Mon Calamari (Calamari-System)

I|I Mon Calamari I|I Coral City I|I Senatskuppel I|I Sondersitzung des Galaktischen Senats I|I Vold Trembor und Senatoren I|I
Die Stimme der Togorianerin verhallte, und für einen Moment hing ein eigenartiges Schweigen in der Kuppel. Kein Schweigen der Einigkeit, sondern das gespannte Innehalten eines Saales, in dem die Worte noch sortiert, die Positionen noch kalkuliert wurden. Dann brandeten Rufe auf, ein Wechselbad zwischen zustimmend, abfällig und pöttisch. Das Toben der Senatoren erinnerte an einen Schwarm Raubfische, der prüfte, ob das, was ins Wasser gefallen war, Beute oder nur Geröll war. Die Rede der Senatorin von Togoria hatte die Kuppel geteilt wie ein Blitz durch ein Gewitter. Als ginge es weniger um Worte als um das Bild, das die Kameras einfingen. Vold Trembor stand still, sein Atem rauschte tief und rhythmisch durch die Filter, während die Projektionen über das Gold seiner Maske flackerten. Er hörte nicht nur, er las jede Stimme, jeden Tonfall, jede Pause, als wären sie Zahlen in einem Kalkül. Neben ihm richtete sich Katal Ambor etwas auf. Der Senator wirkte fast erleichtert, als hätte Rrooow ihm ein Stück seiner verlorenen Würde zurückgegeben.

„Endlich jemand, der Vernunft spricht,“ murmelte er, die Hände noch zitternd, aber die Augen mit einem Glanz, den Vold seit Beginn der Sitzung nicht mehr gesehen hatte. „Sehen Sie, Trembor? Wir sind nicht allein. Diese junge Togorianerin… sie versteht die Gefahr. Sie wird unsere Verbündete sein.“

Vold wandte langsam den Kopf, die dunklen Glaslinsen fixierten Ambor. Seine modulierte Stimme kam tief und gemessen, das Timbre so, dass es wie Zustimmung klang, aber in Wahrheit Gift tropfte:

„Ja, Herr Senator. Ihre Worte ergänzen die Ihren. Sie ist ein Beleg dafür, dass nicht alle von der Euphorie des Kanzlers erfasst wurden.“

Ambor nickte eifrig, klammerte sich an die Vorstellung einer Allianz. Vold ließ ihn. Innerlich jedoch sah er klarer: „Ambor erkennt nicht, dass er sich gerade an die Schwachen bindet. Hendrey reißt die Massen mit, Quún hält die Exekutive, die großen Fraktionen formieren sich und Ambor klammert sich an die Stimme einer unerfahrenen Neuen. Er nennt es Verbündete. Ich nenne es Strohhalm.“ Sein Blick glitt über die Halle, zu Hendrey, dessen Gesicht noch vom Applaus glänzte, jede Geste einstudiert für die Kameras. Das ist die Welle. Rrooow ist der Mahnruf am Rand. Beides zusammen ergibt eine Dramaturgie, die ich nutzen kann. Ambor wird glauben, er habe Rückhalt, während er sich in Wirklichkeit isoliert. Und wenn der Moment kommt, werde ich ihn genau mit dieser falschen Sicherheit stürzen.

Er legte
Ambor kurz die Hand auf den Unterarm, eine Geste wie Solidarität, in Wahrheit ein Zügel.
„Sie haben recht, Herr Senator. Senatorin Rrooow spricht aus, was viele denken, die sich nicht zu Wort melden. Gemeinsam bilden Sie ein Gegengewicht. Eine Allianz der Vernunft.“

Der angeschlagene Senator von Metalorn lächelte matt, als habe er gerade Halt gefunden. Vold wusste, dass dieser Halt aus Sand bestand. Je mehr Ambor auf Senatoren wie Rrooow oder andere zurückhaltendere Senatoren setzte, desto deutlicher würde er sich aus dem Kreis der Entscheider verabschieden. Und Vold, der Architekt hinter der Maske, würde dafür sorgen, dass, wenn die Bretter unter Ambors Füßen brachen, niemand außer ihm bereitstand, um das Banner Metalorns hochzuhalten.

Vold Trembor saß reglos, nur die dunklen Linsen seiner Maske spiegelten die wechselnden Projektionen. Seine Ohren hörten nicht nur Worte, sondern das Gewicht dahinter. Rrooow hatte keine Wucht wie Hendrey, keine Resonanz in den Medien, doch sie hatte etwas anderes: eine moralische Integrität, die, richtig platziert, durchaus nützlich sein konnte. Ein Mahnruf von einem unbeschriebenen Blatt wirkt stärker, als wenn er aus dem Mund eines alten Mannes kommt, der längst als Bremser gilt.

In seinem Kopf arbeiteten die Zahnräder eines präzisen Getriebes. Ambors Erleichterung über Rrooows Rede hatte ihm einen kurzen Aufschwung gegeben. Ein schwacher Mann, der in der Stimme einer unerfahrenen Senatorin eine Lebensader sah. Vold würde diese Hoffnung nicht zerstören – noch nicht. Stattdessen würde er sie nutzen. Wenn Ambor glaubt, Rrooow sei seine Verbündete, dann soll er in dieser Annahme leben. Ich werde ihm helfen, die Fäden zu spinnen, kleine Treffen anzustoßen, Gespräche in Nebenfluren zu arrangieren. So glaubt er, eine Koalition der Vernunft aufzubauen. Tatsächlich aber baue ich ihm ein Netz, in dem er sich verfangen wird.
Vold überlegte, wie er Varad Trembor ansetzen würde. Sein Cousin verstand es meisterhaft, Kontakte zu kartieren: Wer sprach mit wem? Wer neigte zum Kanzler, wer suchte Schutz in der Fraktion der Zögerer? Varad würde diskrete Dossiers erstellen, in denen jedes Zitat, jede Geste, jede Schwäche vermerkt wurde. Ambor würde glauben, diese Informationen dienten ihm, doch in Wahrheit würden sie Volds eigenes Fundament legen. „Ich lasse Ambor die unbequemen Gespräche führen. Er soll an Türen klopfen, Senatoren um Geduld und Rechtschaffenheit bitten. Und während er das tut, werde ich die Stimmen hören, die er nicht erreicht. Ich werde die Zweifel aufnehmen, die er weckt, und sie in Unterstützung für mich verwandeln.“

Kazo, der Selkath, würde man die Aufgabe übertragen, das Bild Ambors subtil zu rahmen: nicht als standhaften Hüter der Verfassung, sondern als Mahner, der gut spricht, aber wenig bewegt. Cale Rynar, der Pantoraner, würde dafür sorgen, dass in den Holo-Clips nicht Ambors Gesicht, sondern das des jungen Hendrey dominierte, flankiert von Bildern, die Vold selbst als ruhigen, kontrollierten Beobachter zeigten. Ein Architekt im Schatten, der bereits wirkt, bevor er überhaupt gesprochen hat.
Doch das Spiel ging tiefer.
Ambors Hoffnung auf Rrooow war für Vold mehr als nur ein Zeichen von Schwäche; es war ein Schlüssel: Wenn ich den Eindruck verstärke, dass Ambor und Rrooow zusammenstehen, dann kann ich beide in eine Nische drängen, in das Lager der Bedenkenträger. Und wenn dieses Lager in der tobenden Stimmung marginalisiert wird, werde ich allein zurückbleiben, als der Mann, der zwischen den Lagern Brücken schlägt.

Der Plan formte sich klar: Zuerst würde er
Ambor helfen, eine kleine Koalition der Zögerer um Rrooow zu knüpfen. Er selbst würde die Rolle des Vermittlers spielen, der zwischen Hendreys Kriegspathos und Rrooows Mahnungen die Balance wahrt. Wenn die Stimmung kippt, würde man Ambor als Symbol des Stillstands fallen lassen und Trembor an seine Stelle treten, mit Hendrey als lautem, lenkbaren Speer an seiner Seite.

Vold atmete tief, das sonore Rauschen füllte den Raum um ihn wie das Brummen eines Generators. Er wusste: Der Schlüssel zur Macht lag nicht darin, der Lauteste zu sein, sondern darin, alle Stimmen so zu verteilen, dass sie am Ende einen Akkord spielten und dieser Akkord würde seinen Namen tragen.

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