Das Bildungssystem hat sich in den letzten 20 Jahren nicht genug verändert um dem Argument "das System ist an der mangelnden Bildung schuld" Substanz zu geben. Wir wurden im selben System unterrichtet.
Genau das ist der springende Punkt. Das hat sich nicht geändert, die Gesellschaft und Welt in der es, oder besser für die dieses veraltete System die Jugend erziehen soll, schon. Stillstand ist bekanntlich der Tod. Vor 20 Jahren gab es noch den Kalten Krieg, eine niedrige Arbeitslosenquote und klare Grenzen und Vorstellungen. Heute gibt es hier verödete Industrieruinen, eine Arbeitslosenquote zwischen 25 und 30%, eine besch... Meldung über sonstwas für einen Konflikt nach dem anderen, das Gequassel von Globalisierung als Ursache des Übels und eine Gesellschaft, die sich nun ganz offen in zwei Welten teilt. Jene mit Perspektiven und jene ohne.
Ich denke es gibt hier eine genügend große Anzahl an minderjährigen Usern die zur besagten Zielgruppe gehören, die hier Gegenstand der Diskussion ist. Daher kann von "nicht da sein" wohl kaum die Reden sein.
Ich wage zu bezweifeln, dass diejenigen, welche in der Lage sind hier am Forum teilzunehmen zu jenen gehören, über die hier hergezogen wird. So groß und universell ist ein Fanforum für SW auch nicht.
Allerdings nur bis zu dem Punkt, an dem ein normal denkender Mensch in der Lage ist sein eigenes Handeln und seine anerzogenen Moral- und Wertvorstellungen zu hinterfragen und gegebenenfalls zu überdenken. Wenn er das nicht tut, ist meiner Meinung nach sehr wohl der Punkt erreicht, an dem ich diesem Menschen einen Vorwurf machen kann.
Jemand der keine Werte und Perspektiven kennenlernt, kann sie wohl kaum hinterfragen. Das war schon der Haken am Laissez-faire. Wenn man jemand keine Alternativen aufzeigt, hat er auch keine Wahl.
Hast du eigentlich eine Ahnung wie viel ein Kind von 10-15 Jahren so selbst entscheidet, geschweige denn wie wenig es in der Lage ist, seine Entscheidungen und deren Folgen abzuschätzen? So gut wie keine. Da zu erwarten, dass es weiß, was ein Gymnasium bedeutet, humbug. Und ist es einmal zu Spät, ist der Zug abgefahren. Auch der Spruch, Schulen sind umsonst, ist völliger Blödsinn. Es gibt inzwischen genug Studien aus unterschiedlichsten Quellen, die eindeutig den Zusammenhang aufzeigen, dass unser tolles, kostenloses, Bildungssystem anscheinend sehr wohl unterscheidet, wie viel die Eltern an finanziellem Hintergrund haben. Das fängt beim Bedarf an Büchern und Material für den Unterricht an, und hört bei Kleidung auf, von Unterstützung wenn es mal weniger gut läuft noch nicht gesprochen. Wenn du da Details wissen willst, dann sieh dir einfach einige dieser Studien genauer an, statt dieses haltlose Mantra zu wiederholen.
Und was die Vorbilder angeht, so gibt es auch heute noch genug "normale" Menschen, die ihr Geld auf ehrliche Weise verdienen, an denen man sich orientieren könnte, es müssen nicht gleich die Sidos, die Dieter Bohlens oder die Paris Hiltons (oder die Tour de France Fahrer in ihrer Gesamtheit^^) sein, an denen man sich ein Beispiel nimmt. Seine Idole wählt man immer noch selbst.
Tja, dann sollten vielleicht diese "normalen Menschen" einen Weg finden die Masse der Jugend genauso gut zu erreichen, wie die omnipräsenten Medienwesen, welche du da aufzählst. Statt vor sich hinzunörgeln, wäre Initiative ergreifen manchmal viel praktischer. Das ganze auf die Medien und böse Vorbilder abschieben ist leicht, leichter als selbst voran zu gehen und ihnen den Schneid abkaufen. Wie viele von euch haben eigentlich schon mal versucht diese Jugendlichen zu erreichen, sich mit ihnen auseinanderzusetzen und zu ergründen, warum sie manches tun und überhaupt was sie so tun. Ehrenamtliche Stellen in Jugendhilfsprojekten sind arg unterbesetzt und man ist immer offen für neue Ideen.
Wenn ich mir ansehe, wie man die Jugendlichen nachmittags aus der Schule entlässt und sie sich dann selbst herumtreiben müssen, in einer Umgebung wie HaNeu oder der Südstadt von Halle, braucht man sich kaum wundern, wenn die ihre Umwelt auf eigene Art entdecken gehen. Und ich habe das Gefühl manche wissen hier kaum noch, was in einem Teenie vorgeht, bei dem gerade einiges anders abgeht, als in allen anderen Lebensphasen. Mangelnde Kontrolle und Ignorieren seitens der Erwachsenen tun dann ihr übriges.
Wünsch euch dennoch viel Spaß beim Sammeln, was alles an den jungen Leuten schlechter ist, als bei euch damals, denn früher war ja bekanntlich alles besser. Das zeigen die interessanten Aufzeichnungen der Elterngeneration aus den 60ern und erst recht jener, aus der Zeit von Elvis. Da waren die ja so froh über die drogenverseuchte und freizügige Jugend, die revoltierenden Studenten und daraus resultierenden Unruhen und gar Terroristen mit ihren hervorragenden Vorbildern.
Eines solltet ihr hier auch noch bedenken, was in den Medien besonders auffällt, sind die extremen Negativschlagzeilen, über Gutes zu berichten interessiert ja keinen. Wenn man also immer wieder von den veruchten Kinderverbrechern hört, so stellt sich die Frage, von wie vielen guten Kindern hört man eigentlich nichts?