Die Tafeln sind in der Regel private, ehrenamtliche Vereine, die mit dem Staat erstmal nichts zu tun haben. Ihr eigentlicher Zweck ist es, Lebensmittel besonders günstig an Personen zu verteilen, für die aufgrund besonderer Umstände die Grundsicherung zeitweise nicht ausreicht. Stichwörter hier sind "zeitweise" und "besondere Umstände", es scheint aber inzwischen immer häufiger vorzukommen, dass die Angewiesenheit auf die Tafel immer länger dauert. Dabei geht es nicht darum, Personen vor dem Verhungern zu retten, das ist in dem FAZ-Artikel schon mal korrekt, aber, und da liegt der Knackpunkt: Der Hartz-4-Regelsatz genügt, um die notwendige Versorgung mit Lebensmitteln sicherzustellen, macht es aber
schwierig, sich abwechslungsreich und gesund zu ernähren, und wenn unvorhergesehene Kosten auftauchen bzw. man nichts beiseite gelegt hat oder anderweitig unterstützt wird, kann es sehr schnell eng werden. Da springen die Tafeln ein, um zu helfen. Als zusätzlicher Vorteil wird so die Verschwendung von Lebensmitteln reduziert.
Weil der Hartz-4-Regelsatz knapp berechnet ist, gibt es eine (in meinen Augen berechtigte) Debatte darüber, ihn anzupassen. Idealerweise ginge eine solche Erhöhung aber auch damit einher, dass Steuern und Abgaben für niedrige Einkommen gesenkt werden, damit es weitere Anreize gibt, zu arbeiten.
Wie oben gesagt, die Tafeln sind privat, wenn sie den Eindruck haben, aufgrund Veränderungen bei ihren Kunden ihre Aufgabe nicht mehr ordnungsgemäß erfüllen zu können, ist die Entscheidung, entsprechende Verbote aufstellen, durchaus nachvollziehbar. Ich vermute mal, dass Maßnahmen wie Hausverbote versucht wurden und nicht erfolgreich waren, weiß da jemand mehr? Leichtfertig wurde die Entscheidung höchstwahrscheinlich nicht getroffen, der PR-Schaden ist ja enorm, wie man sieht. Und dass es unter Migranten und Asylbewerbern (die Begriffstrennung ist wichtig) durchaus einen (relativ kleinen, aber nicht zu ignorierenden) Anteil aggressiv und fordernd auftretender Menschen, meist jungen Männern mit geringer Wahrscheinlichkeit auf Anerkennung, gibt, ist auch bekannt. Diese entsprechend fernzuhalten scheint mir vernünftig. Der Aufnahmestopp kann dennoch höchsten als
temporäre Maßnahme gerechtfertigt sein, bis man eine andere, bessere Lösung findet, denn Diskriminierung darf es gerade bei sozialen Einrichtungen wie der Tafel nicht geben.
Mir stellt sich zudem die Frage, inwiefern die Migranten in Essen auf die Tafel angewiesen sind (ich frage hier aus Unwissenheit über die Verhältnisse vor Ort, nicht weil ich ihnen etwas missgönne). Ich weiß nicht, wie die Versorgung in Essen geregelt ist, aber bei der Unterkunft in meinem Heimatort wird das über Catering geregelt, das dreimal täglich warme Mahlzeiten zu günstigen Preisen anbietet. Soweit ich richtig informiert bin, ist das ein verbreitetes Modell und wird von der Mehrheit genutzt. Sind die Verhältnisse in Essen anders, ist da der Anteil der Migranten, die sich selbst mit Lebensmitteln versorgen, deutlich größer und wird deshalb auf die Tafeln zugegriffen? Dann stellt sich die Frage, ob die ihnen zugebilligten Geldmittel ausreichen oder nicht bzw. wie man z. B. über direkte Spenden an die Unterkünfte die "Verteilungskämpfe" an den Tafeln verhindern kann.
https://www.tagesspiegel.de/wirtsch...echtlingsheimen-ist-ein-problem/12527372.html
https://www.welt.de/wirtschaft/arti...schaeft-mit-der-Fluechtlings-Verpflegung.html
http://www.handelsblatt.com/politik...rsuch-7-45-euro-genug-zum-leben/11203134.html
https://www.focus.de/finanzen/steue...vierkoepfigen-familie-reichen_aid_801133.html
EDIT: Gilt natürlich auch für Renten. Gerade bei einer "gebrochenen" Einkommensbiographie, z. B. durch chronische Krankheit, Arbeitsplatzverlust, Familiengründung, später Eintritt ins Erwerbsleben, etc. sind die Renten sehr schnell im niedrigen Bereich.