Wie fast alle grossen Mythen dieser Welt geht es auch in der SW-Saga im Grunde um den ewigen, universellen Widerstreit zwischen Gut und Böse. Und wie in jedem Mythos gibt es festverteilte Rollen in diesem Kampf. In der SW Saga sind die 3 Wichtigsten : Der klassische Held (Luke Skywalker), der unglückselige "gefallene Engel" (Anakin Skywalker) und die Personifizierung des Bösen selbst (Palpatine). Aaron hat irgendwo gesagt dass SW uns lehrt dass niemand vollkommen Böse ist. Das stimmt nicht! SW zeigt uns dies nur bei Anakin Skywalker. Daraus den Umkehrschluss zu ziehen dass alle Bösewichte in SW etwas Gutes in sich tragen ist nicht korrekt.
Wie ich erst heute wieder im Allgemeinen Forum ausgeführt habe, bezweifle ich inzwischen, daß die dunkle Seite überhaupt existiert. Wie die gute Seite, ist sie meines Erachtens nur eine künstliche Schöpfung von Wesen, die nicht fähig sind, die Macht als Einheit des Lebens zu sehen. Anstatt zu versuchen, sich klarzumachen, daß das Leben gute und böse Aspekte vereinigt, konzentrieren sich Jedi, wie Sith, auf Einzelaspekte, erheben sie zur zentralen Instanz der Macht und dogmatisieren diese künstliche Trennung in Licht und Finsternis. Die zentrale Aussage des Kriegs der Sterne ist damit meines Erachtens keinesfalls, daß nur ein einzelner Auserwählter Gutes und Böses in sich tragen kann, alle anderen aber zum Licht oder zur Finsternis verdammt sind, sondern daß wir alle beides in uns tragen und lernen müssen, mit beidem umzugehen. Denn wie blaß wäre das Leben, ohne Leidenschaft, wie abstoßend ohne Mitgefühl?
Aus meiner Ansicht heraus, daß weder gute, noch dunkle Seite existieren, bekräfte ich erneut meine Überzeugung, daß Palpatine gute und böse Seiten hatte. Dies war so bis zu seinem Tod. Doch in seinem wahnwitzigen Bestreben, nur die Leidenschaft, nur die "dunkle Seite" in Besitz zu nehmen, wurde das Gute in ihm niedergeworfen. Es verschwand in einem Strudel aus Angst und Haß und war am Ende nur noch als kümmerlicher Rückstand seines alten Selbst vorhanden.
Während aber in Episode VI kaum Gutes in ihm zu sehen ist, sieht die Lage 36 Jahre zuvor noch anders aus. Zwar ist Palpatines dunkle Seite auch hier bereits übermächtig geworden, sein altes Selbst aber ist zu dieser Zeit noch vergleichsweise stark ausgeprägt. Wie ich bereits an anderem Ort dargelegt habe, bin ich fest davon überzeugt, daß Palpatines Bedauern über die Veränderungen in der Republik und seine Ehrfurcht vor den guten, alten Tagen Fenster in sein altes Ich sind, in ein Ich, das Gutes für die Galaxis und all ihre Bewohner wollte, dann aber von den Zuständen in der republikanischen Führung im Stich gelassen wurde.
Dafür spricht seine Haltung unter Einbeziehung des Erweiterten Universums und die Tatsache, daß keines der berühmten Massaker des Imperiums von ihm befohlen wurde. Sowohl Ghorman, als auch Alderaan, Ralltiir und Toprawa wurden von Untergebenen angeordnet und durchgeführt. Selbst seine Ernennung Tarkins zum Großmufti widerspricht meiner These nicht, gab diese Palpatine doch die Möglichkeit, Tarkin aus seiner Umgebung zu entfernen und in den Äußeren Randgebieten unter seiner Kontrolle zu halten. Damit verringerte sich die Gefahr, daß Tarkin auf Coruscant gegen Palpatine intrigierte und die Systemregierungen des Galaktischen Kerns gegen den Kaiser aufhetzte, was dieser - wie im Radio Drama von Episode IV zu sehen - in der Tat beabsichtigte. Auch der Bau eines zweiten Todessterns macht unter Berücksichtigung einer möglichen intergalaktischen Invasion Sinn, bietet sich doch so die Möglichkeit, einen potentiellen Feind gleichermaßen aufzuhalten, wie anzugreifen und seinen Vormarsch damit zu schwächen.
Dagegen spricht bislang nur ein allgemeines Vorurteil gegen Palpatine und seine Neue Ordnung, das aber meines Erachtens wie alle Vorurteile bis auf wenige jeglicher Grundlagen entbehrt. Denn wieso soll Palpatine ein rein schlechter Mensch sein, nur weil er sich "Heucheleien, Lügen, Verrat, Korruption, Manipulation" bedient? Sein Ziel ist die Rettung der Galaxis. Hätte Valorum gelogen, um die Blockade Naboos zu beenden und Jahre später die Separatistenkrise friedlich beizulegen, würde man ihn einen Helden nennen. Doch hier geht es nicht um angreifende Droiden und feige Neimoidianer, es geht um eine Bedrohung, die alle Horrorszenarien der Galaxis bei weitem übertrifft. Wer diesen Feind besiegen will, muß bereit sein, seine Seele zu verkaufen. Nichts anderes tut Palpatine, doch anstatt ihm für die militärtechnischen Errungenschaften zu danken, ohne die nicht einmal jene schwächlich installierte Verteidigung durch die sogenannte "Neue Republik" möglich wäre, nennt man ihn einen Verbrecher und bösen Menschen.
Diese schlichtweg ungerechte Haltung, kann ich nicht nachvollziehen.