hatte, denn er war dem Mann ein ordentliches Trinkgeld schuldig. Einen Herzschlag lang blieb er noch vor der braungebrannten Frau stehen und musterte sie nachdenklich. Es war merkwürdig: Auf der Bühne hatte sie die pure Leidenschaft verkörpert, in ihrem Gespräch hingegen war sie zwar charmant und witzig, aber auch ernst und bedacht gewesen. Ob er diese Leidenschaft noch einmal wecken konnte? Er würde es versuchen. Eine Wahl blieb ihm nicht.

„Also dann.“

sagte er nur, schenkte Giselle ein letztes Lächeln und drehte sich dann auf dem Absatz herum, um kurz darauf die Red Square Bar zu verlassen. Gleißender Sonnenschein schlug ihm entgegen und Exodus musste sich die Augen mit der Hand abschirmen. Er war mit einer Frau namens Bex hier her gekommen und hatte das Gefühl, sich kaum noch an ihr Gesicht erinnern zu können. Er ging mit einer anderen Frau heraus – mit Giselle. Das hieß: Sie kam nicht wirklich sofort mit, aber sie würde kommen. Und dann würde das alte Versprechen eingelöst werden. Die Stimme in seinem Hinterkopf schnurrte zufrieden. Es verlief alles nach Plan und gleichzeitig beschlich ihn das Gefühl sich ins Verderben zu stürzen. Mit dem Kopf voraus.

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Das hagere Gesicht ihres Freundes blickte Giselle nachdenklich entgegen. Sie war nicht sicher, was er dachte, ob er ihre Entscheidung befürwortete oder eher anzweifelte, dass sie das Richtige tat. Unverkennbar war, dass sie auf den Spuren seines alten Freundes wanderte. Carm Orty hatte die Inseln um Fingers Mark geliebt und Giselle war der gleichen Leidenschaft verfallen.

„Ich hoffe, du bist nicht böse, weil du dich mehr oder weniger umsonst für mich eingesetzt hast.“

Sprach Giselle offen aus, was sie halbwegs befürchtete. Jem hatte seine Konakte spielen lassen um ihr einen Job in der Red Square Bar zu verschaffen, den sie – und man hätte es als Undankbarkeit bezeichnen können – schon nach wenigen Tagen wieder gekündigt hatte, um einem fremden Geschäftsmann nach Palm Island zu folgen. Der Ruf der Inseln war jedoch stark und Giselle, so sehr sie Jems Mühe auch zu schätzen wusste, fühlte, dass sie in der freien Natur wesentlich besser aufgehoben sein würde als in einer Bar inmitten der Stadt. Das Meer, die Strände, die Wälder mit ihren sattgrünen Wiesen und die Berge mit ihren engen Falsspalten und steilen Hängen passten besser zu ihr als jedes städtische Viertel es jemals konnte. Jem lächelte, eine Regung in seinen Zügen, die Giselle sich erhofft hatte.

“Nein, ich bin nicht böse.“

Erwiderte er und schob seiner Kundin, Bekannten und in den letzten Wochen liebgewonnenen Gesprächspartnerin einen Drink zu, der auf's Haus gehen würde.

“Ich denke, ich verstehe das sogar. Irgendetwas muss dort sein, an Fingers Mark, das diesen wahnsinnigen Einfluss auf euch hat.“

Euch. Er sprach von Giselle, aber auch von Carm. Die Vahla lächelte. Jem vermisste seinen Freund, auch wenn er es nicht zugab. Er war einsam und nun würde auch noch Giselle aus der Stadt verschwinden und ihre Besuche in der Bar würden äußerst selten werden.

„Du solltest dir die Inseln einmal selbst ansehen.“

Schlug Giselle vor und nickte in die Richtung der handgemalten Skizze, die an der Wand hing und die zu bewundern sie niemals satt werden würde.

„Es würde dir gefallen.“

Ein wehmütiger Ausdruck trat in Jems Augen, als er ihrem Blick folgte und für eine lange Zeit schwieg, ehe er schließlich nickte.

“Eines Tages.“

Versicherte er ihr und seine Lippen bebten leicht, als er sich diesmal an einem Lächeln versuchte. Giselle streckte ihre Hand nach ihm aus, erfasste die seine und drückte sie aufmunternd.

„Eines Tages.“

Wiederholte sie.

Es waren einige Wolken aufgezogen, die sich wie dicke, weiße Wattebäusche aufblähten und vor sich hin schlummerten. Es würden noch mehr werden, im Laufe des Abends, wenn man den Aussagen der Fischer am Hafen Vertrauen schenkte, und der morgige Tag würde sich vollkommen bedeckt zeigen. Eine Regenperiode zog herauf, etwas womit man auf Fresia ebenso vertraut war wie mit der gleißenden Sonne. Die Hitze auf dem Planeten die sich über den Großteil der endlosen Tage erstreckte, hatte ihre Nachteile für die Tier- und Pflanzenwelt, was die Natur durch heftige Regenfälle kompensierte, die sich immer wieder monsunartig über die Welt ergossen. Erste Anzeichen, dass es in wenigen Tagen wieder so weit sein würde, konnte jeder am Himmel beobachten. Giselle freute sich auf den Regen. Exodus Wingston hatte gesagt, ihre Arbeitszeit als seine Assistentin sei variabel und sie hoffte, dass sie ein paar Stunden am Stück haben würde, um barfuß im Regen durch die dichten Wälder der Insel zu streifen. Das war das, worauf sie sich im Augenblick am meisten freute. Dass sie den Geschäftsmann von Coruscant kennen gelernt und sein Jobangebot angenommen hatte, war nunmehr zwei Tage her. Er hatte sich am Mittag bei ihr gemeldet, sie über die bevorstehende Abreise informiert und vor einer Stunde jemanden vorbei geschickt, der ihr Gepäck abgeholt hatte. Giselle hatte noch etwas Zeit gehabt sich von Jem zu verabschieden und einen vorerst letzten Sparziergang durch Hill City zu unternehmen. Natürlich war sie nicht aus der Welt, Hill City war die nächst gelegene Stadt zu Fingers Mark und sie würde öfter Gelegenheit haben her zu kommen, dennoch fühlte es sich ein bisschen an wie Abschied, vielleicht gerade deswegen, weil sie so hohe Erwartungen an die Inseln hatte, sich magisch von ihnen angezogen fühlte und auf eine neue, wegweisende Phase ihres Lebens hoffte.

An dem von Exodus beschriebenen Dock angekommen sah Giselle sich um. Sie erblickte einen der größeren Wassergleiter, der von einigen Hafenarbeitern – oder Angestellten der Wingston Corporation – mit verschiedenem Equipment beladen wurde. Das musste der Gleiter sein, der sie über das Meer zu den Inseln bringen würde. Von Exodus war noch nichts zu sehen, doch das machte nichts. Giselle war zufrieden, sich noch eine Weile auf eine der Mauern zu setzen und dem Treiben um sie herum zuzusehen. Sie hatte nur einen kleinen Umhängebeutel dabei, eine mit bunten Steinen bespickte Tasche, die an einem langen geflochtenem Riemen baumelte und sich wunderbar zu dem verspielten Sommerkleid machte, das in ausgeblichenem, hellen Blau und bedruckt mit fröhlichen Mustern um ihre Knie flatterte. Das in ein Neckholder übergehende Oberteil des Kleides betonte den freizeitlichen Look, der vielleicht, für eine Überfahrt mit ihrem Chef zu ihrer neuen Arbeitsstelle, ein wenig zu leger war, doch darüber wollte Giselle sich keine Gedanken machen. Sie würde auf einer Insel arbeiten, unter einer gühenden Sonne, mit Sand zwischen den Zehen und aus dem Wasser steigenden Nautolanern. Sie hatten nicht darüber gesprochen, doch hier auf Fresia würde Giselle sich nicht in eine Uniform pressen lassen, so wie sie es bei der republikanischen Flotte hatte tun müssen. Wingston hatte sie in einer Bar kennen gelernt, er hatte sie angesprochen, nachdem er sie hatte tanzen sehen. So war es gewesen, oder nicht? Wenn er gemeint hatte, was er gesagt hatte, dass sie genau die Frau war, die er für die ausgeschriebene Stelle suchte, dann hatte er sie auch genau so zu nehmen, wie sie war. Von nun an würde es keine Ausflüchte geben. Giselle würde auf das hören, was Morten ihr geraten hatte und sie selbst sein – ganz so, wie er es an ihr geliebt hatte.


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40 Stunden. Fast zwei Tage, nach coruscantischer Zeit. So viel Zeit war vergangen, seit dem schicksalhaften Treffen. Auf Bandomeer war es kein einziges Mal dunkel geworden. Diese 500 Stunden Tage waren doch einfach verrückt. Wie hielten die Menschen hier das bloß aus? Und vor allem: Wie bekamen sie einen geregelten Tagesrhythmus hin? Eigentlich kein Wunder, dass Bas Goarland genug von diesem Planeten hatte. Exodus hingegen gedachte nicht, diesen Planeten allzu bald wieder zu verlasse. Denn er hatte 40 Stunden lang vor allem an eins gedacht: Giselle Givenchy. Diese Frau brachte ihn fast um den Verstand, ohne dass sie überhaupt anwesend war – er kam einfach nicht hinter ihr Geheimnis. Ab und zu hatte er das Gefühl, es zu durchschauen, doch dann rann ihm die Erkenntnis wie Sand durch die Finger. Zwei Dinge waren klar: Sie war die verbotene Frucht. Er wollte sie trotzdem.
Nach bisherigem Stand sah es für dieses Vorhaben gar nicht so schlecht aus. Giselle würde in nächster Zeit viel in seiner Nähe sein und dann würde er sehen, was er eigentlich genau von ihr wollte. Sex? Liebe? Einfach nur Ablenkung?
Er hatte das Gefühl gehabt, dass sie etwas vor ihm verbarg, schon als sie sich zum ersten Mal gegenüber gestanden hatten. Aber was machte das schon? Jeder hatte dunkle Geheimnisse, so natürlich auch Giselle. Nur warum war sie verboten? Warum wummerte dieser Gedanke dumpf aber unablässlich in seinem Kopf? Er sah überhaupt nicht ein, nur auf Grund eines simplen Gefühls von ihr abzulassen. Nur eins war wirklich faul an dieser Sache: Exodus Wingston lief keinen Frauen hinterher! Das passte nicht in sein Weltbild.

Exodus fuhr sich lässig durch die Haare und öffnete noch einen weiteren Knopf seines weißen Hemds, dessen Ärmel er locker hochgekrempelt hatte. Die Sonne schien ihm in den Nacken, sein Gang war zügig, aber fast beschwingt. Er trug ein Lächeln auf dem Gesicht, denn er würde – nach 40 Stunden – endlich Giselle wieder sehen. Ab heute war sie seine persönliche Assistentin. Der eigentliche Job auf Palm Island war in seinen Gedanken schon fast in den Hintergrund gerückt. Wann hatte er schon einmal so eine Assistentin gehabt? Er erlaubte sich ein anzügliches Grinsen, bei dem Gedanken an ihre Tanz-Aufführung in der Red Square Bar. Wie konnte er sie wohl dazu bringen, noch einmal so für ihn zu tanzen? Hätte er doch gleich erwähnt, dass Tanzeinlagen für die Mannschaft zu ihrem Job-Profil gehörten! Vor seinem inneren Auge erschien plötzlich das Bild eines jungen Hausmädchens, das sich langsam tanzend den Rock nach oben schob. Willenlos, gesteuert wie eine Marionette. Seine Cousine Valara war damals für diesen Zwischenfall verantwortlich gewesen. Er konnte so etwas auch …

Die Docks waren relativ schnell erreicht. Auf Bandomeer lag eigentlich alles direkt an der Küste, so auch Hill City und vor allem das Seashell Hotel. Von seinem Zimmer aus hatte er das Meer schon sehen können. Jetzt war er kurz davor es das erste Mal zu überqueren. Bei einem Transportunternehmen hatte er einen Wassergleiter zur Überfahrt zu Palm Island gemietet. Er konnte die kleine Yacht mit dem großen Schriftzug des Unternehmens schon im Hafen erspähen. Neben dem Schiff wartete ein Mensch, gelangweilt aussehend, aber gut gekleidet. Das würde wohl ihr Captain sein. Einige Männer waren dabei Kisten auf das Schiff zu laden – verschiedene Dinge die Bas Goarland vom Festland angefordert hatte und die Exodus mitbringen würde. Giselle saß nicht weit entfernt auf einer Mauer. Obwohl er sie kaum länger als zwei Stunden in Natura gesehen hatte, erkannte er ihre braungebrannten Schultern sofort. Es war keine Frage, wohin er sich als erstes begeben würde. Seine Füße trugen ihn zu Giselle, einer Vahla, wie er aus ihren persönlichen Informationen erfahren hatte. Galant schwang er sich auf die Mauer und ließ sich neben ihr auf dem Gestein nieder. Die Möwen über ihren Köpfen krähten vergnüngt. Einen Herzschlag lang sagte er nichts, gab ihr die Möglichkeit, ihn zu erkennen. Dann lächelte er sie von der Seite an.


„Hallo.“

Sein Blick traf ihren und seine Gedanken standen still.

„Alles klar für den ersten Arbeitstag?“

Am Ziel. Vorläufig zumindest.

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Ihr neuer Vorgesetzter gab sich nicht so, wie man es normalerweise von einem Chef erwarten würde, zumindest noch nicht. Als er sie auf der Mauer sitzend erspähte, kam Exodus Wingston zu ihr herüber, setzte sich neben sie und fragte sie in lockerem Tonfall, wie es ihr ging. Giselle fragte sich ihrerseits, ob er sich immer so unbeschwert gab, oder ob sich sein Verhalten ihr gegenüber ändern würde, wenn sie erst einmal auf Palm Island waren und begangen miteinander zu arbeiten. Weder gegen die eine noch die andere Verhaltensweise hatte sie etwas. Sie konnte mit dem strengen, förmlichen Vorgesetzten leben ebenso wie mit dem freundlichen, kumpelhaften Vorgesetzten, der mit ihr sprach wie mit einem Gleichgestellten und ab und an versuchte mit ihr zu flirten. Giselle war nur wichtig, dass er sich für eine Variante entschied und nicht seine Laune entscheiden ließ, wie er sich ihr gegenüber verhielt. Etwas Zeit, um darüber nachzudenken und seine Balance zu finden, hatte er noch.

„Es geht mir gut, danke.“

Beantwortete Giselle seine Frage, ihren Kopf leicht schief gelegt, während sie ihn ansah und die Augen, zum Schutz vor der Sonne, die gerade wieder hiner einer Wolke hervor kam, leicht zusammen kniff.

„Ich freue mich auf die Überfahrt.“

Die Vahla überkreuzte die Beine, stützte ihre Hände auf die Mauer und lehnte sich bequem zurück. Als sie sich zuletzt nach Rings Island hatte bringen und später wieder abholen lassen, hatte die Reise über das Meer etwas mehr als eine Standardstunde gedauert. Diesmal waren sie mit einem größeren Gleiter unterwegs, der neben den Passagieren auch einiges an Gütern transportieren würde. Vermutlich würden sie etwas langsamer unterwegs sein, ein Umstand, der Giselle gefiel. Sie mochte es, nichts weiter im Blickfeld zu haben als das Meer und den Himmel und nicht zu wissen, wo das eine begann und das andere endete. Ein bisschen erinnerte sie diese Unendlichkeit an die Weiten des Weltalls, nur, dass dies hier tausendmal besser war. Drüben am Wassergleiter sicherten die Hafenarbeiter inzwischen die letzte der verladenen Kisten und einer der Männer winkte in ihre Richtung. Exodus Wingston erwiderte das Zeichen der Bereitschaft mit einer knappen Handbewegung.

„Zeit zum Aufbruch, nehme ich an?“

Fragte Giselle und legte sich den Riemen ihrer Tasche um ihre Schulter.

„Ich bin sehr gespannt auf Palms Island.“

Gestand sie und schaute in die Ferne, wo nichts zu sehen war außer dem Meer, wo sie in ihrer Vorstellung jedoch bereits die Umrisse der Inseln ausmachen konnte. Es würde ihr gefallen. Rings Island war bereits wunderschön gewesen und der Zauber der Hauptinsel würde umso größer sein.

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