Meinem Empfinden nach gelingt James Gunn ein Neustart mit dem nötigen Respekt vor Superman. Man merkt sofort, dass Gunn die Figur nicht neu erfinden will, und genau das ist seine größte Stärke. Er geht zurück zum Kern: ein Außenseiter, der Gutes tun will, weil es richtig ist. Kein düsterer Einzelgänger, kein gebrochener Antiheld, sondern ein Hoffnungsträger. Und genau das strahlt David Corenswet mit jeder Faser aus. Er bringt nicht nur die passende Statur mit, sondern vor allem die richtige Haltung. Sein Superman wirkt freundlich, stark, aber nie überheblich. Besonders in den stilleren Momenten zeigt Corenswet, dass dieser Held kein cooler Sprücheklopfer ist, sondern jemand, der ernsthaft versucht, das Richtige zu tun – auch wenn das kompliziert wird. Und das macht ihn, vielleicht mehr als jeden Superman-Darsteller seit Christopher Reeve, wirklich greifbar.
Dazu kommt sein Clark Kent: zurückhaltend, ein bisschen unbeholfen, aber sehr menschlich. Es ist schön, wie glaubhaft die Unterschiede zwischen Superman und Clark hier wirken, ohne dass es ins Lächerliche kippt. Und was ebenso gut funktioniert, ist die Beziehung zu Lois Lane. Rachel Brosnahan bringt genau das richtige Maß an Witz und Stärke mit. Sie spielt Lois nicht als Nebenfigur oder bloßes Love Interest, sondern als eigenständige Figur mit Haltung, Konflikten und großer Ausstrahlung. Die Chemie zwischen den beiden stimmt, auch wenn man sich im Lauf des Films noch ein paar Szenen mehr zwischen ihnen gewünscht hätte. Aber das lässt hoffen, dass da in Zukunft noch mehr kommt.
Neben dem Duo in der Hauptrolle glänzt
Superman auch durch einige Nebenfiguren. Besonders Mister Terrific ist ein echtes Highlight: klug, cool, charismatisch, mit einer Leichtigkeit gespielt von Edi Gathegi, die einfach Spaß macht. Die beste Actionszene des ganzen Films gehört ihm, und das ist kein Zufall. Sie ist hervorragend geschnitten, stark choreografiert und mit einem so mitreißenden Musikstück unterlegt, dass man für einen Moment völlig eintaucht. Solche Szenen zeigen, wie sehr Gunn sein Handwerk als Inszenator beherrscht.
Auch Nathan Fillion als überheblicher Green Lantern Guy Gardner bringt Schwung in den Film, ohne ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen. Diese Welt lebt, und man möchte gern mehr davon sehen.
Klar, der Film ist nicht perfekt. Die erste Hälfte wirkt manchmal etwas überladen, ist aber auch die unterhaltsamere. Ein paar Themen werden nur angerissen. Aber es sind die richtigen Themen: Verantwortung, Einfluss, Wahrheit in einer Welt voller Medienmanipulation. Gunn packt viel rein, manchmal vielleicht ein bisschen zu viel.
Und genau das ist das Besondere an diesem Film. Er will nicht nur unterhalten, obwohl er das sehr wohl tut. Er will zeigen, dass Superman eben nicht aus der Zeit gefallen ist. Dass es gerade heute wichtig ist, sich an Figuren zu erinnern, die an das Gute glauben.