Im Raumschiff - Wes, Odnal, Fritz, Uriel, Radan, Dhemya, Brianna
Wes überraschte Brianna, als er so offen die Aussprache zwischen ihnen beiden suchte. Anfangs hatte der Jedi alles getan, um auf die junge Frau einen so schlechten Eindruck wie nur irgendwie möglich zu machen, und entsprechend hatten sie aufeinander rumgehackt. Doch seitdem hatte sich ihre Meinung über ihn geändert. Sie hatte Wes kämpfen sehen, und er hatte zweifellos tapfer gekämpft. Die Echani waren überzeugt davon, dass sich das wahre Wes einer Person erst im Kampf offenbarte, dass es ein Duell brauchte, um jemanden wirklich kennen zu lernen. Worte allein waren nicht genug. Auch ohne sich direkt mit dem Jedi gemessen zu haben, hatte sie doch genug gesehen, um den Jedi-Meister jetzt besser einschätzen zu können.
Ja, ich nehme Eure Entschuldigung an. Aber nur unter der Bedingung, dass Ihr auch mir meine Worte verzeiht. Ich habe Euch anfangs falsch eingeschätzt. Ich hielt euch für einen flapsigen Typ, der sein Talent verschenkt, und seines hohen Ranges gar nicht würdig ist. Trotzdem war es vermessen von mir, Euch so respektlos zu behandeln, wie ich es getan habe, und es tut mir leid. Seitdem hat sich meine Meinung über Euch geändert. Ich habe gesehen, dass Ihr ein tapferer Kämpfer seit und euren Mann steht, wenn es darauf ankommt. Wahrscheinlich werden wir nie dicke Freunde werden, doch zumindest habe ich gelernt, euch zu respektieren, Meister Janson.
Mit diesen Worten schenkte sie ihm noch ein Lächeln. Diese Aussprache war wichtig gewesen, und sie bedauerte, dass sie nicht selbst damit angefangen hatte. Sie spürte ein Gefühl der Erleichterung, in das sich dann jedoch Trauer mischte. Sie hatte sich wahrhaftig sehr verändert! Wie arrogant sie gewesen war, geradezu selbstherrlich war sie mit dem Jedi umgesprungen. Nein, Dhemya hatte recht gehabt, ihre Eltern würden sie wohl tatsächlich nicht mehr wiedererkennen. Erkannte sie sich überhaupt selbst noch, wenn sie sich im Spiegel ansah? Brianna hatte sich nie selbst als böse betrachtet. Sie war überzeugt davon gewesen, dass das, was sie getan hatte, richtig und notwendig gewesen war. Aber inzwischen wusste sie, dass sie sich geirrt hatte, geirrt über sich selbst. Sie dachte über sich nach.
Der Überzeugung der Echani zufolge war der Kampfstil einer Person ein Spiegelbild seines Innersten. Doch war die Person, die sie vor ihrem geistigen Auge sah, als sie ihren Kampfstil reflektierte, nicht die Person, für die sie sich hielt, und schon gar nicht, wie sie gern sein wollte. Nein, sie erkannte sich kaum mehr. Sie sah eine Killerin, die kaltblütig und effizient Leute tötete. Das war es wahrhaftig nicht, was ihre Eltern sie gelernt hatten, und ganz sicher wollte Brianna nicht so wahrgenommen werden, auch wenn Menschen solche Feinheiten nicht zu erkennen schienen. Wahrscheinlich müsste sie alles erst wieder neu lernen, doch dazu bräuchte sie einen Lehrer, einen Echani, denn sie fürchte, dass sie den richtigen Weg alleine gar nicht mehr finden würde.
Sagt, Meister Janson. Gibt es Echani im Jedi-Orden? Oder zumindest Informationen, wie sie kämpfen, wie sie leben?
Schließlich fielen sie aus dem Hyperraum. Vor ihnen lag eine helle blau-weiße Nachbarsonne von Gamorr. Sie schickten Odnal zur Luftschleuse, steckten ihn in den Raumanzug und ließen ihn das Schwert nehmen.
Über das eingebaute Kom können wir mit Ihnen kommunizieren. Folgen Sie einfach unseren Anweisungen und wir sind in Nullkommanichts wieder weg.
Sie gingen zurück ins Cockpit. Wes hatte das Schiff inzwischen in Position manövriert. Sie standen mit der Bauchseite zur Sonne, Odnal, drohte also keine Gefahr, solange er es nicht vermasselte und sich dann nochmal bei ihnen blicken ließ. Brianna schaltete von ihrem Kopilotensitz aus den Monitor auf die Andocklukenkamera, von der aus sie den Glücksspieler gut sehen konnten.
Odnal, können Sie mich hören? Ist ihr Raumanzug dicht? Überprüfen Sie zur Sicherheit die Druckanzeige an Ihrem linken Arm. Und vergessen Sie nicht, die Sicherungsleine zu befestigen. Wenn ich Ihr OK habe, starte ich den Vorgang.
Da alles in Ordnung war, betätigte sie den Knopf, und die Rampe fuhr nach oben. Auf halben Wege blieb sie stehen, unten schloss sich eine Drucktür, wodurch ein luftdichtes Schott entstand. Die Echani überprüfte die Druckanzeigen, und da alles in Ordnung schien, drückte sie den nächsten Knopf. Die Rampe fuhr weiter nach oben, bis Odnal auf der Oberseite des Raumschiffs stand, um ihn herum nur Weltall.
Wir haben es jetzt fast geschafft. Alles was sie noch tun müssen, ist das Schwert über den Rand des Schiffes hinaus zu werfen. Dann wird es von der Schwerkraft der Sonne angezogen und seinem endgültigen Schicksal zugeführt werden.
Doch der Mann im Raumanzug reagierte nicht.
Odnal? Können Sie uns hören? Ist alles in Ordnung?
Fragte Brianna erstaunt. Das Erstaunen wuchs jedoch noch, als die Antwort kam. Odnal fing an, wirres Zeug zu reden. Er erklärte sich zum Herrn der Schwerter, meinte, es wäre sein Eigen, sein Schatz, und dass er jetzt ohnehin unbesiegbar wäre, und so weiter. Wes und Brianna sahen sich nur verständnislos an. Vielleicht hätte sie es doch besser selbst tun sollen, dachte die Echani. Sie überlegte, was sie tun könnten. Ihr erster Gedanke war, ihn wieder in Schiff hineinzufahren und ihm das Schwert notfalls gewaltsam wegzunehmen, auch wenn das hieß, ihn zu töten. In dem starren Raumanzug hätte er ohnehin keine Gegenwehr leisten können, selbst wenn sie ihn grundsätzlich dazu in der Lage gehalten hätte, was sie aber nicht tat.
Doch die junge Echani erkannte, dass es der falsche Weg war. Von jetzt an würde sie nicht mehr töten, außer um sich selbst oder Unschuldige zu verteidigen, und auch dann nur als letztes Mittel, das schwor sie sich. Sie würde Odnal nichts tun, solange nicht alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft waren. Brianna öffnete die Sprechfunkverbindung wieder und sprach mit der ernstesten und bedrohlichsten Stimme, die sie aufbieten konnte.
Ganz wie Ihr wünscht, Herr der Schwerter. Ich wollte ihnen nur sagen, dass wir das Schiff jetzt um 180 Grad um die eigene Achse drehen werden, um Ihnen einen besseren Ausblick auf die Sonne zu geben, die, das muss ich sagen, vom Cockpit aus faszinierend aussieht. Aber ich nehme an, dass sie bald noch einen sehr viel besseren Blick darauf haben werden. Bevor ich mich dann endgültig von Ihnen verabschiede, möchte ich noch ein kleines Quiz mit Ihnen veranstalten. Wie hoch, glauben Sie, ist die gegenwärtige Hüllentemperatur auf der sonnenzugewandten Bauchseite des Schiffes - die ich hier im Cockpit vor mir habe - und wie lange wird Ihr Raumanzug Sie dafür schützen? Falls sie keine Lust haben, zu schätzen, wünsche ich ihnen noch einen angenehmen Aufenthalt.
Oder - sie werden wieder vernünftig und führen dieses verfluchte Schwert endlich dem Schicksal zu, dem es schon zu lange entronnen ist.
Diese letzten Worte waren merklich sanfter gesprochen. Die junge Frau warf Wes einen Blick zu, um sicherzugegehen, dass dieser nicht voreilig handelte, und beobachtete den Monitor mit bangem Blick. Sie wollte das nicht tun, er sollte nur wieder zur Vernunft kommen. Sie wünschte, sie hätte sein Gesicht sehen können, hätte gerne gewusst, ob in seinem Inneren ein Kampf tobte - Größenwahnsinn gegen Überlebensinstinkt, oder wie auch immer.
Schließlich, ganz langsam, als müsste er sich erst losreißen, erhob sich der Arm des Außenborders und warf das Schwert. Es beschrieb einen langen Bogen, bevor es schließlich von dem blau-weißen Stern angezogen wurde, dann konnten sie seine Flugbahn nur doch auf dem Radar verfolgen. Es stürzte der Sonne entgegen, und wurde immer schneller. Brianna seufzte erleichtert. Das war es. Dar Nimthir war tot - und sein Schwert flog seiner Vernichtung entgegen. Gleichzeitig war ihr wehmütig zumute. Es war alles gewesen, was sie noch hatte. Nichts war ihr geblieben, außer den Sachen, die sie bei sich trug. Ihr blieb gar nichts anderes übrig, als einen völligen Neuanfang zu wagen. Eine große Chance, wenn sie es schaffte, all den Ballast über Bord zu werfen und aufhören zu trauern und den Verlust ihrer Eltern endlich zu akzeptieren, dann könnte sie vielleicht endlich ein Leben führen, wie ihre Eltern es sich vielleicht von ihr gewünscht hätten.
Odnal war inzwischen wohlbehalten zurück im Schiff, das Schwert auf dem Radar nicht mehr festzustellen, und Wes betätigte den Schalter für den Hyperraumantrieb. Es ging zurück nach Gamorr.
Im Raumschiff - Wes, Odnal, Fritz, Uriel, Radan, Dhemya, Brianna