Ich bin absolut gegen die Todesstrafe. Wenn gesagt wird der Staat muß dies und das tun, wird vergessen, dass der Staat letzlich nicht abstrakt handelt, sondern dass Menschen die Entscheidung über Leben und Tod treffen müssen. Kein Mensch sollte das Recht haben über das Leben eines anderen Menschen zu entscheiden und der Staat sollte dieses Recht erst recht nicht haben.
Wenn die Todesstrafe gefordert wird, so geht dies meiner Meinung nach auch mit dem Glauben einher in Deutschland würde es ein schwerwiegendes Prolem mit eskalierenden schweren Verbrechen geben. Das ist Falsch: In den letzen 10 Jahren gab es einen starken Rückgang bei schweren Verbrechen (Mord: ca. - 40 %; Sexualmord ca. - 38 %). Der Eindruck, dass ständig schwerste Verbrechen geschehen würden, entsteht vor allem durch das Verhalten der Medien. Diese haben im Vergleich zu den 80er Jahren ihre Berichterstattung mit kriminalistischen Hintergrund vervielfacht.
Die Wahrscheinlichkeit Opfer eines wirklich schweren Verbrechens zu werden ist in Deutschland relativ gering, was die Opfer im Einzelfall natürlich nicht tröstet. Aber es ist sehr fragwürdig ob durch härtere Strafen wirklich ein mehr an Sicherheit garantiert wird. Ich behaupte mal es ist unwahrscheinlicher, dass einem deutschen Kind auf dem Schulweg Opfer eines schweren Verbrechen wird, als dass dies einem amerikanischen Kind passiert (Trotz Todesstrafe und prozentual gesehen zwischen 6 - 10 Mal mehr Gefängnisinsassen als in jedem europäischen Land).
Eine besondere Abschreckungswirkung von besonder harten Strafen ist meines Wissens nicht belegt. Kann auch nicht: Der Mörder rechnet in der Regel wohl kaum damit bestraft zu werden, er rechnet damit zu entkommen (was nicht unbedingt realitätsnah ist). Würde ein Mörder damit rechnen für wenigstens 15 Jahre eingesperrt zu werden, so würde er es wohl eher lassen,denn 15 Jahre sind in jedem Fall eine lange Zeit.
Es kommt nicht nur auf Strafen an, das Gesamtbild des Staates entscheidet darüber, wie viel Kriminalität es im Staat gibt. Ich denke Deutschland macht da keine schlechte Figur.
Es ist schon richtig, dass die Zahl der Körperverletzungsdelikte zunimmt. Erklärbar ist dies vor allem durch wachsende Jugendkriminalität. Dem muß man aber nicht zwangsweise mit härteren Strafen begegnen, sondern muß vor allem die Ursachen für diese wachsende Kriminalität abstellen.
Meiner Meinung nach verbietet sich der Versuch die Todesstrafe ökonomisch zu rechtfertigen aufgrund von Moral. Aber auch sonst ist eine ökonmische Rechtfertigung nicht sinnig: In Deutschland sitzen ca. 60.000 Personen im Gefängnis, von diesen sind ca 1800 zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt. Das heißt ca. 3 % der Gefängnisinsassen kämen für eine Todesstrafe in Betracht. Eine Einsparung von 3 % rechtfertigt sicher nicht, dass man beginnt Menschen umzubringen. Diese Einsparung kann sehr viel leichter dadurch erreicht werden, indem man bei kleineren Straftaten etwas weniger Gefängnis verhängt bzw. etwas höhere Geldstrafen benutzt.
Nun zur lebenslangen Freiheitsstrafe:
Lebenslänglich bedeutet, dass der Verurteilte für mindestens 15 Jahre eingesperrt ist. Danach kann die Strafe zur Bewährung ausgesetzt werden (unter Beachtung weiterer Voraussetzungen). Bei Feststellung der besonderen Schwere der Tat kann dies, wie Jedihammer schon sagte ganz anders aussehen (17 - 25 bevor eine Aussetzung in Betracht kommt sind dann die Regel).
Lebenslänglich bedeutet in Deutschland durchschnittlich 17 bis 22 Jahre (wer in Bayern zu lebenslänglich verurteilt wird, hat Pech

). Die durchschnittliche Strafdauer steigt übrigens an.
Das Ende der Fahnenstange ist damit noch lange nicht erreicht, wenn man jenen Lebenslänglichen sieht der seit 1959 ununterbrochen im Gefängnis sitzt (aufgrund seiner lebenslänglichen Freiheitsstrafe, mit Sicherheitsverwahrung hat das nichts zu tun). Es ist möglich, dass diese Person mitlerweile gestorben ist und zwar aller Wahrscheinlichkeit nach, ohne das Gefängnis nochmal zu verlassen.
Und es gibt durchaus Personen die das Gefängnis nie wieder lebend verlassen (meines Wissens betrifft dies etwa 10 % der Lebenslänglichen)