Review:
(Mit Spoilern)
Captain Jack is back!
Wie auch im ersten Teil ist Captain Jack Sparrow Dreh- und Angelpunkt des Films.
Er ist einfach wieder herrlich intrigant und fast immer auf den eigenen Vorteil bedacht.
Johnny Depp verkörpert den Piraten mit dem schwankenden Gang natürlich wieder sehr gut und er ist es eben auch der die "Fluch der Karibik"-Filme zu etwas besonderem macht.
Allerdings muß ich sagen, dass mich Johnny Depp schon mehr begeisert hat (u.a im ersten Teil).
Ich weiß allerdings nicht so recht woran das gelegen hat und vielleicht ändere ich meine Meinung da auch noch, wenn ich den Film erst häufiger gesehen habe.
Im Moment habe ich die Vermutung dass Sparrows Gestik im ersten Teil ausgeprägter war.
Orlando Bloom spielt solide, aber mehr auch nicht, - im Grunde halt wie immer.
Wenn Orlando Bloom behauptet, dass Will diesmal mehr Ecken und Kanten hätte, so muß ich sagen, dass ich das nicht so empfinde. Mal abgesehen von einigen Momenten (besonders kurz vor Schluß), sieht man eigentlich den typischen Will Turner, - bzw. allgemein gehalten den typischen Orlando Bloom Charakter.
Unerwartet schwach fällt die Schauspielleistung von Kira Knightley aus.
In der zweiten Hälfte des Filmes gefällt sie mir insgesamt gesehen besser, - insbesondere in den Action-Szenen war sie gut.
Ich hatte immer mal wieder den Eindruck, dass sie immer noch Domino Harvey spielt, statt Elizabeth Swan.
Bill Nighy kann man da wohl keinen Vorwurf machen, aber Davy Jones kommt nicht an Barbossa aus den ersten Teil heran.
Das Davey Jones - Design ist zwar gelungen und die Augen können böse funkeln, aber doch wirkt er immer mal wieder unangemessen nett.
An Norringtons neuer Rolle in der Geschichte muß man sich erst gewöhnen aber zum Ende hin steigert sich der Charakter deutlich.
Wills Vater fand ich bisher noch nicht besonders überzeugend, da hat es mir viel besser gefallen, wie im ersten Teil nur über ihn gesprochen wurde. Stellan Skarsgard kann sich in dieser Rolle auch nicht besonders auszeichnen.
Bisher verschenkt wurde imo der Assistent von Lord Beckett (der selber wenig überzeugend ist), - der kam richtig cool rüber, hatte aber kaum Szenen.
Die Gagdichte des Filmes ist wieder sehr hoch und es sind auch einige echte Kracher dabei, - insgesamt fand ich den ersten Teil beim Humor aber doch noch ein bißchen besser.
Besonders erwähnenswert ist beim Humor Sparrows "Glas voll Dreck".
Nett fand ich auch die Sache mit Jacks Kompass: Wie da Jack Elizaneht z.B. bequatscht, dass es doch ihr größter Wunsch wäre seine Truhe zu finden (um Will zu retten) oder wie dann der Kompaß auf der "Schatz"insel auf Jack zeigt, - naja immerhin weiß Jack offenbar ganz genau, was er will.
Der Einstieg in den Film erweist sich als schwierig, - merkwürdig schwerfällig wirkt der Handlungsaufbau. Wenn man sich aber erst (wieder) daran gewöhnt hat, dass der Film aus lauter kleinen Abenteuern besteht, die nur schwach miteinander verbunden sind, steht dem ungetrübten Genuß des Films nichts mehr im Weg.
Allerdings ist der Film doch etwas zu lang, - ca 15 Minuten weniger hätten den Film imo ganz gut getan.
Betrachtet man die spezielle Schwierigkeit, die eigentlich abgeschlossene Geschichte des ersten Teils fortzusetzen, - so hat man hier einen wirklich guten Job gemacht. Das Geisterelement wurde sehr überzeugend beibehalten.
Zum Ende des Filmes erklimmt der Film nochmal ganz ungeahnte dramatische Höhen. Ist schon cool wie Jack da zurückkehrt, den Helden herauskehrt und dann gleich darauf bezahlen muß, weil Elizabeth (mal wieder, aber diesmal besonders stark) das Miststück heraushängen läßt.
Will war auch klasse, wie er den Kuß zwischen Jack und Elizabeth beobachtet und ein Gesicht zieht, als wenn er im nächsten Moment jemanden umbringen will (auch später ist noch eine unangehme Spannung zwischen Will und Elizabeth zu spüren).
Und dann ist natürlich noch der Moment zu erwähnen, wie Jack auf den Kraken trifft, sich ihm entgegenstürzt und dann die Black Pearl nach unten gezogen wird, - einfach klasse!
In vielen Szenen zum Ende des Films hin kochte wirklich die Luft, - sowas gab es bisher bei "Fluch der Karibik" nicht.
Sehr überzeugend ist man beim Design der Kulissen etc. . Man fängt wieder sehr gut die Atmosphäre des ersten Teils, sowie der namensgebenden Disneyland Atrraktion ein. Zusätzlich kommt bei Tia Dalmas Behausung und der Kanibaleninsel auch ein bißchen "Monkey Island" - Flair rüber.
Die Designs sind wirklich eine ganz große Stärke des Filmes, - man ist in dieser Kategorie vielfältiger und besser als der erste Teil.
Erwähnenswert ist da im speziellen noch das Schiff von Davy Jones (die Buggeschütze waren doch z.B. ein richtig guter Einfall) und der Ort von dem Jack zu Beginn des Films entkommt.
Die Effekte waren gleichfalls sehr gelungen
Jones Priatenbande hat sich vor allem im Dschungel sehr gut gemacht, - wirkten echt bedrohlich die Jungs. Nur der Pirat mit dem Hammerhai-Kopf hat mir nicht so gut gefallen.
Die Kämpfe gegen den Kraken waren so ziemlich das überzeugendste woran ich mich bei Kämpfen CGI - Monster gegen Menschen erinnern kann.
Hat mir wirklich gut gefallen und wirkte zur Abwechslung auch mal sehr bedrohlich.
Die Musik setzt recht wenig neue Akzente. Großartig ist Davey Jones Orgelspiel und der Untergang der Pearl ist musikalisch auch gut untermalt. Ansonsten werden vor allem in der zweiten Hälfte des Filmes die bereits bekannten Stücke gut und passend zitiert.
Das Bild hat mir zuerst gar nicht gefallen. Man gewöhnt sich zwar im Verlauf des Films dran, aber gerade zu Beginn wirkte das Bild irgendwie zu rein und glattgebügelt.
Schön fand ich die wieder recht zahlreichen Anspielungen auf die Disneyland-Attraktion. Da wären z.B wieder die durch das Gitter grabschenden Piraten, die diesmal aber gerne an die in der Nachbarzelle sitzenden Elizabeth heranmöchten statt an den Hund mit den Schlüsseln (der aber freilich auch erwähnt wird).
Ein besonders kleines Highlight im Detail war für mich, der am Strick hängende Mann, der in der Tortuga-Szene für einige Sekunden in den Brunnen getaucht wird.
Der Cliffhanger ist ganz hervorragend gesetzt.
Ich hätte klatschen können, als da plötzlich Barbossa die Treppe heruntergekommen ist und in seinen Apfel gebissen hat.
Der Typ ist einfach wahnsinnig cool und ich bin jetzt schon gespannt wie er den dritten Teil mit seiner Anwesenheit zusätzlichen Schwung geben wird.
Die Szene nach dem Abspann ist noch eine nette Zugabe, aber imo nichts was man gesehen haben muß.
Fazit:
Es ist das Schicksal dieses Filmes in vielen Kategorien ein wenig schlechter zu sein, als der erste Teil und so könnte man schon von einer Enttäuschung auf hohem Niveau sprechen.
Wenn man sich jedoch erst (wieder) an den Handlungsaufbau des Films gewöhnt und ihn so akzeptiert hat, wie er ist, steht einem ungetrübten Filmgenuß aber nichts mehr im Weg.
Die beiden ganz großen Stärken des Filmes sind Johnny Depp und das Kulissendesign und die damit erzeugte Atmosphäre.
Zum Ende des Films steigt die Intensität in unerwarteter Weise nochmal ganz rapide an.
Das man im Grunde sofort nach dem Ende des Filmes gerne wissen würde, wie es weitergeht, spricht auch für sich.
Insgesamt also ein wirklich toller Film.