Aber wieso wird er dann zum selben und unternimmt noch mehr Jedi Morde als Dooku es getan hat? ...
Weil Anakin selbst zu diesen Zeiten noch zwischen "sich für einen Jedi halten" und "ein Jedi sein wollen" hin und her wackelt. Anakin hatte sich seinerzeit durchaus ja sehr bewusst FÜR die Jedi entschieden gehabt, hatte ein Jedi-Ritter werden und sein wollen.
Man muss hier IMO aber eben zwischen dem Trennen, was Anakin sich bewusst ist bzw. was er selbst glaubt und was aber seine eigene tiefere und innere Wahrheit ist.
Seine Aussage nachher in ROTS ggü. Padmé macht das deutlich: "Ich bin nicht der Jedi, der ich sein sollte..."
Das sagt so vieles aus - hier z. B. auch, dass er wohl jetzt hier erst allmählich in der Lage war, sich diesen Umstand einzugestehen.
Aber eines DARF man eben bis zum Ende von ROTS nicht unterschätzen: Anakins Eigenheuchelei, mit der er ständig kämpft und die es ihm auch immer wieder erschwert, seine eigene innere Wahrheit zu erkennen bzw. anzuerkennen. Er IST also sozusagen bis zu dem Zeitpunkt, wo er sich schließlich endgültig in Palpatines/Sidious' Hand begibt, trotz aller voran gegangenen Verfehlungen (Tusken-Massaker, Dookus Enthauptung) nach wie vor ein Jedi - und zwar nicht, weil er das wäre oder er sich auch noch vollständig für einen solchen halten würde, sondern weil er einer sein wollte.
...Sonst hätte er nicht die Kraft gehabt sie auf Mustafar zu würgen...
Du gehst hierbei IMO von falschen Voraussetzungen aus. Diese Kraft, die Du meinst, trägt Anakin schon lange in sich - heißt, das Potenzial dafür (womit ich jetzt aber NICHT sein Macht-Potenzial meine, was ihn dazu überhaupt befähigt, ein Machtanwender zu sein).
Das Potenzial, was ich meine, trägt letztlich absolut jeder in sich, nur das es bei Anakin verstärkt seit seiner Kindheit in bestimmter Art vorgeprägt wurde.
Das aber - und das wiederhole ich hiermit erneut bestätigend - soll die Untaten, die Anakin Skywalker beging, hiermit (die kaltblütige Ermordung, der Jedi-Jünglinge, der Sepi-Anführer und das Würgen von Padmé) begeht oder er später als Darth Vader noch begehen wird, nicht abmildern oder rechtfertigen.
Es ist nur ein Erklärungsansatz, der für mich aber das, was Anakin tut, plausibel macht. Somit...
...Abgesehen davon musste ihm doch klar sein das Padme sich wenn sie kann auch relativ schnell trennen würde...
...gehe ich davon aus, dass ihm DAS tatsächlich klar bzw. bewusst war bzw. er zumindest mir so vorkommt, als würde er nicht wirklich daran glauben, dass das funktionieren kann.
Aber er musste es wohl dennoch versuchen bzw. alles auf eine Karte setzen.
Anakin wollte - oder musste - hier regelrecht versuchen, alles das zu erzwingen, was er wollte.
IMO hatte er schon zuviel sozusagen "ertragen" bzw. "über sich ergehen lassen" - die Jedi-Ausbildung, die vielleicht nie dem entsprach, von dem der "kleine Ani" damals geträumt gehabt hatte..., eine Mutter die stolz auf ihn war und in seinen Armen starb, ohne dass er je selbst begreifen hatte können, wie man auf einen "Wortbrecher" wie ihn stolz sein konnte... usw.
...Wie im Buch steht das er als Padme auf Mustafar eintraf, vorher sein Anakin Skywalker Gesicht wieder herstellte. Das andere Gesicht hätte er ohnehin nicht auf kurz oder lang verbergen können...
ACK, das ist IMO völlig korrekt und wunderbar von Dir so erklärt. Genau DIESER Umstand muss auch ihm klar gewesen sein.
Aber es ist sozusagen sein "Gewinner-Gesicht" bzw. das, was er dafür hält... Und das ist auch durchaus in AOTC handlungstechnisch so angelegt, dass Anakin zu keinem anderen Schluss kommen muss, dass das sein "Gewinner-Gesicht" ist.
Auch, wenn Padmé ihm kurz vor Einfuhr in die Geonosis-Arena sinngemäß sagt, dass sie ihn liebt, seit sie sich wieder getroffen haben - mir erscheint es so, dass Anakin eher rational wohl davon ausgehen könnte, dass es sein "freches, rebellisches Ich"-Gesicht war, welches Padmé "in ihn verliebt gemacht hat".
Psychologisch würde das durchaus passen, weil Anakin aufgrund seiner Kindheit immer nur gelernt hatte, dass nichts wichtiger ist, als sich und sein eigenes Verhalten strikt und streng zu kontrollieren, weil nur das den "Überlebens-Erfolg" bzw. "Erfolg" überhaupt gewährleistet.
Doch was ich damit meine, ist bitte auch nicht misszuverstehen: Es geht hier weniger darum, dass oder ob Padmé sich nicht durchaus von sich aus und ganz von alleine in ihn verliebt, sondern vielmehr, dass er traurigerweise die "Kontrolle" darüber haben wollen MUSS. Er kann sozusagen nicht anders.
...Es sei denn nachdem er Obi Wan tötete, hätte er sich von allem abgewendet...
Na ja, das fasse ich etwas völlig anders auf. Wäre es ihm tatsächlich gelungen, Obi-Wan zu töten, wäre Anakin mehr denn je "Darth Vader" gewesen.
Das kann man sich nicht aussuchen. Er hatte schon die Jünglinge ermordet und dem Orden bzw. den Jedi damit sinngemäß gesagt: "Ihr könnt mich mal..."
Als Anakins Duell mit Obi-Wan auf Mustafar beginnt, HAT er sich in Wahrheit schon längst von allem abgewandt. Eigentlich ging es ihm hier tatsächlich wenn dann nur noch um Padmé. Obi-Wan wollte er glaube ich schlicht als Lehrer, Mentor und Meister loswerden und somit alles, was er je von Obi-Wan gelernt hatte.
Aber davon gehe ich nicht aus, da er ja noch einen Plan hatte. Sprich den Imperator töten und dann alleine mit Padme über die Galaxis herrschen...
Was aber eine Szenenaussage dort ist, die ich immer etwas zwiespältig aufgefasst habe. Auf mich wirkt auch das bis heute eher unterscheidbar, was Anakin hier wirklich meint und was er aber später tatsächlich auch wieder anstrebt.
Hier erscheint es mir eher so, dass Anakin - allerdings etwas reichlich sinnfrei und unlogisch - dadurch hofft, Padmé doch irgendwie von dem, was er erreichen will, zu überzeugen... Also sozusagen ein "letzter verzweifelter Versuch", wenn ihre Liebe zu ihm doch nicht ausreichen sollte, dass er sie an seiner Seite halten kann.
IMO passt das auch deshalb, weil es Anakins "wahres Gesicht" bzw. seinen "wahren Egoismus" zeigt. Es interessiert ihn im Grunde hier relativ wenig das was sie will oder ihr Seelenheil owe... bzw. verwechselt er das, wonach er sich sehnt hier mit dem, was sie will.
Und im Grunde ist ihm hier in seiner Verzweifelung jedes Mittel letztlich recht, sie zu halten und sie im Grunde genommen nichts weiter als einmal mehr zu besiegen und zu erobern...
...was aber völliger Quatsch bzw. Unfug ist, weil eine Liebesbeziehung so nicht funktioniert. Das sind nichts weiter als alte, überholte und tradierte Vorstellungen aus vergangenen Zeiten.
Zwar mag es so manche (junge -??) Frau sicherlich, wenn man sie erobert bzw, ihr den Hof macht... Letztlich aber lebt eine Beziehung wenn dann vom gegenseitigen Miteinander und gegenseitigem Zutrauen. Anakin aber zeigt hier, dass ihn in Wahrheit nichts weiter an ihr interessiert, als sie besitzen zu wollen, in dem er versucht, ihre Beziehung zu ihm durch sich selbst kontrolliert aufrecht zu erhalten und diese damit alleine nur einmal mehr boykottiert.
In sofern will ich mal so ausdrücken, was ich glaube: Egal, ob Anakin hier wirklich glaubte, was er sagte - also dass er tatsächlich fähig sei, Sidious "besiegen und absetzen" zu können (was allerdings IMO eine fatale Fehleinschätzung gewesen wäre), mir erscheint es sozusagen eher ein schwacher Versuch gewesen zu sein, Padmés Intelligenz zu überrumpeln.
Wie gesagt aber ein "schwacher Versuch", denn ungeachtet dessen was Padmé hier noch Gutes in ihm sah, für sie stand die schwere Entscheidung IMO fest, dass es für sie keine Zukunft mit ihm an seiner Seite für sie gab bzw. geben konnte. Sie hätte tatsächlich nie und nimmer ertragen können, was aus ihm geworden war. Er widersprach damit allem, woran sie glaubte.