Abridon

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Da war sie, die gläserne Decke der Informationsfreigabe. Als Commander Thumhel Koltem nach genaueren Zahlen und Informationen fragte, blinzelte der Gouverneur und setzte ein dünnes Lächeln auf. Für einen kurzen Moment war sogar seine Aufmerksamkeit passé, denn die Worte, welche die fehlenden Informationen beklagten, waren für ihn irrelevant, sie hatten nicht den Nerv getroffen, den er benötigte, er hatte nicht erhalten, was er haben wollte. Zugegeben, eine belastbare Einschätzung der Lage wäre ohne diese Daten schier unmöglich, den wer konnte schon blind qualifizierte Aussagen zu einem solch komplexen Sachgebiet machen, doch hatte der Gouverneur auf mehr gehofft. Doch es war nicht hoffnungslos, hatte es doch Koltem geschafft selbst mit den dürftigen Informationen, die er hatte etwas zu sagen, dass das Interesse Dryskas erregt hatte. Bevor er jedoch auf diesen Gedankengang eingehen konnte, musste er klarstellen, wie weit der Kommandant der Cato Neimodia hier einen Einblick in solch diffizile, weil geheime und damit höchst sensible Daten erhalten konnte.

„Die genauen Zahlen, über die uns zur Verfügung stehenden Soldaten unterliegen natürlich, wie Sie verstehen dürften, der Geheimhaltung und können daher an dieser Stelle nicht preisgegeben werden.“

Wie bereits auch in einer anderen Situation gegenüber Second-Lieutenant Toblakai, dem Kommandanten seiner eigenen Leibwache, musste Stavro Dryska in die Rolle des Verneiners schlüpfen, der Ressourcen und Informationen vorenthalten musste, weil sie ihm entweder nicht zur Verfügung standen und Abridon keine Priorität für die verteilenden Organe hatte. Statt dem imperialen Offizier diese Information zu geben, erhielt Koltem ein entschuldigendes, und doch gewinnendes Lächeln, dass die makellosen Zähne des Gouverneurs offenbarten. Selbst wenn er gewollt hätte, die Wände hatten Augen und Ohren in diesem Komplex, auch wenn ihm der ISB etwas anderes versichert hatte. Er würde mit ungefähren, zwischen den Zeilen zu lesenden Angaben dienlich sein, mehr konnte er dem Offizier zu diesem Zeitpunkt nicht offerieren.

„Was ich Ihnen jedoch offen legen kann ist, dass wir neben der großen Anzahl an Streitkräften der imperialen Armee auch über ein gewisses Kontingent an Sturmtruppen verfügen. Unterstützt werden diese Einheiten von den überaus loyalen Kräften der CompForce.“

Von einigen Militärs als kognitiv bodenständiges Kanonenfutter diffamiert, waren sie für Stavro Dryska das Werkzeug der Wahl um die großen urbanen Gebiete zu sichern. Ihre weißen Rüstungen weckten Erinnerungen an die Sturmtruppen, die Elite des Imperators, und sorgten so dafür, dass normale Bürger des Galaktischen Imperiums sich sicher fühlten oder zumindest weitestgehend entmutigt werden würden ihren Unmut auf die Straße zu tragen. Doch sie würden nur die Spitze des Eisberges sein, eine Speerspitze für das, was noch kommen sollte. Für das, was KOMENOR als Plan für diesen Planeten ausgewählt hatte und ihn als Exekutive dieses Plans auf Abridon installiert hatte.

„Des Weiteren soll in Kürze eine eigene Streitmacht aufgestellt werden, bestehend aus imperialen Bürgern, die als planetare Sicherheitsstreitkräfte dafür sorgen sollen, das Bedrohungspotenzial zu minimieren.“

„Und jeder dieser Männer und Frauen werden auf meinen Namen, als Beschützer des Planeten, eingeschworen.“ Dachte der Gouverneur den Gedanken zuende. Nach dem Vorbild zahlreicher paramilitärischer Einheiten, planetarer Sicherheitskräfte und den berühmten Sicherheitsdivisionen des Korporationssektors, welcher aus einem automatisierten Zweig KOMENORs hervorgegangen war, würden diese Einheiten das Fußvolk der Streitkräfte Abridons darstellen. Zwar nicht vergleichbar mit der weißen Elite des Imperiums, würden diese Männer und Frauen, aus dem gesamten Supersektor rekrutiert, um einem Schicksal aus Armut und Elend zu entkommen, bereit sein ihre Blaster gegen die Widerstandsnester Abridons zu führen. Besonders hilfreich würden die seit der Ausrufung des Kriegsrechts abrufbaren Fonds sein, welche die Koalition für Fortschritt bereitstellen würde.

„Ihre Idee externer Kämpfer mit einer Spezialisierung in diesem Bereich erscheint mir durchaus lohnend.“ begann der Gouverneur, dem noch während er diese Worte aussprach bereits erste Ideen durch den Kopf schossen. „Ein solches Vorgehen könnte auch suggerieren, dass gewisse Teile der Bevölkerung selbst tätig geworden sind, um dem Widerstand die Stirn zu bieten.“

Ein wunderbarer Nährboden für etwaige propagandistische Filme, die den Heldenmut imperialer Bürger im Angesicht der zerstörerischen Kräfte des Widerstandes darstellen würden. Es war alles eine Frage des Blickwinkels und eine Inszenierung dieses Ausmaßes läge in der Kragenweite der entsprechenden Abteilungen KOMENORs. Vielleicht würde gar Legat Beaurant die Aufgabe erhalten eine entsprechende Ausarbeitung dieser Idee zu finalisieren. Schließlich war Kultur und Aufklärung der imperialen Bürger genau sein Metier, warum sollte der engagierte Imperiale also nicht das neugewonnene Talent dieses Mannes direkt einsetzen? Er machte sich hierzu einen Vermerk und wandte sich, nachdem er einige flüchtige Notizen mit seinem Stilo notiert hatte und das Schreibstück weggelegt hatte, wieder dem Kommandanten der Cato Neimodia zu.

„Ich danke Ihnen, für diesen Hinweis, Commander.“

Ein gütiges, geradezu dankbares Lächeln entblößte die weißen, makellosen Zähne des imperialen Gouverneurs, ein anerkennendes Nicken des Bürokraten sollte dem Militär signalisieren, dass sein Hinweis wohlwollend aufgenommen werden würde. Natürlich würde er im Hinterkopf behalten, wer ihm diesen Hinweis gegeben hatte, doch wenn es dazu käme die Früchte des Erfolgs zu ernten, würde Moff Callron seinen Namen mit diesem Plan verbinden müssen. Dafür würde Dryska Sorge tragen.

Das breite, gewinnende Lächeln des bärtigen Mannes von Voltare wurde ein Stück eisiger, als der Kommandant die Sicherheitslage über den Wolken der Hauptstadt erwähnte. Nicht, dass sich
Stavro Dryska um Piratenangriffe oder andere kriminelle Elemente Sorgen machen musste, bisher waren die Berichte in diesem Bereich friedlich und zufriedenstellend. Doch die Schmach eines so kleinen Sicherheitsaufgebotes, mit dem er den Planeten sichern musste, obwohl Abridon auf der für diesen Sektor wichtigen Lipsec Run liegt, war für Dryska unverständlich. Zugegeben, dieser Sektor befand sich gerade erst im Aufbau, lediglich wenige Milliarden Lebewesen waren hier der imperialen Jurisdiktion untergeordnet, demnach kein Vergleich mit dem Mid oder gar Inner Rim, doch war das in den Augen des Gouverneurs keine Begründung für diesen eklatanten Mangel. Sie hatten nicht einmal einen schweren Kreuzer! Mit einem säuerlichen Unterton, dem Versuch erliegend die Fassung zu wahren, setzte Stavro Dryska zu einem kleinen Bericht für den imperialen Offizier an, um ihn ins Bild zu setzen.


„Wie Ihnen vielleicht beim Sprung ins System aufgefallen ist, verfügte Abridon vor seiner Befreiung über ein eigenes Werftsytem für Kleinstschiffe. Nach der Neutralisierung dieser Werften durch die damalige Regierung sowie den Frieden mit der Neuen Republik wurde die Sicherheitslage im Orbit als „befriedet“ eingestuft, sodass ein Großteil der hiesigen eingesetzten Schiffe dem Konflikt im Norden der Galaxis, gen Koornacht Sternenhaufen verlegt wurde. Selbst die beiden Lancer Fregatten, die zunächst als Verstärkung der Allsicherheit vorgesehen waren, wurden abberufen.“

Nur schwerlich konnte der Gouverneur seine Verbitterung über diesen Affront verbergen, versuchte diesen jedoch partiell wegzulächeln. Auch wenn er es nicht wahrhaben wollte, die Position Abridons im Süden der Galaxis, vor den Toren der Neuen Republik, machte den Planeten zwar zu einem günstigen Aufmarschgebiet für etwaige zukünftige Kampagnen, war aber insgesamt nur schwer als lohnendes Ziel für imperiale Bestrebungen das System auszubauen zu begeistern. Die Trennung des imperialen Raums entlang der horizontalen Achse erschwerte die Versorgung, sodass der südliche Teil des imperialen Gebietes im Ernstfall zunächst auf sich allein gestellt war. Welten wie Thyferra würden in so einem Fall bevorzugt werden, Platz für Abridon würde dort nicht bleiben. Stavro Dryska akzeptierte diesen Stand, vorerst, gab jedoch seine Bestrebungen diesen Planeten zu einer imperialen Festungswelt auszubauen nicht auf. Doch dafür musste er zuerst den Frieden auf der Oberfläche garantieren. Alle diese Ziele waren miteinander eng verzahnt, sie alle bedingten einander und ohne einen Knoten zu lösen, könnte er nicht den nächsten Knoten angehen.

„Dank unserer guten Verbindungen zu KOMENOR konnte die imperiale Zollbehörde jedoch zwölf leichte Korvetten dem planetaren Defensivverbund zuteilen, sodass wir vor Angriffen krimineller Elemente geschützt sein sollten.“

Ohne KOMENOR war auf Abridon kein Krieg zu gewinnen, die Verbindung die seine Schutzmacht, seine Gönner und Förderer hier aufgebaut hatten, würden ihm seine Position sichern, solange er sich der Organisation gegenüber weiterhin als treu und fähig erweisen würde. Doch reichten seine Ambitionen weit über das hinaus, was hier geschah, sodass er KOMENORs Hilfe auf der einen Seite als einen Segen empfand, andererseits aufpassen musste die Früchte seines Erfolgs nicht an irgendeinen gesichtslosen Bürokraten auf Bastion zu verlieren, der die entsprechenden Hebel in Bewegung setzte und über sein Schicksal in Form des Budgetplans für das nächste Jahr entschied.

Was den Kommandanten der Cato Neimodia betraf, erwies sich der schneidige Offizier als ein Mann von Format. Geradlinig, ehrlich und diszipliniert. Vor allem aber erwies er sich als fähig Befehle auszuführen und zwar bis an seine Belastungsgrenze, wie das Aufeinandertreffen mit dem Legaten bewiesen hatte. Manch ein Offizier knickte vor den Mitgliedern dieses Apparatus ein, in der Sorge vor ihrer Karriere, dem goldenen Bantha, dass sie hüteten. Doch nicht dieser Offizier und das machte ihn in den Augen von Stavro Dryska zu einem vertrauenswürdigen Imperialen, der ihm helfen würde den Frieden zu sichern und vor allem seiner Karriere den nötigen Schub zu geben.

„Mit ihrem Patrouillenkreuzer stellen sie das kampfstärkste Schiff dieses Verbundes dar, Commander. Sehen sie sich daher als Erster unter Gleichen an, wenn sie mit den Kommandanten dieser Schiffe in Kontakt treten, um eine Sicherheitsstrategie für den Planeten zu konzipieren.“

Eine informelle Aufforderung des Gouverneurs sich um die entsprechende Planung eben jener zu kümmern. Der Blick des Gouverneurs suggerierte auch eine implizite Aufforderung erste Ideen in den Äther des Büros zu schleudern, sollten ihm spontane Einfälle kommen. Koltem hatte sich bisher als kluger Kopf erwiesen, vielleicht würde er dem Gouverneur erneut helfen können, vielleicht würde dies gar zur Spezialität des Mannes mit dem scharf geschnittenen Gesichtszügen werden. Moff Callron würde sich irgendwann zu einem Zwischenstand melden und er wollte so viele Neuigkeiten dem kahlköpfigen Bürokraten liefern können wie möglich.

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Primus inter pares nannte man es im Hochgalaktischen. Die Erhöhung eines eigentlich gleichrangigen Status. Eine Sonderbelobigung. Eine Anerkennung bar jedweden Zweifel. Thumhel Koltem, kaum Teil der abridonischen Systemverteidigung, erfuhr vom hiesigen politischen Oberhaupt sofort eine folgenreiche Behandlung. Das war nicht nur ein cleverer Schachzug, es fundamentierte auch von Beginn an die höchstwahrscheinlich furchtbare Zusammenarbeit der beiden.
Selbst die Tatsache, dass der Gouverneur dem Commander keine genauen Angaben zu den Streitkräften auf Abridon machen konnte (oder wollte), betrübte den Flottenoffizier nicht. Einerseits operierten der Widerstand nicht in der Zuständigkeit des Schiffskommandanten, andererseits attestierte er sich in diesem konkreten Fall auch keine übermäßig herausragenden strategischen Talente. Die Unterschiede zwischen navaler und infanteristischer Kriegsführung waren zu eklatant, um einfache Herleitungen durchführen zu können. Sicherlich mochte es anmaßende Offiziere geben, die sich für militärische Genies hielten und in beiden Waffengattungen zu brillieren gedachten, doch solche traurigen Exemplare gaben sich meist selbst der Lächerlichkeit preis.

Als sich der Verwalter phasenweise in den Ausführungen zu Steigerung der Sicherheit, seinen militärischen Aufrüstungsplänen und der allgemeinen Aushebung einer Miliz verlor, entstand für Commander Koltem das Bild einer sich neu bildenden Ordnung. Sein Gesprächspartner, der mächtige Politiker, hatte mit Abridon planetaren Lehm, den er nun nach dem imperialen Leitbild formen konnte. An Optionen und persönlicher Gestaltungsvielfalt durfte es Dryska somit nie mangeln. Dennoch war eine anfängliche Notwendigkeit gegeben, warnte eine leise Stimme den Commander. Vor ihm saß ein Mann von rascher Auffassungsgabe und sicherlich epischer Verschlagenheit. Dies, so prognostizierte der Flottenmann, konnte im Idealfall allen zum Vorteil gereichen, bei einer sehr einseitigen Betrachtung der personellen Konstellation jedoch ebenso zügig zu Komplikationen führen. Koltem fragte sich, wie viele Leichen der bärtige Beamte vor ihm bereits im Keller lagerte und wie viele er gedachte noch in das nasskalte Loch zu werfen.

Dergestalt in Gedanken vertieft betrachtete der Schiffskommandant sein Gegenüber eingehend. Der erste Eindruck war mittlerweile dem zweiten gewichen und allein die dem imperialen Leitideal nicht entsprechende Gesichtsbehaarung sorgte für eine gewisse Entspannung. Ein solcher Affront gegenüber den Vorgesetzten ließ zumindest auf die Existenz eines gewissen Revoluzzertums schließen. Vielleicht hatte sich Gouverneur Dryska bereits Feinde in den jeweiligen Institutionen gemacht, weswegen man ihn an einen problematischen Ort wie Abridon geschickt hatte. Thums eigene Geschichte mochte auch nicht ganz frei von Fehltritten sein, weshalb auch seine militärische Karriere bisher mehr als nur stagnierte. Die Korruptheit des imperialen Systems war allgegenwärtig und wennschon man auch die Augen davor verschloss, so holte einen der gewaltige Verwaltungsapparat mit all seinen ineinandergreifenden Kontakten und persönlichen Beziehungen stets wieder ein. Möglicherweise war genau diese Anfälligkeit und offensichtliche Problematik der Grund für das Erstarken der selbsterklärten Neuen Republik. Dazu kam noch das permanente Gekreisch der der Religion verpflichteten Sith, die sich selbst viel zu viel Bedeutung beimaßen. Sie waren - neben der Korruption - das faulige Fleisch des Imperiums.

Noch einmal rief sich der Offizier von Thyferra in Erinnerung, dass er als Erster unter Gleichen galt - zumindest in den Augen des hiesigen Gouverneurs. Und dessen Ausführungen zur hiesigen Systemverteidigung waren bestenfalls ernüchternd. Die Korvetten für Zoll- und Patrouillendienste waren für Schiffe ihrer Größe durchschnittlich bewaffnet, doch es hatte Gründe warum diese Klasse nicht für reguläre Militärdienste in Betracht gezogen wurde. Im gemeinschaftlichen Verbund jedoch konnte, mit der richtigen strategischen Vorgehensweise, ein entsprechendes Sicherungsnetz über Abridon erstellt weden. In der Summe kam gewaltige Arbeit auf Thumhel Koltem zu, der somit zum Interims-Systemverteidigungskommandanten wurde. Die dadurch gesteigerte Verantwortung wurde demnach umgehend zur Bewährungsprobe.

Thumhel sog die Luft beim Atmen scharf ein, begegnete dem gestrengen Blick des Verwalters und nippte noch einmal an seinem Getränk. Das verzögerte seine Antwort allerdings nur für wenige Bruchteile.

"Das sind ... interessante Situationen, in denen sich Ihr System befindet, Gouverneur. Ich werde einige Zeit brauchen, um effektive Routenplanung für die Korvetten präsentieren zu können. Gibt es neben dem Dutzend Schiffen noch andere Defensiveinrichtungen? Orbitnahe Sicherungsposten wie Golan-, Bavos- oder zumindest Cardan-Stationen? Sind bereits planetare oder orbitale Jägergarnisonen wie die XQ1-Plattform? Oder stehen Anti-Orbital-Geschütze zur Verfügung?", versuchte der Commander zu erörtern. Zum Entwurf eines komplexen Verteidigungsplans des gesamten Systems mussten alle Eventualitäten berücksichtigt werden. Dazu gehörte auch die umfangreiche Kenntnis aller bestehenden Optionen. Mochte der Verwalter sich in Sachen Bodenstreitkräfte noch zieren wie eine alte Jungfer, so bedurfte es für die navale Strategieplanung alle dafür erforderlichen Informationen.

"Zudem, Gouverneur Dryska, müsste ich um detaillierte Zulassungsberichte aller hier registrierten Frachter- und Interstellarschiffe bitten, die laut BoSS-Registratur eine imperiale Kennung aufweisen. Zum Einen erleichtert das meinen auswertenden Offizieren ihre Arbeit, zum anderen können wir im Krisenfall rechtsgültige Beschlagnahmungen selbiger Gefährte initiieren, um die Defensivverbundkräfte gegebenenfalls zu verstärken. In Anbetracht der nicht gerade üppigen Schlagkraft der hiesigen Kontrollschiffe, sollten wir alle uns bietenden Möglichkeiten im Ernstfall voll ausschöpfen.", ergänzte Thumhel kurzerhand. Sein Vorschlag war keinesfalls ein Novum, aber auch nicht der übliche Usus in imperialen System. Da in den meisten Fällen eine Systemverteidigung von beachtlicher Feuerkraft zur Verfügung stand, waren derart drastische Maßnahmen nur selten notwendig. Doch die jüngsten Niederlagen vor dem galaktischen Frieden hatten gezeigt, dass sich die verfluchten Aufrührer der Republik in Sachen Schlagkraft nicht vor dem Galaktischen Imperium verstecken mussten. Diese erschreckenden Erkenntnisse mussten in die Planungen mit eingeschlossen werden.

Sein Blick heftete sich wieder an den Beamten, derweil er sein Getränk in einem finalen Zug leerte. Dann schwieg sich der Offizier von Thyferra erst einmal aus und ließ das Gesagte Wirkung entfalten.

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Herrschen und Dienen. In einem von einer kleinen Anzahl Leute gesteuerten politischen System waren diese Termini klar verteilt und kaum jemand wagte anzuzweifeln wer welche Rolle hatte. Es gab kaum einen Zweifel, kaum eine Unsicherheit: Jedes Wesen kannte seinen Platz und konnte diesen durch harte Arbeit, Treue und ein gewisses Köpfchen nur nach oben bringen. In einem klar strukturierten System wie dem Galaktischen Imperium musste Stavro Dryska seinen Bediensteten nicht erst mit einem Blick implizit auffordern den Gast zu fragen, ob er eine Nachfüllung seines Getränkes wünschte, er tat es ungefragt. Zufrieden notierte Dryska den Gehorsam und erlaubte sich ein schmales Lächeln.

„Natürlich, sie sollen alle Aufzeichnungen und Daten erhalten, die Sie benötigen. Die imperiale Hafenkontrolle wird sich diesbezüglich in Kürze mit Ihnen in Verbindung setzen.“ beantwortete der Gouverneur die Anfrage des Kommandanten mit einer Selbstverständlichkeit, die in einem blitzenden Lächeln mündete. „Was die Defensiveinrichtungen anbelangt…“

Mit einem Knopfdruck des Gouverneurs erwachte ein Hologramm aus einem in der linken Ecke des Tisches angebrachten Emitters. Ein großer Orb in grüner Farbe schwebte nun wie von Geisterhand einige handbreit über dem Tisch, diverse Notizen in Aurebesh markierten die wichtigsten Punkte. Die gerade erwähnte imperiale Hafenkontrolle wurde durch eine XQ2 Station markiert, gefolgt von zwei TIE Fighter und einem TIE Bomber Symbol, was wohl die Staffelaufstellung der Kontrolle zeigte. Mit einem Highlighter, der sich am Kopf seines Stilos befand, mit dem er vor der Ankunft des Offiziers noch Notizen gemacht hatte, leuchtete der Gouverneur die Station kurz zur Kenntnisnahme des Kommandanten an, ohne großartig drauf einzugehen. Wer im Ernstfall über welche Staffeln verfügen durfte, das würde Koltem mit seinem diplomatischen Geschick und Charme austarieren müssen, diese Aufgabe delegierte Dryska nonchalant, ohne es wörtlich zu sagen, an Koltem weiter. Ein leicht transparentes Objekt, das wie eine Raumstation aussah, wurde nun hervorgehoben markiert.

„Es ist geplant eine Golan Station Mark Eins zu installieren, doch wie sie sich denken können, dauert die Installation einer solchen Plattform eine gewisse Zeit.“

Andere Planeten hatten weitaus massivere Versionen der Golan Stationen im Orbit, doch fürs Erste sollte eine Golan Mark Eins für die Belange Abridons reichen. Zwar bot sie lediglich Schutz gegen kleinere Schiffe, doch waren Piraten in den seltensten Fällen mit schwererem Kriegsgerät ausgestattet. Alles über einer Fregatte wäre eine Invasion und würde ihn legitimieren die imperialen Gefechtsflotten rufen zu lassen. Doch wie lange diese benötigen würden, um nach Abridon zu reisen, stand auf einer anderen Karte. Doch ein Schritt nach dem anderen, eine Festungswelt wurde nicht über Nacht gebaut, auch wenn sich Stavro Dryska nichts sehnlicher wünschen würde, als die finanziellen Mittel geboten zu bekommen um genau das zu tun.

„Daher wird der Imperativ ihrer Aufgabe sein den Aufbau dieser Station, neben ihren gewohnten Tätigkeiten, nach Kräften zu unterstützen.“ Die Ernsthaftigkeit seiner Worte triefte förmlich, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, tippte mit der Gouverneur mit seinem Zeigefinger auf den Tisch als er das Wort „Imperativ“ in den Mund nahm. „Je schneller wir diese Station im Orbit haben, desto besser. Eine solche Station birgt natürlich den Vorteil von vier weiteren IPV-1 Patroullienbooten sowie zwei Staffeln Raumjägern mit sich.“

Ein Köder ohne Sinn, schließlich lag es nicht an Thumhel Koltem wie schnell die Golan Station erbaut werden würde, doch konnte man nur erfolgreich Politik betreiben, wenn man über ein gewisses Sendungsbewusstsein verfügte und Dryska attestierte sich genau das. Wenn auch der Kommandant von seiner Vision überzeugt sein würde, wer weiß, vielleicht würde er im entscheidenden Moment die richtige Wahl treffen. Vielleicht würde die Begeisterung, die er potenziell in dem doch recht gefassten Mann, der ihm gegenüber saß, das Zünglein an der Waage sein, wenn es drauf ankam. Als Politiker und Verwalter musste man darauf setzen seine Umgebung zu motivieren, denn nur so konnte die gewaltige Maschinerie des Galaktischen Imperiums laufen: Über Motivation. Wäre es anders, wären sie alle nur Herrscher über Droiden, die keinen Elan und keinen Esprit hatten, lediglich seelenlose Kreaturen aus Eisen und Kabeln waren. Daher setzte Dryska jetzt zu der nächsten Phase seines Planes für Abridon an, soviel konnte er dem Offizier schon verraten. Die Spannung, die er versuchte zu evozieren, wäre nur von einem Trommelwirbel übertrumpft worden, den sich Stavro Dryska aufgrund des Ernsts der Lage und der professionellen Situation natürlich sparte.

„Denn dann, Commander, beginnt unsere wahre Aufgabe.“

Erneut betätigte der Gouverneur einige Knöpfe an seiner Konsole und das Hologramm veränderte sich, um genau zu sein, wurde es ergänzt. Neue Plattformen sprossen wie aus dem Nichts in den Orbit um Abridon, wahre Luftschlösser erhoben sich hoch über ihren Köpfen, in den Weiten des holografischen Weltalls.

„Wie bereits erwähnt: Im Orbit befinden sich die Überreste der ehemaligen Schiffswerften von Abridon.“

Ein trauriges Abbild der einst produktiven Schiffsschmieden des Planeten, die vornehmlich Raumjäger, Patrouillenboote und zivile Schiffe in Massenproduktion hergestellt hatten. Mit dieser veritablen Einkunftsquelle hatte Abridon lange Zeit geschafft seine Neutralität sowohl vor der Neuen Republik als auch dem Galaktischen Imperium zu erkaufen, doch nachdem offengelegt wurde, wie die Regierung insgeheim RZ-1 Raumüberlegenheitsjäger produziert und an die Republik verkauft hatte, war Schluss mit der Neutralität des Planeten und eine Expansion des Galaktischen Imperiums unausweichlich. Doch das war Geschichte. Ihm gehörte die Zukunft.

„Ich möchte, dass Abridon wieder eine Werftwelt wird. Doch wir können Investoren nur dann überzeugen, wenn am Boden Frieden herrscht und die Produktionsanlagen in Sayan wieder funktionstüchtig sind. Das wird meine Aufgabe sein. Ihre Aufgabe wird es sein, den Orbit von jeglichen Störungen frei zu halten, eine Atmosphäre der Sicherheit zu schaffen und so implizit die Investoren davon zu überzeugen, dass Abridon ein Ort ist, an dem sich gute Geschäfte machen lassen.“

Erneut betonte der Gouverneur die Ernsthaftigkeit seines Ansinnens, erhoffte sich, dass der imperiale Offizier ebenfalls die Vision vor seinem inneren Auge sah wie Dryska selbst. Eine prosperierende, sichere Welt des Galaktischen Imperiums, die nebenbei helfen würde seine Karriere nach oben zu katapultieren.


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Thumhel Koltem lauschte aufmerksam, interessiert und mit der nötigen Bewahrung seiner Contenance. Was ihm Gouverneur Dryska hier präsentierte wirkte gut durchdacht, strategisch nachvollziehbar und ließ die kommenden Wochen und Monate des Dienstes eine fest Form bekommen. Bis eine ansprechend große Feuerkraft über Abridon zur Verfügung stand, musste man sich mit den hiesigen Gegebenheiten zufrieden geben. Das bedeutete auch, dass seine Schiffsbesatzung sich auf Überstunden, bisweilen gar doppelte Wachschichten gefasst machen durfte. Die Crew eines Tartan-Klasse Kreuzers war für imperiale Verhältnisse beachtenswert klein und effizient, doch da die 'Cato Neimoidia' laut vorliegender Daten das größte Kriegsschiff im näheren Umkreis war, exponierte es durch bloße Größe schon. Insofern kam ihm die von Stavro Dryska zugesprochene Bedeutung bei. Das ehrte den Commander mitsamt seinem geradezu frischen Kommando einerseits, setzt ihn auf der anderen Seite aber auch unter enormen Erfolgsdruck. Seine Planungen, seine hier geleistete Arbeit fundamentierte die Sicherheit im luftleeren Raum über dem Planeten. Wohl deshalb auch wählte der Gouverneur ein derartig privates Gespräch, um das nötige Vertrauen zu finden ... um eine gemeinsame Teilhabe an diesem Projekt zu suggerieren.

Augenblicke verstrichen. Als reine Übersprungshandlung, kaum dass der Verwalter seine Erläuterungen beendet hatte, genehmigte sich der Commander noch einmal ein zaghaftes Nippen am Getränk seiner Wahl. Solcherlei Gesprächssituationen stellten für einen einfachen Kreuzerkommandanten eher eine Seltenheit dar, kam doch kaum jemand seines Ranges in die Verlegenheit die Verteidigung eines ganzen Systems anzuleiten. Doch in Machtbereichen des Imperiums, auf denen nicht der galaktische Fokus lag, war ein solches Vorgehen sicherlich als Usus zu bezeichnen. Eine gewisse Norm abseits der im HoloNet dargestellten Propaganda-Informationen. Die harte, ja brutale und damit angsterzeugende Wahrheit. Abridon war angesichts der eher als schwach zu bezeichnenden Defensivkräfte einem Erstschlag der Neuen Republik geradezu schutzlos ausgeliefert. Und so ging es sicherlich tausenden anderen Welten ebenfalls - ganz abseits des großen Rummels, der großen galaktischen Spiele.

"Ich werde mich dann sogleich mit der von Ihnen angesprochenen Hafenkontrolle abstimmen. Ich lasse Ihrem Büro dann nach Auswertung der Daten und Erstellung einer vorläufigen Milizionierung der registrierten Schiffe einen Entwurf zur Absegnung zusenden.", startete der Thyferrianer kurzerhand. Mit ausreichend Frachter-, Reise- und - gegebenenfalls - bewaffneten Zivilschiffen konnte man im Ernstfall zumindest für etwas bessere Verhältnisse sorgen. Im regulären Dienst galt es selbstverständlich auf solcherlei Beschlagnahmungen zu verzichten, wollte man es sich nicht schon frühzeitig mit der hiesigen Bevölkerung verscherzen. Der militärische Alltag musste mit den zur Verfügung stehenden Kräften bewältigt werden - allen voran also einem Tartan-Kreuzer und einem Dutzend leichte Korvetten des Zollverbands. Deren Stärke lag eindeutig in der Kontrolle und Überprüfung von Frachtern und Transportschiffen, obschon sie eine schwerere Bewaffnung besaßen als sein eigenes Kommandoschiff. Das wiederum machte die 'Cato Neimoidia' zu einem Unikum, besaß sie doch als einziges militärisches Vehikel über Abridon über ausreichende Abwehrwaffen gegenüber Raumjägern. Selbige waren bekanntermaßen die schärfste Klinge im Arsenal der rebellischen Republik und etwaiger Piratenhaufen. Insofern fühlte sich der 33-Jährige gut gewappnet.

"Muss ich mich auf eventuelle Engpässe in der Versorgung einstellen, Sir? Treibstoffe beispielsweise? Mir wäre daran gelegen, derartige Probleme gleich im Vorfeld in Erfahrung bringen zu können, damit ich es in meine strategische Sicherheitsplanung mit einbeziehen kann.", gestattete sich Koltem als Ergänzung. Solcherlei zusätzliche Erschwernisse konnten den Dienst empfindlich beeinflussen und im ärgsten Fall obendrein für ein taktisches Negativelement sorgen. Da sein bisheriges Tun meist auf gut versorgten, teilweise gar autarken Systemwelten wie Bilbringi stattgefunden hatte, kannte er Engpässe zwar nicht aus der persönlichen Erfahrungen, doch das dräuende Übel von mangelhafter Versorgung war ein Schrecken, der allenthalben in den Streitkräften des Galaktischen Imperiums umherging. Ohne ausreichende Güter wie Treibstoff, Reparatursätze, Ersatzteile oder Verstärkungen konnte kein politisches System Kriege aufrecht erhalten.

Abermals vergingen einige Augenblicke, in welchen sich der politische Gesandte des Imperators die Worte einer Antwort zurechtlegte. Ein frisch eingesetzter Gouverneur wollte sich keine Blöße gegenüber dem einfachen Kommandanten eines Kreuzers geben, derweil er dabei war, das Schicksal eines gesamten Planeten zu formen. Doch Thum war bislang nichts über besonders gewaltige Brennstoffvorkommen auf Abridon bekannt. Viele Welten waren in der Lage die enormen Bedürfnisse der eigenen Bevölkerung zu decken, zudem sogar noch soviel zu produzieren, um es exportieren zu können. Orte wie das gnadenlos überbevölkerte Coruscant mussten beispielsweise fast ausschließlich fremdversorgt werden. Und neben der Zivilpopulation hatten auch die verschiedenen Streitkräfte des Militärs einen gewaltigen Hunger nach Ressourcen aller Art. Wenn Abridon von bedeutenden Lieferungen anderer Systeme abhängig war, konnte das zum Einen im Extremfall für Schwierigkeiten sorgen, war doch eine ressourcenschwere Abhängigkeit ein schwächendes strategisches Mittel. Zum Anderen bedeutete es auch, dass der Commander mit erhöhtem Raumverkehr planen musste, denn jedweder Import erfolgte nun einmal mittels Raumern.

Wie er die Situation auch drehte, Abridon erschien ihm als vielköpfige Hydra ... und Gouverneur Dryska schien jemand zu sein, der dem Untier eher noch Schädel abschlug, um so weitere zu erschaffen ...

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In einer gut geölten Maschinerie wie der des Galaktischen Imperiums hatte jede Person, einem Zahnrad gleich, eine bestimmte Funktion in dem Staat zu erfüllen, um das Versprechen von Frieden, Prosperität, Ordnung und Sicherheit einhalten zu können. So wie Stavro Dryska einerseits die komplette Macht über einen ganzen Planeten besaß, was im galaktischen Maßstab ein Sandkorn an einem der weitläufigen Strände Scariffs war, hatte er andererseits die Verantwortung das Versprechen als Souverän an Stelle des Souveräns, seiner Majestät dem Imperator, einzulösen. Um dieses Versprechen einlösen zu können, benötigte der gewiefte Gouverneur weitere, kleinere und eng verzahnte Zahnräder, die auf seine Befehle hörten, diese ausführten und sich dem Ideal des Galaktischen Imperiums unterordneten. Im Gegensatz zu Second-Lieutenant Darist Toblakai, der sich scheinbar als eine Art Königsmacher vergangener Tage sah, wusste Thumhel Koltem genau wo sein Platz war. Es schien, als habe der imperiale Bürokrat von Voltare es geschafft, den korrekten und wortkargen Kommandanten mit dem Blick fürs Wesentliche davon zu überzeugen, dass ihre Mission weit über das simple Kontrollieren von Frachtschiffen hinaus gingen. Sie brauchten eine Mission, um eine Leistung zu erbringen, die eben weit über das hinaus ging, was der gewöhnliche imperiale Offizier zu verrichten hatte. Denn so, wie Stavro Dryska seine kleineren Zahnräder benötigte, um die Maschinerie auf Abridon am Laufen zu halten, so lag es auch an Thumhel Koltem seine eigenen kleineren, ihm untergeordneten Zahnrädchen auf Kurs zu halten und entsprechend zu eichen. Ob er ihnen die selbe Mission, mit einem ähnlichen Eifer darbieten würde? Ob es sie ähnlich begeisterte? Dryska hoffte, auch wenn das gelingen seines Vorhabens nur peripher davon abhing, dass dem so war. Je mehr Menschen diesen Traum teilten, desto eher würden sie dazu beitragen ihn zu realisieren.

So kalkulierend der imperiale Gouverneur war, sein Gegenüber verstand es ebenfalls das glatte Parkett des politischen Geplänkels zu manövrieren, ohne größeren Stolperfallen zu erliegen. Ob der Mann mit den scharf geschnittenen Gesichtszügen um Worte rang oder diese wohl berechnend wie ein Sommelier aus einem tiefen Keller passend zur Hauptspeise auswählte – es gelang ihm ein Bild eines aufrechten Imperialen zu zeichnen, der sich nicht in Worthülsen verlor. Das war zum einen eine Tugend, konnte aber auch in den hinterhältigen Kreisen, wie den Kernwelten auch schnell zu einer Gefahr werden. Doch genau das schätzte Dryska an dem geradlinigen Offizier. Er wollte seine Vision des Galaktischen Imperiums verwirklichen: Eine Meritokratie, die eben nicht auf Adel, alten Seilschaften und dem Muff unter der Uniform von Generationen basierte, sondern auf Fleiß, Innovation, Tugendhaftigkeit und Methode. Ein Imperium, in dem Leistung mit Ehrung belohnt wurde und Illoyalität mit Strafen vergolten wurden. Ein Imperium der Gesetze, Normen und Vorschriften, in denen Ausnahmen keine Regeln waren, in denen die imperiale Leitkultur eine neue, ganze Generation von tüchtigen Köpfen heranziehen würden, die das Galaktische Imperium wieder zu einem Sternenreich machen würden, die diesen Namen verdienten.


Die Ellenbogen des Gouverneurs ruhten auf dem sterilen, blank polierten Arbeitstisch, der eine Größe gemäß seines Ranges besaß. Die Fingerspitzen aneinander gefaltet, blickte der Gouverneur Commander Koltem über diese Fingerspitzen hinweg an und schenkte ihm, auf seine Bemerkung, dass Dryska schon bald ein entsprechendes Dokument über die Militarisierung der zivilen Schiffskräfte, erhalten würde. Ein verwegener Gedanke, doch stellte dies die letzte Verteidigungslinie dar, wenn es zum schlimmsten Fall kommen sollte: Invasion. Auch deshalb versuchte der Gouverneur in solchen persönlichen Gesprächen eine Brücke zu schlagen, wo vorher nur ein reißender Fluss gewesen war. Im Ernstfall war es die persönliche Bande, die zuweilen die Entscheidung erleichterte, zementierte und Loyalitäten fundierte. Sie waren der Stoff, aus dem das Galaktische Imperium hier, im Outer Rim, geschaffen war.


„Ich bin mir sicher, dass dieser Entwurf zu meiner vollsten Zufriedenheit sein wird.“ merkte der Gouverneur an, ein Satz der nicht nur ein Lob war, sondern auch simultan eine implizite Aufforderung war ihn zufrieden zu stellen mit dem Werk: Penibel und nach den Regeln der bürokratischen Kunst.

Doch zweifelte Dryska in diesem Punkt keinesfalls an den Fähigkeiten der menschgewordenen vordersten Verteidigungslinie Abridons, erschien das Handeln des Kommandanten selbst im Angesicht übereifriger Legaten aus dem Herz des Galaktischen Imperiums nicht mit der Wimper zu zucken, wenn es darum ging den einfachen oder den richtigen Weg zu gehen. Der entscheidende Grund, wieso sich Dryska dafür entschieden hatte sein Vertrauen und seine Vision in die Hände des Kommandanten zu legen und wieso er ihn vordergründig zu diesem Gespräch zitiert hatte.

„Um auf ihre Frage zurückzukommen: Wir rechnen bei der Belieferung mit Treibstoff mit keinerlei Zwischenfällen, auch kein Aufschub ist angekündigt. Doch Sie wissen sicherlich, wie das ist…“

Ein unterschwellig nervöses, gehüsteltes Lachen entfuhr dem Gouverneur um über das, was er hier insinuierte, zu überspielen. Welten wie Abridon, am Rande des Galaktischen Imperiums, waren im Ernstfall keine Priorität. Ein neuer Konfliktherd entstand und Ressourcen mussten umverteilt werden. Es glich einem Basar, wenn die verschiedenen Würdenträger, Bürokraten und Militärs um diese Ressourcen feilschten, versuchten den bestmöglichsten Weg zu finden ihre Lieferungen beizubehalten und auch Schmiergelder flossen hierbei. Ein Kalkül, eine Taktik die Stavro Dryska verachtete. Bisher war er nie in die Verlegenheit gekommen sich diese Blöße geben zu müssen und der ehrbare Gouverneur plante auch weiterhin nicht diesen Weg zu gehen. Stattdessen würden sie versuchen Überschüsse zu lagern, um im schlimmsten Fall über eine Reserve zu verfügen, so gering diese auch sein mochte.


„Wenn Sie keine weiteren Fragen haben, werde ich Sie nicht länger aufhalten, sobald sie ihr Getränk ausgetrunken haben.“

Schließlich waren Männer von ihrem Kaliber schwer beschäftigte Kreaturen, die sich nicht in Kasinos, den Vergnügungsmeilen von Canto Bight oder auf ausgedehnten Safaris ihre Zeit vertrieben, sondern versuchten am Ende der bekannten Galaxis ein Stück Zivilisation aufzubauen, dass in der Lage war dem Sturm eines Angriffes standzuhalten, koste es was es wolle.


.::: Koradin Sektor ::: Abridon System ::: Abridon ::: Capital City ::: I.P.O.F. “Gloria Imperialis”::: Büro des Gouverneurs ::: Stavro Dryska, Thumel Koltem, allein :::.
 
|| Koradin-Sektor || Abridon-System || Abridon || Capital City || I.P.O.F. “Gloria Imperialis|| Commander Koltem & Dryska ||


Stavro Dryska war ein windiges, wie auch gefährliches Raubtier der Marke Dianoga. Kaum greifbar, dafür umso verschlagener. Um das zu bemerken, brauchte es keiner besonders ausgeprägten Menschenkenntnis. Selbst ein eher durchschnittlicher Menschenkenner wie Thumhel Koltem vermochte zu erkennen, wie ambitioniert der Verwalter von Abridon war. Dieser bärtige Beamte hatte ganz offensichtlich große Pläne, die weit über die Grenzen des Planeten und dem angrenzenden System hinausgingen. Ambition und Ehrgeiz waren Treibmittel vieler großer Männer und der Schiffskommandant von Thyferra konnte von Glück sprechen, dass er hier einen solch exponierten Stand sein Eigen nennen durfte. Bisweilen konnte der Dienst in einem eher mäßig bedeutenden Sternensystem durchaus gewisse Vorzüge haben. Hier gab es keinen Admiral für die Sicherung und Wahrung der Ordnung, nein .. nach dem Gespräch mit Gouverneur Dryska war klar, dass ER, Thumhel Koltem, sich um die Aufrechterhaltung der Neuen Ordnung im Raum über Abridon kümmern musste. Im Grunde kam diese Form des Ritterschlags direkt einer Beförderung um mehrere Ränge gleich, wennschon dies natürlich inoffiziell geschah. Da aber die hiesig verfügbaren Kräfte allesamt durch die 'Cato Neimoidia' deklassiert wurden, war sein Status als 'primus inter pares' nur allzu verständlich. Dennoch war er sich der Brisanz einer solchen Situation durchaus bewusst.

Und, so warnte er sich selbst, er musste auf seinen eigentlichen Gönner, Moff Callron Acht geben. Der Vorgesetzte des Gouverneurs verfolgte seinerseits sicherlich auch ganz eigene Ziele, bei denen der Commander keineswegs eine dienstbare Marionette zu spielen gedachte.

Das Lob über die anstehenden Entwürfe der Sicherheit zementierte eine weitere stumme Warnung, geruhte der verwalterische Beamte doch offenbar nur allzu gern die Anwendung vom Zuckerbrot verwenden zu wollen. Umso drastischer war bei Misserfolg sicherlich die Nutzung der umgangssprachlichen Peitsche. Ein Versagen stand also keinesfalls zur Debatte.

Wichtigster Hinweis war die Verneinung etwaiger Befürchtungen in Bezug auf Engpässe. Abridon, als halbwegs befriedetes System, schien gute Verbindungen zu besitzen. Zumindest so gut, dass die Versorgung auf stabilen Wegen garantiert wurde. Das stimmte den Commander halbwegs fröhlich.

"Ganz vorzüglich, Gouverneur Dryska. Sie haben potenzielle Sorge meinerseits im Ansatz beseitigen können. Ich bin mir sicher, dass ich schon in Kürze ein erstes Dossier in Bezug auf die Sicherung des Nahraums um Abridon an Ihr Büro senden kann.", begann der Thyferrianer, nur um dann zu hören, dass Dryskas Zeit offenbar knapp bemessen war. Das wiederum kam dem Flottenoffizier insofern gelegen, als dass er sich auf seinem Kleinen Kreuzer noch um eine ganze Reihe von organisatorischen, wie auch personellen Dingen zu kümmern hatte. Die Kürze seines Dienstes auf dem Schiff machten umfangreiche Gespräche mit der Besatzung schlichtweg notwendig.

"Ich verstehe, Gouverneur. Sie haben Verpflichtungen, ebenso wie ich nun eine ganze Liste an Aufgaben habe, die es abzuarbeiten gilt. Ich bin mir sicher, dass wir in Kürze über die ersten erfolgreichen Maßnahmen in einem ähnlichen Rahmen erneut miteinander sprechen werden.", legte der Commander kurzerhand fest, um auch sein eigenes militärisches, wenn schon nicht politisches Gewicht in die Unterhaltung zu werfen. Als Verantwortlicher der Systemsicherheit wollte er sich zukünftig schlicht ein wenig mehr herausnehmen, als ihm üblicherweise zustand. Zudem galt die Verwaltung der Flotte im Grunde auch nicht als weisungsberechtigt, was umso mehr verdeutlichte, wie wichtig eine harmonische Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Teilbereichen des Galaktischen Imperiums war. Jeder kleingeistige Kompetenzkrieg verlangsamte den gesamten Prozess und unterminierte damit im Grunde die Leitmotive der Neuen Ordnung.

Koltem leerte sein Getränk mit einem maskulinen Hieb, welcher der Glorie der Flotte Ehre machte, dann erhob er sich mit einem Nicken.

"Ich empfehle mich, Sir.", hieß es zum Abschluss. Dann verabschiedete man einander auf traditionelle Weise, pflegte noch einen ergänzenden Imperialen Gruß zur Untermauerung der Moral und trennte sich dann.

Thum wurde sodann, wie schon auf dem Hinweg, von Personal des Gouverneurs aus der Anlage geleitet. Dessen militärische Grundfunktion ließ keinen Zweifel an der politischen Ausrichtung des Verwalters zu. Er war bereit diese Welt zur Not auf blutigste Art und Weise zur Gänze dem Imperium zu unterwerfen. Diese drastische Entschlossenheit spielte Koltem in die Karten. Er beabsichtigte die Versetzung hierher als Sprungbrett für seine militärische Karriere zu nutzen. Wenn er sich hier bewies, konnte er sich für andere, für höhere Aufgaben empfehlen. Und letztlich strebte fast jeder ehrgeizige Flottenoffizier nach einem großen Kommando, nach der Möglichkeit dem verhassten Feind durch pure Überlegenheit gegenüber zu treten. Das Galaktische Imperium mit seiner glorreichen Flotte tat das durch das Stützen auf die ungeheuerliche Schlagkraft der mächtigen Schlachtschiffe.

Das Personal übergab den Commander an zwei Soldaten der Streitkräfte, die den Offizier von Thyferra bis zur Landeplattform eskortierten. Dort stand die Fähre bereit, mit welcher er zu seinem Kommandoschiff zurückkehren würde. Das Fehlen eines Hangars bei der Tartan-Klasse erschwerte oftmals den üblichen Ablauf, war aber nun einmal nicht zu vermeiden. Die Unabänderlichkeit machte es jedoch erträglich und erforderte somit eine entsprechen Anpassung. Flexibilität war ein höchst seltenes Gut in der teilweise verstaubten Ideologie der Flotte, Koltem jedoch zählte sich selbst zu den Ausnahmen.

Wenig später nahm er Platz und die Fähre steuerte die im Orbit befindliche 'Cato Neimoidia' an.

|| Koradin-Sektor || Abridon-System || Abridon || Fähre || Commander Koltem ||
 
.::: Koradin Sektor ::: Abridon System ::: Abridon ::: Capital City ::: I.P.O.F. “Gloria Imperialis”::: Besprechungsraum Xesh ::: Stavro Dryska, Major General Stryx, Second-Lieutenant Toblakai, Chief Constable Zhett und Marschall Asbyte :::.

Produktive Gespräche wie das des Gouverneurs mit Commander Thumhel Koltem waren für den bärtigen Imperialen sowas wie ein Lebenselixier: Unterredungen, die den Vigor des Mannes ansprachen, aktivierten, beflügelten. Er war nicht nur ein Verwalter der Neuen Ordnung, der Bürokrat glaubte mit Herz und Blut an dieses Versprechen an seine Bürger: Stabilität, Prosperität und Sicherheit. Eckfeiler, die jede Kultur benötigte um zu einer Hochkultur zu werden. Nur Zivilisationen, die sich diesen Werten verschrieben waren es wert zu überleben. Was in den Ohren eines auf Egalitarismus bedachten Politikers wie eine radikale Idee klingen mochte, war innerhalb des Galaktischen Imperiums gelebter Usus. Lediglich die Tragweite dieser Gedanken wurde von den einzelnen Entscheidungsträgern innerhalb der imperialen Hierarchie unterschiedlich gelebt. Auch wenn das Galaktische Imperium in der Vergangenheit vermehrt Niederlagen hatte erfahren müssen, glaubte Stavro Dryska noch immer an die Prinzipien dieses riesigen Sternenreiches, doch bedurfte es einiger Änderungen, um das geliebte Imperium für die Zukunft überlebensfähig zu machen. Schließlich war die Natur das beste Beispiel, dass nicht zwangsläufig der Stärkste überlebte, sondern die anpassungsfähigste Kreatur.

Doch um das Versprechen der Neuen Ordnung einzuhalten, mussten im Zuge der Bedrohungen, mit denen Abridon konfrontiert war, besondere Maßnahmen ergriffen werden. Das nächste Treffen, dass zugleich auch der finale Termin eines arbeitsreichen Tages sein würde, befasste sich mit der Bildung der Abridon Security Forces. Bereits seit seiner Ankunft auf dem Planeten wurden Männer und Frauen in die noch namenlosen Kader der planetaren Sicherheitskräfte rekrutiert. Sie stammen aus den Reihen der Familien Abridons, doch auch imperiale Bürger aus dem gesamten Sektor waren eingeladen worden diesen Streitkräften beizutreten. In Ausbildungslagern und Kasernen einquartiert, waren auch sie mit dem Mangel konfrontiert worden, der die Entscheidungsträger Abridons dazu gezwungen hatte kreativere Lösungen zu finden. Zugegeben, Dryska selbst gefielen nicht alle Kompromisse die sie eingegangen waren und auch in Zukunft eingehen mussten, doch erforderte die Situation die Toleranz eines gewissen Spielraumes, wenn sie erfolgreich sein wollten.


Mit einem Zischen öffneten sich die Türen des Besprechungsraumes Xesh, der typisch minimalistisch in der Ästhetik des imperialen Brutalismus eingebettet war. An dem kreisrunden Tisch war nur noch ein Platz frei, sein Platz. Um ihn herum waren die Köpfe versammelt, die entweder Teilstreitkräfte der planetaren Streitkräfte Abridons kommandieren würden oder dabei geholfen hatten diese aus dem Boden zu stampfen. Allen voran war da Major General Stryx, ein Veteran des Galaktischen Imperiums, der hier war um die Garnison des Planeten in Schuss zu halten aber auch sicherzustellen, dass das imperiale Oberkommando mit Abridon nicht einen weiteren Brandherd erhielt, der nach Löschung rief wie Cal-Seti oder andere Planeten im Konflikt den Yevethanern. Marschall Asbyte hingegen hatte einen paramilitärischen Hintergrund in den berühmt berüchtigten Espos Einheiten. Aufgrund seiner Härte im Umgang mit Gefangenen, hatte ihn der Korporationssektor auf Urlaub mit unbestimmter Rückkehr geschickt, sodass dieser im Galaktischen Imperium, genauer gesagt auf Abridon, sein neues Zuhause finden sollte. Chief Constable hingegen war ein Sohn des Imperiums, hatte man ihn doch aus den Kadern der Imperial Sector Ranger heraus rekrutiert.


„Meine Herren, lassen sie mich alle hier willkommen heißen. Wir haben Großes vor, also lassen sie uns keine Zeit verlieren. Die Bedrohung durch den Nationalen Widerstand Abridons hat uns vor Augen geführt, dass wir unsere Bemühungen zur Aufstellung eines eigenen planetaren Sicherheitapparates verdoppeln müssen.“

Der Gouverneur könnte sich eine kleine Kunstpause und sah eindringlich jeden der anwesenden Männer an.

„Das imperiale Militär kann nicht länger die Hauptlast der Kampfbemühungen tragen, es benötigt die Unterstützung der Bevölkerung Abridons, da sind wir uns denke ich alle einig. Daher begrüße ich nicht nur die Anstrengung die planetaren Sicherheitskräfte Abridons baldmöglichst zu aktivieren, sondern auch Marschall Asbyte, Haupt der zukünftigen Abridon Security Division sowie Chief Constable Zhett in dieser Runde.“

Wie es die Gepflogenheit unter den höhergestellten Intellektuellen des Galaktischen Imperiums war, klopfte man auf den Tisch statt wie ein Proletarier der Industrieplaneten wie Metellos zu klatschen. So taten es dem Gouverneur zögerlich und dann doch gewissentlich die anderen Anwesenden mit Ausnahme der Beklopften.

„Im Zuge der Reorganisation möchte ich an dieser Stelle auch die Leistungen von Second-Lieutenant Darist Toblakai betonen.“ Nun wies der Gouverneur mit seiner Hand in Richtung des bulligen Leibgardisten und richtete das Wort direkt an diesen. „Aufgrund ihres mutigen Auftretens bei dem Einsatz, der uns erst auf die Gefahr dieses Widerstandes aufmerksam gemacht hat, befördere ich Sie hiermit zum Präfekt der Abridon Phalanx.“


Diese Herauslösung aus dem üblichen Konglomerat der imperialen Streitkräfte war eine Beförderung und doch Ausgliederung zugleich, wenn man so wollte eine Grauzone. Doch imperiale Gardisten waren eine Sonderrolle per se. Sie standen jedem Würdenträger des Imperiums zu und sollten das Prestige der Roten Garde des Imperators imitieren, auch wenn sie lange nicht an diese besondere Elite seiner Majestät herankamen. Dennoch war es ein Testament für die Leistungen Toblakais das Kommando über eine solche Einheit nun auch offiziell zu bekommen und nicht nur ein abkommandierter Platoon Leader mit Babysitterauftrag zu sein.


„Kommen wir also zum ersten Tagesordnungspunkt: Der Ausstattung. Wie Ihnen allen bewusst ist, meine Herren, befindet sich der galaktische Süden in einem Zustand der Ressourcenarmut. Doch Major General Stryx hat keine Kosten und Mühen gescheut, Abridons planetare Sicherheitskräfte nach bestem Wissen und Gewissen auszustatten. Major General, sie haben das Wort.“

Der angesprochene Militär mit dem grau melierten Haar räusperte sich, bevor er mit seiner tiefen und sonoren Stimme das Wort ergriff.

„Meine Herren, die Lage ist ernst. Der andauernde Konflikt gegen die Yevethaner führt zu einer Ressourcenkonzentrierung im galaktischen Norden während wir im Süden uns mit dem begnügen müssen, was wir finden. Wir konnten daher für die Truppen der Abridon Security Division keine vollumfängliche Plastoidpanzerung garantieren.“

„Das ist unmöglich! Wir befinden uns im Krieg!“ echauffierte sich nun der Marschall lautstark und unterbrach damit General Major Stryx.

„Ich weiß, Marschall.“ erwiderte Stryx, seine Worte spitz und scharf, bereit den Marschall mit diesen zu durchbohren. „Doch vergessen Sie nicht, dass es sich bei ihrer Einheit um Auxiliareinheiten handelt.“

Nachdem sich der imperiale Offizier vergewissert hatte, dass der Marschall ihn nicht nochmal unterbrechen würde, fuhr er fort.

„Daher haben wir uns bei den Ausrüstungsbemühungen ein Beispiel bei der Milvayne Authority genommen. Die Einheiten dieser PSF operieren mit speziellen Blastwesten und einer durch Plastoidpads gefütterten Kleidung.“

„Die Energiedispersion dieser Pads ist nicht annähernd so effektiv wie die eines Brustpanzers!“ unterbrach ihn der Marschall erneut und Dryska begann langsam aber sicher sich zu fragen, ob Stryx nicht zu seinem Offiziersblaster greifen würde.

„Sobald der Krieg mit der Dushkan Liga gewonnen ist, bin ich mir sicher, dass man über eine Umverteilung der Ressourcen sprechen wird.“ log Major General Stryx, der unterdrückte die Augen zu verdrehen, wohlwissentlich, dass eine solche Umverteilung sicher nicht an die Provinz, die Abridon mit seiner exponierten Stellung im galaktischen Süden am Rande der Zivilisation darstellte, gehen würden.

„Wieso verwenden wir denn nicht den BMC-150? Seine exorbitante Feuerkraft würde ein Loch in jeden dieser Widerstandsratten brennen.“ warf der Marschall ein, der die neuste Waffentechnik nicht nach Herstellern sondern nach Effektivität bewertete.

„Darf ich Marshall Asbyte daran erinnern, dass es sich beim BMC-150 um ein Produkt der SoroSuub Korporation handelt?“ antwortete der Major General scharf und belehrend. Allein die Erwähnung eines Produkts einer der tragenden Säulen der Neuen Republik kam dem renitenten Imperialen wie ein Affront vor. „Sobald der Krieg losbricht, wären wir von jeglichem Nachschub abgeschnitten und auf dem Feind angewiesen. Unhaltbar!“ polterte der Major General weiter.

„Glücklicherweise konnten uns unsere Gönner mit einer diversen Palette aus B-20 und DLT-18 Blastergewehren sowie dem DXR6 Blasterkarabiner weiterhelfen.“ versuchte nun Dryska die Lage zu entschräfen.

Besonders die beiden erstgenannten Waffen waren Restposten. Das moderne DLT-19 war eine der Standardwaffen des Sturmtruppen Corps und war in gewisser Weise ein Statussymbol. Der Rückgriff auf das wesentlich ältere Modell war eine Notwendigkeit, die aus der Not geboren worden war. Insgeheim hoffte Dryska drauf, dass sie in Zukunft mit einer besseren Versorgungslage auch besseres Equipment erhalten würden.

„Exakt. Zudem erhalten wir mit freundlicher Unterstützung der imperialen Armee auch diverse Container E-10 Blastergewehre sowie EE Blasterkarabiner Drei und Vier. Garantieren können wir zudem, dass jeder Soldat über eine DH-23 Blasterpistole verfügen wird.“

Man konnte in der Luft förmlich spüren, dass die Stimmung zwischen dem Major General, seines Zeichens ein hoher Offizier der imperialen Streitkräfte, und dem Marshall, einem ehemaligen Offizier der berühmt berüchtigten, jedoch nicht militärisch hoch dekorierten ESPOS Einheiten gelinde gesagt angespannt war. So hatte sich der Marschall seine neue Position sicherlich nicht vorgestellt, war doch der galaktische Norden, vor allem im Korporationssektor nicht von den Problemen behaftet, mit denen sie im galaktischen Süden fertig werden mussten. Was er zuvor als Herausforderung angesehen hatte, entwickelte sich für den Marschall zu einer Sackgasse. Unbeirrt wollte sich Stryx die Präsentation seiner Ergebnisse jedoch nicht nehmen lassen und verteilte daher die Dokumente, welche genaue Ausrüstungs- und Aufstellungszahlen und Fakten zur nächsten Teilstreitkraft zusammenfassten.

„Kommen wir nun zur Phalanx.“

Was hier präsentiert wurde, bei all dem Protest des Marschalls, war kaum zurückzudrehen. Spielraum gab es finanziell und optisch wenig, schließlich rollte die Produktion längst an und der Major General hatte quasi aus dem Nichts eine komplette Streitkraft aus dem Boden stampfen müssen, die er nun an teilweise völlig fremde Männer übergeben musste. Dryska beobachtete Stryx genau, versuchte innerlich herauszufinden, ob er vielleicht gar ein wenig Neid über die Tatsache verspürte sein „Baby“ aus den Händen geben zu müssen, war doch die Führung einer planetaren Sicherheitstruppe weitaus weniger starr als die normierte Maschinerie der imperialen Armee.

Das in der Tischmitte rotierende Modell der neuen Standardrüstung der Abridon Security Division wurde nun abgeändert zu dem Modell der weiß gepanzerten Personenschützern Abridons. Optisch den Sturmtruppen nicht unähnlich, half ein Cape dabei Waffen zu verbergen und dennoch eine gewisse Gravitas auszustrahlen. Was jedoch ins Auge fiel war, dass diese Truppen, entgegen den Gardisten, keine Energiepiken trugen.


„Präfekt, es freut mich Ihnen mitteilen zu dürfen, dass entgegen normaler Praktik der imperialen Personenschutzeinheiten wir auf mein Anraten verfügen konnten die Phalanx mit fabrikneuen Modellen des MKII Paladin Blastergewehrs ausstatten zu können. Passend zum Auftreten der modifizierten Uniform konnten wir zudem einige Sondermodelle des SE-14r akquirieren.“

Der bullige Sturmtruppenoffizier war bisher ausgesprochen ruhig geblieben und hatte das gesamte Geschehen beobachtet, weswegen der Major General ihn nach seinem Input fragte. Im Gegensatz zum Marschall war der Präfekt ein Mann des imperialen Militärs gewesen, weswegen Major General Stryx ihm gegenüber mehr Respekt empfand, als gegenüber dem Milizionär, der die Abridon Security Division leiten sollte.

„Haben sie noch Fragen, Präfekt?“ lud der hochdekorierte Militär den just heute beförderten Leibgardisten des Gouverneurs ein, seinen Input zu den Änderungen zu geben.


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|| Koradin-Sektor || Abridon-System || Patrouillenkreuzer der Tartan-Klasse 'Cato Neimoidia' || Brücke || Commander Koltem ||


Die Rückkehr auf die Brücke des leichten Patrouillenkreuzers der Tartan-Klasse erfolgte ohne besondere Vorkommnisse. Auch das Andockmanöver an das hangarlose Systemverteidigungsschiff mit Spezialisierung auf Raumjägerabwehr glich beinahe schon einer Schalterabfertigung im Raumhafen. Commander Koltem war somit durchaus zufrieden mit der Leistung des Bordpersonals. Siebzig Männer und Frauen der Imperialen Flotte standen ihm für den Alltag an Bord der 'Cato Neimoidia' zur Verfügung, dazu kamen insgesamt fünfzig Marinesoldaten inklusive etwaiger Sicherheitsdroiden. In imperialen Dimensionen besaß sein Schiff somit eine fast lächerlich kleine Besatzung und konnte mit anderen Schiffen dieser Größe in Sachen
Manpower nicht konkurrieren. Aber genau das war eine der großen Stärken der Tartan-Klasse: Kleine Crews, dadurch erhöhte Flexibilität und die Möglichkeit die Abläufe an Bord des Schiffes rasch zu verfeinern. Es war wesentlich einfacher eine minimale Besatzung zu einer gut laufenden Maschine zu formen als die vierzigtausend Mann an Bord eines Imperialen Sternzerstörers.

Das Gespräch mit dem planetaren Statthalter konnte getrost als wegweisend bezeichnet werden, hatte Dryska seine Vision von Abridon doch nachvollziehbar dargestellt. Für dem Kreuzerkommandanten war natürlich erstrangig der Bereich der navalen Entscheidungen von Bedeutung gewesen, weshalb sein Fokus auf der dortigen Ausrichtung lag. Er, Thumhel Koltem, stellte als Kommandant des größten Schiffes im System einen Interims-Sicherheitschef dar, weshalb ihm auch die Ehre zu Teil war, sich um die generellen Abläufe zu kümmern. Diese verschachtelte Bezeichnung besagte im Grunde nur, dass er die Verantwortung trug und im Falle eines Scheiterns zur Rechenschaft gezogen wurde. Mit dieser Art von politisch motiviertem Druck kam der Thyferrianer allerdings klar.

Lieutenant Melvin Samtas, stellvertretender Kommandant der 'Cato Neimoidia', schob sich wenige Momente nach Betreten der Brücke - und dem allgemeinen Salut - in die Nähe seines vorgesetzten Offiziers. Der tugendhafte, fast schon vorbildliche Imperiale mochte vom äußeren Erscheinungsbild klassischer printmedialer Propaganda entsprechen, doch selbst nach kurzer gemeinsamer Dienstzeit hatte der Commander bemerkt, wie enervierend das Streben des Lieutenant nach einer Beförderung war. Nach Auffassung von Samtas war die routinemäßige Ernennung zum Lieutenant Commander seit drei Standardjahren überfällig. Als er nun, in direkter Nähe von Koltem, langsam begann das Gewicht von einem Stiefel auf den anderen zu verlagern, gab der Commanding Officer mit einem leichten Seufzer nach.

"Ja, Lieutenant? Was haben Sie auf dem Herzen?", fragte er mit gespieltem Interesse nach.

"Commander, Sir, kamen Sie dazu mit dem Gouverneur die personellen Probleme an Bord unseres Schiffes zu besprechen? Auch was die Wertschätzung unserer bisherigen Dienstzeit betrifft? Ich nehme an, dass der Verwalter eines ganzen Planeten einige gute Worte einlegen kann beim Flottenkommando.", begann der Executive Officer.

"Interessant.", lautete die knappe, undeutliche Antwort.

"Wie meinen, Commander?", hakte der Lieutenant nach. Ein Hauch von Unsicherheit lag in der Luft, gepaart mit seiner typischen Dreistigkeit. Samtas war ein mögliches Sicherheitsrisiko nach der bisherigen Einschätzung von Thumhel Koltem. Das permanente Bitten und Flehen nach Anerkennung mochte in generell ruhigen Zeiten nicht mehr als eine nervige Angewohnheit sein, doch in Krisenzeiten war das Streben nach Belobigung eher ein Bremsblock.

"Interessant ist, Lieutenant, dass Sie davon ausgehen, ich würde beim ersten persönlichen Treffen mit dem planetaren Verwalter unseres neuen Heimathafens IHREN Wunsch nach Beförderung thematisch umreißen. Nicht nur, dass der Gouverneur in dieser Richtung keinerlei Befugnisse hat, er kennt nicht einmal Ihren Namen,
Samtas. Lassen Sie sich gesagt sein, dass wir ganz andere Verpflichtungen haben, als das sofortige Erreichen privater Karriereziele.", antwortete der Commander bissig. Dann ließ er vom zurechtgewiesenen Lieutenant ab und erhob die Stimme, damit jeder auf der kleinen Kommandobrücke des Tartan-Kreuzers seine Stimme vernehmen konnte.

"Unserem Schiff wurde die Leitung der Systemkontrolle anvertraut, weshalb viel Arbeit auf Sie alle zukommt. Wir werden mit der eher ineffizienten Raumhafenkontrolle zusammenarbeiten, werden die DKS-77-MA (n)-Formularien überwachen, die Transponder-Kodes via Büro für Schiffe und Streitkräfte überprüfen und stichprobenartige physische Kontrollen durchführen. Dafür werden SIE, Lieutenant Samtas, das System unter Berücksichtigung der Reichweite unserer Langstreckensensoren rastern und entsprechende Zuweisungen der uns unterstellten Einheiten vornehmen. Die 'Cato Neimoidia' erhält priorisierten Informationsaustausch mit der planetaren Überwachung des Nahraums über Abridon und fährt in erster Linie Patrouille.", erklärte er grob die Aufgaben der näheren Zukunft. Gemurmel machte sich breit, ohne das klare Aussagen gehört werden konnten. Thum kniff die Augen zusammen und starrte ins diffuse Licht, welches die zahlreichen Kontrollpulte abgaben. Widerrede gab es, ganz typisch für Kriegsschiffe der Marine des Imperators, keine. Und selbst wenn es Kritik an den Befehlen gab, so war niemand vermessen genug sie laut zu äußern.

"Aye, Sir.", durchbrach der Lieutenant die Stille und schluckte seine eigenen Ambitionen somit vorerst runter. Das war ein erster Schritt. Möglicherweise konnte der XO durchaus eine tragende Rolle in der Zukunft spielen. Auch die Eigenarten der restlichen Brückenbesatzungsmitglieder mussten im Zweifelsfall noch auf die Probe gestellt werden. Der neue Commander, Koltem hatte das Kommando über das Schiff ja erst wenige Tage, musste sich nun noch intensiver mit seinem Umfeld auseinandersetzen. Nach dem Gespräch mit Gouverneur Dryska jedoch war er überzeugt davon, seinen Teil zum Erhalt der Neuen Ordnung beitragen zu können.

|| Koradin-Sektor || Abridon-System || Patrouillenkreuzer der Tartan-Klasse 'Cato Neimoidia' || Brücke || Commander Koltem ||
 

.::: Koradin Sektor ::: Abridon System ::: Abridon ::: Capital City ::: I.P.O.F. “Gloria Imperialis”::: Besprechungsraum Xesh ::: Stavro Dryska, Major General Stryx, Second-Lieutenant Toblakai, Chief Constable Zhett und Marschall Cerulian sowie imperiale Militärs :::.
ZEHN MONATE SPÄTER

Zeit war niemals der Verbündeter einer okkupierenden Streitmacht. Obwohl die Bevölkerung sich an den Zustand gewöhnen konnte, ja gar sich damit abfinden konnte unter Fremdherrschaft zu bestehen, so konnte doch der einstige kurze Genuss der „Freiheit“ eine Erinnerung sein, die man wieder kosten wollte. Obwohl Abridon einst eine imperiale Welt war, hatte man die Zeit der vermeintlichen Neutralität gut genutzt und sogar mit dem Gedanken gespielt der Neuen Republik anzuschließen. Es war erst die Machtdemonstration nach Abschluss des Friedens von Umbara und der Schmach der Corellian Run Kampagne des Regimes von Dac, dass das Galaktische Imperium den Planeten wieder heim ins Sternenreich geholt hatte. Obwohl Stavro Dryska sein Mandat anfänglich in Ruhe hatte führen können, ja sogar einen relativ sicheren Start gehabt hatte, war es sein Stich ins Wespennest gewesen, dass ihm die nötigen Vollmachten gegeben hatte das Kriegsrecht auszurufen. Es war die Kampagne gegen den Hauptquartier des NWA, unter Supervision des bulligen Präfekten Toblakai gewesen, der Dryska die nötigen Informationen gab um den Aufstand des Nationalen Widerstandes Abridon zu bekämpfen. Die Einführung der planetaren Streitkräfte, unter den wachsamen Augen des Militärs des Galaktischen Imperiums, war wiederholt das Ziel von Anschlägen gewesen. Doch sie hatten nur das Unausweichliche aufschieben aber nicht verhindern können: Abridon hatte seine eigenen Streitkräfte und sie hatten diese Streitkräfte ins Feld gegen die NWA geführt.

Doch die Kriegsanstrengungen verliefen schleppend. Stavro Dryska wollte den Anschein eines Despoten verhindern. Sein durch KOMENOR inspirierter Ansatz einer gerechten Herrschaft, welche die Ideale der Neuen Ordnung vertrat, durfte nicht durch negative Publicity und einen erfolglosen Feldzug in Verruf geraten. Er hatte zu viel gewagt, zu viel aufs Spiel gesetzt, als dass er sich jetzt davon bremsen lassen würde. Ähnlicher Ansicht schien auch Marschall Asbyte, ein ehemaliger ESPOS Veteran und führender Militär der Abridon Security Divison zu sein, der hier der versammelten Menge seine neuste Strategie vorstellen würde. Dryska lauerte. Der Gouverneur wusste, dass heute der Tag gekommen war, um die Pläne, die seit mehr als einem Jahr im Untergrund schwelten, in die Tat umzusetzen.


„Eine der erschreckendsten Erkenntnisse des Kampfes gegen Rebellen, seien es die vergangener Tage oder die des NWA’s, ist ihre Fähigkeit sich in der Bevölkerung zu verstecken und von diesen genährt und unterstützt zu werden.“

Marschall Asbyte hatte sich in den vergangenen Monaten in intensiven militärischen Operationen befunden, um den ersten Schwall an fertigen Rekruten der Abridon Security Division mit Felderfahrung zu einer kampfstarken Truppe zu erziehen. Diese Auxiliareinheiten, die dem imperialen Militär zur Seite stehen sollten, erwiesen sich aufgrund ihrer Frische und Unerfahrenheit im Kampf gegen die Veteranen des NWA als nicht so effektiv wie prognostiziert, was für den Gouverneur ein Ärgernis darstellte und Marschall Asbyte unter Zugzwang stellte. Im urbanen Häuserkampf hatten sich besonders die Panzereinheiten um die TX-225 GAV als nicht so erfolgreich erwiesen, wie zuerst behauptet. Obwohl Major General Stryx aus Erfahrung von einem Einsatz der schwer gepanzerten Verhikel im engen Häuserkampf abgeraten hatte, wollte Marschall Asbyte nicht hören und hatte so das Leben zahlloser Soldaten seiner Einheiten aufs Spiel gesetzt.

Das alles brachte den Marschall unter Zugzwang sich vor dem Gouverneur und somit auch vor dem Galaktischen Imperium zu behaupten. Seine Taktiken waren von roher Gewalt und Durchsetzungswillen geprägt, doch Stavro Dryska hatte das Gefühl, dass sie mit dieser Taktik nicht diesen Konflikt für sich entscheiden würden. Während Asbyte zu einer erneuten Erklärung ansetzen wollte, betrachtete der Gouverneur auf der holografischen Darstellung des Holotankes die Truppenbewegungen, die um den zentralen Punkt des Aufstandes, Sayan, in Bewegung waren und versuchten Widerstandsnester auszuräuchern. Besonders fielen dem Gouverneur die zahlreichen umliegenden Dörfer auf, die sich als hartnäckiges Problem erwiesen hatten.


„Unser Plan würde daher einen drei Stufenplan umfassen: Die Dörfer in der ruralen Gegend um Sayan sollten evakuiert werden, um im Anschluss in der zweiten Stufe durch eine nicht korrumpierte Lokalregierung unserer Wahl ersetzt zu werden. Nachdem die Sympathie der Bevölkerung erworben worden war, sollte Schritt für Schritt die materielle Lage der Bewohner verbessert werden.“

„Verstehe ich Sie richtig, dass sie die gesamten Dorfbevölkerungen dieser…“ dabei zog Dryska einen weiten Bogen um die Darstellungen der Dörfer auf dem Hologramm. „… Gegenden aus ihren angestammten Wohnplätzen vertreiben wollen?“

„Ja, Sir. Wir erwarten ---“
Doch weiter kam Marschall Asbyte nicht, bevor ihm Dryska gebieterisch ins Wort fiel.

„Was Sie dann erwarten können, ist der Hass der Dorfbevölkerung. Diese Menschen wohnen dort seit Generationen. Ich werde nicht dafür sorgen, dass sie einen weiteren Grund erhalten werden, dem Galaktische Imperium gegenüber negativ eingestellt zu sein.“

„Nun Sir, wir können die Rebellen nicht einfach gewähren lassen.“ warf General Major Stryx ein, der weißhaarige imperiale Offizier war sonst kein Freund von Marschall Asbyte, doch musste auch dieser sich eingestehen, dass er ohne den Marschall diesen Konflikt nicht gewinnen konnte.

Der Moment war genommen die Anwesenden vor vollendete Tatsachen zu stellen.


„Nein, das können wir nicht.“ begann Dryska, ominös, bevor er den Holotank umrundete und einen Speicherchip in die Konsole einfügte, die sofort eine Reihe von Maßnahmen und Bauplänen offerierte. „Wir müssen die Dorfbevölkerung das Fürchten lehren. Sie müssen fürchten, wie sehr sie uns lieben werden.“

„Bitte was?“ entfuhr es dem Major General, das Gesicht zu einer Fratze der Unverständnis verzogen, als sei der Gouverneur von allen guten Machtgeistern verlassen worden.

„Städte wie Sayan müssen die eiserne Faust des Imperiums spüren. Doch die Dörfer und Bevölkerung in Capital City? Diese muss die benevolente Seite des Imperiums erfahren. Ein Projekt, dass diese Seite zeigen soll, wird die Imperiale Mission. Ein Programm, das unter der Federführung meiner Frau, Serena Dryska, geführt wird.“

Eine unheilvolle Stille breitete sich über das Publikum aus. Die imperialen Militärs wechselten Blicke, wussten nicht so recht, was sie sagen sollten: Es war ein Legat, genauer gesagt Legat Phocas, der ihm treu ergebene Bürokrat, seine Bedenken zu äußern.

„Aber Sir, ihre Frau besitzt doch keinen Rang innerhalb der Verwaltung.“

„Deshalb wird die Imperiale Mission ein neuer Zweig unseres Auftrags, die Neue Ordnung zu verbreiten, werden.“

„Und wer soll das Ganze finanzieren?“ fragte Legat Svoh Bodha, Beamter für finanzielle Belange der imperialen Regierung auf Abridon einzuwerfen.

„Ich habe mir erlaubt einige Kürzungen im Budget vorzunehmen. Zudem werden Sie bei der Übersicht feststellen, dass die finanziellen Mittel durch Enteignungen imperiumsfeindlicher Elemente auf Abridon gewinnbringend in die Bevölkerung reinvestiert werden.“

„Diese altruistische Mission wird doch wohl kaum den Krieg gewinnen, bei allem Respekt.“ warf Marshall Asbyte ein, der nun seine Stimme wiedergewonnen zu haben schien.

„Nein, das wird es nicht. Es wird dazu beitragen, dass die Bevölkerung des Planeten Hilfe erfährt und im Imperium einen Herrscher sieht, der mit Zuckerbrot und Laserpeitsche herrscht. Wer sich fügt, gewinnt hinzu. Wer sich wehrt… nun. Man wird Sayan zu einem Exempel machen.“ Eine Kunstpause sollte seinen Worten den nötigen Nachdruck verleihen. „Außerdem wird es ein aufmerksames Ohr haben für all jene, die aufrührerische Elemente in ihrer Umgebung sichten.“

„Wir könnten für einen raschen Aufbau der Mission Kosten sparen indem wir den freiwilligen Arbeitsdienst des Flüchtlingslagers ARDC-034 nutzen würden.“ ging Legat Bodha dazwischen, dessen Idee ihm wie ein Geistesblitz besonderer Güte vorkam.


„Nein. Die Missionsgebäude soll nicht mit diesen Arbeitern in Verbindung gebracht werden. Sie sollen im Hintergrund in den Fabriken die Uniformen, Speisen und Gebrauchsgegenstände in den Fabriken produzieren.“

Eine weitere holografische Übersicht wurde ins Leben gerufen, die Details dieses Unterfangens schilderten. Es war ein gewagter Kunstgriff, denn auch unter diesem Stern würde die imperiale Mission potenziell mit der Arbeit dieser Wesen, die ganz und gar nicht freiwillig für das Galaktische Imperium arbeiteten und schon gar keine Geflüchteten waren, in Verbindung gebracht werden können.

„Für den Aufbau der Missionsgebäude wird die Arugen-Shiysh Korporation engagiert. Ihre ersten Baumaschinen sind bereits auf den Weg nach Abridon.“

Mittlerweile wurde auch dem letzten Anwesenden klar, dass das hier kein informelles Treffen war, sondern eine in Kenntnissetzung seitens des Gouverneurs. Seine Frau und er hatten über die letzten zehn Monate, wenn nicht sogar länger, ein Komplott erdacht, wie sie die Herzen und Gemüter der Bewohner für sich gewinnen könnten, die aufgrund des Aufstandes litten. Unruhig verlagerten die anwesenden Militärs, sowohl imperialer als auch planertarer Coleur ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen, tauschten Blicke aus, während Stavro Dryska ihre Unruhe wie ein Raubtier, dass in Sichtweise einer Herde stolzierte, genoss. Sie hatten keine Angst vor ihm, doch es war seine Art der Kriegsführung, die viel mehr auf Propaganda ausgelegt war, auf die Macht der Bilder, die seinen Militärs unbekannt war und daher ihre Gemüter erhitzte.

„Nun zu Sayan…“ ergriff der Gouverneur erneut das Wort, deaktivierte die Übersicht der imperialen Mission, sodass auf dem Holotank nun eine Übersicht der Industriestadt erwachte.

Dryska verschränkte die Arme hinter seinem Rücken und lies ein flüchtiges Lächeln über sein akkurat gepflegtes, bärtiges Gesicht huschen. Er hatte genau den Effekt erzielt, den er haben wollte. Es würde der Anfang von etwas Großem werden. Etwas sehr Großem.


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Sayan, das industrielle Zentrum Abridons und größte Stadt neben der Hauptstadt war noch immer ein Dorn in der Flanke der imperialen Bemühungen Frieden und Wohlstand nach Abridon zu bringen. In der vergangenen Stunde hatte Stavro Dryska zahlreiche Konzepte gehört, wie man mit militärischen Mitteln brachialer Natur wieder Ordnung nach Sayan bringen könnte. Doch in den Augen des Gouverneurs waren diese Bestrebungen nur darauf ausgerichtet den Truppen ein neues Ziel zu geben statt eine langfristige, viable Option zu finden, um Sayan zu befrieden und den Wiederaufbau beginnen zu können. Für den Gouverneur lagen zwar alle Optionen auf dem Tisch, doch sah Dryska bei jedem Vorschlag bereits die Schlagzeilen außerimperialer Nachrichtenorgane. Sie würden Wasser auf den Mühlen des NWA sein. Nein, er wollte eine Option, die sowohl die Härte des Imperiums verkörperte als auch den Willen eine Lösung zu finden ohne die Bevölkerung zu einem langfristigen Feind zu machen. Der bärtige Imperiale schüttelte den Kopf, als Marschall Asbyte seinen Vortrag zu einer möglichen Offensive abschloss, verschränkte die Arme hinter dem Rücken und studierte einige Augenblicke das holografische Abbild der Stadt, bevor er das Wort ergriff.

„Unser Ziel muss es sein die Unterstützung der Bevölkerung zu erlangen, nicht Territorium.“

Entschlossenheit lag in der Stimme des imperialen Verwalters, während seine bernsteinfarbenen Augen versuchten die Blicke der um ihn stehenden Personen einzufangen und zu fokussieren.

„Die große Mehrheit der Bevölkerung wird in diesem Konflikt neutral sein, daher ist es zwingend notwendig, dass wir eine verbündete Minoritäte ausfindig machen, für unsere Ziele einspannen können und so die Unterstützung der Massen sichern, bevor es die NWA schafft.“

„Unsere Bemühungen dahingehend sind marginal. Die NWA genießt vor allem unter den ehemaligen Werftarbeitern eine hohe Zustimmung.“ sprach Präfekt Horcier Antilles, der als imperialer Verwalter von Sayan in die Hauptstadt für diese Besprechung einberufen wurde.

„Aber wir werden die Werften doch wiedererrichten und die Produktion beginnen, sobald der Aufstand befriedet wurde?“ warf Legat Bodha ein, seine Stimme durchtränkt von einem Gefühl der Entrüstung.

Tatsächlich gab es Bestrebungen die Orbitalwerft sowie die in Sayan befindlichen Werftanlagen wieder in Betrieb zu nehmen, sobald der Aufstand niedergerungen wurde, respektive im Fall der Orbitalwerft die entsprechenden Wiederaufbauarbeiten abgeschlossen wurden. Unter der Supervision von Commander Koltem stehend, gingen die Arbeiten, soweit die Ressourcen Abridon erreichten, voran, doch ging es dem Verwalter des grünen Planeten nicht schnell genug. Nur eine prosperierende Bevölkerung würde den Mehrwert der Neuen Ordnung anerkennen und nur eine satte Bevölkerung in Lohn und Brot würde sich den extremistischen Versprechungen der NWA entziehen können. So gern er an die Strahlkraft eines gesunden Galaktischen Imperiums glaubte, für den normalen Bewohner des Planeten war diese Strahlkraft von wenig Bedeutung, wenn die eigene finanzielle Position sich seit der Wiedereinverleibung Abridons durch das Galaktische Imperium sukzessive verschlechterte. Er musste mehr Unternehmen nach Abridon locken, doch dafür musste der Frieden herrschen. Es war ein Terentatekkreislauf, aus dem es kaum ein Entkommen gab. Er musste diese Spirale brechen.


„Ja, unter unseren Konditionen. Der NWA verspricht aber deutlich angenehmere Bedingungen.“ korrigierte der Präfekt den hierarchisch über ihm stehenden Legaten und riss Gouverneur Dryska aus seinem Gedankenstrom


„Wir müssten also entsprechende Bedingungen offerieren, um die Zustimmung dieser Arbeiter zu sichern?“

Die Lösung erschien ihm zu einfach, denn wenn eine Gruppe Sonderposten bekam, begehrte eine andere Gruppierung auf. Sie hätten der Hydra zwar einen Kopf abgeschlagen, würden jedoch mit einem anderen Unterstützer der NWA am nächsten Morgen aufwachen. Es musste eine viable Lösung gefunden werden. Auch wenn er nicht bereit war den Werftarbeitern alles zu geben, was sie wollten, oblag doch das Verhandlungsgeschick in der Diplomatie immer noch jenen, die bereit waren einen Kompromiss zu schließen.

„Gouverneur, bei allem Respekt. Wir lassen uns doch nicht von ein paar Arbeitern mit dreckigen Händen erpressen. Wir sind das Galaktische Imperium!“ polterte General Stryx dazwischen.

Der Gouverneur konnte die Reaktion dem weißhaarigen General nicht verübeln, kannte ein solcher Mann doch nur ein Werkzeug zur Lösung eines Problems. Doch ein Hydrospanner würde niemals dazu benutzt werden einen Nagel in eine Wand zu schlagen, um ein Bild aufzuhängen. Man konnte es zwar versuchen, doch es war viel einfacher einen Hammer zu verwenden. Jedes Werkzeug hatte seine Verwendung und in dieser Causa fand Stavro Dryska, dass er dem hochrangigen Offizier nicht zustimmen konnte.

„Ein Imperium wird durch genau solche dreckigen Hände erschaffen.“ schmetterte Dryska die Entgegnung des Generals ab. Auch wenn er seine Position verstehen konnte, musste der imperiale Politiker darauf achten das Gesicht zu wahren und Dominanz zu zeigen. Es war stets eine Frage des Respekts und der eisernen Hand, mit der man eine solche Regierung führte. Es ging darum klare Kante zu zeigen, besonders dann, wenn man sich wie Dryska auf das dünne Eis der Verhandlungen mit lokalen Gruppierungen begab. „Dejarod, machen sie die Wortführer dieser Gruppierung ausfindig. Ich will einen Termin.“


Sein persönlicher Sekretär nickte und machte sich eine entsprechende Notiz, während der General die Lippen schürzte und die Arme vor der Brust verschränkte. Allerdings nutzte die kurze Stille ein anderer Akteur der versammelten Personen, um seine Fortschritte zu präsentieren. Es war Chief Constable Zhett, der ehemalige imperiale Sector Ranger. Der dunkelhäutige Direktor der abridonischen Polizeikräfte rief eine holografische Darstellung der Checkpoints und Blockaden rund um Sayan ins Leben.

„Eine weitere Isolation des NWA durch die Abridon Constabulary wird von uns angestrebt indem wir Sayan unter eine Blockade stellen. Keiner kommt ohne Passierschein rein oder raus.“


Bevor der Chief Constable fortfahren konnte, nahm Marschall Asbyte den Moment wahr um sich selbst verbal zu positionieren, was von dem Dunkelhäutigen mit einem taxierenden, schwer zu deutenden Blick, gefolgt von einem schmalen Lächeln, dass alles andere als freundlich gemeint war, begleitet wurde.

„Zudem stellen die Abridon Security Division eine Truppenkonzentration in der Stadt zur Verfügung, um Widerstandsnester auszuräuchern.“

„Das klingt schön und gut, doch wir führen bereits seit einem Jahr diesen Konflikt gegen die Bevölkerung von Sayan. Trotz Blockade schaffen sie es in die Stadt rein und raus zu kommen.“

Eine Aussage mit beinahe schon tadelndem Unterton. Sayan war und blieb ein Störfaktor im imperialen Tableau. Wäre die Stadt nicht so bedeutend für die abridonische Wirtschaft gewesen, wäre seine Gangart vermutlich auch deutlich repressiver, doch konnten die Gefangenenlager auch nicht alle Bewohner aufnehmen. Nein, es musste eine Lösung gefunden werden.


„Nächtliche Ausgangssperren, eine größere Überwachung von Einzelpersonen und eine Intensivierung der Durchsuchungen ist unausweichlich, Sir.“


„Das wird die Bevölkerung nicht zwangsläufig gefälliger machen.“ entgegnete Dryska und ließ sich von seiner Ungeduld fast übermannen. Das waren Maßnahmen, die langfristig zu Unmut und schlechter Publicity führen würde.

„Sayan dafür sicherer.“ konterte Asbyte mit einer stoischen Überzeugung, die in den Augen des Gouverneurs unbegründet war.

Doch den Moment genau abpassend, klinkte sich nun Lieutenant-Gouverneur Vijonet ein. Der ursprünglich von Abridon stammende Mann hatte bei der Wiedereinverleibung des Planeten eine wichtige Rolle gespielt. Den Einheimischen vertraute er kein Stück weit. Sein Lieutenant-Governor, ein Abridoner, der dem Galaktischen Imperium die Befreiung erleichtert hatte, war in seinen Augen suspekt. Er konnte nicht genau den Finger drauflegen, doch traute er dem Mann nicht so recht über den Weg. Er war dabei meistens nur ein mitgebrachtes Anhängsel und auch das nur, wenn seine sonstige Arbeit es zuließ. Also praktisch niemals. Lieutenant-Governor Vijonet nahm es auch mit einer jovialen Schläue auf, die ihm missfiel. Doch trotz dieser Antipathie konnte Dryska nicht anders als dem Mann eine gute Arbeitsmoral zu attestieren, in der bisher kein Zweifel zu äußern gewesen war.

„Wir müssen an den Stolz meiner Landsleute appellieren. Die Neue Ordnung ist eine fremde Ordnung.“

„Abridon war bereits einmal imperial -“ grätschte in diesem Moment Legat Phocas dazwischen, der die Geschichte des Planeten als Vorbereitung auf dieses Mandat damals eingehend studiert hatte.

War.“ fuhr Lieutenant-Governor Vijonet unbeirrt fort. „Wir müssen dafür sorgen, dass es wieder so wird. Dass die Neue Ordnung zu ihren Neuen Ordnung wird.“


Ein Ansatz, der für den Gouverneur vielversprechender klang als die brachialen Optionen, die er bisher gehört hatte.

„Sprechen Sie weiter, Lieutenant-Governor, ich bin ganz Ohr.“


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Innovation bedurfte stets eines offenen Geistes. Der freie Gedankenaustausch, das Empfangen und Akzeptieren neuer Ideen war nur jenen vorbehalten, die mit einer gewissen Grundhaltung an ein Topoi herantraten.

„Wenn wir dem NWA den Nährboden wegnehmen wollen, wenn wir diese Rebellion im Keim ersticken lassen wollen, dann müssen wir der Bevölkerung des Planeten eine Idee geben, an die sie glauben kann.“ Bevor der General auch nur ein Wort sagen konnte, hob der Lieutenant-Governor den Finger, um der Unterbrechung Einhalt zu gebieten, trat näher an den Holotank heran und sprach weiter. „Verschonen Sie mich damit auf die Neue Ordnung hinzuweisen, General. Ich kenne und verehre diese Idee. Und das müssen auch die Menschen von Abridon tun.“

Der Pathos mit dem Vijonet fortfuhr, hätte Außenstehende blenden können. Doch Stavro Dryska empfand eine gewisse Vorsicht, wenn er die Worte des Abridoners hörte. Etwas an diesem Mann störte ihn, doch konnte er nicht exakt den Finger drauflegen. Es war seine Art. Jovial, und doch hungrig. So wie er es einst gewesen war. War es eine zugrundeliegende Furcht vor dem „Nachwuchs“, der seinen Platz einnehmen wollen würde? Bisher hatte sich der Gouverneur nie als einen eifersüchtigen Mann gesehen, schon gar nicht auf politischer Ebene. Er war standhaft, nicht käuflich und vor allem den imperialen Tugenden verschrieben. Doch er sagte nichts, schwieg erstmal und ließ den Mann seine Vision vor den versammelten Imperialen ausbreiten. Es war eine Vision der Kooperation, der Verbrüderung. Dryska sah den Mehrwert, auch propagandistisch: KOMENOR könnte das Sendungsbewusstsein der Abridoner stärken, aufzeigen, dass die imperiale Okkupation in Wahrheit der Segen des Pax Imperii war, eines Friedens unter der ordnenden Hand des Galaktischen Imperiums. Doch er hatte auch seine Zweifel. Zweifel, die nicht nur ihm und seiner gerunzelten Stirn ins Gesicht geschrieben standen, sondern auch anderen Anwesenden der imperialen Elite in diesem Raum.


„Eine Intensivierung der Verstrickung von imperialer Regierung und Abridoniern muss hergestellt werden. Die Abridonier müssen merken, dass das hier, WIR, ihre Regierung sind. Sodass sie die imperialen Truppen nicht mehr als Besatzer, sondern als Beschützer wahrnehmen. Wir benötigen, wenn auch vorerst nur an der Basis, mehr Abridonier in der Regierung, in der Verwaltung, in den Sicherheitskräften.“

„Haben sie etwa Borland und Hopalo vergessen, Lieutenant-Governor?“
kam wie aus der Blasterpistole von General Stryx geschossen. Der Weißhaarige hatte ebenso wenig wie die anderen Versammelten den Verrat der beiden indigenen Imperialen vergessen.

„Eine berechtigte Frage.“ gab Dryska nun zum ersten Mal seinen Input und positionierte sich erstmal zaghaft.

Vijonet war sein direkter Untergebener und Stellvertreter. Dass dieser Mann ganz eigene Ambitionen besaß, darüber besaß Stavro Dryska keinerlei Zweifel. Er wäre eine schlechte Wahl gewesen, wenn er nicht ambitioniert gewesen wäre. Doch diese Idee barg eben für ihn auch ihre Gefahren. Wenn die Abridonier ihre Partizipation bekamen, was hinderte sie daran irgendwann schlussendlich seinen Kopf zu verlangen? Er, der von außen kommende Gouverneur, der Fremdkörper und Besatzer.

„Nein., habe ich nicht.“ gab der Lieutenant-Governor mit einem gefährlichen Blitzen in den Augen von sich. Es war nur ein Sekundenbruchteil, doch etwas in seinen Augen schien sich zu verhärten, in seiner Stimme sich zu bewegen, dass subtiler war, als die Worte, die er genutzt hatte. Es war ihre Tonlage, ihr Timbre gewesen. „Wir können jedoch nicht die Loyalität eines ganzen Planeten daran festmachen, was zwei Wesen verbrochen haben. Eine solche Kollektivschuld wird nicht den Frieden anch Abridon bringen.“


„Aber Sie?“ setzte der Gouverneur nach, denn Dryska konnte sich schon vorstellen, wer auf einen Triumphzug durch die Straßen der Hauptstadt setzte, die Liebe der Bevölkerung empfangend. Wie ein Volkstribun würde er sich gerieren, dessen war sich Dryska sicher.

„Nein, Partizipation.“

Der Gouverneur schürzte die Lippen, wandte den Blick ab und sah einen Moment lang Sayan an. Er hatte nicht vor sein Leben lang als Gouverneur von Abridon zu dienen, im Gegenteil. Er betrachtete diesen Planeten nur als Sprungbrett für seine eigene Karriere. Als einen Zwischenstopp. Obwohl es weitaus schlimmere Gegenden der Galaxis gab, die man unter imperialer Supvervision hielt, war Abridon für ihn der Türöffner zu einer Karriere die weitaus mehr Prestige versprach. Mit der Hilfe von KOMENOR und den finanziellen Mitteln und Visionen seiner Frau, konnten Serena und er Höhen erreichen, von denen sie vor zehn Jahren nur hätten träumen können. Wenn Stavro Dryska in dieser Zeit eine Sache gelernt hatte, dann dass das Narrativ entscheidend war: Wenn er sich selbst als gütiger Potentat darstellen würde, der bei seiner Beförderung die Zügel des Planeten an seinen Nachfolger, einen Spross des Planeten abgeben würde, als Beweis, dass Abridon letztendlich fest in imperialer Hand war, dann würde das seiner Vita helfen. Als ein Mann, der wusste wann genug war, der wusste wann das Imperium seine Fähigkeiten für Größeres einzusetzen wusste. Bei diesem Gedanken waren es diesmal seine Augen, die aufblitzten, die eine neue Energie erhielten. Sollte Vijonet doch irgendwann Abridon bekommen. Seine Augen waren auf die Sterne ausgerichtet.

„Diese Idee ist nicht ohne Mehrwert, Lieutenant-Governor.“ setzte Dryska nach einer gefühlten Ewigkeit der Stille an. Seine Idee war es aus dem Plan seines Untergebenen einen Spin zu machen und dieses Projekt als sein eigenes zu verkaufen. „Man könnte es als Pilotprojekt starten.“

„Mit einem schmissigen Titel vielleicht? „Abridons Zukunft“ wäre eine Möglichkeit.“ warf Legat Phocas ein, jederzeit bereit im Windschatten des Gouverneurs auf die vermeintlich richtige Seite der Medaille zu setzen.

Der Lieutenant-Governor war bei weitem nicht auf den Kopf gefallen und an der Art und Seite wie er leicht seinen Kopf neigte, konnte man erkennen, dass er roch, aus welcher Richtung der Wind wehte. Es war nichts neues, dass Vorgesetzte die Ideen, die sie aus dem Pool ihrer eigenen Kräfte bezogen als das eigene Machwerk präsentierten. Doch es war auch immer eine Kalkulation, was am Ende half. Was am Ende einen dem eigenen Ziel näher brachte.


„Wir werden diesbezüglich eine eigene Besprechung anberaumen.“ antwortete der Gouverneur auf den Einwand seines Legaten. Dieser Name war schrecklich, das Mehl unter den Gewürzen, doch er wollte den Legaten auch nicht vor den Kopf stoßen. „Doch das ist genau das, was ich hören wollte. Ideen, welche die Bevölkerung auf unsere Seite bringen, nicht auf die Gegenseite.“

Und nun begann der Gouverneur zu klatschen. Zuerst waren es nur seine Handflächen, die aufeinander schlugen, bevor auch kurze Zeit später Legat Phocas, das windige Wiesel, mit einsetzte. Auf diesen Mann war verlass. Als die Anwesenden bemerkten, dass das Klatschen und somit Beifallsbekunden des Gouverneurs authentisch waren, begannen sie ebenfalls sich in den Kreis der Klatschenden einzureihen. Keiner von ihnen war genuin, verachteten sie doch den Gedanken der Partizipation. Was waren sie denn, das Regime von Dac? Doch solche Gedanken wagte sich keiner der Anwesenden auszusprechen. Sie dachten es sich alle nur. Sie dachten es und warteten ab. Bis die richtige Zeit kommen würde.


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Die Besprechung war beendet und während die einzelnen Offiziere und Würdenträger sowie Vertreter der imperialen Verwaltung den Besprechungsraum verließen, wusste Dryska genau wohin sein Weg ihn führen würde. Nicht in sein Büro, nicht heute. Sondern heim. Das Domizil des Gouverneurs war mittlerweile ein wahres Zuhause geworden, doch war es ein goldener Käfig. Dank der hohen Sicherheitsbestimmungen, die Präfekt Toblakai aktiviert hatte, glich das Domizil einem Bunker und seine Frau Serena als Paradiesvogel in diesem Käfig.

Viel hatte sich seit ihrer erhitzten Diskussion getan, sowohl auf Abridon als auch zwischen den beiden. Sie, das perfekte Ehepaar der imperial dominierten Presse. Ein Team, wie es im Buche stand. Doch das war die Fassade. Es war ein Abhängigkeitsverhältnis, dass in beide Richtungen ging. Ihre Ambitionen und politischen Flügel hatte man Serena gestutzt, ihre Redezeiten gekürzt, KOMENOR hatte sich nicht gut um sie gekümmert. Ein Groll, den sie nie vergessen würde. Sie, die Hardlinerin, wenn es um die Neue Ordnung ging. In diesem Aspekt war sie vehementer und ideologischer, als es Stavro Dryska war. Doch er hatte vom Geld und Einfluss ihrer Familie profitiert, hatte seine politische Laufbahn mit diesem Vitamin B unterstützt und Serena stets versprochen, dass es sich eines Tages für sie auszahlen würde, dass sie mehr sein würde, als nur ein Schmuckstück an seinem Arm, geladen zu imperialen Bällen. Nein, sie würde ein aktiver Akteur dieser Politik werden.

Schwungvoll stieß er die Türen zum zentralen Wohnbereich auf, nachdem er den stattlichen Flur durchquert hatte. Heute war er Triumphator, nicht wie letztes Mal ein angeschlagener General, der eine Niederlage fürchten musste. Doch ein Triumph war nur so viel wert wie jene, die ihn feierten. Sein Weg führte ihn daher rasch zu ihr, seiner Ehefrau und Komplizin. Wie eine Sphinx, geheimnisvoll und makellos, saß sie da. Ihre wilde, blonde Mähne in einen strengen Dutt imperialer Mode gebändigt, lässig eine längliche Zigarette in der einen Hand, den blauen Dunst verteilend, und ein zylindrisches Glas mit corellianischem Brandy in der anderen Hand.


„Und?“ fragte sie, ihre Stimme voller Erwartung, die von ihren Gesichtszügen nicht getragen wurde. Eine Prinzessin, in deren Adern das Tauwasser von Hoth floss.

Mit einem wissenden Lächeln ließ sich der Gouverneur neben sie auf das weiche Sofa fallen, edelstes Herdonleder. Er zog seine Uniformstiefel aus und stöhnte ob der Entspannung und Erleichterung auf, bewegte seine Füße im Kreis, bevor er sich nach hinten lehnte und seiner Frau ein weiteres Lächeln schenkte, mit einem kecken Augenzwinkern ihre Zigarette abnahm und selber einen tiefen Zug davon nahm. Während er den blauen Dunst ausatmete, verteilte sich besagter Dunst wie der Rauch aus einer Feuerschale, mit denen man den Sith Orden visuell dank zahlreicher Holodkumentationen in Verbindung brachte.


„Du kannst dir ihre Euphorie vorstellen.“ antwortete schlussendlich der Gouverneur, sein linker Nasenflügel zuckte dabei unwillkürlich, ein sicheres Zeichen für Verachtung.

„Sie sollen es nicht lieben, Sie sollen dir nur gehorchen.“

„Oh, daran besteht kein Zweifel. Es tangiert weder ihre Budgets noch ihre „Tanzbereiche“, wie so schön zu sagen pflegst.“

Es war der Plan seiner Frau gewesen die imperiale Mission nicht durch Kürzungen anderer Budgets zu finanzieren, sondern durch die Enteignungen imperiumsfeindlicher Subjekte. Ihr Verlust würde der Mission Gewinn sein. Ein Vorhaben, dass der leidenden Bevölkerung Abridons zugutekommen würde. Die Bilder würden fantastisch werden. Es gab keine bessere Propaganda für das Galaktische Imperium, als wenn die gütige, anschmiegsame Seite des Sternenreiches präsentiert wurde. Die Neue Ordnung war weitaus mehr als nur Sternzerstörer, niedergeschlagene Aufstände und Sturmtruppen: Sie war das Versprechen der Prosperität, Sicherheit und Ordnung. Eine Abkehr von der Korruption der Alten Republik, eine Abkehr von der Willkür der Schismen.

„Das hier, wird dir den Aufstieg sichern, Stavro. Einen Aufstieg, den du mir zu verdanken hast.“

Uns, meine Liebe.“

Die Zeit im goldenen Käfig des imperialen Komplexes hatten ihr nicht gut getan. Zornig, habsüchtig, von der Untätigkeit getrieben, sehnte sich die stolze Frau mit der blonden Mähne nach der Erfüllung ihrer Bestimmung. Sie fühlte sich, als habe man ihr etwas genommen und vorenthalten. Das Gefühl des Neides musste in ihrem Herzen wie ein Feuer brennen. Stavro Dryska empfand für ihr Leid mit. Als Zeichen der Zuneigung, legte er sich auf den Rücken und bettete seinen Kopf in ihrem Schoß, reichte ihr nach einem weiteren Zug die Zigarette zurück.

„Sorge dafür, dass alle zur Eröffnung da sind. Imperial HoloVision, Freedom Galactic News, Imperial Daily News und Imperial Holo News.“

„Natürlich, meine Teuerste. Die ganze Galaxis wird dein schönes Gesicht erblicken. Die ganze Galaxis wird wissen, dass Serena Dryska die neue, gutmütige Mutter des Galaktischen Imperiums ist.“

Bei der Erwähnung des Wortes „Mutter“ wandte Serena den Blick ab. Seitdem ein Extremist sie bei einer imperialen Kundgebung damals auf Isde Naha anschoss. Es war der Grund gewesen, wieso man ihm ein Ungeheuer von Menschen wie Präfekt Toblakai für Abridon an die Seite gestellt hatte. Der Anschlag hatte ihr nicht das Leben genommen, aber laut den Ärzten jede Möglichkeit Leben zu schenken. Für das Ehepaar, dass sich immer gewünscht hatte eine Dynastie aufzubauen, war das ein Schlag ins Gesicht gewesen. Der Anschlag passierte bei einer seiner eigenen Kundgebungen, damals noch als Lieutenant-Governr des Planeten. Umso erbitterter forderte Serena seitdem ihren Platz ein, zwanz ihm ab das Versprechen einzulösen. Sie hatte ihren Körper für seine Vision hergegeben, nun musste er seine Fähigkeiten und Mittel für ihre Vision geben. „Quid pro quo“, wie die imperialen Rechtswissenschaftler zu sagen pflegten.


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|| Koradin-Sektor || Abridon-System || Patrouillenkreuzer der Tartan-Klasse 'Cato Neimoidia' || Brücke || Commander Koltem ||


Kontroll- und Patrouillendienst in einem Sternensystem, dessen interstellare Bedeutung bestenfalls als
unterdurchschnittlich zu bezeichnen war, kam einer gewissen Verbannung gleich. Ein ehrgeiziger, gewissenhafter Mensch mochte eine dergestalte Versetzung als vorzeitiges Karriereende betrachten, bestand doch ein Gros des Tagwerks aus eintönigem Abgleichen von Registrierungscodes, aus der Überprüfung von Zulassungen, Genehmigungen und temporären Sondererlaubnissen. Darüber hinaus gab es bestenfalls nur dann einen Anstieg des eigenen Adrenalinspiegels, wenn die Kombüse wieder einmal eine Änderung des wöchentlichen Essensplans kredenzte. Kurzum: Alltag und Routine waren die ständigen Begleiter, Langeweile und Verdruss die härtesten Konkurrenten.

Thumhel Koltem indes, der Commander der 'Cato Neimoidia', genoss diesen ruhigen Dienst. Auch sah er sich nicht einer Sackgasse seines karrieristischen Werdegangs. Ganz im Gegenteil. Das ausgesprochene Vertrauen des hiesigen Verwalters, Stavro Dryska, war Antrieb genug für ein hingebungsvolles Ableisten seiner Aufgaben. Auch das Zusammenspiel der Mannschaft nahm mit jedem Tag mehr eine Form an, die man als 'zufriedenstellend' bezeichnen konnte. Noch war sich der Offizier von Thyferra nicht zur Gänze im Klaren darüber, welche genauen Eigenarten jedes Individuum seiner Brückencrew besaß, doch er sprach sich selbst ausreichend genug Menschenkenntnis zu, um im Laufe der Zeit ein ganz persönliches Bild von allen zu erhalten. Einzig die - überraschenderweise - an Bord befindliche Agentin der Imperial Intelligence war ein ständiges Übel. Das mastschweinhafte Erscheinungsbild des weiblichen Ungetüms warf derart große Schatten, dass es dem Kommandanten ein Leichtes war, sich Einzelgesprächen auf geschickte Art und Weise zu entziehen. Ihr permanentes Bestreben Nachforschung zur Vergangenheit von Thum anzustellen war mehr als nervtötend, zumal er einem ISB-Agenten zutraute, entsprechende Akteneinsicht zu erhalten. Vielleicht wurde hier ein gänzlich anderes Spiel gespielt.

Mit hinter dem Rücken verschränkten Händen starrte der Thyferraner durch die Transparistahlfenster ins All, als sich Lieutenant Melvin Samtas, sein Stellvertreter, von der rechten Seite näherte und ein kurzes Räuspern von sich gab. Thum fuhr sich mit der Linken kurz über das pomadisierte Haar, ehe er dem 2IC die nötige Aufmerksamkeit zukommen ließ. Bisweilen musste durch solcherlei kleine, wie im Grunde überflüssige Gesten die dienstliche Hierarchie klargestellt werden - zumindest hatten ihn das seine Ausbilder gelehrt.

"Lieutenant?"

"Sir, die Sensorik vermeldet soeben die Annäherung dreier Frachter mit fragwürdiger Transponder-Kodierung. BoSS kann die Aktualität nicht auf Anhieb bestätigen.", erklärte der Second-in-Command knapp.

Für seinen Vorgesetzten war die Situation damit klar. Und es war eine wunderbare Möglichkeit die Tauglichkeit der 'Cato Neimoidia' einer Feldprobe zu unterziehen. Mit grimmiger Entschlossenheit drehte er sich zur Gänze seinem Stellvertreter zu.0

"Demnach sind es Codes deren Gültigkeit erloschen sind .. oder es sind gestohlene Kodierungen. Sehr gut, Lieutenant. Das wird eine erste Bewährungsprobe. Alarmstufe Grün!"

Das war der Befehl, auf welchen die Besatzung schon seit geraumer Zeit gewartet hatte. Erstmalig seit Beginn des Sicherungsdienstes über Abridon wurde der Kreuzer der Tartan-Klasse in eine Vorstufe der Gefechtsbereitschaft gesetzt. Erhöhte Aufmerksamkeit, wie auch expandierte Sicherheitsprotokolle hatten nun Vorrang. Die Crew der Brücke schaltete mehrere Systeme scharf, darunter die Energiezuleitung zu den Deflektorschilden, wie auch den primären Waffensystemen. Noch waren selbige nicht aktiv, verfügten nun aber zumindest um aktivierte Zielerfassungen. Die möglicherweise als illegal zu bezeichnenden Frachter sahen sich nun einer potenziellen Bedrohung konfrontiert, sollten sie nicht bereit zur Kooperation sein.

"
Kommunikation - gebieten Sie den Frachtern ihre Antriebsleistung zu drosseln, etwaige Offensivsysteme zu deaktivieren und EXAKTE Ladungsinformationen zu übermitteln. Kündigen Sie zudem eine mögliche Schiffsinspektion an."

Die Befehle des Kommandanten wurden sofort umgesetzt, als Ensign Deborah Zentelliar auf mehreren Com-Kanälen Verbindung herzustellen versuchte. Das konnte - so wusste der CO - bisweilen längere Zeit dauern, vor allem dann, wenn es sich bei den Kontaktierten tatsächlich um subversive Zeitgenossen handelte. Selbige besaßen häufig Zerhacker und ähnliche Installationen zur Erschwerung von Scans, Kommunikation oder Verfolgung.

"Sub-Leu Proof, Ihre P-Fünfer sollen die Steuer- und Antriebssektionen der Frachter ins Visier nehmen und automatisch feuern, sollten die Raumer versuchen viel Distanz zwischen uns und sich selbst zu bringen."

Sub-Lieutenant Xander Proof, der zuständige Waffenoffizier, hatte sich kurz vor der Ankunft im Abridon-System nicht gerade in ein positives Licht gerückt, als er erstmalig auf den Kommandanten getroffen war. Doch diesen kleinen Makel konnte er nun durch eine Glanzleistung wieder wett machen. Möglicherweise brachte man hier illegale Schmuggler, Drogenkuriere oder gar Sympathisanten der Widerstandskämpfer des Planeten auf. Und auf genau eine solche Extremsituation hoffte Koltem nun.

Mit einem Unterbindung von fremdgesteuerter Unterstützung der hiesigen Partisanen konnte man ein politisches wie militärisches Zeichen setzen und gleichzeitig die Notwendigkeit einer intensiven Kontrolle über dem Raum von Abridon untermauern. Es war eine perfekte Gelegenheit für militärischen Absolutismus.

"Zentelliar, zwei der Zollkorvetten sollen sich in entsprechend berechnetem Abstand hinter die Frachter bringen! Schicken Sie die Befehle verschlüsselt hinüber."

Noch einmal musste die Sektionsleiterin für die Kommunikation des zweihundertfünfzig Meter langen Patrouillenkreuzers tätig werden. Die Zollschiffe besaßen überdimensionale Magnetklammern, mit welchen sich Frachtschiffe hervorragend an Ort und Stelle binden ließen, zudem sollte den Raumern mit den dubiosen Codes so ein möglicher Fluchtweg abgeschnitten werden - was in der Dreidimensionalität des Weltalls ein durchaus schwieriges Unterfangen war.

|| Koradin-Sektor || Abridon-System || Patrouillenkreuzer der Tartan-Klasse 'Cato Neimoidia' || Brücke || Commander Koltem ||
 
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