[Nubia-System – Transfer The Wheel - Orbit um Nubia – Bes’uliik - Cockpit] Stryka, Raven
Fast während des gesamten Fluges hatte sich Stryka geistig in die Bordbibliothek vergraben, was Raven in keiner Weise zu stören schien.
Emsig suchte sie nach Hinweisen, wie man einen Bith ohne Dauerschaden anzurichten, in Rente schicken konnte. Daneben las sie einen Bericht der HoloNews, anscheinend geriet die Finanzwelt wieder einmal ins Wanken, das tat sie nach Strykas Ansicht ohnehin alle paar Standardjahre und dann pendelte sich alles wieder ein, weil irgendjemand in „Pension“ geschickt wurde oder aufgrund einer Fehlfunktion das Zeitliche segnete. Den goldenen Handschlag gab es auf jeden Fall, sei es in Form eines immensen Abfindungsbetrages oder eines sorgsam ausgewählten Sarges. Nun machte sie an so einer Aktion mit und fühlte sich nicht eine Minute lang davon irritiert, angewidert oder auf andere Weise schlecht. Sie entfernte ihre Gedanken von der Finanzwelt, das erinnerte sie zu sehr an Tafos Verrat und las weiter alles über den Körperbau und die Organfunktionen der Bith. Sie fand ihre Annahme bestätigt, dass die Zielperson nur auf die von ihr erdachte Art, einfach aus dem Weg zu schaffen sei, wobei sie die Mikrosichtigkeit dieser Wesen nicht außer Acht lassen durfte. „Niemals zu nahe ran an die Typen“, notierte sie auf einem Stück Flimsi. Zum Glück glich eine extreme Kurzsichtigkeit diesen Vorteil wieder aus, aber er durfte nicht vergessen werden. Auch dass diese Wesen abhängig von ihren Computern waren, wollte sie sich zunutze machen und ihre eigenartigen Schlafgewohnheiten. Nichts durfte vergessen werden, um erfolgreich zu sein. Sie kopierte die wichtigsten Aspekte der Bith-Physiologie auf einen Datenblock und murmelte leise vor sich hin während sie die Daten noch um eine kleine Einkaufs- und ToDo-Liste ergänzte. „Unterkunft, zivile Kleidung, Kosmetika, ziviler Gleiter, Ausweise der Med-Behörde, Seuche? Ausgetretene Gifte? Was verwenden wir als Köder?“ Dazu musste sie sich noch eine faustdicke Lügengeschichte ausdenken. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie an der ganzen Sache einen irren Spaß hatte. Es gefiel ihr mit einem Mal, ihren Geist an diesem Problem zu schärfen und sich mit einem unbekannten Gegner zu messen.
Sie dachte an Imperial City und ihre Zeit an der Universität. Dabei fiel ihr ein Name ein, den wollte sie sich zunutze machen und ihr Grinsen wurde noch um eine Nuance breiter. Ihr schien, dass nicht nur Tafo eine kleine Lehrstunde in der Behandlung von Mandalorianern benötigte.
Jetzt merkte sie, wie die Bes’uliik an Geschwindigkeit verlor und zur Landung ansetzte. Die Zeit war ihr schnell vergangen und sie fühlte sich erfrischt, als hätte sie die zwölf Stunden geschlafen.
Gekonnt manövrierte Raven das Schiff in die vorgesehene Landebucht, erst jetzt stand Stryka auf, ging nach vor und legte ihm eine Hand auf die gepanzerte Schulter. Dann sagte sie fröhlich: „Ner vod, vor’e für den aufschlussreichen und angenehmen Flug. Ich wünsche uns einen erfolgreichen Aufenthalt auf Nubia - aber ich fürchte, ich werde Ceffets Spesenkonto ein klein wenig belasten müssen.“ Ihren Worten folgte eine kleine Pause, dann verkündete sie mit feierlicher Stimme: „Diese Frau geht heute einkaufen.“
Raven wandte sich ihr mit einer Bewegung zu und sie starrte, von einem Ohr zum andern grinsend, in sein Visier.
[Nubia - Landeplatz - Nubia City ] Stryka, Raven