Todesstrafe

Diese Sicht, dass der Henker einen Mord begeht verstehe ich auch nicht so ganz.
Soldaten und Polizisten sind ja auch keine Mörder, wenn sie jemanden in Ausübung ihrer Pflicht erschießen. (Und ich meine jetzt nicht Kriegsverbrechen oder sowas, sondern ganz "anständig" einen Angreifer ausschalten.)
 
Nein, diese Vergleichbarkeit endet genau dort, wo die Würde des Menschen zum Tragen kommt.

Die verfügte Todesstrafe macht dem Verurteilten gegenüber nämlich ein paar Aussagen:

1. Du bist als Mensch nichts mehr wert.
2. Du bist kein nützlicher Teil der Gesellschaft.
3. Du bist nicht imstande, dich zu bessern.
4. Zappel, schreie, weine und klage, so viel du willst. Dein Überlebenswille interessiert niemanden mehr.
5. Warte, bis du an der Reihe bist. Schönes Restleben noch in deiner Zelle.
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Aber ist das nicht eine komplett emotional eingefärbte Sicht?
(Du bringst mich zumindest emotional ziemlich in die Bredouille)
Verstandsmäßig würd ich nun aber sagen, dass deien Aussagen nicht wirlich zutreffend sind.
Zu Nummer 1: Mit der Todesstrafe wird ja nciht der Wert eines Menschen geschmälert. Okay, beim Schreiben merke ich, dass ich das eigentlich nicht so sehen kann. Aber: Kann man nicht einfach behaupten, dass diese Aussage nicht stimmt, da früher oder später ohnehin jeder Sterben muss und man den Tod ja relativ "würdevoll" abhandeln kann?

Zu Nummer 2: Neben der "Nützlichkeit", würde hier wohl das Argument "Gefahr" zur Geltung kommen. Du bist eine Gefahr für die Menschheit.
Nummer 3: Je nach Strafe könnte man das aber überall behaupten. Auch bei denen, die lebenslänglich einsitzen. Und wahrscheinlich wäre das Argument hier, dass die Person keine Chance mehr verdient hat, da das Maß voll ist etc.

Nummer 4: Hier eght es nciht mehr um den Willen. Den Willen des Opfers hat der Mörder vorher auch nicht beachtet und wenn jemand nutr ins gefängnis kommt, wird ja auch nicht nach seinem Willen gehandelt. Denn wer läst sich gerne einsperren?

Nummer 5: An Tag x kommt deine Strafe, bis dahin kannst du noch mal in dich gehen (oO).
 
Aber: Kann man nicht einfach behaupten, dass diese Aussage nicht stimmt, da früher oder später ohnehin jeder Sterben muss und man den Tod ja relativ "würdevoll" abhandeln kann?

Naja, so kann man ja jedes x-beliebige Verhalten rechtfertigen, so zum Beispiel auch Selbstmordattentate und Amokläufe, solange nur die Art des Abgangs "angemessen" ist. Sterben tut ja sowieso jeder, warum soll man sich also überhaupt wegen irgendetwas Sorgen machen? Dann kann es ja einem auch egal sein, ob ein Mörder nun in den Knast geht oder aufgeknüpft wird. Warum debattieren wir hier eigentlich?

;)
 
Nein, diese Vergleichbarkeit endet genau dort, wo die Würde des Menschen zum Tragen kommt.

Die verfügte Todesstrafe macht dem Verurteilten gegenüber nämlich ein paar Aussagen:

1. Du bist als Mensch nichts mehr wert.
2. Du bist kein nützlicher Teil der Gesellschaft.
3. Du bist nicht imstande, dich zu bessern.
4. Zappel, schreie, weine und klage, so viel du willst. Dein Überlebenswille interessiert niemanden mehr.
5. Warte, bis du an der Reihe bist. Schönes Restleben noch in deiner Zelle.
Und das Opfer?
 
Soldaten und Polizisten sind ja auch keine Mörder, wenn sie jemanden in Ausübung ihrer Pflicht erschießen. (Und ich meine jetzt nicht Kriegsverbrechen oder sowas, sondern ganz "anständig" einen Angreifer ausschalten.)

Wann außer bei einer ganz konkreten Gefahrensituation erschießen Polizisten jemanden? Jemanden zu töten der gefesselt auf einer Liege liegt ist, aber was anderes.
Das ist schlicht Mord.
Was (deutsche) Soldaten angeht gibt es klar umrissene Grenzen wann sie jemanden legal töten dürfen außerhalb des Verteidigungsfalls.

Und die Todesstrafe ist eigentlich, sieht man es es nach dem Gesetz, kein Mord. Bei der Todesstrafe liegen bestimmte Merkmale einfach nicht vor, die einen Mörder ausmachen: Heimtücke, Grausamkeit, gemeingefährliche Mittel, sowie Mordlust. Was nicht nur an Staat und Person liegt.

Im juristischen Sinne hast du recht. Wobei ich mir gut vorstellen kann, dass der Beruf ,,Henker´´ Menschen anzieht, die ihrer heimlichen Mordlust nachgehn.
 
@icebär Na wir debattieren über die Todesstrafe, oder nicht :p

Ich persönlich versuche zu verstehen, wie Menschen für diese Strafe sein können und da versuche ich diesmal tatsächlich auch, mehr rational heran zu gehen - was schwerlich gelingt.
Vor Jahren habe ich, wenn ich mich recht entsinne, mal genaueres dazu geschrieben.
Mir sind Gesetztestexte manchmal sehr suspekt, nicht nur in ihren Formulierungen. Mich machen schon soll/kann/muss Bestimmungen wuschig, Ermessen und unbestimmte Rechtsbegriffe.
Aber für mich haben Recht und Gerechtigkeit ohnehin so viel miteinander zu tun, wie Spargel und Schnitzel.

Auge um Auge, Zahn um Zahn ist eine Mentalität, mit der ich ohnehin absolut nichts anfangen kann.
 
Und wenn es die Todesstrafe gibt, dann gibt es auch klar umrissene Grenzen, wie in dem Fall legal getötet werden darf. Das wäre dann genausowenig "schlicht Mord".

Doch weil es keinerlei Notwendigkeit für die Tötung gibt. Bei militärischen Operationen ist ja im Grunde die Prämisse schon, dass man Gewalt anwenden muss, um ein Ziel zu erreichen. Außer Verteidigung fällt mir jetzt kein Szenario ein in dem es ok wäre militärische Gewalt einzusetzen.
 
Doch weil es keinerlei Notwendigkeit für die Tötung gibt.

Vielleicht nicht in Bezug zur Akutheit der Gefahr, klar. Aber generell ist das nicht unbedingt gesagt.

Man könnte z.B. sagen, dass es keine Notwendigkeit gibt eine Gefahr für die Öffentlichkeit für den Rest des Lebens auf Staatskosten einzusperren und zu füttern.
Man könnte es sogar humaner finden, jemanden zu exekutieren, als ihn 40 Jahre in einer Einzelzelle zu lassen, wo er wegen der Isolation komplett wahnsinnig wird und auch nur auf den Tod wartet.

So simpel ist das ganze nicht.
 
Ach so, weil es einen Unterschied gibt, darf man Sachen nicht mehr vergleichen??

Du kannst Sachen vergleichen, solltest aber auch zum richtigen Schluss dabei kommen. Der richtige Schluss ist hier: Jemand der einen anderen tötet, tut etwas anderes als jemand der einen anderen wegschließt. Die Verhältnismäßigkeit der Strafen ist astronomisch, eben weil der Tod entgültig ist, wohingegen Gefangenschaft verschiedene Zeitlängen hat, natürlich auch eine bis ans Ende des Lebens aber alles verbunden mit einer Vielzahl weiterer Faktoren. Die Tötung einer Person hat keinen Zweck außer blutige Rache, wohingegen Gefängnissstrafen verschiedene Motive haben.

Abgesehen davon, 20 Jahre Gefängnis sind ja keine einfach verlorene Zeit. Menschen im Gefängnis sitzen nicht in leeren Räumen und müssen Wände anstarren.

Diese Sicht, dass der Henker einen Mord begeht verstehe ich auch nicht so ganz.
Soldaten und Polizisten sind ja auch keine Mörder, wenn sie jemanden in Ausübung ihrer Pflicht erschießen. (Und ich meine jetzt nicht Kriegsverbrechen oder sowas, sondern ganz "anständig"
einen Angreifer ausschalten.)

Das hatten wir schon. Es ist etwas anderes, wenn ich jemanden erschieße, weil dieser jemand eine akute Gefahr darstellt oder ob ich jemanden töte, der eben keine akute Gefahr ist, spricht einfach nur in einer Zelle sitzt und Bücher liest. Letzteres ist Mord, ersteres ist Selbstverteidigung. Henker sind Mörder und natürlich auch der ganze Apparat der ihn zum Mörder macht, so machen sich natürlich auch Staatsanwälte und Richter mitschuldig. Unser Rechtssystem hat das ziemlich eindeutig definiert, nur weil in den USA dann rechtlich eine Ausnahme gemacht wird, damit man staatlich und industriell Menschen töten kann, heisst das ja nicht, dass sie plötzlich nicht mehr unter diese Definition fallen.
 
Ich habe das schon mal gefragt: was sind Soldaten? Denn bei ihren Einsätzen kommen auch Zivilisten zu Tode.
Sind sie dann Mörder?
Und was ist mit Schlachtern/Metzgern
Sind das Mörder?

Simpel und schlicht erscheint mir das ganze Thema nämlich nicht.
 
Nein, sind sie nicht. Ein Soldat tötet nicht aus niederen Beweggründen, ein Verbrecher dagegen schon.
Am Ende des Tages sind Soldaten hinter der Uniform ein Querschnitt durchs menschliche Wesen an sich. Es gibt da genau so feine Menschen, wie auch kranke Menschen, die in manch gegebener Extremsituation ganz einfach Lust verspüren, auch einfach Zivilisten gegenüber durchzuticken, und nein ich rede nicht von Auswirkungen von PTSD. Also ja, Soldaten können durchaus Mörder sein, genau wie sie Helden sein können. Es ist doch sehr gefährlich davon auszugehen, eine Uniform halte einen von niederen Gedanken ab....das machen Krawatten, Pullunder und Cocktailkleider auch nicht.
 
Am Ende des Tages sind Soldaten hinter der Uniform ein Querschnitt durchs menschliche Wesen an sich. Es gibt da genau so feine Menschen, wie auch kranke Menschen, die in manch gegebener Extremsituation ganz einfach Lust verspüren, auch einfach Zivilisten gegenüber durchzuticken, und nein ich rede nicht von Auswirkungen von PTSD. Also ja, Soldaten können durchaus Mörder sein, genau wie sie Helden sein können. Es ist doch sehr gefährlich davon auszugehen, eine Uniform halte einen von niederen Gedanken ab....das machen Krawatten, Pullunder und Cocktailkleider auch nicht.
Ich werde nicht wieder darüber diskutieren.
Eigentlich auch wurscht - Einen Mörder oder andere Schwerverbrecher mit Soldaten und / oder Polizisten gleichzusetzen ist eine Frechheit.
 
Ich werde nicht wieder darüber diskutieren.
Eigentlich auch wurscht - Einen Mörder oder andere Schwerverbrecher mit Soldaten und / oder Polizisten gleichzusetzen ist eine Frechheit.
Interessanterweise aber keine Beleidigung, laut BGH. Jedenfalls nicht als allgemeine Aussage, wenn man es speziell an einen Soldaten richtet, dann allerdings schon.
http://www.kurt-tucholsky.info/urteil-des-bundesverfassungsgerichts-zum-soldaten-sind-moerder-zitat
http://www.telemedicus.info/urteile...091-und-102,-22192-Soldaten-sind-Moerder.html
 
Ich werde nicht wieder darüber diskutieren.
Eigentlich auch wurscht - Einen Mörder oder andere Schwerverbrecher mit Soldaten und / oder Polizisten gleichzusetzen ist eine Frechheit.

Ich war diverse Jahre mit einem US Marine zusammen, der unteranderem im Irak gedient hat. Und er hat mir nicht nur von einem Zwischenfall erzählt, in dem Kameraden aus sehr guten Gründen vor dem Militärgericht gelandet sind. Soldaten sind Menschen in Uniform, das ist die Realität, und keine Frechheit. Ich habe als ehemalige "Soldatenfrau" einen hohen Respekt, vor dieser Berufung, und glaube ganz fest daran, das nur ein winzig kleiner Bruchteil dieser Menschen niederträchtig sind, die Soldaten die ich kennen gelernt habe, waren allesamt fantastische Menschen. Und dennoch sind sie da, die Fakten über Kriegsverbrechen an Zivilisten, Vergewaltigung und Mord, in nicht nur einem Krieg. Gut man kann das auch im Call of Duty/Apocalypse now Fanboy Träumer Modus als Kleinkram darstellen.
 
Ich werde nicht wieder darüber diskutieren.
Eigentlich auch wurscht - Einen Mörder oder andere Schwerverbrecher mit Soldaten und / oder Polizisten gleichzusetzen ist eine Frechheit.

An der Stelle ist es mir absolut wichtig zu erwähnen, dass ich nichts gleichgesetzt habe. Das war eine Frage, die nicht mit einer Meinung eingefärbt war und auch nicht bedeuten sollte, dass ich hier ein Urteil oder eine genaue Meinung habe.

Geht es aber darum, das Menschen Menschen (oder allgemein Lebewesen) das Leben nehmen, tauchen bei mir diese Fragen zwangsläufig auf. Und da spielt es keine Rolle, ob es um die Todesstrafe geht, oder um andere Geschehnisse, in denen einer durch einen andere ums Leben kommt.
Spätestens wenn Videos darüber bekannt/öffentlich werden, wie beispielsweise manche (nicht alle!) Soldaten mit Gefangenen umgehen, oder auch manche Polizisten mit Insassen, sträuben sich mir die Haare.
Und es ist immer so einfach mit Urteilen um sich zu werfen und in Schubladen zu denken und andere als Mörder oder schlimme Menschen zu bezeichnen, die dieses oder jenes verdient haben.
Folter und co. ist da eigentlich auch Thema, denn was da im Namen oder unter dem Deckmantel des Gesetzes so alles getrieben wird, finde ich persönlich extrem erschreckend.
Keine Uniform der Welt sagt irgendetwas über den Menschen aus, der sie trägt. Und im Endeffekt kann wohl auch ein Henker, Soldat etc. genau das sein, was er dem anderen vorwirft: ein Mörder.
 
Das hatten wir schon. Es ist etwas anderes, wenn ich jemanden erschieße, weil dieser jemand eine akute Gefahr darstellt oder ob ich jemanden töte, der eben keine akute Gefahr ist, spricht einfach nur in einer Zelle sitzt und Bücher liest.

Von dieser Entscheidung rede ich ja auch nicht, ich setze woanders an. Siehe den Beitrag über deinem.


Henker sind Mörder und natürlich auch der ganze Apparat der ihn zum Mörder macht

Wäre dem so, dann müssten ja alle Henker wegen Mordes verurteilt werden. Dem ist offensichtlich nicht so in den betreffenden Ländern.

Du brichst die Debatte zurück auf das deutsche Rechtssystem, davon rede ich aber gar nicht, sondern von der Sache an sich. Dein Einwand ist also nicht wirklich ein angemessenes Gegenargument.

Beispiel: "Die Argumente X,Y,Z sprechen für eine Legalität von Cannabis." -- "Ist in Deutschland aber illegal." Das ist ein Strohmann-Argument.
 
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