Aber diverse Lieder laufen doch ständig im Radio.
Da sind sie aber nicht für gedacht. Ist schon was anderes, z.B. diesen Song im Originalkontext zu hören (und zu sehen):
[YOUTUBE]zc3MnoSS5Hw[/YOUTUBE]
Spaceball schrieb:
Das ist nach wie vor richtig, habe ich aber auch nie behauptet. Walt Disney hat fast von Anfang an Musik und Bild kombiniert (eine seiner Kurzfilmgruppen heißt ja nicht umsonst "Silly Symphonies"); die menschliche Stimme in Form von Gesang als weiteres Instrument einzusetzen ist da nur ein kleiner Schritt weiter. Die drei kleinen Schweinchen ein paar Jahre später singen dann schon. Und warum auch nicht? Das Musical - sowohl im Volkstheater, als auch in Realfilmform - war damals sehr viel beliebter als es das (leider) heute ist. Womöglich genau deswegen hatte 'Schneewittchen' selbst Lieder; und ist trotzdem übrigens auch heute noch beliebt.
Dann fehlt dir zu deinem Glück nur noch, dich nicht in Threads über Musicals darüber zu äußern, wie doof du diese Kunstform findest

.
SWPolonius schrieb:
Man will Disney mögen. Disney ist nicht so ein Fall wie "Ich mag den Stil von Tarantino/Shiamalan/Spielberg/Romero/Herbig nicht, also schau ich seine Filme nicht". Nein, eigentlich ist Disney eine Institution, und was das handwerkliche angeht, hat Disney über Jahrzehnte hinweg die Grenzen des Möglichen im Animations-Bereich definiert. Man will Disney mögen. Und man will Disney-Filme sehen. Aber mit diesen bescheuerten Musical-Nummern macht dieses Studio alles kaputt...
Spielberg ist auch eine Institution mit enorm viel finanziellem wie künstlerischem Einfluss, der so alt ist, dass anderthalb Generationen von Kindern mit seinen Filmen groß geworden sind und ihn entsprechend als "immer schon da gewesen" betrachten. Auch er ist eine Legende mit unbestreitbarem technischen Können, aber auch einem gewöhnungsbedürftigen Sinn für Kitsch. Man wird vielleicht etwas seltsam angeschaut, wenn man bekundet, Spielberg partout nicht abzukönnen, aber da ja war noch irgendwas mit den
gustus, und das wird dann auch akzeptiert. Spielbergs Stil, wenn man einen solchen erkennen will, ist nichts anderes als Disneys Hauskultur, die ebenfalls verlässlich in den meisten dort animierten Filmen ersichtlich ist.
Es besteht genauso viel Zwang, Disney zu mögen, wie Spielberg oder Miyazaki oder Tarantino. Im Gegenteil, Disney ist aufgrund der Firmengröße, die in Amerika noch viel deutlicher erkennbar ist als hier, so ein großes Ziel, da arbeitet sich so mancherlei Person gerne dran ab, um zu beweisen, wie unabhängig und individuell man doch ist (siehe auch die Reaktion auf den Marvelkauf in diversen Comicforen).
Disney war jahrzehntelang für eine bestimmte Art Film bekannt, und jedenfalls im Bereich der "Walt Disney Animation Studios" in Burbank soll das laut neuem Chef auch wieder so werden. Nach Meinung vieler Menschen gehören Lieder zur Disneykultur dazu, und historisch ist das völlig korrekt, warum also nicht darauf eingehen?
Wenn man Musicals nicht mag, ist das eine Sache, aber die bloße Anwesenheit von Liedern sagt doch überhaupt nichts über die Qualität des Films aus. Wenn ich mir willkürlich zwei Filme über Jugendkultur in den 50ern rausgreife, etwa 'West Side Story' und 'Rebel Without A Cause', ist ersterer doch nicht automatisch schlechter oder weniger aussagekräftig, bloß weil die Figuren singen und tanzen. Emotional finde ich das Musical mitreißender und einprägsamer. Es mag andere Gründe geben, etwa das Drehbuch von dem James-Dean-Film besser zu finden, aber auch das hat nichts mit der An- oder Abwesenheit von Liedern zu tun.
Wenn ein Film gut gemacht ist (das ist logischerweise immer Voraussetzung), sind die Lieder ein organischer Bestandteil der Figurencharakterisierung. Lieder bloß, damit man mal wieder die Kinder für ein paar Minuten ablenken kann, sind bescheuert. Die gibt es insbesondere in Disney-Imitaten, aber hin und wieder auch bei Disney selbst, klar. Aber wenn sie erstens musikalisch hochklassig sind und zweitens sich stimmig in den Film einfügen, sind Lieder nur ein weiteres Stilmittel.
Ich mag z.B. keine Horrorfilme. Also schau ich mir selten einen an. Ich würde nie behaupten, dass Horrorfilme grundsätzlich schlecht sind. Wird schon qualitativ hochwertige geben, auch solche, die zur Gesellschaftskritik beitragen und intellektuell etwas herausfordernder sind als der durchschnittliche Teenie-Slasher.
Dafür mag ich eben Musicals. Und zwar - Qualität des einzelnen Beispiels vorausgesetzt - Musicals aller Art, ob Liebesfilme, Komödien, Tragödien oder Kinderfilme. Und nachdem das leider nicht der Geschmack der Zeit ist, bin ich gar nicht unzufrieden damit, dass Disney die Form am Leben erhält und alle paar Jahre ein vermutlich/hoffentlich hochwertiges Produkt ins Kino schaufelt.
Master Kenobi schrieb:
Nicht nur. Was mich neben der schlechter werdenden Musik auch stört, ist diese aufgesetzte heile Welt, die Disney zu gerne vermittelt (und in deren Realfilmen ist es noch schlimmer...).
Das ist auch so ein Klischee. Sollen die Figuren am Schluss vom Laster überfahren werden, um zu zeigen, wie böse und unberechenbar die Welt ist? Happy End gehört halt dazu. Und so furchtbar heile kann die Welt der Disneyfilme gar nicht sein, wenn man sich mal anschaut, wie viele Halb- und Vollwaisen da rumlaufen (was sehr wohl auch thematisiert wird, z.B. in 'Hercules' oder 'Meet the Robinsons'). Zudem zeichnet sich die Ära nach dem 'König der Löwen' eigentlich gerade dadurch aus, dass man sich auch an dunkleren Strömungen versucht (der 'Glöckner von Notre Dame' z.B.) und mit anderen Genres als dem Märchen experimentiert hat ('Atlantis' und 'Schatzplanet' sind ein miss- und und ein geglücktes Versuch am Abenteuerfilm, 'Mulan' ist ein modern aufgepepptes mittelalterliches Heldenlied).
Man kann sich freilich daran stören, dass manche schwierige Themen mitunter außen vor gelassen werden, aber die Zielgruppe sind nunmal Familien, wie bei Pixar auch. Das sind keine Filme
nur für Erwachsene und werden es auch nie sein. Im Vergleich zu in Amerika nicht unerfolgreichen christlich orientierten Trickfilmen sind die Disneys geradezu höllische Ausgeburten seelischer Verderbnis. Entgegen landläufiger Meinung ist Disney bei Extremkonservativen gar nicht so hoch im Kurs. Wetten, für 'The Princess and the Frog' gibt's auch wieder Boykottaufrufe aus der Richtung?
Leider ist es wohl das, was das Publikum erwartet, denn der Versuch, mal ernstere und dunklere Wege zu beschreiten (-> Taran und der Zauberkessel) war nicht der große Erfolg.
Wäre es vielleicht geworden, wenn der Film nicht ein Jahrzehnt lang von einer Richtung in die Andere gezogen worden wäre, mit bekanntem, eher halbgaren Resultat.
Dass in 'Lilo & Stitch' auch mal eine moderne Familie mit modernen Problemen gezeigt wurde, wurde vom Publikum jedenfalls honoriert. Ich bilde mir ein, dass auch Disneys Kinderhorrorstreifen in den 80ern recht erfolgreich waren, aber das waren natürlich Realfilme.
Zu den besten Disneyzeiten hatten die Lieder den größeren Wiedererkennungswert. "Ich wäre gern wie Du" oder "Probiers mal mit Gemütlichkeit" aus dem Dschungelbuch waren einfach andere Kaliber, als die austauschbare Balladensoße der letzten 15-20 Jahre.
Weiß nicht. Ob das nicht viel mehr damit zu tun hat, womit man aufgewachsen ist? Ich finde die Hauptlieder von
'Arielle',
'Aladdin', dem
'König der Löwen',
'Pocahontas' und
'Mulan' überhaupt nicht austauschbar und erkenne sie nach ein paar Tönen. Die Lieder aus dem 'Dschungelbuch' auch, aber den hatte ich als Kind auch auf VHS. Mit den Liedern aus 'Pinocchio' kann ich dagegen bis heute nichts anfangen (mit der offensichtlichen Ausnahme), möglicherweise auch deswegen, weil ich den Film erst später gesehen habe.