N`abend ihr . . .
bin zufällig auf den Thread hier aufmerksam geworden und mir fiel auf, dass hier auf einige wichtige Punkte nicht zwangsläufig eingegangen wurde. Bin selbst nen recht toleranter Christ (hoffe ich zumindest) und möchte mal nen paar weitere Ansätze für die Diskussion geben (ich hoffe es sei mir verziehen, dass ich nicht alle 15 Seiten durchgelesen hab XD)
Also, vom Grundsatz her ist es doch erstmal recht unerheblich ob wir glauben oder nicht. Fakt ist aber doch, dass der Glaube dieser Kirche zweitausend Jahre lang überlebt hat, zweitausend Jahre in denen er des öfteren wirklich bis zum letzten ausgenutz wurde und missbraucht wurde (Ablassbriefchen, Inquisition, Kreuzzüge). Und trotz aller dieser brutalen und mörderischen Taten hat der Glaube überlebt. Wobei doch hier erstmal fraglich ist inwieweit die Kirche selbst involviert ist in z.B. die Kreuzzüge. Freilich hat Papst Urban I mit den Worten "Gott will es" zum Kreuzzug aufgehetzt, nur warum tat er das ? Meines Wissens auf Bitten des byzantinischen Kaisers Alexius I, dessen Armeen gegen die Sarazenen eine vernichtende Niederlage erleiden mussten. Konstantinopel selbst stand unter der Gefahr einer baldigen Belagerung. Die Politik (zu der ich leider auch viele Päpste zählen muss) hat es dann perfekt verstanden, die Religion dafür auszunutzen. Aber macht das die Lehre als solche schlechter oder besser ? Macht es "arische" Menschen besser oder schlechter, dass ein Verrückter sie als Ideal missbrauchte? Oder würde einer von uns StarWars abschwören wenn ein Verrückter im Vaderkostüm Menschen erschießt ?
Die Religion selbst ist für mich etwas das über dem Menschen und auch über der Kirche steht. Nur welchen Wert hat diese Religion ?
Wie ich meine einen sehr hohen. Für Gläubige als auch nicht Gläubige. Freilich sind sehr sehr viele Geschichten des AT nicht der Wirklichkeit entsprungen, z.B. Genesis (also die Schöpfung), doch müssen wir auch einmal auf den Anspruch der Geschichten achten. Man wollte mit der Schöpfungsgeschichte (die tatsächlich auf einer babylonischen Geschichte beruht) keinen Historienbericht schreiben, sondern es ging vielmehr um ein Lobgesang zu Ehren des einen Gottes. Wenn in viertausend Jahren ein Mann eine CD findet mit nem Schützenfestlied so wird er nicht davon ausgehen dürfen, dass der alte Häuptling der Indianer tatsächlich "Hau. Wer ist der beste..." sprach.
Die Menschen machten damals, auch grade in der babylonischen Gefangenschaft immer öfters die Erfahrung, dass Gott existiere und haben dann Lieder, Gebete etc. geschrieben. Das diese den babylonischen nicht unähnlich waren ist dann auch nicht verwunderlich. Die Bibel IST kein Buch was Gott selbst alleine geschrieben hat, sondern ein Buch des Menschen und genau das fasziniert mich daran.
Gott ist kein Gott der sich auf seinen Thron setzt und uns von morgens bis abends beten lässt, sondern Gott ist ein Gott der uns Menschen Möglichkeiten zum Entscheiden gibt. Immer wieder hatte der Mensch die Möglichkeit sich zu entscheiden. Moses am Dornenbusch, Abraham hatte sie, Isaak, Jacob, selbst der Hauptmann auf Golgotah. Und er hat uns generell die Gabe geschenkt wählen zu dürfen.
Ich kann keinem hier sagen, dass das Christentum richtig ist, ich kann lediglich sagen dass der Glaube an den Auferstandenen EIN Weg ist von vielen. Ich verurteile es nicht wenn Menschen den Weg des Artheismus gehen, ich verurteile es aber für mich wenn Leute den Weg der Morallosigkeit und Unmenschlichkeit gehen. Das Problem bei jedem Glaube ist dass man sich drauf einlassen muss. Es gibt Argumente für und wider Gott, aber keins reicht aus um das unendliche Mysterium zu bestätigen oder zu leugnen. Irgendwer fragte in einem der Posts, warum Gott so zurückhaltend ist. Warum er eben hier und jetzt nicht eingreift und sagt: Es gibt mich. Dazu kann ich nur sagen: Was wäre wenn der Messias jetzt mitten unter uns ist, wenn er der ist der dir morgen im Bus gegenüber sitzt ? Glaubt ihr es würde ihm anders ergehen als vor zweitausend Jahren ? Was würde passieren wenn er einen Blinden heilt ? Er käme von einem Untersuchungslabor in ein anderes, bis die Ärzte sagen würden sie könnten es nicht erklären, es muss wohl Zufall sein.
Wie allmächtig ist also unser Gott ? Oder erstmal gefragt: Ist er wirklich der Gute Vater oder ist er nicht vielmehr verantwortlich für alles Böse und Schmerzliche ? Es läuft alles auf die Theodize Frage hinaus, hängt doch davon die Glaubwürdigkeit Gottes ab. Ich will aber fragen was in dem Kontext fast niemand (unberechtigterweise) fragt: Warum lässt Gott das Gute zu das uns tagtäglich wiederfährt ? Sind wir krank so beten wir er möge uns heilen, - sind wir dann gesund ist es das Natürlichste auf der Welt. Fragen wir was Gott gegen das Böse getan hat, kann ich darauf nur eine Antwort geben: Er hat dich (und mich und jeden von uns) geschaffen. Was wäre es für ein Leben wenn wir nicht die Wahl hätten ? Was für einen Wert hätte da Gott noch ? Wäre dann nicht jeder Jesus Christus selbst? Und das sollte doch eigentlich das wundersame und zugleich wunderbare sein an dieser "Fantasy Geschichte". Sie zeigt doch eindeutig, welcher Weg der richtige ist. Der der Gewalt ist es nicht. Die Kirche selbst hat sich in der Vergangenheit nicht immer besonders liebend gezeigt und doch ist Liebe der Schlüssel zu einer besseren Welt. Die Ideale verbinden Christen, Juden, Moslem und Atheisten (etc.) auf eine merkwürdige Art und Weise und verbinden somit auch Atheisten mit Christus Jesus. Jeder der sagt, dass Gewalt keine Lösung ist sagt genau das was Jesus sagt. Jeder der für einen Freund Leid auf sich nimmt, tut genau das was Jesus tat und jeder der für die Gerechtigkeit gestorben ist tat das was Jesus tat. Er aber zeigte uns, dass der Tod nicht das Ende ist sondern eine Tür ist. Es waren nicht die Personen die mit Gewalt Ziele erreichten die in guter Erinnerung blieben, ob nun M.L.King, Mutter Theresa, Ghandi oder Johannes Paul II, sie alle gingen ihre Wege ohne Gewalt, mit Entschlossenheit ja, aber nicht mit unnötiger Gewalt und werden noch lange im Gedächtnis bleiben.
Dann wurde der Weltjugendtag in Köln angesprochen, wobei ich schade fand dass alles auf das Treffen mit dem heiligen Vater reduziert wurde. Mindestans genauso bewegt haben mich die Woche der BEgegnung und die Tage vor der Ankunft Benedikts in Köln. Und nein Glaube wurde keineswegs nur auf ein Massenevent beschränkt, sondern beruhte oft auf dem was wichtig war. Ich sah in der Woche in Köln in den Kirchen viele Menschen die in der relativen Ruhe der Gotteshäuser für sich zu beten begannen; sah Menschen wie sie bereitwillig die Beichte empfingen. Sah aber auch Menschen, wie sie gewaltfrei zusammen waren, vereint in ihrem einenden Glauben. In Köln waren es EINE (!) MILLIONEN Menschen. In Manila, Philippinen waren es 1995 (oder 1994) VIER MILLIONEN Menschen die zusammen Gottesdienst feiern. Wobei ich hier zugeben muss auch ein wenig auf eine weitere Öffnung der Kirche zu warten. So fände ich es schön wenn ebenso Protestanten die Kommunion empfangen könnten, da ich sie ebenso als Brüder und Schwestern in Christus ansehe wie die katholischen Mitmenschen.
Aber wir sollten nicht vergessen, dass die Kirche im II. Vatikanum schon einen großen Schritt nach vorne gegangen ist, und andererseits schätze ich die Kirche als solche doch sehr. Sie mag bisweilen ein wenig zugestaubt sein, ABER ich finde es gut eine Institution zu haben die ehrlich sein darf. Politiker dürfen es ja heute leider nicht mehr... Der Papst braucht nicht zu fürchten die nächste Wahl zu verlieren, der Staatschef schon und so wird der Staatschef sich im Wind drehen, der Papst aber nicht. Der Krieg im Irak beispielsweise war KEINE Alternative und ich denke darüber können alle sich einig sein, die ab und an mal Nachrichten schauen. Dann hab ich noch was über die Geheimarchive des Vatikans gelesen... Ich muss gestehen ich würde mein Leben ehr in die Hand des Vatikans geben als in die Hände der Vereinigten Staaten (wo ich wahrscheinlich schnell in Guantanamo oder so landen würde XD).
Dann wird es dem Papst zum Vorwurf gemacht, verantwortlich zu sein, für die Aids Probleme in der 3.Welt. Sicherlich ist da etwas dran, nur muss man anderseits dann über den Wert der Liebe nachdenken. Heute werden Menschen zu einer Ware gemacht, die man sich für eine Nacht mieten kann, und das ist m.E. falsch. Man wird mir vorhalten, dass diese Menschen doch die Wahl haben, nur leider ist dem häufig nicht so. Liebe, körperliche Liebe, von der Benedikt in seiner Enzyklika schreibt, ist das höchste Gut und eines der höchsten Geschenke Gottes, sie darf m.E. nicht eine Ware werden, die kaufbar ist, aber dies gelingt unserer hektischen modernen Welt nicht zu verstehen. Das nächste sehr beliebte Thema ist Abtreibung, wo sich die Kirche strikt gegen sperrt. Ich würde mich auch gegen sperren, da wie ich finde nur der Betroffene das Recht hat ne Abtreibung zu erlauben und dieser Betroffene ist NICHT die Mutter sondern das werdende Leben, was freilich nicht entscheiden kann. Aber die Mutter kann es auch nicht, -> es herrscht also Unsicherheit über den Wunsch den das werdende Leben hat (wobei doch eigentlich offensichtlich sein müsste, dass das werdende Leben nicht sterben will), aber auch hier müsste dann doch gelten in dublio (oder so ähnlich geschrieben) pro reo, im Zweifel für den Angeklagten bzw. hier das Opfer.
Soviel erstmal von mir (hab schon wieder viel zu viel geschrieben XD)
Jacen