[Äußerer Rand - Prefsbelt Sektor | Prefsbelt IV | Blue One | im Restaurant "Blue Gem" | Gem Lounge ] - Gouverneur Theranos Zesh , Legat Gregor Bayl, Legat Zahyn
Theranos ließ den Blick kurz über den Tisch wandern. Dann lehnte er sich minimal vor und sagte ruhig:
„So, wo waren wir?“
Er hielt kurz inne, ließ den Moment wirken.
„Ach ja. Was ich noch ansprechen wollte...“
Die beiden Legaten – Bayl und Lydien – blickten auf. Bayl hob leicht die Augenbrauen. Lydien, wie üblich, sagte nichts. Aber beide waren sofort präsent.
„Ich bin nicht nur hier, um zu verwalten, was mein Vorgänger hinterlassen hat“, begann Theranos. „Ich bin auch hier im direkten Auftrag des Moffs.“
Ein feines, kaum merkliches Umorientieren ging durch die Körperhaltung der beiden. Bayl sagte leise: „Das ist... bemerkenswert. Ein direkter Auftrag vom Moff ist nicht alltäglich.“
Theranos nickte nur.
„Es geht um den Aufbau einer neuen planetaren Werft. Ein industrielles Kernprojekt, langfristig gedacht. Der erste Schritt ist eine vollständige Bodenwerft – modern, effizient, modular erweiterbar. Sollte sich das Projekt bewähren, folgt im nächsten Schritt möglicherweise ein orbitales Pendant. Aber das ist noch nicht spruchreif.“
Er griff nach seinem Aktenkoffer, öffnete ihn mit einem leisen Klicken und entnahm einen kompakten Holoprojektor. Er gab einem der Bediensteten vor der Lounge einen Wink, alles zu verdunkeln und deutete ihm, dass sie in der Lounge bis auf weiteres nicht gestört werden wollen.
Ein Knopfdruck, das Gerät erwachte, schwebte leicht über dem Tisch und projizierte ein holografisches Grundmodell der Anlage.
Bläuliche Linien zeichneten sich über der Tischfläche ab:
Zentral ein länglicher Hauptkomplex mit drei Großhangars, daran angeschlossen seitliche Produktionslinien, Materiallager, ein transparenter Kontrollturm mit modularer Leitungseinheit, dazu Sicherheitsring, Verladeplattformen für Großtransporte und ein Energiekern in sicherem Abstand zur Produktionszone sowie einige vereinzelte automatisierte Geschütztürme zur Notfallverteidigung der Werft, sowie ein kleiner Bereich für Wachpersonal.
Theranos deutete mit der Fingerspitze auf die Karte.
„Hier der innere Fertigungsbereich. Modular ausgelegt – skalierbar in beide Richtungen. Links davon die Magnettrassenanbindung, die an zwei Hauptversorgungsachsen angeschlossen wird. Wir planen außerdem eine neutrale Zivilzone außerhalb des Sicherheitsrings – für Werkstätten, technische Weiterbildungsgebäude, Unterkünfte und so weiter. Keine Stadtzugehörigkeit. Standort, Zwischen Blue One und Prefsbelt Green – etwa 250 Kilometer in beide Richtungen. Neutral, erreichbar, taktisch günstig.“
Er tippte kurz auf das Gerät, ließ die Ansicht rotieren.
„Projektname: Orbis. Keine politische Ausrichtung. Nur ein Zentrum für Funktion und Fortschritt zum Wohle des Imperiums.“
Dann schob er das Datapad über den Tisch. „Hier die erste Übersicht – Bauphasen, Ressourcenbedarf, Zeitplan.“
Bayl und Lydien rückten automatisch näher zusammen und beugten sich über das Gerät. Man sah ihnen an, dass sie etwas überrascht waren – von der Größe, von der Struktur, vom klaren Konzept.
Theranos sagte leise:
„Wenn es uns gelingt, wird das nicht nur ein Bauwerk. Sondern ein Signal.“
Der Holoprojektor summte leise, während das Modell von Projekt Orbis über dem Tisch schwebte. Linien rotierten sanft, während Theranos sprach – konzentriert und ohne Eile.
„Wie erwähnt, erfolgt der Bau in Phasen“, erklärte er. „Sobald der erste Produktionsstrang abgeschlossen ist – ich spreche hier von rund 25 Prozent des Gesamtvolumens –, beginnt die Fertigung. Parallel wird weitergebaut. Ziel ist es, frühzeitig operativ zu werden, um Materialtests, Qualitätskontrolle und erste Chargen zu ermöglichen.“
Er sah zu Legat Bayl. „Und darum möchte ich Sie bitten, Legat. Bleiben Sie zumindest bis zum Produktionsstart. Ich weiß das Sie um Versetzung gebeten haben, aber Ihre Erfahrung – Ihre Kenntnis des Sektors – wären mir, beziehungsweise uns in dieser Phase mehr wert als jede Neuverpflichtung und ich hoffe trotzdem, Sie vielleicht doch in der Zeit die uns bleibt Sie zum Bleiben bewegen zu können, gerne auch mit einer schönen Erhöhung Ihrer Bezüge versteht sich.“
Bayl erwiderte den Blick offen. Keine diplomatische Maske, nur echtes Nachdenken. Dann ein knappes Nicken. „Ich weiß es zu schätzen, dass Sie es direkt ansprechen. Es war nie die Frage der Entscheidung – nur des Timings.“
Ein kurzer Blick zu Lydien, der kaum merklich mit dem Kopf nickte.
„Ich werde vorerst bleiben. Solange ich gebraucht werde – bin ich hier.“
Theranos neigte den Kopf leicht. „Das ehrt Sie, Legat.“
„Und falls ich danach doch nach Yaga Minor versetzt werden möchte...?“ Bayl hob die Augenbraue.
„Dann unterzeichne ich die Versetzung persönlich“, entgegnete Theranos ruhig. „Aber nicht vorher.“
Ein Lächeln huschte über Bayls Gesicht und nickte zustimmend.
Theranos aktivierte eine zweite Ebene im Hologramm. Neue Linien erschienen – technische Beschriftungen, kleinere Silhouetten von Raumjägern, modulare Start- und Wartungsvorrichtungen.
„Wir beginnen mit vier klar definierten Modellen“, erklärte er. „Das Rückgrat bilden klassische TIE/ln-Fighter – bewährte Raumüberlegenheitsjäger. Schnell, wendig, aber einfach gehalten. Perfekt für Großserienproduktion und Allzweckeinsatz.“
Er zoomte in die Projektionsfläche und markierte die nächste Zelle.
„Flankiert wird diese Linie vom TIE/ba – Baron-Class Abfangjäger. Hochentwickelt, voll mit Schilden ausgestattet, extrem wendig – ideal für schnelle Eingreifoperationen. Er wird in geringerer Stückzahl gefertigt, aber gut bemannt unersetzlich.“
Lydien beugte sich näher heran. „Und automatisierte Einheiten?“
Theranos nickte. „Natürlich. Die TIE/dr – Drohnenjäger. Vollautomatisch, ohne Piloten. Sie können ferngesteuert oder autonom agieren, eignen sich für Schwarmangriffe, Minenfeldüberwachung oder gezielte Begleitmissionen. Günstig, leicht zu ersetzen – taktisch äußerst flexibel.“
„Und für Bombardierungen?“ fragte Bayl.
„Dafür produzieren wir den TIE/sa Bomber“, antwortete Theranos. „Schwer, doppelte Rumpfstruktur, ausgestattet mit Protonenbomben, Torpedos und schweren Laserbatterien. Langsam, aber zerstörerisch. Ideal zur Flächenneutralisierung oder gezielten Infrastrukturzerstörung.“
Er ließ die Modelle rotieren, während das Hologramm sanft die Maßstäbe und Produktionslinien andeutete.
„Das Ziel ist eine ausgewogene Flotte – aus Standard, Hochwert, Unterstützung und Spezialfunktion. Alles hergestellt auf Prefsbelt IV.“
Bayl und Lydien sahen sich an. Man konnte es ihnen ansehen: Die Vorstellung war greifbar geworden.
„Und die Logistik?“ fragte Lydien. „Ersatzteile, Energiezellen, Bewaffnung?“
„Bereits eingetaktet. Die imperiale Leitung hat dem Projekt hohe Priorität eingeräumt. Die Versorgungsketten werden bevorzugt behandelt. An Mitteln und Material wird es nicht mangeln – solange wir liefern.“ antwortete Gouverneur Zesh.
Ein Moment der Stille.
Dann sagte Bayl leise: „Ein Prestigeprojekt. Für den Sektor. Für uns.“
Theranos ließ das Hologramm langsam verblassen. Die Lichtlinien zogen sich zurück, bis nur noch der glatte Tisch und das stark gedimmte Licht übrig blieb, danach stand Theranos auf, ging zur Tür und wies das Personal an, wieder die Lichter in der Lounge zu aktivieren und begab sich dann wieder zurück auf seinen Platz.
„Und weil wir über Organisation sprechen...“, fuhr er fort, „...habe ich noch ein zweites Konzept vorbereitet. Wir brauchen Menschen. In der Verwaltung. In der Technik. In der Versorgung. Sie sagten es selbst, Legat Lydien – es gibt Lücken. Ich habe hierzu einen Vorschlag, wie wir sie schließen könnten.“
„Ich spreche von einem strukturellen Ansatz, um den Nachwuchs im Verwaltungs-, Infrastruktur- und Sicherheitsbereich dauerhaft zu sichern – und gleichzeitig das Gemeinschaftsgefühl unter den jungen Bürgern zu stärken.“
Er ließ einen Moment verstreichen, dann sprach er ruhig weiter.
„Ich nenne es: die Blaue Schaar.“
Er öffnete seinen Aktenkoffer erneut, entnahm diesmal kein Gerät, sondern eine schlichte gedruckte Mappe mit einem blauen Symbol auf dem Deckblatt. Er legte sie vor sich ab.
Die beiden Legaten wechselten einen Blick. Keine Abwehr, dafür deutliches Interesse.
„Ein verpflichtendes Jahr für alle Bürger ab dem achtzehnten Lebensjahr. Körperliche Ertüchtigung, Disziplin, Gemeinschaftsbildung. Etwa drei Monate Grundausbildung – mit Waffenhandhabung, Nahkampftechniken, Verhalten bei Störungen. Danach Schulungen in Rechtsgrundlagen, imperialem Verhalten, Grundzügen administrativer Prozesse. Im Anschluss – Einsatz je nach Eignung: Verwaltung, Logistik, lokale Ordnungskräfte, technische Hilfen, vielleicht sogar Pilotenvorbereitung.“
„Und das ist sofort verpflichtend?“ fragte Lydien, die Finger locker an sein Glas gelehnt.
„Mit Ausnahmen“, bestätigte Theranos. „Studierende oder Einzelkinder mit familiären Verpflichtungen in Betrieben können aufschieben – bis maximal Fünfundzwanzig. Spätestens danach greift die Pflicht.“
Theranos überlegte kurz und strich sich über das Kinn.
„Wir brauchen noch einen geeigneten Platz oder ein Gebäude für die blauen Akademie, sie soll als ein quasi Internat oder Unterbringungsgebäude für die Jugend sein. Bei dem auch . die Kurse und Theorie gelehrt wird. Dahingehend bitte ich um Ihre Expertise und mir eine Liste von möglichen Objekten und oder Bauplätzen zusammenzustellen.”
Bayl schob den Sessel leicht zurück und verschränkte die Arme.
„Wird es eine Uniform oder ein Erkennungsmerkmal geben?“ fragte er.
„Da bin ich mir noch nicht ganz sicher, sagte Theranos. „Bläulich, angelehnt vielleicht an eine kulturelle Robe, wenn Ihr auf Prefsbelt IV sowas habt, aber etwas militärischer denke ich. Auch hier bitte ich die Herren mir ein paar Vorschläge in den nächsten Tagen vorzulegen.”
Lydien nickte langsam. „Vergütung der Zeit beziehungsweise Lohn und Versorgung?“
„Unterkunft, Verpflegung, ärztliche Betreuung in der Akademie, hier bitte auch um Info ob es Experten im Bereich Gesundheit auf Prefsbelt gibt, ich würde dann in der Akademie einen Arzt bzw. Krankenbereich einrichten lassen. Ein kleines Taschengeld, hätte ich mir vorgestellt, aber eine genaue Summe habe ich noch nicht errechnet – und eine moderate steuerliche Entlastung für die Familien, hierfür werden wir noch einen Finanzexperten brauchen sowie allgemein um die Zukunft von Prefsbelt IV zu sichern.“
Die beiden Legaten schwiegen kurz. Dann sagte Bayl nachdenklich:
„Sie schlagen eine Art patriotisches Jahr vor – nicht nur zum Füllen von Personalstellen, sondern zur Festigung eines gemeinsamen Geistes.“
„Genau das“, bestätigte Theranos ruhig. „Disziplin durch Struktur. Rekrutierung durch Bildung. Loyalität durch Zugehörigkeit.“
Lydien hob leicht den Kopf. „Das hat propagandistische Schlagkraft, wird aber zu beginn sehr viel Arbeit werden.“
„Aber einen definitiv praktischen Nutzen“, ergänzte Bayl. Dann sah er Theranos an. “Ja Sir ich denke, das kann funktionieren. Nicht sofort. aber langfristig.“
Theranos lächelte leicht, fast unmerklich.
„Natürlich bitte ich Sie beide, das Konzept zur Blauen Schar in Ruhe zu prüfen“, sagte er ruhig. „Wenn Sie Anpassungen für sinnvoll halten, Vorschläge zur Optimierung oder Einsparungen sehen – gerne. Ich schätze Ihre Erfahrung. Und Ihre Perspektive.“
Bayl nickte, noch leicht in Gedanken. "Ich werde es durchgehen. Punkt für Punkt.“
„Es freut mich, dass sich die Einschätzungen der Herren mit meinem Konzept decken". Theranos hob leicht die Hand. „Aber machen Sie sich keine Sorgen um die Finanzierung. Sie ist gedeckt. Das Fundament steht und was nicht offensichtlich war – das holen wir jetzt auf. Apropos decken, das ich habe noch eine Information für Sie, die Sie brennend interessieren dürfte.”
Er sah die beiden Legaten ruhig an, dann schob er die nächste Mappe auf den Tisch. „Ich habe mir erlaubt, die Finanzierung der Blauen Schar grob durchzukalkulieren. Auf Basis der vorliegenden planetaren Einnahmen – soweit sie mir zur Verfügung stehen.“
Bayl runzelte leicht die Stirn. „Sie haben bereits Zugriff auf die aktuellen Finanzdaten?”
Theranos nickte ihm mit einem leichten Grinsen zu:
„Ja, seitdem ich den Planet betreten habe, aber vorerst nur eine grobe Zusammenfassung, aber diese war mehr als genug, um mich vollends zu überraschen.” sagte Theranos.
Lydien schüttelte leicht den Kopf. „Uns hat man nie einen vollständigen Überblick gewährt. Immer nur monatliche Teilauszüge.“
Theranos hob leicht eine Braue. „Ich hatte befürchtet, dass es so ist. Deshalb sage ich es Ihnen ganz offen, selbst wenn wir mehr als die doppelte Bevölkerungszahl zur gleichen Zeit in die Blaue Schar aufnehmen würden – mit Unterkunft und Bau der Akademie, Verpflegung, Kleidung, Taschengeld sowie Schulungspersonal und alles andere was benötigt wird – wäre die Finanzierung aus dem vorhandenen Budget ohne Probleme viele Jahre möglich und zwar Vollständig und dann wäre immer noch mehr als genug übrig auch wenn das Projekt blaue Schaar keine Gewinne bzw. Einsparungen einbringen.”
Die beiden Legaten blickten ihn an wie vom Blitz getroffen. Zuerst stumm, dann verdutzt.
Bayl brach das Schweigen. „Wie bitte? Das….. das kann nicht stimmen. Wir haben Jahre lang...“
„Doch“, unterbrach ihn der Gouverneur ruhig. „Ich habe die Zahlen mehrfach abgeglichen. Und die Wahrheit ist: Der letzte Gouverneur hat sich persönlich das Fünffache wenn nicht manchmal sogar mehr als seines legitimen Gehalts ausgezahlt. Monat für Monat, Jahr für Jahr da möchte ich auf etwaige Sonderausgaben für Speeder, Fähren, Feste, Auslandsreisen und Sonstiges noch gar nicht beginnen.“
Stille.
Lydien starrte schockiert auf die Tischplatte, dann presste er trocken hervor: „Ein... verfluchter Selbstbediener.“
Bayl schnaubte leise, fast ein Lachen. „Der hat uns die ganze Zeit vorgerechnet, wir müssten sparen. Keine Mittel für öffentliche Projekte, zu wenig für Instandhaltung, für Personal für alles...“
Theranos nickte. „Und gleichzeitig wurden die Steuersätze leicht erhöht – nicht offiziell, nicht transparent, aber systematisch. Das Ergebnis, Prefsbelt IV hat in den letzten Jahren mehr als das Doppelte an Steuereinnahmen verzeichnet. Teilweise wurden sogar Sondergelder für Projekte ausgeschüttet. Es wurde nur nie kommuniziert, aber es geht nocht weiter.”
Gouverneur Zesh blätterte weiter in der Mappe und deute auf einen Absatz, sehen Sie hier und begann zu erklären:
„Laut Unterlagen des früheren Gouverneurs existierten auf dem Papier in jedem Distrikt lokale Sicherheitsgarnisonen – vollständig besetzt, ausgebildet, ausgestattet. Das heißt, Gehaltszahlungen. Sonderzulagen. Infrastrukturmittel.“
Lydien sah auf. „Sie sagen: Die Einheiten existieren gar nicht?“
Bayl presste die Lippen zusammen. „Und trotzdem wurde gezahlt.“
„Monatlich. Genau dokumentiert.“ Theranos schob ein zweites Datapad über den Tisch. „Sie können es nachlesen. Die Gelder sind geflossen – aber nie dort angekommen, wo sie sollten wir haben alles nachgeforscht da die Konten eingefroren wurden konnte er nichts vertuschen.
Lydien überflog die ersten Einträge, dann blickte er auf. „Und was ist mit Ticum? Mit Green One? Dort müssten Stützpunkte sein – mindestens kleinere.“
„Sollten es“, bestätigte Theranos. „Laut Budgetzuteilung gibt es in jedem dieser Orte mindestens eine mittlere Garnison. Inklusive Personal, Unterhalt, Ausrüstung.“
Bayl lehnte sich zurück, Hände im Schoß. „Gab es Kontrollen?“
Theranos schüttelte den Kopf.
„Nein. Das System war... durchlässig. Und das Vertrauen wurde ausgenutzt.“
Er sah die beiden Männer ruhig an. „Ich sage Ihnen das nicht, um jemanden anzuklagen. Das erledigen andere. Ich sage es Ihnen, weil wir jetzt gemeinsam entscheiden, wie es weitergeht und wie wir mit diesen Ressourcen – endlich richtig – arbeiten.“
Die beiden Legaten nickten langsam. Es war kein Triumph in ihren Gesichtern – es war ein stilles Begreifen. Die Welt, in der sie die letzten Jahre gearbeitet hatten, war manipuliert gewesen.
Theranos nahm die Mappen vom Tisch und gab sie zurück in seinen Koffer und schloss diesen.
„Wir haben die Mittel. Die Struktur. Und bald auch die Menschen. Die Frage ist nur, wie schnell wollen wir beginnen?“
Bayl sah zu Lydien – und beide antworteten fast gleichzeitig:
„Schnell.“
Lydien stand leicht vom Stuhl auf, als müsse er kurz Luft holen. Dann setzte er sich wieder.
„Das alles erklärt, warum viele der Regierungskonten plötzlich eingefroren wurden, kurz vor seiner, sagen wir "Abreise".
Bayl blickte Theranos nun ernst an. „Und Sie sagen, dieses Geld ist…... noch da?“
Theranos ließ sich Zeit, antwortete mit fester Stimme: „Ja. Es wurde gesichert. Die privaten Ausleitungen wurden gestoppt, ehe sie ins Leere liefen. Die liquiden Mittel sind zurückgeführt. Die Konten waren nun schon ein paar Monate unter Aufsicht, somit konnte er nichts wegschaffen und wir reden hier nicht von einem Haushaltsüberschuss – sondern von einem riesigen strategischen Polster für ein Jahrzehnt."
Ein Moment lang war es still. Dann sagte Bayl, fast flüsternd: „Wir könnten... damit theoretisch sogar Teile der Werft eigenständig finanzieren.“
„Theoretisch“, bestätigte Theranos.
Lydien wirkte nachdenklich. „Er hat uns betrogen. Und den gesamten Planeten belogen.“
„Er hat sich verabschiedet wie ein mieser...“, begann Bayl, hielt dann inne und winkte ab, „...lassen wir das. Wichtig ist, jetzt wissen wir es. Und das verdanken wir Ihnen.“
Theranos neigte kurz den Kopf. „Ich dachte, es wäre richtig, es mit Ihnen zu teilen. Sie beide sind – nach mir – die höchsten amtierenden Vertreter von Prefsbelt IV. Und Sie haben loyal gearbeitet. Das zählt.“
„Ich freue mich, dass Sie beide das so offen aufgenommen haben“, sagte er ruhig.
Bayl lachte leicht auf und zuckte mit den Schultern.
“Was bleibt uns denn anderes übrig, Sir?".
Lydien nickte zustimmend.
"Ja Sir, immerhin wissen wir jetzt Bescheid über den Istzustand.”
Gouverneur Zesh kratzte sich mit einem fast schon mitleidigen Blick am Hinterkopf.
„Ich weiß, Sie wurden lange im Unklaren gelassen und auch enttäuscht. Aber das wird sich ändern.“
Er blickte sie beide an – ohne Härte, aber mit aufrichtiger Entschlossenheit und schlug ganz leicht eher demonstrativ mit Faust auf den Tisch.
„Ich bin hier, um zu erneuern. Für Prefsbelt und seine Bewohner. Für alle, die lange nichts davon hatten.“
Bayl und Lydien nickten. Beide wirkten gelöst – nicht erleichtert, aber beteiligt und motiviert.
Theranos fuhr fort: „Das Geld, das wir sichern konnten, wird nicht unüberlegt ausgegeben. Der Bau der Werft wird, wie vorgesehen, mit imperialen Mittel finanziert. Nur wenn diese erschöpft sein sollten, greifen wir auf das Rücklagenkonto zu, wobei ich nicht denke, dass dies nötig ist."
Dann richtete er sich leicht auf, wurde sachlicher.
„Was wir aber jetzt schon tun können: investieren. In das, was beschädigt wurde. In das, was fehlt, in das was benötigt wird.“
Er wandte sich an Lydien. „Sie hatten vorhin sehr präzise aufgezählt, was an Fahrzeugen, Ausrüstung und Zugriffspunkten fehlt.“
„Diese Mittel werden wir einsetzen, um exakt das zu beheben. Was da ist, wird repariert. Was fehlt, wird beschafft.“
Lydien streckte sich grinsend zurück, fuhr sich über den Schnurrbart und sagte: „Na, das klingt ja fast zu gut, um wahr zu sein.“
Theranos lächelte nur und fuhr fort: „Und damit nicht alles auf mir liegt – Legat Bayl, ich werde Ihnen ein Mandat übertragen. Bitte stellen Sie ein kleines Team aus den besten Ingenieuren, Bauverantwortlichen und städtischen Planern zusammen. Ich möchte eine vollständige Analyse unserer Infrastruktur:
Abwasser, Energie, Versorgung, Bauwerke, Verkehrsachsen. Auch Altstrukturen mit symbolischer Bedeutung. Was kann bleiben? Was soll erneuert werden? Was wurde vergessen? Ich lasse Ihnen hierzu gerne etwas schriftlich zukommen“
Bayl nickte langsam. „Ich habe schon zwei Namen im Kopf. Ich melde mich morgen früh.“
Dann wandte sich Theranos erneut Lydien zu.
„Und Sie, Legat, bitte ich um eine vollständige Übersicht aller Garnisonen, Stützpunkte und Sicherheitseinrichtungen in und um Blue One. Ich möchte genau wissen, was vorhanden ist – und was nicht. Ziehen Sie gern andere Experten hinzu. Ihre Einschätzung zählt – aber ich will ein vollständig neues Sicherheitskonzept. Zuerst für Blue One, dann für den gesamten Planeten.“
Lydien legte den Kopf schräg, das Grinsen wich einem konzentrierten Ausdruck.
„Sie wollen alles neu ordnen.“
„Nein“, sagte Theranos. „Ich will, dass alles endlich funktioniert, wie es sollte, nur dann kann Prefsbelt IV bestehen und nur dann wird Projekt Orbis funktionieren und nur dann werden wir drei weiter unsere Posten behalten.“
Dann lehnte sich Zesh zurück und grinste leicht.
“Aber ich bin mir sicher, dass wir das alles schaffen können.
Vielleicht werden wir unser Team vergrößern müssen, ich werde mich die Tage darum kümmern, ich bitte aber auch um Info von Ihnen, mit welchen möglichen Bewerbern wir die Plätze von Ministerien, Legaten und Präfekten besetzen könnten.”
„Wir haben also viel zu tun“, sagte Bayl, den Blick nun offener, fast zuversichtlich.
„Und zum ersten Mal… auch die Mittel dafür“, ergänzte Lydien.
Theranos nickte. „Wir beginnen morgen. Aber heute... lassen wir uns zeigen, was Blue One am Teller zu bieten hat.“
Wie auf ein stilles Stichwort hin näherte sich der Kellner mit einer eleganten Bewegung. Drei Servierkräfte begleiteten ihn, jede mit einer sorgfältig platzierten Glockenhaube, jede Bewegung präzise.
“Was für ein perfektes Timing, mir knurrt bereits der Magen!" sagte Theranos.
Mit einem leichten Zischen wurde der erste Teller geöffnet – direkt vor Theranos:
Ein zartes Bantha-Steak, auf einer glühenden Steinplatte serviert – aus demselben blauen Gestein wie die Böden der Lounge. Die Ränder des Fleisches bräunten noch leicht nach, während sich das Aroma mit einer Kräuterjus und den Röstaromen des lokal geernteten Gemüses vermischte.
Theranos hob das Besteck, roch kurz – und sagte nur: „Präzision, auf den Punkt gebracht.“
Vor Legat Bayl tanzten Flammen:
Flambierte Nuna-Röllchen, mit fein gewürztem Fleisch gefüllt, kurz am Tisch mit einem Schuss Brandy flambiert. Der Duft war leicht süßlich, mit einer herzhaften Tiefe.
Bayl hob die Augenbrauen. „Eine spektakuläre Präsentation – ich nehme alles zurück, was ich je über einfache Küche gesagt habe.“
Dann kam Lydiens Teller – von Trockeneis umhüllt, aus dem feiner Nebel stieg:
Eine Auswahl frischer Meeresfrüchte vom nahegelegenen Binnenmeer bei Blue One. Garnelen, feine Scheiben von Algenfisch, kleine Schalentiere – kunstvoll auf einem kühlen, weißen Teller angerichtet.
Lydien grinste, fast ehrfürchtig. „Ein wahrhaft künstlerisches Meisterwerk. Ich schätze, das ist die Art von Propaganda, bei der ich gerne mitmache.“
Theranos hob das Glas. „Auf Zusammenarbeit. Auf Gerechtigkeit. Und auf das, was kommt – mit Struktur, Geschmack und Wirkung.“
Bayl und Lydien stießen an. „Auf Prefsbelt.“
In diesem Moment begannen die Messer zu schneiden, der Abend sich zu senken. Die wichtigsten Themen waren besprochen, der geschäftliche Teil zu Ende. Kein Druck mehr und es wurde gescherzt und vornehm gelacht. Jeder konnte sich glücklich seinem Essen widmen. Nur ein Tisch, an dem aus Kontrolle Vertrauen wurde – und aus Planung hoffentlich, wenn alles nach Plan läuft, bald Wirklichkeit.
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