Nkllon (Athega-System)

[ Expansionsregion | Alchenaut-Sektor | Athega-System | Nkllon | Mary-Ann 42 | Büro des Plattformleiters ] - Andrew Cullins, Leto

Hatte Andrew jemals gehofft, dass Sikarius ihm die Entscheidung abnehmen würde, oder ihm wirklich dabei helfen würde, wurde er sich spätestens jetzt etwas besseren bewusst. Der Sith hatte von der ganzen Sache hier genauso wenig Ahnung wie er. Im besten Fall. Erst die fliegende Kugel schien Sikarius aus seiner Lethargie zu befreien, als er ihn beinahe zornig anfauchte, was dazu führte, dass Sikarius sich erstmal richtig hinsetzte und die Füße vom Tisch nahm. Dieser Droide war definitiv in Zukunft Andrews erster Ansprechpartner, mit dem Mann alleine würde er kaum groß etwas anfangen können. Er hoffte nur, dass später im Kampf dann der Grund offensichtlicher wurde, warum man diese Gestalt in diesen hoch mystifizierten Orden der Sith aufgenommen hatte.

Nachdem er sich jetzt einigermaßen gefangen hatte, kamen doch zumindest ansatzweise hilfreiche Infos aus seinem Mund. Ein Strohhalm, an den Andrew sich klammern konnte, wenn man so wollte. Ein billiger Pappstrohalm der im Getränk innerhalb von Sekunden zwar zu irgendeiner Pampe werden konnte um in sich zusammenzubrechen, aber immerhin besser als gar nichts. Nikolaus - ein Zeichen, wie aufmerksam der Sith wohl der ganzen Unterhaltung gefolgt war - schien laut der professionellen Einschätzung seines Gastes zwar ein Arschloch zu sein, mehr aber auch nicht. Hundertprozentig sicher klang er dabei nicht. Als Sikarius seine Einschätzung noch mit einem unangenehmen Witz, irgendwas über schlitzen und Blut aufwischen, endete und ihn dann mit dem ungepflegtesten Grinsen anglotzte, welches Andrew lange gesehen hatte, überlegte sich der Stationsleiter kurz, einfach von Bord der Mary-Ann zu springen und auf der Planetenoberfläche sein Glück alleine zu probieren. Trotzdem legte sich ein teils schicksalergebenes, teils verzweifeltes Lächeln auf sein Gesicht, während er ihre Handlungsoptionen durchging. Er war sich kurz so siegessicher gewesen, als ihm aufgegangen war, dass ein Sith sie unterstützen würde. Dass es sich bei den Sith bloß um eine Schlägertruppe mit den besten Marketingexperten aller Zeiten handelte, hatte ihm ja da noch nicht klar sein können! Doch zumindest war dieser Schläger ganz eindeutig auf seiner Seite und konnte im Idealfall - so ließ zumindest sein Schwert vermuten - auch ordentlich austeilen. Zumindest ersteres konnte er leider nicht von allen auf dieser Station behaupten. Es war Sikarius, der ihn mit seiner banalen Frage, ob sie nun zur Plattform gingen, hochschrecken ließ und zu einer Entscheidung zwang. Andrew nickte.


,,Ja, mir nach. Schauen wir uns doch die Truppe mal an. Und bitte ... bitte achtet auf die beiden vermeintlichen Sicherheitstruppen. Vielleicht könnt ihr ja irgendwas spüren, das uns bei der Entscheidung weiterhilft."

Er probierte hoffnungsvoll und zuversichtlich zu klingen, etwas, was ihm zumindest deshalb ein wenig leichter fiel, weil er bei seiner Bitte sich nicht an Sikarius, sondern an den Droiden wandte. Sie verließen das Büro und stiegen in ihre Schutzanzüge. Kurz gab er noch an Nick durch, dass sie sich nun auf dem Weg befanden. An Bill, die treue Seele seiner Station die die Besucher erst in sein Büro gebracht hatte, meldete er, dass sie sich vorsehen sollten und mit den schlagkräftigsten Männern der Station sich in Sicherheit in der Nähe der Landeplattform verschanzen sollten, sodass sie im Zweifelsfall auch nicht all zu weit entfernt waren, wenn es tatsächlich zu einer Auseinandersetzung kam. Dann machten sie sich auf den Weg in Richtung Landeplattform.

Der Weg war nicht besonders lang, doch Andrew kam er wie eine Ewigkeit vor. Und gleichzeitig nicht lang genug, um dieser Entscheidung aus dem Weg zu gehen oder auch nur um eine zündende Idee zu haben. Für sowas war er nicht ausgebildet worden. Er hatte noch nie auch nur ansatzweise in einer solchen Situation gesteckt.

Als sie ankamen, warteten die jeweiligen Gruppen bereits auf sie. Nick und seine Truppe, gegenüber von drei weiteren, die Andrew aber weder vertrauenswürdiger, noch zwielichtiger vorkamen, als ihr Pendant, dass vor ihnen angekommen war. Nick ergriff sofort das Wort, riss die Lage an sich, wie auch schon zuvor in seinem Büro. Innerlich hoffte Andrew fast, dass dieser Mann die Wahrheit sprach, einem solchen Mann vertraute man doch gerne seine Sicherheit an. Oder? Als er kurz nachdem Nick geendet hatte, die Bestätigung erhielt, dass das Shuttle von dessen Crew tatsächlich ein gültiges - wenn auch altes - Transpondersignal der Fourb Gruppe nutzte und das der Neuankömmlinge nicht, wurde er schon stutzig. Doch um ihn völlig zu überzeugen reichte das noch nicht. Er warf einen kurzen Blick zu Sikarius, der aber keinerlei Signal von sich gab, dass Andrew in irgendeiner Weise hätte helfen können. Also blieb Andrew nichts anderes übrig, als einen kleinen Schritt nach vorne zu tun.


,,Die Lage ist eindeutig unklar. Leidergottes aber auch nicht so unklar, dass eine Entscheidung ohne weiteres an dieser Stelle gefällt werden kann."

Eine Verzögerungsstrategie, offensichtlich. Andrew wusste nicht, was er tun sollte, war zu unerfahren dafür, hatte sich nie in einer solchen Situation befunden. Allein der Anblick sovieler Waffen machte ihn fast schon nervös. Doch davon ließ er sich rein gar nichts anmerken. Nach außen hin strahlte er Ruhe und Zuversicht aus. Tag ein tagaus musste er den Männern auf der Station irgendeinen Mist, oder ihre Lage ganz generell, so verkaufen, als wäre doch alles gar nicht so schlimm, vielleicht könnte man sogar was positives dem ganzen abgewinnen! Ein einziger Blick von der Landeplattform auf den Planeten zeigte, dass dem nicht so war, doch die Männer glaubten ihm. Er konnte vielleicht nicht aus dem Stehgreif wie ein alter Hase im Militär Entscheidungen von sicherheitstechnischem gewaltigen Ausmaß treffen, aber er konnte ohne Probleme vorgeben, die Situation im Griff zu haben und alles genau so geplant zu haben.

,,Wir werden die Situation besprechen und abwägen. Darth Sikarius hat mir bereits seine Einschätzung mitgeteilt und er hofft, sie gleich während unseres Gesprächs zementieren zu können. Wenn sie keine wirklich ganz offiziellen Beweise vorzubringen haben, wird Darth Sikarius mithilfe der Macht ohne Probleme ergründen können, welche Absichten wer von ihnen verfolgt."

Er hoffte zumindest, dass dem so war.

,,Damit es in der Zwischenzeit zu keinen Zusammenstößen kommt, werden sämtliche Crews vorerst ihre Waffen abliefern. Gantou, besorg vier Hebedroiden, mit denen solltest du die Waffen im Zweifelsfall abtransportieren können und in Sicherheit verwahren, bis wir zu einem Ergebnis kommen. Also bitte meine Herren, keiner von uns hat etwas zu befürchten, so lange wir alle nur schön bei der Wahrheit bleiben."

Das Piraten von außerhalb noch dazukamen und das Andrew gerade - falls warum auch immer beide Crews tatsächlich echte Sicherheitscrews waren - seine Sicherheitsleute ihrer Waffen beraubt hatte, davon ging er keineswegs aus. Eine dieser beiden Parteien waren die Schurken, die es zu vertreiben galt. Er hoffte, dass es im Gespräch Sicherheit gab. Vielleicht konnte die Kommunikation bis dahin wieder repariert werden, sodass er sich die Meinung seines Chefs anhören konnte. Und vielleicht genügte die Forderung, dass die Waffen abgelegt werden sollten und Sikarius ihre Gedanken erforschen würde, ja bereits, damit die Piraten sich zu erkennen gaben und es sofort zu einem Gefecht kam. Für diesen Fall trat Andrew bereits einige Schritte zurück. Es wäre natürlich alles andere als ideal, wenn eine Seite jetzt einfach das Feuer eröffnete, doch so war die andere Seite zumindest noch nach wie vor bewaffnet und es käme zu einem ausgeglichenen Kampf. Er hatte ja Sikarius an seiner Seite, der würde letztlich schon das Blatt wenden können. Vielleicht.

[ Expansionsregion | Alchenaut-Sektor | Athega-System | Nkllon | Mary-Ann 42 | Landeplattform D-3 ] - Andrew Cullins, Leto, Gantou, Nick, Crew der Smash'n Grab
 
[ Expansionsregion / Alchenaut-Sektor / Athega-System / Nkllon / Mary-Ann 42 / Büro des Plattformleiters ] Leto, sowie (NPCs) Andrew Cullins und UX-23

Leto quittierte Cullins fast schon Flehen um Beistand mit einem langsamen Nicken. Einerseits hatte er wirklich keine Lust sich zu verausgaben – warum war er noch gleich von dem bequemen Chefsessel aufgestanden? – andererseits wurde grade auch nicht viel von ihm verlangt. Mitkommen, Auren im Blick behalten. Das klang machbar. Andererseits musste er dafür auch wieder in die Höllenlandschaft hinaus. Ja, er hatte vor dreißig Sekunden noch Bereitschaft gemimt zu gehen, aber jetzt… Leto warf dem Sessel einen sehnsüchtigen Blick zu, straffte sich jedoch, als er das vernichtenden Starren des Droiden auffing. Na, verdammt dann scheiß‘ doch der Kath drauf!

„Man tut was man kann…“

, murmelte Leto und folgte Cullins aus dem Büro hinaus. Er spürte, dass die Laune und Meinung des Stationsleiters über ihm sich bereits irgendwo unten auf der Planetenoberfläche befanden. Zum zweiten Mal an diesem Tag erwischte er sich bei dem Gedanken, dass ihn das irgendwie störte. Doch es half ja alles nichts. Stumm setzte Leto seinen Helm wieder auf und erfreute sich an dem deutlichen Zischen des Atmosphäresiegels. Das war doch mal ein wirklich schönes Geräusch. Noch besser war das musikalische Signal, dass der Helm sich erfolgreich mit seinem Musikplayer verbunden hatte. Augenblicklich erfüllten die Klänge von Letos aktuellem Lieblingslied den Anzug, was seine Laune merklich verbesserte.

Unten auf der Landeplattform wirkte die Stimmung angespannt. Pläte und Botty McBotface hatten sich vor den drei Neuankömmlingen aufgebaut und begann sofort irgendwas vom
Fathier zu erzählen. Leto gähnte ausgiebig und hatte bereits gelangweilt aufgehört den Worten des Mannes zu folgen, als ihm einfiel, dass er ja hatte aufpassen sollen. Ach f*ck! Bis er sich berappelt hatte, hatte Pläte schon wieder aufgehört zu labern und wieder Cullins das Feld überlassen, der sogar einen ganz passablen Schauspieler abgab. In mal wieder viel zu vielen Worten bequatschte er die Gruppen, doch Leto hörte – Cullins zuliebe! – sogar aktiv zu. Eine Entscheidung die er bereute, denn es kostete seine ganze Selbstbeherrschung sich nicht einfach wo er stand hinzulegen und die ganzen dummen Pisser dumme Pisser sein zu lassen.

Dementsprechend verpasste Leto aber auch schließlich sein Stichwort nicht. Cullins forderte alle Beteiligten ihre Waffen abzugeben. Und natürlich war das eine Idee, die alle Beteiligen so RICHTIG scheiße fanden. Leto seufzte. Das war dann wohl sein Auftritt. Na wenn es sein musste…


„Sikarius jetzt mach endlich was!“

, quengelte UX-23 über sein Helmcom unnötigerweise und Leto warf dem Droiden einen bösen Blick zu. Anstatt jedoch mit dem Blechkopf zu diskutieren, zog er das Schwert aus der Scheide. Rote Blitze spiegelten sich in dem blankpolierten Kortosis, während er die Hakenklinge demonstrativ auf die Stelle genau zwischen den drei Gruppen richtete.

„Macht lieber was Käpt’n Andy sagt. Waffen abgeben…oder sollen meine kleinen Freunde sie euch abnehmen?“

Leto pfiff durch die Zähne, ein Laut der unangenehm metallisch über das Helmcom übertragen wurde. Dann konzentrierte er sich. Er hatte absolut keine Lust sich zu schlagen, doch vielleicht ließen die Penner sich ja mit einer kleinen Showeinlage beeindrucken…

Mit der Macht erschuf er eine Illusion seines eigenen Abbildes, doch war es nicht die Gestalt, die Cullins, Pläte und Botface bereits kannten. Leto hatte keine Zeit gehabt sein neues Erscheinungsbild und dieses schon gar nicht samt Atmosphäreanzug in sein Illusionsrepertoire aufzunehmen. Was er jedoch simulieren konnte, war die Kreatur die er auf Artek gewesen war. Der erste Fake-Sikarius trat in paar Meter weiter hinter einem Stapel Kisten hervor. Die Kreatur ging geduckt, die zu Klauen geballten Hände vorgereckt. Die Linke bestand aus Fleisch, doch der rechte Arm endete in einem eiternden Stumpf, an dem eine skelettartige Prothese befestigt war. Graue Haut spannte sich über den ausgemergelten Leib, an dem sich jeder einzelne Knochen abzuzeichnen schien. Lediglich das Nötigste wurde von einem zerfetzten Lendenschurz bedeckt. Haar und Bart wiesen den verfilzten Wuchs von fünf Jahren Vernachlässigung auf und ein einzelnes, gelbes Auge brannte in der Gesichtsruine.

Doch Leto begnügte sich nicht mit nur einem kleinen Helfer. In rascher Folge traten zwei Dutzend weitere Horrorvisionen seiner selbst aus Winkeln Ecken hervor. Zogen sich aus Spalten hinauf, oder schwangen sich über die Reling. Leto grinste böse unter seinem Helm, während seine Illusionsschar ihr kollektives Auge auf die Anwesenden richtete.

Und es funktionierte – zu gut! Die drei Smash’n Grabber stießen erstickte Schreie aus und machten ein paar Schritte rückwärts, bevor aus dem Schiff Schritte ertönten. Neugierig sah Leto auf. Er spürte keine weiteren Lebensformen an Bord und doch… Zwei
skelettartige Dinger mit der Grazie von Raubtieren sprangen aus der offenen Luke und bauten sich im nächsten Moment vor den Neuen auf. Einen Moment später traten eine Handvoll Leto bekanntere Droidenmodelle ins Freie, die Blastergewehre in alle möglichen Richtungen auf die Illusionskreaturen gerichtet.

Oh scheiße, na das konnte ja witzig werden…


[ Expansionsregion / Alchenaut-Sektor / Athega-System / Nkllon / Mary-Ann 42 / Landeplattform ] Leto, Nick und Gantou, sowie (NPCs) Andrew Cullins, UX-23 und die Crew der Smash'n Grab
 
[ Expansionsregion | Alchenaut-Sektor | Athega-System | Nkllon | Mary-Ann 42 | Landeplattform D-2 ] - Gantou, Nick, Borrsk (NPC)

„Wenn diese Dreckspiraten irgendeinen Scheiß abziehen, möchte ich mich auf den Blaster hinter mir verlassen können...“
, sagte Nick Cage zu ihr, als sie vor seinem alten Shuttle auf der Landeplattform standen.

Gantou sagte nichts, deutete aber ein Nicken an. Ihr EE-4 war sehr verlässlich. Dann folgte sie seinem Blick nach oben in den brütenden Himmel. Dort hing das angekündigte Schiff, und es wirkte tatsächlich eher wie ein Piraten-Frachter als wie ein Sicherheits-Shuttle. Cage drehte sich wieder zu ihr um.

„Ich nehme an, deine Aufgabe ist es, mich im Auge zu behalten. Tu' das ruhig. Aber wenn’s losgeht… steh lieber auf der richtigen Seite des Blasters.“ Dann drehte er sich um und ging zum Shuttle.

Diese versteckte Drohung machte ihr noch einmal klar, dass dieser Mensch klug und gerissen war. Und sie verunsicherte sie. Mit dem Erscheinen einer weiteren Sicherheitscrew, war Cages Glaubhaftigkeit gestiegen. Aber wenn er tatsächlich der neue Sicherheitschef war, warum sollte er ihr dann drohen. Aber im Grunde konnte es ihr egal sein, wer die echte Sicherheitscrew war. Beide waren für sie ein Hindernis, das beseitigt werden musste.

Gantou beobachtete, wie Cage zusammen mit seiner kleinen Crew aus der Fähre kam. Sie waren alle bewaffnet und wirkten kampferprobt, aber das hatte sie erwartete. Gemeinsam legten sie den kurzen Weg zu Landeplattform D-3 zurück. Sie gingen über Gitterstege und durch kurze tunnelartige Passagen, auch an der Stelle vorbei, an der Gantou noch einen ihrer kleinen Sprengsätze anbringen wollte, um die Repulsorsteuerung der Mary-Ann 42 zu sabotieren. Sie tastete kurz nach dem kleinen Gerät in ihrer Schutzanzugtasche, um sich zu vergewissern, dass es noch da war. Das musste warten. Gantou wusste nicht, ob und wie die Repulsoren weiterarbeiten würden, wenn nur zwei der drei Relais zerstört würden. Aber im Notfall würde sie es herausfinden.

Branko, ein Vorarbeiter kam ihnen entgegen und entdeckte Gantou als einzige Bekannte.

„Was ist denn heute los? Was soll der ganze Besuch?“, grunzte er und hielt Gantou an ihrem Oberarm fest, was ihr gar nicht gefiel. Sie schüttelte die Pranke ab.

„Bring deine Leute in die Kantine. Hier könnte es unruhig werden. Ungebetene Gäste“, schnurrte sie durch ihr Atemgerät. Branko sah sich zu dem landenden Schiff um, dass auf die Landeplattform herabsank. Dann nickte er und eilte an ihnen vorbei, soweit der Schutzanzug Eile zuließ.

Sie erreichten die Plattform, die bis auf einige verbeulte Container leer war. Cages Leute verteilten sich routiniert und schnell. Sie nutzten die Container und aus der Fabrik herausragende Rohre als Deckung. Solange die Frage nach dem wahren Sicherheitschef nicht geklärt war, musste Gantou für Cullins im Notfall diese Rolle wieder einnehmen. Deshalb blieb sie dicht hinter Nick Cage, als er auf die freie Fläche hinaustrat und das Raumschiff vor ihnen aufsetzte.

Drei bewaffnete Personen kamen heraus und Nick Cage stellte sie sofort zur Rede. Er behauptete, dass sie keine gültige ID hatten, aber Gantou hatte keine Möglichkeit, das zu überprüfen. Zu ihr sagte er:

„Halte sie unter Beobachtung, aber nicht provozieren. Wenn sie klug sind, verschwinden sie freiwillig. Wenn nicht, kümmern wir uns darum, sobald Cullins hier ist.“

Sie nickte und war tatsächlich mit ihm einer Meinung. Cage stellte weiterhin Fragen an die Neuankömmlinge, unangenehme Fragen, die deren Anführer nur verwirrt und teilweise beantworten konnte. Dann kam Andrew Cullins in Begleitung dieser verwahrlosten Gestalt zur Plattform. Während Nick Cage dem Stationsleiter kurz berichtete, schaute sich Gantou um. Und bemerkte, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Sie befand sich zusammen mit Nick Cage in der Mitte, zwischen allen Parteien, stand schräg hinter ihm, sehr nah. Sollte die Situation hier zu einem unschönen Feuergefecht eskalieren – und Gantou hatte das starke Gefühl, dass das schon sehr bald der Fall sein würde – hätte sie Nick mit einem gezielten Schuss beseitigen können. Aber so offen, wie sie nun hinter ihm stand würde es seine Crew todsicher bemerken. Und man würde auch bemerken, dass er von hinten erschossen worden war.

„E chu ta…“ murmelte sie. Sie wagte nicht, sich seitlich weg zu bewegen, wo sie hinter einem Container Deckung hätte finden können. Die Situation war bereits zu angespannt, um einfach zur Seite zu spazieren. Sie konnte nur hoffen, dass sie sehr schnell aus dem Zentrum wegkam, sollte der erste Schuss fallen. Wie viel hätte sie jetzt für eine Rauchgranate oder etwas ähnliches gegeben, irgendetwas, dass die Verwirrung im Falle des Falles noch vergrößern und von ihr selbst ablenken könnte. Sie drehte sich leicht herum, sodass sie die Neuankömmlinge und Cage im Blick hatte, aber auch durch das allgegenwärtige Dröhnen und den Helm hindurch Cullins zumindest hören konnte. Es konnte entscheidend sein, wie er reagierte.

Cullins sprach recht ruhig und behauptete seltsamerweise, Darth Sikarius, womit er wohl den Ekelhaften meinte, würde die Situation aufklären können. Gantou hatte keine Ahnung, wie er das machen sollte, aber der darauffolgende Vorschlag des Stationsleiters gefiel ihr sehr gut. Die beiden Sicherheitscrews sollten ihre Waffen abliefern, wobei sie selbst nicht gemeint war. Das würde die Situation grundlegend zu ihren Gunsten wenden. Allerdings würde wohl keines der Mitglieder beider Crews ohne Widerwillen ihre Waffen einfach abgeben. Um Zeit zu gewinnen, winkte sie zuerst einem kompakten Hebedroiden vom Rand der Plattform zu und deutete ihm, zum Wortführer der zweiten eingetroffenen Sicherheitscrew zu fahren. In seinem integrierten Ladecontainer könnte man die Blaster aufbewahren.

Dann sprach Darth Sikarius und verlieh der Anweisung Cullins‘ mit einem lauten Pfiff Nachdruck. Gantou wandte sich erwartungsvoll an Nick Cage neben ihr und machte mit ihrer freien Hand eine herausfordernde Geste, ihr seine Waffe zu übergeben. Wie so oft war sie froh über ihren Helm, der ihr Gesicht verbarg, denn die Anspannung trieb ihr mittlerweile den kalten Schweiß auf die Haut. Im Augenwinkel beobachtete, wie der Hebedroide zu den Neuankömmlingen fuhr, aber dann bemerkte sie etwas anderes. Mehrere bucklige Schemen tauchten vom Rand der Landeplattform her auf, kletterten mit widerlich krüppligen Bewegungen hinter Containern hervor. Gantou richtete sofort erschrocken ihren Blasterkarabiner darauf und wich ein paar Schritte zurück in Richtung von Cages Crew. Waffen konnte sie an diesen Monstern nicht erkennen, aber dann kam eine Schar Kampfdroiden aus dem Raumschiff, angeführt von zwei besonders gefährlich aussehenden. Spätestens jetzt sah die Söldnerin keine Chance mehr, dass dieser Konflikt durch bloße Worte gelöst werden konnte. Sie begann zu rennen, in Richtung Andrew Cullins, um sich eine halbwegs bessere Position zu suchen und zumindest nicht mitten auf der Plattform zu stehen.

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Der Moment vor dem Zerreißen der Spannung war immer der Gefährlichste. Wenn jede Bewegung zählt. Wenn der Atem zu laut klingt. Wenn ein falscher Blick, ein falscher Tonfall genügt, um die Hölle loszutreten. Und jetzt war alles zu laut. Nick kannte solche Momente. Wie ein spannungsgeladenes Sabacc-Spiel auf Nar Shaddaa konnte man auch hier die Luft förmlich schneiden.

Die Plattform bebte noch leicht unter dem Nachhall der Landung. Die heißen Winde fraßen sich in seinen Schutzanzug, doch Nick stand unbeweglich da. Die Smash’n Grab-Crew zuckte zusammen, als Cullins Entscheidung fest stand und das Urteil verkündet wurde: Waffen abgeben. Ein Vorschlag, der in einem Raum voller muskelbepackter, gewaltvoller Wesen mehr war als nur eine Formalie. Es war eine Provokation.

Er sah es an den Augen der Männer vor sich. Und an seinen eigenen Leuten. Selbst durch die dicken Visiere der Schutzhelme konnte man erkennen, was Cullins Anweisung mit den bewaffneten Crews machte. Unsicherheit. Misstrauen. Anspannung.

Und dann kam dieser Freak.

Ein metallisches Pfeifen. Dann dieses verdammte Schwert. Kein Lichtschwert, kein vibrierender Plasmaschlitzer. Kein Vibroschwert. Sondern etwas viel Archaischeres. Rau. Schwer. Roh. GEnauso wie dieser Freak selbst. Nick kannte diese Sorte Krieger, die solche Waffen trugen. Sie glaubten nicht an Präzision. Sie glaubten an Zerstörung. Und an Chaos.

Dann begangen die Zabertricks. Zuerst nur einer – eine grau gezeichnete Hülle, halb Mensch, halb Leichnam, wie ausgespien aus den untersten Ebenen von Nar Hutta. Dann ein Dutzend. Sie bewegten sich in synchronem Wahnsinn. Glühende Augen. Stumpfe Waffen. Gier nach Gewalt in jedem verzerrten Muskelzug. Nick zuckte für einen kaum spürbaren Moment zusammen. Trotz der höllischen Temperaturen lief ihm tatsächlich für einen Augenblick ein kalter Schauer über den Rücken. Er wusste wozu solche Wesen fähig waren.

Es war ein Effekt, ein Trick. Aber einer, der wirkte.

Nick bewegte sich nicht. Auch nicht, als die Smash’n Grab-Crew zurückwich. Nicht, als der erste entsetzliche Laut von ihnen kam.
Nicht einmal, als die Ubese neben ihm – spürbar angespannt – ihr Gewicht verlagerte und den Blaster fester umklammerte.

Er wusste, dass das Illusionen waren. Er hatte keine Furcht. Nicht mehr. Aber er wusste auch, dass Illusionen zu Wahrheiten werden konnten, wenn man ihnen zu viel Raum gab. Und das machte ihm immer noch Angst. Also musste er den Raum zurückerobern.

Er drehte den Kopf langsam zu Gantou, die mittlerweile zitternd in Bewegung geraten war. Sie schien sich lösen zu wollen, raus aus dem Zentrum, weg von den Linien. Gut. Das war klug. Es bedeutete aber auch: Er war allein.


"Bleib ruhig," murmelte er leise, nur für sich, nur zum Vergnügen des Windes. Dann trat er einen Schritt vor. Die Freaks bewegten sich nicht weiter. Natürlich nicht. Sie waren nicht echt.

Aber die Droiden waren es. Die ersten beiden, skelettartige Killereinheiten mit Bewegungsmustern, die ganz sicher nicht mehr legal waren. Die anderen: Serienmodelle, aber aufgerüstet, nachgerüstet, voll ausgerüstet. Welches Sicherheitsteam benutzte diese Dinger? Auch wenn hier sowieso gleich die Hölle losbrechen würde, würde dieser Anblick Nick sicher in die Karten spielen. Fast jedes Wesen kannte die Präzision der Magna-Wachen, fast jeder hatte von ihnen gehört und nur selten waren diese Dinger noch in legale Geschäfte verwickelt.

Nick sah es. Die Haltung. Die Aufstellung. Diese Droiden kamen nicht zum Gespräch. Die kamen zum Abriegeln, Durchbrechen, Erledigen. Und plötzlich sprach keiner mehr.

Nur das mechanische Summen der Energiezellen. Das Klicken von Mechanismen, die in Bereitschaft versetzt wurden. Und irgendwo, fast unhörbar, das leise Ticken einer Entscheidung, die gleich fallen musste.

Nick holte langsam Luft. Dann hob er beide Hände, geöffnet, leer, aber kontrolliert. Sein Blaster baumelte im heißen Wind befestigt an einem RIemen an seiner Hüfte.


„Okay…“ Die Stimme war rau. Tief. Kein Befehlston. Kein Flehen. Nur… klar.

„Ich zähle auf... einen Irrtum. Vielleicht ein Kommunikationsfehler. Vielleicht hat sich da jemand in der Adresse geirrt. Vielleicht dachte jemand, das hier wäre eine schwach besetzte Station mit alten Codes und einem müden Stationsleiter. Vielleicht.“

Ein kurzes Nicken zu Cullins, der das Gesicht verzogen hielt, wie jemand, der in die Sonne sieht und nicht weiß, ob er geblendet wird oder verstrahlt.

„Aber das hier?“ Nick wies mit einem kaum sichtbaren Fingerzeig auf die Droiden. „Das ist kein Sicherheitsprotokoll. Das ist eine Erstürmungsformation. Es sollte nun klar sein, wer hier eine Bedrohung für uns alle darstellt.“

Ein Schritt näher an die anderen heran. Er warf den Schatten seiner Figur über den Rand der Plattform. Ja, er hatte es clever formuliert. Bedrohung für alle. Nicht für die Station, nicht für die echte Piratencrew, sondern alle. Es war genug Spielraum um nicht als LÜgner zu gelten und zu wenig um Cullins einen Verdachtsmoment zu schenken.


„Ich habe kein Problem damit, dass Piraten sich als eine Sicherheitscrew ausgeben. Ich habe noch nicht mal ein Problem, wenn ihr irgendeine Plattform plündern wollte. Aber diese Plattform steht unter meinem Schutz - und ihm wird es auch nicht gefallen, dass ihr hier seid.“



Nick deutete mit dem Kopf auf den echten Sith, nicht auf eine seiner Illusionen. Vielleicht waren die Droiden oder die falschen Piraten clever genug um den Freak damit direkt als Zielscheibe zu erkennen. Nicht das es schwierig war das abartige Wesen von den noch abscheulicheren zu unterscheiden. Nick tat noch ein Schritt auf die Droiden zu.


„Deswegen bekommt ihr jetzt zwei Möglichkeiten.“

Seine Stimme wurde niedriger, härter. Fast ein Flüstern. Aber jeder verstand ihn.

„Entweder ihr legt eure Waffen nieder, deaktiviert eure Droiden und verpisst euch von dieser Station…“

Er machte eine Pause. Sein Blick brannte durch die Stille.

„…oder ihr zündet den Funken in diesem verdammten Tibanna-Tank.“


Er ließ die Hände wieder sinken. Keine Drohung. Nur ein Versprechen.
In seinem Rücken bewegte sich seine Crew.
Eine halbe Drehung zur Seite, sauber, koordiniert. Die Waffen nicht erhoben. Noch nicht. Aber bereit. Verdammt bereit.

Dann richtete Nick den entschlossenen Blick auf Cullins. Nur ein Wort.


„Jetzt.“

Der Moment war da. Die letzte Möglichkeit, den Schritt zurück zu machen, bevor alles explodierte.
Bevor Blut auf das rostige Metall spritzte.
Bevor irgendeiner von ihnen nur noch ein Leichnam mit einer Seriennummer war.

Und Nick Cage wartete. Kühl. Kontrolliert. Bereit, dieses Spiel zu gewinnen oder in den Flammen der eignene Täuschung aufzugehen. Und dann geschah es. Der Bruch. Ein gleißender Blitz riss durch die Spannung wie ein vibrierendes Skalpell durch alte Haut. Nick konnte nicht sagen, wer zuerst abgedrückt hatte – oder aus welcher Richtung es kam. Nur das grelle Fauchen eines Blasterschusses –
der Anfang von einem Ende.


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Nkllon
war kein Planet.
Nkllon war eine Beleidigung für alles, was sich Leben nannte. Eine Vulkanhölle, bestrahlt von einer Sonne, die nicht schien, sondern vergewaltigte. Ein verstrahlter Brocken in der galaktischen Gosse, wo Sonne und Profit gleichermaßen tödlich sind. Hier draußen ist jeder Atemzug teuer, jedes Signal ein Risiko und jeder Schritt auf dem falschen Durastahl dein letzter. Der Planet brennt. Nicht metaphorisch. Tatsächlich. Seine Sonne ist ein Killer, der sogar Großkampfschiffen das Blech vom Rumpf grillt. Nur Schildschiffe halten durch – und die sind rar, teuer und meistens kaputt. Oder staatlich, was im Prinzip dasselbe bedeutet. Trotzdem wimmelt es plötzlich wieder von Leuten, die sich für clever halten. Oder verzweifelt genug sind, um in der ewigen Nacht Rohstoffe zu kratzen, die du auf keiner Börse findest – nicht offiziell jedenfalls. Kalkit. Rhydonium. Elektrum. Zeug, das in kleinen Mengen Krieg führen und in großen Mengen verhindern kann. Und wo es Credits regnet, da stinkt’s bekanntlich nach Blut. Wenn man dumm, verzweifelt oder Teneb Dask war, konnte man trotzdem Geschäfte dort machen. Heute war er alle drei. Teneb Dask und die Crew der er angehörte, die Wolframzungen, hatten einen simplen Job. Rein. Virus setzen. Alles lahmlegen. Tresore leeren. Raus. Klingt einfach. Ist es nie.
Sie kamen mit einer gekaperten Mini-Plattform im Windschatten, unbemerkt, leise wie ein Messer zwischen Rippen. Die kleine Plattform – halb Frachter, halb Bergbaukiste, halb Schrott – schob sich langsam durch die Dämmerungszone des Planeten, als würde sie sich bei jedem Meter überlegen, ob sie nicht einfach in der nächsten Säurewolke aufgeben sollte. Teneb saß in der Kommandozelle, die großzügig als Brücke bezeichnet wurde, obwohl sie faktisch ein umgebauter Serviceraum mit drei Sitzen, einer flackernden Konsole und dem anhaltenden Geruch von verschmortem Protein war. Er starrte auf das matte Display, auf dem sich die Umrisse der Mary-Ann 42 langsam formten. Ein Ungetüm. Mehr Gebirge als Maschine. Eine dieser alten Plattformen, die nicht gebaut, sondern gewachsen waren. Mit mehr Geschichte als Sicherheit, mehr Schweiß als Wartung.


„Da ist sie“, sagte Teneb. Seine Stimme war tief, aber nicht theatralisch. Ein Mann, der wusste, wann Schweigen mehr Druck aufbaute als Worte. Teneb sprach nicht viel, weil Worte auf Umbara teuer gewesen waren. Zuhause hatte Schweigen Bedeutung – es füllte die Räume zwischen Wahrheit und Verrat. Jedes Wort war eine Wette, jedes Schweigen eine Waffe. Und manchmal war der stille Mann im Raum der gefährlichste. Es war eine Lektion, die sich in seine Stimme eingebrannt hatte. Tief. Ruhig. Kontrolliert. Selbst wenn unter der Oberfläche längst ein Sturm tobte. „Mary-Ann 42. Älter als die Handelsföderation und ungefähr genauso gastfreundlich.“

Castor, der Sullustaner mit den übergroßen Schutzbrillen und dem lockeren Maul, lehnte sich von hinten über die Schulter des Umbaraners.

„Sieht aus wie ein abgestürzter Planetenfötus.“

„Das ist... unnötig bildhaft“, murmelte Spoxx, die Twi'lek, von der Technikstation und rieb geistesabwesend über die stoppelige Wange..

„Stimmt. Und trotzdem korrekt“, warf Scythe, ein Rodianer, trocken ein, während er ein Messer auf dem Oberschenkel wetzte.

Der Umbaraner sah nicht auf.
„Spoxx? Gibt’s irgendein Pingback von deren System?“

Mit zuckenden Lekku schüttelte Spoxx den Kopf, während sie ein veraltetes Interface bearbeitete, das offenbar mit Gewalt zu funktionieren gezwungen wurde.

„Negativ. Kein aktiver Ping, aber das heißt nicht, dass sie uns nicht auf dem Schirm haben. Ich hack mich gerade in deren internen Wartungskanal. Kann aber ein paar Minuten dauern. Die haben ein Patchwork aus imperialen und corpo-modifizierten Protokollen. Nichts davon legal, alles davon chaotisch.“

„Ihr wisst, was wir tun müssen“, sagte Teneb, nun wieder mit Blick nach vorn. Der Plan: Spoxx, die Twi’lek mit DIY-Revolution im Herzen, sollte ein Modul sabotieren. Eigentlich ein Routineeingriff. „Wir landen auf der Sekundärplattform. Spoxx deaktiviert das Diagnostik-Modul in der südöstlichen Wartungsstrecke – das sollte die Systemmeldung verzögern. Ich schieb dann das Programm rein, das mir die Corpo-Kontakte mitgegeben haben. Danach öffnen sich die Systeme wie ’ne Flasche Corellianischer Leichtsinn.“

Er würde das System crashen lassen wie eine imperiale Wirtschaft auf republikanischem Wein.

Scythe schnaufte.


„Klingt zu einfach. Irgendein Haken?“

„Natürlich“, antwortete Teneb, ohne zu zögern. „Die Plattform ist belegt. Und zwar nicht nur von Corpo-Drohnen oder ein paar abgehalfterten Mechanikern. Da sind andere Gruppen. Söldner, Piraten, vielleicht andere Beauftragte. Die Mary-Ann ist groß, aber nicht unendlich. Und wir sind alle hier aus demselben Grund.“

„Credits und Chaos“, meinte Castor.

„In dieser Reihenfolge?“, fragte Spoxx.

Teneb lächelte schmal.
„Im besten Fall wissen diese Rontos nicht, wer ihnen die Beute unter der Nase weggenommen hat und bezichtigen sich gegenseitig.“

Anonymität war eine Kunst und Teneb war ein Künstler darin. Ein Geist unter Geiern. Er wollte keine Trophäen. Keine Anerkennung. Nur Abstand. Solange niemand seinen Namen kannte, lebte er länger. Das war kein Misstrauen – das war Strategie. Und das Einzige, worauf er sich wirklich verlassen konnte. Keine Loyalität. Keine Moral. Nur Schatten.
Draußen begann die Plattform sich zu drehen. Der Anflug auf die Mary-Ann erforderte, dass sie in ihre Rotationsbahn einsprangen – eine instabile Spirale aus künstlicher Gravitation, elektromagnetischer Störung und jeder Menge Stolz vergangener Ingenieure, die mit Duct Tape ganze Ökosysteme zusammenhielten. Spoxx klickte ein letztes Mal.


„Wir sind drin – na ja, fast. Ich kann die Plattform über ihren Wartungsnode anfunken. Sollte uns ein paar Minuten Schatten geben.“

Es ist der Moment kurz vor dem Sturm. Der Geruch von Angst, Öl und kaltem Blut liegt in der Luft. Die Plattform schwenkte in die Wartungsschleuse der Mary-Ann 42 ein. Das letzte Signal, das sie aussendeten, war gefälscht. Das nächste, das sie empfangen würden, war wahrscheinlich ein Schuss. Und trotzdem wirkte Teneb Dask – inmitten dieser Truppe aus Wahnsinnigen, Anarchisten und Zynikern – seltsam ruhig. Als würde er tief drinnen wissen, dass dieser Ort wie für ihn gemacht war. Oder, dass er ihn machen würde. Nicht, weil es dort schön war. Nicht, weil er sich willkommen fühlte. Sondern weil Orte wie die Mary-Ann 42 die hässliche Wahrheit der Galaxis abbildeten. Ohne Maske. Ohne Etikette. Eine schwitzende, rostende Wunde voller Abschaum – und doch ehrlicher als jede Versammlung der Hohen Häuser auf Umbara. Teneb kannte solche Orte. Sie kannten ihn. Vielleicht war das die einzige Art von Heimat, die ihm noch blieb.

„Willkommen auf der Mary-Ann 42.“

Gorshk, der Gamorreaner mit dem Gesicht, dass nicht mal seine Mutter lieben konnte, knackt mit den Knöcheln. Er war der Muskel dieser Operation. Scythe zählte sichtbar die Messer. Castor grinste mit dem Zünder in der Hand. Spoxx hob ihren Blaster in der einen Hand und ihren Hydrospanner in der anderen Hand.

Die Mary-Ann 42 war noch hässlicher aus der Nähe. Ein rostiger Altbau auf Repulsorkissen, älter als die meisten Religionen und fast genauso irrational. Einst stillgelegt, jetzt renoviert und wieder im Spiel. Eigentümer unklar, Absichten durchschaubar: Ausbeutung auf industriellem Niveau. Die Plattform ist groß, träge und voller fremder Gesichter. Söldner, Techniker, Gangster, Investoren mit gezücktem Blaster statt Bilanztabelle. Ihre Oberfläche bestand aus Platten, die aussahen, als hätte man sie aus der Erinnerung eines betrunkenen Droiden zusammengeschweißt. Heiße Luft strömte durch Spalten, als würde der Planet selbst unter der Plattform atmen.
Die Wolframzungen duckten sich in einem Versorgungstunnel, der eigentlich für Wartungsdrohnen gedacht war. Die Metallwände vibrierten unter dem Gewicht der Generatoren darüber. Überall surrte, klickte oder knackte es. Es roch nach Ozon und zerbrochenen Träumen. Rostiges Wsser tropfte hier und da von den Deckpaneelen und verdampfte augenblicklich mit einem leisen Zischen. Die Atmosphäre war wie feuchter Strom: stickig, geladen, potenziell tödlich. Spoxx war vorne. Die Twi’lek tastete sich durch die Kabelschächte und murmelte halb zu sich, halb zum Rest: „Die Jungs, die das hier gebaut haben, haben wahrscheinlich auch Raumstationen entworfen, die in sich zusammenfallen, sobald du ein Kabel schief ansiehst. Ich liebe es.“


„Du brauchst ungefähr vier Minuten“, flüsterte Teneb hinter ihr. „Drei, wenn du einen dieser berühmten Spoxx-Momente hast.“

„Ich hatte einen. Dann kam Gorshk und hat ihn mit einem Ellbogen zerstört.“

Der Gamorreaner grunzte leise und bedeutete den anderen, in Deckung zu bleiben. Über ihnen bewegte sich jemand. Schritte. Mehrere. Schwere Stiefel. Keine Wartungscrew. Scythe zog zwei Messer aus seiner Weste, drehte sie in der Hand.

Castor flüsterte:
„Wir könnten ein Mini-Bounce-Paket auf das Aggregat legen. Wenn die Spannung hoch genug ist, fängt der ganze Korridor an zu flimmern wie ein Twi’lek beim Abschlusstanz.“

Teneb schüttelte seinen Kahlkopf. „Kein Lärm. Noch nicht. Spoxx?“

„Fast da.“ Sie hatte sich zu einem alten Wartungsknoten durchgearbeitet. Verstaubt, aber funktional. Ihre Finger flogen über das Interface. „Ich schleife das Diagnostikmodul um, dann kann ich die Hauptverbindung für den Datenimpuls aufbereiten. Ich muss nur noch… Moment, was zum—“

Ein leises Zirp. Dann ein Surren, das nicht zu dem alten Knoten passte.

„Was ist das?“, flüsterte Castor.

Spoxx zog die Hände zurück.
„Das verdammte Ding ist nicht echt.“

„Was meinst du mit nicht echt?“ zischte Scythe, die beiden Facettenaugen wie zwei große Fragezeichen auf den muskulösen Twi’lek gerichtet.

„Es ist ein Honigknoten. Eine Falle. Sieht aus wie ein Legacy-Modul, ist aber eine holoaktive Täuschung. Sobald ich eingeloggt hab, hat es meinen Zugriff gespiegelt. Ich glaube… ich glaube, die Plattform hat uns jetzt.“

Teneb fluchte leise. Teneb war kein impulsiver Typ. Aber wenn er fluchte, war das wie ein Riss im Dura-Glas. Nicht wegen des Wortes – sondern wegen dem, was es bedeutete: Verlust der Kontrolle. Und Kontrolle war seine letzte Rüstung. Jedes Detail dieses Plans hatte er in seinem Kopf mehrfach durchgespielt. Und doch war die Mary-Ann schneller gewesen. Als würde sie ihn prüfen. Oder bestrafen.

„Abbruch. Sofort. Wir—“

Ein schriller Alarm heulte auf. Nicht übertrieben laut, aber eindeutig. Ein Warnsignal, das nicht für Feuer oder Druckabfall gedacht war – sondern für Eindringlinge.

„So viel zur leisen Nummer“, knurrte Scythe.

„Was jetzt?“ rief Spoxx, während sie bereits ihre Ausrüstung einpackte.

Der Umbaraner reagierte sofort.
„Castor, hast du dieses Päckchen, dass du vorhin so poetisch beschrieben hast?“

„Das Bounce? Immer. Warum?“

„Kleb es an das Wartungskabel da drüben und zieh’s bis zum Versorgungskern.

„Das ist ein Notkabel. Wenn du das überlastest, bekommen alle Systeme in Reichweite ’nen epileptischen Orgasmus.“

„Genau deshalb“, sagte Teneb, „jetzt los.“

Castor grinste schief, dann verschwand sie im Schacht, ihr Werkzeug klackerte wie zerfallende Knochen. Sekunden später folgte ein Zischen, ein dumpfer Knall – und dann kam das Chaos. Die Lichter zuckten wie eine sterbende Leuchtboje, Temperaturwarnungen schrillten durch die Korridore, Türen ratterten ziellos auf und zu. Überall klang es, als würde die Plattform selbst in Panik geraten.

„TEILEN!“, rief der Umbaraner. „Plan Rot!“

Scythe verschwand sofort in einen seitlichen Schacht. Gorshk wälzte sich mit einem dumpfen Brüllen durch eine verriegelte Serviceklappe. Castor sprang in einen Versorgungsschacht und zog ihn hinter sich zu. Nur Spoxx und Teneb blieben zurück – und auch sie trennten sich mit einem letzten Blick.

Er hörte nichts außer Alarmen, das Dröhnen seines eigenen Atems und das Echo seiner Schritte auf Metall. Keine Zeit für Nachdenken. Nur Wegfinden, rein in die Schatten. Er zwängte sich durch einen Wartungstunnel, dann einen Lüftungsschacht, dann eine enge Verbindung zwischen zwei Generatorfeldern, wo es nach ozonverbrannter Luft und heißem Staub roch. Endlich fand er, was er suchte: ein altes Terminal, versteckt hinter einem aufgerissenen Paneel. Es war halb verschmort, aber noch aktiv. Die Lichter blinkten nervös, als wüssten sie selbst nicht, ob sie leben oder sterben. Teneb kniete sich davor. Die Hitze um ihn war brutal. Sein Atem schmeckte nach Eisen. Seine Finger zitterten nicht – noch nicht. Er zog den Portstecker aus seiner Jacke. Kein Standardgerät, sondern ein aufgemotzter Diebstahl aus einem Technikerdepot auf Fondor. Er schloss sich an.


{Kontakt hergestellt. Zugriff eingeschränkt. Sicherheitsprotokoll aktiv.}

„Nicht mehr lange“, murmelte Teneb. Er konzentrierte sich. Der Lärm um ihn verlor an Bedeutung, wurde dumpfer. Die Welt schrumpfte auf den Bildschirm. Ebenen von Code. Schutzroutinen. Bewegungssensoren. Er tastete sich durch wie ein Blinder durch ein Minenfeld. Ein Fehler – und irgendein Verteidigungssystem, irgendein nervöser Droide könnte sich aktivieren. Er dachte an die Crew. Scythe, der vermutlich längst jemanden die Kehle aufgeschnitten hatte. Castor, die hoffentlich noch ein paar Sprengsätze dabei hatte. Gorshk… naja, Gorshk würde man hören, wenn er noch lebte. Spoxx. Wenn sie geschnappt wurde, würde sie vermutlich einen Revolutionsmonolog halten, bevor sie dem nächsten Wachmann ein Kabel ins Auge rammte. Er hatte nie vorgehabt, Teil einer Crew zu sein. Gruppen bedeuteten Verantwortung. Schwächen. Verluste. Aber diese hier – Scythe, Castor, Spoxx, Gorshk – sie hatten sich durch Misstrauen und Zynismus zusammengefügt, wie Splitter in einer Wunde. Und irgendwie hielt es. Vielleicht, weil sie alle wussten, dass keiner den anderen retten würde – es sei denn, es war nützlich. Und trotzdem dachte er an sie. Mehr, als er zugeben wollte.

{Zugriffspunkt gefunden. Sicherheitsmatrix aus der Zeit vor dem Relaunch.}

„Da bist du“, sagte er leise.

Er hockte in einer Servicekammer, kaum größer als ein Müllschacht. Der Schweiß sammelte sich unter seiner spärlichen Rüstung, während seine Finger hektisch über das Interface tanzten. Der Zugriffspunkt war alt, vor dem letzten Relaunch vergessen worden – ein verrosteter Nerv, angeschlossen ans Hirn der Plattform.


„Bitte sag mir, du bist noch wach …“ murmelte er.

Die Verbindung war mies, aber stabil. Die Matrix öffnete sich – langsam, aber sie öffnete sich. Alte Kameraprotokolle. Steuerkreise. Ein rudimentäres Sicherheitsnetz. Keine zentrale Kontrolle, aber genug, um Türen zu öffnen. Oder sie zu schließen. Teneb rief das Kamerasystem auf. Ein flimmerndes Mosaik billiger Lensfeeds breitete sich vor ihm aus. Grelle Halogenausleuchtung. Flackernde Schatten zwischen Gangsystemen und Ladebuchten. Metall auf Metall.


„Wo seid ihr, verdammt …“

Er sah Castor. In Deckung hinter einer Fördermaschine, schoss mit dieser improvisierten Tibanna-Gas-Pfefferkanone auf eine Gruppe bewaffneter Schürfer, die nicht glücklich darüber aussahen, dass sich jemand an ihrem Lager zu schaffen machte. Ein Bild weiter: Scythe in Nahkampf mit einem Duros. Spoxx war nirgends zu sehen. Teneb schaltete durch. Jede neue Kamera ein neuer Knoten im Magen. Weiter. Immer weiter. Drei Gestalten. Ein Typ mit Glatze, schwer bewaffnet. Ein dürrer Mann mit blassem Gesicht, kybernetische Implantate entlang der Schläfen. Neben ihm eine schwebende Kugel, kaum größer als ein Helm. Ein Droide. Zudem: Ein Ubeser. Regungslos. Maskiert. Sie waren alle in einem mandalorianischen Patt gefangen. Tenebs Finger froren auf dem Interface.

„Dank Farrik!“ entwich es ihm. Der Riss wurde größer. Ein Ausruf. Keine Strategie. Keine Maske. Nur ein Reflex. Ein Splitter von etwas, das er normalerweise unterdrückte: Emotion. Es entglitt ihm, bevor er es zurückhalten konnte. Das Bild dieser drei Fremden, bewaffnet und bereit – das war kein Zufall. Es war ein Knoten in der Realität und Teneb wusste, dass Knoten selten harmlos waren. Sie bedeuteten Umwege. Oder Stricke.

Er wollte weiterblättern. Überblick gewinnen. Warnen. Doch dann –


Stromausfall.

Die Kameras zuckten, dann erloschen sie. Alles wurde schwarz. Nur ein einziges Licht blieb. Ein roter Kreis am Interface.

{„Systemüberlastung – interne Sicherung ausgelöst.“}

Teneb starrte auf die Anzeige. Im Hintergrund, dumpf und fern, hörte er die Explosion und das metallische Kreischen eines sich öffnenden Lüftungsschachts. Direkt hinter ihm.

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