Die Zeit gebietet es, eine in der medizinischen Forschung lang vernachlässigte Krankheit zu behandeln: Die influenza fasentis, eine der ansteckensten und rätselhaftesten Seuchen unserer Zeit. Die Übertragungsart dieser hauptsächlich im westlichen Deutschland auftretenden Krankheit ist unbekannt, allerdings zeigen die Ausbrüche eine faszinierende Regelmäßigkeit. Ein kurzer, aber heftiger Ausbruch erfolgt jedes Jahr am 11. November. Danach folgt eine Ruhephase des Erregers (ob es sich hierbei um einen Virus, ein Bakterium oder einen Parasit handelt ist noch nicht bekannt), die bis Februar anhält. Der erneute Ausbruch ist dann umso intensiver. Er lässt sich nicht so genau vorhersagen wie der am 11. November, fällt aber immer auf Ende Februar, beginnend an einem Donnerstag, endend an einem Mittwoch. Das Abklingen eines solchen Ausbruchs erfolgt schnell, eine vollkommene Genesung ist allerdings nur in sehr wenigen Fällen glaubhaft bestätigt worden. Meist schlummert der Erreger im Körper seines Wirts bis zum nächsten Rückfall in der beschriebenen Regelmäßigkeit.
Die Symptome der Influenza fasentis sind vielfältig und beeinflussen sowohl den Körper als auch den Verstand. Äußerlich ist ein Befallener häufig durch eine unnatürliche Färbung der Haare (zumeist grün, violett, rot oder blau) und/oder im Gesicht, beispielsweise rote Nasen zu erkennen. An beiden Orten kann auch ein glitzernder Effekt zu beobachten sein.
Geistig ist oft ein Schwachsinn bis hin zu einer schweren Schizophrenie zu attestieren. In den Ausbruchsphasen der Seuchen wurden schon häufig ansonsten seriöse Versicherungsvertreter, Schuldirektoren und Bänker beobachtet, die sich mit kleinkindlicher Begeisterung in lächerliche Kleidung zwängten und Musik hörten, die im Fieberwahn geschrieben worden zu sein scheint und für den neutralen Beobachter ohne jeglichen Sinn erscheint. Interessant ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass die Infizierten die Krankheit leugnen und der eigentlich Gesunde als unnormal empfunden wird. Ein weiteres Zeichen der geistigen Umnachtung der Betroffenen. Beim Lauschen der oben erwähnten Musik tritt ein weiteres Symptom der Influenza fasentis zu Tage: der komplette Kontrollverlust der Stimmbänder, der sich in scheinbar hemmungslosen Mitgröhlen ebendieser Songs äußert.
Ethanol wird unter den Infizierten offenbar als Heilmittel angesehen, sonst ist der uferlose Konsum dieser Chemikalie nicht zu erklären. Beobachtungen und Experimente haben jedoch gezeigt, dass die Symptome durch diesen Vorgang aber verschlimmert werden. In diesem Zusammenhang sollte der tageszyklische Verlauf der Krankheit Erwähnung finden. Der Schwachsinn, morgens meist noch weniger ausgeprägt, steigert sich im Laufe des Tages, unterstützt durch die erwähnte Ethanol-Aufnahme, zum Abend hin bis zum Höhepunkt. Dies geht einher mit zusätzlichen Artikulationsschwierigkeiten wie lallen, sowie Gleichgewichtsstörungen. Morgendliche Symptome wie Kopfschmerzen und Übelkeit bis zum Erbrechen sind auf den geschilderten Missbrauch Ethanols zurückzuführen und gelten somit allgemeinhin als Begleiterscheinung der Influenza fasentis.
Weitere Symptome wie der Verlust der Harnkontinenz vor allem männlicher Betroffener oder die Steigerung der Libido lassen sich durch Beobachtungen und Hinzuziehen der Geburtenrate des Monats November ebenfalls belegen.
Ich denke hier klargemacht zu haben, dass die Influenza fasentis eine enorme Bedrohung für jeden vernünftigen Menschen ist. Über die ernsthafte Forschung nach einem wirksamen Impfserum sollte nachgedacht werden. Ansonsten bleibt nur der Rat ihres Mediziners: Gehen sie während der Ausbruchsphasen nicht vor die Tür! Die allgemein verbreitete Unsitte, die Betroffenen in bunten Wagen wie Aussätzige durch die Städte zu fahren, missbillige ich jedoch