Va'art

Dschungelmond von Va'art, in einer Wasserhöhle, mit Ian und Yaro

Nur Tarnung? Eowyn grinste. Ich schätze, du wirst es darauf ankommen lassen müssen... Und ich dachte außerdem, du seiest auch noch da, hast du so was nicht erst gestern gesagt? Du brauchst mich also gar nicht. Wobei Eowyn wirklich heilfroh war, alle ihre Sinne wieder hundertprozentig beisammen zu haben. Wenn wirklich Gefahr gedroht hätte... andererseits, so viel Alkohol konnte es nicht gewesen sein, und Adrenalin führte oftmals zu den seltsamsten Reaktionen. Ob es auch gegen die Wirkung von Alkohol "half"?
Bei seinem nächsten Punkt hatte Ian allerdings Recht. Ärgerlicherweise. Sie seufzte.
Spöttische Worte hingegen aber in Massen. Gegen dieses Argument komme ich aber ohnehin nicht an, oder? Und ohne, das jetzt nachzuzählen... Sie schaute zu Boden. Gewisse Dinge... waren vielleicht wirklich nicht sonderlich taktvoll ausgedrückt. Sie warf ihm einen Blick zu. Bei manchem allerdings wünschte ich jetzt, ich hätte deutlicher werden können. Was für ein Pech, dass in diesem Punkt wieder ihre Fähigkeit, mit Worten umgehen zu können, wunderbar versagte. Oder lag es an ihrer Erziehung oder Ausbildung? Oder an ihrer Persönlichkeit? Sie hatte definitiv keinen großen Wortschatz, um jemanden zu beschimpfen. Aber im Normalfall war das schließlich kein Defizit, eher im Gegenteil.

Sie lächelte noch immer und atmete ein wenig erleichtert auf, als Ian antwortete.
Wunderbar. Dann sind wir ja schon einmal zwei. Wenn du das Problem gelöst hast, sag mir Bescheid... Sie ordnete weiter ihre Haare und begann dann, sie wieder in einen Zopf zu flechten. Und bevor wir das Thema endgültig zur Seite schieben und zumindest ich wieder mit dem Denken aufhöre... Ich hätte vielleicht auch einfach sagen können, dass ich es schön fand. Warum einfach, wenn es auch kompliziert ging? Darauf gab es eine einfache Antwort - weil sie hier dachte, und wann dachte sie schon jemals in einfachen Bahnen? Was in manchen Situationen durchaus von Vorteil sein konnte war meistens einfach nur... hinderlich.

Sie griff nach ihrem Haargummi und begann dann, den Zopf festzustecken.
Sag mal, bist du dir sicher, dass du dich traust, dieses Zeug zu essen? fragte sie Ian spöttisch grinsend mit Blick auf die Frucht in seiner Hand. Ich werde dich aber sicher nicht durch den Dschungel tragen, da sei dir sicher. Weder, weil du Knochenbrüche hast, noch, weil du nicht mehr geradeaus laufen kannst... Sie warf einen Blick zu dem kleinen Fellknäuel, das langsam über die Plattform kroch und diese erkundete. Zwei sind einer zu viel. Wobei... heute kannst eigentlich du diesen Part übernehmen, schließlich trage ich den Rucksack.
Sie schob die letzte Klammer in ihre Haare. Das mit dem Kopfweh... dafür war nun eigentlich keine Zeit. Vielleicht würde sie es unterwegs versuchen, aber so lange sie beide wach waren sollten sie keine Zeit verlieren und weiterlaufen, so lange es hell war...

Dschungelmond von Va'art, in einer Wasserhöhle, mit Ian und Yaro
 
Dschungelmond von Va'art, in einer Wasserhöhle, mit Eo und Yaro

„Ich dachte das Thema ‚Ich brauche dich‘ hätten wir schon ausführlich besprochen? Und ganz nebenbei hast du gestern gekonnt ignoriert, als ich erklärte, dass ich nicht nur auf mich aufpassen könnte. Woher weiß ich also, dass ich im Ernstfall etwas tun dürfte? Dann noch als armer, alter Mann?“ Im Ernstfall würde er sie kaum darum fragen, aber Ian glaubte wirklich nicht, dass Eowyn wehrlos war. Schon gar nicht, wenn er das Talent bedachte, das sie erwähnt hatte. Wer Ataru als Form für sich erkannt hatte war sicher alles, aber nicht wehrlos. Und das er sie brauchte, nun, das hatte er ihr mehr als einmal gesagt, auch wenn sie in einer Situation ohne Bewusstsein gewesen war.
„Oh, ich kann dir helfen beim Zählen. Es waren zwei Fehlversuche und drei weitere Male, in denen du ein und dasselbe Wort benutzt hast. Daher solltest du eher beim Fluchen belassen.“ Taktvoller? Nun ja, mit ihrer Beleidigung hatte er leben können und wenn Ian ehrlich war, war es vermutlich sogar gut, dass Eowyn kein Talent darin besaß, schlimmere Beschimpfungen auszusprechen. Egal wie wütend und verletzt er aufgrund von Alisah war, selbst er hatte es nicht über sich gebracht, ihr damals die Worte an den Kopf zu werfen, die so passend gewesen wären und das, obwohl sie weitaus weniger Probleme damit gehabt hatte, ihn zu beleidigen.Vielleicht bringe ich dir bei Gelegenheit eine andere Sprache bei, die dir hilft, deutlicher zu werden?“ Ein leicht provozierendes Grinsen folgte, wider besseren Wissens. Keine seiner Sprachen half ihm dabei, die richtigen Worte zu finden und wahrscheinlich würde es Eowyn da ähnlich gehen.

Denken und fühlen
. „Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, ob ich dieses Problem je erfolgreich lösen kann.“ Es zu erkennen war das eine, aber es zu ändern? Vielleicht befand er sich auf dem richtigen Weg, aber wenn Ian an Lianna dachte und das fehlende Raumschiff. Gut, dieser Vergleich war wenig tröstlich, aber das Problem schien, was seineKompliziertheit betraf, sehr ähnlich zu sein. Sehr hilfreich wäre vermutlich gewesen, wenn wenigstens Eowyn die Kunst besessen hätte, klarer unterscheiden zu können, wann es besser war zu denken und wann es besser war zu fühlen. Stattdessen aber war beiden zusätzlich noch gemein, nicht immer die richtigen Worte zu finden. Vertrackt. Zu Viele Gedanken, zu viele Gefühle, zu wenige Worte. Und Eowyn entfachte schon den nächsten Gedankenansturm und das, weil neben der Gefühlsproblematik im Allgemeinen noch eine Art Begriffsstutzigkeit im Besonderen hinzu kam?

Ich hätte vielleicht auch einfach sagen können, dass ich es schön fand.

Dieser Satz war, genau wie so manche andere von gestern, auf die ein oder andere Art und Weise zu interpretieren. Ian seufzte innerlich, eigentlich war es zum Haare raufen. Kämpfte nicht auch hier erneut der Verstand gegen das Gefühl?
„Ich könnte vielleicht auch einfach lernen, manches zuzulassen“, murmelte Ian daher in seinen Bart hinein. Schließlich wäre auch das eine Hilfe gewesen. Zulassen und akzeptieren. Oh und wenn er schon dabei war, war es gewiss auch angebracht zu lernen, anzunehmen? Alle drei Eigenschaften aber ewaren derart ineinander verwoben, dass auch sie ihre eigene Herausforderung besaßen.

Zumindest kehrte sein Schmunzeln zurück, als Eowyn weiter sprach.
„Ich werde schon aufpassen, dass richtige Maß einzuhalten und ich weiß genau, du würdest mich niemals einfach so verletzt im Dschungel liegen lassen.“ Auch sein Grinsen würde größer, als er sich ein kleines Bisschen weiter vorwagte. „Schließlich brauchst du mich, um hier wieder weg zu kommen.“ Das war die harmloseste Variante, jedoch sicher nicht die einzige, die ihm auf der Zunge gelegen hatte. Im Stillen verfluchte sich der Dunkelhaarige dafür, kein anderes Ende gewählt zu haben.

„Ich soll Yaro tagen und du den schweren Rucksack? Obwohl du gerade zugegeben hast schwach zu sein?“ Er schüttelte den Kopf, würde sie aber gewähren lassen. „Du bist ganz schön gerissen. Stellst fest, dass du ihn“, ein Kopfnicken zu Yaro, „nicht die ganze Zeit herumschleppen wirst, übergibst mir jetzt aber die Aufgabe.“ Mit einem weiteren Lächeln griff er schlussendlich vorsichtig nach dem Tier.
„Sie hat gesagt, ich soll dich tragen, also beschwer dich bei ihr“, richtete Ian seine nächsten Worte an das Wesen, das ihn mit seinen großen Augen bedachte um dann tatsächlich zu Eowyn herüber zu sehen, als wolle es einen stillen Vorwurf hervor bringen.
Dennoch machte es sich Yaro auf Ians Schulter bequem, sich seinem Schicksal fügend.
Verräter.“
Und an Eowyn gewandt: „Bereit für die Reise, bei der es ohnehin kaum eine Rolle spielt, ob ich geradeaus, links oder rechts laufen kann?“

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Dschungelmond von Va'art, in einer Wasserhöhle, mit Ian und Yaro

Was hatten sie schon ausführlich besprochen? Dass Ian sie brauchte? Eowyn war sich dessen nicht bewusst, von ihm jemals so etwas gehört zu haben. Weshalb auch? Er brauchte sie nicht. Ja, sicher, sie hatte auf ihn eingewirkt, sie hatte sicher etwas in ihm bewegt, aber spätestens jetzt brauchte er sie nicht mehr. Was er wollte stand vielleicht auf einem anderen Blatt, aber auch hier... sie wusste einfach nicht, was er wollte. Schon ihr Streit gestern mitten im Dschungel hatte ihr deutlich gemacht, dass er das selber nicht wusste. Ihr Versuch, für sie beide zu entscheiden war misslungen... Nur war das ein völlig anderes Thema und sicher nicht das, worauf er hinauswollte.
Ich kann mich nicht daran erinnern, aber es spielt keine Rolle. Sie legte ihren Kopf schief. Du würdest im Ernstfall also tatsächlich warten, ob ich dir das okay gebe, auf mich aufzupassen? Sei nicht albern. Außerdem hat das bei dem Riesenwurm doch auch schon ganz gut funktioniert. Auch wenn du schon so alt bist.
Empört blickte sie ihn dann jedoch an. Du hast tatsächlich mitgezählt? Das... das ist... unglaublich ist das. Hattest du nichts Besseres zu tun? Und ich verzichte auf dein großzügiges Angebot... Abschätzig sah sie zu ihm herüber. Ich glaube nicht, dass das am Mangel an Begriffen liegt. Immerhin hatte sie genug gehört, um diese Dinge eventuell zu denken, aber sie auszusprechen... nein. Außerdem waren die meisten Begriffe, die sie kannte, doch zu harsch. Selbst für sie in beschipstem Zustand für jemanden wie Ians ehemalige Freundin, offensichtlich. Vielleicht wollte ich einfach nur sichergehen, dass du alles verstehst. Und über die Fehlversuche sprach sie lieber nicht. Denn die waren wirklich völlig daneben gegangen.

Ians gemurmelte Worte konnte sie leider nicht verstehen, auch wenn sie es bedauerte. Sie hatte hier so einiges angesprochen, sie hatte versucht, deutlich zu machen, was sie von dem hielt, was gestern abend gewesen war, sie hatte es ihm sogar gezeigt, verdammt noch mal, und von ihm... kam nichts. Nichts außer dem Hinweis, dass es selbstverständlich nicht falsch gewesen war, und das war ihr schon von vornherein bewusst gewesen, welch glorreiche Information. Ansonsten wich er nur aus. Hatte es ihm nicht das bedeutet, was es für sie gewesen war? Redete sie sich um Kopf und Kragen, während er gar nicht wusste, wovon sie sprach, oder schlimmer noch, es wusste, aber nicht darauf eingehen wollte, es einfach auf sich beruhren lassen wollte? Wollte er so tun, als sei nichts gewesen, als wäre da nicht... irgendetwas? Seine Stimmung beim Aufwachen sprach dagegen, aber vielleicht lag es auch einfach daran, dass er halbwegs gut geschlafen hatte. Vielleicht war er immer nur von düsteren Wolken umgeben, weil er einfach an Schlafmangel litt. Genau, das war es wohl, dachte sie spöttisch. Er war nur ein Sith geworden, weil er nicht schlafen konnte, natürlich... All das war sehr sinnig.
Sie wurde nicht schlau daraus. Ihre erste Annäherung gestern hatte sie aus ähnlichen Gründen zurückgenommen, und er... er hatte es dann doch zugelassen. Weil er gemerkt hatte, wie sehr sie es gebraucht hatte? Oder weil er es selber gewollt hatte? Weshalb antwortete er ihr dann nicht, weshalb ließ er sie so im Dunkeln herumtappen? Das alles... es war zu verwirrend.


Sei dir da mal nicht so sicher... antwortete sie ihm zweifelnd, nur um dann hinterher süffisant zu lächeln. Ich, dich brauchen? Was willst du denn dafür tun, um hier fortzukommen, das ich nicht auch schaffen kann? Sei dir mal deiner selbst nicht zu sicher. Vor allem, da du ja immer und immer wieder darauf bestehst, dass ich dich nicht brauche... Sie schluckte, und ihr Lächeln gefror ein wenig. Ja, andauernd. Und es schien ihn dabei überhaupt nicht zu interessieren, was sie selbst davon hielt. War es wieder das? Einfach nur das? Er wollte nicht, dass sie ihn brauchte? Weil... er war, wer er war? Wegen Lianna? Wegen dem, was ihn dort vielleicht erwartete? Aber... dafür, und das wusste schließlich selbst sie, war es doch schon längst zu spät. Natürlich brauchte sie ihn. Natürlich brauchte sie all das, was er ihr gab, aber es war nicht nur das. Es war er, den sie sah und brauchte, weshalb sah und verstand er das nicht?
Abwesend hörte sie ihm weiter zu, während sie darüber nachgrübelte. Machte sie wieder einen Satz in die völlig falsche Richtung, oder... traf sie genau ins Schwarze? Und wenn ja... was dann? Was tat sie mit dieser wunderbaren Erkenntnis? Und, wie schon gedacht... was, wen sie falsch lag?

Den Rucksack schaffe ich wohl gerade noch... antwortete sie zerstreut, konzentrierte sich dann aber wieder auf Ian. Aber natürlich tue ich das, lächelte sie matt, als Yaro schließlich auf Ian saß und sie von oben betrachtete. Eowyn ergriff den Rucksack und schulterte ihn, zurrte die Riemen so zurecht, dass er gut saß. Schließlich... sie blickte zu Yaro und hatte das seltsame Gefühl in der Magengrube, dass sie das jetzt vielleicht nicht sagen sollte, und dennoch - warum? - sprach sie leise weiter. Schließlich ist Yaro vermutlich der Einzige hier, bei dem du zulässt, dass er dich brauchen könnte, unabhängig davon, was andere denken oder vielleicht tatsächlich brauchen oder wollen... Sie zwang sich zu einem Lächeln, um die Ernsthaftigkeit zu überspielen, und wandte sich dann dem kleinen Ausgang zu. Lass uns gehen, ich bin bereit.

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Dschungelmond von Va'art, in einer Wasserhöhle, mit Eo und Yaro

Sie konnte sich nicht daran erinnern? In Gedanken versuchte Ian ihre vorangegangenen Gespräche durchzugehen. Hatte er kein einziges Mal laut ausgesprochen, was er so oft gedacht und gefühlt hatte? Da war die Situation gewesen, in der sie ohnmächtig gewesen war, in der er anfangs erfolglos versucht hatte, die Widerbelebungsmaßnahme einzuleiten. Da hatte er es gesagt. Wirklich nur da? Einmal hatte er laut und vehement behauptet, niemanden zu brauchen, aber sein Inneres hatte das Gegenteil geschrien und je länger der Dunkelhaarige zurückdachte, je intensiver er zurückging... ihm fiel tatsächlich nicht ein, diese Worte je laut ausgesprochen zu haben. Aber er hatte Eowyn gesagt, dass er Angst hatte, sie zu verlieren, so wie er ihr ebenfalls gestanden hatte, dass sie ihm etwas bedeutete. Zugegeben, es mochte kein direktes ‚Ich brauche dich‘ gewesen sein, aber… Er hatte es wirklich nicht gesagt, nicht ein einziges Mal, zumindest nicht direkt. Diese Tatsache brachte ihn tatsächlich ein wenig aus dem Konzept und diesmal war Ian derjenige, der dagegen ankämpfen musste, dass da keine leichte Röte in sein Gesicht schoss. So oft hatte er die Worte gedacht und gefühlt, dass er fast automatisch davon ausgegangen war, sie nicht allein beim Gedanken belassen zu haben.

„Nein, würde ich nicht“, kam daher mit absolutem Ernst in der Stimme. Schließlich hatte er auch auf der Sandkorn nicht eine Sekunde überlegen müssen, ob er sie rettete. Die Situation, in der Ian Eowyn gesagt hatte, dass er sie brauchte. Die einzige Situation, in der er völlig ohne zu überlegen einfach getan hatte, was er wollte. Die erste, kurze Umarmung die völlig ohne Unsicherheit von ihm ausegangen war. Und in dieser Situation waren sie sich längst nicht so nahe gewesen wie jetzt, was es fast noch schlimmer machte, dass er diese Worte bisher wirklich nie laut ausgesprochen hatte. Sein Gedankenwirrwarr hinderte ihn daran, Eowyns Gesagtes mit einem weiteren Witz zu bedenken und was da ihrer Meinung nach keine Rolle spielte, spielte sie für den Dunkelhaarigen umso mehr und diese nicht einmal untergeordnet, nein. Wie treffend war es da, dass sie behauptete, sicher gehen zu wollen, dass er auch alles verstand. Im Verstehen waren sie beide nicht die besten, aber warum drängte sich gerade das Gefühl auf, dass er noch weniger verstand als sie?
Dass sie ihn nicht brauchen durfte, hatte er nie erwähnt, zumindest... nicht laut, oder? Es war absurd! Sie hörte nicht, wenn er ihr zwischen den Zeilen offenbarte, dass er sie sehr wohl brauchte, aber das genaue Gegenteil, das hörte sie natürlich doch
. „Immer und immer wieder?“
Eigentlich hatte er sich die Frage im Stillen stellen wollen, aber da hörte er auch schon, wie er sie laut aussprach. Da war sein Versprechen gewesen, sie nicht alleine zu lassen. Wie passte das zu dem, was sie da jetzt – im Scherz? – sagte? Bestand er wirklich derart offensichtlich darauf, dass sie ihn nicht brauchte? Nicht brauchen durfte? Gestern erst hatte er gesagt, dass er ihr Trost und Nähe geben wollte und gestern erst hatte er genau diese Nähe zugelassen, nachdem er den kleinen Kampf, der ihn davor warnen wollte, gewonnen hatte. Sie dufte ihn nicht brauchen, dass stand fest. Aber…. war da nicht auch irgendwo die Erkenntnis, das ‚Dürfen‘ keine Rolle spielte? Waren sie nicht längst über die Grenze dessen, was Geschehen durfte oder nicht, hinaus? Eben weil es Dinge gab, die sich reichlich wenig um das scherten, was Geschehen durfte, oder nicht? Gefühle zum Beispiel?

Eowyns nächste Worte aber, ob mit einem Lächeln versehen, oder nicht, waren derart ernst, dass es unmöglich war, noch länger nicht auf dieses Thema einzugehen.
„Das stimmt nicht“, war Ians kleiner, leiser Protest. „Wenn das wirklich stimmen würde, hätte ich nicht… Ich hätte nicht….“ Wenn das wirklich stimmen würde, er hätte sie doch gestern nicht festgehalten, er hätte sich doch niemals, niemals dem Gedanken hingegeben, dass da mehr war, als ein zaghaftes, freundschaftliches Umarmen, als ein harmloses, freundschaftliches ‚Ich habe dich gerne.‘

Ein bisschen Trost und Nähe wäre schön... aber von dir, Ian, von niemandem sonst. Und nicht nur für jetzt. Auch später, weißt du...

Sie konnte doch unmöglich das Gleiche gemeint haben, was er in einem Moment, der völligen Verwirrung gedacht, gehofft, gewünscht hatte. Aber hatte sie nicht auch explizit erwähnt, dass Wes nur ein Freund war? Und…

Vielleicht wollte ich einfach nur sichergehen, dass du alles verstehst.

Derart falsch konnte er nicht liegen. Oder doch? Was sie da gerade gesagt hatte…


„Warte“, und mit zwei Schritten und klopfendem Herzen, holte er sie ein, noch ehe Eowyn die Höhle verlassen konnte.
„Warte, bitte“, wiederholte er so und nur, um sich absolut sicher zu gehen, dass sie auch wirklich nicht sofort die Höhle verlassen würde, griff er vorsichtig nach ihrer Hand und hielt sie fest, diesmal ohne Eowyn dabei zu sich herum zu drehen. Da war er wieder, der leidige Kampf zwischen dem was er fühlte und seinem Verstand, da war es wieder, das Fehlen der richtigen Worte und da war erneut Richtig und Falsch oder Falschrichtig.
„Eowyn, das kurze Zögern von gestern, das war ein nicht zulassen, aber alles was danach kam, war das Gegenteil davon.“ Sagte das irgendetwas aus? Nein, er erkannte es ja selbst und Ian musste sich doch nur einen Ruck geben. Von wegen nur, aber er musste. Nein, er würde. Nein, er tat.
Mit der noch freien Hand griff Ian in seine Hosentasche um den kleinen Behälter mit dem Sand hervor zu holen.
„Das hier ist nur ein kleiner Beweis dafür, es ist denkbar einfach und vielleicht sehr feige, aber ich trage ihn die ganze Zeit bei mir, weil ich ihn brauche und weil es viel einfacher ist, zuzugeben, ihn zu brauchen, als das gleiche zu dir zu sagen.“ Nur eine Sekunde wanderte Ians Blick auf den Behälter, ehe er Eowyn wieder ansah, melancholisch lächelte. „Mein Verstand sagt mir etwas anderes, er warnt mich und vor allem warnt er mich hiervor.“ Und da führte er ihre Hand zu seiner Brust, zu seinem schlagenden Herzen, denn wenn er so ungeschickt mit Worten war, dann würde diese Geste und sein Herz vielleicht für sich sprechen?
„Aber Eowyn, die Wahrheit ist, dass auch ich dich brauche und die Wahrheit ist auch, dass ich mir wünsche, dass … du mich brauchst. Natürlich nicht so, dass ohne mich gar nichts mehr möglich ist, aber…“ Machte er es nicht viel schlimmer mit dem, was er da sagte? „Ich hätte dich gestern niemals gehalten, wenn ich nicht zulassen wollte, gebraucht zu werden. Ich hätte dich niemals festgehalten, wenn ich dich nicht selbst auch brauchen würde. Ich hätte nicht gesagt, dass ich dir Trost und Nähe geben möchte.“ Sie war nicht Herrin über ihre Sinne gewesen, als sie gesagt hatte, dass sie Trost und Nähe von ihm wollte - von niemandem sonst - und wie hätte Ian da ausgerechnet gestern, auf irgendetwas hinwirken können? Ja, jetzt hatte sie etwas anderes gesagt, hatte davon gesprochen, nichts zu bereuen, hatte gesagt, dass es schön gewesen war. Bedeutete das aber zwangsläufig das Gleiche? Und hatte sie nicht mehr als einmal darum gebeten, dass er sie halten sollte? Drei Mal?

Ian selbst musste sich ein Herz fassen, damit er weitersprechen konnte und auch wenn es viel einfacher gewesen wäre, sich der Macht zu bedienen, manchmal, ja manchmal war es nötig zu sprechen.

„Wenn ich nicht denke, wo ich fühlen soll, dann gibt es da nur eines, was ich dir sagen kann.“ Und da sah er Eowyn direkt in die Augen, ihre Hand noch immer auf seine Brust gedrückt. „Ich brauche dich und ich möchte ebenso zulassen, gebraucht zu werden.“ Aber war das wirklich das einzige, was er sagen konnte? Und setzet er nicht vielleicht zu viele Credits ein, obwohl er eine Niete im Sabacc war? Leise setzte er also nach, kämpfte gegen jedes Gefühl der Unsicherheit an. Wenn er aber jetzt nicht deutlich wurde, wann dann? Deswegen, ja deswegen musste er alles auf eine Karte setzen. Denn wenn er es nicht sagen würde, blieb auch er schwammig in seinen Aussagen, dabei lag auch ihm daran, dass Eowyn verstand. Dass sie verstand, das es um mehr ging. Dass sie verstand, dass sein 'Ich brauche dich' mehr beinhaltete, als diesen Moment, mehr als später. Es war ein Fehler die Worte auszusprechen, sowie es ein Fehler sein würde, sie nicht auszusprechen. Warum gab es immer nur Falsch und Falsch? Er würde sic für den kleineren Fehler entscheiden, so hoffte er. Gleichzeitig aber entschied Ian sich damit auch für den, der weitaus schwerer auszusprechen war. Und ein Fehler war es doch nur, weil er sich nicht zu Genügen glaubte... Aber hatte sie nicht eben formuliert, was sie sich wünschte oder sogar wollte? Konnte all das dann so falsch sein? Ja, ja, aber war es genauso falsch zu schweigen? Zu Verdrängen? Nicht Denken!
"Und das, was ich will", und es schien so unmöglich es zu sagen, selbst bei aller Überwindung, die er aufbringen konnte, zumal dieses Denken ihn einholen wollte! Aber er hatte begonnen und er würde sich nicht in Schweigen verlieren, nein, stattdessen wurde Ian leise, seine Stimme zu einem einzigen Flüstern, "bist du." Aber da waren seine Gedanken, da war sein Verstand und da war seine Angst und alle drei lauerten nur darauf, ihn auf der Stelle nieder zu ringen.



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Nun, wenigstens darin waren sie sich einig. Es wäre schließlich auch zu albern gewesen, vorher zu diskutieren, anstatt hinterher, wenn irgendeine brenzlige Situation anstand. Als ob einer von ihnen beiden ernsthaft so handeln würde... Es war Spinnerei, Albernheiten. Sie wusste, er achtete auf sie, und er konnte sich sicher sein, dass sie es ebenso tat. Nicht umsonst hatten sie bisher gegenseitig Wache gehalten.
Sie stutzte. Immer und immer wieder... nun ja, vielleicht auch nicht so direkt. Vielleicht nicht mit Worten. Aber sagte seine ganze Haltung, seine auf Abstand haltenden Worte, sein "Ich weiß, was du nicht verdienst", sagte all das nicht genau das aus - eben immer und immer wieder? Vielleicht hatte sie sich geirrt, hatte wieder falsch interpretiert. Es war zum... ach, es war einfach nicht fair. Sie verstand es nicht, sie verstand alles nicht, aber vielleicht gab es auch nichts zu verstehen. Sie dachte einfach zu viel, das war es. Das Leben war manchmal nicht so kompliziert wie sie es nahm.


Ihr Lächeln hatte anscheinend wirklich nicht viel genutzt. Sie hatte Ian aber nicht treffen wollen, nicht jetzt... eigentlich. Denn auch wenn ihr vielleicht nicht ganz gefiel, was er sagte oder tat, sie hatte nicht das Recht, ihn zu drängen oder etwas zu fordern. Doch mit den Gefühlen war das so eine eigenartige Sache... Obgleich sie das alles nicht hatte ansprechen wollen, war es ihr nun indirekt doch hinausgerutscht, ohne, dass sie etwas hätte dagegen tun können, und das vielleicht gerade, weil sie sich selbst irgendwie verletzt fühlte... dabei war das unsinnig, lächerlich, denn im Gegensatz zu den letzten Tagen verstand sie sich so gut mit Ian wie noch nie, sie konnten gerade gemeinsam lachen und scherzen, ohne, dass jemand etwas übel nahm - abgesehen vielleicht von eben diesem kleinen Fetzen des Gespräches, der sie zum Nachdenken gebracht hatte... aber was sollte das schon ausrichten können gegen den ganzen Rest?
Andererseits war es wirklich irgendwie angenehm zu sehen, dass sie nicht die Einzige war, die keine Worte fand. Er hätte nicht... was? Sie war froh, gerade relativ in sich zu ruhen nach dem gestrigen Abend. Keine Worte zu finden war ja schön und gut, aber dann einfach komplett abzubrechen... Doch nein, sie wollte ihn eben nicht treffen. Sie hatte ihre Worte nicht so... nun ja, vielleicht hatte sie sie doch so gemeint, aber... nein, das war nicht der richtige Zeitpunkt. Und außerdem... außerdem... so ungern sie es zugab... aber er hatte schließlich ein Wörtchen mitzureden bei der Frage, wen er an sich heranließ.


Also würden sie weiterlaufen, wie immer, und es würde sich alles geben. Irgendwie, irgendwann... Sie brauchten Zeit, um zu lernen, irgendwie miteinander zurecht zu kommen, und die hatten sie auf diesem Mond vermutlich ohne Ende. Vielleicht würde sie ihn eines Tages sogar wirklich verstehen.
Andererseits... unwahrscheinlich.
Sie blieb stehen, als Ian nun doch seine Sprache wiedergefunden hatte, und gleich darauf spürte sie, wie er ihre Hand in die seine nahm. Was war das? Langsam wurde diese Situation zur Gewohnheit... Wie oft hatte er sie nun schon zurückgehalten? Oft genug, aber meistens hatte sie gewusst, worum es ging. Jetzt... sah sie dafür keinen Grund. Sie tat ihm den Gefallen, blieb stehen und drehte sich um, nur um ihn dann verwirrt anzusehen. Was... was wollte er damit aussagen? Ja, sie wusste, dass er ihre Nähe nicht hatte haben wollen. Ja, sie wusste, dass er sich danach umentschieden hatte. Und... weiter?
Der Sand... Der Sand des kleinen Steinchens, mit dem sie versucht hatte ihm zu sagen, dass "zerbrochen" nicht gleich "unnütz" bedeutete, dass aus allem etwas Neues entstehen konnte, wenn auch anders... Als er ihn ihr am Lagerfeuer hier auf Va'art hingeschmettert hatte, hatte sie bemerkt, dass er ihn noch mit sich trug. Es war schön zu sehen, dass er ihr zugehört hatte, dass sie irgendetwas in ihm bewegt hatte. Dass dieses kleine Ding ihm irgendetwas sagte... ihn an etwas erinnerte.
Weil er ihn brauchte... weil es einfacher war... als zu ihr... Ihr Herz begann, ein kleines bisschen schneller zu klopfen. Auch wenn er es wieder nicht sagen konnte... es war deutlich genug. Sie mochte manchmal schwer von Begriff sein, aber das... sollte sogar sie verstehen, oder? Oder... nicht?
Sie erwiderte unsicher sein Lächeln, das erstaunt verblasste, als er ihre Hand zu sich zog. Sein Herz... so stark klopfend, dass sie es deutlich spüren konnte. Verstand gegen Herz... Oh, das kannte Eowyn immerhin. Sie verstand es ja... doch das machte es nicht unbedingt einfacher.


Ihre Augen wurden groß, als er tatsächlich noch weitersprach, es doch von sich gab und ihre Vermutung bestätigte. Es war... schwierig, all dem zu folgen, was er sagte, denn ihr Kopf kam nicht hinterher mit all dem, was er zu begreifen hatte. Es war nicht nur, dass er zugab, sie zu brauchen und zugab, den Wunsch, gebraucht zu werden, zu besitzen, nein... es war all das, was danach noch folgte, es war das, wie er es sagte, und es war diese absolute Ehrlichkeit, die sie hören und spüren konnte. Das alles in Kombination mit den Gefühlen, die sie gestern gehabt hatte... Das war mehr, als sie sich vorher zu hören gewünscht hatte, viel mehr. So viel mehr... Es war auch das Eingeständnis, dass für sie beide der Abend gestern besonders gewesen war. Dass sie keinen Fehler gemacht hatte, dass, obwohl es nicht falsch war, es vielleicht wirklich richtig gewesen war...
Sie spürte, dass Ian noch immer unter Spannung stand. Dass er noch nicht alles gesagt hatte, was er hatte sagen wollen, und da sprach er auch schon weiter, sagte es noch einmal, direkt, deutlich, unzweifelhaft und unbestreitbar. Er brauchte sie. Er wollte zulassen, dass sie ihn brauchte. Dass sie ihn brauchte... Ihr Herz schlug nun kräftig und schnell, ihr Körper begriff schneller als ihr Verstand. Er stieß sie nicht nur nicht mehr fort, nein, im Gegenteil, das hier war deutlich, so klar, er ließ sie an sich heran, ohne irgendwelche Spielchen und Unsicherheiten.
In ihrem Kopf wirbelte alles so durcheinander, dass sie erst einmal unfähig war, darauf zu antworten, und so stand sie nur da, perplex, überrumpelt, aber zumindest ein Lächeln begann vorsichtig wieder, sich auf ihrem Gesicht auszubreiten.
Nach einer Pause, von der sie nicht hätte sagen können, ob sie lange oder kurz gewesen war, folgte noch mehr. Kurz hielt sie den Atem an, und als seine beiden letzten Worte, so leise, aber doch so laut in ihr ertönen, da wusste sie endgültig nicht mehr, was geschah. Ihr Bauch fühlte sich flau an, und in ihren Augen spürte sie etwas, das da jetzt definitiv nicht hingehörte. Sie spürte sein Herz schlagen, so deutlich, so heftig, genau wie das ihre. Sie hatte selber so lange gebraucht um zu erkennen, was sie wollte, und selbst dann war sie sich nicht sicher gewesen. Wie konnte man sich auch sicher sein? Nichts war jemals sicher. Aber diese Worte, die in ihr widerhallten wie ein seltsames Echo, das immer lauter wurde, sie waren alles, was sie jetzt hätte hören wollen. Sie waren genau das, was sie nun hatte hören wollen. Da war nichts, das sie irgendwie zweifeln ließ, dass das hier richtig war, weshalb auch.
Kontrolle über sich selbst hatte sie schon lange nicht mehr, und ihre andere Hand zitterte leicht, als sie sie hob und sachte über Ians Wange strich, wie um sich zu bestätigen, dass das alles real war und keine Einbildung. Du
bist, was ich will... sagte sie leise, und was ich brauche ebenfalls... Nach all dem, was er ihr gerade gesagt hatte schien ihr das zu wenig, zu einfach zu sein, aber es war schlicht genau das, was sie empfand und fühlte. Nicht mehr, nicht weniger. Eigentlich konnte etwas, das so wichtig war, auch nicht zu wenig sein... Sie dachte schon wieder zu viel. Er auch? Lass uns nicht denken. Lass uns ausnahmsweise einfach nur fühlen... Und was sie fühlte, als sie in seine Augen blickte war deutlich, sowohl innerlich als auch äußerlich - auch wenn das Innere weitaus schwieriger zu ordnen war als das Äußere, wo sie noch immer sein Herz spüren konnte und mit der anderen Hand seine warme Haut und den wachsenden Bart. Aber egal was sie spürte, es fühlte sich alles... wunderbar an, und sie hatte das Gefühl, als würde die Zeit stillstehen.

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Da waren sie heraus, die Worte, die schon gestern da gewesen waren, die Worte, die er sich nicht hatte eingestehen wollen und als er sie ausgesprochen hatte, kam die Angst, diese unbarmherzige Angst. Da waren so viele Dinge gewesen, die er einst gewollt hatte und keines dieser Dinge war je von Bestand gewesen. Wenn er sie nicht verloren hatte, hatte er sie zerstört und das wirklich immer und immer wieder, in all den Jahren, die er lebte. Dabei hatte Ian so angestrengt daran gearbeitet, niemandem mehr die Chance zu geben, ihn zu erreichen, schließlich war er, bis vor kurzem, noch der festen Überzeugung gewesen, dass in seinem Inneren gar nichts mehr existierte, das berührt werden konnte. Äußerlich war er vielleicht am Leben gewesen, aber innerlich? Nein, innerlich hatte er sich anders gefühlt. Leer und diese Leere war so allumfassend gewesen, das Ian sich daran gewöhnt hatte. Denn je weniger er empfand, desto weniger konnte geschehen. Mauern schützten und seine Mauer hatte ihn geschützt, vor jedem Gefühl, außer vor Wut und Verzweiflung. Aber was waren das schon für Gefühle? Nur zwei weitere, die davor schützen in Kontakt mit dem zu kommen, was umso wichtiger war. Und Eowyn? Sie hatte ihn gerettet und sie war, bei Weitem, die bessere Heilerin, denn jede äußerliche Wunde hatte Ian heilen können, nicht aber diese klaffende Leere, die ebenfalls eine Wunde gewesen war. Er brauchte sie, aber diese so sichere Erkenntnis hatte zwei Seiten. Und dass sie ihn brauchte, dass sie zugegeben hatte, ihn zu brauchen, war auch mit zwei Seiten behaftet. Die eine fühlte sich wunderbar an, tröstend, wärmend, bergend, aber die andere? Nun, die andere war das Gegenstück dazu, behaftet mit einer Angst, die so groß war, dass sie, wenn Ian nicht achtgab, die Macht besaß, das andere Gefühl zu verschlingen. Ian hatte Angst, nicht allein, vor dem was er fühlte, nicht allein vor dem, was Eowyn fühlten konnte, sondern vor allem Angst davor, was diese Gefühle mit sich bringen würden, nicht in diesem Augenblick, sondern später. Was würde geschehen, wenn sie Lianna erreichten, was, wenn er gestand, was, wenn sein Todesurteil ausgesprochen worden war. Für ihn mochte dann alles schlagartig enden, für ihn würde alles zu Ende sein, aber was würde dann mit Eowyn geschehen? Deshalb, deshalb hatte Ian nicht zulassen wollen, dass er mehr empfand. Deshalb, hatte er sie nicht Halten wollen. Nicht, weil da nicht die Sehnsucht gewesen wäre, sondern weil die Angst größer war. Die Angst und die Vernunft. Denn es war nicht fair. Es war nicht fair. Nichts davon war fair. Er würde verlieren und war zu Ende, aber sie? Dabei hatte Ian doch gestern noch beschlossen, diese Gedanken, diese Gefühle nicht siegen zu lassen. Erst gestern… Als er die Nähe zugelassen hatte, hatte er sich vorgenommen, sich seinen Gefühlen nur für diesen Moment hinzugeben. Und jetzt?

Aber wie konnte er nicht? Wie konnte Ian nicht sagen, was er empfand und um wie viel weniger konnte er es nicht, wenn er Eowyn anblickte? Sicher, er hatte sie nicht verdient, schon allein deshalb nicht, weil er war, was er war. Da war aber auch ihr Wunsch, da waren ihre Worte und neben dem unsäglichen Gefühl nun wirklich jede Grenze überschritten zu haben, nun wirklich etwas Verbotenes gesagt und getan zu haben, war da noch etwas anderes. Der leise Anflug von Glück. Und hatte er sich nicht geändert? Er war nicht mehr Darth Keebo der Sith, nicht mehr der Mörder und er bereute, ja er bereute wirklich und er hatte schon bereut, bevor er so viel für Eowyn empfunden hatte. Konnte dann all das, was er sagte, was er fühlte so falsch und so verboten sein? Und war da nicht die kleine, winzige, utopische Chance, dass diesmal nicht alles in einer großen Katastrophe enden würde? Und war es nicht, noch viel wichtiger, an der Zeit, genau jetzt an dem festzuhalten, was er hatte, an dem, was da gerade war? Sich an zu Klammern, das ihm vielleicht geboten wurde? Eine winzige Chance?
Es konnte nicht falsch sein. Es war nicht falsch. Es wäre falsch gewesen, hätte er seine Vergangenheit verschweigen. Aber jetzt? Jetzt konnte, nein jetzt konnte und durfte es nicht falsch sein. Jetzt war es nicht falsch. Diese Angst, er würde sie besiegen, denn sie war nicht fair, weder zu ihm, noch zu Eowyn. Er würde sie bekämpfen. Mit dem, was er jetzt fühlte und dieses Gefühl war so stark, dass es jede Furcht verdrängen musste und war es nicht das Gefühl, dann war es Eowyns Lächeln oder Eowyn selbst.

Und als sie ihre Hand hob und Ians Wange berührte, schloss dieser kurz die Augen, gab sich dieser Berührung hin und der leise Anflug von Glück breitete sich in einer schier unmöglichen Geschwindigkeit in seinem ganzen Körper aus. Wie sehr hatte er das vermisst? Eine einzige, sanfte Berührung die so viel mehr war als das.
Eowyn hätte ihre nächsten Worte nicht einmal aussprechen müssen, denn sie hatte sie lange vorher schon in ihre Geste gelegt und als Ian die Augen öffnete, war da nicht nur in ihren Augen dieser verräterische Glanz.
Da hob auch Ian seine freie Hand und der Impuls, der heute Morgen so schwer zu unterdrücken gewesen war, war es nun vollkommen. Und als er Eowyns Wange berührte, war da die absolute Gewissheit, dass sich etwas, was sich derart wundervoll anfühlte, kein Fehler sein konnte.

„Ich fürchte, du wirst mit helfen müssen, wenn mein Verstand siegen möchte“, sagte Ian leise und doch lächelte er dabei, als er einen winzigen Schritt näher auf Eowyn zuging. Wobei Gedanken und Gefühl in diesem Augenblick das erste Mal etwas ähnliches, wenn nicht sogar das Gleiche wollten. Und da verringerte Ian das letzte Bisschen Distanz, die Position seiner Hände unverändert, als er sich zu Eowyn herunter beugte. Noch einmal schien sein Herzschlag sich ein wenig zu beschleunigen, als Ian die Augen schloss, um seine Lippen sanft, fast schüchtern, aber doch irgendwie sicher, auf die Eowyns zu legen. Und vielleicht gelang es ihm in diesen Kuss all sein Gefühl zu legen, das sein Herz doch ohnehin schon mitten durch ihre Hand hindurch an sie vermitteln musste.

Dschungelmond von Va'art, in einer Wasserhöhle, mit Eo und Yaro
 
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Dschungelmond von Va'art, in einer Wasserhöhle, mit Ian und Yaro

Geschah das hier wirklich? Eowyn hatte den Eindruck, als wäre alles, was "normal" gewesen war, weit weggerückt. Gerade eben noch hatte sie dort drüben gesessen und sich gefragt, wie es weitergehen würde. Hatte sich gefragt, warum bei allen Sonnen Ian so wenig reagierte. Hatte sich gewundert über sich selbst und über das, was gestern gewesen war. Und jetzt stand ihre Welt Kopf, jetzt war alles so anders. Sie nahm ihr fürchterlich klopfendes Herz, ihr leichtes Zittern und ihren Purzelbäume schlagenden Bauch kaum wahr, alles, was sie sehen und spüren konnte war Ian. Sein klopfendes Herz fühlte sie umso deutlicher. Sie hatte nicht erwartet... was hatte sie eigentlich erwartet? Nein, sie hatte einfach nicht so weit gedacht, sie hatte, obwohl sie erkannt hatte, dass ihr etwas fehlte, dass Ian ihr mehr bedeutete als er vielleicht sollte, niemals so weit gedacht, hatte einfach nur versucht, aus dem Gefühlschaos herauszufinden. Mit logischen Argumenten, mit ihrem Willen. Völlig vergeblich, und außerdem völlig aussichtslos, wie sie nun sah. Lächerlich aussichtslos.
Nur - was bedeutete das alles? Was bedeutete es vor allem für das, was auf sie wartete, wenn - falls? - sie von Va'art wegkommen würden
? Es war, wie sie Ian gestern schon gesagt hatte - sie hatte Angst vor dem, was kam, aber energisch schob sie all das weit von sich, versteckte alle Sorgen, verpackte sie sorgfältig in ihrem hintersten Winkel. Dafür war Zeit, wenn die Zeit gekommen war. Nicht jetzt, nicht jetzt, wo sie Ian so nahe war, wo Gefühle wie Glück und Freude durch sie strömten, in einer Intensität, in der sie sie selten oder sogar nie erlebt hatte. Hier hatten keine Sorgen und Ängste Platz, das würde sie nicht zulassen.

Als Ian seine Augen wieder öffnete erwiderte sie seinen Blick, sah in die Augen, die trotz oder gerade wegen des Schimmers so intensiv schauen konnten und verlor sich beinahe in ihnen. Seine Berührung schließlich durchdrang sie vollkommen und ließ ihr trotz seines Blickes keine andere Wahl, als ebenfalls die Augen zu schließen. Es war... so wenig, und doch so viel, so unglaublich viel... Hatte jemals irgendjemand sie so berührt, so vorsichtig, so sanft, so behutsam, so... innig? Wenn, dann musste es ewig her sein, denn sie konnte sich nicht daran erinnern.
Als ob sie sich gerade überhaupt an irgendetwas erinnern konnte, das nicht in dieser Höhle war...
Fast bedauernd öffnete sie die Augen und sah ein Lächeln, das seinen Worten tatsächlich so etwas wie Leichtigkeit gab. Sie erwiderte es, und es spielte keine Rolle, dass sie keine Ahnung hatte, wie sie es im Ernstfall würde anstellen sollen... Denn sie würde dafür sorgen, dass sein Verstand nicht alles zerstörte, nicht nach all dem hier. Das war garantiert.
Das werde ich, versprochen... antwortete sie genauso leise, als Ian den letzten minimalen Abstand überwand und schlussendlich mit seiner nächsten Berührung alles, was sie überhaupt denken konnte, völlig aus ihrem Kopf verschwinden ließ, um nur noch sie beide zurückzulassen. Seine Lippen auf den ihren brachte sie tatsächlich kurz aus dem Konzept, denn alles, was sie vorher an intensiven Gefühlen gehabt zu haben meinte war nichts gegen das, was jetzt über sie hereinbrach. Jetzt... jetzt war alles genau richtig, alles, was nur irgendwie richtig sein konnte, dieser Ort, sie beide, einfach alles. Sie erwiderte schließlich den Kuss, erwiderte das, was er ihr dadurch mitteilte, ließ sich fallen in das, was dieser Moment in ihr auslöste. Ließ sogar alles frei, was an Gefühlen in ihr war - und genoss einfach den Augenblick, so lange er da war. Sie genoss selbst ihre Offenheit, genoss, dass sie sich nicht versteckte, nichts zurückhielt, nichts von ihr irgendwie war, weil es so sein musste; nein, sie war sie selbst, das, was und wer sie nun einmal war.
Aber noch mehr als all das genoss sie Ians Anwesenheit, nicht nur die körperliche, die sie durch ihre beiden Hände an seinem klopfenden Herz und seiner Wange, die sie hielt, spürte, sondern auch seinen Geist, der da so nah bei ihr war.


Als sie sich schließlich voneinander lösten und Eowyn die Augen öffnete, von denen sie nicht gemerkt hatte, dass sie geschlossen gewesen waren, hatte sie das Gefühl, dass etwas von ihr fehlte, aber ganz davon abgesehen konnte sie nicht anders, als inbrünstig zu lächeln und vorsichtig durch Ians Haare zu fahren. Einen kurzen Moment später aber nahm sie ihre andere Hand von seinem Herz, um stattdessen ihren Kopf an seine Brust zu legen und sich mit geschlossenen Augen an ihn zu lehnen, während ihre freie Hand nun auf seinem Rücken Platz fand. Ich glaube, du hast deinen Verstand gerade gut im Griff... murmelte sie und versuchte, ihre weichen Knie zumindest annähernd so gut unter Kontrolle zu bekommen.

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Dschungelmond von Va'art, in einer Wasserhöhle, mit Eo und Yaro

Da war diese Empfindungslosigkeit gewesen, diese Leere und die Gewissheit, mit allem abgeschlossen zu haben. Noch auf Nar Shaddaa hatte Ian nicht einmal mehr gewusst, wie man lächelte und jetzt? Jetzt war alles so anders. Sinn und Farbe waren zurückgekehrt, hatten diese schier endlos hohe und dicke Mauer zum Einsturz gebracht. Auf Nar Shaddaa hatte er vergessen wollen um sich schlussendlich hier, auf Va’art zu erinnern. Erinnern an Dinge, die nicht mit Leid oder Schmerz verbunden waren, nein. Ein Erinnern an das Gute, an das Schöne und vielleicht ein Erinnern daran, dass nicht alles vergebens war, nicht alles zerstörerisch. Dass auch er mehr war, mehr sein durfte. Keine Verachteter, kein Eindringling, kein Feind. Es war, wie ein leises Echo aus der Vergangenheit, das zu mehr geworden war, als einem bloßen, verzerrten Nachhallen eines Tones. Und zum ersten Mal drängte sich Ian der Gedanke auf, dass er vielleicht nicht das war, was Eowyn verdiente, aber zu dem werden konnte, zu dem werden wollte.

Da war ihr Lächeln, das nicht nur in ihren Augen lag, sondern von ihrer ganzen Person ausgestrahlt zu werden schien. Ein kleiner Moment, ein paar Atemzüge, in denen alles andere nicht nur zweitrangig schien, sondern es war. Da gab es nichts, keine Vergangenheit, keine Zukunft, kein früher, kein später. Nur jetzt. Und als Ian Eowyn küsste und sie diesen Kuss erwiderte, wurde der Augenblick perfekt. Was er einst, bei seiner Rückkehr nach Bastion nur wie durch eine dicke Decke hatte fühlen können, war nun so überdeutlich, fühlte sich echt an und die Angst, dass all das sehr bald enden konnte, war weiter weg, als Lianna. Weiter, als alles andere.

Und auch Ians Lächeln strahlte von innen nach außen, als Eowyn ihren Kopf an seine Brust legte, sich an ihn lehnte. Diesmal zögerte er selbst keine Sekunde, als er seine Arme um Eowyn legte. Da waren so viele Unsicherheiten gewesen und es war so befreiend, zumindest für jetzt, nicht von ihnen beherrscht zu werden. „Ich muss und ich werde ihn im Griff haben.“ Hatte er es nicht, wollte Ian gar nicht wissen, was auf ihn zukommen würde, oder auf sie beide, außerdem hatte Eowyn versprochen, ihm dabei zu helfen. Wobei neben dem Verstand wohl die Angst weitaus schlimmeres anrichten konnte, doch vielleicht gelang es ihnen beiden, sich auch dahingehend zu unterstützen? Nicht nur vielleicht, nein. Bestimmt!

So gerne Ian auch noch Ewigkeiten so mit Eowyn im Schutze der Höhle gestanden hätte, es war an der Zeit, dass sie ihren Weg fortsetzten. Dabei war genau das eigentlich völlig absurd. Denn je näher sie dem Ziel kamen, Lianna zu erreichen, desto eher würde all das, was sich da gerade entwickelte, enden. Wollte Ian aber, dass er Eowyn verdiente, war es sicher nicht richtig, auch nur zu Denken, dass jede Sekunde auf Va’art eine Sekunde mehr mit ihr sein würde. Denn so wichtig sie ihm auch war, Ian durfte seine Mission nicht aus den Augen verlieren. „
Vielleicht sollten wir jetzt dennoch weiter“ und da folgte ein kleines Lachen. Was sicher nicht bedeutet, dass mein Verstand gerade gesiegt hat.“


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Als Ians Arme sich um sie legten schloss Eowyn wieder die Augen. Das Gefühl der Sicherheit, das sie plötzlich umgab, war seltsam - hier, an diesem Ort, unter diesen Voraussetzungen. Dennoch hatte sie sich selten so sicher gefühlt wie jetzt in diesem Augenblick, und sie ließ es sich nicht nehmen, durch keinen infizierenden Gedanken, der sich irgendwie einschleichen wollte. Es kümmerte sie nicht, was gewesen war, und erst Recht nicht, was kommen würde, denn dann würde dieses Gefühl urplötzlich ins Nichts verschwinden. Das Einzige was zählte war der Augenblick, waren Ians Arme, war vielleicht noch das, was Sekunden vorher geschehen war.

Es kam ihr vor wie eine halbe Ewigkeit, Wochen, Monate, als Ian wieder sprach und sie aus diesem Moment und ihrer eigenen Gefühlswelt riss. Weiter. Sie mussten weiter... Und wie sie weiter mussten. Sie war so versunken gewesen, dass sie alles um sich herum vergessen hatte; den Grund, weshalb sie hier waren, und als es ihr wieder einfiel zuckte sie ein wenig zusammen. Sie war wirklich durch den Wind. Nein, du hast ja völlig Recht... murmelte Eowyn und löste sich mit großem Bedauern aus Ians Umarmung. Doch es würde nicht die Letzte gewesen sein, das war es, was ihr überhaupt erst half, sich dazu zu überwinden. Hin und wieder sollte unser Verstand tatsächlich funktionieren. So wie jetzt, denn sie mussten sich wieder auf den Weg vor ihnen konzentrieren, auf ihre Mission, auf ihr Ziel. Das Ziel, von diesem Planeten herunterzukommen... Nach Lianna zu kommen. Lianna... und wenn Eowyn schon vorher wild entschlossen gewesen war, dass sie Ian dort helfen würde, wo sie nur konnte, so hatte sich jetzt noch einmal alles gesteigert. Zumindest ihre Verzweiflung, von dieser Pflanzenkugel fortzukommen war zu einem Großteil weggeblasen, eine neue Zuversicht hatte sie erfasst. Es musste funktionieren. Es musste einfach, denn wofür wäre sonst all das gut gewesen? Ein klitzekleiner Teil ihres alten Glaubens war dabei, sich einen Weg in ihren Kopf zu bahnen, wie sie mit kleiner Verwunderung feststellte, aber sie nahm es dankbar an. Und mit unserem glorreichen Verstand werden wir auch eine Lösung für all das finden, sagte Eowyn fest.
Sie lächelte Ian zu, warf noch einmal einen letzten Blick in die friedliche und für sie so wichtige Höhle und verließ selbige schließlich.

Wo war ihre Angst von gestern? Die Angst, verletzt zu werden, jemanden an sich heran zu lassen, die Angst vor Gefühlen? Sie war verschwunden. Nicht, dass sie sich darüber beschweren würde... aber sie wartete quasi sekündlich darauf, dass sie wieder eintrat, sie einholte, sie überwältigte. Aber so lange dies nicht geschah würde sie das seltsame neue Hochgefühl genießen.
Dieses Hochgefühl hatte es aber nicht geschafft, die Kopfschmerzen zu verdrängen, die dank des ein wenig helleren Lichtes draußen doch noch stechender wurden. Der Wettergott dieses Planeten meinte es entweder gut oder schlecht mit ihr - es nieselte, was schlecht für ihr allgemeines Befinden und das Wandern, aber positiv für ihren Kopf war. Mit noch mehr Sonnenlicht wäre es noch unangenehmer gewesen. Vielleicht würde es ihr ja jetzt, wo ihre Grundstimmung so positiv war, einfacher fallen, sich um ihre Kopfschmerzen zu kümmern. Es sollte ohnehin nicht so schwer sein wie bei ihrem verbrannten Arm. Missmutig starrte sie ihn an, gut sichtbar dank ihrer fehlenden Kleidung dort. Ja, er war halbwegs verheilt... Aber weit davon entfernt,
wirklich verheilt zu sein, und sie würde aus dieser Sache sicher nicht narbenlos hervorgehen. Das mit ihrem Kopf würde besser klappen, schließlich ging es nur um Beruhigen, nicht um wirkliches Reparieren, in welchem sie ohnehin eher ein negatives Talent besaß. Allerdings war es hinderlich, sich zu konzentrieren, wenn der Kopf ausgerechnet das zu behandelnde Körperteil war.

Wie schon gewohnt streckte Eowyn ihre Fühler in der Macht aus, versuchte zu erfühlen, in welche Richtung sie gehen sollten - sinnlos. Sie wandte sich nach rechts, sich dessen bewusst, dass Ian ihr folgte, und bei diesem Gedanken stahl sich wieder ein leichtes Lächeln in ihr Gesicht. Der Eisklumpen in ihrem Bauch von gestern Vormittag hatte sich in ein flaues Gefühl verwandelt, das weit davon entfernt war, unangenehm zu sein. Sie fühlte sich beinahe... ja, jünger, kräftiger. Als wären all die Sorgen nicht mehr so schwer, genau wie all die Gedanken und Ängste. Selbst der doch sehr physische Rucksack schien nur die Hälfte seines Gewichtes zu haben.
Und dabei war sie doch gar nicht so alt...
Allerdings musste sie sich eingestehen, dass das körperliche Alter nicht immer dem seelischen entsprach. Und in dieser Hinsicht hatte sie gerade das Gefühl, um wenigstens zehn Jahre verjüngt zu sein. Mindestens.

Als sie jünger gewesen war hatte sie stärker geglaubt. Sie war positiv gewesen, mutiger, hatte nach ihrem Herzen gelebt. Sie versuchte etwas davon zurückzuholen. Es würde sich alles fügen. Sie musste daran glauben, denn wenn sie es nicht tat wusste sie nicht, was passieren würde. Sie klammerte sich mit allem, was sie hatte an diesen Gedanken
, es spielte jetzt keine Rolle mehr, ob ein Gedanke oder irgendeine Hoffnung sie auf den Boden werfen würde, wenn sie nicht erfüllt werden konnte. Dafür war es ohnehin zu spät, also konnte sie nur glauben und hoffen, dass sie heil aus dieser Sache herauskommen würde. Dass sie einen Weg finden würden. Sie und Ian. Sie beide.
Sie beide.
Ihr Lächeln wurde breiter. Sie beide... Ein seltsamer Gedanke. Seltsam, aber unglaublich ermutigend und stärkend. So stärkend, dass ihre Kopfschmerzen jetzt gleich einpacken konnten.
Während sie weiter beide einen Weg durch den Dschungel suchten begann Eowyn, sich genauso einen Weg durch ihre Kopfschmerzen zu bahnen und versuchte, diese zu lindern, was ihre volle restliche Konzentration forderte. Heilen war
wirklich nicht ihr Ding.

Dschungelmond von Va'art, mal wieder unterwegs, mit Ian und Yaro
 
Dschungelmond von Va'art, mal wieder unterwegs, mit Eo und Yaro

Ehe Eowyn sich aus der Umarmung löste, drückte Ian ihr noch einen sanften Kuss auf den Oberkopf, erst danach ließ er sie bereitwillig los, damit sie ihren Weg fortsetzen konnten. Den Weg, der sie nach Lianna führen würde und die Angst, was geschehen konnte, schien für den Moment verschwunden. Sie würde zurückkehren, spätestens, wenn sie in den Orbit von Lianna traten, aber bis zu diesem Zeitpunkt würde Ian der Angst keine Macht über sich lassen.


„Das werden wir“,
bekräftigte der Dunkelhaarige Eowyn daher und seltsamerweise war der Entschluss, nach Lianna zu gelangen nur weiter gewachsen. Ein kleiner Funke Hoffnung, dass alles gut werden würde, war an die Stelle der Angst getreten. Und vielleicht würde alles gut werden. Vielleicht würden die Jedi ihn nicht hinrichten lassen, vielleicht gaben sie ihm die Möglichkeit irgendwie zu helfen. Wenn Heilen sein Talent war – vorausgesetzt man gab ihm die Möglichkeit- gelang es Ian vielleicht zu helfen.


Wenige Sekunden nach Eowyn trat auch Ian wieder ins Freie. Das Wetter war wankelmütig wie immer und es war sicher nur eine Frage der Zeit, wann sich das Nieseln verstärken und zum Dauerregen werden würde, dennoch, auch diese kleine Unannehmlichkeit vermochte nicht die Laune des Dunkelhaarigen zu trüben. Als er Eowyn Blick auf ihren Arm bemerkte und die Tatsache, dass ihr Arm zwar um einiges besser aussah, als vor ein paar Tagen, aber längst nicht so, wie früher, griff Ian kurz in die Macht hinaus. Doch auch ihm fehlte die Fähigkeiten Narben zu heilen. Danach folgte er Eowyn durch den Dschungel und es dauerte nicht lange, bis der Regen kräftiger wurde und es so immer schwerer machte voran zu kommen. Der Weg, den sie gingen war abschüssig, was das Laufen nicht gerade erleichterte, ohnehin war durch die Stärke des Regens kaum noch die Hand vor Augen zu erkennen. Und gerade, als Ian vorschlagen wollte eine kurze Pause einzulegen, löste sich der Erdboden unter seinen Füßen und kein Reflex der Welt, keine Schulung durch die Macht konnte aufhalten, dass Ian fiel.
Ach…“ tung, wollte er gerade noch sagen, aber da war es bereits zu spät. Unsanft und ohne die Möglichkeit, sich richtig abzufangen, landete er auf dem unter sich nachgebenden Boden, um nur einen Sekundenbruchteil später, auch Eowyn von den Beinen zu reißen. Nicht einmal Yaro war flink genug gewesen, dem Erdrutsch zu entgehen und so rutschte alles, was keine Wurzeln geschlagen hatte, unaufhaltsam den Abhang hinunter. Bis der nicht vorhandene Weg eine Biegung machte um in einem weiteren, vielleicht 50 Meter hohen Abhang zu enden. Zu gerne hätte Ian etwas getan um Eowyn oder sich fest zu halten, aber keine der Pflanzen war stark genug, um Halt zu finden und so stürzte der ehemalige Sith ein zweites Mal, um vom völlig aufgeweichten Boden aufgefangen zu werden. Dennoch entwich ihm ein dumpfes Stöhnen, nur um sich kurz darauf sofort nach Eowyn umzusehen.Geht es dir gut?“, fragte er besorgt, ohne einen Blick auf seine Umgebung zu werfen, sich langsam wieder aufrappelnd.

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Der Versuch, ihre Kopfschmerzen zu beruhigen hatte sie ihre volle Konzentration gekostet, und als Eowyn diese wieder voll auf den Weg vor ihr und den Rest richtete spürte sie, dass sich etwas verändert hatte. Der unterschwellige, leichte Schmerz in ihrem Arm war verschwunden, und als sie einen Blick darauf warf sah er definitiv nicht so aus wie noch gerade eben.
Wenn der Mond hier nicht wirklich über außergewöhnliche Heilkräfte verfügte dann gab es nur eine Erklärung dafür. Sie ahnte, dass sie noch vor fünf Tagen verärgert gewesen wäre, aber seltsamerweise konnte sie diese Sicht nun nicht mehr nachvollziehen. Im Gegenteil... ihre Abgrenzung hatte ihnen nur Probleme eingebracht. Nicht, dass es ihr jetzt
leicht fallen würde, zu akzeptieren, dass manche Dinge einfach sinnvoll waren, aber es war um einiges verständlicher und logischer. Sie hatte nun einmal noch so viel zu lernen... Loslassen, Verantwortung abgeben. Und vor allem zulassen. Wie Recht Ian damit gehabt hatte sah sie erst jetzt langsam, vermutlich hatte selbst er nicht vermutet, wie richtig er lag. Wusste es bis jetzt nicht. So aber blieb es bei einem leisen Danke, während sie vorsichtig über die nun verheilten Narben strich.
Die Kopfschmerzen hatten ebenfalls nachgelassen, ob es allerdings an ihren grandiosen Heilkünsten oder aber an der frischen Luft und der Bewegung lag konnte Eowyn nicht sagen. Fünf Tage... jetzt waren es schon fünf Tage, die sie hier ziel- und planlos umherliefen, und es sah kein bisschen besser aus als an ihrem ersten Tag hier. Beinahe noch schlechter, wenn man die sinkende Anzahl der Energieriegel bedachte und die Tatsache, dass sie beide so nicht ewig würden weiter machen können. Allerdings gab es schließlich nicht nur schlechte Nachrichten. Ian und sie sprangen sich nicht mehr bei jedem Wort an die Gurgel und kamen bei weitem besser miteinander aus als sie kurz nach ihrem Absturz gedacht hatte. Um einiges besser. Ein wenig ungläubig schüttelte Eowyn den Kopf angesicht der Veränderung. Nein, in eine
solche Richtung hatte sie vor einer Standardwoche garantiert nicht gedacht.

Hatte sie sich vorhin noch beinahe darüber gefreut, dass die Sonne nicht so stark schien? Verflucht sollte sie sein. Dieser Regen war schon beinahe kein Regen mehr, das war ein wahrer Wolkenbruch, allerdings war kein Ende abzusehen, wie es in der Regel bei schweren Wolkenbrüchen der Fall war. Ein paar Minuten gut und schön, aber das hier dauerte nun schon zu lange an. Eowyn versuchte Ausschau nach einem Unterschlupf zu halten, doch das war beinahe aussichtslos, wenn die Sichtweite so reduziert war. Die Krönung wäre jetzt noch der Angriff eines dieser Riesenwürmer, aber vermutlich blieb jeder Riesenwurm mit einem gewissen Rest an Verstand bei diesem Wetter daheim in seiner warmen Höhle, oder wo auch immer diese Viecher wohnten.
Sie hoffte einfach inständig, dass diese Tiere so etwas wie Verstand hatten.
Kurz durchzuckte sie der Gedanke, dass die Datenkarten in ihrem Rucksack
diesem starken Regen vermutlich nicht würden stand halten können und damit die ganze furchtbare Mission auf Nar Shaddaa wirklich umsonst gewesen sein würde, als alles ganz schnell ging. Eben stand sie noch, und im nächsten Moment bewegte sich alles um einiges schneller als sie laufen konnte. Sie landete plötzlich auf dem Boden, und die nächsten Gedanken galten nur noch dem Versuch, sich von nichts treffen zu lassen und den Rucksack und den Kontakt zu Ian nicht zu verlieren, während es einfach nur noch abwärts ging. Von nun an traf sie keine bewussten Entscheidungen mehr, doch als es nach der Kurve noch einmal abwärts ging bekam sie immerhin eine minimale Warnung durch die Macht. Nicht sonderlich hilfreich, wenn man bedachte, dass sie keine Möglichkeit hatte, sich irgendwo zu halten, aber immerhin gut dafür, sich zu wappnen und auf das zu konzentrieren, was sie am Besten konnte.

Als sie sich schließlich nicht mehr unfreiwillig bewegte öffnete sie die Augen, die sie unbewusst geschlossen haben musste und fand sich halb auf dem Boden (war das wirklich Boden? Das war eher... Matsch, Schlamm, Sumpf und ein Chaos von abgerissenen Pflanzen, Ästen und Blättern) liegend, halb sitzend wieder. Der Regen prasselte weiter unbarmherzig auf sie nieder, aber nach dem Lärm des Erdrutsches war es ein beinahe leises Geräusch. Hinter sich konnte sie Ians Stimme hören und drehte sich um. Ob es ihr gut ging? Verwundert stellte sie fest -
Ich… glaube schon… Prüfend bewegte sie Arme und Beine. Alles noch dran, alles noch beweglich. Sicher, ihr Arm war fürchterlich aufgeschürft, am Schienbein spürte sie schon den nächsten garantierten blauen Fleck wachsen und am Bauch wäre es ähnlich gewesen, wenn sie dort nicht schon übersät von selbigen gewesen wäre, die mittlerweile vermutlich eher grün als blau waren. Aber das schien es auch erst einmal zu sein und war wirklich nicht der Rede wert. Nicht nach einer solchen Rutschpartie. Hoffentlich blieb es dabei. Sie hatte wirklich Glück gehabt. Was ist mit dir?
Ihr Blick wanderte weiter durch den Regen, und erst jetzt nahm Eowyn verschwommen ihre Umgebung war. Sie saßen am Rande einer Lichtung, einer so großen Lichtung, wie sie sie auf Va'art noch nicht gesehen hatte. Ja, ein guter Teil war nun begraben unter dem, was der Erdrutsch außer ihnen noch mitgerissen hatte, aber sie war noch immer groß genug um Platz zu bieten für Steine. Steine… Eowyn hätte nie gedacht, dass der Anblick von Steinen sie irgendwann einmal so verwundern würde. Steine, die aufeinander gestapelt gewesen waren. Gewesen waren. Denn es war nicht erkennbar, was der Zweck dieser Steine einmal darstellen sollte. Gebäude, vermutlich... aber wenn dem so war hatten sie seit mehreren Ewigkeiten keine Bewohner mehr gehabt.
Ihr erster Gedanke bei diesem Anblick war Hoffnung - hier hatte es einmal jemanden gegeben, der diese Mauern gebaut hatte! Doch schon mit dem zweiten Gedanken war diese Hoffnung wieder Vergangenheit. Diese Steine waren voller Gras und Pflanzen, sie waren noch nicht einmal mehr wirkliche
Mauern sondern bloß noch Steine, von denen manche vielleicht noch zufälig aufeinander standen... Wer auch immer hier gewohnt hatte war schon lange, lange nicht mehr hier. Es half ihnen rein gar nicht. Im Gegenteil - es hatte vermutlich einen Grund, dass diese Ruinen nun verlassen waren. War das das Aus, das Zeichen, dass auf diesem Mond oder zumindest in irgendeiner erreichbaren Nähe nichts und niemand mehr war, der ihnen helfen konnte? Viele Orte wie diesen gab es in der näheren Umgebung doch vermutlich gar nicht, wenn diese Lichtung verlassen war... wo sollte denn noch jemand sein?

Dieser winzige Moment der Hoffnung wurde von einem ähnlichen Erdrutsch hinfortgespült wie sie selbst soeben und zeigte Eowyn wieder einmal überdeutlich, wie zerbrechlich hier alles war, allen voran sie selbst. Die letzten Tage waren vermutlich für sie beide ein einziger Drahtseilakt gewesen, und es kostete Eowyn große Mühe, sich jetzt nicht wieder gehen zu lassen.
Sie würden sich die Überreste genauer ansehen und dann weitergehen, immer weitergehen, müssen - denn was blieb ihnen schon anderes übrig?


Dschungelmond von Va'art, am Rand einer Lichtung, mit Ian und hoffentlich auch Yaro
 
Dschungelmond von Va'art, am Rand einer Lichtung, mit Eo und hoffentlich auch Yaro

Eowyns Arm zu Heilen war ein leichtes und es wäre so schön gewesen, wenn alle Dinge, die vor ihnen lagen, ebenso schnell und einfach gelöst werden konnten. Doch allein der Regen, der viel eher einem Monsun glich, machte das Laufen und das Sehen immer schwerer. In den fünf Tagen, in denen sie sich den Weg durch den Dschungel gebahnt hatten, war dieser Wolkenbruch mit Abstand der heftigste. Die Temperatur schien gestiegen zu sein und so wurde das Laufen nur noch unangenehmer. Dennoch, Ian lächelte, als Eowyns kleines Danke kam. Dabei gehörte das Heilen für ihn viel eher zu einer Selbstverständlichkeit und wo Eowyn vor Tagen vielleicht noch säuerlich reagiert hätte, tat sie genau das diesmal nicht. Die Dinge zwischen ihnen hatten sich eindeutig geändert, auf keine Art, die Ian jemals hätte voraussehen können. Eigentlich hätte der Dunkelhaarige innehalten müssen, sein Glück – und es stand völlig außer Frage, dass es sich um Glück handeln musste – kaum fassend. Aber seinem Pessimismus hatte all das, einen kleinen Abbruch getan.
Ob der kleine Erdrutsch eine Mahnung sein sollte, bloß nicht zu euphorisch zu werden? Ian wusste es nicht. Zumindest sprach der komplett fehlende Halt fast dafür, es war unmöglich den Weg nach unten zu verlangsamen, oder aufzuhalten, denn das einzige, was Ian zu fassen bekam waren Pflanzen, die er zerriss. Das dumpfe Gefühl in der Magengegend, dass nichts anderes, als eine Warnung der Macht war, schien mitsamt den Pflanzen ebenfalls zu stürzen.


Den Sturz abzufangen war unmöglich und obwohl Ian daran setze, ihn mit Hilfe der Macht zu verlangsamen, ging alles so schnell, dass es ihm misslang, irgendetwas anderes zu tun, als zu fallen. Zumal er viel eher daran gesetzt hatte, Eowyns Sturz zu verlangsamen, als den seinen. So galt auch ihr, als sie beide auf dem matschigen Boden aufkamen, die erste Frage. Erst danach konzentrierte sich der Dunkelhaarige auf seinen Körper. Der weiche Boden hatte das schlimmste verhindert und mehr, als ein paar oberflächliche Wunden, die von selbst heilen würden, waren nicht feststellbar.
„Bis auf die eher unfreiwillige Schlammbehandlung“, und dabei wischte er sich einmal über das Gesicht, „ist alles in Ordnung.“ Fast hätte er sogar gelacht, aber da wanderte auch Ians Blick in die Umgebung und für einen winzigen Moment keimte eine derart große Hoffnung auf, dass Ian Mühe hatte, gerade stehen zu bleiben. Zivilisation! Doch der erste Eindruck wurde gedämpft. Hier war einmal Zivilisation gewesen. Aber die Mauern, die hier standen, mussten vor Ewigkeiten errichtet worden sein, denn sie waren bewachsen und halb zerfallen und Ian musste seine Machtfühler nicht hinausstrecken um zu erkennen, dass hier kein intelligentes Leben mehr war.

Ein Seufzen unterrückend, starrte Ian in die Ferne, versuchte irgendetwas zu erkennen, aber sein Blick verschwamm mit dem Regen und hätte ihm beinahe die Trostlosigkeit zurückgebracht, die er am Tage des Absturzes empfunden hatte. Fast. Denn Ian wusste, dass er die Hoffnung nicht aufgeben durfte, wenn schon nicht um seinetwillen, dann für Eowyn. Ob es die Macht war, oder seine eigene Form der Empathie, die dafür sorgte, dass ihn ein kurzes Gefühl der Bedrückung erreichte, dass nicht von ihm ausging? Eigentlich spielte es keine Rolle. Zwei Schritte durch den matschigen Boden laufend, von dem saugenden Geräusch des Bodes begleitet, dass seine Füße fest zu halten schien, war Ian bei Eowyn angelangt. Behutsam, griff er nach ihrer Hand, um diese zu drücken
. „Wir werden es schaffen, von diesem Mond zu kommen, dass weiß ich.“ Da war kein Zweifel in seiner Stimme, nicht einmal in seinen Gedanken, denn der Wunsch und das Bestreben von Va’art zu verschwinden, waren zu groß, als das dieser kleine Dämpfer etwas auszurichten vermochte. Sie würden nach Lianna gelangen und wenn diese Aufgabe auch die letzte sein mochte, es würde ihnen gelingen!

Ian konzentrierte sich bewusster auf die Umgebung, berührte einen Stein, der vor Jahrzehnten, wenn nicht vielleicht sogar Jahrhunderten eine Mauer gewesen sein musste. Aber ihm fehlte die Gabe der Voraussicht, auch wenn er wusste, dass es Machtbegabte gab, die Bilder sahen, wenn sie etwas berührten. Er selbst sah nichts, aber dennoch war da irgendetwas, das ihm leise zuflüsterte, den Weg fortzusetzen. Viel mehr ein Eindruck, als ein Leiten.

„Da lang“, kam so sein Vorschlag, der nicht halb so unsicher klang, wie der Eindruck, den Ian eben verspürt hatte. Und als sie weitergingen, veränderte sich die Umgebung tatsächlich. Da lagen mehr Steine, je weiter sie gingen und nicht allein das: Trotz des Regens war deutlich zu erkennen, dass in der Ferne etwas in den Himmel ragte. Etwas, das aussah wie der Turm einer Ruine.
„Bei der Macht, lass uns dort etwas finden“, murmelte Ian mehr, als das er sprach, seinen Wunsch ans Universum?


Und je näher sie dem in den Himmel ragenden Objekt kamen, umso besser begann Ian sich zu fühlen.

„Da ist etwas, das weiß ich. Da muss etwas sein.“ Seinen Schritt beschleunigend, musste Ian an sich halten, damit er nicht zu rennen begann. Als die Ruine näher kam, konnte Ian den Impuls nicht länger unterdrücken, er rannte und als er direkt vor dem Turm angelangt war, konnte er nicht anders: Er lachte, ohne wirklich zu wissen weshalb und da rannte er schon wieder zurück zu Eowyn.

„Da ist etwas!“, was sie sicher schon selbst gesehen hatte. „Und ich glaube, da ist noch mehr und wenn wir Glück haben… nein, ich weiß es, wir werden Glück haben und irgendetwas finden. Ich weiß es. Sieh es dir an! Dieser Turm, er ist nicht so zerfallen wie die Mauern von eben. Wir werden etwas finden, ich weiß es!“ Und da rannte er das dritte Mal, wieder zurück zu dem Turm.

Dschungelmond von Va'art, vor einem halb zerfallenen Turm, mit Eo und hoffentlich auch Yaro
 
Dschungelmond von Va'art, am Rand einer Lichtung, mit Ian und hoffentlich auch Yaro

Immerhin war die Macht dieses Mal tatsächlich mit ihnen gewesen. Ein paar gebrochene Arme oder Beine oder gar noch Schlimmeres hätten sie nun wirklich nicht gebraucht. Erleichtert atmete Eowyn auf, als sie Ians Antwort hörte. Wenigstens das. Man musste versuchen, immer das Positive zu sehen... es könnte alles noch viel, viel schlimmer sein. Ein Nest voller Riesenwürmer zum Beispiel, in das sie munter hineingefallen wären.
Während Ian die Umgebung mit den Augen absuchte stand Eowyn auf und versuchte, sich nicht von der beginnenden Hoffnungslosigkeit überrollen zu lassen. Es war schließlich nichts schlimmer als noch vor einer halben Stunde. Ihre Vermutungen konnten genau das sein - nur Vermutungen. Vielleicht interpretierte sie nur wieder einmal falsch, es wäre nicht das erste Mal in der letzten Zeit.
Sie vergaß immer wieder, dass sie sich nicht mehr abschirmte.
Schon stand Ian vor ihr und ergriff ihre Hand, und die Empfindungen in ihr stritten sich darum, wer gewinnen durfte. Ihre Verlegenheit, sich nicht im Griff zu haben, sich gehen zu lassen, nicht mehr positiv zu denken. Das unangenehme Gefühl, bei einer Schwäche auch noch erwischt worden zu sein. Die kindliche Faszination, die sich ausbreitete, weil es
Ian war, der ihre Hand hielt, und die alles andere vergessen wollte. Und dann noch der verärgerte Teil, der den Kopf schüttelte und sich fragte, wieso sie sich überhaupt schon wieder Gedanken über vermeintliche Schwächen und deren Folgen machte.
Keine von ihnen schaffte es, die andere zu verdrängen.
Als Ians Worte, so überzeugt, so sicher, durch all das schließlich zu ihr durchdrangen blieb Eowyn nichts anderes übrig als zu nicken und schwach zu lächeln.
In den wichtigen Dingen hast du schließlich Recht, so war es doch, oder? Sie drückte seine Hand ebenfalls leicht. Nein, sie war nicht überzeugt, aber Ian war es, und das war schon einiges wert. Sie würde ihm einfach vertrauen.

Während Ian sich weiter umsah und die Steine begutachtete blickte sie ebenfalls suchend in die Umgebung. Sie und Ian mochten die Rutschpartie gut überstanden haben, aber was war mit ihrem kleinen Begleiter? Doch die Sicht war zu eingeschränkt, und Yaro konnte sich zu gut darin verstecken. Er war nirgendwo im nahen Umkreis, das war alles, was sie feststellen konnte, als Ian auch schon zielgerichtet loslief.
Verwundert folgte Eowyn ihm und nestelte währenddessen an den Riemen des Rucksackes, die irgendwie nicht mehr ganz so gut saßen wie vor dem Erdrutsch. Was war los? Hatte er etwas gespürt?
Als sie den viereckigen Turm erahnen konnte atmete sie ein wenig auf. Hohe Mauern hießen zumindest ein wenig Schutz gegen den Regen, und vielleicht, vielleicht hatten sie ja Glück und ein kleines bisschen vom Dach war noch heil...? Sie sollte sich nicht schon wieder unnötige Hoffnungen machen. Ian ging immer schneller, sie gab sich bald keine Mühe mehr, mit ihm Schritt zu halten, und schlussendlich rannte er tatsächlich davon. Sie schüttelte den Kopf. Was war nur in ihn gefahren? Er war ja beinahe... euphorisch. Sie öffnete sich mehr der Macht, hörte besser zu, und tatsächlich, er hatte Recht - da war etwas. Irgendetwas. Etwas war hier anders, die Frage war nur, was? Nein, nicht schon wieder falsche Hoffnungen. Dennoch musste sie zurückhaltend lächeln, denn es war unglaublich faszinierend zu sehen, wie aufgeregt Ian war. Er strahlte richtig... Diese Seite an ihm gefiel ihr außerordentlich gut. Das war der Ian, von dem sie schon so lange geahnt hatte, dass er existieren musste.

Ich sehe es mir schon an, sagte sie und musste sich ein Grinsen verkneifen. Sie klang beinahe wie eine Mutter, deren vierjähriger Sohn ihr einen ganz besonderen Stein oder Käfer zeigen wollte. Sie war einfach skeptischer, was sollten sie schon finden in einer seit Ewigkeiten verlassenen Ruine? Und so ignorierte sie das mittlerweile doch deutlichere Kribbeln gekonnt, während sie sich etwas langsamer als Ian dem Turm näherte. Er war wirklich hoch im Vergleich zu den restlichen kümmerlichen Mauern und wirkte recht stabil. Einen sonderlich großen Durchmesser hatte er ja nicht... Auf der Suche nach einem Eingang ging sie um die Ecke. Auf der anderen Seite fehlte ein guter Teil des Turmes, dennoch war er vermutlich immer noch hoch genug, dass ein oder zwei niedrige Stockwerke intakt sein konnten. Dann blieb sie irritiert und stirnrunzelnd stehen um die einfache Holztür zu begutachten - was machte eine Tür in diesem Turm, noch dazu eine, die relativ funktionsfähig aussah? Sicher nicht neu... aber auch nicht so alt wie sie sein müsste. Dann wäre sie nämlich gar nicht mehr hier. Mit einem Blick zu Ian hob sie die Augenbrauen und öffnete sie. Innendrin war es logischerweise furchtbar dunkel, so nahm Eowyn kurzerhand ihr Lichtschwert vom Gürtel und aktivierte es. Die grüne Klinge versetzte das Innere in eine seltsame Atmosphäre, aber so war immerhin genug zu erkennen. Willkommen in diesem bescheidenen Heim... murmelte sie. Ihre Sinne auf voller Aufmerksamkeit betrat sie den kleinen Raum vorsichtig. Im ersten Moment genoß sie die relative Trockenheit, bevor sie dann dazu überging, den Raum zu untersuchen. So weit sie sehen konnte war er leer - das war es also? Das Ignorieren der kleinen Hoffnung hatte offensichtlich nicht ganz so gut funktioniert wie sie gedacht hatte, denn sie war dennoch enttäuscht. Hatte das Kribbeln einfach nur bedeutet, dass sie hier sicher vor dem Wetter sein würden? Eine kleine Treppe führte tatsächlich nach oben, aber was sollte oben schon sein, wenn hier unten nichts war? Sie wandte sich zu Ian um und berührte ihn am Arm. Tut mir Leid. Er war so... positiv gewesen, so hoffnungsvoll. Hoffentlich zerstörte diese Enttäuschung nicht alles. Aber wenigstens ist es hier drin trockener als draußen... Die Erbauer dieses Turmes hatten sich alle Mühe gegeben - der Boden war sogar mit Steinen verlegt. Was das hier wohl einmal gewesen war - ein Wachtturm? Ein Turm für zeremonielle Anlässe? Wenn du oben noch nachsehen willst, sei vorsichtig... ob diese Decke noch wirklich sicher ist... Ganz zu Schweigen von der Treppe. Eowyn deaktivierte kurz das Lichtschwert, um ihren Rucksack abzusetzen. Ihr war nicht entgangen, dass Ian das Schwert noch nicht ein Mal in die Hand genommen hatte, und sie war sich nicht sicher, ob es Zufall gewesen war, Absicht - oder, ob es ihr doch entgangen war. Sie war sich ja nicht wirklich in vielen Dingen noch sicher... Auf jeden Fall war das etwas, das sie nicht jetzt austesten wollte. Sie kramte nach dem Reaktivieren einhändig im Rucksack herum, um den Leuchtstab zu finden, den sie Ian schließlich zuwarf. Hier. Der ist heller...

Dschungelmond von Va'art, im zerfallenen Turm, mit Ian und vielleicht irgendwo auch Yaro
 
Dschungelmond von Va'art, im zerfallenen Turm, mit Eo und vielleicht irgendwo auch Yaro

„Ich kann mich vage daran erinnern, so etwas gesagt zu haben“, lächelte Ian aufmunternd. Er würde Überzeugung für sie beide haben, sie würden Va’art verlassen. Dabei spielte nicht nur das Virus eine Rolle, wenn auch die größte. Mindestens so wichtig war die Tatsache, dass Ian Eowyn ihre Heimat zurückgeben wollte und diese war bei den Jedi. Gut, sie war einst der Tempel auf Coruscant gewesen, aber Ian weigerte sich standhaft daran zu glauben, dass es nur eine Heimat geben konnte. Lianna würde Eowyn irgendetwas geben, dessen war sich Ian sicher. Vielleicht hatte sie dazugelernt, hatte nun begriffen, dass nicht allein die anderen, sondern auch sie selbst wichtig war und wenn sie mit diesem veränderten Blickwinkel zurück zum Orden ging, bestand für Lianna eine gute Chance, Zumindest wollte der Dunkelhaarige daran glauben, nein, viel mehr musste er daran glauben. Seine Chance, die so unvermittelt und utopisch war, hatte er bekommen, allein dadurch, dass er Eowyn für sich gewonnen hatte und ihr würde das gleiche Glück zuteilwerden.


Und als der ehemalige Sith dem Turm immer näher kam, schlug seine Euphorie in Tatendrang um, denn wenn er fand, wonach er suchte, würden sie Lianna schneller erreichen und keine weiteren Tage oder gar Wochen im Dschungel umherirren. Eowyns Begeisterung mochte sich in Grenzen halten, die Ians hingegen war angefacht. Der Turm strahlte etwas aus, das mit Leben zu tun hatte und allein die Tatsache, dass vor Jahren jemand hier gewesen sein musste, stachelte den Dunkelhaarigen an. Das musste ein gutes Zeichen sein. Es war ein gutes Zeichen!


Das grünlich schimmernde Licht Eowyns Schwert erhellte schließlich das Innere des Turms und als Eowyn sich umsah, spürte Ian deutlich eine kleine Welle der Enttäuschung, die von ihr ausging. Nur ein Grund mehr, alles daran zu setzen, diesen Mond so schnell wie möglich hinter sich zu lassen und vor allem ein Funken Hoffnung, dass Lianna doch noch zu Eowyns Heimat werden konnte. Werden würde. Schließlich deaktivierte sie das Schwert, kramte im Rucksack und reichte Ian den leuchtstab und als Ian danach griff, hielt er Eowyns Hand erneut einen Moment fest.
Ich verspreche dir, dass wir von diesem Mond kommen werden. Ich habe mich nicht verändert und ich habe das hier“, dabei sah er direkt auf ihrer beide Hände, „nicht zugelassen, um auf diesem Mond zu versauern. Und was die Treppe betrifft“ dabei lächelte er sanft, „wäre sie nicht die erste, die zusammenbricht.“ Dann erst ließ er sie los um sich vorsichtig nach oben zu tasten.

Der obere Bereich sah weitaus trostloser aus, als der untere, denn da, wo einmal ein komplettes Dach gewesen war, klaffte nun ein großes Loch. Das Regal, das oben erbaut worden war – aus verfaulendem Holz- war, bis auf kleinere Tiere und Pflanzen, die sich darauf tummelten leer. Der Schreibtisch, oder besser das, was einst einen solchen Gegenstand dargestellt haben musste, war in der Mitte zerbrochen. Das einzig auffällige war das Fenster, das eine Fensterbank besaß, die nicht nach außen, sondern nach innen gelagert war, gerade so, als sei sie dafür konzipiert worden, beobachten zu können. Eine Bank, um eine Waffe darauf zu lagern? Der Blick nach draußen zumindest war weitläufig. Dennoch, alles in allem sah es in diesem Stockwerk so trostlos aus, dass es besser war, dass er und nicht Eowyn nachgesehen hatte. So kehrte Ian, ebenso vorsichtig wie beim Aufstieg, wieder zurück in den unteren Bereich.
„Bis auf eine schöne… Dachterrasse gibt es dort oben nichts, was von sonderlich großem Interesse ist. Aber ich glaube, dieses Turm könnte der Wache gedient haben, zumindest spricht das Fenster und die Fensterbank sehr dafür,“ lächelte Ian nahezu entschuldigend. Viele Optionen hatten sie jetzt nicht.
„Vielleicht sollten wir warten, bis der Regen ein wenig nachlässt um weitere Rutschpartien zu vermeiden?“

Dschungelmond von Va'art, im zerfallenen Turm, mit Eo und vielleicht irgendwo auch Yaro
 
Dschungelmond von Va'art, im zerfallenen Turm, mit Ian und vielleicht irgendwo auch Yaro

Ian war so... positiv. So anders. So... sicher. Eowyn bekam den Anflug eines schlechten Gewissens, als er ihr noch einmal gut zuredete. Sie musste aufpassen, dass sie ihn mit ihrer momentanen negativen Stimmung nicht mit in den Keller zog, und das tat sie am Besten, indem sie selber positiver wurde. Sie musste sich einfach noch mehr anstrengen. Ich werde dich daran erinnern...
Seine Worte berührten sie, auch wenn sie wusste, dass die Erfüllung dieses Versprechens nun einmal nicht alleine in seiner Macht lag. Es berührte sie, weil es ihm ernst war; weil sie und alles, was dazu gehörte, ihm wichtig waren. "Das hier"... "Das", das keinen Namen hatte, für sie beide aber eine völlig neue Welt öffnete. Er war davon überzeugt, dass "das" nur einen Sinn hatte, wenn sie von hier fortkamen, nur - was würde sein, eben wenn sie Va'art verließen? Es war eine rein hypothetische Überlegung, aus offensichtlichen Gründen, aber... "das" würde es auf Lianna bedeutend schwerer haben. Für sie gab das Ganze keinen Sinn. Doch Eowyn behielt ihre Gedanken für sich. Wenn das alles für Ian ein Antrieb und eine Motivation sein konnte, wer war sie, ihm hereinzureden, es ihm noch schwerer zu machen? Es war so schon mehr, als ein Mensch tragen konnte.

Gerade deshalb mache ich mir ja Gedanken, brummelte sie, als Ian die Verbindung ihrer Hände wieder löste. Ein trockener Unterschlupf reizte ihr Glückskonto vermutlich wieder gehörig aus. So ein kleiner Treppeneinsturz käme da nur gerade Recht, um ihr zu zeigen, dass sie ihre Erwartungen nicht zu hoch schrauben sollte.
Nein, viel eher sollte sie aufhören, in Begriffen wie Glück zu denken. Als ob es so etwas überhaupt gäbe... Seufzend wandte sie sich dem Rucksack zu, der vermutlich auch schon bessere Tage gesehen hatte, so weit sie es im schummrigen grünen Licht erkennen konnte. Die Tür war wieder zugefallen und unten gab es keine Fenster - vermutlich der Stabilität wegen. Wirklich viel konnte man nicht erkennen. Sie wusste, sie sollte den Rucksack öffnen; die restlichen Früchte, die sie gesammelt hatten untersuchen, nachsehen, wie viele Energieriegel noch da waren - waren es überhaupt noch mehr als einer, wenn überhaupt?, überprüfen, ob der Rucksack Löcher hatte (nicht, dass sie etwas dagegen hätten tun können) und vor allem
- und das war der Grund, weshalb sie damit noch nicht begonnen hatte - die Datenkarten überprüfen. Diese waren glücklicherweise nicht lose im Rucksack sondern noch zusätzlich in ihrer Tasche mit ihren restlichen Kleidungstücken gepolstert, sie müssten eigentlich noch funktionieren, aber... nein, sie wollte es nicht wissen, wenn sie jetzt schon völlig zerstört waren. Das durfte einfach nicht sein, nicht, bevor sie nicht wussten, ob der Inhalt wichtig war.

Die ganze Zeit hörte sie mit einem Ohr zu, wie Ian das obere Stockwerk ansah, bereit dazu, einzugreifen, falls die Decke oder die Treppe nicht halten würden. Und als Ian schließlich wieder neben ihr stand war sie noch nicht viel weiter gekommen als die ersten zermatschten Früchte aus dem Rucksack zu holen.
Sie stand wieder auf.
Dachterrasse? Das klingt doch fantastisch. Beinahe ein Vier-Sterne-Hotel... Sie zog eine Grimasse. Aber das habe ich mir schon gedacht... Ein Wachtturm würde zumindest erklären, weshalb er stabiler gebaut wurde. Die Türe erklärt es allerdings nicht. Wer auch immer hier war... er oder sie war gründlich beim Aufräumen. Wenn man ein Mal jemanden brauchte, der die Natur achtlos vermüllte, mit was auch immer irgendwie hätte nützlich für sie sein können - dann geriet man natürlich an jemanden, der sorgfältig seine Spuren verwischte. Fantastisch.
Davon bin ich ausgegangen... so lange wir kaum sehen, wohin wir unsere Füße setzen macht das Wandern kaum einen Sinn. Erst Recht nicht, wenn das hier die Siedlung war, das bisschen Zivilisation, nach der sie gesucht hatten. Dann könnten sie vermutlich noch Tage, Wochen wandern und würden nichts finden... Wollte sie nicht gerade positiver denken? Sie konnte gleich damit anfangen. Ich wollte eben eine Bestandsaufnahme machen... Schauen, was dem Erdrutsch zum Opfer gefallen ist. Oder auch der Kombination mit dem Regen.
Eowyn deaktivierte ihr Lichtschwert, jetzt, da der Leuchtstab wieder im Erdgeschoss war. Er verbreitete weitaus mehr Licht als ihre improvisierte Lampe, und vor allem war es farblos. Es war noch lange kein Tageslicht, aber man konnte sogar Details im Raum erkennen. Das Gras, das zwischen den Steinen auf dem Boden wuchs, die beinahe schon braune Farbe selbiger, die wackelige, kleine Treppe. Sie ging wieder in die Hocke, um den Rucksack weiter auszuräumen, als sie im flackernden Licht einen Schatten sah, wo kein Schatten sein sollte. Da, wo vorhin die Tür geöffnet gewesen war, im quasi toten Winkel... sie fuhr herum, ihre Hand schon beinahe am Lichtschwert, als sie stockte. Der Schatten bewegte sich nicht, und der Verursacher von selbigem war sogar recht klein - kein Wunder, dass sie es vorhin beim grünen Schimmer ihres Schwertes übersehen hatten. Vielleicht hatte auch der ehemalige Besitzer es aus ähnlichen Gründen hier stehen lassen, aber diese ganzen Überlegungen liefen automatisch irgendwo in ihrem Hinterkopf ab, während ihr Herz plötzlich anfing, wie wild zu schlagen. Vielleicht halluzinierte sie. Oder vielleicht war es wertlos, vielleicht würde es ihnen nicht helfen. So sehr sie aber versuchte, ihre Hoffnungen klein zu halten, sie schaffte es nicht. Die Hoffnung blühte auf wie eine Arralute und ein kleiner Schrei entfuhr ihr.
Ian!

Denn in der Ecke stand ein kleines, altes und nicht mehr sehr gut aussehendes Komgerät. Doch das spielte alles keine Rolle. Es war mehr, als sie bisher hatten finden können, und irgendwie, irgendwie musste es ihnen helfen. Es musste einfach.

Dschungelmond von Va'art, im zerfallenen Turm, mit Ian und vielleicht irgendwo auch Yaro
 
Dschungelmond von Va'art, im zerfallenen Turm, mit Eo und vielleicht irgendwo auch Yaro

„Noch erinnere ich mich, aber wenn ich älter werde, komme ich auf deinen jungen Geist zurück“, erwiderte Ian mit einem Augenzwinkern und einem Lachen in der Stimme. Eigentlich war es seltsam, dass er derart euphorisch war. Vielleicht war es das aber auch nicht. Denn wenn er nur eine Sekunde innehielt, wurde ihm bewusst, das alles, was ihm seit Nar Shaddaa widerfahren war, im völligen Gegensatz zu dem stand, was sein bisheriger Lebenslauf hergab und vielleicht war es diese Tatsache, die ihn jetzt so glücklich stimmte. Glück. War es wirklich Glück, was Ian zu spüren glaubte? Auch hier musste er keine Sekunde überlegen, es war Glück und der Antrieb, den dieses ihm verlieh, war unübertreffbar. Ihm entgingen Eowyns gemurmelten Worte nicht und er würde sie nicht unkommentiert lassen, so viel stand fest. Bloß musste er sich dazu die richtigen Worte überlegen.

Zurück bei ihr angekommen, hatte Eowyn immerhin einen Teil ihres Humors wieder gefunden. „Ich hab immerhin mein ganzes Vermögen in das Schiff gesteckt, mehr war hier einfach nicht drin“, folgte ein Schulterzucken auf ihre Grimasse. „Vielleicht ist das nicht der einzige Turm, vielleicht hat, wer auch immer hier war, ein ganzes Territorium.“ Nicht, dass Ian sein Glück überstrapazieren wollte, aber die Wahrscheinlichkeit, auf einen weiteren Turm zu stoßen, war so gering nicht. Die Wahrscheinlichkeit hingegen auf etwas Brauchbares IM Turm zu stoßen? Nun, das ließ Ian besser außer Acht. Immerhin bemühte sich Eowyn nicht nur, ihren Humor wieder siegen zu lassen, sondern auch ihre Hoffnung und was die Bestandaufnahme betraf, war Ian bereit. Wenn da nicht Eowyns Blick gewesen wäre, der in dem kleinen Raum herumwanderte und schließlich etwas fixierte, dass nun auch Ians volle Aufmerksamkeit forderte und noch ehe sie seinen Namen rief und einen kleinen Schrei folgen ließ, hatte auch Ian erkannt, auf was Eowyn da starrte. Und da spürte er ihre Hoffnung zurückkehren, die seine beinahe übertraf. Ians Blick wanderte zu Eowyn und dann nahezu ehrfürchtig auf das Komgerät. Vorsichtig, als könne es bei der kleinsten Berührung zerbrechen, nahm der Dunkelhaarige es an sich, starrte es an, aber da überkam ihn ein anderes Gefühl. Sicher, es war besser, sofort zu überprüfen, ob das Gerät funktionierte, wahrscheinlich entsprach genau das auch Eowyns Wunsch und dennoch, Ian konnte nicht anders, als doch zu zögern. Er sah einen ganzen Moment, völlig in Gedanken versunken auf das Gerät und ließ schließlich die Hand sinken in der es sich befand, ehe er Eowyn fixierte. Da atmete er einmal tief durch, denn sie waren genau bei dem angekommen, was Eowyn vorhin gemurmelt hatte.

„Hör zu“, bat er leise und bemühte sich, noch immer so euphorisch zu klingen wie noch Sekunden zuvor. „Ich möchte, dass du eine Sache weißt. Wenn dieses Gerät funktioniert, wenn wir einen Notruf senden und gerettet werden, wenn wir auf Lianna ankommen, wenn die Jedi mich anhören und wenn sie nicht die Höchststrafe über mich verhängen: Ich möchte versuchen zu helfen, ich möchte versuchen, etwas wieder gut zu machen. Vielleicht geben sie mir diese Chance.“ Was war, wenn sie es nicht taten? Auch das verdrängte Ian besser. „Danach… kann ich nicht bei ihnen bleiben, aber vielleicht kann ich auf Lianna bleiben. Nicht in der Basis. Aber in der Nähe von dir, wenn du das möchtest.“ Warum auch immer diese Worte dafür sorgten, dass sein Herz schneller schlug, Ian spürte auch, wie so etwas wie Verlegenheit über ihn kam und da lächelte er unsicher. „Und jetzt lass uns schauen, ob wir gleich in diesem Moment Glück haben werden.“ Da aktivierte er das Komgerät…

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Eowyn legte den Kopf schief. Weißt du, vielleicht hättest du daran denken sollen, auch den Rückflug zu buchen... Ein ganzes Territorium? Irgendwie konnte sie es sich nicht vorstellen. Dieser Dschungel war so dicht, weshalb sollte jemand sein Territorium so weit auffächern? Aber andererseits konnte sie sich nicht vorstellen, wie man hier überhaupt leben konnte, also waren ihre Überlegungen ohnehin sinnlos.
Stocksteif hockte sie da, starrte auf das Komgerät, ihr Glück kaum fassend, während Ian sich schließlich in Bewegung setzte. Auch ihre Starre löste sich schließlich und sie stand wieder auf, ohne den Blick von diesem kleinen Wunder abzuwenden. Vielleicht... vielleicht war es kein Wunder. Vielleicht war das Ding nutzlos. Vermutlich sogar, wer ließ schon ein funktionierendes Komgerät zurück? Doch es half alles nichts. Das Komgerät hatte Hoffnungen ausgelöst, die sie nicht mehr eindämmen konnte.
Sie fühlte sich aufgeregter wie ein kleines Kind an seinem Geburtstag, und gleichzeitig knotete die Nervosität alles in ihrem Bauch zusammen. Es musste funktionieren, es musste... Sie sah zu, wie Ian das Gerät aufhob, es vorsichtig in die Hand nahm und hielt automatisch die Luft an. Gleich. Gleich würden sie es wissen.


Oder auch nicht.

Ungeduldig machte sie einen Schritt auf Ian zu, was hielt ihn auf?
Seine Hand ging wieder zu Boden, und mitten in ihrer Bewegung hielt Eowyn an. Sein Tonfall... war anders. Ernster. Irgendetwas stimmte nicht. Und im nächsten Moment fiel es ihr wie Schuppen von den Augen und sie schloss selbige. Natürlich. Es war genau das, worüber sie sich vorhin gewundert hatte. Wie konnte das, was zwischen ihnen war, dafür sorgen, dass er ihr Ziel so inbrünstig vor Augen hielt? Er hatte auch erkannt, dass es keinen Sinn ergab. Eowyn schluckte. Jetzt würde sie kommen, die Ian-Variante von "Ich glaube, wir müssen reden".
Das war ja verdammt schnell gegangen.
Sie hoffte wirklich, dass dieses Ding funktionierte, denn sonst würde die nächste Zeit verdammt unangenehm werden.
Immerhin. Sie hatte genug ausgelöst in ihm, dass er nicht mehr völlig hoffnungslos war. Er zog immerhin in Betracht, dass die Jedi ihn nicht hinrichten, nicht der Republik übergeben würden. Ein Fortschritt. Es war nicht alles umsonst gewesen, und jetzt kam es.
Er konnte nicht bleiben.
Sie hatte es gewusst, die ganze Zeit, es war keine Überraschung. Ihre Welten waren einfach zu verschieden, seine Ansichten über die Jedi waren tief verwurzelt, es kam ja schon einem Wunder gleich, dass er
sie so akzeptierte, wie sie war. Dennoch... dennoch... Überrascht riss sie die Augen auf. Was...
Bleiben. Auf Lianna.
In der Nähe...
Von
ihr.
Sie starrte Ian an, als wäre ihm soeben ein drittes Auge gewachsen. Damit... hatte sie nun einmal so gar nicht gerechnet. Ob sie... ob sie
mochte? Hatte er noch alle Gläser im Regal? Was war das für eine Frage?
Aber was das für ihn bedeutete! Er, der von den Jedi nicht akzeptiert worden war. Erst einmal tagaus, tagein auf dem Planeten, den die Jedi momentan ihre Heimat nannten. Mit ihr, einer Jedi vor der Nase. An der er sah, was hätte sein können... Aber er würde es tun. Wenn sie es wollte.
Konnte sie so etwas von ihm verlangen? Konnte so etwas überhaupt funktionieren?
Allerdings, der Gedanke, ihn nicht mehr zu sehen, das Gefühl, das sie noch vor drei Sekunden gehabt hatte...
Er würde es tun. Für sie.
Was würde sie tun? Für ihn?
Sie kannten sich erst so kurz. Noch kürzer war die Zeit, in der sie einander näher gekommen waren. Sie hatte Angst davor gehabt, was geschehen würde, wenn sie Lianna erreichten, aber hauptsächlich deshalb, weil sie kurzfristig gedacht hatte. Nun lag ein etwas längerfristiger Gedanke auf dem Tisch, bei allen Planeten kein Versprechen "ein Leben lang", aber doch mehr als nur ein "bis Lianna".
Dennoch war er bereit, sich so zu überwinden. Es zu versuchen.
Und wieder die Frage - konnte sie das verlangen? Konnte das
so funktionieren?

Sie kam nicht dazu, ihm zu antworten. Er aktivierte das Komgerät, noch während sie dastand und ihn anstarrte wie ein lebendiger Geist.
Oder zumindest versuchte er es.
Denn es tat sich nichts, keine einzige Reaktion.
Das Gerät war hinüber.


Wieder schloss Eowyn die Augen, als die Enttäuschung über sie hinwegspülte, aber sogleich riss sie sie erneut auf. Nein. Dieses Mal nicht. Sie hatten noch das Gerät. Sie hatten ihr Lichtschwert für Ersatzteile. Sie hatten die Leuchte. Vielleicht... war einfach nur die Batterie leer. Ian... Ian, er konnte Dinge reparieren. Er konnte nichts aus der Luft herzaubern, aber er hatte jetzt etwas, an dem er arbeiten konnte. Noch war nicht alles verloren.
Ian... sagte sie schließlich, und versuchte, ihre Stimme beherrscht klingen zu lassen - sie klang so schrecklich hohl. Kriegst du es hin? Gibt es irgendeine Chance, dass dieses Ding wieder funktioniert?

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Oh, wir haben aber bescheidene Wünsche und eine interessante Verantwortungsverteilung.“ Wenn er bei diesem Thema noch völlig unbeschwert und humorvoll lächeln konnte, dann gelang ihm das beim nächsten Thema, das er ansprach nicht.
Ein Notruf, der ankam, würde alles verändern und das gefundene Komgerät, ob nun funktionsfähig oder nicht, erinnerte ihn daran. Nichts, was Ian hätte aufschieben wollen, oder können. Er musste mit Eowyn reden, musste sagen, was er dachte, denn was auf Lianna geschehen würde, war entscheidend für alles weitere, für jeden weiteren Schritt. Es war entscheidend für ihn und für Eowyn. Für sie beide. Ein anderer hätte das Gerät vermutlich genommen und in den Dschungel geschleudert, denn was auch feststand war, dass ihre gemeinsame Zeit in jedem Fall so lange anhalten würde, wie sie auf Va’art waren. Der Mond würde ihnen zumindest die Sicherheit geben, einander zu haben, ohne drohende Strafe, ohne ein sofort drohendes Aus. Aber das wäre so falsch gewesen und er hatte es versprochen. Ian hatte Eowyn versprochen, dass sie Va’art verlassen würden und da war mehr, als der egoistische Wunsch, viel Zeit mit ihr verbringen zu wollen. Da waren das Virus und seine Schuld, der Wunsch, etwas gerade zu rücken, etwas aufhalten zu können und dieser Wunsch war größer, selbstloser.


Ian wusste wohl, was es bedeuten würde, auf Lianna zu bleiben, einem Planeten, auf dem er nicht auf irgendwem seinesgleichen treffen würde. Die Verachtung der anderen war ihm gewiss und obwohl das, was zwischen ihm und Eowyn entstanden war, noch frisch und zart war, noch fragil, war es ihm jede Verachtung der anderen wert. Bei allen Fehlern und Makel, die der Dunkelhaarige auch besitzen mochte, jemanden nicht zu schätzen zu wissen – sich selbst ausgeschlossen – zählte nicht dazu. Die Worte waren heraus und vielleicht wäre es nun Eowyns Part gewesen, etwas darauf zu erwidern, aber da Ian sich in diesem Moment selbst zerbrechlich fühlte, weil da diese Verlegenheit war, konzentrierte er sich lieber gleich auf das, was jetzt wohl ohnehin von viel größerer Bedeutung war: das Komgerät. Als er es aktivieren wollte geschah, wie eigentlich nicht anders zu erwarten gewesen wäre, nicht. Von außen sah es alles andere als gut aus. Dem alten Hush-98 fehlte eine Antenne und das Gehäuse hatte unzählige Kratzer. Fest stand, dass seine besten Tage schon hinter ihm lagen. Dennoch kam ein Nicken, erst zögerlich, dann immer bestimmter. „Ich muss. Und weil ich es muss, werde ich es hinbekommen!“ Er hatte es versprochen. Nun war Ian es, der eine Bestandaufnahme machte, als er aus dem Rucksack ein paar Werkzeuge hervorholte, erst dann hockte er sich, den Leuchtstab zwischen den Zähnen, auf den Boden um das Gerät eingehender zu inspizieren.
Das Gute ist, es ist ein Hush-98, damit war es sehr teuer und hat eigentlich eine gute Qualität. Das Schlechte ist: Ihm fehlt eine der beiden Antennen.“ Das Gerät war modifiziert worden, das verriet ein Blick in sein Inneres. Dennoch: Sie waren auf einem Mond und eine Nachricht von Mond zu Planet war keine einfache Entfernung. „Da ist ein Holovid eingebaut, das heißt, wenn wir Glück haben, können wir mindestens ein 3D-Bild versenden und das, was uns am meisten hilft ist, dass wir im Raum der Neuen Republik sind. Vielleicht gelingt es mir, wenn dieses Gerät sich reparieren lässt, eine Nachricht ins HoloNetz zu stellen. Eine Verbindung zum Holonetz herzustellen wäre zumindest eine Möglichkeit.“ Im Grunde war es die einzige, denn das Hush-98 hatte eine Reichweite, die im Normalfall 100 Km betrug. Modifiziert wie es war, konnte die Reichweite natürlich variieren, aber Lichtjahre? Nahezu ausgeschlossen.

„Die Energiezelle ist hinüber.“ Was nicht das Einzige Problem darstellte. „Das Mikrofon auch.“ Ein kurzer Schatten huschte über Ians Gesicht, ehe es sich wieder aufhellte. „Das Datapad!“ Ein kurzes Lachen folgte, ehe er noch einmal an den Rucksack ging und das gewünschte Gerät hervorholte. „Es hat ein Mikrofon für Sprachaufzeichnungen, wenn es passt…“ Dann verfiel er in Schweigen, nestelte an dem anderen Gerät herum, bis das Mikrofon ausgebaut war. Die Energiezelle hingegen passte nicht, aber vielleicht konnten entweder der Blaster oder der Leuchtstab herhalten. So verging Zeit, in der Ian nicht wusste, ob es sich nur um Minuten, oder um Stunden handelte. Ein dünner Schweißfilm hatte sich auf seiner Stirn gebildet und während seines Reparaturversuches murmelte Ian immer wieder unverständliche Dinge.
„Das Teil, das ein Holovid überträgt, ist komplett hinüber, da geht nichts, aber auch gar nichts.“ Und was die Energiezelle betraf… „Wir haben einfach nicht die richtige Spannung, das heißt, dass uns wahrscheinlich nur ein einziger Versuch bleibt. Eine Nachricht. Wenn das Ding sich anschalten lässt und nichts geschieht, war das unsere Chance. Wenn wir eine Nachricht versenden können, war es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch die letzte Chance.“ Eine Sekunde hatte Ian überlegt, ob ihm Machtblitze weiterhelfen könnten, aber das war viel zu riskant, denn diese Technik beherrschte er allenfalls passabel. „Wir brauchen die richtige Frequenz und jemanden, der diese HNN ernst nehmen wird.“ Vor allem brauchten sie mehr Glück, als Verstand. Weitere Minuten vergingen, in denen Ian das Gerät wieder zusammenbaute und schlussendlich die letzte, fehlende Komponente aus dem Leuchtstab entnahm.
„Ein Versuch“, waren die bedeutungsschweren Worte. „Am besten von da oben aus,“ deutete er auf das Dach. Eine Schreibnachricht würde einfacher werden. Aber würde diese eher einen Leser finden, als eine Sprachnachricht Gehör? Aber was wollten sie formulieren?Bloß… was formulieren wir um niemand falschen auf uns aufmerksam zu machen?“ Wobei die im NR-Raum waren und Lianna war so weit nicht entfernt. Näher, als jeder imperiale Planet.


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Vermutlich war es gut, dass Ians Konzentration voll und ganz auf dem Gerät lag. Ihren Gesichtsausdruck hatte Eowyn gerade eben einfach mal so gar nicht unter Kontrolle gehabt, wer wusste schon, was er dort hineininterpretiert hätte?
Vermutlich gar nichts, schließlich war nicht jeder so verrückt wie sie, immer wieder falsche Dinge zu interpretieren. Es sollte ja tatsächlich Leute geben, die sich auf Fakten beriefen.


Gebannt wartete sie darauf, dass Ian auf ihre Frage reagierte. Die Sekunden zogen sich, kamen ihr vor wie halbe Ewigkeiten. War es möglich? Überschätzte sie Ian hier? Würde er gleich resigniert den Kopf schütteln und sie mit dem gleichen Blick bedenken wie sie ihn vorhin, als sie hier erst einmal nichts gefunden hatten?
Sein langsames Nicken löste ihre Anspannung, und Eowyn atmete auf. Es gab noch Hoffnung. Es gab Möglichkeiten. Keine Garantie, aber vielleicht, nur vielleicht...
Sie setzte sich neben ihn, als er das Gerät näher untersuchte, und nahm ihm den Leuchtstab aus dem Mund. So verstand sie nur die Hälfte von dem, was er sagte, und außerdem kam sie sich dann nicht ganz so unnütz vor. Keine Antennen klang gar nicht gut. War das nicht beinahe das Wichtigste bei einem Komgerät? Fieberhaft überlegte sie, aber sie hatten nichts, aus dem man eine neue Antenne basteln konnte.
Sie nickte, hörte sich Ians Erklärungen an. Das klang alles logisch, was er da sagte, wenn auch nicht sonderlich hoffnungsvoll. Kaputte Energiezelle, kaputtes Mikrofon... Und als Ian dann zumindest für Letzteres eine rettende Idee hatte starrte Eowyn ihn wieder nur mit offenem Mund an.
Er. Hatte. Ein. Datapad.
Er hatte ein Datapad. Ein verfluchtes, bescheuertes, verdammtes Datapad.
Sie fasste es nicht.
War ihm so gar nicht aufgefallen, dass sie die Datenkarten ungesehen die ganze Zeit mir sich herumtrug? Sie hatte sie zwar mit keinem Wort erwähnt, aber stang, er war dabeigewesen, als sie sie...
besorgt hatten, er hatte dabei geholfen!
Eowyn war kurz davor, ihn darauf aufmerksam zu machen, hielt sich dann aber zurück, während es in ihr weiter brodelte. Er brauchte seine Konzentration bei diesem... Hush-irgendwas, und das war momentan weitaus wichtiger als die Datenkarten. Was nutzten diese, wenn sie weiterhin auf dem Mond festsaßen? Sie hoffte nur inständig, dass das Datapad nicht völlig nutzlos geworden war durch seine Organspende.

Eowyn lauschte seinem Gemurmel, auch wenn sie davon niemals alles verstand, bis er schließlich aufhörte und eine abschließende Erklärung abgab. Eine einzige Chance... Nun, eine Chance war besser als keine, also mussten sie wohl hoffen, dass sie zumindest diese hatten. Sie begann darüber nachzugrübeln, was sie am Besten abschicken sollten, während Ian das Gerät wieder zusammenbaute. Wäre die Energiezelle des Leuchtstabes hinüber, nach diesem Versuch?, fragte sie sich beiläufig, während sie wieder ihr Lichtschwert vom Gürtel nahm und es zündete, um wenigstens das schimmrige grüne Licht zu haben. Das wäre nicht so gut, aber es war nicht zu ändern.

Ich denke, wir sollten die Nachricht an Rätin Eleonore richten. Sie ist... was war Eleonore? Man könnte sagen, sie ist die Hüterin und gute Seele Liannas. Sie wird dort sein, sie wird am Ehesten auf so etwas achten. Sofern sie die Nachricht irgendwann irgendwie erhält. Ich werde... Sie biss sich auf die Lippen. So viel wie möglich sagen, während es wie eine einfache, unauffällige Nachricht wirkte. Urlaub auf Coruscant. Um meinen... sie warf Ian einen abschätzenden Blick zu. Den Bruder würde ihr niemand abnehmen, aber es war nur eine Sprach- oder Schreibnachricht. ...Bruder zu besuchen. Darauf hinweisen, dass meine... sie stockte kurz. ...Tochter... Als das ging Aketos wohl am ehesten durch - ...dass meine Tochter schon unterwegs ist. Eleonore weiß, dass ich weder das eine, noch das andere habe und dass ich nach Nar Shaddaa unterwegs war... Jetzt war nur noch die Frage, wie sie ihr klarmachte, dass sie Hilfe brauchte und vor allem, wo. Mir fällt nichts anderes ein als ihr zu sagen, dass wir einen Zwischenstop auf Va'art gemacht haben, weil uns der Mond so gut gefällt, der Flora wegen, um unsere Eltern zu besuchen, was weiß ich... Sofern niemand weiß, dass ausgerechnet du bei mir bist und man auch nach mir die Augen offen hält sollte das eigentlich keine Aufmerksamkeit erregen. Aber ich schätze, wir müssen Va'art erwähnen... außer, du siehst eine andere Möglichkeit. Eowyn überlegte noch kurz, dann schüttelte sie den Kopf. Nein, etwas anderes fiel ihr nicht ein. Sie durften nicht zu wenig sagen... Und Eleonore würde auf jeden Fall wissen, dass etwas nicht stimmte und jemanden hier her schicken.

Sollten wir aber nicht warten, bis der Regen nachlässt? Nicht, dass dieser uns unsere einzige Chance nur durch seine bloße Anwesenheit zerstört. Und so lange wir warten... Jetzt konnte sie loswerden, was schon seit vorher in ihr schlummerte. Ihre Augen wurden schmaler und funkelten ihn an, vermutlich kaum erkennbar in dem grünen Schimmerlicht, und so war sie sich nicht sicher, ob Ian eine Warnung bekam, bis sie loslegte und ihn mit jedem Wort harmlos mit links in den Arm boxte. Du - hattest - ein - verdammtes - Datapad!? Hier, auf diesem Mond? Stang, ist dir niemals in den Sinn gekommen, dass ich das vielleicht brauchen könnte, du... du... Sie sollte nichts sagen, was sie später bereuen konnte. Laserhirn. Denken war okay. Sie atmete kurz durch, versuchte, ihre Stimme zu beherrschen. Ian, ich schleppe diese Karten seit Nar Shaddaa mit mir herum, sie sind der Grund, weshalb diese... diese fürchterliche Katastrophenmission vielleicht nicht ganz so katastrophal sein kann. Ich mache mir fürchterliche Sorgen, sie könnten diese Wanderung nicht überstehen oder schon hinüber sein. Und du. hast ein Datapad. die ganze. verdammte. Zeit. bei dir! Das mit dem Stimme beherrschen hatte wohl nicht ganz bis zum Schluss geklappt, sie würde am Ende wieder schärfer. Eowyns Augen funkelten ihn weiter an, und vielleicht war es gut, dass Ian sie in dem dunklen Licht nicht so deutlich erkennen konnte.

Dschungelmond von Va'art, im zerfallenen Turm, mit Ian und vielleicht irgendwo auch Yaro
 
Dschungelmond von Va'art, im zerfallenen Turm, mit Eo und vielleicht irgendwo auch Yaro


Ian wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, aber wenn alles gut verlief, hatten sie die einmalige Gelegenheit, einen Notruf zu versenden. Danach würde das Gerät wahrscheinlich endgültig zerstört sein, denn ein Kurzschluss würde folgen. Es musste bloß für die Zeit der Erstellung und der Übermittlung ausreichen. Und dann musste natürlich irgendwer den Notruf empfangen. Rätin Eleonore. Wer auch immer das war, würde hoffentlich verstehen und handeln, andernfalls standen Eowyn und Ian vor einem Problem, das weitaus schwerer wog.


„Dann an diese Rätin. Bruder. Tochter.“ Dabei konnten sie nur hoffen, dass diese Nachricht auch wirklich die richtige Adressatin erreichte und Ian musste hoffen, dass man überhaupt bereit war, ihn auf das Schiff zu nehmen. Sollte er sich verschleiern und abschirmen? Er hatte keine Ahnung, aber wenn es so weit war, beziehungsweise kurz davor, konnte er Eowyn noch um ihren Rat bitten. Schließlich hatte Ian selbst keine Ahnung, wie er den Jedi am besten begegnete und wenn jemand wusste, wie Jedi waren, dann wohl eine Jedi selbst. „Ja, wir warten, bis der Regen sich verzogen hat, das erhöht unsere Chancen etwas.Und dann wurde Eowyn urplötzlich… sauer? Ganz einordnen konnte Ian das Gefühl nicht, dass von ihr zu ihm herüber schwappte, wohl aber ihr leichtes Boxen, das sie mit jedem Wort an seinen Arm abließ. Das Datapad. Und ja, sie war wütend, denn am Ende war ihre Stimme doch ein, zwei Oktaven schärfer. Warum dachte sie ausgerechnet jetzt an die Datenkarten? Viel mehr: Was brachte ihr es, wenn sie jetzt wusste, was sich darauf befand? Sie saßen fest auf diesem Mond, sie würde mit den Informationen kaum etwas anfangen können. Davon abgesehen… davon abgesehen hätte sie die Datenkarten vermutlich nicht einmal besessen, sondern es gegen Aketos eingetauscht, wenn die Finte mit dem Detonator nicht funktioniert hätte.

„Eowyn,“ begann Ian also beschwichtigend,was hätte das Lesen der Karten hier für einen Sinn? Wir… du hättest doch nichts tun können. Es sei denn es würde eine Technik verraten, mit der man über Lichtjahre hinweg, mithilfe der macht kommunizieren kann. Ich meine...“ er seufzte und brach ab. Vielleicht war ein Versuch der Beschwichtigung nicht der richtige Weg sie milder zu stimmen. Ihr waren die Karten wichtig gewesen, was ihm nicht entgegen war, aber er hatte vergessen, dass sie die Karten bei sich trug. Wobei er im Grunde nicht einmal gewusst hatte, dass sie das Objekt der Begierde nicht Aketos mitgegeben, hatte, sonders es selbst noch besaß. Schließlich hatte sie ihre Padawan zurück nach Lianna gesandt. Nach dem Absturz und allem was gefolgt war, war das gerettete Stück wirklich das Letzte, an das Ian noch gedacht hatte. Zwar hatte er keinen unwesentlichen Teil an dessen Beschaffung, aber er hatte es wirklich vergessen.Ich habe nicht mehr daran gedacht. Es tut mir leid.“ Erneut seufzte er und versuchte sie entschuldigend anzusehen, was bei dem Licht kaum zu erkennen war. „Vielleicht passt die Energiezelle deines Lichtschwerts? Oder die des Blasters?“

Dschungelmond von Va'art, im zerfallenen Turm, mit Eo und vielleicht irgendwo auch Yaro
 
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