Heute vor genau 70 Jahren,am 27.01.1945 erreichten im Rahmen der Weichsel-Oder-Operation der 1.Ukrainischen Front unter Marschall der Sowjet-Union Iwan Stephanowitsch Konew Truppen der 60.Armee unter dem damailgen Generaloberst und späteren Armeegeneral Pawel Alexejewitsch Kurotschkin die Stadt Ausschwitz im Süden Polens.Teile dieser Armee befreiten an diesem Tag KLs Ausschwitz I, Ausschwitz III-Monowitz sowie das Vl Ausschwitz II Birkenau.
Aus diesem Anlass und leider mit einem Tag Verspätung - ich hatte mir fest vorgenommen, auf das Datum zu achten und habe es dann doch vergessen - hier einige Bilder von meinem letzten (dem zweiten) Besuch im staatlichen Museum Auschwitz, 2013.
Der Eingang des KZ Auschwitz I (Stammlager) mit dem menschenverachtenden und ikonischen Schriftzug "Arbeit macht frei". Der Schriftzug wurde vom Gefangenen Jan Liwacz, einem polnischen Kunstschmied, angefertigt. Wer genau hinsieht, kann gut erkennen, dass das B falsch herum angebracht wurde. Man ist sich heute sicher, dass es sich dabei um eine Protestaktion Liwaczs handelte. Übrigens handelt es sich bei dem Schriftzug nicht mehr um das Original, nachdem dieses 2009 entwendet und durch ein Replikat ersetzt wurde.
Ein Haufen jener Dosen, in denen das zur Vernichtung eingesetzte Zyklon B nach Auschwitz geliefert wurde. Das 1922 ursprünglich als Insektenvernichtungsmittel entwickelte Zyklon B wurde in Pellets ausgeliefert. Nachdem die zur Vernichtung vorgesehenen Lagerinsassen in die zynisch als Duschen ("Brausebad") bezeichneten Gaskammern geführt und eingeschlossen wurden, wurden die Pellets in eine der jeweils vier Öffnungen, die in die Gaskammern eingelassen waren, gefüllt, wo sie in einer vergleichsweise ausgeklügelten Vorrichtung verdunsteten und schlussendlich in die Gaskammer gelangten. Produzentin dieses todbringenden Mittels war die
Degesch ("Deutsche Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung"), die auch nach 1945 fortbestand. Lediglich die I.G. Farben verlor, aufgrund ihrer Zwangsauflösung, ihre Besitzanteile.
Die Einführung des Gases war übrigens der einzige Vorgang, während des Prozesses der Vergasung, der von Angehörigen der SS durchgeführt wurde. Alles andere, wie beispielsweise die Entkleidung der Flüchtlinge oder das Entfernen der Goldzähne, wurde von den Angehörigen des sog. Sonderkommandos, welches ausschließlich aus jüdischen Insassen bestand, durchgeführt.
Einer von unzähligen Reisekoffern in denen Deportierte ihre Habseligkeiten nach Auschwitz brachten sowie ein Berg von
akquirierten Schuhen. Sämtliche Besitztümer wurden den Insassen abgenommen, verwertet und der deutschen Wirtschaft zugeführt. Nicht nur offensichtlich nützliche Gegenstände, Goldschmuck, Goldzähne, Kleidungsstücke und Schuhe wurden weiterverwendet, auch Haare, Brillen, ja sogar Prothesen fanden Verwendung.
Auf dieser Tafel werden die Markierungen erklärt, welche die Lagerinsassen, gemäß ihres
Hintergrundes, zu tragen hatten.
Rotes Dreieck = politische Inhaftierte (z.B Kommunisten)
Grünes Dreieck = Kriminelle (diese wurden vorwiegend als
Kapos in den Gefangenenblöcken eingesetzt)
Schwarzes Dreieck auf weißem Grund mit Z = "Zigeuner" & Roma
Schwarzes Dreieck auf weißem Grund = Asoziale (z.B Obdachlose, Wanderarbeiter, Zuhälter, Prostituierte, sogenannte "Ballastexistenzen")
SU = sowjetische Kriegsgefangene
Violettes Dreieck = Bibelforscher, hauptsächlich Zeugen Jehovas (aber auch Angehörige der Adventisten)
Rosanes Dreieck = Homosexuelle
Farbiges Dreieck auf gelbem Dreieck = jüdische Insassen (das obere Dreieck gibt auch hier entsprechend die Kategorie des Häftlings an; in diesem Fall handelt es sich also um einen Juden, der aus politischen Gründen inhaftiert worden war), bis 1944
Farbiges Dreieck unter gelbem Balken = jüdische Insassen, ab 1944
"Sondermarkierungen"
schwarzer Punkt auf weißem Quadrat = Angehöriger der Strafkompanie (in der Regel war die Einteilung in die Strafkompanie das Todesurteil für den Insassen)
EH = Strafgefangener
PH = Polizeigefangener (meist polnische Widerstandskämpfer oder Partisanen)
Grünes aufwärtsgerichtetes Dreieck = präventiv Inhaftierter
IL = Insasse, der unter dem Verdacht steht eine Flucht zu planen
Auf den Dreiecken war jeweils, sofern es sich nicht um deutsche Insassen handelte, mit einem einzelnen Buchstaben die Nationalität des Insassen notiert. Beispielsweise P für einen polnischen Insassen oder ein T für einen tschechischen. Auf der Tafel nicht dargestellt sind außerdem die Markierungen für Rassenschänder (
schwarzes Dreieck auf gelbem Dreieck) und für inhaftierte Angehörige der Wehrmacht (
aufwärtsgerichtetes rotes Dreieck).
Eine kleine Anekdote des Besuches: am Einlass wird den Besuchern des Museums ein Aufkleber ausgehändigt, der je nach Sprache der Führung eine andere Farbe hat. In unserem Fall war dies ein himmelblauer Aufkleber und dieser musste sichtbar an der Brust getragen werden.
Block 10. Hier wurden verschiedene Menschenversuche, vor allem an jüdischen Häftlingen, durchgeführt. Carl Clauberg unternahm im Block 10 ab 1943 Experimente zur Massensterilisation von Frauen, hauptsächlich mit Chemikalien, die eine Entzündung der Eileiter hervorrufen sollten. Horst Schumann versuchte ähnliches mit Röntgenstrahlen, Eduard Wirths, der später auch Lagerarzt von Auschwitz wurde, führte pharmazeutische Experimente durch (dabei handelte es sich vorwiegend um die Erforschung von Medikamenten zur Gebärmutterkrebs-Prophylaxe). Josef Mengele, der unter anderem menschenverachtende "Untersuchungen" an Zwillingen durchführte,
praktizierte nicht in Block 10, sondern im sog. "Zigeunerlager".
Die sog. "Schwarze Wand" zwischen dem Block 10 und 11. Hier wurden bis zum Dezember 1943 mindestens 20.000 Menschen erschossen. Dabei handelte es sich überwiegend um polnische Widerstandskämpfer oder Insassen die am lagerinternen Widerstand beteiligt waren. Ab dem Januar 1943 wurden die Todesurteile durch das Polizeistandgericht aus Katowice ausgesprochen, das etwa alle vier Wochen für jeweils einen Tag im Lagergefängnis (Block 11) zusammentrat und dabei stets mehrere hundert Todesurteile pro Sitzungstag fällte.
Der Hungerbunker in den Pater Maximilian Kolbe 1941 eingesperrt wurde, nachdem er den Platz von Franciszek Gajowniczek eingenommen hatte, der, gemeinsam mit neun Mithäftlingen, im Rahmen einer Vergeltungsaktion für eine vermeintliche Flucht (der vermeintlich Geflüchtete wurde später tot aufgefunden) im Lagergefängnis durch Verhungern umgebracht werden sollte. Kolbe starb erst nach 14 Tagen, jedoch nicht durch Hunger, sondern eine tödliche Injektion. 1982 wurde er für sein Opfer heiliggesprochen.
Schornstein des Krematorium I in Auschwitz Stammlager. Im Krematorium I befand sich die einzige Gaskammer des Stammlagers, diese wurde
lediglich zweimal genutzt. Im Dezember 1941 wurden dort 900 sowjetische Kriegsgefangene vergast, im Februar 1942 400 arbeitsunfähige jüdische Lagerinsassen. Das Krematorium I ist das einzige noch erhaltene Krematorium in Auschwitz; die beiden Krematorien in Auschwitz II-Birkenau wurden zur Verschleierung von SS-Männern gesprengt.
Einfahrtsgebäude, Auschwitz II-Birkenau. Birkenau (polnisch: Brzezinka) war das größte der sechs dt. Vernichtungslager und wurde 1941, etwa drei Kilometer von Auschwitz I-Stammlager entfernt, errichtet. Hier starben mindestens 1,1 Millionen Menschen. 900.000 wurden direkt nach ihrer Ankunft und der Selektion in die Gaskammern getrieben und getötet, weitere 200.000 starben nach Krankheit, Misshandlung, durch Unfälle, bei der Zwangsarbeit oder nach einer erneuten Selektion in den Gaskammern.
Die Ruine des Krematorium II, Auschwitz II-Birkenau. Die Verbrennungsöfen und Gaskammern des Krematoriums waren ab März 1943 ohne Unterbrechung 600 Tage lang in Betrieb. Angehörige der SS sprengten das Krematorium kurz vor der Befreiung des Lagers durch die anrückenden sowjetischen Truppen.