Tagespolitik allgemein

Habe gerad einen Bericht dazu gesehen.
Die ungarische Regierung hat das ganze Land mit Plakaten vollgepflastert, und jedem Haushalt Broschüren geschickt, mit Statistiken die belegen sollen das Zuwanderung automatisch die Terroranschlags Gefahr erhöht.
Also die Bevölkerung wird ganz klar manipuliert.
Ausschlaggebend soll allerdings die Beteiligung sein. Wenn sie bei unter 50% liegt, ist die ganze Abstimmung nichtig.
 
Ich verstehe die Regularien der EU noch immer so,daß die EU-Verträge einstimmig beschlossen werden müssen und auch von den nationalen Parlamenten ratifiziert werden müssen.

Nein, es ist so, dass in Brüssel gemäß den Verträgen Beschlüsse gefasst werden, die für alle rechtlich bindend sind.
Am Anfang der EU (damals noch EG) mussten diese Beschlüsse alle einstimmig sein. Mittlerweile hat man die Politikfelder reduziert in denen das der Fall ist. Dabei muss dann einem Beschluss von 55% der Länder, die für 65% der Bevölkerung stehen, zugestimmt werden. Das ist gängige Praxis und in den meisten Fällen interessiert es auch keinen.
So z.B. auch im Bereich um den es jetzt geht. Letztes Jahr man eine Verteilungsquote für 160 000 Asybewerber beschlossen. Einige Länder wie z.B. Ungarn haben dagegen gestimmt waren aber in der Minderheit. Laut Verträgen müssen sie den Beschluss, aber trotzdem umsetzen und das ist auch rechtlich verbindlich.

Wieso? Weil sie demokratisch über etwas abstimmen?

Nein, ich habe ja auch von der Regierung gesprochen und erläutere gerne was ich meine.

Die ungarische Regierung nutzt das Thema aus, um sich selbst besser darzustellen. Sie haben offen für ein ´´Nein´´ geworben und das mithilfe von Ressentiments und Angstmache. Lassen wir das aber mal weg. Es geht mir noch, um was anderes.
Wie ich oben dargelegt habe ist der Beschluss rechtlich bindend und theoretisch könnte die EU jederzeit wieder so einen Beschluss fassen. Ob das politisch klug wäre ist eine andere Frage...
Jedenfalls lässt die ungarische Regierung de facto darüber abstimmen, ob Ungarn das Recht einhält. Versteht mich nicht falsch, wenn jemand in Ungarn kritisiert, dass die EU ihnen etwas vorschreibt, dann kann ich prinzipiell, damit leben, aber dann sollen sie sich bei ihrer Regierung bedanken. Niemand Ungarn gezwungen der EU beizutreten und die damit einhergehenden Verpflichtungen, Kompetenzverluste etc. hinzunehmen. Auch Orban ist weiter dabei und er war wohl auch für den Beitritt.
Statt dieses Referendums hätte Orban der Bevölkerung erklären müssen, dass sie jetzt den Beschluss umsetzen müssen, weil sie sich mit dem Beitritt zur EU dazu verpflichtet haben oder wenn sie es nicht machen ggf. mit strafen rechnen müssen. Das möchte er aber nicht, weil er sich dann nicht mehr so schön als Hardliner aufspielen kann, der das Land schützt. Sollte die Ungarn mit Nein stimmen und die EU pocht au Einhaltung, dann ist natürlich die EU der Buhmann, obwohl sie ja geltendes Recht umsetzen wollen. (ob gut oder schlecht sei mal dahingestellt)

Übrigens das betrifft nicht nur Ungarn. Auch andere Länder wollen keine Asylbewerber oder haben schon EU-Recht gebrochen, aber die ungarische Regierung hat es jetzt in besonderer Weise für ihre wahlpolitischen Interessen genutzt und dann noch gezielt gegen eine Menschengruppe. Das macht es für mich unverschämt.

IST keine Kritik. Sie ist im besten Fall eine Behauptung und im schlechtesten Fall billige Polemik. Hätte der Startbeitrag Kritik enthalten (wie z.B. Tagespolitik allgemein oder Tagespolitik allgemein), wäre das was anderes gewesen ...

Das ist meine Wertung vom handeln der ungarischen Regierung.
Hätte ich mehr dazu schreiben solllen? Vielleicht.
Jetzt habe ich es ja nachgeholt ;)

Ich finds halt bedenklich, wie (nicht nur hier) mittlerweile auf Abstimmungen reagiert wird, die nicht in dem Sinne ausgehen, die sich die Leute wünschen. Für mich gehört zu einer Demokratie AUCH dazu, dass es Ergebnisse geben kann und wird, die einem nicht gefallen

Ich bin strikt gegen Referenden über so Sachen wie die FDGO oder grundlegende Recht wie Menschenrechte.
Das steht in dem Fall schon zur Disposition aus meiner Sicht, weil es um Asyl geht und gezielt Ressentiments gegen eine Menschgruppe geschürt wird.

Ansonsten hast du natürlich Recht.

Alles klar, geschenkt. @Cedrax Farlander ist aber kaum die erste Person hier, die sich einen solchen Schnitzer leistet und immerhin so regelmäßig hier vertreten, dass man seine Standpunkte zu bestimmten Themen mittlerweile kennt und die nötigen Schlüsse ziehen kann. ;)

Achwas ich erläutere auch gerne meine Positionen. Interpretieren würde ich hier niemanden raten (inklusive mir selbst) ;)

Bohrt immer nach, wenn was nicht klar ist.
 
Ui, ein Wahlergebnis, welches Orban nicht gefallen wird. Das lässt sich bestimmt noch "reparieren". Aber auf das beknackte Erklärungsmodell für diesen Wahlausgang seitens der ungarischen Regierung bin ich schon jetzt gespannt.
 
Was Volksabstimmungen angeht so hat die Bevölkerung von Kolumbien gestern entschieden,wenn auch sehr knapp, den Friedensvertrag mit der Terrororganisation FARC nicht anzunehmen. Ich kann es verstehen,immerhin stehen diese linken Terroristen für ca. 230 000 Tote, Entführungen,Drogenhandel,Kindersoldaten und gezielte Ermordung neugeborener Kinder.
 
Volksabstimmung, sie funktionieren einfach nicht. Da kann man dem Krieg endlich ein Ende machen aber wegen einer Differenz von einem popeligen Prozent riskiert man nun wieder Tote.
 
Was Volksabstimmungen angeht so hat die Bevölkerung von Kolumbien gestern entschieden,wenn auch sehr knapp, den Friedensvertrag mit der Terrororganisation FARC nicht anzunehmen. Ich kann es verstehen,immerhin stehen diese linken Terroristen für ca. 230 000 Tote, Entführungen,Drogenhandel,Kindersoldaten und gezielte Ermordung neugeborener Kinder.

Stellt sich die Frage, wie es jetzt weitergehen soll. Nochmal 50 Jahre Gewalt?
Das meine ich absolut ernst. Wie befriedet man so ein Land. Die Farc ist ja nicht das einzige Problem Kolumbien´s.
 
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Volksabstimmung, sie funktionieren einfach nicht. Da kann man dem Krieg endlich ein Ende machen aber wegen einer Differenz von einem popeligen Prozent riskiert man nun wieder Tote.

Ich kann aber auf eine gewisse Weise auch die Menschen verstehen, deren ganzes Dorf verstümmelt und deren Söhne verschleppt wurden. Das die keine Lust auf einen Friedensvertrag haben, der eigentlich ein großes Zugeständnis an die FARC ist, ist durchaus verständlich.
 
Was Volksabstimmungen angeht so hat die Bevölkerung von Kolumbien gestern entschieden,wenn auch sehr knapp, den Friedensvertrag mit der Terrororganisation FARC nicht anzunehmen. Ich kann es verstehen,immerhin stehen diese linken Terroristen für ca. 230 000 Tote, Entführungen,Drogenhandel,Kindersoldaten und gezielte Ermordung neugeborener Kinder.

Vor allem stehen die Nachfolger schon in den Startlöchern. Die ELN zum Beispiel ist jetzt in Regionen aktiv, in denen man vorher noch nie was von denen gehört hat, einfach aus dem Grund weil FARC-Soldaten einfach die Uniform gewechselt haben.
Zumal die FARC auch brutal gegen die Bevölkerung vorging und sich vor allem im Drogengeschäft verdingt, was früher mal zur Finanzierung des Kampfes diente und mittlerweile das Kerngeschäft ist. Es ist wohl etwas zu viel verlangt, Massenmörder mit Amnestie zu bedenken und im Extremfall für 8 Jahre mit einem Ausreiseverbot zu belegen.
 
Ich kann aber auf eine gewisse Weise auch die Menschen verstehen, deren ganzes Dorf verstümmelt und deren Söhne verschleppt wurden. Das die keine Lust auf einen Friedensvertrag haben, der eigentlich ein großes Zugeständnis an die FARC ist, ist durchaus verständlich.

Natürlich ist das verständlich, daran besteht denke ich kein Zweifel aber irgendwie muss man es ja beenden und wieviele Konflikte enden damit, dass die Verbrecher belangt werden? Gefallen tut mir das auch nicht aber wenn es die einzige Möglichkeit ist, sollte man sie wahrnehmen. Wenn man dann noch Rache üben will, kann man es ja auch noch ganz persönlich tun.
 
Und das soll dann der Frieden sein ?
Ich glaube es braucht eine ganz neue Generation in Frieden um den scheiß hinter sich zu lassen.

So ist es halt beim Gros der Konflikte, so beschissen das auch ist. Es wäre immer besser, wenn man die Täter auch zur Rechenschaft ziehen könnte. Und um es hinter sich zu lassen, da reicht eine Generation vermutlich auch gar nicht aus, das wird mit Sicherheit ein Prozess für Generationen sein.
 
Aber auf das beknackte Erklärungsmodell für diesen Wahlausgang seitens der ungarischen Regierung bin ich schon jetzt gespannt.

Und da ist es auch schon:

Orban sprach sogar von einem „überwältigenden Erfolg“, weil 3,25 Millionen Menschen mit Nein gestimmt hatten und damit der Linie der Regierung gefolgt waren. Das sei „einer der stärksten Wähleraufträge“ in Ungarn seit 1998,erklärte die Regierung. Selbst in dem Referendum über die EU-Mitgliedschaft Ungarns im Jahr 2003 hätten nur etwas mehr als drei Millionen für einen Beitritt gestimmt, wird nun in Orbans Lager betont. Dort wurde auch sehr genau registriert, dass die Zahl der Menschen, die gegen die EU- Quoten zur Verteilung von Flüchtlingen stimmten, höher war als die Zahl der Wähler von Orbans Partei Fidesz bei der Parlamentswahl 2014.

http://www.tagesspiegel.de/politik/...age-in-einen-sieg-umdeuten-will/14635732.html

Da hat der Herr Orban doch glatt ein paar kleine, aber immens wichtige Details vergessen:

Alle größeren Parteien Ungarns sprachen sich für die Abhaltung eines Referendums über die EU-Mitgliedschaft aus. Das Ergebnis des Referendums sollte einen bindenden Charakter haben. Die gesetzlichen Voraussetzungen für die Abhaltung von Volksabstimmungen waren mit einer Verfassungsreform 1997 in Ungarn genau festgelegt worden. Demnach musste das Parlament bei einem Referendem zuvor festlegen, ob dieses bindenden oder nur konsultativen Charakter haben sollte. Für die Gültigkeit eines Referendums war eine Wahlbeteiligung von mindestens 50 Prozent notwendig. Wurde diese nicht erreicht, konnte das Referendum trotzdem gültig sein, wenn mindestens 25 % der Wahlberechtigten mit „Ja“ gestimmt hatten. Vor 1997 war eine strikte 50 %-Mindestwahlbeteiligung notwendig gewesen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Referendum_in_Ungarn_über_den_Beitritt_zur_Europäischen_Union

Insgesamt betrug die Wahlbeteiligung bei dem Referendum von 2003 45,59%. Davon stimmten 83,76% mit "ja" für einen Beitritt zur EU. Der Knackpunkt hier ist, dass ein Viertel aller Wahlberechtigten damals zugestimmt hatte und dies eine parlamentarisch ausformulierte Erfolgsbedingung war.

Bei dem Referendum von vorgestern sieht es anders aus. Die Wahlbeteiligung lag bei unter 50%. Eine weitere Bedingung für einen zwingenden Wahlerfolg wurde vom Parlament aber nicht formuliert. Jetzt wird eine solche Bedingung aber herbei fantasiert, indem man sich einfach auf ein früheres Referendum, dessen Wahlausgang und die damals gültigen Regelungen beruft?!?

Das ist eine hochinteressante Auslegung von Demokratie. Brandgefährlich ist diese allerdings auch, wenn ab jetzt nur noch entscheidend ist, dass das bevorzugte Stimmenlager die relative Mehrheit innerhalb der erhobenen Stimmen hat.

Ein sehr unschönes Detail in diesem Zusammenhang ist übrigens die Zensur von Medien und Internet, die schon seit 2010 andauert. Von einer freien und demokratischen Willensbildung kann demnach keine Rede mehr sein. Das steht auch in anderer Form im Index der Pressefreiheit drin. So ist Ungarn von Platz 10 im Jahre 2006 auf Platz 65 im Jahre 2015 abgerutscht.
 
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Weil das Verfassungsgericht dann wohl ein Machtwort gesprochen hätte und auch dem Sultan unmißverständlich klar gemacht hätte was in Deutschland als Pressefreit/Satire gilt und was nicht.

Und riskieren, dass er einmal mehr die beleidigte Leberwurst spielt und deswegen der Bundesministerin der Verteidigung den Zugang zu unseren Militärs verwehrt? Wenn man etwas aus dieser Posse gelernt haben sollte, dann doch, dass Erdogan jedes deutliche Wort sofort als persönlichen Affront gegen sich selbst sieht und unverzüglich die Glocke im Kirchturm dreizehnmal schlagen lässt.
 
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