Ach, ich sehe meine Zukunft schon glasklar vor mir. In einem dieser ehrfurchtgebietenden Tempel des Schlafes werde ich mir eine Matratze für exakt 403 € aufschwatzen lassen, angeblich ein Meisterwerk der Orthopädie, eigens entworfen, um meiner Wirbelsäule den Himmel auf Erden zu bescheren. In Wahrheit aber ist sie so unnachgiebig, dass ich mich Nacht für Nacht wie ein mittelalterlicher Büßer fühle, der auf einem steinernen Altar der Schlaflosigkeit darbringt, was noch an Restenergie in ihm wohnt.
Statt friedlich durch die weichen Nebel des Traums zu wandeln, erwache ich in regelmäßigen Abständen, ertaste die gnadenlose Härte des Polsters und beginne, mit den Sprungfedern philosophische Debatten zu führen. Bald scheint mir, als hätten die Federn Charaktere entwickelt: eine spricht in lateinischen Sentenzen, eine andere flüstert boshaft über die Unzulänglichkeiten meines Lebens, und eine dritte lacht unaufhörlich, bis ich mich frage, ob ich nicht längst auf einer Probeversion der Hölle liege.
Am Tage schreite ich wie ein Schlafzombie durch die Straßen, und die Leute nicken mir wissend zu, als wären auch sie Opfer jener 403-Euro-Matratze, die offenbar von einem geheimen Bund der Matratzenhändler entwickelt wurde. Allmählich beschleicht mich der Verdacht, dass mein ganzes Viertel auf denselben Modellen ruht. Eine Armee von müden, halbwachen Gestalten wartet in der Dämmerung nur darauf, den Rest der Menschheit in den Bann des harten Polsters zu ziehen.