G.Bruno
Mit größerer Furcht verkündet ihr das Urteil, als
Jesus Der Nazarener Und Das Märchen Von Der Stadt Nazareth
JESUS DER NAZARENER UND DAS MÄRCHEN VON DER STADT NAZARET
Bei den Kindheitsevangelien und dem Autor des Lukasevangelium, kommt Jesus in Bethlehem zur Welt. Was aber nicht heissen muss, dass Jesus deswegen den Beinamen "von Bethlehem" oder "der Bethlehemer" bekommen musste. Sie waren nur kurzfristig in Bethlehem, wenn man der Kindheitsgeschichte des Lukasevangelium glauben schenkt, lebten aber nach ihrer Flucht nach Ägypten wieder in Galiläa. Angeblich in einer Stadt namens Nazareth. Aber hat es diese Stadt damals wirklich gegeben? Oder wussten die Evangelisten einfach nur nichts mit dem Beinamen "Nazoräer" anzufangen? Haben die Evangelisten aus "Nazoräer", irrtümlich oder gar absichtlich, eine Stadt gemacht die es garnicht gibt? Fakt ist, dass aus Jesus Zeiten kein einziger Schriftlicher hinweis, abgesehen von den Evangelien und der Apostelgeschichte, über eine Stadt oder einen Ort mit Namen Nazaret existiert. Wenn es die Stadt Nazareth nicht gab, müssen wir dem Begriff Nazarener/Nazoräer eine neue Aufmerksamkeit widmen. Denn wenn mit dem Beiname Jesus nicht eine Stadt gemeint ist, was dann?
Ein Indiz für die Nichtexistenz der Stadt Nazareth befindet sich bereits im Barnabas-Evangelium, einem mittelalterlichem Werk, dass mit hoher wahrscheinlichkeit von einem Muslim geschrieben wurde. So heisst es im 20. Kapitel:
"Jesus ging zum See von Galiläa und nahm ein Schiff in Richtung Nazareth, seiner Stadt."
Wer auch immer der Verfasser gewesen mag, er hatte keine Ahnung wo sich Nazareth befand und verfrachtete diesen Ort an den See Genezareth (hebräisch: Kinneret). Obwohl der (?muslimische?) Verfasser offenbar gute alt- und neutestamentarische Schriftkenntnisse besass, war er offenbar davon überzeugt, die Stadt seines Propheten Isa liege direkt am See Genazareth (Kinneret).
Im sogenannten "Lentulus-Brief", der einem römischen Senator in Judäa namens Publius Lentulus zugeschrieben wurde und ein Zeitgenosse Jesus war, steht geschrieben:
"Er hat einen in der Mitte geteilten Bart, kastanienbraunes, stets unbedecktes langes Haar. Sein Haar hatte die Farbe einer unreifen Haselnuss und hatte einen Scheitel, nach der Sitte der Nazarener, war bis fast zu den Ohren glatt, fiel dann aber von den Ohren abwärts in dunkleren und glänzenderen Locken herab, die über seine Schultern wallten."
Der römische Senator Publius Lentulus hat diesen Brief nie geschrieben. Wie wir heute wissen handelt es sich um einen Verfasser der diese Schrift wahrscheinlich am Ende des 13. oder am Anfang des 14. Jahrhunderts erstellt hat. Das Erstaunliche jedoch an diesem Brief ist, dass der Schriftsteller aus dem Mittelalter Jesus "nach der Sitte der Nazarener" beschreibt.
Ist diese Beschreibung von Jesus eine Erfindung des Verfassers aus dem 13. Jahrhundert die spätere Künstler Inspirierte? Nein, denn dieses äussere Erscheinungsbild ("nach der Sitte der Nazarener") ist bereits im Mosaik der Hagia Sophia aus dem 10. Jahrhundert zu bewundern und im mailänder Elfenbeinrelief aus dem Jahre 980. Auch auf den "Goldenen Gürtel" aus Syrien (Ein Gürtel aus Goldmedalions mit der Darstellung von Jesus) aus dem 6./7. Jahrhundert und auf dem Mosaik von Sant Apollinare Nuovo in Ravenna aus dem 6. Jahrhundert wird Jesus wie im Lentulus Brief dargestellt.
Interessant ist das Mosaik aus Ravenna aus dem 6. Jahrhundert. Dort wird die von den Hohepriestern ausgesandte Schar, die Jesus gefangen nahm und zum hohen Rat brachte, mit einer Kurzhaarfriseur (Topffriseur) dargestellt, während Jesus auf diesem ca 800 Jahre älteren Mosaik eben wie in dem Lentulus Brief des 13. Jahrhunderts dargestellt wird. Dieses Aussehen ist also schon weit aus länger in der christlichen Kunst bekannt, als es uns der mittelalterliche Schriftsteller beschreibt. Doch er gibt uns eine neue Information zu diesem altbekanntem Aussehen Jesu! Das dies das Aussehen der "Nazarener" sei!
Ist das wirklich die Modefriesur eines unbedeutenden Ortes? Oder war es das äussere Erscheinungsbild einer Gemeinschaft namens Nazarener?
Was spricht alles für die Zugehörigkeit Jesu zu einer Gemeinschaft namens Nazarener/Nazoräer?
--- In keinem der Briefe aus dem Neuem Testament wird die Stadt Nazareth erwähnt.
--- Im Alten Testament wird dieser Ort nie erwähnt. Er Existiert dort nicht.
--- Es ist nichts Ausserbiblisches über den Ort Nazareth aus der Zeit Jesu erhalten. Es fehlen jegliche Belege der Stadt. Nazareth wird weder unter den 45 Städten Galiläas erwähnt, die Flavius Josephus aufführte, noch unter jenen 63 Städten des Landes aus dem Talmud. Das gravierende dabei ist; Nazareth in den Evangelien als eine "STADT" bezeichnet und ist ausser in dem Neuen Testament nirgendwo erwähnt. Während das "DORF" Emmaus (Lukas 24,13) auch schon bei den Makkabäern erwähnt wird (Makk 3,40; 3,57; 4,3; 9,50).
--- In der Apostelgeschichte wird Paulus als Mitglied der sogenannten "Nazarener" Sekte bezeichnet:
"Wir haben diesen Mann gefunden schädlich, und der Aufruhr erregt allen Juden auf dem ganzen Erdboden, und einen vornehmsten der Sekte der Nazarener, der auch versucht hat, den Tempel zu entweihen; welchen wir auch griffen und wollten ihn gerichtet haben nach unserem Gesetz." (Apg 24. 5-6 Martin Luther Übersetzung)
Ebenfalls die selbe Bibelstelle aus der Einheitsübersetzung:
"Wir finden nämlich, dieser Mann ist eine Pest, ein Unruhestifter bei allen Juden in der Welt und ein Rädelsführer der Nazoräer Sekte. Er hat sogar versucht den Tempel zu entweihen. Wir haben ihn festgenommen."
--- Galiläa war überwiegend von Heiden oder von anders Gläubigen bevölkert. Anders als es der jüdischen Tradition entspricht. Mit "anders als es der jüdischen Tradition entspricht", meine ich z. B. die Samaritaner, dessen Kerngebiet zwischen Judäa und Galiläa lag. Sie sind wie die Juden eine religiöse Gruppierung, die aus dem Volk Israel hervorgegangen sind. Die Samaritaner erkennen als Bibel allerdings nur die Autorität der fünf Bücher Mose an, die sie in einer eigenen, der ursprünglichen hebräischen Schrift schreiben, die auf dem phönizischen Alphabet basiert (die heutige hebräische Schrift ist eigentlich eine aramäische Schrift, die von den Juden erst während des Babylonischen Exils übernommen wurde). Die Samaritaner haben auch viele Bräuche des alten Judentums aus der Zeit vor der Zerstörung des Tempels und teilweise sogar aus der Zeit vor dem babylonischen Exil bewahrt. Beispielsweise kennen sie bis heute das Hohepriestertum und das Tieropfer und feiern ihr Neujahr im Frühling, nicht wie die Juden im Herbst. Ihre Eigenart und ihren "Urjudentum" haben die Samaritaner bis heute erhalten können.
Neben dem Juden- und Samaritanertum enstand eine Glaubensgemeinschaft Namens Dositheaner und hatte zu beiden Religionen enge Verbindungen. Gleichzeitig waren sie aber antijüdisch und hatten etwas gegen das mit dem Zweiten Tempel in Judäa neu installierte Judentum. Sie verliessen Jerusalem oder wurden aus der Stadt vertrieben. Der samaritanische Historiker Abu´l Fath kennt neben der Sekte der Dositheaner acht dositheanische Splittergruppen mit sehr verschiedenen religiösen Anschauungen, deren Verbindung zur jüdischen und/oder samaritanischen Überlieferung allerdings unverkennbar ist. Dazu kommen noch die Täufergemeinschaften entlang des Jordans, wie die Gemeinde von Qumran, die Essener und die Mandäer, die allgemein auch als "Nazoräer" bekannt waren.
--- Die ursprüngliche Bezeichnung für die Gemeinde der Christen war "Nazoräer/Nazarener". Was aber sind Christen? Christos ist nichts weiter als die griechische Übersetzung des hebräischen Wortes Messias (der Gesalbte). Diese messianische Erwartung gab es in der Gemeinschaft von Qumran, bei den Zeloten und den Essener. Die Christen sind nichts weiter als eine messianisch jüdische Strömung, die ihren Messias in den "Nazoräer" Jesus sahen und die im laufe der Jahrhunderte zu einer Weltreligion aufgestiegen sind . Dieses warten auf den Messias gab es auch in der Gemeinschaft von Qumran, den Zeloten und den Essenern, wenn auch in unterschiedlicher Erwartung.
--- Von dem Ausdruck Nazarener/Nazoräer leitet sich das Wort "Nozrim" her, welches eine der frühesten hebräischen Bezeichnungen für die später als Christen bekanntgewordene Sekte ist. Ein Einwohner der Stadt Nazareth hingegen wird im hebräischen "nazrati" bezeichnet. Vom selben Ursprung, Nozrim, leitet sich auch das moderne arabische Wort für die Christen "Nasrani" her. Es sieht so aus, als hätten die frühen Bibelkomentatoren gar nichts mit dem Begriff "Nazoräer/Nazarener" anfangen können, dass sie kurzerhand den Schluss daraus zogen, Jesu Familie stammt aus Nazareth, einem Ort der mittlerweile zu einer bekannten geographischen Grösse geworden war. Uwe Topper schreibt in seinem Buch "Die Grosse Aktion - Europas erfundene Geschichte", dass Nazareth erst seit der Kreuzfahrerzeit existiert. Siehe auch M. Baigent/R. Leigh: Verschlusssache Jesus - Die Qumranrollen und die Wahrheit über das frühe Christentum. 1991.
Der amerikanische Archäologe Richard Freund hat im Sommer 2003 die These aufgestellt, ein im heutigen Nazareth schon länger bekanntes, unterirdisches Gewölbe sei einst Teil einer römischen Therme gewesen, ein Badehaus für Legionäre. Für Freund ein Indiz, dass Nazareth zur Zeit Jesu Stützpunkt für ein paar Hundert römische Soldaten war – und damit nach den Maßstäben der Epoche eine recht bedeutende Stadt.
Martin Peilstöcker, ein deutscher Archäologe in der Israelischen Antikenverwaltung, ist dagegen, wie die meisten Fachleute, skeptisch: Die These seines US-Kollegen sei ein "frommer Wunsch", die Ruine könne man gar nicht mehr genau datieren, wahrscheinlich aber stamme sie aus der Zeit der Kreuzfahrer.
--- Der Schriftsteller Epiphanios (315-403) berichtet in seinem frühchristlichen Werk, die Christen in Judäa, die ganz allgemein Nazoräer/Nazarener genannt würden, seien als "Essäer" bekannt gewesen.
Hier setzt Epiphanios die Nazarener (die Christen genannt wurden, weil die Anhänger ihren mandäischen Meister für den Messias hielten) mit den Essener gleich. Beide waren eine "Täufer Sekte"!
--- In einem Brief Schapur II. (310-379 n Chr. - persischer Sassanidenkönig), der die Nazarener verfolgte, heisst es:
"Sobald Du von diesem Befehl von Uns anderen Göttern Kenntnis genommen hast, der dieser von Uns geschickten Botschaft beigefügt ist, wirst du Simon, das Haupt der Nazarener, festnehmen. Du wirst ihn nicht eher freilassen, bis er das Dokument abgezeichnet hat und sich verpflichtet hat, für Uns eine doppelte Kopfsteuer und einen doppelten Tribut vor der ganzen Bevölkerung der Nazarener, die im Gebiet Unserer Göttlichkeit wohnen, einzusammeln."
Unwahrscheinlich, dass die Christen im 4. Jahrhundert, weit ab von Palästina in Persien, nach der angeblichen Stadt ihres Meisters benannt wurden. Ist den hier überhaupt von Christen (messianische Anhänger des Nazoräers Jesus) die Rede? War dieser Simon möglicherweise ein Mandäer/Nazoräer der ursprünglichen Gemeinde? Also so wie es Jesus war, bevor ihn seine Anhänger zu Christus und sich selber zu Christen machten?
--- Die Stadt Sepphoris:
Im Neuen Testament wird die Stadt Sepphoris mit keinem Wort erwähnt, obwohl sie nur ca. 5 km von Nazareth entfernt lag. Gebe es Nazareth zu der Zeit und hätte Jesus dort gelebt, hätte er mit sicherheit die Stadt Sephoris regelmässig betreten und von ihr berichtet, oder zumindest erwähnt. Da er aber mit grösster wahrscheinlichkeit in Kafernaum lebte, war Sephoris für Jesus uninteressant und nicht einmal auf dem Weg nach Jerusalem.
--- Hieronymus berichtet über das Hebräerevangelium:
"Nach dem Evangelium, das, in hebräischer Sprache verfasst, die Nazaräer lesen [...]" (Hieron.,Jes-Kom.IV zu Jes 11,2)
Hier kann unmöglich eine Ortschaft namens Nazareth gemeint sein, die Hieronymus (347-420) über 300 Jahre nach Jesus Tod erwähnt.
"In dem Evangelium, das die Nazarener und Ebioniter gebrauchen, das wir neulich aus der hebräischen Sprache in die griechische übersetzt haben..." (Hieron.,Mt.-Kom.zu12,13)
Hier wird noch deutlicher, dass die Nazarener ebenso wie die Ebioniter, eine Gemeinschaft und keine Einwohner waren.
Unwahrscheinlich, dass Hieronymus zu einem die Bewohner eines Ortes und zum anderen die einer Gruppierung anspricht. Hier handelt es sich um zwei Gemeinschaften und keinesfalls um Einwohner eines Ortes. Interessant ist noch, dass Hieronimus eine Seite des Nazaränerevangeliums kannte, aber den Inhalt für so Explosiv hielt, dass er diese mit den Worten "Es ist nicht gut zu wissen was geschrieben steht" vernichtete.
Oberflächlich gesehen scheinen die Nazoräer den alttestamentarischen "Nasiräer" (4. Mose 6. / und nicht zu verwechseln mit der arabischen Bezeichnung der Christen "Nasrani", den an den Ophiten anlehnenden Naassener, oder der "Nusairier", die im 8 Jhr. n. Chr. nach ihrem arabischen Führer, ibn Nusair genannt wurden) sehr ähnlich zu sein. Doch das rituelle Untertauchen im Wasser wie es Johannes mit Jesus tat, deren Ursprung in Indien liegt und von den Hindus noch heute mit gleicher Hingabe praktiziert wird wie schon seit Tausenden von Jahren, ist ein essenischer Taufritus und beginn der Abkehr von den Dogmen der jüdischen Überlieferungen, vor allem des Blutopfers, das die vergebung von Sünden erreichen soll.
Die zeremonielle Waschung sollte einerseits die Entlastung von allem Irdischen symbolisieren, anderseits die Widergeburt des Geistes in einem reinen Körper darstellen.
JESUS DER NAZARENER UND DAS MÄRCHEN VON DER STADT NAZARET
Bei den Kindheitsevangelien und dem Autor des Lukasevangelium, kommt Jesus in Bethlehem zur Welt. Was aber nicht heissen muss, dass Jesus deswegen den Beinamen "von Bethlehem" oder "der Bethlehemer" bekommen musste. Sie waren nur kurzfristig in Bethlehem, wenn man der Kindheitsgeschichte des Lukasevangelium glauben schenkt, lebten aber nach ihrer Flucht nach Ägypten wieder in Galiläa. Angeblich in einer Stadt namens Nazareth. Aber hat es diese Stadt damals wirklich gegeben? Oder wussten die Evangelisten einfach nur nichts mit dem Beinamen "Nazoräer" anzufangen? Haben die Evangelisten aus "Nazoräer", irrtümlich oder gar absichtlich, eine Stadt gemacht die es garnicht gibt? Fakt ist, dass aus Jesus Zeiten kein einziger Schriftlicher hinweis, abgesehen von den Evangelien und der Apostelgeschichte, über eine Stadt oder einen Ort mit Namen Nazaret existiert. Wenn es die Stadt Nazareth nicht gab, müssen wir dem Begriff Nazarener/Nazoräer eine neue Aufmerksamkeit widmen. Denn wenn mit dem Beiname Jesus nicht eine Stadt gemeint ist, was dann?
Ein Indiz für die Nichtexistenz der Stadt Nazareth befindet sich bereits im Barnabas-Evangelium, einem mittelalterlichem Werk, dass mit hoher wahrscheinlichkeit von einem Muslim geschrieben wurde. So heisst es im 20. Kapitel:
"Jesus ging zum See von Galiläa und nahm ein Schiff in Richtung Nazareth, seiner Stadt."
Wer auch immer der Verfasser gewesen mag, er hatte keine Ahnung wo sich Nazareth befand und verfrachtete diesen Ort an den See Genezareth (hebräisch: Kinneret). Obwohl der (?muslimische?) Verfasser offenbar gute alt- und neutestamentarische Schriftkenntnisse besass, war er offenbar davon überzeugt, die Stadt seines Propheten Isa liege direkt am See Genazareth (Kinneret).
Im sogenannten "Lentulus-Brief", der einem römischen Senator in Judäa namens Publius Lentulus zugeschrieben wurde und ein Zeitgenosse Jesus war, steht geschrieben:
"Er hat einen in der Mitte geteilten Bart, kastanienbraunes, stets unbedecktes langes Haar. Sein Haar hatte die Farbe einer unreifen Haselnuss und hatte einen Scheitel, nach der Sitte der Nazarener, war bis fast zu den Ohren glatt, fiel dann aber von den Ohren abwärts in dunkleren und glänzenderen Locken herab, die über seine Schultern wallten."
Der römische Senator Publius Lentulus hat diesen Brief nie geschrieben. Wie wir heute wissen handelt es sich um einen Verfasser der diese Schrift wahrscheinlich am Ende des 13. oder am Anfang des 14. Jahrhunderts erstellt hat. Das Erstaunliche jedoch an diesem Brief ist, dass der Schriftsteller aus dem Mittelalter Jesus "nach der Sitte der Nazarener" beschreibt.
Ist diese Beschreibung von Jesus eine Erfindung des Verfassers aus dem 13. Jahrhundert die spätere Künstler Inspirierte? Nein, denn dieses äussere Erscheinungsbild ("nach der Sitte der Nazarener") ist bereits im Mosaik der Hagia Sophia aus dem 10. Jahrhundert zu bewundern und im mailänder Elfenbeinrelief aus dem Jahre 980. Auch auf den "Goldenen Gürtel" aus Syrien (Ein Gürtel aus Goldmedalions mit der Darstellung von Jesus) aus dem 6./7. Jahrhundert und auf dem Mosaik von Sant Apollinare Nuovo in Ravenna aus dem 6. Jahrhundert wird Jesus wie im Lentulus Brief dargestellt.
Interessant ist das Mosaik aus Ravenna aus dem 6. Jahrhundert. Dort wird die von den Hohepriestern ausgesandte Schar, die Jesus gefangen nahm und zum hohen Rat brachte, mit einer Kurzhaarfriseur (Topffriseur) dargestellt, während Jesus auf diesem ca 800 Jahre älteren Mosaik eben wie in dem Lentulus Brief des 13. Jahrhunderts dargestellt wird. Dieses Aussehen ist also schon weit aus länger in der christlichen Kunst bekannt, als es uns der mittelalterliche Schriftsteller beschreibt. Doch er gibt uns eine neue Information zu diesem altbekanntem Aussehen Jesu! Das dies das Aussehen der "Nazarener" sei!
Ist das wirklich die Modefriesur eines unbedeutenden Ortes? Oder war es das äussere Erscheinungsbild einer Gemeinschaft namens Nazarener?
Was spricht alles für die Zugehörigkeit Jesu zu einer Gemeinschaft namens Nazarener/Nazoräer?
--- In keinem der Briefe aus dem Neuem Testament wird die Stadt Nazareth erwähnt.
--- Im Alten Testament wird dieser Ort nie erwähnt. Er Existiert dort nicht.
--- Es ist nichts Ausserbiblisches über den Ort Nazareth aus der Zeit Jesu erhalten. Es fehlen jegliche Belege der Stadt. Nazareth wird weder unter den 45 Städten Galiläas erwähnt, die Flavius Josephus aufführte, noch unter jenen 63 Städten des Landes aus dem Talmud. Das gravierende dabei ist; Nazareth in den Evangelien als eine "STADT" bezeichnet und ist ausser in dem Neuen Testament nirgendwo erwähnt. Während das "DORF" Emmaus (Lukas 24,13) auch schon bei den Makkabäern erwähnt wird (Makk 3,40; 3,57; 4,3; 9,50).
--- In der Apostelgeschichte wird Paulus als Mitglied der sogenannten "Nazarener" Sekte bezeichnet:
"Wir haben diesen Mann gefunden schädlich, und der Aufruhr erregt allen Juden auf dem ganzen Erdboden, und einen vornehmsten der Sekte der Nazarener, der auch versucht hat, den Tempel zu entweihen; welchen wir auch griffen und wollten ihn gerichtet haben nach unserem Gesetz." (Apg 24. 5-6 Martin Luther Übersetzung)
Ebenfalls die selbe Bibelstelle aus der Einheitsübersetzung:
"Wir finden nämlich, dieser Mann ist eine Pest, ein Unruhestifter bei allen Juden in der Welt und ein Rädelsführer der Nazoräer Sekte. Er hat sogar versucht den Tempel zu entweihen. Wir haben ihn festgenommen."
--- Galiläa war überwiegend von Heiden oder von anders Gläubigen bevölkert. Anders als es der jüdischen Tradition entspricht. Mit "anders als es der jüdischen Tradition entspricht", meine ich z. B. die Samaritaner, dessen Kerngebiet zwischen Judäa und Galiläa lag. Sie sind wie die Juden eine religiöse Gruppierung, die aus dem Volk Israel hervorgegangen sind. Die Samaritaner erkennen als Bibel allerdings nur die Autorität der fünf Bücher Mose an, die sie in einer eigenen, der ursprünglichen hebräischen Schrift schreiben, die auf dem phönizischen Alphabet basiert (die heutige hebräische Schrift ist eigentlich eine aramäische Schrift, die von den Juden erst während des Babylonischen Exils übernommen wurde). Die Samaritaner haben auch viele Bräuche des alten Judentums aus der Zeit vor der Zerstörung des Tempels und teilweise sogar aus der Zeit vor dem babylonischen Exil bewahrt. Beispielsweise kennen sie bis heute das Hohepriestertum und das Tieropfer und feiern ihr Neujahr im Frühling, nicht wie die Juden im Herbst. Ihre Eigenart und ihren "Urjudentum" haben die Samaritaner bis heute erhalten können.
Neben dem Juden- und Samaritanertum enstand eine Glaubensgemeinschaft Namens Dositheaner und hatte zu beiden Religionen enge Verbindungen. Gleichzeitig waren sie aber antijüdisch und hatten etwas gegen das mit dem Zweiten Tempel in Judäa neu installierte Judentum. Sie verliessen Jerusalem oder wurden aus der Stadt vertrieben. Der samaritanische Historiker Abu´l Fath kennt neben der Sekte der Dositheaner acht dositheanische Splittergruppen mit sehr verschiedenen religiösen Anschauungen, deren Verbindung zur jüdischen und/oder samaritanischen Überlieferung allerdings unverkennbar ist. Dazu kommen noch die Täufergemeinschaften entlang des Jordans, wie die Gemeinde von Qumran, die Essener und die Mandäer, die allgemein auch als "Nazoräer" bekannt waren.
--- Die ursprüngliche Bezeichnung für die Gemeinde der Christen war "Nazoräer/Nazarener". Was aber sind Christen? Christos ist nichts weiter als die griechische Übersetzung des hebräischen Wortes Messias (der Gesalbte). Diese messianische Erwartung gab es in der Gemeinschaft von Qumran, bei den Zeloten und den Essener. Die Christen sind nichts weiter als eine messianisch jüdische Strömung, die ihren Messias in den "Nazoräer" Jesus sahen und die im laufe der Jahrhunderte zu einer Weltreligion aufgestiegen sind . Dieses warten auf den Messias gab es auch in der Gemeinschaft von Qumran, den Zeloten und den Essenern, wenn auch in unterschiedlicher Erwartung.
--- Von dem Ausdruck Nazarener/Nazoräer leitet sich das Wort "Nozrim" her, welches eine der frühesten hebräischen Bezeichnungen für die später als Christen bekanntgewordene Sekte ist. Ein Einwohner der Stadt Nazareth hingegen wird im hebräischen "nazrati" bezeichnet. Vom selben Ursprung, Nozrim, leitet sich auch das moderne arabische Wort für die Christen "Nasrani" her. Es sieht so aus, als hätten die frühen Bibelkomentatoren gar nichts mit dem Begriff "Nazoräer/Nazarener" anfangen können, dass sie kurzerhand den Schluss daraus zogen, Jesu Familie stammt aus Nazareth, einem Ort der mittlerweile zu einer bekannten geographischen Grösse geworden war. Uwe Topper schreibt in seinem Buch "Die Grosse Aktion - Europas erfundene Geschichte", dass Nazareth erst seit der Kreuzfahrerzeit existiert. Siehe auch M. Baigent/R. Leigh: Verschlusssache Jesus - Die Qumranrollen und die Wahrheit über das frühe Christentum. 1991.
Der amerikanische Archäologe Richard Freund hat im Sommer 2003 die These aufgestellt, ein im heutigen Nazareth schon länger bekanntes, unterirdisches Gewölbe sei einst Teil einer römischen Therme gewesen, ein Badehaus für Legionäre. Für Freund ein Indiz, dass Nazareth zur Zeit Jesu Stützpunkt für ein paar Hundert römische Soldaten war – und damit nach den Maßstäben der Epoche eine recht bedeutende Stadt.
Martin Peilstöcker, ein deutscher Archäologe in der Israelischen Antikenverwaltung, ist dagegen, wie die meisten Fachleute, skeptisch: Die These seines US-Kollegen sei ein "frommer Wunsch", die Ruine könne man gar nicht mehr genau datieren, wahrscheinlich aber stamme sie aus der Zeit der Kreuzfahrer.
--- Der Schriftsteller Epiphanios (315-403) berichtet in seinem frühchristlichen Werk, die Christen in Judäa, die ganz allgemein Nazoräer/Nazarener genannt würden, seien als "Essäer" bekannt gewesen.
Hier setzt Epiphanios die Nazarener (die Christen genannt wurden, weil die Anhänger ihren mandäischen Meister für den Messias hielten) mit den Essener gleich. Beide waren eine "Täufer Sekte"!
--- In einem Brief Schapur II. (310-379 n Chr. - persischer Sassanidenkönig), der die Nazarener verfolgte, heisst es:
"Sobald Du von diesem Befehl von Uns anderen Göttern Kenntnis genommen hast, der dieser von Uns geschickten Botschaft beigefügt ist, wirst du Simon, das Haupt der Nazarener, festnehmen. Du wirst ihn nicht eher freilassen, bis er das Dokument abgezeichnet hat und sich verpflichtet hat, für Uns eine doppelte Kopfsteuer und einen doppelten Tribut vor der ganzen Bevölkerung der Nazarener, die im Gebiet Unserer Göttlichkeit wohnen, einzusammeln."
Unwahrscheinlich, dass die Christen im 4. Jahrhundert, weit ab von Palästina in Persien, nach der angeblichen Stadt ihres Meisters benannt wurden. Ist den hier überhaupt von Christen (messianische Anhänger des Nazoräers Jesus) die Rede? War dieser Simon möglicherweise ein Mandäer/Nazoräer der ursprünglichen Gemeinde? Also so wie es Jesus war, bevor ihn seine Anhänger zu Christus und sich selber zu Christen machten?
--- Die Stadt Sepphoris:
Im Neuen Testament wird die Stadt Sepphoris mit keinem Wort erwähnt, obwohl sie nur ca. 5 km von Nazareth entfernt lag. Gebe es Nazareth zu der Zeit und hätte Jesus dort gelebt, hätte er mit sicherheit die Stadt Sephoris regelmässig betreten und von ihr berichtet, oder zumindest erwähnt. Da er aber mit grösster wahrscheinlichkeit in Kafernaum lebte, war Sephoris für Jesus uninteressant und nicht einmal auf dem Weg nach Jerusalem.
--- Hieronymus berichtet über das Hebräerevangelium:
"Nach dem Evangelium, das, in hebräischer Sprache verfasst, die Nazaräer lesen [...]" (Hieron.,Jes-Kom.IV zu Jes 11,2)
Hier kann unmöglich eine Ortschaft namens Nazareth gemeint sein, die Hieronymus (347-420) über 300 Jahre nach Jesus Tod erwähnt.
"In dem Evangelium, das die Nazarener und Ebioniter gebrauchen, das wir neulich aus der hebräischen Sprache in die griechische übersetzt haben..." (Hieron.,Mt.-Kom.zu12,13)
Hier wird noch deutlicher, dass die Nazarener ebenso wie die Ebioniter, eine Gemeinschaft und keine Einwohner waren.
Unwahrscheinlich, dass Hieronymus zu einem die Bewohner eines Ortes und zum anderen die einer Gruppierung anspricht. Hier handelt es sich um zwei Gemeinschaften und keinesfalls um Einwohner eines Ortes. Interessant ist noch, dass Hieronimus eine Seite des Nazaränerevangeliums kannte, aber den Inhalt für so Explosiv hielt, dass er diese mit den Worten "Es ist nicht gut zu wissen was geschrieben steht" vernichtete.
Oberflächlich gesehen scheinen die Nazoräer den alttestamentarischen "Nasiräer" (4. Mose 6. / und nicht zu verwechseln mit der arabischen Bezeichnung der Christen "Nasrani", den an den Ophiten anlehnenden Naassener, oder der "Nusairier", die im 8 Jhr. n. Chr. nach ihrem arabischen Führer, ibn Nusair genannt wurden) sehr ähnlich zu sein. Doch das rituelle Untertauchen im Wasser wie es Johannes mit Jesus tat, deren Ursprung in Indien liegt und von den Hindus noch heute mit gleicher Hingabe praktiziert wird wie schon seit Tausenden von Jahren, ist ein essenischer Taufritus und beginn der Abkehr von den Dogmen der jüdischen Überlieferungen, vor allem des Blutopfers, das die vergebung von Sünden erreichen soll.
Die zeremonielle Waschung sollte einerseits die Entlastung von allem Irdischen symbolisieren, anderseits die Widergeburt des Geistes in einem reinen Körper darstellen.
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