Original geschrieben von Jedihammer
Luke mag ja auf einer Welt gelebt haben,die rückständig war, aber selbst auf Tatooine wird man die galaktische Geschichte kennen.
Aus diesem Grunde hätte eine Übertreibung der Länge der Republik durch Obi-Wan gar keinen Sinn gemacht.
Luke hat keine Ahnung von gar nichts. "Auch Enten müssen schwimmen lernen"-"Was ist eine Ente?"

Also bitte. Der Junge hat von Biggs gehört, daß das Imperium böse ist und daß da draußen irgendwo eine Rebellion stattfindet. Vielleicht hat er auch noch aus den Regierungsmedien irgendwas gehört, aber von den Jedi-Rittern weiß er zum Beispiel fast gar nichts, und damit dürfte er die Geschichte der Galaxis, die oftmals von den Jedi bestimmt wurde, auch nicht kennen. Und dann steht plötzlich jemand vor ihm, der aus den alten Tagen stammt und der seinen Vater kannte. Selbst wenn Obi-Wan ihm erzählt hätte, daß Tatooine der Sitz des alten Jedi-Ordens war, hätte Luke ihm geglaubt.
@ Horatio: Wieso sollte Palpatine sich "Königliche Garden" anschaffen, wenn sie keine galaktische Wirkung hatten? Alles, was dieser Mann tut, hat auf die eine oder andere Weise legitimierenden Charakter. Eine Armee der Republik, Regierungsvollmachten des Senats, einen Jedi als persönlichen Häscher, das abgewandelte Zeichen der Jedi als Herrschaftssymbol, "Königliche Garden"... Sie passen nicht in seine sonstigen Vorlieben, wenn sie nicht auf galaktischer Ebene Bedeutung hatten.
Passen würde es hingegen, wenn die alten Könige ihre Ehrenwache einst aus Jedi-Rittern zusammensetzten. Dann würde Palpatine mit seinen Königswachen sagen, "seht mich an, ich bin der rechtmäßige Herrscher der Galaxis, Erbe der Könige, und dies sind meine Jedi-Ritter, und sie sind besser, als eure alten Verteidiger, weil sie aus einer Zeit stammen, als Anstand die Galaxis beherrschte". Die Praetorianer-Garden der Caesaren waren bekanntlich auch nichts anderes, als eine abgewandelte, personalisierte Variante der alten Leibgarden der Feldherrn, womit ihre Kernaussage definiert ist: sie zeigten den Anspruch der Kaiser, oberste Kriegsherren des Reiches zu sein und untermalten im täglichen Leben symbolisch seinen Oberbefehl über die Armee.
Wie das römische Kaisertum seinen Ursprung in der Republik und im Königtum hatte, ist auch Palpatines Imperium sorgsam aus Symbolen, Institutionen und Bräuchen der Vorgängerordnungen zusammengesetzt.
Was die Adeligen angeht, so habe ich bislang noch keinen demokratischen Planeten in den Filmen gesehen. Am nächsten dran wäre die Anarchie Tatooines, was tief blicken läßt...
Demokratische Traditionen einer 25000 Jahre alten Republik, sehe ich jedoch an keinem Punkt. Was ich sehe, sind Ständestrukturen, Alleinherrschaften und Symbole, die alle darauf hinweisen, daß diese Republik eine Notlösung ist, die, notwendig geworden durch eine plötzliche Erschütterung, in einer Nacht zusammengezimmert wurde.
Wir sehen in Episode I einen einsamen Kanzler in seinem Senat stehen. Wo ist sein Kabinett? Wo ist die Regierung? Sie besteht aus einem einzigen Mann, der von einer Beraterin und einem Saaldiener unterstützt wird. Das ist nicht die Regierung einer demokratischen, natürlich gewachsenen Republik, das ist der Adelsrat einer Monarchie, der schon deshalb keine Regierung aufweist, weil er niemals Regierung sein sollte, sondern im besten Fall beratende Funktion hatte.
Was völlig fehlt, ist ein Machtzentrum. Der Kanzler ist mehr symbolisches Staatsoberhaupt, als handlungsfähiger Regierungschef, und seine Handlungsmöglichkeiten beschränken sich auf ein unklares Verhältnis zum Jedi-Orden, Appellen an den Senat und Sitzungsleitungsrechten. Er kann weder über Vertrauensfragen Entscheidungen durch den Senat peitschen, noch unabhängig von ihm und nötigenfalls sogar gegen ihn entscheiden.
Die Republik ist, was die Bundesrepublik wäre, wenn Bundeskanzler und Bundespräsident eins wären und anstelle des Bundestags der Bundesrat das Parlament bilden würde. Ein wirres Mischmasch aus Bundesstaat und Staatenbund, gleichermaßen unfähig, mit und ohne die Länder zu regieren. Faktisch eine Neuauflage des Deutschen Bunds.
Die einzige logische Erklärung für die Existenz einer solchen Ordnung ist ihr Entstehen aus einer Monarchie heraus.
Stellen wir uns die Republik mit einem starken König über dem Kanzler vor, der vom Senat beratend unterstützt wird und im Austausch für seine Machtfülle auf galaktischer Ebene den Systemregierungen große Freiheiten läßt. Ein solcher König wäre über seine Jedi-Ritter über alle Ungerechtigkeiten informiert, könnte sie im Senat durchdiskutieren lassen, sich von seinem Lordkanzler über das Ergebnis informieren lassen und entweder einen förmlichen Appell an die jeweilige Systemregierung richten oder durch seine Rechte als oberster Lehensherr direkt durchgreifen. Und würde man ihm dann nicht folgen, hätte er mit den Jedi-Rittern eine unschlagbare Heeresführung und über seine eigenen Planeten eine Armee.
Solange er gerecht ist, funktioniert die Ordnung. Ist er es nicht mehr, werden sich die Jedi-Ritter von ihm abwenden, und er steht völlig allein da. Dann kann der Senat auf Vorschlag der Jedi einen neuen König wählen und ihm die Treue schwören.
Und nur so, kann ich mir Obi-Wans Abneigung gegen Politiker erklären. Es ist ja nicht so, daß Obi-Wan etwas gegen korrupte Politiker zu haben scheint, er mag sie durch die Bank weg nicht. Verständlich, wenn es einst die Jedi waren, die die Geschicke der Galaxis lenkten und verbunden mit der Weisheit der Macht für Gerechtigkeit und Frieden einstanden. In dem Fall, ist es für einen urkonservativen Jedi wie Obi-Wan schlichtweg untragbar, von jenen Politikern, die eigentlich nur auf Vorschlag der Jedi entscheiden dürften, herumkommandiert zu werden.
Noch ein Punkt: die Jedi-Ritter stehen für Frieden und Gerechtigkeit. Wieso können sie das?
Friede ist der Zustand ungestörter Ordnung, in dem sich niemand gewaltsamer Mittel bedient, um seine besonderen Interessen durchzusetzen. Im Völkerrecht bildet den Gegensatz zum Frieden der Krieg, der durch Abschluß eines Friedensvertrags formell beendet wird.
Gerechtigkeit ist das zeitlos gültige Maß richtigen Verhaltens. Es soll im jeweils geltenden positiven Recht verwirklicht werden. Dies gelingt aber stets nur verhältnismäßig.
Ergebnis: Über Frieden können die Jedi-Ritter ohne staatsrechtliche Kompetenz überhaupt nicht entscheiden. Maximal können sie appellieren, oder zwischen die Kriegsparteien treten, aber mehr ist nicht drin. Anders gesagt: ohne Krieg ist ihnen die Friedenswahrung wirkungsvoll überhaupt nicht möglich. Gewalthoheit hat aber immer der Staat, also sind die Jedi von einem Staat abhängig.
Wie sieht es dann mit der Gerechtigkeit aus? Sie kann nur verhältnismäßig im gesetzten Recht verwirklicht werden, also gibt es immer einen - möglichst geringen - Widerspruch zwischen Recht und Gerechtigkeit.
Ergebnis: zur Verwirklichung des Friedens brauchen die Jedi staatliche Kompetenz, zur Verwirklichung der Gerechtigkeit müssen sie nötigenfalls das Recht ignorieren.
In einer Republik würde das bedeuten, daß die Jedi-Ritter zwar Gesetzeshüter sind, aber mit der Lizenz, Recht zu brechen, agieren.
Und DAS soll in einem Rechtsstaat möglich sein? Diese Konstruktion würde jeder Verfassung das Genick brechen, es sei denn der jeweilige Staat ist gegründet auf etwas, das über dem Recht steht.
Der Macht.
Nur über diese Legitimation ist es möglich, daß Staatsdiener Recht brechen. Nur wenn die Jedi im Auftrag eines Königs handeln, dessen Herrschaft sich auf die Macht gründet, also auf die Lebensenergie, die als einzige Macht vollkommene Gerechtigkeit verkörpert, läßt sich so ein Drahtseilakt erklären.
Dann ist der Staat nur legitim, wenn er gerecht ist, und die Jedi-Ritter verkörpern seinen gerechten Arm, der sich über das gegebene Recht hinwegsetzen darf.
Das funktioniert in einer Republik nicht, es sei denn, sie sieht sich als machtgegebene Ordnung, aber das würde nur funktionieren, wenn die Jedi-Ritter die Regierung einsetzen würden.
Das Gottesgnadentum kann grausige Dinge hervorbringen, aber es kann auch goldene Zeitalter heraufbeschwören.