Rewiev:
Mit Spoilern
Tim Burton hat mal wieder ein passendes Thema für sich gefunden, schwer vorstellbar, wie der Film aussehe, hätte nicht Burton ihn gemacht.
Das Design ist wahnsinnig (gut) und typisch Tim Burton. Gerade der Beginn, erinnert vom Design (und auch von der Kameraführung) immer wieder an den ersten Batman (auf die Schokoladenfabrik achten).
Die Spezialeffekte erinnern, nicht selten an "Mars Attacks".
Alles verbindet sich zu einer typischen in sich absolut glaubhaften Parallelwelt a là Tim Burton. Ein Schokoladenwasserfall ? Ein fliegender Fahrstuhl ? alles kein Problem, - Burtons bizarre Welt ist dermaßen überzeugend, dass im Film die wenigen realistischen Aufnahmen von Städen wie Tokio oder New York völlig irreal wirken.
Klar, die Geschichte ist jetzt weder besonders episch noch besonders dramatisch, aber das stört nicht im geringsten, man sieht einfach ein wunderbares Märchen und entflieht der Realität für 2 Stunden.
Der Film steckt voller skuriler Einfälle. Einfach genial, wenn z.B. der Vater von Willy Wonka androht, dass er nicht mehr da ist, wenn er von seinem "Ausflug" zurückkommt und bei der Rückkehr des kleinen Jungen tatsächlich das ganze Reihenhausstück der Wonkas aus der Straße verschwunden ist.
Schön ist auch das Spiel mit den Klischees von Kindern. Ist schon interessant, - mit 5 Kindern scheint alles, was bei einer Erziehung falsch laufen kann, versammelt zu sein.

Die Rollennamen aller Beteiligten sind herrlich.
Herrlich sind auch die Dialoge.
"Mein Name ist Veruca" --> und von Willy Wonka kommt freundlich und ernsthaft "Wirklich ? Ich hatte mal einen bösartigen Furunkel, den habe ich auch Veruca genannt." zurück.
Einfach wunderbar auf den Punkt gebracht, was er von dem Mädchen hält und was man von dem Mädchen halten muß, - und dann noch dieser Tonfall dabei.
Man ist während des ganzen Films am Schmunzeln und ab und zu kann man auch richtig schön lachen.
Mir gefällt besonders die Stelle, wo Veruca von den Eichhörnchen gefangen genommen wird und der Vater dann voller Angst fragt, was jetzt passiert. -->Wonka "Jetzt testen sie, ob sie eine hohle Nuss ist." --> Eichhörnchen klopft gegen den Kopf von Veruca --> Klong --> Wonka: "Oh, oh, sie ist tatsächlich eine hohle Nuss." ......
Ein bißchen J..M Barrie, ein wenig Jack Sparrow, eine Portion Edward mit den Scherenhänden, etwas Ichabod Crane und ein guter Schuß Völlig Neues....und eine weitere Oscarnominierung müsste Johnny Depp sicher sein.
Johnny Depp brilliert auf der ganzen Linie......er spielt Willy Wonka nicht, nein er wird zu Willy Wonka, - perfekt !
Dabei führt er durch fast das ganze Spektrum der Schauspielkunst, den extreme Gefühlsregungen liegen bei Willy Wonka dicht beieinander.
In einem Moment wirkt er fast schon bösartig und bedrohlich, dann einfach nur angenervt und dann hat er plötzlich ein Zahnpastareklame - Lächeln drauf.
Man kann Wonka nicht so ohne weiteres als exzentrischen Vogel abtun, dem Zuschauer wird schnell klar, dass der Mann ein schweres seelischen Problem hat....was sich in einem Handeln niederschlägt, das man leicht als psychophatisch bezeichnen kann.
Man kann zwar sagen, dass Wonka nicht aktiv wird um den Kindern zu schaden, aber er hat geplant, dass derartiges passiert und er tut auch nicht wirklich etwas um die "Unglücke" zu verhindern (imo findet er bei Verucca den Schlüssel absichtlich nicht) --> Jedenfalls sind die unsymphatischen Kinder am Ende hart gestraft.
Wonkas Problem resultiert aus einer schwierigen Kindheit mit einem tyrannischen (Wer könnte das besser spielen als Darth Tyrannus ?

) Vater. Am Ende kommt aber heraus, dass dieser seinen Sohn sehr liebt und stolz auf ihn ist. Mit Hilfe des kleinen Charly überwindet Wonka seine Probleme.
Auch die anderen Schauspieler wirken alle überzeugend.
Erwähnt sei ihr einfach mal Helena Bonham Carter, die eine überzeugende und liebevolle Mutter für Charlie gibt (schade eigentlich, dass Helena außer von ihrem Mann kaum Rollen zu bekommen scheint

).
Auch sehr überzeugend und immer wieder großartig Christopher Lee.
Die disneymäßigen Gesangseinlagen könnte so mancher wohlmöglich als störend empfinden, - ich fand sie gelungen.
Ansonsten ist der Soundtrack auch sehr gut und erinnert an "Batman" und "Mars Attacks" (z.B. "Main Theme" und Theme während der Bootsfahrt).
Man könnte noch lange weiter schreiben (genannt sei noch die schöne Erklärung Tim Burtons über die Auswirkungen des einen Wirtschaftszweiges auf einen anderen und die negativen Auswirkungen der fortschreitenden Technisierung von Produktionsabläufen, - herrlich kindlich naiv dargestellt und trotzdem perfekt passend und auf dem Punkt), der Film steckt so voller Details, dass man sie bei einem Kinobesuch kaum alle aufnehmen kann.
Ich kenne jetzt zwar nicht den ersten "Schokoladenfabrik" - Film aus den Siebzigern, aber wenn man alle Stärken von Burtons Interpretation betrachtet, muß man wohl davon ausgehen, dass er diese erste Version um Längen übertroffen hat.
Fazit:
Zwei Meister ihres jeweiligen Faches (Burton und Depp) zeigen mal wieder, dass sie ein perfektes Team sind, wo nichts schief gehen kann. "Charlie und die Schokoladenfabrik" ist ein weiteres Meisterwerk von Tim Burton.
Jeder, der keinen Besenstiel verschluckt hat und auch nur ein bißchen Kind in sich bewahrt hat, sei dieser Film wärmstens empfohlen.
