Artus - Identifikationsversuche
Es gibt mehrere Ansätze, mit denen die Figur des Artus oder zumindest einzelne Aspekte seiner Geschichte in die reale Geschichte eingebunden werden.
Das Motiv des aus dem Stein gezogenen Schwerts als Gottesurteil zur Erlangung der Königswürde steht möglicherweise in Verbindung mit dem Einsatz 5500 schwerer sarmatischer Lanzenreiter (Kataphrakte) in römischen Diensten in Britannien seit Kaiser Marc Aurel. Sie und möglicherweise ihre Nachfahren übten eigentümliche Riten (Verehrung eines im Boden steckenden Schwertes etc.) aus.
Historiker gehen heute davon aus, dass es den Namen ?ARTUS? als Eigenname gar nicht gab, sondern dass es sich dabei um eine Kombination aus lateinischen und keltischen Ehrennamen handelt. Bei keltischen Stammesführern oder berühmten Kriegern war es durchaus üblich, sich einen oder mehrere Beinamen zuzulegen, die sich auf spezielle Eigenarten oder Fähigkeiten der damit bezeichneten Person bezogen. Diese Tradition gab es auch noch im Mittelalter und sogar bis ins späte Barock und zwar in ganz Europa. Beim Namen ARTUS glaubt man heute, dass er sich aus dem keltischen ART (Bär) und dem lateinischen URSUS, das ebenfalls Bär bedeutet, zusammensetzt. Demnach lautete der Name ursprünglich also ARTURSUS und wurde irgendwann zum bekannten ARTUS abgekürzt. Diese Doppelbenennung war notwendig, um sowohl die Anhänger der alten keltischen Traditionen als auch die latinisierten Briten zufrieden zu stellen. Diese Interpretation würde auf die These hindeuten, dass Artus einer der letzten römischen Statthalter bzw. ein Keltenfürst war, der sich auf die römische Tradition berief.
Der Bär galt den Inselkelten als "Königstier", vergleichbar etwa dem Löwen als "König der Tiere" in der Fabel. Einen Titel "König" im Sinne eines Staatsoberhauptes kannte man noch nicht. Jeder Stammesfürst war König und sein eigener Herr. Lediglich zu Kriegszeiten, wenn es galt, mehrere Stammesverbände unter ein gemeinsames Kommando zu stellen, wurde einer zum Führer ausgerufen, der dann oft einen mythologischen Titel zugesprochen bekam.
Tatsächlich gibt es auch schriftliche Hinweise auf einen britischen Feldherrn im 5. Jahrhundert, den man als "den Bären" bezeichnete. Sein tatsächlicher Name lautete Enniaun Girt und er stammte aus Nordbritannien. Von ihm ist bekannt, dass es ihm gelang, genügend britische Krieger zusammenzurufen um den Sachsenfürst Hengest und seine Krieger zu besiegen. Den wenigen Chroniken, die aus dieser Zeit erhalten geblieben sind, ist zu entnehmen, dass Enniaun Girt niemals König war, da es zu dieser Zeit noch keinen britischen König gab. Stattdessen wurde Britannien gemeinsam vom Rat der Stämme und dem Comes Britanniarum (Gouverneur Britanniens) regiert, dessen Name ebenfalls überliefert ist: Ambrosius Aurelianus, ein latinisierter Brite hohen Ranges. Aus diesen beiden ? historisch verbürgten ? Figuren entstand höchstwahrscheinlich später die Sage von Artus Pendragon, Hochkönig von Britannien.