Ich habe schon anderswo erwähnt, daß ich darauf noch näher eingehen werde. Ansonsten kommt die Handlung bei Dante, die du erwähnst, dem ganzen noch am nähesten (nochmals: wenn Du Dich mit Archetypen befaßt, endest Du bei ähnlichen Zügen, das liegt in der Natur der Dinge). Es war Orpheus, der in die Unterwelt ging umd seine Frau zu retten und sie dadurch verlor, der in meinem Hinterkopf herumspukte, als ich diesen Teil der Geschichte grob entworfen habe. (Du kannst du auch Christus' Versuchung durch den Teufel und seinen Gang in die Wildnis heranführen, wenn du willst.)
Das bringt mir jetzt sicher eine Menge Ärger ein, aber ... auf der einen Seite bin ich entzückt und beeindruckt, aus welcher breiten Palette heraus die meisten SF-Fans analysieren und mit wieviel Verständnis sie diese Linie dann vertreten.
Die andere Seite dieser Diskussionen ... für einen ziemlichen Prozentsatz von ihnen bezieht sich ebendiese Palette hauptsächlich auf SF und die bekanntere Fantasy. Die Basis, auf die man sich bei solchen Vergleichen bezieht, wird nicht immer breit genug gefächert: Mythologie, mittelalterliche Studien und so weiter. Sehen sie einen in eine Grube fallen, denken sie: "Oh, Gandalf." ohne zu verstehen, daß das Ganze bis auf Orpheus und seine verwandten Seelen zurückgeht.
Ich bekam eine Kopie einer Nachricht von jemandem, der in einer anderen Newsgroup geschrieben hatte, das alles in der Serie auf Elfen und Tolkien beruhe, einschließlich und insbesondere alle Namen, besonders Agamemnon hätte diese oder jene elfenhafte Bedeutung im HdR. Die Symbolik liegt doch GANZ KLAR im Namen: Agamemnon und die ganze unglückselige Geschichte dieser Figur und seiner Frau, Cassandra (deren Charakter im Grunde G'Kars Charakter ist) und trotzdem behauptet sie: "Nein, nein, das ist ein Hinweis, das meint das hier."
Ich bin selbst SF-Fan, daher sage ich das obige ohne Klischees oder Vorveruteilung. Aber genau so, wie ich SF lese, habe ich den Großteil meiner Anfangszeit als Erwachsener damit verbracht, Klassiker zu lesen. Goethes FAUST beeinflußte Londo in vieler Hinsicht, ebenso die Geschichte Roms und Hegels Bemerkungen über die Rolle des Konflikts und die heilige Rolle des Imperators. Du sprichst mit jemandem, der nur so zum Spaß Plotinus' "Die Aenneaden" gelesen hat und dessen Lieblingscharakter Zeno und sein Paradoxon ist. Willst du über Platos Perferke Formen reden? Die sokratische Lehrmethode? Den Einfluß der Struktur der griechischen Tragödie auf Ödipus ? Sophokles' Gesamtwerk ? Die Bibel ? Das Teil habe ich zweimal von vorn bis hinten gelesen. Jeder in diesem Raum, der das auch getan hat, kann sich melden und mir sagen, daß er nicht auf halben Wege durch Numeri und Deuteronomium eingeschlafen ist. Das sind die zwei langweiligsten Bücher in dem ganzen blöden Teil.
Es gab eine Phase in meinem Leben - so zwischen 1976 und 1981 - da habe ich alles, was ich auf diesen Gebieten finden konnte, verschlungen. Mythologie. Existentialismus. Zen. Literatur des 18. Jahrhunderts. Ich habe Teilzeitjobs in Bibliotheken angenommen, um an möglichst viele, besonders neue, Bücher aus meinen Interessengebieten heranzukommen. Eine Menge Details sind mit der Zeit verwaschen worden, aber die Quintessenz ist hängen geblieben. Ich kann mich noch erinnern, wie begeistert ich war, als nagelneue Übersetzungen des Infernos, des Purgatario und des Paradisio herauskamen (von Penguin, glaube ich), die das alles wieder zurück in die korrekte lyrische Form brachten. Und ich habe sie verschlungen, jeden Tag eins und dann noch mal von vorne mit Hilfe der Fußnoten und Randbemerkungen.
Während der ganzen Zeit wußte ich nicht, daß ich mich eigentlich darauf vorbereitet habe, diese Serie zu schreiben. Das konnte ich nämlich nur mit einem allgemeinem Hintergrund, aus vielen Gebieten ein wenig zu kennen ... meist gerade genug, um sich damit Probleme aufzuhalsen. Aber dort kommen die Grundlagen her.
Lustige Geschichte ... vor ungefähr zwei, drei Wochen bekam ich eine e-mail von einer Frau, die Professor der mittelalterlichen Geschichte an einer großen Universität ist. Sie wurde von ihren Absolventen darauf gebracht, sich die Show anzusehen und ist jetzt eine großer Fan der Serie. Sie sagte, sie wäre beim Sehen ständig über irgendwelche Bezüge in mittelalterlicher und klassischer Literatur, Mythologie und anderen vergrabenen Quellen "gestolpert". Es hat ihr viel Freude gemacht, wie diese auf einem zeitgenössischen oder futuristischen Schauplatz umgesetzt werden.
Egal, wie ich schon immer über diese Serie gesagt habe ... du mußt als Paradigma das nehmen, womit Du am meisten vertraut bist. Manchmal ist es toll und manchmal ein Fluch.