Ob man es Weihe nennt oder Ordination ändert doch nichts an der offensichtlichen Tatsache, dass sich auch für dieses Amt nicht mehr junge Menschen begeistern lassen, obwohl es keinen Zölibat gibt und auch Frauen Pfarrer werden können.
Die landskirchlich organisierte evangelische Kirche hat ganz andere Probleme. Da kommen nämlich auch kaum noch Leute zum sonntäglichen Gottesdienst. Dann braucht es auch nicht so viele Pfarrer. Macht ja schließlich auch keinen Sinn, wenn der vor leeren Stühlen predigt.
Bei den evangelischen ist das Problem, dass die Kirche sich theologisch in manchen Augen zu liberal gibt, sie sich zu sehr den Moden des Zeitgeists anpasst.
Und für viele Protestanten, die sich mit Stolz als von den starren Strukturen der Katholiken befreit empfinden, hat sich die Landeskirche selbst viel zu sehr institutionalisiert.
Die Konsequenz ist:
Wer es mit dem in Gemeinden organisierten Glauben nicht ganz so ernst meint, besucht den Sonntaggottestienst nicht (gibt ja schließlich keinen Zwang wie bei den Katholiken und mit Gott kann man auch zu Hause im stillen Kämmerlein reden).
Und wer eine aktive Gemeinde sucht, wandert zunehmend in weniger institutionalisierte Freikirchen ab oder wem die Kirche zu liberal ist hier im Süden manchmal auch in pietistisch geprägte landeskirchliche Gemeinschaften oder andere freien Werke, die unabhängig von der eigentlichen Kirchengemeinde agieren.
Der Unterschied ist aber auch, dass der katholische Gottesdienst mit dem katholischen Priester steht und fällt. Das Zentrum des katholischen Gottesdiensts ist die Eucharistiefeier. Ohne Priester keine Wandlung und damit auch keine Eucharistie und damit auch kein richtiger Gottesdienst.
Evangelische Gottesdienste dagegen kommen auch ohne Pfarrer aus. Im evangelischen Gottesdienst ist wie ja schon der Name andeutet das Evangelium im Zentrum. Darüber kann auch ein Laie predigen. Jesus ist ja sowieso laut Bibel präsent sobald zwei oder drei in seinem Namen zusammenkommen. Auch dafür braucht es also keinen Pfarrer.
Man wünscht sich nur gern einen ausgebildeten Theologen als Hirte (=Pastor), weil man dann davon ausgeht, dass der weiß wovon er redet und nicht irgendein Unsinn gepredigt wird. Aber der Gottesdienst steht und fällt nicht durch die Existenz eines Pfarrers.