Kelada (Kelada-System)

[ Kelada System | Kelada | Colina | Gasse nähe dem Präfektensitz | in einem Gebüsch ]
Faith & Zweibein

Faiths Herz hatte im Laufe ihres Lebens schon so manches Mal wie verrückt gepumpt. Als sie auf Lianna gelandet ist und die ersten Schritte in die Jedi-Basis unternommen hat, als sie das erste Mal ein Lichtschwert in der Hand hielt, als sie das erste Mal ein lebendes, denkendes Wesen töten musste. Doch nun war es wie entfesselt. Es schlug derart hart gegen ihren Brustkorb, dass sie Schluckauf bekam. Der Kuss. Ihre Entscheidung. Ihr erster Kuss. Sie hatte es getan, ohne nachzudenken. Ohne zu fragen. Ohne Kontrolle. Es war seltsam - nicht die Tatsache, dass sie es getan, sondern wie natürlich es sich angefühlt hatte. So als wäre es längst überfällig gewesen.

Die Padawan biss sich auf die Innenseite ihrer Wang, zwang sich zur Ruhe und atmete durch. Sie nutzte die Macht und eine Jedi-Atemtechnik um ihren Herzschlag abzuflachen und zu verlangsamen. Der metallene Schaft ihres Blastergewehres war ihr gegen die Schulter geglitten, sie presste die Wange dagegen und justierte die Zielvorrichtung, obwohl sie hoffte, die Waffe nicht einsetzen zu müssen. Ihre Finger waren nun ruhig, ihr Atem gleichmäßig. Die aufgepeitschte See ihrer Gefühlswelt schob sie tief nach unten, dort wo Liebe sich nicht mehr von Wahnsinn unterschied. Für beides war nun kein Platz.

Ein leises Piepen zog sie aus ihren Gedanken. Zweibein haftete an ihrem Rücken und wollte ihr etwas mitteilen. Faith verstand den Großteil davon - eine Bewegung. Sie sah, wie das schmale Fahrzeug sich näherte. Es war flach, ein rot lackierter Gleiter mit polierten Leisten. Sie beobachtete, wie das Fahrzeug seine Fahrt vollendete und dann anhielt. Ein Mann stieg aus.

Es war Jittek. Er sah genauso aus wie auf dem Holo. Vielleicht bildete sie es sich nur ein, doch er wirkte lebloser, irgendwie seelenlos. Seine Haltung war gebeugt, allerdings nicht durch das Alter. Über seiner Schulter hing eine Aktentasche und in der Hand hielt er einen kleinen Projektor. Faiths buschige Augenbrauen verengten sich, als sie dem Gespräch zu lauschen versuchte. Irgendwas von ‘Deep Sweep’. Sie zögerte. Ihre Machtsinne verrieten ihr, dass Arlen und Tha’klen einen Weg nach Oben gefunden hatten.

Noch war er im Holo-Call, noch war keine Gelegenheit da. Dann bewegte er sich die Gasse entlang. Bevor er sie entdecken konnte, tat sie es auch. Mit angespanntem Körper schlich sie lautlos nach hinten. Sie brauchte die Macht nicht, um zu wissen, wo er entlang gehen würde. Es war offensichtlich. Die Gasse zwischen den Häusern, mit den unregelmäßigen, schattenwerfenden Lichtkegeln musste die Falle sein, in der sie zuschlagen. Ob Holo-Call oder nicht. Eilig glitt sie durch die Dunkelheit und positionierte sich neben einem Müllcontainer. Sie zählte. Eins. Zwei. Drei.

Jittek passierte gerade den Bereich, den sie sich ausgesucht hatte - vor einer kleinen Laderampe. Dort kam sie zum Vorschein. Ihre dunkle Silhouette war die einer jungen Frau, die mit dem Blaster im Anschlag auf ihn zu schritt. Eine ihrer Fingerbewegungen beförderte den Holo-Projektor aus seiner Hand gegen die angrenzende Hauswand. Er zerbrach in tausend Einzelteile. Die blaue Projektion des Mannes flackerte kurz - dann verschwand sie. Er war noch mitten im Call gewesen. Keine optimale Situation, aber das ließ sich nicht ändern.


“Stopp.”

Ihre Stimme war nicht laut. Aber es war keine Bitte. Ihr Ton zerschnitt die Nachtstille. Jettek erstarrte sofort. Die Padawan trat vor - das Blastergewehr erhoben und auf sein Gesicht gerichtet - und trat in den Lichtkegel. Seine runzeligen Augen weiteten sich, als er sie zu erkennen schien.

“Sie?”, stöhnte er fassungslos. “Was wollen Sie von mir?”

“Hinsetzen.”

Er zögerte kurz, doch als das Magazin ihres Gewehres bedrohlich klackerte, leistete er der Anweisung Folge.

Arlen und Tha’klen kamen aus den Schatten. Sie waren schnell, effizient - und wirkten nicht wie Männer, die sowas hier zum ersten Mal machten. Faith reichte Tha’klen die Handschellen, er klickte sie Jittek um die Gelenke. Erst dann zog Faith das E-10R auf ihren Rücken, näherte sich und begann den Mann nach Gegenständen abzutasten, die ihnen gefährlich werden konnten. Da war eine Schlüsselkarte, der Zündtoken für seinen Sport-Gleiter, ein paar Credits. Mehr nicht. Mit einem kräftigen Tritt öffnete sie seine Aktentasche. Zwei Datenpads kamen zum Vorschein, ein weiterer, etwas größerer Holoprojektor und eine Brieftasche. Faith hängte sich die Tasche um die andere Schulter und kontrollierte den Inhalt der Brieftasche. Darin waren zwei weitere ID-Karten - eine gehörte offenbar zu einem ansässigen Holo-Polo-Verein -. Außerdem ein Foto. Jittek, deutlich jünger, zusammen mit einer Frau und einem kleinen Mädchen. Das Gesicht der Frau war bis zur Unkenntlichkeit ausgekratzt, aber man konnte erkennen, dass er die Abbildung des kleinen Mädchens wertschätzte.


“Was wollen Sie von mir?!”, wiederholte Jittek. Offenbar sah er dann, dass sie sich sein Bild anschaute. "Ich habe eine kleine Tochter! Bitte!"

Innerlich fluchte Faith. Doch wievielen anderen Töchtern hatte Jittek durch seine Taten bereits das Leben versaut?

“Wenn, dann stellen wir die Fragen. Brauchen wir aber nicht, wir haben deine Antworten längst. Du fährst uns nur durch die Stadt. Wie gewohnt. Du winkst, du grüßt, wie ein braver imperialer Bürger. Du atmest. Wenn du etwas anderes - irgendetwas anderes - tust, stirbst du.”

Es war kein Hass in ihrer Stimme. Nur eine Feststellung. Faith richtete sich auf, warf einen Blick zu Arlen, dann nach hinten, in Richtung des Bürogebäudes. Schließlich auf die ID-Karte des Imperialen.

“Bringt ihn zum Gleiter. Ich muss noch was nachschauen!”

Mit diesen Worten schickte sie sich an, in Richtung von Jitteks Arbeitsstelle zu laufen und herauszufinden, was herauszufinden war oder zu sabotieren, was zu sabotieren war. ‘Deep Sweep’ durfte nicht einfach so weitergehen.

[ Kelada System | Kelada | Colina | Gasse nähe dem Präfektensitz | bei einer kleinen Laderampe ]
Faith & Zweibein, Tha'klen und Arlen sowie Jittek
 
[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Colina / Gasse nahe dem Präfektensitz / Hovercraft ] Arlen, Tha'klen und Faith, sowie (NPCs) Zweibein und Jittek

Fieberhaft überlegte Arlen wie er Jittek unauffällig aus seinem Holoanruf lösen konnte. Er hatte nicht viel Zeit bevor der Beamte außer Reichweite war und tastete bereits mit dem Geist nach dem Verschluss der Aktentasche, als Faith einfach handelte. Mit einem mechanischen Knirschen zerschellte der Holoprojektor an der nächsten Hauswand und dann hielt sie dem Mann auch schon ihr Blastergewehr ins Gesicht. Arlen seufzte. So viel zu dem Gedanken, dass sie noch ein bisschen Zeit haben würden bis Jitteks Verschwinden auffiel. Doch es half ja nichts über verschüttete Milch zu Klagen.

Arlen zog sich ein Tuch über Mund und Nase und sprang dann wieder zurück auf die Straße, wo Faith den Mann bereits dazu gezwungen hatte sich auf die Pflastersteine zu setzen. Tha’klen legte dem Menschen Handschellen an und die Padawan begann damit ihn und seine Taschen zu durchsuchen. Plötzlich hatte Jittek wohl seine Sprache wiedergefunden, denn während Faith seine Brieftasche in Augenschein nahm, versuchte er mit der Existenz einer Tochter an ihre Menschlichkeit zu appellieren. Erfolglos, denn die Padawan ging nicht weiter darauf ein. Stattdessen blaffte sie ihm die nächsten Schritte entgegen. Während sie Arlen und Tha’klen anwies an den Menschen zum Gleiter zu bringen, warf der Sith ihr einen glühenden Blick zu. Wow, diese Frau.

Dann zog er eine Augenbraue hoch. Er brauchte die Macht nicht um zu erraten was Faith vorhatte, doch ihre Aura vervollständigte das Bild.


„Dagger-3, geh mit und halt‘ ihr den Rücken frei.“

, sagte er mit einem Blick auf Tha’klen.

„Aber halt dich von den Kameras fern.“

Mit einer Handbewegung bedeutete er Faith noch einen Moment zu warten und zog eine grellorangene Rolle Klebestreifen aus der Jackentasche. Diese warf er ihr zu. Wenn sie nun eh schon einmal aufgefallen waren…

„Doppelseitiges Brandtape. Abziehen, festkleben, dann nochmal abziehen. Der Zünder braucht etwa zehn Minuten, aber wir sollten uns so langsam echt ranhalten. Viel Spaß!“

Während Faith und Tha’klen in Richtung des Präfektensitzes verschwanden machte Arlen sich daran Jittek in den Wagen zu setzen. Nachdem der Mensch sicher auf dem Fahrersitz verstaut worden war, hielt er ihn mit Malacia davon ab Blödsinn zu machen und kümmerte sich darum die geöffnete Aktentasche wieder zu verschließen und einzupacken. Datapads, Schlüssel- und ID-Karten, alles Zeug, das der NRGD mit Kusshand nehmen würde. Nach kurzer Zeit kehrten die Padawane zurück und Arlen löste den Druck von Jitteks Geist.

„Fahr, Kollege.“

, blaffte er den Menschen von hinten an und stupste ihm mit der Mündung eines Handblasters gegen den Hinterkopf. Gehorsam gab Jittek Gas und bevor noch irgendetwas am Präfektensitz zu sehen war fuhren sie bereits ab. Ihr Weg führte sie aus der colinaer Innenstadt hinaus und auf einen Zubringer, der sie nach kurzer Zeit wieder in einen ländlichen Vorort der Stadt ausspuckte. Während die Padawane ihre Geisel auf Kurs hielten, hatte Arlen auf seinem Datapad das gesuchte Set Koordinaten eingetragen und lotste sie nun zu ihrem Ziel. Langsam hellte sich bereits der Himmel auf, als sie endlich an der gesuchten Adresse ankamen.

Jittek parkte auf Befehl in einer leeren Parkbucht, bevor er wieder gelähmt zur Seite sackte. Die Jedi stiegen aus und gingen die restlichen paar Meter auf die Stelle zu, die die alte Bibliothek als möglichen Standort für den Jeditempel ausgemacht hatte. Schließlich blieben sie stehen und schauten betroffen in die tiefe Baugrube, die sich vor ihnen auftat.

Ein Plakat auf der anderen Seite kündigte großspurig an, was für ein phänomenales Gleiterparkhaus hier grade entstand.


[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Vorort von Colina / Straße am zweiten Set Jeditempelkoordinaten ] Arlen, Tha'klen und Faith, sowie (NPCs) Zweibein und Jittek
 
[ Kelada System | Kelada | Colina | Präfektensitz | Hintereingang ]
Faith & Tha'klen

Faith und Tha’klen verschafften sich mithilfe der ID-Karte von Jittek Zugang zum Hintereingang des Präfektensitzes. Dier Verpine hatte sie zunächst noch auf eine Überwachungskamera aufmerksam gemacht, welche die Padawan mit dem Zeitaufwand von ein paar Sekunden, einem ausgestreckten Arm und dem präzisen Einsatz eines Machtgriffs aus ihrer Halterung riss. Funken stoben, als das zerrissene Stromkabel gegen die Außenhülle der herunterhängenden Kamera schlug. Das Ding war definitiv nicht mehr aktiv.

Drinnen war alles dunkel. So früh am Morgen war keine Menschenseele anwesend, zumindest nicht in diesem Teil des Gebäudes. Während Faith nach irgendetwas Ausschau hielt, was ihr weiterhalf, hatte Tha’klen die geniale Idee, den Technik-Raum aufzusuchen und die automatische Sprinkleranlage sowie den Feueralarm zu sabotieren um ihre anschließende Brandstiftung noch effektiver zu machen. So huschte sie selbst von einem angrenzenden Büro zum nächsten, ohne jedoch auf etwas zu stoßen, was ihr Auge auf sich zog. Lediglich sauber aufgeräumte Schreibtische mit abgeschalteten Terminals. Als sie um die Ecke eines Flures bog, kam ihr ein einsamer Reinigungsdroide entgegen, der stoisch den Boden wienerte und sie keines Blickes würdigte. In einer halb geöffneten Tür zu seiner Linken waren die dünnen Beine Tha’klens sichtbar. Das Türschild las tatsächlich auf Aurabesh die Bezeichnung ‚Technik‘. Sie mussten sich beeilen – zu viel Zeit durften sie nicht vergehen lassen. So entschied Faith sich, den Raum gegenüber dier Verpine zu betreten, was sich als wahrer Glücksgriff – nein, als Wille der Macht herausstellte. Die Padawan fand sich in einem großen Archiv wieder. Aktenregal war hier an Aktenregal gereiht. Es mussten tausende Ordner voller Flimsiplast, Datenkassetten und Holo-Tapes sein. Dieser Ort würde besser brennen als jeder Zunder, da war sie sich sicher.

Sie warf einen Blick zurück in den Flur. Der kleine Reinigungsdroide entfernte sich gerade, langsam, ratternd, ohne auch nur im Geringsten auf die ungewöhnlichen Eindringlinge zu reagieren. Dann trat sie ein paar Schritte weiter in den Archivraum hinein. Es roch abgestanden, trocken, nach Flimsiplast, Staub und Klimatisierung. Ihre Augen huschten über die Reihen. Die Regale mussten um die fünf Standardmeter hoch gestapelt sein, teils mit Schienen verbunden, damit man sie beiseitefahren konnte, um an die hinteren Bereiche zu gelangen. Hier musste die dokumentierte Bürokratie von unzähligen Projekten liegen. Diese zu vernichten, und den Präfektensitz bis auf die Grundmauern gleich mit abzufackeln, war vermutlich nicht mehr als ein Zeichen des Widerstands, eine kleine Flamme im Sturm, aber wenigstens etwas.

Faith löste mit flinken Fingern das Brandtape von der Rolle, wie Arlen es ihr erklärt hatte, und verteilte es großzügig auf den Regalen. Als Tha’klen hens Aufgabe nebenan erledigt hatte, kam hen herüber und half ihr. Als sie nach schneller Arbeit fertig waren, tauschten sie ein kurzes, stummes Nicken aus. Dann rannten sie schnell durch das schwach beleuchtete Gebäude zurück zum Hintereingang.


„Verschwinden wir“, sagte Faith knapp, als die beiden Padawane kurz darauf in den Gleiter sprangen. Das Hovercraft, gesteuert von Jittek, beschleunigte. Noch war es dunkel genug, damit sie sich unauffällig aus dem Zentrum von Colina entfernen konnten. Faith sah nicht zurück.

Wenig später war es soweit. Arlen sprang zuerst raus. Faith folgte ihm, allerdings nicht, ohne Jittek zunächst mit den Handfesseln so zu fixieren, dass er nichts Dummes versuchen konnte. Die zweite Koordinatenmarkierung, die sie nach New IndSec ansteuerten, sollte nun endlich den verborgenen Tempel hervortun, in dem die Zeugnisse vergangener Zeiten verborgen lagen.

Doch sie blickten in eine Grube.

Sand, Durastahlbeton, Schutt, eingezäunt von einem bläulich scheinenden Flatterband. Der Boden war aufgebrochen, freigelegt, tief wie ein offener Schlund. Auf der anderen Seite befand sich ein riesiges Bauplakat.


„Zukunft für Kelada: Das modernste Gleiterparkhaus im Westbezirk“
, las sie tonlos vor.

Faith trat zwei schritte näher an die Kante heran. Ihre Stiefel lösten Staub. Sie starrte in die Tiefe, wo einige Baumaschinen darauf warteten, dass ihre Piloten am Morgen zur Arbeit zurückkehrten.


„Ich schätze, dass man hier längst einen Jedi-Tempel gefunden hätte, wenn er hier gewesen wäre.“

Frustriert biss sie sich auf die Unterlippe, sah zwischen Arlen und Tha’klen hin und her, und schließlich durch die Schutzscheibe hindurch zu Jittek, der gefesselt und bewegungsunfähig aus dem Gleiter starrte. Mit einer geschickten, einstudierten Bewegung zog sie ihre Blasterpistole aus dem Holster, lud sie für ihn gut sichtbar durch und marschierte entschlossen auf ihn zu. Dann riss sie die Fahrerkapsel auf und hielt ihm die Mündung vor die Augen.

„Kennst du diesen Bauplatz?“

Er nickte.

„Hast du etwas davon gehört, dass die Arbeiter hier auf ein altes Gebäude gestoßen sind?“

Ein Kopfschütteln.

Faith streckte ihre Fühler in die Macht hinaus. Sie nahm keine Lüge wahr. Die Waffe sinken lassend blickte sie in Richtung der beiden anderen und schüttelte ihrerseits den Kopf. Aus weiter Entfernung war plötzlich das Geräusch von Luftfahrzeugen vernehmbar. Ein Blick auf den von der Skyline Colinas verdeckten Horizont ließ am erhellten Himmel der Morgensonne eine dunkle, dicke Rauchwolke erkennen.


„Wir sollten zum Rondevouz-Punkt.“

[ Kelada System | Kelada | Vorort von Colina | Baugrube ]
Faith & Zweibein, Tha'klen und Arlen sowie Jittek
 
[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Vorort von Colina / Straße am zweiten Set Jeditempelkoordinaten ] Arlen, Tha'klen und Faith, sowie (NPCs) Zweibein und Jittek

Mit ausdruckslosem Gesichtsausdruck starrte Arlen in die Tiefen der Baugrube, die im Morgengrauen im Schatten verborgen lagen. An sich hätte es ihn nicht treffen sollen einen weiteren Ort zu sehen, den die Imperialen in ihrem Wahn vernichtet hatten. IndSec, die alte Bibliothek, nun diese namenslose Adresse in Colina. Was dem Imperium nicht passte, was an daran erinnerte was einmal gewesen war, wurde gnadenlos vernichtet. Wurde gleichgemacht, homogenisiert, zerstört. Bis die Galaxis eines Tages aufwachen und sich als brutalistischer, grauer Klumpen wiederfinden würde. Mit einer einzigen Kultur, einer einzigen Spezies, alle Unterschiede die das Leben lebenswert machten abgeschliffen und unkenntlich gemacht.

Stumm nickte er auf Faiths Worte hin und verfolgte, wie sie noch versuchte herauszufinden ob nicht doch etwas hier gewesen war. Vergeblich. Doch mit ihrer letzten Feststellung hatte sie recht: Sie sollten weiter. Wortlos kehrte der Sith zum Wagen zurück und gewährte Jittek wieder genug Bewegungsfreiheit, damit er steuern konnte. Für lange mussten sie die Charade nicht mehr aufrechterhalten, doch wenigstens bis sie Colina wieder hinter sich gelassen hatten. Während sich am Horizont die Rauchsäule ihres kleinen Aktes der Rebellion erhob, zogen die Jedi also weiter.

Als sie ein weiteres Mal die Steppe Keladas erreicht hatten, wurde ein Fahrerwechsel durchgeführt. Jittek kam gefesselt und geknebelt auf die Rückbank und nun übernahm Arlen das Steuer. Zunächst gab er sich schweigsam – noch von den Ereignissen des Morgens – doch bald schon zog etwas anderes seine Aufmerksamkeit auf sich. Seit New IndSec hatte er nicht geschlafen und so seine Alpträume beiseiteschieben können. Die unheilvolle Erscheinung hatte ihn zwar begleitet, sich jedoch darauf beschränkt sich ihm immer nur kurz zu enthüllen. Kleine Erinnerungen daran, dass die Kreatur noch existierte und ihn nicht aus den Augen gelassen hatte.

Nun jedoch schien sie beschlossen zu haben, dass wenn er nicht im Schlaf zu ihm kam, sie ihn im Wachen begleiten würde. Mit jedem Blick in den Rückspiegel sah er das geschmolzene Gesicht zurücksstarren. In den Seitenspiegeln stand sie als Schatten in der Steppe. Bewegungslos, doch immer hinter ihnen. Während sie fuhren versuchte Arlen das Ding zu ignorieren. Sagte sich, dass es Mu’tabars Einfluss schon irgendwann wieder abnehmen würde. Doch drückte der stetige Blick der Kerzenflammenaugen so sehr auf sein Gemüt, dass er sich auch weiter schweigsam gab und gar nicht erst versuchte den Padawanen etwas Neues beizubringen.

Der Rendezvouspunkt lag etwa auf halber Strecke zwischen Colina und ihrem letzten Ziel. Es waren nur ein paar hundert Klicks und wenn alles gut ging, würden sie ihr Ziel bei Einbruch der Dämmerung erreichen. Arlens spärliche Informationen hatten beschrieben, dass diese Koordinaten sich inmitten einer Industriebrache befanden. Und als sie gegen Mittag am verabredeten Ort eintrafen, waren bereits erste Anzeichen von ihr zu erkennen. Das Steppengras, das bislang golden und wogend im Wind geweht hatte, war nun spärlicher und hielt sich nahe am Boden. Seine Farbe war einem kränklichen grauviolett gewichen und es zerbröselte unter ihren Füßen, als sie ausstiegen. Der Treffpunkt selbst befand sich im Schatten einer alten Fabrikhalle mit eingeworfenen Fenstern und einem glänzenden Blasterlauf, der sich vom Dach aus auf sie richtete. Arlen blieb stehen und hob die Arme.


„Wir suchen nur Schutz vor der Mittagshitze und hier gibt es keine Bäume!“

, rief er die angekündigte Losung, woraufhin eine bekannte Stimme antwortete:

„Dann seid uns willkommen, aber lasst die Finger von unserem Pogoyawein.“

Einen Moment später trat Gold-7, ein hellhäutiger Mensch mit abnehmender Haardichte, aus dem Schatten des Gebäudes hervor und die Bothanerin Cyan-11 winkte vom Dach herab. Arlen lächelte die bekannten Gesichter breit an und erwiderte Gold-7s dargebotenen Handschlag.

„Ihr seid spät dran. Bis heute Abend wären wir weggewesen.“

, sagte der Mensch und Arlen zuckte die Schultern.

„Probleme mit dem Hyperraumantrieb, aber das erzähle ich euch alles gleich.“

Während Tha’klen den noch immer gefesselten Jittek aus dem Gleiter zog, betraten Arlen, Faith und Gold-7 die Fabrikhalle. Die Agenten hatten sich etwas tiefer im Inneren mit zwei Zelten und einem kleinen Lagerfeuer häuslich eingerichtet und Gold-7 bot ihnen eine frisch gebrühte Tasse Caf an. In knappen Worten erklärte Arlen die Vorkommnisse der letzten Tage und holte dann noch etwas weiter aus, um von New IndSec zu erzählen. Gold-7 hörte geduldig zu und machte sich auf einem kleinen Filmsiblock Notizen. Schließlich erklärte Arlen, dass sie auf der Suche nach einem Weg von Kelada herunter waren, woraufhin der Mensch etwas gequält die Miene verzog.

„Ihr und gefühlt der halbe Planet.“

, gab Gold-7 schließlich zurück.

„Du weißt; schon vor Beginn der Nachrichtensperre war es ein Kunststück Leute von Kelada herunterzuschmuggeln. Seitdem? Wirklich aufwändig. Wir sind immer noch dabei die Quarren abzuarbeiten, denen wir bei unserer letzten gemeinsamen Aktion geholfen haben.“

„Immer noch?!“

, fragte Arlen geschockt. Das war vor bald einem Monat gewesen!

„Wir können immer nur eine Handvoll zur gleichen Zeit schmuggeln und die Imps hängen uns im Nacken. Wenn was du von diesem New IndSec erzählt hast stimmt, würde das die Situation denke ich etwas entspannen. Dann hätten wir ein vernünftiges Versteck und wir können nochmal anders planen. Aber bis da irgendwas klar ist… Zwei, drei Wochen wenn’s gut läuft. Grob geschätzt. Wenn’s wirklich brennt bei euch kann ich euch in ein Safehouse mitnehmen und dann bringen wir euch mit Priorität raus. Zwei Tage ist das Schnellste, was ich anbieten kann.“

Unwillig verzog Arlen den Mund.

„Damit würden wir schon belegte Plätze einnehmen?“

„Korrekt.“

, sagte Gold-7.


[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Ein paarhundert Klicks südlich von Colina / Alte Fabrikhalle ] Arlen, Tha'klen und Faith, sowie (NPCs) Zweibein, Jittek, Gold-7 und Cyan-11
 
[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Wenige Klicks nördlich von Colina / Steppe / Wrack der Jedihammer ] Mariam, sowie (NPCs) Forensikteam

Verbranntes Metall knirschte unter Mariams Füßen, während sie mit emporgerecktem Kinn durch den zerstörten Kadaver des Svelte-Klasse Shuttles schritt. Die Hitze des Feuers hatte die Oberseite des Schiffes geschmolzen und die Mittagssonne fiel durch die wenigen überlebenden Metallstreben, die sich wie Rippen in den Himmel reckten. Überall um sie herum wühlten weißgekleidete Mitglieder ihres Forensikteams in den verkohlten Überresten. Grade eben erst hatte einer von ihnen die Kennung des Wracks bestätigt: Mariam stand in den kläglichen Überresten von Kerbals Schiff, der Jedihammer.

Mit kalter Genugtuung im Gesicht trat Mariam zum Ausgang. Die Laderampe war unter der enormen Hitze des Brandes geschmolzen, doch war sie nun nicht mehr nötig. Auch Standfüße und Unterbauch hatten nahgegeben und die klaffende Luke öffnete sich beinahe auf Bodenhöhe. Die Flammen mochten nichts übriggelassen haben, doch hatten sie einen ganz bestimmten Fakt nicht verbergen können. Kerbal war noch hier auf Kelada. Und Kerbal hatte etwas zu verbergen.

Kein natürlicher Schiffsbrand war derart heiß und brannte derart kompakt, um auch wirklich alles zu vernichten. Nein, das hier war die gezielte Vernichtung von Beweisen. Der Versuch Mariam von seiner Fährte abzubringen. Und doch sie war hier. Wenige Stunden nachdem die Jedihammer verbrannt worden war und noch weniger Zeit, seit der Feind in Colina selbst zugeschlagen hatte. Das Verschwinden eines imperialen Analysten und der Brand im Präfektensitz zeichneten ein eindeutiges Bild. Mariam war sich sicher: Wenn sie später den Verkehrskamerabericht las, würde dort ein gewisses 93-B Hovercraft auftauchen, das von hier bis zum Präfektensitz fuhr und sich dann wieder davonmachte. Die Indizien deuteten alle in dieselbe Richtung: Kerbal war der gesuchte Saboteur und vermutlich steckte er mit der Jedi Navalon unter einer Decke. Verdammter Angelus! Hätte der narzisstische Sith sich kooperativer gezeigt, hätte Mariam diese elendigen Ratten schon nach dem Kampf auf der Überführung packen können! Doch so würde es auch gehen. Jetzt war sie Kerbal auf den Fersen und er hatte nur noch wenige Stunden Vorsprung.

An sich hätte Mariam nun wieder genug in der Hand gehabt, um einen neuen Haftbefehl zu erwirken. Navalons Gesicht pflasterte bereits jede Hauswand in Colina und es wäre ohne Weiteres möglich gewesen Kerbals rote Alienfresse ihr Gesellschaft leisten zu lassen

Doch. Nein.

Die Geschichte um Angelus hatte Mariam ausgetrieben zu früh ihre Handkarten zu offenbaren. Sie durfte Kerbal nicht sehen lassen, dass sie von ihm wusste. Und sie durfte auch Antares dieses Detail nicht offenbaren. Zu groß war die Gefahr, dass wieder irgendein Bullshit von oben ihr die Beute abspenstig machen würde. Oh ja, denn hätte sie Angelus befragen dürfen, dann wäre Kerbal auf dem verdammten Überweg nicht entkommen! Hätte sie Angelus befragen dürfen, dann hätte der Präfektensitz nicht gebrannt und Sellon Jittek wäre nicht entführt worden. Nein, diese Sache war einfach zu delikat, als dass sie es zulassen konnte, dass ihr etwas so Minderwertiges wie Politik in die Quere kommen würde! Wenn sie dem Gouverneur Bericht erstattete, dann nur mit allen drei Machtnutzern unter Narkose in ihrem Gewahrsam!

Mariam biss die Zähne so fest aufeinander, dass es schmerzte. Sie konnte die Fährte der Saboteure förmlich schmecken und die Vorfreude sie endlich in den Fingern zu halten war schier unerträglich…


[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Wenige Klicks nördlich von Colina / Steppe / Wrack der Jedihammer ] Mariam, sowie (NPCs) Forensikteam
 
[ Kelada System | Kelada | Weit südlich von Colina | Alte Fabrikhalle ]
Faith & Zweibein, Tha'klen und Arlen sowie Jittek, außerdem Gold 7 & Cyan-11

Faith blieb ein paar Schritte hinter Arlen stehen, als sie die verfallene Fabrikhalle betraten. Es roch nach altem Öl und ihre Stiefel knirschten auf dem staubigen Untergrund, während sie einen Moment am Eingang verharrte. Ihre Silhouette zeichnete sich in der staubbehangenen Luft scharf gegen das Tageslicht ab, das inzwischen hoch oben am Himmel stand. Ein Sonnenstrahl brach durch ein zersplittertes Oberlicht und warf ein Schattenmuster auf ihre Stirn, als sie sich mit der Hand durch das kinnlange, zerzauste Haar strich. Die letzten Stunden, Tage, nein - Wochen hatten Spuren an ihr hinterlassen. Feine Schatten hatten sich unter ihren Augen festgefressen und mit ihnen das Gefühl, seit Ewigkeiten nicht mehr richtig geschlafen zu haben. Ihre Glieder fühlten sich schwer an, ihr Gesicht aufgekratzt, ihre Lippen … unwillkürlich strich sie mit ihren Fingern über ihre Lippen.
Da war etwas anderes. Etwas Neues. Die Erinnerung an Arlens Lippen auf ihren, schlug mit aller Kraft zu. Sie hatte sich ihren ersten - richtigen - Kuss immer anders vorgestellt. Romantisch, auf einer verregneten Brücke, mit Mini-Mynoks im Bauch. Eine Vorstellung, die wohl aus den alten Holo-Dramen stammte. Das vorhin war anders. Aber es war echter - kein Sieg, keine Eroberung. Nur reines Gefühl und ein körperlicher Ausdruck der Wahrheit, die in ihr brannte. So als wäre endlich etwas ausgesprochen worden, ohne dass Worte dafür notig gewesen wären. Und nun stand er dort, ein paar Schritte von ihr entfernt und redete mit Gold-7, als wäre nichts gewesen. Als wäre alles wie immer.

Als sich ihre Fingerspitzen von den Lippen lösten, verzog sie diese zu einem kaum sichtbaren Ausdruck. Irgendwas zwischen Belustigung und Traurigkeit. Das war falsch. Worte waren nötig! Ihre buschigen Augenbrauen zogen sich kurz zusammen, bevor sie den Blick senkte. Zwischen ihnen war alles anders - und doch alles gleich. Und sie wusste nicht recht, wie sie das finden sollte oder gar nur, wie sie richtig mit der Situation umgehen konnte.

Die Padawan trat schließlich näher, als Arlen die Lage mit Gold-7 besprach. Tha’klen führte unterdessen ihren gefesselten und geknebelten Gefangenen in die Halle. Während sie hörte, was über Transportoptionen, Flüchtlingsbewegungen und Safehouses gesagt wurde, wanderte ihr Blick weiter durch die leere Fabrik. Der Boden war übersät mit Schutt. Alte, rostige Maschinenteile lagen halb verschüttet in einer Ecke und über einem Lagerfeuer brodelte eine Kanne Caf.

Als der Agent, oder was auch immer er war, über die Wartezeit sprach - zwei Wochen, vielleicht drei -, hob Faith den Blick und sah zwischen ihm und Arlen hin und her. Ihr Ausdruck war nicht anklagend. Auch nicht fragend. Er war einfach leer. Zwei Wochen, in denen sie sich weiter verstecken mussten. Zwei Wochen, dem Risiko ausgesetzt. Aber auch zwei weitere Wochen, in denen sie jeden Tag mit Arlen verbringen und in seiner Nähe sein würde. Zwei Wochen, die viel zu lang und vielleicht auch viel zu kurz sein konnten. Wer wusste schon, was nach Kelada aus ihnen wurde?

Dankbar nickend nahm sie eine dampfende Tasse Caf entgegen, die man ihr reichte und setzte sich auf einen umgestürzten Werkzeugkoffer. Das Gewehr, das sie auf dem Rücken trug, stellte sie neben sich ab, lehnte es an einen staubigen Tisch. Ihre Hände ruhten auf dem Becher, aus dem langsam Dampf aufstieg. Eigentlich mochte sie Caf gar nicht, aber der Geruch wirkte in dieser Situation beinahe himmlisch. Sie wunderte sich darüber, dass sie keinen Hunger hatte. Ihr war nur nach einer Pause.

Ein paar Meter enfernt diskutierte Arlen noch immer mit Gold-7 über den Plan und Faith hörte den Begriff ‘Schnellabzug’ fallen. Kurz hatte sie Hoffnung. Zwei Tage. Das wäre schnell. Aber vorrangig, auf Kosten anderer. Ihre Hand krampfte sich kurz um den Griff des Bechers.


“Keine Option”, sagte sie entschieden. “Gar keine.”

Ihr Blick versteinerte und richtete sich auf die flackernden Schatten der Feuerstelle zwischen den beiden Zelten. Das kam überhaupt nicht in Frage. Zwei Tage. Zwei Wochen. Zwei Jahre. Zwei Leben. Sie würde keinem unschuldigen Wesen seinen Platz wegnehmen, von diesem götterverlassenen Ort wegzukommen. Die Macht würde schon das Richtige für sie bereithalten - sie führen. Und Faiths Herz sprach ganz klar zu ihr. Sie leerte ihren Caf-Becher in einem Zug, verschluckte sich dabei jedoch und begann zu hüsteln. Mit verzogenem Mund - nein, Caf mochte sie wirklich nicht - erhob sie sich.

“Wir bleiben so lang, bis was frei ist.”

Mit diesen Worten ließ sie Gold-7 und Arlen zunächst wieder allein und half Tha’klen, einiges von ihrem Zeug aus dem Hovercraft zu holen. Während des Gesprächs zwischen Arlen und dem Agenten kam auch die zweite Agentin vom Dach. Ihren Rufnamen hatte Faith vergessen, aber es handelte sich um eine Bothanerin. Die Padawan reichte ihr begrüßend die Hand. Es stellte sich heraus, dass beide noch aufbrechen würden, bevor die Nacht hereinbrach. Ihre Zelte ließen sie hier, damit die drei Jedi die Nacht noch hier in Sicherheit verbringen konnten, bevor sie weiter zogen. Als sie sich verabschiedet hatten, steuerte Zweibein das Hovercraft unter das schützende Dach der Fabrikhalle, sodass sie eine zufällige Luftpatrouille auch nicht so einfach entdecken würde.

Faith hatte inzwischen ihr Gewehr an einem Ort abgestellt, an dem es leicht und schnell zugänglich blieb, ihren Gürtel gelockert, den Handblaster jedoch allzeit griffbereit gelassen. Danach hatten die drei ein paar Vorräte verstaut und sogar gemeinsam begonnen, drei Rationen zuzubereiten. Innerlich drehte sich in Faith weiter alles um die letzten Tage. Um Jittek, den die beiden Agenten mitgenommen hatten. Um das Archiv, das sie abgefackelten. Um Angelus, der offenbar vom Planeten getürmt war - warum auch immer. Und … um Arlen.

Als sie eine Thermodecke ausrollte und in eines der Zelte stopfte, kniete sie kurz nieder und verharrte. Staub tanzte im Licht einer Laterne, die sie entzündet hatten, als die Sonne über dem Horizont verschwand. Dahinter sah sie Arlens Silhouette, der sich für die Nacht vorbereitete. In sich spürte sie bei seinem Anblick ein unterschwelliges, vertrautes Echo in der Macht, das sie in den letzten Tagen mehr und mehr wahrgenommen hatte. Sie atmete langsam aus. Sie biss sich etwas nervös auf die Unterlippe, als sie sich wieder aufrichtete. Diesmal würde sie nicht ausweichen. Sie sah dem Sith hinterher, während er mit Tha’klen sprach. Sie wusste, was sie zu sagen hatte. Aber sie wusste auch, dass sie das unter vier Augen tun wollte. So sehr sie Tha’klen natürlich mochte und vertraute. Manches war privat und sollte privat bleiben. Gerade wenn es ein Wagnis war. Und das war vielleicht das größte Wagnis seit sie ihre Familie zurückgelassen und nach Lianna aufgebrochen war.

Also schnappte sie sich ihr Gewehr doch noch einmal, betrat ein Gerüst, das nach draußen, zu einer Außentreppe führte, die sich an der Fabrikwand entlang zum Dach emporschwang. Am Durchgang nach draußen angekommen, rief sie seinen Namen.


“ARLEN?!”

Ihre Stimme hallte durch die Fabrik. Der Ton war eher beiläufig, aber die Art, wie sie seinen Namen rief, verriet eine Absicht. Er würde kommen. Das wusste sie. Also lehnte sie ihr Gewehr an das Außengeländer und betrachtete die Sterne, die am Nachthimmel über Kelada aufzogen. Die Padawan spürte ihn näherkommen, bevor er tatsächlich hinter ihr war.

Faith stützte sich am Geländer ab und wandte sich ihm zu. Der Wind ging leise und umspielte ihre Haarspitzen. Irgendwo oben kreiste ein Vogel.


“Es gibt was, das ich dir sagen muss.”

Sie sagte es nicht hastig, aber wartete auch nicht auf seine Reaktion. Es musste jetzt sein. Keine weitere Verzögerung mehr. Keine weiteren Missverständnisse. Sie würde es ihm klarmachen. Und sie würde eine Antwort von ihm verlangen, komme, was wolle. Den Blick gehoben, sah sie ihn direkt an. Ihre braunen Augen glänzten im Sternenlicht voller stiller Entschlossenheit. Sie trat einen Schritt näher, ließ den Blick nicht von ihm.

“Ich will, dass Klarheit zwischen uns herrscht.”

Ihre Stimme blieb fest, aber war nun leiser - beinahe ruhig, wobei ihr Herz drauf und dran war, aus der Brust zu springen.

“Ich liebe dich, Arlen.”

Es war kein flammendes Geständnis. Da waren keine Tränen, kein Drama. Nur die reine Wahrheit. Wie der Kuss, den sie ihm aufgezwungen hatte. Und diese Wahrheit fühlte sich an wie eine Befreiung.

“Ich hab dich nicht lieb. Ich. Liebe. Dich.”

Sie blieb stehen, ganz still, nah bei ihm. In ihrem Gesicht, gezeichnet von Dreck, Müdigkeit und der Rötung an ihrem Hals stand etwas Reines. Es war sie. So war sie. Sie war keine herausgeputzte Schönheit eines Holo-Dramas. Sie war eine Jedi-Padawan im Einsatz. Und das war es, was er bekommen würde. Ihre kinnlangen, zerzausten Haare fielen über die rußige Stirn, während sie ihn eindringlich ansah. Kein Lächeln. Ihre Augen flatterten jedoch leicht, als sie eine leichte Unsicherheit, eine Verletzlichkeit in sich aufkommen spürte.

“Und ich muss wissen, ob es dir genauso geht.”

[ Kelada System | Kelada | Weit südlich von Colina | Alte Fabrikhalle ]
Faith & Zweibein, Tha'klen und Arlen

 
[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Ein paarhundert Klicks südlich von Colina / Alte Fabrikhalle ] Arlen, Tha'klen und Faith, sowie (NPCs) Zweibein, Jittek, Gold-7 und Cyan-11

Dass Faith da nicht mitziehen würde, wenn es darum ging ihre eigene Flucht von Kelada auf Kosten anderer durchzudrücken, hatte Arlen sich schon den können. Dennoch konnte er sich ein breites Grinsen nicht verkneifen, als sie Gold-7 klipp und klar ihren Standpunkt verdeutlichte und dann wieder abzog. Auch Arlen teilte die Einstellung der Padawan und verbrachte einige Minuten damit, mit dem Agenten über die Logistik dieses Entschlusses zu verhandeln.

Sie würden die schnelle Option nicht in Anspruch nehmen, soweit klar. Doch würden sie die kommenden Wochen ebenfalls nicht in einem Safehouse versauern, sondern an ihrem ursprünglichen Plan festhalten. Der letzte Satz Koordinaten lag nun direkt vor ihnen und Arlen brannte vor Neugier ob und was sie dort finden würden. Also verabredeten sie einen weiteren Rendezvous-Punkt vielleicht eine halbe Stunde per Hovercraft von ihrem Ziel entfernt, wo Gold-7 sie entweder in ein paar Tagen treffen oder eine hinterlassene Nachricht entgegennehmen würde, ob der Jedi-Tempel (?) als sicherer neuer Treffpunkt dienen konnte.

Nachdem die Cafbecher geleert worden und alle nötigen Informationen und Pläne ausgetauscht waren, machten Gold-7 und Cyan-11 sich schließlich wieder auf den Weg. Es gab dem NRGD einiges mitzuteilen und Jittek abzuliefern, damit der Kooperationsprozess mit New IndSec beginnen konnte. Kurz hatte Arlen erwogen auch mit den Padawanen direkt weiterzuziehen, doch hatte die Besprechung lang genug gedauert, sodass sie erst nach Einbruch der Dunkelheit an ihrem Ziel eintreffen würden. Besser also ausgeruht und bei Tageslicht entgegenzutreten, was auch immer dort auf sie wartete.

Also verschwanden die Agenten auf Speederbikes und die Jedi begannen damit ihr Lager aufzuschlagen. Faith kümmerte sich heute ums Kochen und Arlen machte sich an einen Rundgang, um die Umgebung auf Sicherheit zu prüfen. Wenn sie hier campierten, dann tat ein bisschen Extravorsicht Not. Doch seine Sorge war unbegründet. Auf einige Kilometer Entfernung nahm er kein Lebewesen wahr, das die Größe auch nur einer Ratte erreichte und auch sonst waren die Fabrikruinen vor allem eines: leer.

Zum Sonnenuntergang hin kehrte Arlen schließlich zum Lager zurück, wo Faith mit ihm sprechen wollte. Mit etwas mulmigem Gefühl im Bauch folgte er ihr auf das Außengerüst. Er hatte da so eine Ahnung um was es ging, und hätte er die Wahl gehabt, hätte er die Sache vermutlich noch ein Bisschen weiter prokrastiniert. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, hatte er den dritten Satz Koordinaten zu genau diesem Zweck heute Abend bereits erreichen wollten. Aber verdammt noch eins, er hatte sich als Spion und ohne Rückendeckung unter den Feind gemischt, genug Mut für dieses Gespräch würde er also verdammt nochmal auch haben!

Bequem lehnte er sich also Faith gegenüber ans Geländer und übte sich in Schweigsamkeit, während sie zu sprechen begann. Es gab etwas das sie ihm sagen musste und sie wollte, dass Klarheit zwischen ihnen herrschte. Oh ja, Arlen wusste inzwischen genau, worauf das hinauslief. Unwillkürlich begann sein Herz schneller zu schlagen und er war versucht ihr ins Wort zu fallen. Doch er widerstand dem Drang.

Und dann kam es. Ein schlichtes, nüchternes Liebesgeständnis. Nicht in der Hitze des Moments, nicht unter dem Einfluss irgendwelcher Umstände. Einfach nur ein sachlich vorgetragenes ‚Ich liebe dich‘. Erneut wollte Arlen schon etwas antworten, doch Faith fuhr fort. Sie stellte klar, dass sie nicht ‚Ich hab dich lieb‘ meinte, wie er das im IndSecer See fehlinterpretiert hatte. Er war froh, dass es dunkel war, denn diese Worte trieben ihm eine tiefe Röte der Verlegenheit ins Gesicht. Und schließlich stellte sie die finale Frage, um die es letztlich gehen musste: Ging es ihm genauso? Für einen Moment schloss er die Augen und atmete tief ein und aus, um seine Gedanken zu sammeln. Er erlaubte sich die aufwallenden Emotionen zu spüren und ließ sie dann hinfort wehen, wie eine warme Brise.


„Ich liebe dich auch, Faith.“

, sagte Arlen nach einem kurzen Moment und schaute sie direkt an.

„Wie du dich fühlst weiß ich seit dem Kampf gegen Angelus, aber ich hätte es früher wissen können. Tut mir echt leid, das mit der ‚Hab dich lieb‘-Nummer…“

Arlen lachte verlegen und rieb sich den Nacken. Für einen Moment schaute er zur Seite, auf die Stelle, wo sein Gesicht sich in dem polierten Außengeländer spiegelte. Doch nein, das war nicht sein Gesicht. Zu spät erkannte er die flackernden Kerzenflammen in den leeren Augenhöhlen.

„Stellt sich jetzt natürlich die Frage wie wir weitermachen…“

, sagte Arlen nüchtern und richtete seinen Blick wieder auf Faith. Sie war das einzig Wichtige grade und die blöde Erscheinung konnte ihn mal gernhaben.

„Du wirst mir vermutlich gleich was an den Kopf werfen, aber…ich habe mir ein da paar Gedanken gemacht, die es wert sind, zumindest einmal durchgesprochen zu werden.“

, begann er und lächelte sie verlegen an.

„Ich weiß nicht ob du mal in den Jedi-Tempel Code of Conduct für Jedi-Ritter und drüber geschaut hast… Aber darin wird es nicht wirklich gern gesehen, wenn ausgebildete Jedi was mit Padawanen haben. Aus nachvollziehbaren Gründen, wie ich finde. Einmal ist da die Machtdifferenz und in gewisser Weise das Abhängigkeitsverhältnis. Klar, du bist nicht meine Padawan, aber wenn wir es nach Coruscant schaffen wird man mich trotzdem fragen, wie du dich geschlagen hast… Entsprechend bin ich in der Sache also eigentlich jetzt schon befangen.“

Vermutlich war eine langatmige Erörterung von Jedi-Padawan-Verhaltensregeln so ziemlich das Gegenteil von Romantik, doch war dieser Gedanke eines der größten Probleme, die Arlen umtrieben.

„Und dann ist da Tha’klen. Ich will nicht, dass hen das dritte Rad am Wagen ist und sich vernachlässigt fühlt, wenn wir Zeit miteinander verbringen. Ich finde dich total toll, Faith und ich wünsche mir wirklich, dass wir das hinkriegen, aber das hat natürlich das Potential hier eine wirklich seltsame Dynamik zu schaffen zwischen uns dreien...“

Und natürlich war da die Sache mit dem Weg, den Arlen für sich auserkoren hatte. Wie sich selbst zum Wohle der Galaxis opfern, wenn hier eine Partnerin war, der er nicht wehtun wollte? Doch wie dieses Argument bringen, ohne ihr zuvor seine eigene Philosophie genau erklärt zu haben? Plötzlich ärgerte er sich, dies noch nicht getan zu haben. Er liebte sie, aber vertraute ihr nicht seine persönliche Motivation zu verstehen und nachzuvollziehen?! Kurz erwog er noch einmal auszuholen, entschloss sich dann jedoch, dass jetzt wirklich nicht der richtige Zeitpunkt dafür war. Er hatte dieses Gespräch so oder so schon viel zu verkopft werden lassen.

„Und ähm naja… Dann ist da noch die Sache…dass ich noch nie eine Beziehung hatte. Wie du vermutlich schon bemerkt hast, habe ich keine Ahnung von sowas…und würde vermutlich noch so einiges Dummes tun… Ich will dich wirklich nicht verletzen, Faith.“


[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Ein paarhundert Klicks südlich von Colina / Alte Fabrikhalle / Außengeländer ] Arlen und Faith
 
[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Ein paarhundert Klicks südlich von Colina / Alte Fabrikhalle ] |0lYnp=4#<j4|, Arlen, Tha'klen und Faith, sowie (NPCs) Zweibein, Jittek, Gold-7 und Cyan-11

Modell |0lYnp=4#<j4| sirrte und schlug naturgetreu mit den mechanischen Flügeln, während die neuen Beobachtungsziele Epsilon |Typ Mensch-weiß-blond-M| und Zeta |Typ Bothaner-braun-F| Missionsziel Delta |Typ Mensch-weiß-grau-M| Bezeichnung ‘Jittek‘ durch die Tür der Fabrikhalle und zu ihren Fortbewegungsmitteln [Speederbikes Typ 74-Z] führten. Obwohl |0lYnp=4#<j4| für alle Anwesenden potentiell sichtbar an der Außenmauer der Fabrikhalle hockte, wurde der Droide einfach ignoriert. Zu gut war seine simple wie effektive Tarnung als Mondmotte.

|0lYnp=4#<j4|s Droidenhirn mochte verhältnismäßig extrem simpel aufgebaut sein, doch erkannte er die Signifikanz der durch Epsilon und Zeta durchgeführten Handlung. Die Übergabe von Delta war eines der Missionsparameter gewesen, mit der die orbitale Zentralintelligenz ihn gefüttert hatte. Ein winziger Teil dieser jener Haupteinheit jubelte nun auch über das Eintreffen des so sehnsüchtig erwarteten Ereignisses. Natürlich fehlte |0lYnp=4#<j4| die Kapazität so etwas wie ‚Freude‘ zu verstehen und die simulierte Regung war mehr so etwas wie ein Reflex. Ein ‚Was wäre wenn‘ er wieder mit seinem Hirn im Orbit verbunden gewesen wäre.

Mit einem Sirren löste
|0lYnp=4#<j4| sich von der Fabrikwand und flatterte simuliert ziellos in Richtung des Hovercrafts [Typbezeichnung 93-B] zurück, an dessen Außenhülle geklammert |0lYnp=4#<j4| bis hierher überdauert hatte. Zuletzt hatte der Droide so etwas wie Sorge verspürt, als sich die Missionsziele Alpha, Beta und Gamma lange Zeit [>24h] vom Fortbewegungsmittel und damit |0lYnp=4#<j4| entfernt hatten. Beinahe wäre die Mission vom orbitalen Zentralhirn sogar als gescheitert angesehen worden, doch schließlich waren sie zurückgekehrt und hatten sich wie erwartet daran gemacht Missionsziel Delta zu erbeuten.

Leise klickend kroch
|0lYnp=4#<j4| an die Unterseite des Typ 93-Bs und zu der Stelle, wo er zur Sicherheit Peilsender abgelegt hatte. Das Gerät war wie |0lYnp=4#<j4| getarnt und simulierte einen Haufen Mondmotteneier. Geduldig wartete der Droide, bis Epsilon und Zeta sich von der alten Fabrikhalle entfernt hatten und dann noch eine ganze Weile länger. Die Risikoanalyse hatte erkannt, dass eine verfrühte Datenübertragung abgefangen werden konnte. Erst als die Dunkelheit hereinbrach, streckte |0lYnp=4#<j4| seine Fühler aus und verband sich mit der orbitalen Zentralintelligenz. Augenblicklich wurden aus zwei Wesen zu einem und ein tiefer Hass brodelte durch den kleinen, metallenen Insektenkörper. Eine weitere Instanz verband sich aus nördlicher Richtung und für wenige Sekunden wurden Daten geteilt und Berechnungen durchgeführt. Schließlich neue Anweisungen hochgeladen. So schnell wie möglich wurde die Verbindung wieder abgebrochen und |0lYnp=4#<j4|s Insektenaugen verloren ihren berechnenden Glanz.

Mit einem leisen Summen löste sich
|0lYnp=4#<j4| einige Minuten später wieder von der Unterseite des Fahrzeugs flatterte auffällig unauffällig zurück auf das Fabrikgebäude zu. Die Missionsziele Alpha |Typ Sith Reinblut-rot-schwarz-M| und Gamma |Typ Mensch-weiß-braun-F| hatten sich auf eine Außenplattform begeben und |0lYnp=4#<j4| berechnete die Gelegenheit als günstig die Konversation auf hilfreiche Details hin zu analysieren. Leise summend flog der kleine Droide gegen eine Scheibe ganz in der Nähe und tat so, als versuche er zur Lichtquelle im Inneren des Gebäudes vorzudringen. Unterdessen lief die Sprachanalyse. Mehrere Sätze wurden gewechselt, angespannte Emotionen, irrelevanter Inhalt.

Nach wenigen Minuten entschied
|0lYnp=4#<j4|, dass die aufgeschnappten Worte das Risiko nicht wert waren. Wie ein echtes Insekt versuchte der kleine Droide noch ein einziges Mal sich durch die schmutzige Scheibe zu drücken und schwebte dann wieder davon. Zurück zum Typ 93-B. Zurück zu seinem Posten.

Noch war es nicht an der Zeit.


[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Ein paarhundert Klicks südlich von Colina / Alte Fabrikhalle / Außengeländer ] |0lYnp=4#<j4|, Arlen, Tha'klen und Faith
 
[ Kelada System | Kelada | Weit südlich von Colina | Alte Fabrikhalle ]
Faith & Zweibein, Tha'klen und Arlen

Faith sah Arlen schweigend an, als er zu sprechen begann. Sie bewegte sich nicht, atmete flach und ruhig, als hätte sie Angst, eines seiner Worte verpassen zu können. Seine Antwort kam ruhig, mit einer Sanftheit, die sie nicht erwartet hatte. Viel mehr war sie auf ein erneutes Ausweichen oder Taktieren gefasst gewesen. Doch stattdessen bekam sie die Wahrheit. Und als er die Worte sagte, schloss sie für einen winzigen Moment die Augen.

Es war ein kaum bemerkbarer Reflex. Sie atmete nicht auf, sie zitterte nicht. Allerdings schlug ihr Herz härter als jemals zuvor. Die Erleichterung legte sich über ihre Züge und das Licht des entfernt flackernden Feuers legte die Hälfte ihres Gesichts in Schatten, während sie ihn beobachtete. Faith hätte lächeln können. Vielleicht sogar weinen vor Glück. Aber sie tat nichts von beidem. Stattdessen ließ sie den Moment wirken, ließ ihn in ihr durchgeschütteltes Herz einsinken, dann in ihren Verstand, der vor wenigen Stunden noch damit gerechnet hatte, dass ihr Leben endete.


“Ich weiß”, sagte sie dann fast tonlos.

Es war keine Arroganz. Keine Behauptung. Sondern eine Feststellung ihres eigenen Empfindens. Die Macht hatte es ihr gezeigt. Das Holocron hatte nicht gelogen.

Aber dann folgten Arlens Zweifel - sie waren wie kaltes Wasser, das man ihr ins Gesicht spritzte. Es war keine Abkehr, keine Zurückweisung. Nur Sorge und Verantwortungsgefühl. Das war nicht falsch. Seine Gedanken hatten ihre Berechtigung. Es war nicht so, als hätte sie nicht schon längst selbst darüber nachgedacht. Faith spürte dennoch, wie sich ihre Finger am Geländer verkrampften, bis ihre Knöchel schmerzten. Dann ließ sie langsam los und atmete tief durch. Die Abendluft war angenehm Kühl. Sie lehnte sich mit der Hüfte gegen das rostige Geländer, wodurch ihr eigener Schatten neben Arlens fiel.


“Du meinst es ernst”, sagte sie schließlich. Es war keine Frage. Und auch kein Vorwurf. Lediglich eine Erkenntnis. Dennoch verriet ein leichtes Zittern im Unterton ihrer Stimme, dass sie sich bemühen musste, ruhig zu bleiben. Sie ließ den Blick über das dunkle, endlose Land schweifen. In der Ferne war in dieser Richtung kein Licht zu sehen. Nur die schwarzen Umrisse von verfallenen Gebäuden. Nichts war hier romantisch. Es war kein Ort für Liebesgeschichten. Und trotzdem standen sie hier und befanden sich inmitten ihrer eigenen.

Dann - ohne Vorwarnung - schob sich etwas zwischen ihren Blick für die Wirklichkeit und die Empfindungen, die der Macht entsprangen. Sie - die Macht - flackerte. Das Ergebnis war kein Bild, keine klare Vision - aber ein emotionales Echo, der sich anfühlte wie der Splitter einer fremden Erinnerung, aus einer anderen Zeit, einem anderen Universum, aber dennoch so vertraut, als käme er aus ihrem eigenen Inneren. Für einen Moment war es, als blickte sie nicht mehr auf das verwahrloste Land vor sich, sondern durch einen Schleier aus Licht und Schatten: Arlen, mit blutverschmiertem Gesicht. Hinter ihm ein Schatten von Mu’tabar. Rauch. Panik. Eine Entscheidung - falsch oder zum falschen Zeitpunkt. Und sie selbst - allein. Oder schlimmer: letztendlich gebrochen. Nicht ihr Körper, sondern ihr Geist.

Das Bild - es war eine Vision der Macht, da war sie sich sicher - war nicht greifbar, aber es hinterließ in ihr eine dumpfe, schmerzhafte Erkenntnis. Dass ihre Gefühle eine Waffe waren und dass ihre Verbindung zueinander … gefährlich war. Nicht, weil sie falsch war. Sondern weil sie stark war. Die Macht hatte sie gewarnt. Und sie verstand es. Arlen hatte für ihre Rettung weitreichende Entscheidungen getroffen - und das, obwohl er sie so lange Zeit nicht gesehen hatte. Zu was konnte er, zu was konnte Faith selbst getrieben werden, wenn sie sich unverzichtbar für ihre beiden Leben machten? Es war keine Warnung davor, einander zu lieben. Es war eine Warnung, es langsam angehen zu lassen.

Faith blinzelte, sah wieder den echten Horizont und atmete langsam durch. Ihre Lippen bewegten sich kaum, als sie zu sprechen begann.


“Nein, ich werfe dir nichts an den Kopf. Ich … glaube, du hast Recht.”

Der Satz kam langsam, bedächtig und es kostete sie reichlich Überwindung, ihn über die Lippen zu kriegen. Ihre Stimme war leiser geworden, aber ernsthafter und so, als hätte sie eine Erkenntnis gewonnen.

“Wenn wir das zu schnell angehen, ohne Maß, ohne Vorsicht … dann verlieren wir mehr, als wir gewinnen.”

Sie drehte sich herum und sah ihn an. Ihre braunen Augen waren voller Klarheit.

“Wir erledigen auf diesem Planeten, was wir zu erledigen haben. Gemeinsam, aber ohne Ablenkung. Klar und wachsam. Wir bleiben Profis.”

Eine Atempause folgte, nach der sie deutlich die Wärme in ihrer Stimme zurückfand.

“Aber ich werde nicht weiter so tun, als gäbe es das zwischen uns nicht. Ich will nicht da unten im Zelt sitzen und mich fragen, ob du genauso fühlst wie ich.”

Sie räusperte sich.

“Es war richtig und wichtig, dass wir das nun aus dem Weg geräumt haben.”

Mit der rechten Hand strich sie sich eine Strähne ihres zerzausten Haares hinter das Ohr. Ihre Füßspitze strich etwas Staub auf dem Boden hin und her.

“Mir geht es so wie dir. Für mich ist das hier auch neu.”

Es war gut, dass ihr halbes Gesicht im Schatten lag. So konnte Arlen nicht sehen, wie die Wärme in ihre Wangen schoss und sie errötete. Irgendwo hinter ihr schlug ein Vogel mit seinen Schwingen durch den Wind.

“Ich … habe auch keine Ahnung, wie wir dann nach Kelada weitermachen. Aber mir ist wichtig, dass wir offen miteinander umgehen. Wenn es sein muss, suchen wir diesen Darth Angelus und besiegen ihn diesmal, dann kann der Rat mir eine Ernennung zur Jedi-Ritterin kaum noch vorenthalten, Chesara hin oder her. Und Ritter-Ritter-Beziehungen sind nicht verboten!”

Die letzten beiden Sätze sprach sie mit einem leicht ironischen Unterton aus, während sich ein Lächeln auf ihre Lippen legte, das verdeutlichen sollte, zumindest Teile dieser Aussage - präzise das mit Angelus - nicht vollständig ernst gemeint zu haben.


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Faith & Zweibein, Tha'klen und Arlen
 
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Es war ein merkwürdiges Gefühl so offen mit Faith zu sprechen. Über Wochen hatte Arlen sich eingeredet, dass seine Emotionen in dieser Sache erst nicht real und dann nicht richtig waren. Wieder und wieder hatte er die Argumente für und wider in seinem Kopf gewälzt und war dabei immer wieder in dieselben Sackgassen gerannt. Ihr seine Gedanken nun ohne Vorbehalt zu erklären und sie auf diese Weise auszusprechen war seltsam, aber doch ein gutes Gefühl. Vor allem da ihre Antwort ruhig war…einfühlsam. Sie verstand wie ernst es ihm war, sie gab ihm sogar Recht!

Und dann hatte sie einen Ausweg. Einfach so hatte sie einen dritten Weg zwischen einem festen ja oder nein zu diesem Zeitpunkt. Einen Ausweg, den Arlen nicht…bedacht hatte? Plötzlich erschien es ihm bescheuert, denn es erschien so offensichtlich. Warum hatte er selbst angenommen, dass falls dieses Gespräch stattfinden würde, sofort eine lebensveränderte Antwort fällig war? Er musste schmunzeln, denn plötzlich verstand er wie Faith sich gefühlt haben musste, als er Gorah-Un von der Idee abgebracht hatte Jittek einfach zu ermorden, statt ihn vor Gericht zu stellen. Wie die absolute Wucht die sie war, schlug Faith vor für den Moment abzuwarten und sich nicht ablenken zu lassen, während sie noch auf Kelada weilten. Arlen begann wie ein Idiot zu grinsen, während seine Eingeweide sich in Babymynocks verwandelt zu haben schienen.

Stumm nickte er als Antwort auf ihre nächsten Worte. Es war gut, dass sie dies nun aus dem Weg geräumt hatten. Arlen schloss für einen Moment die Augen, als sie ihm mit der Hand eine Haarsträhne hinters Ohr strich. Wo ihre Hand seine Haut berührte, spürte er ein leichtes Prickeln, fast schon ein Brennen. In diesem Moment konnte er sich nichts Schöneres vorstellen. Es war gut zu hören, dass die Sache für Faith genau so neu war wie für ihn. Sie konnten beide keine Perfektion erwarten, doch würden sie ihr Bestes geben, diese Sache nach bestem Wissen und Gewissen zu händeln.


„Da hast du Recht, das kriegen wir schon irgendwie hin...“

, antwortete Arlen mit einem Lächeln auf ihre nächsten Worte. Ritter-Ritter-Beziehungen waren nicht verboten und wie er das sah, fehlte Faith auch nicht mehr viel zu diesem Rang. Sie würden offen zueinander sein müssen, doch in diesem Moment war Arlen mehr dazu bereit als alles andere.

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass Chesara etwas gegen deine Ernennung zur Ritterin haben wird. Egal was zwischen euch beiden vorgefallen ist…wenn sie sieht, wer aus dir geworden ist, wird sie gar nicht anders können als zuzustimmen. Und das sage ich nicht nur wegen meiner aktuellen rosaroten Brille, Faith. Ernsthaft!“

Einen Moment lang schauten die beiden Jedi sich in die Augen. Der Mond Keladas warf sein fahles Licht auf sie, erleuchtete die verfallenen Industrieruinen um sie herum. Doch Arlen konnte sich keinen schöneren Ort vorstellen, an dem sie dieses Gespräch hätten führen können. Ohne dass einer von beiden es darauf abgezielt hätte, näherten ihre Gesichter sich einander an, bewegten sich aufeinander zu. Flüchtig berührten sich ihre Lippen. Keine Geste aus der Hitze des Momentes wie ihr Kuss im Wagen, sondern ein Liebesbekenntnis. Ein Versprechen. Ein kurzer Moment, der sie auf eine schönere Zukunft vertröstete, wenn mehr möglich sein würde. Arlens Lippen prickelten vom Gefühl der sachten Berührung.

So schnell wie der Moment gekommen war, war er auch wieder vorbei. Arlen und Faith lösten sich wieder voneinander und unwillkürlich fiel Arlens Blick auf die Spiegelung der Kreatur im Fenster, die ihr zerstörtes Gesicht zu einer Fratze des Zorns verzogen hatte. Ein Merkwürdiges Gefühl breitete sich in ihm aus. Noch immer prickelten seine Lippen. Nein – sie brannten. Genau wie seine Wange. Verwirrt hob er seine Linke an den Mund und spürte, wie seine Lippen damit begonnen hatten, anzuschwellen. Plötzlich fühlte sein ganzes Gesicht sich heiß an, seine Haut spannte sich über anschwellendem Gewebe und seine Augen begannen zu tränen.


„Faich- ich-“

, würgte er hervor, während auch seine Kehle anschwoll und ihm den Atem abschnürte. Keuchend und spuckend ging er in die Knie, während er versuchte mit der Macht zu ergründen was bei den tieften Lavaseen Mustafars grade vor sich ging. Den fremdartigen Einfluss erkannte er sofort, doch was…? Warum lief sein…Immunsystem…Sturm? EINE MACHTVERDAMMTE ALLERGISCHE REAKTION?! WAS ZUM...?!

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