MTV

Antiriad

Waldschrat
Ende einer Ära.

Ich weiß noch genau, als wir in den 80er-Jahren eine Satelliten-Schüssel bekamen. Zuvor gab es ja nur vier TV-Kanäle, die über die große (terrestrische) Dachantenne zu empfangen waren, wenn ich mich recht entsinne. Halt, falsch, stimmt nicht ganz. Es waren, glaube ich, fünf. Einen niederländischen Kanal konnten wir zusätzlich empfangen, weil wir genau an der Grenze zu den Niederlanden wohnen.

Jedenfalls kam das mit der Sat-Schüssel fast einer Offenbarung gleich. Boha! Wow! Nicht zu fassen! Euro-Sport, DSF, Pro 7, Sat 1, etc. (Anmerkung: MTV ist ab 1992 englischsprachig zu empfangen gewesen.) Vor allem MTV-Most Wanted war damals richtig cool und angesagt. Es gab zwar damals Sendungen wie Formel 1, aber MTV war halt MTV. Dann gab es ja noch diese coolen, lustigen, handgemachten Animationen bei MTV, so kleine Spots, die für Staunen sorgten, wie etwa dieses Knetmännchen, das von einer Mücke gestochen wurde und anschließend dramatisch starb.

Wie auch immer, das ist lange her.

Viele jüngere Menschen werden so etwas sicherlich heute nicht nachvollziehen können. Heute sind nun mal Dutzende TV-Kanäle, was völlig Normales. Ganz zu schweigen vom Internet und Netflix und Co.

Nun ja, Paramount will Geld sparen (bis zu 500 Millionen) und schaltet alle linearen MTV-Kanäle in Deutschland und Österreich ab. UK, Polen, Ungarn und Benelux sind ebenfalls betroffen. Ende 2025 Anfang 2026 soll das über die Bühne gehen. Der MTV-Hauptkanal wird aber vorerst bleiben. Fragt sich nur, für wie lange?

Sein wir mal ehrlich, es hatte sich ja schon vor Jahren abgezeichnet, dass MTV nicht mehr das war, wofür es zuvor stand. Es liefen vermehrt irgendwelche Reality-Sendungen und Soaps oder was das waren. Also nichts, was irgendwie mit Musik zu tun hatte. Hinzu kommt noch, dass die Zeit sich ganz einfach gewandelt hat. Außerdem hat das klassische Fernsehen nicht mehr den Stellenwert wie zur damaligen Zeit. So viel ist sicher.

 
MTV und VIVA habe ich geliebt! Aber als ich so Mitte 20 war, ließ das Interesse nach und es gab in den 2000er Jahren gefühlt nur noch Trash Serien und Klingeltonwerbung.

Mit dem Internet konnte man sich die Clips irgendwann ja selbst anschauen und hatte mehr Selbstbestimmung darüber.

Die Award Shows waren auch immer ein Highlight und viel besprochen. Das hat sich auch drastisch geändert.

Von daher blicke ich durchaus mit Nostalgie zurück, finde die Abschaltung aber nur folgerichtig.

Mit dem Kindern haben wir letztens eine Serie auf VOX über die besten Musikvideos geschaut. Für die Kinder war es interessant zu sehen, wie die Künstler von unseren Playlists überhaupt aussahen oder wie unterschiedlich solche Videos waren.
 
Anmerkung: MTV ist ab 1992 englischsprachig zu empfangen gewesen.

MTV Europe ging 1987 auf Sendung, und war mW europaweit zu empfangen. Wir hatten 1989 die erste Schüssel, und MTV war damit auf jeden Fall empfangbar. Ein deutschsprachiges MTV ging 1997 auf Sendung, zunächst noch als MTV Central.

Allgemein ist Musikfernsehen ab den frühen 2000ern im Grunde tot, quasi mit der Etablierung von YouTube. Ich könnte garnicht mehr sagen, wann ich zuletzt bewusst einen Musiksender geschaut habe. :zuck:

C.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wir bekamen 1990 eine Satellitenschüssel, und in den folgenden Jahren sah ich regelmäßig MTV Europe. Ab 1992 jedoch nur noch in den Semesterferien, wenn ich in Fabriken meiner Heimatregion arbeitete, um mein Studium zu finanzieren. An meinem Studienort besaß ich keinen Fernseher. Besonders faszinierten mich die reinen Musikclips. Am liebsten schaltete ich ein, wenn ein Video nahtlos ins nächste überging, ohne Moderation oder Unterbrechung. Diese Sendestrecken gefielen mir am besten, weil sie ganz der Musik gehörten. Als der Anteil an Musikclips auf MTV deutlich zurückging, schwand auch mein Interesse an dem Sender. Viva spielte für mich keine Rolle.
 
Am liebsten schaltete ich ein, wenn ein Video nahtlos ins nächste überging, ohne Moderation oder Unterbrechung.

Wobei es in der Frühphase von MTV schon gute Sendungen mit Moderation gab, und die Moderator:innen fanden wir teilweise ebenfalls ziemlich cool, z.B. Ray Cokes, Kristiane Backer, Steve Blame, Paul King usw. Am liebesten hab ich damals Most Wanted und 120 Minutes geschaut. Vor allem in der letzteren Sendung wurden immer neue und interessante Küstler aus dem Alternative-Bereich vorgestellt, oder solche gespielt, die im sonstigen Programm zu kurz kamen.

Viva spielte für mich keine Rolle.

Viva war zu Anfang schon cool, zumal es direkt auf das deutsche Publikum zugeschnitten war. MTV war sehr auf den britischen Musikmarkt und auf den Mutterkonzern in den USA fokussiert, und ließ lange außer Acht, dass Deutschland der größte Musikmarkt in Europa ist.

Der beste jemals in Deutschland ausgestrahle Musiksender war allerdings ohne Frage Viva Zwei. Eigentlich als Konkurrenz zu VH-1 gestartet sollte hier ursprünglich ein eher erwachsenes Publikum von 25 aufwärts abgeholt werden. Ein nobles Ansinnen, allerdings war das so strunzlangweilig, dass sogar die Zielgruppe lieber wieder zum Hauptkanal schaltete. Nach einer Neuausrichtung 1998 spezialisierte sich Viva Zwei dann auf alternative und subkulturelle Musikstile, tauschte die meisten Moderatoren aus, und verpasste sich ein ebenso reduziertes wie cooles Design. Das war dann ungefähr so, als liefe MTVs 120 Minutes den ganzen Tag.
Leider war das Ganze hoch defizitär und wurde nach knapp dreieinhalb Jahren wieder eingestellt. Lediglich die Sendung "Fast Forward" wurde ins Viva Hauptprogramm herübergerettet.

C.
 
Also, welchen Musik-Sender ich zuletzt noch recht gut und modern fand, war iM1, den es schon seit einigen Jahren nicht mehr gibt. Ähnlich verhält es sich mit dem österreichischen Sender gotv. Der ist aber auch schon Geschichte.
 
Ganz vergessen: Das coolste auf MTV waren natürlich Beavis & Butt-Head. Das war sowas von respektlos und witzig, und schlug bei uns damals ein, wie eine Bombe. Ich kann mich noch gut erinnern, wie wir jeder neuen Folge entgegenfieberten, oder nachts um 3 noch eine Stunde B&B geschaut haben, wenn wir aus der Disco heimgekommen sind.

C.
 
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