Ich würde hier nichts verallgemeinern.
Die These, daß Puppen und Kulissen
immer besser aussehen, als digitale Effekte kann man denke ich ohne groß nachzudenken ins Reich der Mythen und Legenden verbannen.
Ebenso wäre es aber vermessen, das genaue Gegenteil als anbetungswürdige Wahrheit auf den Altar der Filmmagie zu stellen.
Es gibt Szenen, da kommt man mit "analogen" Effekten nicht weit. Nehmen wir Otoh Gungas "Außenhaut", oder eine Armee der Republik. Man kann sicher mit Matte-Bildern eine Menge machen - man nehme als Beispiel nur die Ehrenformation für Palpatine in ROTJ - aber wenn man echte Dynamik in so etwas bringen will, gerät man leicht an unüberwindbare Grenzen.
Ich bin sicher, einige von euch kennen den Film "Quo Vadis?". Dort sieht man einen Triumphzug durch Rom. Dem Anlaß entsprechend steht dort eine recht große Menge herum. Beim ersten Mal wirkt das ziemlich toll. Beim zweiten Mal fällt auf, wie starr diese Menge ist, und was sieht man? Es ist ein Matte-Bild.
Nun muß man an so einem Punkt nicht gleich den Computer herausholen. Die ILM-Methode der Animation der Podrace-Zuschauer mit Wattestäbchen, denen mit einer einfachen Luftbewegung Leben eingehaucht wurde, stellt definitiv eine Vorstufe da, die durchaus beeindruckende Ergebnisse erzielen kann.
Doch wenn man mehr will, dann sollte man nicht zögern, zum Computer zu greifen. Fakt ist, digitale Zauberkünstler können schon heute unglaubliches leisten. AOTC hat's bewiesen, viele Grenzen gibt's nicht mehr. Nur ist das ganze eben immer eine Frage der Mäßigung.
George Lucas hat 2200 Effekt-Einstellungen in seinen Film hineingebaut. Diese Menge an Effekten hat dem Film ohne Zweifel eine Dynamik verliehen, die anders nur schwierig herzustellen gewesen wäre. Anders als in Episode I ist es ihm meines Erachtens gelungen, die Effekte als Mittel und nicht als Selbstzweck anzusehen und einzusetzen.
Sicher, es gibt Einstellungen in AOTC, die unnötig waren. Nehmen wir nur den digitalen Dreipeo und seine Kunststückchen. Aber insgesamt überzeugt mich der Effekteinsatz.
Diese positive Betrachtung sollte allerdings nicht als Blankovollmacht zur Effektüberladung von Filmen verstanden werden. Wenn ich mir Episode I ansehe, dann finde ich dort viel zu viele Effekte, die nur im Film waren, um die Genialität von ILM unter Beweis zu stellen. "Matrix" ist ebenso mit solcher Art Szenen überladen, und Peter Jacksons sogenannter "Herr der Ringe" muß sich hier auch nicht verstecken. Na ja, irgendwie schon, aber das ist ein Thema, das hier nicht ausgeweitet werden sollte.
Fazit: Effekte sind eine schöne Sache. Man kann fremden, phantastischen Orten auf wunderschöne Weise Leben einhauchen, man kann Kreaturen erschaffen, die wir uns vor einigen Jahren nicht einmal hätten erträumen können.
Doch selbst die besten Effekte können über mögliche Schwächen der Schauspieler, der Regie, der Dialogarbeit oder der Handlung nicht hinwegtäuschen. Jedenfalls nicht auf Dauer. Spätestens zu dem Zeitpunkt, an dem den digitalen Magiern die Fähigkeit gegeben ist, noch bessere Effekte herzustellen, enthüllt sich die wahre Qualität eines Films. Auf Dauer lassen sich die Zuschauer kaum an der Nase herumführen. Dies werden einige sogenannte "Blockbuster" der vergangenen Jahre schon bald zu spüren bekommen.
Und bis wir uns am Grabfeuer digitalen Schunds erwärmen können, bleibt uns mit AOTC ein Film, der die digitale Macht für und nicht gegen die Handlung einsetzt. Möge er würdige Nachfolger finden.