Lieber Deutschland ein bißchen schöner machen. Das denk ich mir im Moment. Man muß ja nicht alle seine guten Ideen ins Forum posten (d.h. man sollte nicht) und man muß auch nicht immer seine positiven Ideen anbringen. Man muß sich eine zufriedenstellende Gesamtsituation aufbauen, das finde ich wichtig. Aber es kann einem sehr schlecht gehen, wenn die Leute, die auch mit dem Meckern klarkommen, plötzlich aktiv werden und vorausgehen, einem weglaufen. Dann ist man wieder auf sich selbst angewiesen. Und das kann in Deutschland ziemlich scheiße sein, weil die Leute hierzulande hm sagen wir mal ein bißchen pofig sind, also mies drauf und ehrgeizig. Auch weil für uns der Ruf auf dem Spiel steht. Viele Deutsche denken: Ich bin zwar mies drauf, aber ich hab nen Grund, stolz auf mich zu sein. Ich fand die Einstellung auch lange richtig, aber das kommt echt von so oberlehrerhaften Leuten, denen diese Einstellung gut in den Kram passt. Wer Deutschland verteufelt, kann es nicht mehr genießen. Und ich kenne zu viele Leute, die es hassen.
Aber mal anders gefragt: Was hat Deutschland denn für ursprüngliche Qualitäten? Und kommts auf die überhaupt an? Ich find diese Bauernnahrung und Hausmannskost eigentlich fade und diese Mundart-Erhaltungs-Vereine sind eigentlich auch unsinnig. Deutsch scheint ja nicht mit dem Zeitgeist zu gehen, zumindest für mich klingt das Wort nicht modern.
Aber andererseits haben wir den anderen Ländern genau das voraus. Daß wir nämlich nicht nach dem Zeitgeist irgend eines großen Industrielandes gehen, wie z.B. die U.S.A. Die Balkanstaaten eifern so weit ich weiß ja auch den Deutschen nach. Aber ich glaub, die Gründe für diese Abschottung sind nicht so ganz die richtigen.
Und es gibt auch viele Leute, die ständig was zum diskutieren brauchen, und dazu jedes Mittel billigen, nur um was besser gewußt zu haben. Wir deutschen (bitte keiner angesprochen fühlen) sitzen viel zu hoch auf m Ross. Wir traun uns viel zu viel zu. Wie ein kleines Kind, das keiner trösten will. Die Pisa studie hat uns ja gezeigt, wie weit die Selbstüberschätzung geht: Es werden nicht nur die Fakten (also die Unfähigkeit der meisten Schüler) fahrlässig behandelt, es wird auch noch aufgeschrien, ach weh, was ist aus uns geworden. Ist doch nur ne Studie!
Und diese ganzen Deutschen "Dichter und Denker" sind, so weit ich sie begriffen habe, depressiv gewesen und konnten das Denken nicht lassen, und haben es immer noch gerade so geschafft, nicht an ihrem Ehrgeiz zu zerbrechen. Man muß als Deutscher schon fast Angst haben, depressiv zu werden, wenn man die eigenen Dichter in der Schule durchnimmt. Denn ne eigene Meinung ist ja allgemein nicht erlaubt.
Also was ich an Deutschland schätze ist die Landschaft und das Wetter. Ich mag Eisbuden und Schotterplätze, den Gestank von Vespas und laute Musik, ich mag Häuser aus den 90er Jahren. Aber danach hörts irgendwie auf, da konnte ich nix mehr genießen. Und das einzige, was ich noch genießen konnte, nämlich VIVA ZWEI, ist auch schon zwischen den Blumen verblichen. In der Zeit danach hab ich mich mit allen Leuten getroffen, die für mich noch ein Lichtblick waren, aber alle haben diese sonderbare enttäuschte und resignierte Stimmung.
Und ich selbst auch.
Wir sollten mal wieder aus uns rauskommen. Bißchen genießerischer werden und die Zweifel links liegen lassen. Und wenn wir dann wieder gute Laune haben, überlegen wir uns, was wir mit der Zukunft anstellen wollen.
So seh ich dat.