Mon Calamari (Calamari-System)

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Ylsara Adinara & Maximilian van Janetschko

Ylsara ließ ihren Blick auf dem Mann ruhen, der ihr Gegenüber saß. Ihre Mimik war gelassen und offen, dabei jedoch so undurchsichtig wie das Spiel, das sie gemeinsam spielten. Beide zogen an den gegenüberliegenden Enden eines Seils und schauten, wer schneller umkippen würde. Doch sie war nicht hierhergekommen, um am Ende umzufallen und vor seinen Füßen zu liegen. Langsam, beinahe genüsslich, führte sie ihr Glas erneut an ihre Lippen. Der Geschmack des Weines erinnerte sie dabei ein bisschen an die Situation hier - schwer, komplex, mit einer feinen Schärfe, die nur wirkte, wenn man lange genoss.

“Vorsicht ist keine Sünde”, sagte sie ruhig und nickte. Ihre Stimme war weich, aber klar.
“Ein Sitz im Konzentrat ist in der Tat kein Geschenk. Aber es ist auch nicht in Stein gemeißelt, dass Rothana ihn behält.”

Nun stellte sie ihr Glas ab, lehnte sich wieder sanft nach vorn, sodass sich das Licht an der goldenen Oberfläche ihrer Montrals verfing.

“Rothana hat gewaltig an Rückhalt verloren. Den anderen Konzernvertretern passt ihre Handelsphilosophie nicht und, so heißt es, RHE will seine Produktion nach Rothana selbst zurückverlagern. Dem will man zuvorkommen. Und das Wichtigste: Sie haben sich in der letzten Abstimmung gegen einen Projekt von BlasTech ausgesprochen.”

Die Senatorin hob elegant ihre Schultern.

“Rothana entfernt sich gewissermaßen gerade selbst aus dem Rat. BlasTech hat die Gelegenheit erkannt und führt bereits Gespräche. Sie wollen Rothanas Platz. Und sie sind bereit, diesen Platz zu teilen - wenn es sich lohnt.”

Ylsara ließ eine künstliche Pause entstehen und senkte ihre Stimme anschließend fast unmerklich.

“Ich kann diese Gespräche lenken. BlasTech weiß, dass ich keinen Bruch in der öffentlichen Wahrnehmung will. Und sie wissen, dass ein Platztausch politisch viel leichter zu verkaufen ist, wenn NoiTec bereit ist, in Druckenwell zu investieren. Eine Nachricht in der Presse, wie die, die ich Ihnen für den morgigen Tag vorgeschlagen habe … das wäre ein hervorragender erster Schritt.”

Die Togruta verschränkte ihre Finger ineinander und ließ sich wieder in ihrem Stuhl zurücksinken, so als hätte sie gerade einen hervorragenden Punkt gemacht. Allerdings hing sein letzter Satz noch in der Luft. Ja, wie tief sollte dieses Bündnis gehen? Es war ein raffinierter, aber fast zu offensichtlicher Zug. Maximilian wollte testen, ob sie bereit war, über das geschäftliche und das politische hinauszugehen - oder zumindest den Eindruck erwecken. Einen Moment ließ sie die Worte auf sich wirken. Sie zeigte kein Lächeln, kein Flackern einer Regung. Nur den kontrollierten Blick einer Frau, die das Spiel kannte. Dann hob sie das Glas und wartete darauf, dass eine von NoiTecs Kellnerinnen herantrat, um nachzuschenken.

“Ein Angebot, wie ich Ihnen heute Abend bereitet habe, bekommen nicht viele in dieser Galaxis.”

Sie nahm einen Schluck, als die Kellnerin wieder gegangen war, und betrachte abermals den tiefen Goldton des Weins.

“Und Sie haben mir gezeigt, dass Sie nicht nur ein Käufer sind. Sondern jemand, der bereit ist, zu investieren. Nicht nur Ihre Credits - sondern Ihre Position. Ihr Einfluss, Ihre Reputation, das sind Grundpfeiler unseres Bündnisses.”

Sie stellte das Glas ab, dieses Mal geräuschlos.

“Zu viel Tiefe … könnte dem schaden.”

Ein Hauch eines Lächelns lag jetzt auf Ylsaras Lippen, der nicht gespielt war. Sie ließ die Schultern ein wenig sinken und erlaubte sich ein leichtes, fast nachdenkliches Innehalten. Ihr Tonfall wurde eine Stufe wärmer und weicher.

“Allerdings teile ich Ihre Meinung. Vertrauen und Intensität, das sind zwei Seiten derselben Medallie. Intensität kann auch nicht ohne Vertrauen erfolgen. Veröffentlichen Sie morgen früh die Presseerklärung und ich kann ihnen versprechen: Das hier war nicht das letzte sehr gute Dinner, das wir zusammen haben werden. Das nächste Mal auf meine Kosten.”

Der Blick, den sie van Janetschko zuwarf, war offen, hatte eine gewisse Anzüglichkeit - war aber nicht entblößen. Eher wie eine Tür, die sie nur anlehnte, damit sie einen Spalt geöffnet blieb. Weit genug, dass jemand hindurchsehen konnte, aber nicht genug, um hindurchzugehen. Noch nicht.
Die Senatorin vernahm, wie sich Schritte hinter der halbhohen Abgrenzung des Separees näherten. Tero Vallon, der sullustanische Sicherheitschef ihres gefolges trat heran, den tätowierten Kopf tief gebeugt.


“Bitte verzeihen Sie, meine Herrschaften.”

Er wartete respektvoll, bis er die Erlaubnis bekam, fortzufahren. Ylsara erteilte sie mit einem freundlichen Lächeln, das mit einer Handgeste untermalt war.

“Eine Meldung des Mon Calamari-Wetterdienstes. Der Sturm wird schlimmer. In etwa fünfzehn Minuten wird es zu gefährlich sein, die Landeplattform zu betreten. Ich muss Ihnen empfehlen, vorher aufzubrechen, Senatorin.”

Ylsara schwenkte ihren Blick in Richtung des CEOs.

“Was denken Sie, Herr van Janetschko? Sind unsere Verhandlungen fürs Erste erfolgreich abgeschlossen?”

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Ylsara Adinara & Maximilian van Janetschko
 
[Outer Rim | Calamari-Sektor | Calamari-System | Dac | in der nähe einer Boje | GPE-3300 Airspeeder] Cassian Darwani

Wasser prallte auf die Transparistahlscheibe des GPE-3300 Airspeeder, als dieser im Tiefflug über die wellige Ozeanlandschaft von Mon-Calamari hinwegschoss. Hinter sich her zog er eine mehrere Meter lange Gischtfahne, während die zwei großen Triebwerke alles Wasser verdampften, was nur in die Nähe der beiden Feuerionenstrahlen kam, dass diese auspressten.

Cassian hatte zwar während seiner Zeit als Rennfahrer ähnliche Airspeeder gesteuert, doch forderte die unkonventionelle Bauweise die Galactic Power Engineering sich ausgedacht hatte ein gewisses Maß an Eingewöhnung. Den Fahrer in einer separaten Steuergondel zu platzieren ermöglichte es zwei Leistungsstarke Turbostrahltriebwerke einzusetzen, die aufgrund ihrer immensen Abwärme und schieren Größe nicht in ein reguläres Airspeederchassis passen würden. Damit erinnerte das Luftfahrzeug vielmehr an einen Podracer, dessen waghalsigen Piloten sich zu gerne auf ungeprüfte Raumschifftriebwerke spannen lassen. Etwas was Cassian zwar tief in seinem Inneren nachvollziehen konnte – das Adrenalin wenn man Traktorstrahlähnlich gegen seinen Sitz gepresst wird, während sich die Anzeige den 1000 Km/h annäherte – es aber trotz eigenem Draufgängertum gerne vermeiden würde, aufgrund einer nicht ordnungsgemäß eingebauten Energiekupplung, ein Gemisch aus menschlichen Atomen und Planetenoberfläche zu werden.

1000 Km/h näherte sich - laut Top-modernen Sensoranzeigen - auch langsam der von ihm gesteuerte GPE-3300 an. Jetzt musste er nur noch beweisen, dass er nicht nur schnell, sondern auch wendig war. Cassian drückte ruckartig den Steuerhebel nach rechts, während er zugleich seinen linken Fuß auf das hochsensible, linke Kippedal drückte um so Schub vom linken Triebwerk zu nehmen. Präzise folgte der Speeder Cassians Befehl und zog in eine Rechtskurve ein.

Cassian hatte eine Boje ins Auge genommen, um die er gerne herumfliegen würde. Je näher, desto besser. Er schaute auf seine Assistenzsysteme, die den vom ihm angedachte Pfad in einer Grafik simulierten. Seine Geschwindigkeitsanzeige zeigten unentwegt 1000 Km/h, daneben ein grün leuchtender Punkt. Ein Merkmal, dass er die atmosphärische Maximalgeschwindigkeit erreicht hatte. Eigentlich lächerlich für die Leistungsfähigkeit der beiden Triebwerke, die offensichtlich noch die werksseitige Drosselung aktiviert hatten. Auch die Duralium-Lanthanid Aufhängung der Steuergondel würden locker mehr aushalten können.

Doch selbst mit 1000 Km/h würde er sein Ziel um Längen verfehlen, hierzu musste er nicht einmal die Computergenerierte Grafik anschauen, die seine Flugbahn prognostizierte. Dafür reichte seine eingerostete, aber vorhandene Erfahrung als Rennpilot.

Cassian drückte knappe 250 Meter vor dem Erreichen der Boje seine beiden Beine auf die Kipppedale vor sich, zuckte gleichzeitig seinen linken Arm mitsamt Schubregler abrupt nach hinten und drehte sein anderes Handgelenk schlagartig rechts aus, um so den Steuerknüppel herumzureißen. Dadurch schlossen sich mehrere Kammern innerhalb der Triebwerke und drückten die eingesogene Luft, in Form von Umkehrschub wieder hinaus. Die Drehzahl der Turbine verringerte sich und die in den Triebwerken eingebauten Repulsorgeneratoren kippten mithilfe kleiner Steuerklappen das Schiff fast 90 Grad auf die Seite. Hochkonzentriert die Triebwerksgeräusche nach summend, wurde Cassian aus seinem Sitz, hinein in die Traktorsysteme geschleudert, welche ihn an seinen Platz pressten. Am äußersten Punkt angelangt hämmerte der Nubia nochmal auf die Kippedale vor sich - ein rotes Lämpchen glühte auf- die Geschwindigkeit hatte sich deutlich reduziert. Die Aktionen im Cockpit führten fast zu einer Vollbremsung, doch durch den Schwung, den er beim Einflug in die Kurve mitgenommen hatte, gepaart mit dem Aufbau seines Airspeeders, schaffte es Cassian wie ein Gewicht an einem Stock um die Boje herum zu sausen.

Kurz nach dem vollzogenen Wendemanöver, als der ehemalige Rennpilot- sichtlich bemüht bei Bewusstsein zu bleiben – die andere Seite der Boje sehen konnte, drückte er den Schubhebel wieder nach vorne und löste mehr oder minder synchron den Druck auf die Triebwerkspedale. Mit einem lauten Rauschen schoss der GPE-3300 voran und zog Cassian wieder zurück in seinen Sitz.

„Sehr gut, Cassian! Doch ich glaube du musst so langsam wieder zurück. Schau mal auf deine Wetterkarte.“, kratzte es plötzlich aus der Comlinkanalge des Speeders.

Cassian schaltete einige Knöpfe durch um auf die angesprochene Wetterkarte zu gelangen und tatsächlich bot sich dem Nubia keine guten Nachrichten. Ein Planeten weiter Orkan bewegte sich allmählich auf ihn zu. Hohe Windstärken, Blitze, Starkregen oder gar Hagel waren keine guten Bedingungen für einen Rennspeeder. Ein Blick aus seiner Gondel bewahrheitet die digital vermittelten, schlechten Neuigkeiten. Graue Wolken und lange Fäden aus Regen haben sich am Horizont aufgetan und schienen sich mit einem Affenzahn auf ihn zuzubewegen.

„Alles klar, dann komme ich mal zurück!“, meldete er über den Freisprech-Comlink.

***

Mit angenehmer Reisegeschwindigkeit näherte sich Cassian der Landeplatform mit zweiarmige Halteaufhängung. Der Autopilot würde schlussendlich die Landung auf dem Anwesen seines Freundes Sorr Kalto übernehmen. Nach seinem Ruhestand hatte sich dieser auf seinem Heimatplaneten ein kleines Archipel gekauft und ein Anwesen dasrauf errichten lassen. Imposant und abgeschieden. Perfekt um den breiten Fuhrpark des ehemaligen Manager seines Rennstalls zu testen.

Du hast es ja noch echt drauf! Fast schade das du in die Politik gegangen bist.“, hörte der Nubia die raue Stimme seines Freundes. Cassian war gerade im Begriff aus der Gondel zu steigen, als sich Sorr über eine kurze Brücke näherte.

„Um auf die Rennstrecke zurückzukehren müsste ich aber deutlich häufiger jedes bisschen Schubkraft aus deinen teuren Speedern rausholen um wieder in Form zu kommen. Die Kurve zum Schluss war nett, aber du weißt auch, dass sie weit von perfekt war. Ich dachte beinahe das Ding macht auf der Hälfte des Weges zu. Mal davon abgesehen das ich das ich auch nicht mehr der Jüngste bin.“, merkte Cassian leicht missmutig an.

„Wenn du alt bist, was bin ich dann?“, fragte der 82 jährige Mon Calamari gespielt empört.

„Ich weiß nicht, du läufst, sprichst, atmest. Tod bist du noch nicht alter Mann.“, konterte Cassian spöttisch.

Sorr schaut den Nubia kurz mürrisch an, ehe er lehrend seinen Finger hob und sagte: „Jetzt wird der Junge auch noch frech. Meine Spezies wird deutlich älter als hundert Jahre, also schreib mich ja nicht ab!“

Mit einer Taschenlampe bewaffnet, überprüfte Cassian während des Gesprächs nochmal den Speeder nach Beschädigungen oder Fremdkörpern. Tatsächlich fand er dabei eine Alge, die an einer der Energieleitungen klebte. Er nahm sie und hielt sie sich unter das Kinn, ähnliches eines langen Bartes. Anschließend ging er in die Hocke und spielte greises Gebaren auf. Sorr nun noch empörter, versuchte zu stoppen, in dem er ihm hinterher lief und versucht spielerisch auf ihn einzuschlagen.

„Du machst dich lustig wie ein kleiner Junge! Von wegen nicht mehr der Jüngste! Ich lass dich meinen neuen Speeder fahren und du machst dich über mich lustig!“, wütete er minder ernst.

Irgendwann hörte Cassian dann auf, als ihn der ältere Mon Calamari zwischen zwei Kisten in die Enge getrieben hatte.

„War nur ein Spaß! Ich schreib dich keinesfalls ab. Ich bin froh das die Neue Republik zufällig ihren Regierungssitz dort hin verlegt hat, wo du dein nettes Anwesen stehen hast. Kommst mir hier sehr gelegen.“, amüsierte sich der Nubia und warf die Alge hinterrücks von der Plattform. Dann schaute er auf die weite des Meeres hinaus, in dessen Hintergrund sich de Orkan tosend auf das Archipel zubewegte.

„Das ist viel zu gefährlich dort jetzt noch raus zufliegen, du bleibst lieber hier.“, sagte Sorr ernst.

„Da wird sich N5 aber ganz schön sorgen machen, dass ich heute nicht nach hause komme.“, antwortete Cassian, ehe er zu seinem persönlichen Comlink griff um seinen Sicherheitschef zu informieren. Mit einem Druck auf die Schnelltaste wählte er N5`Kommunikationskanal. Dieser meldete sich noch bevor der Nubia einen Satz sprechen konnte bei ihm.

„Meister Darvani! Seid ihr wohlauf? Die Wetterlage hat sich in der letzten Stunde, vierunddreißig Minuten und zweiundzwanzig Sekunden stark verschlechtert. Ein Orkan bewegt sich mit 275 Stundenkilometern auf das Anwesend von Meister Kalto zu. Benötigen sie Abholung? Ich werde sofort ein Shuttle besteigen und sie persönlich abholen.“, meldete sich die mechanische Stimme mit gewohnt präzisen Daten.

„Nein N5, dass wird nicht nötig sein. Ich verbliebe die Nacht bei Herrn Kalto und mache mich morgen auf den Rückweg.“, informierte der Senator von Nubia seinen Sicherheitschef.

„Laut meiner Datenbank verfügt Meister Kalto nicht übe die nötigen Sicherheitsstandards, über welche ich verfüge. Ich bitte sie ihre Entscheidung zu überdenken. Alternativ bin ich auch in der Lage zu ihnen zu stoßen, im Zweifelsfall bin ich in der Lage großen Wassermassen zu trotzten. Meister Darvani.“, protestierte der Droide entsprechend seiner analytischen Natur. Indes rollte Sorr seine großen Augen, sichtlich angenervt von der Penetranz des Droiden.

„Wie möchtest du denn hier hin kommen ohne dich waghalsig in ein Shuttle zu stürzen? Möchtest du über den Meeresboden laufen?“, fragte Darvani mit sarkastischem Unterton in der Stimme. Etwas das Droiden nicht von einer normalen Frage unterscheiden können. Ganz besonders ein übervorsichtiger Sicherheitschef, der daraufhin mit einem „Das ist korrekt. Hierzu bin ich dank umfangreicher Modifikationen in der Lage.“, entgegnete.

„Nein N5, du bleibst in Coral City und passt darauf auf, dass dort alles sicher und intakt bleibt. Ich werde morgen wieder kommen.“, befahl Cassian, bevor er sein Comlink abschaltete und hoffte das der Droide es dabei belassen würde.

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Ylsara Adinara & Maximillian van Janetschko |<


Maximilian schwieg für einen Moment, nicht aus Unsicherheit, sondern aus Genuss. Nicht des Weines wegen, sondern der gesamten Szenerie. Der Regen, der langsam zu einem rauschenden Trommeln auf der Glasfassade anschwoll. Der Duft von Gewürzen, von Parfüm, von Macht. Und vor allem, der Blick dieser Frau, der sich wie ein seidiger Schleier über seine Gedanken legte, elegant, kontrolliert, aber mit einer Hitze darunter, die nicht übersehen werden konnte.
Langsam stellte er sein Glas ab, die Fingerspitzen noch auf dem Stiel ruhend. Sein Blick senkte sich einen Atemzug lang auf ihre verschränkten Hände, glitt dann über die feinen Linien ihrer Robe zurück zu ihrem Gesicht.


„Senatorin Adinara…“


Begann er leise, und sein Ton war weicher, fast samten, mit einem kaum spürbaren Biss darunter, der andeutete, dass er das Spiel nicht nur verstand, sondern genoss.

„Ich muss sagen, es hat… Tiefe.“


Er lehnte sich leicht nach vorne, gerade weit genug, dass die feine Spannung zwischen ihnen greifbar wurde, aber nicht entladen.

„Ihre Argumentation ist tadellos. Der politische Pfad … wohlgelegt. Die wirtschaftlichen Bedingungen … akzeptabel.“


Er ließ ein kurzes, ehrliches Lächeln aufblitzen.

„Und die Aussicht auf ein weiteres Dinner mit Ihnen… nahezu verlockender als der Sitz in der Konzerngilde.“


Er hob wieder das Glas, nahm einen kleinen Schluck, ließ den Wein ein paar Sekunden auf der Zunge.

„NoiTec wird sich morgen offiziell dazu äußern, dass wir eine Investition auf Druckenwell prüfen. Ich werde persönlich sicherstellen, dass die Worte Gewicht haben und die Wirkung, die Sie sich erhoffen. Im Gegenzug,“


Fuhr er fort, während sein Blick sich in ihren verfing.

„Erwarte ich, dass NoiTec den Sitz in der Gilde garantiert bekommt. Kein ‚vielleicht‘, keine Interpretationsspielräume. Ich bin nicht hier, um Dejarik zu spielen, dessen Regeln sich mit jeder Bewegung ändern.“


Er wusste, dass er den Sitz nicht selbst einnehmen würde. Dafür hatte er bereits jemanden im Sinn, jemand, der sich zwischen den Machtstrukturen Druckenwells würde bewegen können, ohne aufzufallen, bis es nötig war. Aber das musste sie nicht wissen. Noch nicht.

„Was den von Ihnen vorgeschlagenen Tarifvertrag betrifft…“

Ein kurzer, schmunzelnder Blick.

Ich bin kein glühender Verehrer solcher Strukturen, aber ich erkenne ihren Nutzen, besonders in einer neuen Niederlassung. Wenn es uns hilft, rasch gutes Personal zu sichern und den Produktionsverlust in der Anfangsphase zu minimieren, lässt sich darüber reden. Ich denke an… eine entschlackte Variante. Gerade genug, um Ihre Wähler zufrieden zu stellen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.“


Er ließ den Satz wie einen Seidenschal in der Luft liegen.
Dann, eine Nuance dunkler in der Stimme sprach Maximilian weiter.

„Aber seien wir ehrlich, Senatorin… Was wir hier gerade aushandeln, ist mehr als eine wirtschaftliche Verabredung. Es ist… ein Bund. Und ich bevorzuge Bindungen, die auf mehr als Papier beruhen. Fester. Körperlicher, wenn Sie so wollen.“


Er sah, wie sie das aufnahm, nicht erschrocken, sondern wie jemand, der genau wusste, welche Karten gerade gespielt wurden und sich der eigenen Wirkung sehr bewusst war.

„Was Ihre Einladung zum nächsten Dinner betrifft, ich wäre töricht, sie nicht eher früher als später anzunehmen.“


Er ließ das Lächeln tiefer werden.
Er hörte die Schritte hinter dem Sichtschutz des Séparées, nahm den Auftritt ihres Sicherheitschefs gelassen zur Kenntnis, während sein Blick weiter bei Ylsara blieb.


„Wenn Sie und Ihr Gefolge es wünschen, steht Ihnen heute Nacht eine Etage des NoiTec Towers zur Verfügung. Absolute Diskretion, Zugriff auf die Sicherheitssysteme, Sie erhalten den gesamten Korridor. Ich garantiere, dass Sie sich ebenso sicher wie… willkommen fühlen.“

Als sie ihm die Frage stellte, ob ihre Verhandlungen erfolgreich abgeschlossen seien, antwortete er nicht sofort. Er ließ seine Augen noch einen Moment auf ihr ruhen, dann nickte er langsam.

„Sie waren… aufschlussreich. Und, wenn ich ehrlich bin… sehr anregend.“


Er erhob sich langsam, ließ sich Zeit, während der Sturm draußen an den Glaswänden zerrte.

„Ich denke, wir beide wissen, das war kein Abschluss. Sondern ein Auftakt.“


Sein Blick verriet keine Hast, nur Interesse und Vorfreude.



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Ylsara Adinara & Maximillian van Janetschko |<
 
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Ylsara Adinara & Maximilian van Janetschko

Ylsara ließ das Weinglas langsam, in einer kleinen, fast beiläufigen Bewegung zwischen ihren Fingern kreisen. Es half ihr, die Gedanken zu ordnen und ihre Worte abzuwägen. Auf der glatten Oberfläche des Stilglases spiegelten sich die goldenen Reflexe der dezenten Beleuchtung.

“Eine Garantie also”, wiederholte sie, mehr zu sich selbst, als zu Maximilian, und stelle dann das Glas ab. Ihr Blick hob sich zu seinem, ruhig und aufmerksam, aber mit dem kalkulierten Ausdruck einer Politikerin. Als solche, besonders als Senatorin, wusste sie, dass es keine echten Garantien gab - nur gut gewählte Worte zur richtigen Zeit am richtigen Ort, um sich starke Allianzen zu sichern.

“Ich verstehe Ihr Anliegen. Und ich schätze es, dass Sie nicht einfach so auf Absichtserklärungen bauen.” Ihr Ton war weich und anerkennend.
“Aber Sie wissen so gut wie ich, dass wir beide uns in einem Raum bewegen, in dem Macht nie vergeben, sondern stets verdient werden muss. Heute, morgen - und übermorgen ganz sicher neu.”

Sie lehnte sich zurück, die Hände nun locker ineinander verschränkt.

“Was ich Ihnen allerdings geben kann, Maximilian, ist weit mehr als eine bloße Zusage. Ich habe die Stimmen im Konzentrat bereits sondiert. Rothana wird weichen, wie versprochen. Ihre Aufnahme wird vorbereitet sein - als Teil einer Neuausrichtung der langfristigen Stabilität von Druckenwell.”

Sie ließ ihren Blick kurz durch die Fenster draußen gleiten, wo die Lichter von Coral City noch immer durch die Tropfen des Regens flimmerten.

“Ich werde dafür sorgen, dass Ihr Name Zustimmung findet. Und viel mehr noch: Ich werde nicht nur für Ihren Sitz eintreten, sondern dafür, dass Ihre Stimme dort auch Gewicht hat. Aber Sie werden sicher verstehen, dass meine Seite auch etwas braucht, das über Vertrauen hinausgeht.”

Sie machte eine kleine Pause, die absichtlich genug Raum ließ.

“Wir beide als Verbündete - langfristig und verlässlich. Körperlich.”

Das letzte Wort betonte sie dezent.

“Wir müssen hier jedoch nichts übers Knie brechen. Veröffentlichen Sie die Stellungnahme morgen und dann werden Sie sehen, wie sich die Dinge entfalten. Ich besorge Ihnen die gewünschte Garantie und beim nächsten Dinner können wir unser Bündnis festhalten und konkretisieren. Handfester. Langfristig. Kein Deal für eine Nacht. Wie sie sagen: Das hier war erst der Auftakt.”

Ylsara lächelte schmeichelhaft.

“Ich danke Ihnen für Ihr großzügiges Angebot. Doch ich habe noch einiges vorzubereiten heute Nacht.”

Sie dachte außerdem daran, was es für ein gefundenes Fressen für die Presse wäre, wenn man sie nach einer Übernachtung im NoiTec Tower am Morgen abfliegen sähe, kurz bevor der Konzern ein maßgebliches Investitionsprogramm für Druckenwell ankündigen würde. Korruption gehörte zum Spiel des Senats dazu, aber es waren schon viele Senatoren gefallen, die es in Sicherheit wiegend zu offensichtlich gemacht haben.

“Vielen Dank für dieses … anregende Dinner”,
bestätigte sie, weiterhin lächelnd, ehe sie die Winkel ihrer Lippen sanft mit einer Serviette abtupfte. Dann erhob Sie sich, um sich vom NoiTec-CEO zu verabschieden.

Als sie wenig später in ihrem Senatoren-Apartment ankam - gerade noch rechtzeitig, um den schlimmsten Auswirkungen des Sturms zu entgehen -, ließ sie sich sofort mit ihrer Kontaktperson bei BlasTech verbinden, um mit dem Konzern-Giganten die nächsten Schritte abzustimmen und Rothanas Schicksal auf Druckenwell zu besiegeln. Es blieb nur abzuwarten, ob Maximilian van Janetschko sein Wort hielt.


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Ylsara Adinara
 
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Ylsara Adinara

Obwohl die Holoübertragung gerade beendet wurde, flackern das Licht des Projektors noch einen Moment über dem runden Tisch, ehe es erlosch. Ylsara saß im Halbdunkel ihres Senatoren-Apartmens, die Finger ruhig ineinander verschränkt, in ihrem Sofa versunken und den Blick auf die Weite jenseits des Fensters gerichtet. Das Meer von Dac waberte in trägen Wellen umher. Das Wetter hatte sich nun, einen Tag später, beruhigt. Doch in ihrem Kopf tobten die Gedanken.

Maximilian van Janetschko hatte tatsächlich geliefert. Und zwar exakt so, wie sie es von ihm gewünscht und gebraucht hatte - elegant, sachlich, glaubwürdig. Ohne überflüssigen Pathos oder aggressives Dominanzgehabe. Stattdessen hatte er mit einer wirtschaftspolitischen Bombe geglänzt, eingebettet in euphemistischen Optimismus. Er hatte durch den politischen Nebel hinweg gewirkt, den Ylsara aufgrund ihrer Position als Senatorin nicht verlassen konnte.

Die Togruta erhob sich, trat ans Fenster, betätigte einen Schalter, um die Jalousien weiter zu öffnen und den atemberaubenden Ausblick so vollends entfalten zu können. Das Meer, das sich unter den massiven Plattformen der Mon Calamari erstreckte, spiegelte den Glanz des Sonnenlichts. Die Tage nach solchen Stürmen hatten die Angewohnheit, immer besonders schön zu sein. Im Glas des Panoramafensters spiegelte sich ihre eigene Silhouette - goldene Montrals, elegante Robe und ein durchdringender Blick.

Die Senatorin dachte an die Mechanismen, die hinter dem Gesagten aufwarteten.


Van Janetschko hatte nun den ersten öffentlichen Schritt gemacht. Damit stellte er sich verlässlich, aber auch auf gewisse Weise verwundbar dar. Wer öffentlich investierte, musste liefern. Und wer in Druckenwell - überdies zu so einem Zeitpunkt - investierte, konnte nicht einfach mehr abspringen, ohne einen Gesichtsverlust zu ristkieren. Das wusste er. Und sie wusste, dass er das wusste.

Aber was sie wirklich von diesem Bündnis erwartete, ging weit über die kurzfristige Symbolik seiner Ankündigung hinaus. Mit NoiTec konnte sie eine neue Achse des Einflusses auf Druckenwell etablieren. Nicht bloß wirtschaftlich, sondern strukturell. Seine Ressourcen, seine Netzwerke, seine Fähigkeit der Einflussnahme, waren genau der Rohstoff, den sie gebraucht hatte, um sich selbst aus dem Griff des Konzentrates zu emanzipieren. Und im Gegenzug bot sie dem CEO Zugang zu Gesetzesvorhaben, Subventionsplänen und Zollpolitik.

Mehr noch: Mit einem Sitz im Konzentrat - kontrolliert über einen loyalen Vertreter Maximilians - hätte sie künftig eine eigene Machtposition auf Druckenwell und würde sich vor einem Messerstich in den Rücken ihrer eigenen Arbeit weniger fürchten müssen.

Gleichzeitig hatte sie mit der Ankündigung, einen Tarifvertrag aufzusetzen, einen entscheidenden Schritt getan, um die angespannte Lage in der Arbeitsbevölkerung von Druckenwell zu beruhigen. Es war das längst überfällige Signal, dass Präsident Greven verpasst hatte zu liefern. Stattdessen schlug sein Innenministerium mit übertriebener Härte zu, um die Gewerkschaftsbestrebungen im Keim zu ersticken. Eine Dummheit sondergleichen. Greven war längst auf dem Rückzug. Und sein designierter Nachfolger, Arkon Venn, war nichts weiter als ein Marketingprodukt der Konzerne - noch formbar. Solange er keine festen Allianzen geschlossen hatte, würde sie dafür sorgen können, dass er sich ihrer Politik unterwarf. Zumindest hoffte sie das. Nicht zuletzt durch den Einfluss, den NoiTec ihr bieten würde.

Sie sah sich nicht einfach nur als Senatorin, als Vertreterin ihres Planeten. Sie sah sich selbst als kommende Architektin einer neuen Ordnung auf Druckenwell. Einer Ordnung, in der Loyalität und Einheit über Parteibücher und Arbeitskampf hinausging. In der die wirtschaftliche Kraft ein Gestaltungsmotor für ihre eigene galaxisweite Politik war. Ihre Vision war keine Revolution. Ihre Vision war eine Verbesserung!

Ein leiser Signalton unterbrach ihre Gedanken. Sie ging erneut erneut hinüber zum Tisch und reaktivierte den Holo-Transmitter.


“Ich nehme an, du hast den Broadcast gesehen”, eröffnete Ylsara das Gespräch gegenüber ihrer politischen Beraterin, Sirae Korlan. Die blauhäutige Twi’lek nickte ernst.

“Natürlich.”

“Dein Eindruck?”

“Er hat geliefert. Klare Sprache. Kein Wort zu viel oder zu wenig.”

Ylsara nickte.
“Zeit für uns zu liefern. Wenn van Janetschko erst einmal sieht, dass der Boden, den er betritt, ihn trägt, dann haben wir unser Bündnis.”

Die Senatorin ging hinüber zum Tisch und nahm ihr Datenpad in die Hand. Die ersten Reaktionen der Presse trafen bereits ein, zusammen mit denen aus dem Senat. Die üblichen Ausschuss-Anfragen, einige Lobby-Gruppen, ein vorsichtiges Memo aus dem Büro von Senatorin Borressa - alles wie erwartet.

“Bereite mein Treffen mit BlasTech vor”, sagte sie schließlich. “In zwei Tagen. Ich will, dass der Sitzwechsel im Konzentrat in trockenen Tüchern ist, bevor die Gerüchte beginnen.”

“Und öffentlich?”, fragte Sirae nach.

“Ich werde heute Abend eine ergänzende Erklärung im Rahmen eines Interviews im Senat abgeben. Kurz und sachlich. Ich würdige lediglich die wirtschaftliche Initiative - betone aber, dass Druckenwell keine Deals auf Zuruf abschließt. Wichtig ist aber, dass besonders der Tarifvertrag als Aussicht bei unseren Leuten hängen bleibt. Das sollte die Situation etwas beruhigen.”

“Klar”,
antwortete die Twi’lek. “Noch etwas?”

Ylasara schüttelte den Kopf - hielt dann aber inne. “Doch. Kessa soll einen Entwurf vorbereiten. Einen Artikel über die Perspektive Druckenwells. Du hast doch noch deinen Freund bei der Dac News, oder? Wir sollten der Stimmung Nachhilfe verleihen. Für die Investoren, aber auch für die Arbeitenden.”

Sirae nickte. Als die Verbindung endete, trat Ylsara wieder ans Fenster. Die Sonne war klar über Dac, golden und brennend. In Coral City war ein neuer Tag herangebrochen. Ein guter Tag für Druckenwell, eine halbe Galaxis entfernt.

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Ylsara Adinara
 
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Ylsara Adinara und Gefolge

Ylsara schritt durch den Ostflügel, der in der typisch stillen Betriebsamkeit lag. Gedämpfte Gespräche und das Surren von Botendroiden waren hier die allgegenwärtigen Umgebungsgeräusche. Galerie 17 war ein hell verglaster Verbindungsgang, von dem aus man einen hervorragenden Ausblick auf das riesige, von der Morgensonne beschienene Plenargebäude hatte. In ihrer rechten Hand hielt die Senatorin, an diesem Tag ganz in Blau gekleidet, das Datenpad, dass Kessa, ihre persönliche Assistentin, einen Augenblick zuvor kommentarlos überreicht hatte.

Die Togruta hatte sich gerade mit einem Handelsgesandten von Ukio über Agrarsubventionen unterhalten. Es war ein seichtes, höfliches, fast angenehmes Gespräch, in dem ein unterschwelliges Machtspiel um Exportquoten mitschwang. Nichts, was ihr die Aufmerksamkeit eines ganzen Tages raubte, sondern etwas, was in einem kurzen Morgentermin erledigt war. Nichtsahnend aktivierte sie den Holo-Transmitter des Datenpads und in feinem Blau stieg das Symbol von Druckenwell Channel One empor. Dann der Titel einer Eilmeldung. Ylsaras Augen lasen die Worte. Ein Mal. Ein weiteres Mal. Ihr stockte der Atmen und ihre Schritte wurden langsamer. Noch immer hatte sie nicht verstanden - nicht verstehen wollen, was dort geschrieben stand.

Unter dem Standbild des Debattenstudios, eingefroren in der Sekunde eines grellen Lichtblitzes verriet eine Laufzeile:


EILMELDUNG: BEIDE PRÄSIDENTSCHAFTSKANDIDATEN AUF DRUCKENWELL BEI ATTENTAT GETÖTET: AUSNAHMEZUSTAND AUSGERUFEN: KRIEGSRECHT IN KRAFT.

Sie blieb augenblicklich stehen, in die Traube ihrer Gesandtschaft eingebettet. Ihr leichtes Schwanken fing Kessa geschickt und diskret auf. Eine Sekunde wirkte sie beinahe abwesend. Ihre goldenen Augen hafteten auf der Holo-Projektion, das sich stoisch in Dauerschleife wiederholte. Dann schob sich ein Bild in den Vordergrund - eine Aufnahme der Debatte, wenige Minuten vor dem Attentat. Sie erkannte Leria Tharn, die berühmte Moderatorin von Druckenwell Channel One. Präsident Kallor Greven. Und seinen Herausforderer Arkon Venn. Alles war in Bewegung, zeigte das, was nun Vergangenheit war.

Ein Geräusch vor ihr ließ Ylsara aufblicken. Tero Vallon, ihr Sicherheitschef, war unauffällig näher getreten. Sie nickten sich knapp zu.


“Kessa?”, fragte die Senatorin knapp in die Runde ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ihre Stimme war beherrscht, klar, nicht laut - wie immer. Die junge Frau trat an ihre Seite, ein weiteres Pad in der Hand.

“Bestätigt”, flüsterte sie. “Doppelt. Von unserem Büro auf Druckenwell und über den Senatsverteiler. Die Information ist schon offziell.”

Ylsara nickte und schwieg. Die Fenster warfen langgezogene Schatten auf den blankpolierten Boden der Galerie. Darunter bewegte sich ein Speeder durch die senatsinternen Zufahrten. Im Senat schien sich nichts verändert zu haben. Druckenwell war nur eine Welt von Tausenden. Dennoch würde nun einiges anders werden. Zumindest für sie.

Sie hatte ja mit vielem gerechnet. Dass die Unruhen eskalieren würden. Vielleicht sogar mit Kämpfen in den Werften. Aber ein öffentliches, live-ausgestrahltes Attentat auf beide Kandidaten? Das war kein zufälliger, unkontrollierter Gewaltakt. Das war eine Zäsur. Das würde den Planeten ins Chaos stürzen.

Ylsaras Blick blieb einen weiteren Moment auf der Stadtlandschaft Dacs draußen vor dem Galeriefenstern haften. Sie schien durch alles hindurch zu sehen. Sie verdrängte den Gedanken an Greven, an Venn. Ihre Gedanken galten den Einwohnern von Druckenwell, die nun Freiwild im Spiel der Mächte waren. Konzernrat. Innenminister Drelkar. Die Arbeiterbewegung. Wer steckte hinter diesem monströsen Attentat?

Die Senatorin drehte das Pad herum, als würde sie die Nachricht damit ungeschehen machen können. Dann atmete sie erst einmal durch - langsam -, bevor sie sich wieder dem Gang und ihrem Gefolge zuwandte, die sie alle erwartungsvoll anstarren.


“Ich will eine vollständige Lageübersicht”, begann sie. “Ihr habt eine Stunde. Militärische, politische, wirtschaftliche Parameter. Alles!”

Einige ihrer Mitarbeiter nickten und verschwanden bereits, um ihre Aufgaben zu erledigen. Tero Vallon blieb an ihrer Seite. Ylsara sah nicht zu ihm, als sie weiterschritt. Sie wusste, warum er so handelte. Er befürchtete, dass auch sie Ziel eines Attentats werden könnte. Doch das war nun wirklich weit hergeholt. Zumal es vermutlich keinen sicheren Ort als das Innere des Senatsgebäudes gab, nachdem man es in den letzten Jahren hochgerüstet und die Sicherheitsmaßnahmen auf das Maximum verstärkt hatte.

“Ich brauche alle Profile von Senatoren, Offizieren und Beamten, die mir potenziell als Verbündete zur Verfügung stehen. Wir werden dieses Thema im Sicherheitsausschuss, vielleicht sogar im Plenar behandeln müssen. Ich brauche Senatoren, die mir zur Seite stehen.”

Der Flur der Galerie schien nun endlos, doch Ylsara schritt ihn mit einer gewissen Geschwindigkeit ab, obwohl ihre Schritte weiter genauso kontrolliert wie ihre Miene war. Auf der anderen Seite der Glastür, die in das eigentliche Senatsgebäude führte, sah sie bereits die Pressevertreter heraneilen. Zeit zum Handeln.

| Outer Rim | Calamari-Sektor | Calamari-System | Dac | Coral City | Senatsgebäude | Ostflügel | Galerie 17 |
Ylsara Adinara und Gefolge
 
[Outer Rim | Calamari-Sektor | Calamari-System | Dac | Sorr Kaltos Anwesen] Cassian Darwani, Sorr Kalto (NPC)

Cassian schaute das kunstvolle Weinglas vor sich an. Es überraschte ihn, dass sich die darin befindliche Flüssigkeit in keinster Weise von dem draußen herrschenden Sturm aus der Ruhe bringen ließ. Hohe Wellen peitschten gegen das Fundament von Sorr Kaltos Anwesen. Gischt prallte teils bis hoch ans - von Starkregen gepeinigte Panoramafenster des Esszimmers. Drinnen merkte man davon jedoch so gut wie gar nichts. Lediglich den Lichtblitzen ferner Wetterereignisse konnte man nicht entgehen.

„Und wie läuft es beim Kontakte knüpfen in der Hauptstadt? Wann stellst du mir mal deine ganzen Senatorfreunde vor?“, fragte Sorr neckisch.

„Hast du nicht Angst, dass dir hier alles überschwemmt wird bei einem Sturm?“, fragte Cassian – der sein Blick weiterhin auf dem Weinglas behielt – geistesabwesend.

Sorr runzelte seine massiven Augenwülsten – das Nächste an einem Stirnrunzeln.

„Junge! Dir ist klar, dass die Hälfte dieses Anwesens unter Wasser liegt und meine Spezies normalerweise unter Wasser lebt?“, erklärte er.

Cassian riss den Blick weg von seinem ruhigen Weinglas und schaute hinaus in das Chaos des Unwetters.

„Wahrscheinlich habe ich mich einfach noch nicht an die neue Umgebung gewöhnt“, gab er zu.

„Du musst die keine Sorgen machen. Die Konstruktion hält noch deutlich stärkeren Stürmen stand. Im Zweifel aktiviert das automatische Sicherheitssystem einen Partikelschild. Dann können hier auch drei Tsunamis kommen und versuchen mich zu holen“, erklärte Sorr als wäre es die normalste Sache überhaupt. Der Mon Calmari prahlte nicht mit seinem Geld, oder war gar Stolz auf die ganzen Besonderheiten seiner „Wohnung“. Diese Dinge gehörten dazu wie Fenster und Türen.

„Nun was war deine Frage? Wie es mit Netzwerken läuft?“, lenkte Cassian zurück auf das von Sorr angefangene Thema zurück.

Dieser Nickte knapp während er sich ein letztes Stück gegrillten Fisches in den Mund legte und genüsslich zerkaute.

„Das hier ist nicht Nubia! Du kannst dich nicht zurücklehnen und warten bis alle Leute auf dich zukommen, um ein Autogramm von dir abzustauben oder wissen wollen wie es deinem Vater geht“, mahnte der Mon Calamari an.

„Oder wissen wollen, was ich im Widerstand so gemacht habe“, unterbrach ihn Cassian kurz.

„Mehr als die Hälfte aller Senatoren haben ihr Leben riskiert um gegen das Imperium vorzugehen. Ich schätze das sehr, aber etwas Besonderes bist du in deren Kreis damit nicht“, konterte Sorr.

Cassian fiel geschlagen, schwer seufzend zurück in die bequeme Lehne des Stuhls auf dem er saß. Seine Lippen aneinandergepresst versuchte er der Wahrheit – dass er bis dato ein ziemlicher politischer Außenseiter war – etwas entgegenzusetzen. Vergeblich.

Sorr schaute ihn einen Augenblick an, ehe er beruhigende Worte formulierte.

„Du brauchst einfach jemand mit deinem abenteuerlichen Kaliber. Jemand der Feuer im Hintern hat! Jemand mit ein wenig Integrität! Die Meisten der Senatoren sind nun einmal nicht gerade die ausgehenden Partyleute die in ihrem Leben noch nach etwas suchen. Die haben entweder ihre Posten und ihr Geld, oder stecken irgendwem so tief hinten drin, dass sie nicht mehr weit entfernt sind. Ich merke das doch an mir selbst!“, lachte der Mon Calamari, nachdem er den letzten Satz ausgesprochen hatte.

Daraufhin erhob sich Cassian lachend aus seinem Sessel und die beiden stießen mit ihren Weingläsern an.

„Und wen schlägst du vor oh großes Orakel?“, fragte der Nubia scherzhaft.

„Senatorin Ylsara Adinara! Willenstark! Jung! Weiblich! Hat einen funktionierenden moralischen Kompass! Zumindest sagen das die Medien. Außerdem ist Druckenwell gar nicht so weit weg von Nubia“, verkündete der Mon Calamari in höchsten Tönen.

„Die Senatorin von Druckenwell? Sie sitzt mit mir im Haushalts und Militärausschuss, das passt also gut“, merkte Cassian an.

„Dann mach doch mal mit ihr einen Termin, versuch mal dahinterzukommen, was sie vorhat, schau, ob das zu dir passt. Zack! Du hast deine erste Verbündete“, schloss Sorr energisch ab.


Der weitere Abend verlief unspektakulär, die beiden alten Freunde tranken die angebrochene Flasche Wein noch gemeinsam leer, ehe sie sich zu Bett begaben. Cassian kam im oberen Gästezimmer unter, was durch eine elegante, geschwungene Treppe zu erreichen war. Ausgestattet – wie so ziemlich alles an diesem Anwesen – mit einem großen Panoramafenster, hatte der Nubia die Möglichkeit den draußen herrschenden Sturm von hoch oben zu betrachten. Er wollte sich gar nicht vorstellen, welche Windstärken ihm um den wirbeln müssen, wäre die große Transparistahl-Scheibe vor ihm nicht da. Ein wahrlich erschreckendes Wetterereignis. Für Nubianische Verhältnisse beinahe apokalyptisch.



„Cassian! Cassian!“, schrie Sorr am nächsten Morgen die Treppe hinauf. So laut hatte er den alten Mon Calmari seit Renntagen nicht mehr gehört, wenn dieser über Funk Fahranweisungen an das Team übergab.

„Cassian! Kommt sofort runter! Schnell, das musst du sehen!“, wiederholte er nochmal.

Der Nubia hatte die Nacht unruhig geschlafen. Trotzt Schalldämmung, dem weichsten Bett, welches man sich vorstellen konnte und der Optional schlaffördernde Duftstoffe in den Raum einleiten zu lassen, machte ihn das Unwetter draußen zu schaffen. Erst als es vor einigen Stunden abebbte, konnte Cassian in den wohltuenden Schlaf gleiten.

Behäbig glitt er nun wieder aus dem Bett hinaus und schlenderte langsam nach unten zu Sorr. Dieser stand bereits voll angezogen vor einen großen Holoprojektor, der die Nachrichten zeigte. Schüsse, Schreie und Lichtblitze waren zu sehen, ehe die Verbindung abbrach. Dann schaltete man zurück zum Nachrichtensprecher, der den Tod des Präsidenten von Druckenwell und seinem Herausforderer bei einem Wahlkampfduell verkündetet.

Cassian fasste sich an den offen stehenden Mund und erschrak in Schockstarre. Adrenalin pumpte plötzlich durch seinen Körper, wie als sei er gerade dabei ein Rennen zu fahren. Seine vorherige Müdigkeit war verflogen, er war von jetzt auf gleich hellwach.

„Bei den Sternen!“, waren die einzigen Worte, die Cassian schaffte aus sich herauszubekommen.

„Dann hast du jetzt einen Grund, warum du sie treffen möchtest“, erklärte der Mon Calmari hingegen knapp und gefasst, hatte er die Nachricht wahrscheinlich schon mehrmals gesehen.

Cassian hingegen verharrte weiterhin seiner Schockstarre, wusste er nicht genau, wie damit umzugehen hatte. Rennunfälle mit tödlichem Ausgang kannte er zwar aus den Nachrichten, aber politische, terroristische Attentate, oder was dies auch war, war er nicht gewöhnt.

Cassian! Wir müssen jetzt handeln, diejenigen, die Senatorin Anidara einfach ausnehmen wollen, sind wahrscheinlich bereits auf den Beinen und auf dem Weg zu ihr“, machte Sorr Druck.

Diese Worte rissen den Nubia aus seiner Starre und bewegte ihn zum Handeln. Er stürmte nach oben und holte seine Kleidung samt Comlink hinunter.

Sira bist du da?“, sprach er in das Comlink, während er sich anzog.

„Ja, wie kann ich helfen?“, meldete sich seine Assistentin zu Wort.

„Hast du das mit Druckenwell mitbekommen? Ich möchte das du Senatorin Anidara zu einem sofortigen Treffen zu mir ins Büro einladen, ich mache ich augenblicklich auf den Rückweg. N5 Soll ich mit ihrem Sicherheitschef absprechen, ich nehmen mal an, dass sie auf so was nun besonders achten“, ordnete Senator Darvani an.

[Outer Rim | Calamari-Sektor | Calamari-System | Dac | Sorr Kaltos Anwesen] Cassian Darwani, Sorr Kalto (NPC)
 
Dac – Coral City, Senatsgebäude – Cafeteria – Sirion Amithtacia, Tako Nori (NPCs) und Rrooow

Eines hatte Rrooow im Politikbetrieb ganz schnell gelernt: wenn man sich in der Cafeteria zu jemand anderen setzte, war der Grund für gewöhnlich nicht, dass man Gesellschaft suchte oder gar kein Tisch mehr frei war. Diese Blöße gaben sich die VIPs unter den Senatoren gar nicht erst, sie tauchten hier nur aus einem spezifischen Grund auf: sie wollten etwas von dem oder der Betreffenden. Eine Stimme in einer Abstimmung, ein Handelsvertrag oder um eine Allianz zu schmieden, das waren die Gründe und normalerweise war Rrooow diejenige, die sich zu anderen dazu setzte. Sie war diejenige, die etwas von anderen wollte. Togoria war schlicht nicht wichtig genug und sie würde ihre Heimat nicht an Rohstoffhändler verkaufen, nur um die Genugtuung zu spüren, gefragt zu sein. Durch die unsicher gewordene politische Situation und dem Einfrieren des Beitrittsprozesses von Lantillies und Contruum zur Unzeit würde sich an Rrooows Rolle auch so schnell nichts ändern.

Nur dass ihre Stimme inzwischen mehr wert war. Sie war Mitglied des Ausschusses für Angelegenheiten des Jedi-Ordens geworden, und genau deshalb war Meister Nori auch gekommen. Ein höflicher Mann, zweifellos, doch gab sich die Katzenfrau keinen Moment lang der Illusion hin, dass Jedi anders tickten als Senatoren, die im Politikbetrieb befindlichen jedenfalls. Nori war hier, um Schönwetter zu machen, es stand ja demnächst eine Ausschusssitzung an, und wie es schien eine mit einem eher schwierigen Thema. Laut Tagesordnung sollte es um das Ende der C-Virus-Krise gehen, doch offensichtlich war das nicht alles, sonst wäre der Mann nicht so besorgt darum, dass sie dem Orden gewogen wäre. Der Jedi-Meister zählte ausführlich auf, was die Jedi alles für die Republik taten und wie sehr die Galaxis von der Arbeit der Jedi profitierte. Bei Rrooow rannte er da freilich offene Türen ein, denn ihr war klar, klarer als manch anderen Senatoren garantiert, dass die Republik in der Tat mehr vom Jedi-Orden profitierte als andersrum. Sie bekamen von der NR hauptsächlich Credits und etwas Material, doch deren Fähigkeiten waren nicht mit Credits aufzuwiegen und auch schlicht nicht zu ersetzen.

Der Sitzungstag kam. Wie die anderen auch tagte der Jedi-Ausschuss nichtöffentlich. Noch so ein Ding: dieselben Leute verhielten sich ganz anders als sie es in der großen Senat vor all den laufenden Holocams taten. Hier wurde tatsächlich gearbeitet. Im Vergleich kam ihr die Senats-Vollversammlung wie ein erlesener Debattierclub betuchter Leute vor.

Es bedeutete auch, dass Dinge gesagt wurden, die nicht öffentlich bekannt waren. Sie erfuhr nicht alles, aber doch so einiges. Offensichtlich hatte es eine nicht autorisierte Jedi-Mission auf imperialen Gebiet gegeben, die all die beunruhigenden Geschehnisse im Imperium erst ausgelöst hatte, von denen die letzten Tage die Rede gewesen war: die Verschärfung der Einreisebestimmungen, die Verhaftungswellen, die massive Militärpräsenz an vielen Orten. Details gab es keine, doch hatte die Mission wohl zur massiver Verstimmung im Kanzleramt geführt. Es wurden Stimmen laut, die vor einem neuen Krieg warnten. Diese forderten, den Jedi Mittel zu streichen und die gesparten Credits stattdessen in die Verbesserung der Verteidigungsbereitschaft zu investieren. Da konnte Rrooow gar nicht anders, als leise zu lachen. Sie kannte die Zahlen. Selbst wenn der Senat den Jedi das gesamte Budget strichen und dem Militärhaushalt hinzufügten, würde sich der Betrag dort verlieren. Die Jedi waren unglaublich billig gemessen an dem was sie leisteten, und Rrooow sagte das auch laut.

Doch insgesamt drehte sich die Stimmung stark gegen den Jedi-Orden. Deren Rolle beim Sieg über das C-Virus spielte bald keine Rolle mehr, es ging nur noch um das, was der Galaxis möglicherweise bevorstand. Der Vertreter der Pazifisten forderte sogar, dass die Republik sich vom Orden lossagte und gerade als Rrooow dachte, der Jedi-Ausschuss glitt nun endgültig auf das Niveau der Senatsvollversammlung ab, griff Vorsitzender Ke'lya durch. Zurück in den Gleisen der Sachpolitik einigte man sich darauf, den Jedi künftig stärker auf die Finger sehen zu wollen. Einige Senatoren dachten wohl – Rrooow zählte nicht dazu bzw. sie war noch nicht lange genug dabei, um es beurteilen zu können – dass der Jedi-Rat inzwischen zu selbstherrlich agierte. Man fühlte sich schlicht übergangen, unterstanden die Jedi doch der Aufsicht des Senats und nicht etwa des Kanzlers.

Als Rrooow gerade gehen wollte – Rrooow fand, dass der letzte Latte Caffiato schon wieder viel zu lange her war – nahm Vorsitzernder Ke'lya sie zur Seite und bat sie um ein Gespräch unter vier Augen in seinem Büro. Natürlich konnte die Togorianerin nicht ablehnen, obwohl Bothaner grauenvollen Kaf tranken. Der Wunsch war eher untypisch und Rrooow machte sich Sorgen. Hatte sie sich nicht richtig verhalten? Wurde sie ihrer Rolle als Ausschussmitglied nicht gerecht? Da gab es doch ganz andere, die sich nicht gerade vorbildlich verhalten hatten. War sie vielleicht zu unkritisch dem Orden gegenüber?

Ihre Gedanken kreisten immer noch, als sie in einem Besprechungsraum in der Nähe des Büros des Senators von Bothawui saß, so dass sie sich vorkam wie eine unartige Schülerin, die in's Lehrerzimmer gerufen worden war. Der Bothan betrat den Raum, in der Hand zwei Tassen viel zu sauren Kafs, und sah sie bedeutungsschwer an.


»Senatorin, was ich Ihnen nun sage ist streng geheim. Die Informationen dürfen diesen Raum unter keinen Umständen verlassen. Kein Wort dazu an irgendwen außer mir gegenüber, Kanzler Quún, dem Rat oder seinem Abgesandten auf Dac und nur in verschärften Sicherheitsbedingungen.«

»Vvorssitzsender, ichh kann ihnen vverssichhern, dasss meine Loyalität aussschhließslichh der Neuen Republik gilt und ichh niemalss deren Geheimnissse mit irgendwem teilen würde,«


Erklärte Rroow sofort; der Bothan nickte nur.

»Gäbe es nur geringste Zweifel Ihnen oder ihren Mitarbeitern gegenüber, dann säßen wir heute nicht hier zusammen. Diese Information kommt direkt von Kanzler Quún persönlich, außer ihm und mir wissen auf Dac nur eine Handvoll Leute davon. Ich hoffe, Sie sitzen gut, Rrooow, denn die unautorisierte Jedi-Mission, von der die Rede war, beinhaltete…

…die Tötung von Imperator Allegious selbst.«

Die Togorianerin hatte den Fehler gemacht, trotz der Aufforderung einen Schluck Kaf zu nehmen, genau im falschen Moment. Im Schock prustete sie ihn aus und quer über den Tisch und auch auf die Robe des Bothaners.

»Waaaaass?

Oh, ssorry…«


Völlig ungerührt und mit einer Seelenruhe tupfte Ke'lya sein Gesichtsfell und seine Robe sauber und wischte mit einer zweiten den Besprechungstisch ab. Angesichts solcher Ungeheuerlichkeiten, die sie hier besprachen, wäre es auch seltsam, sich über Kafflecken aufzuregen.

»Nur um es ganz klar zu machen: das Ziel der Mission war tatsächlich die Tötung des Imperators, ungeachtet das laufenden Friedensvertrag und ja, die Mission war erfolgreich, wenn man in diesem Zusammenhang von einem Erfolg sprechen kann,«

Brummte ihr Gegenüber.

»Aber… die Jedi… wiesso?«

Stammelte Rrooow, der nichts dazu einfiel. Jedi, die vorsätzlich einen Krieg auslösten widersprach allem, was sie über den Orden zu wissen glaubte.

»Dem vorangegangen war eine andere riskante, aber autorisierte Mission, aus dem Sith-Tempel auf Bastion das Heilmittel für das C-Virus zu stehlen. Ich nehme an, Sie dachten nicht wirklich, das Virus wäre ›einfach so‹ verschwunden, wie im HoloNet zu hören war? Allegious ist – oder vielmehr war – der Schöpfer des C-Virus und das Ende der Epidemie ist eine direkte Folge dieser Mission.«

Rrooow nickte. Diese Information passte entschieden besser in ihr Bild der Jedi.

»Nur sahen dieselben Jedi aus bestimmten Gründen die Notwendigkeit, den Imperator zu töten, um weiteres Unheil abzuwenden. Laut dem Orden alleinverantwortlich für die Mission ist Rätin Rigby, die praktischerweise bei dem Angriff um's Leben kam. Auch der Rat wusste von nichts, es wurde eine einsame Entscheidung gefällt und ich bin sehr sicher, dass dies auch so der Wahrheit entspricht. Unwahrscheinlich erscheint mir jedoch, dass die ebenfalls beteiligte Rätin El'mireth nicht an der Entscheidung beteiligt gewesen soll. Dies erscheint mir doch sehr wie ein Versuch, El'mireth zu schützen.«

Die Togorianerin überlegte. In ihrem Kopf passte das alles immer noch nicht zusammen. Würde das Imperium nicht sofort versuchen, aus der Situation Kapital zu schlagen? Schließlich fragte sie:

»Aber warum ssind die bekannten Propagandakanäle nichht längsst vvoll vvon ›kriegerisschher Akt, die Republik lässst den Imperator ermorden‹ undssoweiter?«

»Wahrscheinlich ist der Zeitpunkt nicht richtig. Vermutlich will sich das Imperium nicht als vermeintlich schwach und führungslos präsentieren. Die Republik hat zwar sehr unter der C-Virus-Krise gelitten, doch das imperiale Militär ist geschwächt vom Koornacht-Feldzug. Die Antwort wird kommen, doch in Zwischenzeit…«


Ke'lya machte eine kurze Pause und Rrooow spürte, dass jetzt etwas kommen würde. Natürlich erzählte er ihr das alles nicht, damit sie auch informiert war.

»Noch sind die diplomatischen Kanäle nicht verstummt. Die Jedi haben bei besagter Mission obendrein einen prominenten Sith-Lord gefangengenommen, Graf Sturn von Taris. Er soll freigelassen werden im Austausch gegen republikanische Kriegsgefangene und möglicherweise imperiale Dissidenten. Die Verhandlungen werden auf Umbara stattfinden und ich möchte, dass Ihr an ihnen teilnimmt, ein Auge auf die verhandelnden Jedi habt und Bericht erstattet. Dies könnte für lange Zeit das letzte Mal sein, dass es offizielle Verhandlungen zwischen Imperium und Republik gibt und nach allem, das vorgefallen ist, möchte Kanzler Quún deren Ergebnisse nicht alleine dem Gutdünken des Rates überlassen.«

Dac – Coral City, Senatsgebäude – besonders gesicherter Besprechungsraum – Senator Traesk Ke'lya (NPC) und Rrooow
 
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