Das der Fokus auch in den Büchern auf dem Spiel der Throne liegt, ist darin begründet das GRRM als erstes sich das Ziel setzte, keine traditionelle Fantasy zu schreiben wo die Guten gegen "Das Böse" kämpfen, sondern die Geschichte von Charakteren und dem Kampf der in ihrem inneren von Gut und Böse ausgetragen wird. Ich denke das deutet darauf hin das auch in den Büchern das Spiel der Throne der Fokus der Geschichte sein wird. Die Anderen wären damit nur die Bedrohung gegen welche die Menschen ihre Vorurteile gegeneinander ablegen sollten um sich zu verbünden. Wie gut das in der Serie funktioniert wissen wir nun, warten wir ab ob wir je erfahren wie es mit der Buchhandlung aussieht.
Das ist auch alles löblich, aber genau hier passt die Bedrohung durch die White Walker, wenn da nicht noch ein gewaltiger Twist kommt, IMO einfach nicht so sehr rein: Zu eindimensional 'böse' kommt diese Bedrohnung daher. Natürlich kann es auf der Mikroebene noch einmal ganz anders aussehen, wenn z. B. Cersei auch im Krieg mit den Weißen Wanderern immer nur an ihr eigenes Wohl denkt etc., aber auf der Makroebene sieht es dann eben so aus: Die White Walker als eindimensional böse Bedrohung treffen auf die Menschen, die wir, gerade weil sie ihre Vorurteile gegeneinander ablegen und sich verbünden, als die Guten empfinden. Damit würde aber das ganze Kartenhaus rund um das Spiel der Throne für mich in sich zusammenfallen und die Reihe wäre gar nicht mehr so weit von der traditionellen Fantasy entfernt, wie es zu Beginn mal den Anschein hatte. Genau daher wünsche ich mir hier einfach eine andere 'Lösung'. Da kann ich mir mehrere Sachen vorstellen:
- der Twist, dass die White Walker eigentlich gar nicht so böse sind (wird aber verdammt schwer, das noch glaubwürdig hinzubekommen)
- eine Struktur, die den Kampf gegen die White Walker - GoT-typisch gegen alle Erwartungen - gar nicht als Finale der Geschichte präsentiert (könnte aber leicht antiklimaktisch wirken)
- dass die Erzählung es schafft, trotz der parallelen Bedrohung durch die White Walker immer noch ihren Fokus auf den Intrigen und Schachzügen im Spiel der Throne zu behalten (fände ich persönlich aktuell am coolsten)
Aber gut, ein Großteil hängt, zumindest beim Serienmedium, auch von der gesamten Inszenierung ab. Selbst wenn man in Staffel 8 jetzt wirklich den Schritt in Richtung dessen, was du "traditionelle Fantasy" nennst, vollzieht, kann das am Ende immer noch passen, weil man den Weg dorthin einfach gut hinbekommt und es sich wirklich logisch aus dem vorigen ergibt, ohne dabei allzu vorhersehbar zu sein. Und als HdR-Fan bin ich ja auch dem klassischen Gut-gegen-Böse-Schema nicht abgeneigt - ich genieße dann einfach das Spektakel und erfreue mich, wenn der Serienkontext das hergibt, am Ende vielleicht sogar daran, dass das ganze vorausgegangene Spiel der Throne, so viele Sendeminuten es doch eingenommen hat, am Ende voll für die Katz' war