Dantooine - auf dem Weg zur Absturzstelle - knapp 700m von ihr entfernt - mit Aayla
Langsam ermüdete den nicht mehr ganz so jungen Jedi die ständigen Streiterein mit dieser Frau. Es ging soweit, dass Tylaar sie einfach maulen ließ, während er schicksalsergeben einen Fuß vor den anderen setzte. Der Rucksack begann ihn zu stören, besser gesagt das Gewicht. Es wurde Zeit, dass die beiden das Shuttle erreichten. Zum einen konnte Tylaar sich da umziehen und den Rucksack ein bisschen neu sortieren und zum anderen war er dieses Weib dann endlich los. Viel länger würde er sie nicht ertragen.
Nur noch einmal ging er direkt auf sie ein. "Ja, dein Hintern ist ganz nett. Wenigstens hält der die Klappe. Und mehr als dein Name interessiert mich eh nicht, bild dir also nichts darauf ein."
Er warf einen kurzen Blick in den Himmel. Wahrscheinlich noch drei bis vier Stunden Tageslicht, dann würde die Nacht über Dantooine hereinbrechen. Irgendwie hatte er diese am meisten vermisst. Sie gaben ihm ein vertrautes Gefühl. Nicht so der verbrannte Geruch, der nun vom Wrack des Shuttles herüberzog. Hoffentlich würde sich Blade beeilen, das provisorische Lager aufzubauen. Einfach so an einen Baum neben einem zerstören Lambda-Shuttle lehnen war nicht die angenehmste Art und Weise zu übernachten. Zwar war die Expedition mit Zweimann-Zelten ausgestattet, aber ob die Frachtkisten den Absturz überstanden hatten, wusste Tylaar nicht. Lieber auf Nummer sicher gehen. Zudem zogen da von Westen in der Ferne einige dunkle Wolken auf. Er würde zwar nichts drauf verwetten, aber irgendwie ahnte Zaith, dass es diese Nacht zumindest Regen, wenn nicht sogar ein Gewitter geben würde. Komischerweise störte ihn dieser Gedanke nicht sonderlich.
Ja, da kam Wind auf. Er berührte Tylaars Wange, aber ... aber das war nicht natürlich! Das war kein Wind! Ein fürchterliches Frösteln überkam den Padawan und seine bis dahin bestimmt noch recht unangenehme Miene wandelte sich schlagartig. Tylaar fror von einem Augenblick auf den nächsten. Der Wind .. er war keiner ...
'Niemals vergessen ... ich habe es niemals vergessen ...' Es war eine Stimme und doch wieder nicht. Ein anklagender Tonfall, ohne wirkliche Worte zu formen. Ein Gefühl, ein Schrecken, der in sein gesamtes Sein fuhr. Ohne dass Tylaar es wollte, wurden seine Schritte langsamer und die Frau, die sich als Annora vorgestellt hatte, marschierte ein Stück vor. Würde sie nun zurückblicken, der eben noch zum davonlaufen arrogante Mistkerl wäre nicht mehr wieder zu erkennen. Wie ausgewechselt, wie jemand, der seinen innersten Ängsten entgegen gesehen und verloren hatte. Doch Tylaar hatte sie vollkommen vergessen. Seine Augen blickten leer über die Ebenen. Dieses Gefühl ließ nicht nach.
'Kommst du zu mir zurück? Noch mehr Leid, noch mehr Schuld? Erwartest du mich, Mörder, oder spielst du dir selbst Überraschung vor?' Er fühlte diese Präsenz. Sie stach zwischen all den Leben auf diesem Planeten hervor, pulsierte in seinem Geist. Sie war hier! Obwohl Tylaars geistige Kräfte vielleicht ziemlich ungeübt waren, konnte er sie so deutlich spüren - nein, sehen! - dass es schmerzte. Sie war überall!
Tylaar trotte mehr als er gang die letzten Meter bis zu dem Shuttle. Seine Aufmerksamkeit war auf Sie gerichtet, krampfhaft versuchend ihre Präsenz zu leugnen und doch gleichzeitig alles daran zu setzend, zu wissen wo sie war. Tylaar war innerlich zerrissen.
Und dann war es weg. Ohne jede Vorwarnung brach diese beängstigende Verbindung ab, ließ ihn alleine mit all den Gedanken und Eindrücken und Befürchtungen. Wie durch einen Schleier sah er Tionne in knapp zehn Meter Entfernung am ruinierten Shuttle stehen. Auch Neelah, Gala und Mike schienen noch dort zu sein. Für einen Moment fühlte er die Präsenzen der Jedi in der Macht ... und die Frau hinter ihm. Aber es war zu viel. Diese ... Vision hatte ihn überfordert und genau so sah er auch aus. Kreidebleich, Schweiß auf der Stirn. Sein Blick hatte etwas Gehetztes. Wortlos, ohne einen Gruß, ging er ein Stück auf die anderen zu, mied es aber zu sehr in ihrer Nähe zu sein, und ließ sich schließlich an Ort und Stelle auf den Boden sinken. Er musste Ruhe finden, Ruhe in der Macht! Niemand sollte ihn so sehen. Achtlos ließ er das CDH-17 fallen, selbst der schwere Rucksack störte ihn kaum noch. Seine Gedanken, seine Konzentration schweiften auf die beiden Kristalle aus seiner Vision auf der 'Horizon'. Wegen ihnen war er hier. Und sie würde er sich holen. Dann wäre sein Lichtschwert wieder komplett, er hätte sich einer seiner Ängste gestellt und sie besiegt. Er wäre zum Teil ein neuer Mensch ... oder?
Ein letztes Aufbäumen der Eindrücke suchte ihn heim. Es streichelte mit sanfter Gewalt sein Bewusstsein, ließ ihn die Augen schließen ... 'ICH bin deine letzte und nicht zu lösende Prüfung, Tylaar Zaith.'
Tylaar schluckte. Ein Blick zu den anderen brachte ihn vollends zurück in die Gegenwart. Zwar blieb er sitzen aber immerhin fand er die Worte, seine Begleiterin vorzustellen. "Das ist Annora. Lord Blade, ein Stoßtrupp und ich fanden sie in der Nähe einer der Geschützstellungen. Die republikanischen Truppen werden bald zu uns stoßen, nachdem sie die nächstliegende Gefahr beseitigt haben." Seine Stimme klang hohl, die Sätze waren wie auswendig gelernt. Tylaar schluckte und sah von den anderen weg. Kaum für jemanden zu sehen, richteten sich seine Augen auf das derzeit noch unbrauchbare Lichtschwert aus silbernem Metall. Seine Stirn lag fast sorgenvoll in Falten ... Prüfungen ... Prüfungen. Es musste beginnen. Er atmete tief ein und aus. Die Macht würde ihm die nötige Stärke und Ruhe schenken. Jetzt war eindeutig der richtige Zeitpunkt dafür.
Dantooine - Absturzstelle - mit Tionne, Aayla, Neelah, Gala, Mike & Aredhel