Mumba der Hutt
Toter Waffenhändler
[Lannik | Südliche Hemisphäre | Wüste | Stillgelegter Raumhafen] Mumba der Hutt, Irraréf, Tyranis, IG-86-Droide, Sklaven
Noch einmal ging Mumba der Hutt im Geiste durch, was für Ausrüstung ihm zur Verfügung stand. An Bord der ›Mumba's Palace‹ hätte er natürlich ganz andere Möglichkeiten gehabt. Aber auch unter den Dingen, die San Koure hier für das Treffen vorbereitet hatte und die später seine Sklaven vom Schiff hergeschafft hatten, befanden sich einige nützliche Spielereien. Manche davon konnten ihm für seine Flucht von Nutzen sein. Das vielleicht wichtigste war ein Gerät, das ständig Signale von dem kleinen, gut versteckten Beobachtungssatelliten empfing und verarbeitete. Auf diese Weise hoffte Mumba der erste zu sein, der von der Ankunft des republikanischen Schiffes und auch allen anderen Vorgängen im All erfuhr.
Die Neurepublikaner waren überfällig. Das hätte ihm auch Sorge gemacht, wenn er nicht gewusst hätte, dass er den bunkerartigen Raum mit Attentätern teilte. Bei dieser Art von illegalen Geschäften war Timing das A und O. Verzögerungen jeder Art erhöhten das Risiko ganz enorm. Üblicherweise packte er, wenn man ihn warten ließ, einfach seine Sachen, flog davon und traf Vereinbarungen für ein neues Treffen, gegebenenfalls mit zuverlässigeren Partnern. Doch diesmal konnte er nicht einfach weg. Er war zu sicher, dass die Menschenfrau und der Zabrak-Cyborg, die er auf Tatooine in seine Crew aufgenommen hatte, imperiale Agenten waren. Sie warteten wahrscheinlich nur auf den passenden Moment zum Zuschlagen und würden ihn höchstwahrscheinlich nicht einfach gehen lassen. Außerdem konnte Mumba, so leid es ihm tat, unmöglich die ›Mumba's Palace‹ betreten, bevor sie ausgiebig nach Bomben, Positionssendern, Abhöranlagen, technischer Sabotage, Computerviren und anderen unerquicklichen Überraschungen durchforstet war - im Grunde eine komplette Inspektion und Wartung, für die es an Zeit, Ausrüstung und Personal fehlte.
Nun, er hatte vorgesorgt. Der Gleiter mit der Notfallausrüstung stand draußen bereit. Die Frage war nur noch, wie er dorthin gelangen sollte, ohne von den Attentätern aufgehalten zu werden. Er brauchte irgend eine Art von wirkungsvollem Ablenkungsmanöver. Doch war ihm bisher nichts passendes eingefallen. Eine Inspirationslosigkeit, die tödlich enden konnte...
Da blinkte plötzlich ein Licht an dem Signalempfänger. Der Satellit meldete einen Kontakt. Mumba warf einen Blick auf das kleine Display. Vor wenigen Sekunden war ein militärisches Großkampfschiff in das System gesprungen.
Offensichtlich waren seine Handelspartner da. Das musste Commander Hakens mit seiner ›Liberator‹ sein.
Doch mit jeder Sekunde wurden weitere Messdaten übertragen. Und schnell wurde dem Hutten klar, dass es sich nicht um den republikanischen Strike-Kreuzer handelte, den er erwartet hätte. Die Angaben über Größe, Masse und Energieabstrahlung schienen auf einen Sternenzerstörer hinzudeuten, wie er glaubte, und eine Sekunde später bestätigte das Gerät seinen Verdacht. Als die Beobachtungssonde dann auch noch imperiale Hoheitszeichen identifizierte, war die Sache so klar, wie sie nur konnte.
Mumba erbleichte, und er spürte, wie die Schleimproduktion an der Unterseite seines feisten Leibes sich steigerte: Eine instinktive Fluchtreaktion seines Körpers, um für bessere Schmiere für ein rasches Davonkriechen zu sorgen. Nun war alles verloren. Als der Wookiee-Söldner Skrolayy vorhin ein solches Szenario skizziert hatte, hatte der Hutte es noch abgetan. Aber da hatte er auch noch nicht gewusst, dass das Imperium es auf ihn abgesehen hatte.
Nun hieß es: Handeln oder sterben.
Zuerst betätigte Mumba einen unauffälligen Schalter am Holoprojektor, der jedoch nichts mit der Projektion zu tun hatte, sondern stattdessen einen versteckten Störsender aktivierte. Nun wurden Übertragungen auf allen üblichen Kanälen zerhackt. Er hoffte, auf diese Weise die Kommunikation zwischen den Attentätern und ihren Verbündeten im Orbit zu unterbinden. Außerdem würde so auch keine Meldung von den beiden Söldnerschiffen kommen. Wenn er Glück hatte, erfuhren die Imperialen vorläufig gar nicht, dass ihr Kriegsschiff eingetroffen war. Und ein rascher Blick auf Irraréf zeigte, dass dieser sich in keiner Weise auffällig verhielt. Nichts deutete darauf hin, dass er von der veränderten Situation wusste.
»Genug Musik. Zeigt noch ein Holo«, ordnete der Hutte an. Ihm war nicht nach Unterhaltung, und Ablenkung konnte er noch weniger gebrauchen. Aber nun galt es, sich nicht anmerken zu lassen, dass er Lunte gerochen hatte. Je ungezwungener die Situation und je abgelenkter er selbst wirkte, um so länger konnte er den Schein wahren, nichts von der Gefahr zu ahnen. Und um so länger hatte er Zeit, die Situation zu analysieren und seine Schlüsse zu ziehen.
Ein weiterer Blick auf das kleine Display, das immer mehr Messdaten auflistete. Offenbar waren Jäger gestartet. Wohin sie flogen, war noch unklar. Mumba tippte auf Skrolayys und San Koures Schiffe, die sich, sofern ihre Piloten zumindest ein wenig Verstand hatten, nicht auf dieses ungleiche Kräftemessen einlassen würden. Wahrscheinlich waren sie schon im Rückzug begriffen. Sie nützten dem Waffenhändler nichts mehr. Herausgeworfene Credits.
»Mehr Wein!« befahl er, noch immer in dem Bestreben, den Schein von Normalität aufrechtzuerhalten. Die Sklavin Teela füllte seinen Becher nach.
Der Sternzerstörer hielt mit hoher Geschwindigkeit direkt auf den Planeten zu. Er hatte einen Kurs eingeschlagen, der ihn direkt zu dem stillgelegten Raumhafen führte. Selbst wenn Mumba jetzt einfach zu seinem Schiff kriechen und starten könnte, würde er es nicht schaffen, zu verschwinden, bevor das mächtige Kriegsschiff in Feuerreichweite war. Die ›Mumba's Palace‹ war im Lauf der Jahre zwar mit Schilden, Waffen und Erfassungssystemen im Wert von vollen anderthalb Millionen Credits nachgerüstet worden und mittlerweile ein halbes Kampfschiff, einer modernen Korvette beinahe ebenbürtig, aber mit einem Sternzerstörer der Victory-Klasse konnte sie es nicht aufnehmen. Er saß in der Falle! Wahrscheinlich würden die Imperialen schon bald weitere Jäger und Fähren ausschleusen, um den Raumhafen zu stürmen und Mumba zu töten oder gefangenzunehmen. Wenn die beiden Agenten das nicht schon vorher taten. Wenn er noch fliehen wollte, dann jetzt! Und zwar mit leichtem Gepäck, ohne sein Schiff. So sehr dieser Verlust ihn auch schmerzen würde, sein Leben war ihm kostbarer als sein Besitz.
Wie beiläufig nahm er ein CR-1-Blastergewehr aus der Kiste, die der Söldner San ihm vorhin gebracht hatte. Dann prüfte er ihren Zustand, nicht nur zum Schein, sondern aus praktischen Erwägungen. Die schwere, unhandliche Waffe war offensichtlich nicht neu. Aber sie schien zu funktionieren, und die Energiezelle war geladen.
Dann wandte er sich, ebenfalls so als wäre es das normalste der Galaxie, an seinen IG-86-Droiden und befahl:[/I]
»233, töte den Kopfgeldjäger!«
Der Attentäter mochte noch so talentiert sein, in der aktuellen Situation musste dieser Befehl absolut überraschend kommen. Der Droide hingegen war gar nicht schlau genug, um sich verwirren zu lassen: Er folgte stupide seiner Programmierung und reagierte sofort. Er legte den Blaster an und schoss. Auch Mumba schoss, allerdings ungezielt und nur in die grobe Richtung des Zabrak. Ohne nachzusehen, ob er getroffen hatte, hastete er, so schnell seie kriechende Fortbewegungsart es zuließ, mit schnellen Stößen seiner kräftigen Körpermuskulatur, zum Ausgang. Deutlich hörte er die Verwirrung hinter ihm. Die Sklaven, die er mit in den Bunker genommen hatte, schrien erschreckt durcheinander, und 233 schoss weiter. Es polterte und krachte, Blasterschüsse zischten. Mehr bekam er nicht mit. Er hatte es lebend nach draußen geschafft.
Die an Angeln befestigte und mit einem einfachen mechanischen Schloss versehene, aber schwer gepanzerte Tür öffnete sich nach außen, wie er bei seiner Ankunft auf dem Gelände bemerkt hatte. Er warf sie nun zu und schoss mehrfach mit dem CR-1 auf den Öffnungsmechanismus, in der Hoffnung, diesen dabei so zu beschädigen, dass man die Tür auch von innen nicht ohne weiteres öffnen konnte. Denn am Ausgang des Kampfes hatte er kaum Zweifel: Er hatte gesehen, wie die Imperialen kämpften, als er sie gezwungen hatte, gegen die Gladiatoren anzutreten. Der IG-86-Droide war eine effiziente Tötungsmaschine, aber wenn nicht zufällig einer der ersten Schüsse getroffen hatte, würde es Irraréf - der ja auch bewaffnet war - wahrscheinlich gelingen, 233 zu zerstören. Da war jede Sekunde, die er zum Öffnen der Tür brauchte, unschätzbar wertvoll. Auch wenn es wahrscheinlich nicht viel bewirken würde, rammte der Hutt außerdem das CR-1 in den Sand und gegen die Tür, um einen zusätzlichen Widerstand zu bilden. Dann kroch er weiter.
Er konnte den Frachtgleiter, mit dem der Droide einige Waffen von Bord gebracht hatte, in geringer Entfernung am Rande des Rollfelds stehen. Es war ein Wettlauf mit der Zeit. Denn auch wenn es möglicherweise gelungen war, den Zabrak-Cyborg vorläufig an einer Verfolgung zu hindern, war ja auch noch dessen nicht minder gefährliche Gefährtin auf dem Gelände. Wenn sie Schüsse gehört oder sonstwie mitbekommen hatte, dass etwas nicht stimmte, würde sie wahrscheinlich sofort zurück zum Bunker kommen, um Mumbas Flucht zu verhindern. Selbst wenn er den Gleiter erreichte, war noch lange nicht garantiert, dass er auch lebend von hier weg kam. Denn mit der passenden Ausrüstung konnte man ihn auch aus großer Entfernung noch töten, und er wusste nicht, welche Mittel den Verfolgern noch zur Verfügung standen.
Er hatte den Gleiter beinahe erreicht, als die Hölle losbrach. Mumba der Hutt bemerkte, dass er sich in einer Hinsicht geirrt hatte: Die Imperialen landeten nicht auf dem Gelände und schickten auch keine Truppen oder Jäger. Sie bombardierten das ganze Areal. Lasersalven fraßen sich in den Boden und zerschnitten jedes Material, mit dem sie in Berührung kamen. Sofort fielen einige der kleineren Gebäude in sich zusammen. Ein Schuss schnitt durch das Heck der ›Mumba's Palace‹, die dabei ächzend zusammensackte und mit dem Rumpf auf das Landefeld sackte. Für einen Moment erstarrte der Hutt in Todesangst, doch sein Frachter explodierte nicht. Noch nicht. Doch es konnte nicht lange dauern. Er wusste besser als jeder andere, wie viel Munition in den Containern steckte, die den Frachtraum zum Bersten füllten...
Aber etwas Gutes hatte die Situation. Offenbar war dem Schiffskommandanten das Überleben der beiden Agenten nicht so wichtig, wie man hätte vermuten können. Damit tat er Mumba nicht nur den Gefallen, seine Gegner möglicherweise auszuschalten, sondern er sorgte gleichzeitig für das Ablenkungsmanöver, das er sich so sehnlich gewünscht hatte. Nicht nur für ihn, auch für die Attentäter ging es nun in erster Linie ums eigene Überleben. Das verbesserte die Erfolgsaussichten seiner Flucht immens.
Er erreichte den Gleiter und zwängte seinen massigen Leib in das zum Glück recht geräumige, offene Fahrerabteil. Mit schnellen Handgriffen aktivierte er den Repulsorantrieb. Das Fahrzeug hob sich und setzte sich in Bewegung. Mit einer kräftigen Bewegung seines feisten Schwanzes stieß Mumba den Behälter mit den Waffenmustern, die zur Veranschaulichung im Verkaufsgespräch dienten, von der Ladefläche: Das war unnötiger Ballast, der ihn nur aufhalten würde. Was er brauchte, war alleine das Notfallequipment aus dem anderen Container, den er sich hatte herschaffen lassen. Er enthielt alles, was er zum Überleben in der Wüste brauchte. Natürlich nur, wenn er diesem Inferno entkam...
Gerade als der Gleiter um die Ecke glitt, begann die ›Mumba's Palace‹ zu explodieren. Der Hutte sah noch im Augenwinkel, wie eine Flammenfontäne seitlich aus dem Frachtraum brach. Er wusste, dass dies noch längst nicht alles gewesen war. Es befanden sich über 10.000 Tonnen Waffen und Munition an Bord, darunter Termaldetonatoren, Torpedosprengköpfe und Energiepatronen für Schiffsgeschütze. Wenn das alles hochging, würde wahrscheinlich nichts von dem Schiff übrig bleiben, was größer als ein Eiswürfel war. Und auch die umliegenden Gebäude würden mit dem Wüstensand verwehen. Mumba wollte nicht bleiben, um sich dieses Spektakel anzusehen.
Mit hoher Geschwindigkeit brauste der Frachtgleiter über den Sand. Die geringe Zuladung machte ihn schneller und wendiger, als solche Geräte üblicherweise waren. Mumba entdeckte keine Spur von Tyranis, doch dies mochte vor allem dem Rauch und Staub geschuldet sein, der mittlerweile die Sicht massiv beeinträchtigte und auch seinen Rückzug deckte. Nach etwa anderthalb Minuten, die ihm jedoch wie eine Ewigkeit vorkamen, hatte er das Areal des alten Raumhafens hinter sich gelassen und raste nun über Sand und Steine dahin. Er wusste, dass die nächstgelegene Stadt im Westen lag, doch dort würde man am ehesten nach ihm suchen. Zu einer kleineren Ansiedlung im Nordosten war es ein wenig weiter, aber dort war die Gegend zuerst felsig und zerklüftet, und ging dann irgendwann in dichtes Buschland und Wald über. Hier konnte er sich wesentlich besser verstecken. Also flog er zunächst nach Westen, um später einen Bogen nach Nordosten zu schlagen. So erschien es ihm am wahrscheinlichsten, eventuelle Verfolger abzuschütteln.
Er war mit dem Leben davon gekommen.
Aber was hatte ihn das gekostet: Die ›Mumba's Palace‹ mit all ihren unersetzlichen Extras und Modifikationen war dahin. Dazu die Ladung im Wert von vielen hunderttausend Credits. Auch das halbe Dutzend Astromechdroiden, seinen Protokolldroiden mit der kostbaren Dechiffrierungssoftware sowie den letzten seiner IG-86-Wächter würde er nie wieder sehen. Weniger schmerzte ihn der Verlust seiner Sklaven und Gladiatoren, die nun jedenfalls schon alle tot waren, da sie auf dem brennenden Frachter eingeschlossen gewesen waren. Aber auch diese hatten einen nicht unbeträchtlichen finanziellen Wert gehabt. Sein gesamter persönlicher Besitz und seine gesamte Geschäftsgrundlage war dahin. Mumba der Hutt, einst einer der Großen im Waffenschmuggelgeschäft, stand vor dem absoluten Nichts.
Er warf einen Blick zurück. Genau im richtigen Augenblick, um das Ende seines Schiffes mitzuerleben. Aus großer Entfernung sah er, wie ein mächtiger Lichtblitz die Hälfte des Raumhafens verschlang. Kurz darauf hörte auch das Feuer aus dem Orbit auf. Als leichter Windstoß überholten ihn die Überreste der Druckwelle und trieben heißen Wüstensand über seinen Rücken. Ohne sich noch einmal umzudrehen, flog er weiter nach Westen, der untergehenden Sonne entgegen.
[Lannik | Südliche Hemisphäre | Wüste | Frachtgleiter] Mumba der Hutt
Noch einmal ging Mumba der Hutt im Geiste durch, was für Ausrüstung ihm zur Verfügung stand. An Bord der ›Mumba's Palace‹ hätte er natürlich ganz andere Möglichkeiten gehabt. Aber auch unter den Dingen, die San Koure hier für das Treffen vorbereitet hatte und die später seine Sklaven vom Schiff hergeschafft hatten, befanden sich einige nützliche Spielereien. Manche davon konnten ihm für seine Flucht von Nutzen sein. Das vielleicht wichtigste war ein Gerät, das ständig Signale von dem kleinen, gut versteckten Beobachtungssatelliten empfing und verarbeitete. Auf diese Weise hoffte Mumba der erste zu sein, der von der Ankunft des republikanischen Schiffes und auch allen anderen Vorgängen im All erfuhr.
Die Neurepublikaner waren überfällig. Das hätte ihm auch Sorge gemacht, wenn er nicht gewusst hätte, dass er den bunkerartigen Raum mit Attentätern teilte. Bei dieser Art von illegalen Geschäften war Timing das A und O. Verzögerungen jeder Art erhöhten das Risiko ganz enorm. Üblicherweise packte er, wenn man ihn warten ließ, einfach seine Sachen, flog davon und traf Vereinbarungen für ein neues Treffen, gegebenenfalls mit zuverlässigeren Partnern. Doch diesmal konnte er nicht einfach weg. Er war zu sicher, dass die Menschenfrau und der Zabrak-Cyborg, die er auf Tatooine in seine Crew aufgenommen hatte, imperiale Agenten waren. Sie warteten wahrscheinlich nur auf den passenden Moment zum Zuschlagen und würden ihn höchstwahrscheinlich nicht einfach gehen lassen. Außerdem konnte Mumba, so leid es ihm tat, unmöglich die ›Mumba's Palace‹ betreten, bevor sie ausgiebig nach Bomben, Positionssendern, Abhöranlagen, technischer Sabotage, Computerviren und anderen unerquicklichen Überraschungen durchforstet war - im Grunde eine komplette Inspektion und Wartung, für die es an Zeit, Ausrüstung und Personal fehlte.
Nun, er hatte vorgesorgt. Der Gleiter mit der Notfallausrüstung stand draußen bereit. Die Frage war nur noch, wie er dorthin gelangen sollte, ohne von den Attentätern aufgehalten zu werden. Er brauchte irgend eine Art von wirkungsvollem Ablenkungsmanöver. Doch war ihm bisher nichts passendes eingefallen. Eine Inspirationslosigkeit, die tödlich enden konnte...
Da blinkte plötzlich ein Licht an dem Signalempfänger. Der Satellit meldete einen Kontakt. Mumba warf einen Blick auf das kleine Display. Vor wenigen Sekunden war ein militärisches Großkampfschiff in das System gesprungen.
Offensichtlich waren seine Handelspartner da. Das musste Commander Hakens mit seiner ›Liberator‹ sein.
Doch mit jeder Sekunde wurden weitere Messdaten übertragen. Und schnell wurde dem Hutten klar, dass es sich nicht um den republikanischen Strike-Kreuzer handelte, den er erwartet hätte. Die Angaben über Größe, Masse und Energieabstrahlung schienen auf einen Sternenzerstörer hinzudeuten, wie er glaubte, und eine Sekunde später bestätigte das Gerät seinen Verdacht. Als die Beobachtungssonde dann auch noch imperiale Hoheitszeichen identifizierte, war die Sache so klar, wie sie nur konnte.
Mumba erbleichte, und er spürte, wie die Schleimproduktion an der Unterseite seines feisten Leibes sich steigerte: Eine instinktive Fluchtreaktion seines Körpers, um für bessere Schmiere für ein rasches Davonkriechen zu sorgen. Nun war alles verloren. Als der Wookiee-Söldner Skrolayy vorhin ein solches Szenario skizziert hatte, hatte der Hutte es noch abgetan. Aber da hatte er auch noch nicht gewusst, dass das Imperium es auf ihn abgesehen hatte.
Nun hieß es: Handeln oder sterben.
Zuerst betätigte Mumba einen unauffälligen Schalter am Holoprojektor, der jedoch nichts mit der Projektion zu tun hatte, sondern stattdessen einen versteckten Störsender aktivierte. Nun wurden Übertragungen auf allen üblichen Kanälen zerhackt. Er hoffte, auf diese Weise die Kommunikation zwischen den Attentätern und ihren Verbündeten im Orbit zu unterbinden. Außerdem würde so auch keine Meldung von den beiden Söldnerschiffen kommen. Wenn er Glück hatte, erfuhren die Imperialen vorläufig gar nicht, dass ihr Kriegsschiff eingetroffen war. Und ein rascher Blick auf Irraréf zeigte, dass dieser sich in keiner Weise auffällig verhielt. Nichts deutete darauf hin, dass er von der veränderten Situation wusste.
»Genug Musik. Zeigt noch ein Holo«, ordnete der Hutte an. Ihm war nicht nach Unterhaltung, und Ablenkung konnte er noch weniger gebrauchen. Aber nun galt es, sich nicht anmerken zu lassen, dass er Lunte gerochen hatte. Je ungezwungener die Situation und je abgelenkter er selbst wirkte, um so länger konnte er den Schein wahren, nichts von der Gefahr zu ahnen. Und um so länger hatte er Zeit, die Situation zu analysieren und seine Schlüsse zu ziehen.
Ein weiterer Blick auf das kleine Display, das immer mehr Messdaten auflistete. Offenbar waren Jäger gestartet. Wohin sie flogen, war noch unklar. Mumba tippte auf Skrolayys und San Koures Schiffe, die sich, sofern ihre Piloten zumindest ein wenig Verstand hatten, nicht auf dieses ungleiche Kräftemessen einlassen würden. Wahrscheinlich waren sie schon im Rückzug begriffen. Sie nützten dem Waffenhändler nichts mehr. Herausgeworfene Credits.
»Mehr Wein!« befahl er, noch immer in dem Bestreben, den Schein von Normalität aufrechtzuerhalten. Die Sklavin Teela füllte seinen Becher nach.
Der Sternzerstörer hielt mit hoher Geschwindigkeit direkt auf den Planeten zu. Er hatte einen Kurs eingeschlagen, der ihn direkt zu dem stillgelegten Raumhafen führte. Selbst wenn Mumba jetzt einfach zu seinem Schiff kriechen und starten könnte, würde er es nicht schaffen, zu verschwinden, bevor das mächtige Kriegsschiff in Feuerreichweite war. Die ›Mumba's Palace‹ war im Lauf der Jahre zwar mit Schilden, Waffen und Erfassungssystemen im Wert von vollen anderthalb Millionen Credits nachgerüstet worden und mittlerweile ein halbes Kampfschiff, einer modernen Korvette beinahe ebenbürtig, aber mit einem Sternzerstörer der Victory-Klasse konnte sie es nicht aufnehmen. Er saß in der Falle! Wahrscheinlich würden die Imperialen schon bald weitere Jäger und Fähren ausschleusen, um den Raumhafen zu stürmen und Mumba zu töten oder gefangenzunehmen. Wenn die beiden Agenten das nicht schon vorher taten. Wenn er noch fliehen wollte, dann jetzt! Und zwar mit leichtem Gepäck, ohne sein Schiff. So sehr dieser Verlust ihn auch schmerzen würde, sein Leben war ihm kostbarer als sein Besitz.
Wie beiläufig nahm er ein CR-1-Blastergewehr aus der Kiste, die der Söldner San ihm vorhin gebracht hatte. Dann prüfte er ihren Zustand, nicht nur zum Schein, sondern aus praktischen Erwägungen. Die schwere, unhandliche Waffe war offensichtlich nicht neu. Aber sie schien zu funktionieren, und die Energiezelle war geladen.
Dann wandte er sich, ebenfalls so als wäre es das normalste der Galaxie, an seinen IG-86-Droiden und befahl:[/I]
»233, töte den Kopfgeldjäger!«
Der Attentäter mochte noch so talentiert sein, in der aktuellen Situation musste dieser Befehl absolut überraschend kommen. Der Droide hingegen war gar nicht schlau genug, um sich verwirren zu lassen: Er folgte stupide seiner Programmierung und reagierte sofort. Er legte den Blaster an und schoss. Auch Mumba schoss, allerdings ungezielt und nur in die grobe Richtung des Zabrak. Ohne nachzusehen, ob er getroffen hatte, hastete er, so schnell seie kriechende Fortbewegungsart es zuließ, mit schnellen Stößen seiner kräftigen Körpermuskulatur, zum Ausgang. Deutlich hörte er die Verwirrung hinter ihm. Die Sklaven, die er mit in den Bunker genommen hatte, schrien erschreckt durcheinander, und 233 schoss weiter. Es polterte und krachte, Blasterschüsse zischten. Mehr bekam er nicht mit. Er hatte es lebend nach draußen geschafft.
Die an Angeln befestigte und mit einem einfachen mechanischen Schloss versehene, aber schwer gepanzerte Tür öffnete sich nach außen, wie er bei seiner Ankunft auf dem Gelände bemerkt hatte. Er warf sie nun zu und schoss mehrfach mit dem CR-1 auf den Öffnungsmechanismus, in der Hoffnung, diesen dabei so zu beschädigen, dass man die Tür auch von innen nicht ohne weiteres öffnen konnte. Denn am Ausgang des Kampfes hatte er kaum Zweifel: Er hatte gesehen, wie die Imperialen kämpften, als er sie gezwungen hatte, gegen die Gladiatoren anzutreten. Der IG-86-Droide war eine effiziente Tötungsmaschine, aber wenn nicht zufällig einer der ersten Schüsse getroffen hatte, würde es Irraréf - der ja auch bewaffnet war - wahrscheinlich gelingen, 233 zu zerstören. Da war jede Sekunde, die er zum Öffnen der Tür brauchte, unschätzbar wertvoll. Auch wenn es wahrscheinlich nicht viel bewirken würde, rammte der Hutt außerdem das CR-1 in den Sand und gegen die Tür, um einen zusätzlichen Widerstand zu bilden. Dann kroch er weiter.
Er konnte den Frachtgleiter, mit dem der Droide einige Waffen von Bord gebracht hatte, in geringer Entfernung am Rande des Rollfelds stehen. Es war ein Wettlauf mit der Zeit. Denn auch wenn es möglicherweise gelungen war, den Zabrak-Cyborg vorläufig an einer Verfolgung zu hindern, war ja auch noch dessen nicht minder gefährliche Gefährtin auf dem Gelände. Wenn sie Schüsse gehört oder sonstwie mitbekommen hatte, dass etwas nicht stimmte, würde sie wahrscheinlich sofort zurück zum Bunker kommen, um Mumbas Flucht zu verhindern. Selbst wenn er den Gleiter erreichte, war noch lange nicht garantiert, dass er auch lebend von hier weg kam. Denn mit der passenden Ausrüstung konnte man ihn auch aus großer Entfernung noch töten, und er wusste nicht, welche Mittel den Verfolgern noch zur Verfügung standen.
Er hatte den Gleiter beinahe erreicht, als die Hölle losbrach. Mumba der Hutt bemerkte, dass er sich in einer Hinsicht geirrt hatte: Die Imperialen landeten nicht auf dem Gelände und schickten auch keine Truppen oder Jäger. Sie bombardierten das ganze Areal. Lasersalven fraßen sich in den Boden und zerschnitten jedes Material, mit dem sie in Berührung kamen. Sofort fielen einige der kleineren Gebäude in sich zusammen. Ein Schuss schnitt durch das Heck der ›Mumba's Palace‹, die dabei ächzend zusammensackte und mit dem Rumpf auf das Landefeld sackte. Für einen Moment erstarrte der Hutt in Todesangst, doch sein Frachter explodierte nicht. Noch nicht. Doch es konnte nicht lange dauern. Er wusste besser als jeder andere, wie viel Munition in den Containern steckte, die den Frachtraum zum Bersten füllten...
Aber etwas Gutes hatte die Situation. Offenbar war dem Schiffskommandanten das Überleben der beiden Agenten nicht so wichtig, wie man hätte vermuten können. Damit tat er Mumba nicht nur den Gefallen, seine Gegner möglicherweise auszuschalten, sondern er sorgte gleichzeitig für das Ablenkungsmanöver, das er sich so sehnlich gewünscht hatte. Nicht nur für ihn, auch für die Attentäter ging es nun in erster Linie ums eigene Überleben. Das verbesserte die Erfolgsaussichten seiner Flucht immens.
Er erreichte den Gleiter und zwängte seinen massigen Leib in das zum Glück recht geräumige, offene Fahrerabteil. Mit schnellen Handgriffen aktivierte er den Repulsorantrieb. Das Fahrzeug hob sich und setzte sich in Bewegung. Mit einer kräftigen Bewegung seines feisten Schwanzes stieß Mumba den Behälter mit den Waffenmustern, die zur Veranschaulichung im Verkaufsgespräch dienten, von der Ladefläche: Das war unnötiger Ballast, der ihn nur aufhalten würde. Was er brauchte, war alleine das Notfallequipment aus dem anderen Container, den er sich hatte herschaffen lassen. Er enthielt alles, was er zum Überleben in der Wüste brauchte. Natürlich nur, wenn er diesem Inferno entkam...
Gerade als der Gleiter um die Ecke glitt, begann die ›Mumba's Palace‹ zu explodieren. Der Hutte sah noch im Augenwinkel, wie eine Flammenfontäne seitlich aus dem Frachtraum brach. Er wusste, dass dies noch längst nicht alles gewesen war. Es befanden sich über 10.000 Tonnen Waffen und Munition an Bord, darunter Termaldetonatoren, Torpedosprengköpfe und Energiepatronen für Schiffsgeschütze. Wenn das alles hochging, würde wahrscheinlich nichts von dem Schiff übrig bleiben, was größer als ein Eiswürfel war. Und auch die umliegenden Gebäude würden mit dem Wüstensand verwehen. Mumba wollte nicht bleiben, um sich dieses Spektakel anzusehen.
Mit hoher Geschwindigkeit brauste der Frachtgleiter über den Sand. Die geringe Zuladung machte ihn schneller und wendiger, als solche Geräte üblicherweise waren. Mumba entdeckte keine Spur von Tyranis, doch dies mochte vor allem dem Rauch und Staub geschuldet sein, der mittlerweile die Sicht massiv beeinträchtigte und auch seinen Rückzug deckte. Nach etwa anderthalb Minuten, die ihm jedoch wie eine Ewigkeit vorkamen, hatte er das Areal des alten Raumhafens hinter sich gelassen und raste nun über Sand und Steine dahin. Er wusste, dass die nächstgelegene Stadt im Westen lag, doch dort würde man am ehesten nach ihm suchen. Zu einer kleineren Ansiedlung im Nordosten war es ein wenig weiter, aber dort war die Gegend zuerst felsig und zerklüftet, und ging dann irgendwann in dichtes Buschland und Wald über. Hier konnte er sich wesentlich besser verstecken. Also flog er zunächst nach Westen, um später einen Bogen nach Nordosten zu schlagen. So erschien es ihm am wahrscheinlichsten, eventuelle Verfolger abzuschütteln.
Er war mit dem Leben davon gekommen.
Aber was hatte ihn das gekostet: Die ›Mumba's Palace‹ mit all ihren unersetzlichen Extras und Modifikationen war dahin. Dazu die Ladung im Wert von vielen hunderttausend Credits. Auch das halbe Dutzend Astromechdroiden, seinen Protokolldroiden mit der kostbaren Dechiffrierungssoftware sowie den letzten seiner IG-86-Wächter würde er nie wieder sehen. Weniger schmerzte ihn der Verlust seiner Sklaven und Gladiatoren, die nun jedenfalls schon alle tot waren, da sie auf dem brennenden Frachter eingeschlossen gewesen waren. Aber auch diese hatten einen nicht unbeträchtlichen finanziellen Wert gehabt. Sein gesamter persönlicher Besitz und seine gesamte Geschäftsgrundlage war dahin. Mumba der Hutt, einst einer der Großen im Waffenschmuggelgeschäft, stand vor dem absoluten Nichts.
Er warf einen Blick zurück. Genau im richtigen Augenblick, um das Ende seines Schiffes mitzuerleben. Aus großer Entfernung sah er, wie ein mächtiger Lichtblitz die Hälfte des Raumhafens verschlang. Kurz darauf hörte auch das Feuer aus dem Orbit auf. Als leichter Windstoß überholten ihn die Überreste der Druckwelle und trieben heißen Wüstensand über seinen Rücken. Ohne sich noch einmal umzudrehen, flog er weiter nach Westen, der untergehenden Sonne entgegen.
[Lannik | Südliche Hemisphäre | Wüste | Frachtgleiter] Mumba der Hutt