von Minza
Aber Hauptsache, du kannst andere abstempeln und angehen. Bravo.
Als erstes: Dieses Zitat ist als pars pro toto zu verstehen für alle Xbox-Befürworter. Das bedeutet also nicht unbedingt, dass alle Argumente, die ich vielleicht gleich anspreche unbedingt von Minza kommen müssen.
Als zweites denke ich nicht, dass Seth Caomhin als primäres Ziel hat andere Leute abzuwerten oder sie zu beleidigen. Meines Erachtens bringt er ein durchaus valides Argument. Und zwar sieht er, was Microsoft vorhatte. Und das ist nichts anderes als den Kunden zu entmündigen und schlimmer noch, eine HD-fähige Kamera in einem Zimmer zu installieren. Nun ist Microsoft zurückgerudert und gibt sich reumütig. Das wäre insofern auch vollkommen in Ordnung, wenn uns die jüngere Geschichte nicht gezeigt hätte, dass es im Endeffekt nichts zählt, was man gesagt bekommt. Und in diesem Kontext spielt es durchaus eine Rolle, ob man auf gewisse Dinge verzichtet, weil man wirklich glaubt, dass es richtig ist, dass nicht zu tun, oder dass man diese Dinge nur deswegen sein lässt, weil es durch äußeren Druck geschieht. Und hier auch die Erklärung warum:
Nehmen wir mal an, Microsoft verkauft seine Xbox One ohne all diese Restriktionen und nehmen wir mal an, dass sie ihre Kamera wirklich nicht dafür benutzen Daten zu sammeln. Dann behaupte ich, wird sich die Xbox gut verkaufen. Unter diesen Voraussetzungen würde ich selbst sofort zu einer Xbox greifen. Und mal weiter angenommen, Microsoft überschreitet die 50 Mio. Marke an verkauften Konsolen (die Grenze ist willkürlich aber recht hoch gewählt). Wer sollte sie daran hindern nun all jenes einzusetzen, was am Anfang geplant war? Die Hardware dafür ist da gemäß Aussage von einem Microsoftentwickler:
Xbox One: Microsoft über Hardwareänderungen, den Preis und den Stromverbrauch ((XbOne)) - 4Players
Zum besseren Verständnis, er sagt nicht, dass sie immer noch alles beschränken können, aber er sagt deutlich, dass die Hardware weitestgehend fix ist und nur noch an kleinen Stellschrauben gedreht wird. er geht sogar so weit, dass er sagt, dass die Xbox wesentlich zu verändern nochmal Jahre dauern würde.
Wir lernen also daraus, dass all die Unannehmlichkeiten wie DRM, Spionage, etc. durchaus noch die Hardware zur Verfügung steht. Wenn Microsoft aber erstmal 50 Mio. Einheiten abgesetzt hat, mag es durch aus rentabler sein, Daten zu sammeln und zu verkaufen, als weitere Konsolen abzusetzen. Das man nachträglich durchaus auch solch gravierende Geschäftsbedingungen ändern kann, hat Steam bereits bewiesen. Aber schrecken nachträglich eingeführte DRM Maßnahmen nicht ab? Unwahrscheinlich. Zum einen gilt das nur für Spiele, die ab diesem Zeitpunkt erscheinen, das heißt, alle 50 Mio. Leute können ihre alten Spiele bedenkenlos weiterspielen. Also warum sollten sie sich aufregen? Zumal Microsoft durch zusätzliche DRM Maßnahmen höchstwahrscheinlich durchaus interessante Exklusivtitel bekommen dürfte. Da EA zum Beispiel ein großer Freund von DRM ist, könnte es durchaus sein, dass sie sagen, dass nächste Battlefield kommt nur für die XBox. Das ist ein krasser Beispiel, ich weiß, aber ich denke nicht, dass es weit hergeholt ist, dass man in so einer Situation mehr Exclusives erwarten dürfte. Das wiederrum macht die Leute, die die Xbox schon haben, vielleicht vergessen, dass sie DRM akzeptieren müssen und Neukäufer können es dank der vermeintlich besseren Exclusives ebenfalls verschmerzen.
Der letzte Punkt, der mir besonders am Herzen liegt ist einfach meine informationelle Selbstbestimmung. Microsoft hat nachweislich mit der NSA zusammengearbeitet. Wer sagt mir, dass die Kamera nicht doch bespitzelt werden kann? Hier ist wohl die richtigere Frage: Wer sagt mir, dass die Kamera nicht doch bespitzelt wird? Gerade im Anblick der derzeitigen NSA Affaire, kann mir niemand glaubhaft versichern, dass nicht irgendwelche privaten Daten von der XBox geladen werden. Wer mir als Gegenargument mit Facebook und Co. kommt, der sei versichert, dass ich keins davon benutze und davon mal abgesehen ist diese Argumentation vollkommen irrsinnig. Um sich das klar zu machen, verweise ich auf den folgenden Artikel:
Selbstbestimmung: Hört auf, Überwachung mit Facebook zu rechtfertigen! | ZEIT ONLINE
Schlussletztendlich muss ich also sagen, dass man es vielleicht mit weniger drastischen Worten als Seth Caomhin ausdrücken kann, dennoch hat er im Kern Recht. Microsoft zu vertrauen nicht das zu tun, was ihnen enorme Vorteile bringen kann (Daten-Verkauf, DRM), beziehungsweise Nachteile einbringen kann, wenn sie es nicht tun (NSA), halte ich für falsch. Dementsprechend,
in diesem Kontext, sage ich immer noch nein zu dem freundlichen Angebot des Verkäufers, der mir suggeriert, er würde mir genau das geben, was ich will.