Also ich finde Episode I gut, um das vorauszuschicken.
Der Film leidet allerdings an einigen Krankheiten, die teilweise schon vom reinen Storyaufbau herrühren. Was haben wir?
Wir haben eine Blockade, und nach wenigen Minuten fliegen die Jedi mit der Königin des Planeten davon. Damit ist klar, was immer auch passieren wird, am Ende sind sie wieder da. Auf die eine, oder andere Weise. Man hat damit das Ende vordefiniert.
Die anderen Star Wars Filme sind da anders. Am Anfang von Neue Hoffnung weiß man nicht, daß die Rebellenbasis auf Yavin IV liegt, oder daß Alderaan vernichtet werden wird. Die Geschichte baut sich Stück für Stück auf.
Das Imperium schlägt zurück beginnt mit einer Evakuierung, doch nie wird gesagt, wohin evakuiert wird. Die ganze Wolkenstadt-Sache ist ebenfalls eine Überraschung, was den Film insgesamt schon von der Grundidee her interessant macht.
Die Rückkehr der Jedi-Ritter ist in der Hinsicht nicht anders. Lange Zeit steht die Befreiung von Han im Mittelpunkt, obwohl man im Hinterkopf natürlich noch immer weiß, daß es einen Todesstern gibt, der vernichtet werden muß. Nur weiß man wenig über ihn, oder über Endor und seine Bewohner.
Episode I dagegen zeigt uns zuerst Naboo, die Gunganer und Theed und läßt damit letztlich keine Überraschungen für's Ende übrig. Deshalb fehlt mir irgendwie die Neugier auf das, was wohl noch kommen könnte. Beim ersten Mal kann so etwas tödlich sein, kennt man den Film, stört es dagegen kaum noch.
So, der zweite Negativ-Punkt bei Episode I sind für mich die Effekte. Es gibt zwei Sequenzen, in denen das besonders auffällt: die Unterwasser-Planetenkern-Szenen und das Podrennen.
Zu der ersten Sequenz ist nicht viel zu sagen. Außer daß sie sinnlos ist. Es hilft der Story kein bißchen, wenn dieses Bongo von ein paar Monstern angefressen wird. Auch der Besuch in Otoh Gunga ist für mich schon fraglich, nur erfährt man dort immerhin etwas über einige Streitigkeiten zwischen Gunganern und Naboo. In der Unterwassersequenz dagegen erfährt man nichts, was man nicht anders erfahren könnte. Daß Jar Jar aus vielen Dingen Kleinholz macht, ist leicht zu sehen. Daß er etwas unter seiner Ungeschicklichkeit leidet, sieht man ebenfalls auch in anderen Szenen, wenn vielleicht auch nicht so deutlich. Jedenfalls könnte man für meinen Geschmack die Unterwasserszenen rausschneiden, vermissen würde ich sie nicht.
Dann zum Podrennen. Ich fand es nie wirklich spannend. Selbst beim ersten Kinobesuch hat es mich völlig gelangweilt. Es dauert, wenn ich mich nicht täusche, 20 Minuten. 20 MINUTEN! UNd wofür? Um Anakin siegen zu lassen, damit er frei und das Schiff repariert wird. Mal ehrlich, was soll das? Hätte man das nicht ohne Podrennen ganz anders machen können? Irgendeine Wette zwischen Anakin und Watto, ohne daß Qui-Gon davon weiß? Auf die Weise hätte man gleich ein bißchen Widerspruchsgeist bei Anakin gesehen, und wie Episode II zeigen wird, ist das ja durchaus ein wichtiger Teil seiner Reise zur dunklen Seite.
Na ja, jedenfalls spule ich beim Podrennen immer vor. Vielleicht muß man Formel-1-Freak sein, um das toll zu finden, oder was weiß ich was, jedenfalls war das ziemlich daneben.
Tja, und damit ist meine Negativliste eigentlich komplett. Coruscant, Palpatine, die Jedi, die Sith, Naboo, Tatooine, Jar Jar, das alles war okay (eigentlich sogar weit mehr als das). Nur wirken diese Punkte im Vergleich zu 20 Minuten Langweile und ungefähr 5 Minuten Sinnlosigkeit leider manchmal etwas blaß.
So, nun zum Prequel-Gesamtkonzept: es gibt eins, ohne Zweifel. Dummerweise wußten wir bei Episode I wenig davon, was die Enttäuschung bis zu einem gewissen Maß erklärt.
Episode I war hell, gut und sehr "leicht", damit Episode II das Gegenteil werden und Episode III der absolute Kontrast sein kann. Wie sollen wir den Aufstieg des Bösen spüren können, wenn wir nicht die Zeiten kennen, in denen es noch nicht in voller Macht die Galaxis beherrschte. Episode I zeigt uns den Aufstieg der Sith an die Spitze der Republik. Episode II wird zeigen, wie die Sith ihre neue Macht nutzen, bzw. genutzt haben und ihre Pläne zur Auslöschung ihrer Feinde vorantreiben.
Wenn ich mir das Script von Episode II so ansehe, dann gibt es viele Punkte, die in Episode I deutlich besser werden. Die gesamte Figur von Jar Jar wird sichtbar interessanter, Anakin, Obi-Wan, Palpatine und Padmé erhalten wundervollere Bereicherungen ihrer Persönlichkeiten, alles wirkt geschlossener und einfach mehr wie Star Wars.
Nehmen wir nur die Entwürfe der Schiffe. Episode I war ein deutlicher Gegensatz zu allem, was wir aus der alten Trilogie kannten. Episode II führt uns in den Krieg und damit ins Technikdesign der alten Filme. Und das auf so wundervoll symbolische Weise, daß es einfach nur eine Freude ist.
Tja, ich glaube insgesamt, daß die Prequeltrilogie als ganzes sich, einmal vollendet, weder vor der klassischen Trilogie, noch vor irgendeinem anderen meisterhaften Film verstecken muß. Star Wars besteht nunmal aus Episoden, und ergibt wie ein Puzzle erst dann wirklich Sinn, wenn man sie zusammenfügt. "Dangerous and disturbing this puzzle is..."