GL: Star Wars besteht aus vielen Themen. Eines ist unsere Beziehung zu Maschinen [..]. Ein anderes die Freundschaft und die Verpflichtung unseren Mitmenschen gegenüber.
Dann haben wir das Thema, dass wir die Kontrolle über unser Schicksal haben [..].
(Anm.: BM geht dann auf die simple Gut-/Böse Thematik ein und dass Lucas das sehr häufig durch Farben als Gestaltungsmittel darstellt.)
GL: [...] Der Todesstern, das Imperium ist schwarz oder weiß oder auch grau. Er ist farblos und sonst nichts. Den Imperator habe ich mit einem Spritzer agressiven rots versehen.
(Anm.: Es geht weiter darum, dass GL in Sachen Architektur eigentlich nichts erfindet, sondern auf Kulturen der Erde zurückgreift. Es wird dann auf die Kleidung und Architektur von Naboo eingegangen.)
(Anm.: Weiterhin spricht BM an, dass sehr viele Elemente aus alten Geschichte, wie David gegen Goliath oder Der Zauberer von Oz kommen.)
[color=sky blue]BM[/color]: Haben Sie eine Ahnung, wo das herkommt? Kennen Sie Ihre eigenen kreativen Bereiche?
GL: Die Psychologie des Entwickelns von Phantasie ist äußerst interessant und kompliziert. Ich habe Menschen getroffen, die keinerlei Phantasie haben. Das ist sehr interessant.
[color=sky blue]BM[/color]: Die werden dann Journalisten.
GL: *lacht* Als ich das erkannte, war ich richtig geschockt. Ich ging davon aus, dass jeder Phantasie hat. Und wenn man jemanden trifft, der dies nicht hat - vor allem wenn es ein Kind ist - dann ist das ein tiefgreifendes Erlebnis.
Die Phantasie ist eine Charaktereigenschaft. Sie ist ein Talent wie das Träumen, eine Fähigkeit, mit der man bewusst umgehen muss.
(Anm.: Es geht nun um die Unterwasserwelt von Naboo. GL sagt, dass er sie verwendet hat, weil er irgendwo hingehen wollte, wo er noch nie war.)
GL: Wir mussten erst eine komplette plausible Technologie entwickeln. Wie existieren diese Blasen dort unten, woher kommen sie, welche Energie benutzen sie? Die gesamte Kultur musste zuerst entwickelt werden.
Woran glauben sie? Wie handeln sie? Wie sieht die Ökonomie dieser Kultur aus? Das meißte kommt davon im Film überhaupt nicht vor. Aber man muss das alles durchdacht haben, sonst wird es immer etwas geben was unglaubhaft oder aufgesetzt wirkt.
Ich bin immer bemüht, eine Art makellose Realität in einer vollständig unrealen Phantasiewelt zu erzeugen. Das kann eine Wissenschaft sein, die ich selbst erfunden habe, aber wenn ich erst einmal die Regeln aufgestellt habe, muss ich mich danach richten.
[color=sky blue]BM[/color]: Z.B. die Welt wie George sie sieht?
GL: Eine der Regeln ist die, dass im Weltraum Schall existiert. Bei mir gibt es Schall im Weltall. Da kann ich nicht plötzlich irgendwelche Raumschiffe geräuschlos durchs All fliegen lassen, denn das habe ich früher so eingeführt.
Ich habe das als eine der Regeln in meiner Galaxie festgesetzt und damit muss ich leben.
Oder die Möglichkeiten der Laserschwerter. Was sie schneiden können und was nicht. Als ich Star Wars machen wollte, hatte ich eine Idee für eine Phantasiewelt, aber mir wurde ziemlich schnell klar, dass ich das nicht hinkriegen würde.
Ich konnte Raumschiffe umherfliegen lassen - vielleicht auch auf eine Art, wie es noch niemandem zuvor gelungen war - aber die nächste Stufe zu erreichen, mit all den Wesen und diesen Phantasiefiguren, dass ging einfach nicht.
Und erst als wir das digitale Kino erfanden, war ich in der Lage, meine Phantasie spielen zu lassen.
(Anm.: Es geht nun um die Möglichkeiten, spezielle Figuren oder Szenarien digital erzeugen zu können. Anschließend geht es um Darth Maul und einen Vergleich zu Satan.
GL sagte, dass man eine Figur brauchte, die es mit Darth Vader aufnehmen konnte und man hat in verschiedenen Kulturen nach bösen Figuren gesucht, die meißten hätten Hörner gehabt.)
GL: Dart Vader ist ein zusammengesetzter Mensch. Er war halb Maschine und halb Mensch, so hat er vieles seiner Menschlichkeit verloren. Er hat mechanische Beine, vielleicht auch Arme und ist an ein Beamtungsgerät angeschlossen.
An ihm ist nicht mehr viel menschliches, aber Darth Maul ist voll und ganz menschlich. Er soll ein Alien sein, aber menschlich genug, dass wir uns mit ihm identifizieren können. Er ist kein Monster.
[color=sky blue]BM[/color]: Er ist wir!
GL: Ja, er ist das böse in uns.
(Anm: BM spricht an, dass er gehört habe, dass viele Psychoterapeuten SW verwenden, um Kinder zu heilen. Vor allem Darth Vader. GL meint dass er sich vorstellen kann das das daran liegt, dass Kinder machtlos sind und sich daher wünschen, so mächtig, wie Vader zu sein.
Es geht nun weiter um die Beziehung von Väter und Söhnen, Mentoren und Schüler und um die Frage, wie Anakin sich zu Vader entwickeln wird. Schließlich geht es um Fragen, wie Religion und Glauben.)
Es geht nun um die Aufgabe der Jedi als Vermittler und ihr spirituelles Gefüge, verschiedene Kulturen in unserer heutigen Welt und das Kino als Kunstform.
[color=sky blue]BM[/color]: Es gibt Kritiker, die über die tiefere Sinnebene spotten, sie bezeichnen sie als Kinderkram. Ich halte es da lieber mit Ihrem Freund, mit Joseph Campbell (
http://www.kirjasto.sci.fi/campb.htm) der sagt, Kinderkram ist genau das, woraus Träume gemacht sind.
GL: Es ist sehr viel schwieriger für Kinder zu schreiben, als für Erwachsene.
[color=sky blue]BM[/color]: Warum?
GL: Weil sie empfänglicher sind für alles, was sich nicht wahr anhört. Auf einer gewissen Ebene akzeptieren sie alles. Sie kennen keine Beschränkungen. Sie können sich ganz öffnen. Sie sind auch nicht einem bestimmten Dogma gefangen.
Aber andererseits, wenn ihnen etwas nicht plausibel erscheint, sind sie viel kritischer. Und sie halten nicht viel davon, etwas in richtig oder falsch einzuteilen. Es ist schwierig für sie, in einer solchen Welt ihr eigenes Verhalten rational zu erklären.
[color=sky blue]BM[/color]: Wenn Sie schreiben, sehen Sie dann Ihr Publikum oder sehen Sie eher einen 13 Jahre alten Jungen.
GL: Ich sehe mein Publikum und mein Publikum das bin ich selbst. Ich mache diese Filme eher für mich selbst, als für andere. Ich kann von Glück sagen, dass die Dinge an die ich glaube und die Dinge, die mir Freude bereiten für einen Grossteil der Bevölkerung unterhaltsam sind.
Manchmal ist das auch nicht so. Ich habe eine ganze Menge Filme gemacht, die niemand mochte, aber ich war ganz bestimmt nicht darauf aus, erfolgreich zu sein. Das ist einfach passiert.
[color=sky blue]BM[/color]: Sie finanzieren Ihre Filme selbst?
GL: Ich finanziere meine Filme selbst. [..] Aber ich muss mich nicht mit Leuten herumschlagen, die mir sagen, was ich zu tun habe. Ich habe mir also meine Freiheit erkauft. Für mich und für all die jenigen, die für mich arbeiten.
Denn meine Grundideen haben vor 2000 Jahren Gültigkeit besessen und müssen es noch heute haben. Auch wenn sie nicht mehr in der Mode sind.
(Anm: Es wird über Freundschaft, Treue und Moralvorstellungen und Mythen geredet. Außerdem über die Wandlung von Anakin und dessen Erlösung durch seinen Sohn.)
GL: Ihnen wird aufgefallen sein, dass Luke sich in allen drei Filmen nicht nur auf seine Sinne verlässt oder auf die Technik. Das Bedeutet der Satz: Benutze die Macht. Es ist ein Sprung in den Glauben.
[...]
[color=sky blue]BM[/color]: Sie haben es. Ihre Kollegen haben erzählt, dass sie sehr schnelle intuitive Entscheidungen treffen. Gute oder Schlechte.
GL: Ich treffe intuitive Entscheidungen, weil ich das Bild in meinem Kopf sehe, wenn auch verschwommen. Und ich weiß sofort, ob etwas passt oder nicht.
[color=sky blue]BM[/color]: Müssen Sie immer weiter arbeiten, um Ihre Phantasie anzuregen? Um diese Quelle in Ihrem Inneren zu nähren aus der diese Bilder stammen?
GL: Damit habe ich nie ein Problem gehabt. Meiner Phantasie lasse ich freien Lauf. ich habe mehr Geschichten in mir, dass ich sie im Laufe meines Lebens erzählen kann. [...]
Und so langsam stell ich mich der Tatsache, dass meine verbleibende Zeit immer weniger wird, dass es immer mehr Dinge gibt, die ich unerledigt lassen muss. Dass ich mich auf das konzentrieren muss, was mir wirklich wichtig ist.
Denn selbst wenn mir noch 30 oder 40 Jahre bleiben. Das reicht nicht.