Reise in die Vergangenheit - Star Wars Kritiken

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Ich liebe es in alten Zeitschriften zu schmökern. Es ist äußerst amüsant mit dem Wissen der Gegenwart im Hinterkopf, die damaligen Einschätzungen und Spekulationen von Journalisten nachzulesen. In den nächsten Posts stelle ich ein paar alte Kritiken zu SW-Filmen vor.
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JC
 
Zeitsprung ins Jahr 1977 - Spiegel-Leser wissen me

Zeitsprung in die Vergangenheit. Wir schreiben das Jahr 1977. Es ist Montag, der 27. Juni. Der neue Spiegel ist herausgekommen. Nachdem Spiegel-Leser brav ihre 2,50 DM bezahlt und sich bis zur Seite 153 vorgekämpft haben, lesen zum ersten Mal im Spiegel einen Artikel über "Star Wars".
Hier der Artikel in Auszügen:

"Dornröschen auf der Milchstraße

Mit Großeinsatz kämpfen die Konkurrenten in Hollywood in diesem Sommer härter denn je um das amerikanische Publikum: Dieses Mal mit Kriegsschinken wie "A Bridge Too Far" und "MacArther", außerdem ein zweiter "Exorzist" und ein variierter "Weißer Hai". Am erfolgreichsten: der Science-fiction-Film "Star Wars".
Eine Prinzessin wird von finsteren Imperatoren überfallen und gefangengenommen. Zwei ihrer getreuen können fliehen, geraten auf ihrer Flucht in einen entfernten Winkel, wo ein junger Retter auf dem Lande lebt.
Dem vertrauen sie die Botschaft der Prinzessin an, die um Hilfe für sich ihr Königreich fleht. Von einem weisen Alten erfährt der Junge, dass einst sein Vater von den gleichen bösen Mächten getötet wurde. Er vertraut dem Jüngling das Schwert seines Vaters an und unterweist ihn in den edlen Überzeugungen und Fechtkünsten des ritterlichen Toten. Gemeinsam mit einem kühnen Abenteurer macht sich das Fähnlein der Getreuen auf, die Prinzessin aus den bedrohlichen Krallen des Bösen zu befreien. Nachdem alle mancherlei Abenteuer mit Glück, Mut, Gottvertrauen und List überstehen, befreien der edle Jüngling und sein kühner Freund die Prinzessin, besiegen die bösen Tyrannen, werden von der Prinzessin huldvoll belohnt, während das befreite Volk glücklich jubelt.
Diese Ritterromanze ist dabei, der (wieder einmal) größte Kino-Hit der USA zu werde: "Star Wars", das eine Woche nach seinem Start die "Einspielergebnisse des "Weißen Hais" für den gleichen Zeitraum erreichte, jetzt schon 9 Millionen US-Dollar einspielte und dessen Gesamtgewinn, bei relativ bescheidenen Produktionskosten von 10 Millionen Dollar, auf 100 Millionen Dollar geschätzt wird.
Die Brüder-Grimm-Story, die sich derart erfolgreich auf das Gemüt der Amerikaner legt, unterscheidet eines von allen Schneewittchen-Romanzen und König-Artus-Tafelrunden: Sie spielt nicht hinter Butzenscheiben und Zinntürmchen, sondern irgendwo im Weltraum.
So regiert die Prinzessin auch kein Dornröschenreich, sondern eine ganze Galaxie mit einer Unzahl von Planeten, ihre Befreier preschen nicht auf hohen Ross herbei, sondern mit Raumschiffen und interstellaren Düsenjägern. das Verlies, in dem sie schmachtet, ist kein gotischer Keller, sondern ein Künstlicher Todesplanet, der fähig ist, andere Planeten mit einem einzigen gezielten Schuss zu Atomstaub zu zermalmen.
Zwar führt der kühne Jüngling wirklich das Schwert, aber dessen Klinge ist ein Laserstrahl. Zwar sind die beiden Getreuen der Prinzessin das redlich komisch stolpernde und Possen reißende Komikerpaar - der eine lang und dürr, der andere klein und dick, aber es handelt sich um zwei Roboter, der eine in goldener Rüstung und mit gepflegtem Oxford-Akzent, der andere ein dickes mülltonnenähnliches Maschinchen, das Quietsch- und Quack-Töne wie Äthersalat von sich gibt, wie ein wild gewordener Computer blinkt und die ihm von der Prinzessin anvertraute Hilfsbotschaft als holographisches Fernsehbild ausstrahlt.
So wird aus dem schlichten Schwarz-weiß-Märchen, das nur bieder oder böse kennt und dessen Handlungsverlauf ein schlichter Händedruck und ein freundlicher Lächelaustausch das Höchstmaß an sexueller Intimität darstellt, eine bunte, knallige Weltraum-Oper.
Eine technisch brillante Utopie, ein Fortschritt, dem weder Raum noch Zeit die geringsten Schwierigkeiten bereiten, und ein naiver Köhler- und Kinderglaube haben sich in "Star Wars" einmalig vermählt. Oder, wie das "New York Magazine" es ausdrückte: "Star Wars" wird bei jenen blendend ankommen, die das Glück haben, noch Kinder zu sein, und bei jenen, die das Unglück haben, nie erwachsen zu werden."
Science-fiction als Weihnachtsmärchen, ohne utopisches Versprechen, aber mit einer technischen Illusion und einem außerirdischen Erfindungsreichtum, wie man ihn seit Kubricks "2001" nicht gesehen hat - das ist das Erfolgsrezept, das der Regisseur George Lucas in seinen "Kriegen der Gestirne" verwirklicht.
..."

Quelle: Spiegel Heft 27/1977; 31 Jahrgang

JC
 
Re: Zeitsprung ins Jahr 1977 - Spiegel-Leser wissen me

Danke für den interessanten Bericht. Solche Rückblicke sind immer wieder amüsant.
 
Re: Reise in die Vergangenheit - Star Wars Kritiken

amüsant und höchst interessant. Es hat mir viel freude gemacht das zu lesen @Jedi Chris
 
Cinema-Artikel über "Krieg der Sterne" von 1978

Gut, dann kann die Reise ja weiter gehen. :lol: Steigen wir wieder in die Zeitmaschine ein und bewegen uns ein wenig in die Zukunft. Während in Deutschland der Terrorismus seinen Höhepunkt erreicht (Entführung und Ermordung von Arbeitgeberpräsident Schleyer, Entführung einer Lufthansa-Maschine, Befreiung der Geiseln in Mogadischu, Selbstmord der Terroristen Baader, Ensslin und Raspe), erscheint im September 1977 die erste bundesweite Ausgabe der Kinozeitschrift cinema. (Cinema ist übrigens 1975 als Kinozeitschrift im Taschenbuchformat nur für den Hamburger Markt von zwei Studenten der Betriebswirtschaft gegründet worden.) Die bundesweite cinema-Ausgabe erscheint zunächst nur vierteljährig. Heft Nr. 3, mit Berichten über "Krieg der Sterne" und "Unheimliche Begegnung der dritten Art" in Heft drei, cinema erscheint zunächst nur vierteljährlich, lassen die cinema-Auflage in die Höhe schießen. Heute hat Heft drei einen hohen Sammlerwert.

In der dritten bundesweiten Ausgabe von cinema, die im März 1978 erscheint, ist folgender Artikel über "Krieg der Sterne" abgedruckt:

"Spektakulär ist dieser Film sicherlich - sensationell auch. Aber man muss diese beiden Begriffe schon ursprünglich beim Wort nehmen, um dem "Krieg der Sterne" gerecht zu werden: Es handelt sich um eine Sehenswürdigkeit, die alle cinematographisch erreichbaren Sinne packt, fesselt und anderthalb Stunden lang gefangen hält.
Da ist zunächst die atemberaubende Optik, die mitunter, technisch ausgefeilter, an Stanley Kubricks 1968 gedrehtes Science Fiction-Nonplusultra "2001 - Odysee im Weltraum" erinnert. George Lucas' Milchstraßen-Drama enthält 360 Trickaufnahmen, Vergrößerungen von Miniaturmodellen und ähnliche Spezial-Effekte, die nahezu die Hälft der gesamten Spieldauer ausmachen und an denen drei Jahre lang bis zu 900 Mitarbeiter bastelten. Allein die Montage des grandiosen interstellaren Raumschiff-Showdown nahm sechs Wochen in Anspruch, und auch der Produktions-Etat von 10 Millionen Dollar gibt einen Eindruck davon, welcher Aufwand hinter diesem von der Länge her eher kleinen Film gestanden hat.
Und dann sind da die Masken und Kostüme sowie nicht zuletzt die Bauten. Stuart Freeborn, John Mollo sowie Norman Reynolds und Jesley Dilley haben die bezaubernden Pop-Paradiese und die unheimlichen Höllen der Comic-Subkultur. Eine Szene in einer Raumhafen-Bar versammelt das gesamte Personal in der Tradition der Fantasy-Fiction von der Lovecraft-Novelle bis zum Groschenheft. Da prostet eine groteske Micky Mouse einem wahnwitzig gewandetem Monster aus dem All zu, da tanzen Mutanten miteinander verfremdete Menuette, und Alptraum-Geschöpfe von fernsten Hirngespinst-Galaxien prügeln sich mit tapferen Terranern. Und während himmlische Heerscharen einerseits über Roboter und Hominiden verfügen, die ihren Erbauern in vielem weit überlegen sind, züchten sie auch phantastische Ur-Viecher als Reittiere (Riesenechsen, in Wirklichkeit aus Pappmache, und Super-Mammuts, geschickt verkleidete Elefanten).
Das Faszinierendste am "Krieg der Sterne" aber ist die Story, dermaßen simpel im Grunde genommen, dass sie als Expose auf einem Dutzend Schreibmaschinen Seiten Platz hatte. Geradezu banal mutet der Kern dieses Milchstraßen-Märchens an: Böse "Imperial Forces" rauben gute Prinzessin von der Erde, die ihre Robot_Diener ausschickt, Hilfe zu holen. Der Retter findet sich in einem braven Farmers-Burschen, der eigentlich viel edlerer Herkunft ist und von einem weisen Alten zum Ritter geschlagen wird. Zusammen mit einem draufgängerischen Raumschiff-Piloten und dessen abstoßenden, aber herzensguten und zuverlässigen Partner, zerstört der Held das Hauptquatier des übermächtigen altbösen Feindes, bringt die Königstochter in Sicherheit, tötet alle Schurken, und nur der galaktische Erzganove kann entkommen (um vielleicht in einer Fortsetzung erneut sein böses Spiel zu treiben).
Ein abgegriffenes Klischee, möchte man meinen, angesiedelt irgendwo zwischen Grimms Märchen und 007, zwischen Ritter-Epos und Perry Rhodan. Aber gerade diese geballte Ansammlung von Klischees, von Zitaten aus allen erdenklichen Kino-Genres ist es, die diesem Film von neuem Einzigartigkeit und Originalität verleiht, ihm eine Modernität und Popularität gibt, wie sie die Warholsche Suppendose lange nicht erreicht hat und neben denen sich alle anderen modischen Medien-Mythen nur wie zaghafte Versuche ausmachen. Insofern ist "Krieg der Sterne" weniger ein Zukunftsfilm aus vielmehr zukunftsweisend für die Zelluloid-Artistik, von der man gegenwärtig häufig den Eindruck gewinnen muss, als sei sie an einem toten Punkt angelangt, müsse auf der Stelle treten, wenn sie nicht einerseits in plakative Polit-Plattidüden oder andererseits formalistischer Bauweise fliehen will.
George Lucas, der bislang überhaupt nur zwei Spielfilme gedreht hatte (nämlich den hierzulande unbekannten Streifen "THX-1138" und den nostalgischen Rückblick auf die Rock-"Kultur" der 50er Jahre namens "American Graffiti"), beweist mit seinem "Krieg der Sterne", der im Ausland schon alle Besucher-Rekorde geschlagen hat, das er die Bildersprache der Lichtspiele perfekt beherrscht, freilich nicht die vertrackte Grammatik eines James Joyce, sondern diejenige, in der beispielsweise eine Fibel geschrieben ist. Der "Krieg der Sterne" - das ist ganz elementares Kino, der setzt nur ein Mindestmass von Grundwissen und Vorwissen voraus, das hat die Stufe des Analphabetismus gerade überschritten. Hier sind die Gründe zu suchen für den verblüffenden Erfolg dieses Films und - für seine schlichte Liebenswürdigkeit. Trotz des spektakulären, sensationellen Äußeren, in dem er sich darbietet.

Quelle: cinema. Das Beste aus 100 Ausgaben, 1986

JC
 
Re: Reise in die Vergangenheit - Star Wars Kritiken

Super Chris *lobend die Schulter klopft* Du machst Dir ja wirklich viel Arbeit für uns. Danke.
 
Re: Reise in die Vergangenheit - Star Wars Kritiken

Ja auch von mir danke, ist wirklich lesenswert.
 
Re: Reise in die Vergangenheit - Star Wars Kritiken

ich kann mich meinen vorrednern nur anschließen, top idee
 
Kurs auf 1980

Spiegel-Kritik zu "Das Imperium schlägt zurück"

Verlassen wir die siebziger Jahre und steuern das Jahr 1980 an. In den ersten Dezembertagen brütet ein Spiegel-Redakteur in weihnachtlicher Stimmung über die Kritik zu "Das Imperium schlägt zurück", neben sich einen Teller mit Weihnachtsplätzchen stehend. Während des Verfassens seiner Kritik wird er den einen oder anderen Scherzkeks verzehrt haben, denn am 15.12.1980 können Spiegel-Leser auf Seite 161 des aktuellen Spiegels eine der amüsantesten Kritiken zu "Das Imperium schlägt zurück" lesen:

"Schöpfung nach Lucas

Die Fortsetzung von "Krieg der Sterne" ist jetzt in deutschen Kinos angelaufen. "Das Imperium schlägt zurück" ist technisch aufwendiger, aber langweiliger als sein Vorgänger.
Die erste Überraschung steht schon in den Titeln. Das neue galaktische Hauen und Stechen wird als Teil fünf des Sternenkriegsepos angekündigt. Sein Vorgänger, "Krieg der Sterne", mit 400 Millionen Dollar Einnahmen größter Kassenschlager der Filmgeschichte, war demnach Episode Nummer vier, und von George Lucas, dem Schöpfer, dieser Weltraum-Saga, ist zu erfahren, dass der ganze interstellare Kosmos insgesamt neun Filme vereinnahmen wird.
Bleibt es beim dreijährigen Produktionsrhythmus, werden erst die etwaigen Erdenbewohner des 3. Jahrtausends das galaktische Lucas-Evangelium in Gänze genießen können. Die restliche Menschheit, zu früh Geborene allesamt, müssen sich mit Fragmenten und mit Lucas' spärlichen Andeutungen über das gesamte Epos begnügen.
So soll die erste Triologie von der Herrschaft der Jedi-Ritter, einer Art kosmischer Samurai, berichten, die das Universum republikanisch regierten. Die Untertanen begingen jedoch den irdischen Fehler, nicht die richtigen Leute zu wählen, und so fiel das Reich in die Hände eines bösen Usurpators. Er machte Darth Vader zu seinem Vasallen und vernichtete die anderen Ritter in einem Hinterhalt. Nur Ben Kenobi konnte im Kampf entkommen, wobei er Darth Vader so verletzte, daß dieser fürderhin offensichtlich nur noch durch Tauchgerät atmen kann.
Die zweite Triologie, deren erster Teil "Krieg der Sterne" war, erzählt vom jugendlichen Helden Luke Skywalker und vom dessen Lehr- und Wanderjahren auf der Milchstraße. Galt es im "Krieg der Sterne", die bezopfte Prinzessin Leia aus den Krallen des Bösen zu befreien und Darth Vaders Weltraum-Fort zu zerstören, so schlägt der Schwarzbehelmte nun zurück.
Luke, sein Freund Han Solo und die Prinzessin, die immer mehr aussieht wie Leni Riefenstahl, haben sich mit ihren Getreuen auf den Eisplaneten Hoth zurückgezogen, wo sie jedoch von Darth Vaders elektronischen Spionen ausgemacht werden. Der schwarze Krieger lässt sofort seine Panzer ausrücken, die wie Dinosaurier auf stelzigen Beinen übers Schneefeld stampfen und von Lukes Leuten im Rodeo-Stil per Lasso zu Fall gebracht werden.
Während der Kampf tobt und der lange Affe Chewbacca am Fluchtfahrzeug herumbastelt, erhält Luke Hologramm-Besuch von seinem geistigen Vater Ben Kenobi, der befiehlt, auf den Sumpfplaneten Dagobah zu fliegen. Dort erwartet ihn sein Lehrmeister Yoda. In der allgemeinen Aufbruchstimmung macht sich Luke davon, und Han Solo nutzt die Gelegenheit, an der Prinzessin herumzuknutschen, allerdings jugendfrei und unbedenklich auch an hohen kirchlichen Festtagen."
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"In den schlangenverseuchten Sümpfen des Planeten Dagobah wird Luke zu einem Jedi-Ritter ausgebildet, was hauptsächlich dahin führt, dass er im Handstand via Telekinese Gegenstände in die Luft hieven kann. Sein Lehrmeister Yoda, ein 800jähriger Zwerg, der aussieht wie ein mumifizierter Albert Einstein, dem man die Ohren langgezogen hat, versorgt ihn zudem mit homogenisierten Weisheiten aus dem Stammel-Repertoire der Gaga-Gesellschaft.
Inzwischen haben sich Lukes Freunde nach abenteuerlicher Flucht durch ein Asteroidenfeld und nach versehentlichem Falschparken im Magen eines Ungetüms zu einem lebenslustigen Neger namens Lando begeben, dessen galaktisches Dörfchen starke Ähnlichkeit mit Manhatten aufweist. Doch das vermeindliche Freiheitszentrum ist nur ein Hinterhalt Darth Vaders.
Als Luke erfährt, dass die Prinzessin und ihr Tross wieder in Feindeshand sind, hält es ihn auf der Sumpf-Uni
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nicht länger. Er eilt, mit dem kleinen Roboter R2-D2 im Marschgebäck, seinen Freunden zu Hilfe. Doch für Han Solo kommt er zu spät. Darth Vader hat ihn erst mal einfrieren und im Tiefkühlfach verstauen lassen. Doch die Prinzessin, der Affe und der leicht ramponierte Quasselroboter C-3PO werden gerettet. Im abschließenden Laserschwert-Duell mit Darth Vader erfährt Luke eine schreckliche Wahrheit: Er ist der Sohn des Bösewichts. Auflösung der kruden kosmischen Familienverhältnisse in der nächsten Folge: "Die Rache des Jedis".
In Odysseus' Fußstapfen sah die amerikanische Presse Lucas wandeln. Da muss der Arme aber zehn Schritte tun, um von der Ferse bis zur Spitze des Listenreichen zu kommen. Er ist halt doch nur ein Mythologe der Flipper-Generation. Seinen stets frisch gewaschenen Knopfdruck-Helden fehlt jeglicher Charakter. Sie essen nicht, sie schlafen nicht, und wenn's mal menschelt zwischen den Geschlechtern, gibt' s ein keusches Küsschen in Jedi-Ehren. Die Galaxie ist nichts als ein asteroidenverseuchter Sandkasten, in dem der alte auf elektronische Display-Technik geschrumpfte Kampf zwischen Gut und Böse nachgespielt wird.
Der kindliche Charme des ersten Films musste hier einer dümmlichen Pseudophilosophie von der Macht und vom Glauben, der ganze Galaxien versetzen kann, weichen. Wen' s freut, der kann hier wenigsten die gegenüber seinem Vorgänger noch verbesserte Tricktechnik bestaunen. Doch bloße Perfektionen erzeugt eben auch nur Langeweile.
Lucas überließ die Regie dem Altroutinier Irvin Kershner, dessen Hauptaufgabe darin bestand, den Menschendarstellern, im Unterschied zu den Robotern, ruckloses Kopfdrehen beizubringen. Der 36jährige Lucas will sein Lebenswerk nur noch als Produzent überwachen. "Ich möchte nicht als Künstler gelten", gesteht er. "Die Welt ist groß, und nicht jeder muss bedeutend sein." Möge die Macht der Selbsterkenntnis mit ihm sein."

Quelle: Spiegel Heft 51/1980 34. Jahrgang

JC

PS Wer noch Überraschungen im Kino erleben will, der möge einen großen Bogen um Homer Simpson und dem "Spiegel" machen.
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Re: Reise in die Vergangenheit - Star Wars Kritiken

Wohl keine so gute Kritik, ist das eigentlich eine Interpretation von Dir oder ist das der original Wortlaut?
 
Re: Reise in die Vergangenheit - Star Wars Kritiken

Was in Anführungsstrichen gesetzt worden ist, ist O-Ton Spiegel. Na gut, die Kritik ist nicht besonders positiv, aber äußerst erfrischen geschrieben.

JC
 
Re: Reise in die Vergangenheit - Star Wars Kritiken

wohl eher ziemlich abwertend, wie gut daß ich nicht intelektuell genug für den Spiegel bin. Wie ist die Kritik über "Die Rückkehr der Jedi Ritter"?
 
Re: Reise in die Vergangenheit - Star Wars Kritiken

Die folgt Morgen, Bounty Hunter. Ich habe noch etwas im Jahr 1980 zu erledigen...

JC
 
Re: Reise in die Vergangenheit - Star Wars Kritiken

und zwar ? (Natürlich nur wenn Du es uns mitteilen möchtest)
 
Re: Reise in die Vergangenheit - Star Wars Kritiken

der kindliche charm fehlt?? was hat den bitte ep1!!!
die kritiker wissen selber nicht was sie wollen!
 
Re: Reise in die Vergangenheit - Star Wars Kritiken

Geniale Kritik *mal das Spiegel-Abo nicht verlängert...lol*
 
Re: Reise in die Vergangenheit - Star Wars Kritiken

ac du shitte ich glaub ich lach mich tot!!! ne ist das klasse!!!! ein glück das mein opa seine alten "spiegel ortet" ma gucken was ich da noch so finde!!!
 
Was man 1980 machen kann...

@ Bounty Hunter 1980 hat einiges zu bieten. Interessant ist der 8. Dezember in New York, genauer das Dakota-Gebäude gegenüber dem Central Park. Es juckt mir in den Fingern in die Ereignisse jenes Tages einzugreifen. Aber anderseits...wenn ich es mache... keiner der nach dem 8./9. Dezember gezeugt worden ist, würde heute existieren, wie z. B. Aaron Spacerider. Deshalb lasse ich die Finger davon.

JC
 
Zeitsprung nach 1983

Original Spiegel-Kritik zu "Die Rückkehr der Jedi-Ritter"

Willkommen im Juni 1983. Der Juni gibt schon einen Vorgeschmack auf den kommenden Bilderbuchsommer. Temperaturen von über 30°C sind die Regel. Mit der Hitze hat auch der Spiegel-Redakteur zu kämpfen, der seit Stunden mit der Kritik zu ?Die Rückkehr der Jedi-Ritter? beschäftigt ist. Keine Spur mehr von der blumigen Wortwahl von 1980. Der Schreibstil passt sich der trockenen Kehle des Redakteurs an. Sein Werk ist am 13. Juni 1983 auf Seite 182 des aktuellen Spiegels nachzulesen:

"Laser für Leia

Ein neuer Weltraumknüller von George Lucas schlägt in den USA alle Kassenrekorde, sogar "E.T."
Wieder einmal standen sie Schlange um Häuserblocks, wieder einmal brachen sie alle Rekorde in der gierigen Erwartung eines neuen Films: Eineinhalb Millionen Zuschauer in den USA sahen schon am ersten Tag die "Rückkehr des Jedi", die letzte Folge der "Krieg der Sterne"-Triologie. Am Ende der ersten Woche hatte der "Jedi" bereits 45.311.004. Dollar eingenommen - fast doppelt soviel wie der letzte Rekordhalter, "E.T.".
Nicht mehr der außerirdische Gnom vom vergangenen Sommer besetzt nun Herzen und Hirne eines vorwiegend jugendlichen Publikums, sondern der Ritter aus fernen Galaxien, der vor sechs Jahren die Begeisterung für kosmische Film-Märchen entfachte.
Auch der letzte der drei Filme über die Lehr- und Wanderjahre des jugendlichen Helden auf der Milchstraße erzählt von Abenteuern und Gefahren und von interstellaren Schlachten mit Laser und Neutronen. Im "Krieg der Sterne" hatte Luke Skywalker - der letzte Spross eines einst mächtigen Rittergeschlechts vom Stamme der Jedi - die Prinzessin Leia und ihre Getreuen gerettet, die vom Bösewicht Darth Vader auf feindlichem Planeten gefangengehalten wurden.
Der zweite Teil, "Das Imperium schlägt zurück", handelte von der Rache des Schurken und der erneuten Gefangennahme der Prinzessin, aber natürlich konnte Luke seiner Leia auch diesmal zu Hilfe eilen. Nur für den Freund Han Solo kam er zu spät, den hatte der schwarzbehelmte Darth Vader vorsorglich tiefgefroren. Im entscheidenden Laserschwert-Duell vernahm Luke dann die schreckliche Nachricht, er sei der Sohn des Bösewichts.
Um im dritten Film die Aufklärung des Rätsels zu erfahren, waren viele Kinobesucher von New York bis San Fransisco stilgerecht gekleidet erschienen: Frauen trugen das Haar in Zöpfen à la Prinzessin Leia, Männer hatten Schwarz angelegt wie der Himmels-Held Luke - und das in der fröhlichen Gewissheit, dass sich alles zum Besten wenden würde. Denn dies ist kein Film von Stanley Kubrick, sondern von George Lucas - keine bedrohliche Science-fiction, sondern Science-fantasy, wo das Gute immer siegt.
Schon in den ersten Tagen hatten die Hartnäckigsten den Film mehrmals gesehen. Das simultan erschienene "Buch zum Film" sprang innerhalb einer Woche auf Platz eins der Bestsellerliste.
Da nützte es nichts, dass die ersten Kritiken mehrheitlich vor dem Spektakel als langweiligsten der Reihe warnten: " Es gibt eine gute, eine schlechte und gar keine Nachricht zu diesem Film zu vermelden", schrieb das Fachblatt "Variety". "Die gute ist, dass George Lucas & Co. die technische Magie in einem Maße vervollkommnet haben, dass beinnahe alles und jedes - so bizarr es auch sein mag - glaubhaft erscheint. Die schlechte ist, dass die menschlich-dramatischen Situationen einschneidend gekürzt wurden. Keine Neuigkeit ist, dass der Film Millionen-Gewinne machen wird, ungeachtet seiner Vor- und Nachteile."
Denn was können schon Kritiker ausrichten gegen die hochgespannten Erwartungen von Zuschauern zwischen 12 und 25 Jahren? Auf diese Zielgruppe hat sich der Erfinder von Jedi-Rittern und Laserschwert, der heute 39 jährige Kalifornier George Lucas, eingeschossen, ihr will er mit seinen intergalaktischen Märchen die Phantasie zurückgeben, die ihr vor dem Fernsehschirm abhanden gekommen ist.
Was Walt Disney für die Jugend zwischen 1930 und 1960 war, ist Lucas, laut "Time", für die junge Generation der siebziger und achtziger Jahre.
Die Umsetzung seines Kinderglaubens in filmische Trickwelten hat George Lucas mittlerweile ein eigenes und höchst reales Imperium eingebracht: die "Lucasfilm" mit mehr als 200 Angestellten. Sein persönliches Vermögen wird auf mindestens 100 Millionen Dollar geschätzt.
Nicht verwunderlich: Der "Krieg der Sterne" erbrachten weltweit rund 900 Millionen Dollar plus Millionen-Erlöse aus den inzwischen zur Standartvermarktung eines Hollywoodfilms gehörenden Souvenirs wie Puppen, Aufklebern, Kaugummi, Kinder-Kleidung oder Schaumbad. Von der dritten Sternen-Kriegs-Episode erhoffen sich die Macher wieder ein saftiges Geschäft. "Village Variety" sagte voraus, dass die vom "Jedi" eingespielten Millionen am Ende die Staatsschulden übertreffen würden.
Die Handlung bietet dafür trotz ihrer Dürftigkeit jede Voraussetzung: Zwischen dem Anblick des gefangenen Han Solo - inzwischen ziert er als Fossil die Höhlenwand eines Monsters mit Namen Jabba the Hutt - und dem entscheidenden Laser-Duell zwischen Luke Skywalker und seinem angeblichen Vater liegen Befreiung, Verfolgungsjagden, Weltraumschlachten.
Immer noch dabei sind dramatische Personen wie der Affe "Chewbacca", der zwergwüchsige Philosoph Yoda und die Roboter, die zum Markenzeichen der Serie wurden: C3PO und der kleine Pieper R2-D2. Schließlich wieder Alec Guinness als der gutmütige Ben Kenobi.
Unter den neuen Monstern empfehlen sich neben Gangsterpascha Jabba"
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"ein nettes Schlossmonster und die so günstig als Spielzeug zu vermarktenden "Ewoks", ein Stamm von mutigen Teddybären, die auf düsenangetriebenen Lufträdern halsbrecherisch in einem Wald von Mammutbäumen herumkurven.
Ihre Verfolgungsjagden sind manchem spannender als die nicht enden wollenden Laserschlachten, die dem Kritiker von "Newsweek" am Ende nur ein müdes Déjà-vu-Gähnen entlockten.
Müde scheint auch George Lucas, der Chef-Stratege solcher galaktischer Abenteuer. Er will erst einmal zwei Jahre Pause machen, bevor er zwei weitere Triologien in Angriff nimmt"
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"(die gerade fertiggestellte wäre dann nur die mittlere); insgesamt neun Filme soll der Epos von den Jedi-Rittern umfassen.
Nie wurde das Gesetz der Serie in Hollywood erfolgreicher angewendet als im letzten Jahr: Rocky III, Psycho II fanden und finden ihr Publikum, so wie vorher "Der weiße Hai" und seine Folgen. Seufzte ein Manager von Warner Brothers zufrieden: Sieht aus wie ein riesiges Jahr - und ein wundervoller Sommer."

Quelle: Spiegel 1983 Heft 24 37. Jahrgang

JC
 
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