"Marx und Gewalt/Massenmord" waren hier im Thread doch schon mal Thema, ich bin mal so frei, einen der
Beiträge zu verlinken. In der "Zeit" gab es ebenfalls einen guten
Artikel dazu, in dem aufgezeigt wird, dass - oh wunder - jemand, der von Klassenkampf, Diktatur des Proletariats und Revolution spricht keine Probleme damit hat, ganze gesellschaftliche Gruppen oder Völker, die er als "Träger der Bourgeoisie" definiert, ausmerzen zu wollen.
Das würde ich so jetzt nicht so sehen.
Vorallem die SA war eher eine proletarischen Bewegung . Da gab es den einen oder anderen sogenannten "Beef-Steak"Sturm. Innen rot aussen braun.
Beim Personal - insbesondere der Berliner SA - hast du da durchaus Recht, und die antikapitalistisch-sozialistische Attitüde war in diesen Kreisen besonders stark verbreitet, man denke an die Besetzung der Frankfurter Börse, die Kampagnen gegen Kaufhäuser und später die Aktionen des "NS-Kampfbunds für den gewerblichen Mittelstand". Mir geht es allerdings um eine Präzisierung der politischen Richtung und das Vermeiden von Fehleindrücken. Spricht man, wenn die gegenwärtige "autonome Antifa" gemeint ist, von einer "roten SA", läuft man damit Gefahr den Eindruck zu erwecken, dass es linksextreme, gewaltbereite Gruppen wie den "Rotfrontkämpferbund" nicht gab.
Deshalb die Rechtextremen sind die größte Gefahr für unsere Demokratie. Nicht weil es nicht auch andere Gruppen mit totalitären Weltbildern und zielen gibt, sondern weil ich ihnen die höchste Chance auf Erfolg zurechne und zwar eine deutlich höhere Chance als allen anderen Gruppen.
Ich zitiere kurz den Verfassungsschutzbericht 2017:
Rechtsextremes Personenpotential: 25.000
Linksextremes Personenpotential: 30.000
Islamistisches Personenpotential: 25.000
Die Aussage, dass es sich bei Rechtsextremisten um die größte Gruppe handelt, kann man so nicht ganz stehen lassen. Was die Vernetzung angeht, stellt der Bericht bei allen drei Gruppierungen erhebliche Fortschritte fest, auch das ist kein Alleinstellungsmerkmal. Wo du Recht hast, ist das Problem, dass Rechtsextremisten in bestimmten Regionen besonders gut vernetzt sind und eine dominante Rolle ausüben, diese Hochburgen sind allerdings - ohne Relativierung betreiben zu wollen - kein Alleinstellungsmerkmal (in Leipizg-Connewitz geben Linksextreme und -radikale den Ton an, in Görlitz AfD, NPD und ähnliche Gruppierungen, und Bremen hat ein erhebliches Problem mit Islamisten und ihren Sympathisanten). Es stimmt auch, dass es mit der AfD einen beunruhigend erfolgreichen "Anknüpfungspunkt" für rechtsradikale und rechtsextreme Kräfte gibt, die Partei fungiert als eine Art Scharnier, um diese Gruppierungen für breitere Kreise hoffähig zu machen. Besondere Wachsamkeit ist da
bundesweit geboten, man muss aber regional Schwerpunkte setzen - wenn in bestimmten Gebieten oder zu Ereignissen beispielsweise Linksextreme oder Islamisten das größte Gefährdungspotential haben, dann muss man da besonders energisch drauf schauen, ohne die Bekämpfung des Rechtsextremismus vernachlässigen.
Grad noch kurz zum Thema Aufrechnen, weil das hohe Wellen geschlagen hat: Tatsächlich ist das ziemlich sinnlos, aber es ist berechtigt, auf die Vielfältig der Bedrohungen für die freiheitlich-demokratische Grundordnung - historisch wie aktuell - hinzuweisen. Man darf auf keinem Auge blind sein. Und, das hauptsächlich eine Anmerkung "technischer" Natur: Wenn man
unbedingt den NSU mit etwas aus dem linksextremen Spektrum vergleichen will, wäre es glaube ich zielführender, wenn man die RAF nimmt. Es handelte sich bei beiden um relativ kleine Terrorgruppen, die ein breites Umfeld von Sympathisanten und Helfern besaßen und aus dem Untergrund heraus agierten und im Fall der RAF ist der letzte Anschlag auch erst 26 Jahre her, das ist noch keine ferne Vergangenheit.