Kelada (Kelada-System)

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Faith & Zweibein, Tha'klen, Arlen und von Alphakiller gesteuerter Ultrakampfdroide

Arlen erzeugte das mentale Bild in ihrem Kopf ohne Vorwarnung. Kein Wort der Erklärung - nur eine klare Vision: Alphakillers massiver Körper, zerschmettert von den tonnenschweren Trümmern der Brücke. Ein einfacher Plan. In der Realität allerdings weitaus komplizierter, als es die Vorstellung vermuten ließ.

“Witzig …”, kommentiere Faith mit Anspannung in ihrer Stimme, als ihre Augenlider mehrmals zuckten, um das Bild innerlich zu verarbeiten. Der Geruch von verbranntem Metall brannte in ihrer Nase, während sie weiter hinter dem dünnen Rohr Deckung suchte. Jeder Bolzen-Einschlag aus der Hüftkanone des Droiden ließ den Boden unter ihr vibrieren, kleine Splitter von der Brücke abbrechen und in die Tiefe riesen. Der Lärm war ohrenbetäubend. Kreischender Durastahl, heulende Droidenmotoren und dumpfe Explosionen hallten in der Schlucht wider.

Sie presste den Rücken flach gegen das Rohr und riskierte einen erneuten Blick auf das mechanische Monstrum. Der Kampfdroide stand stabiler als jede Maschine dieser Größe und Gewichtsverteilung stehen sollte - tief verankert im Staub, Geröll sowie Rissen und Schlitzen der Brückenoberfläche.

Die Padawan sog scharf die Luft ein, schob jeden Zweifel an den Erfolg dieses Unterfangens beiseite und ließ den Blick die Brücke entlanggleiten. Mehrere Meter vor Alphakiller, dort, wo die Konstruktion sich am Übergang etwas verjüngte, schien die letzte Raketenexplosion eine mögliche Schwachstelle aufgerissen zu haben. Mehrere oberflächliche Durastahlplatten waren aufgebogen und einer der Träger darunter frei sichtbar. Von ihrer Position aus war der Abschnitt unmöglich zu erreichen - solange sie kein Lichtschwert trug, mit dem sie sich zumindest potentiell vor dem Beschuss des Droiden schützen konnte.


“Tha’klen!” Ihre Stimme war fest, trotz oder gerade ob des Kampflärms. Mit ausgestrecktem Finger versuchte sie dier Verpine zu signalisieren, was sie entdeckt hatte. “Träger!”

Sie hoffte, dass dies genügte, um Arlens Padawan den Plan zu verdeutlichen. Also rollte sie sich sofort zur Seite, um aus der (ohnehin miserablen) Deckung zu kommen. Blasterfeuer fraß sich in die Stelle, wo sie eben noch gekauert hatte. Innerlich dankte sie inständig der Macht, sie allzeit sicher zu führen. Die junge Frau sprang sogleich vor, hielt das E-10R fest im Griff und ließ eine kurze, halbwegs präzise Salve auf den linken Knöchel des Droiden los. Nicht, dass es einen Schaden angerichtet hätte, aber es genügte, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Alphakillers Torso/Kopf drehte sich in ihre Richtung. Ein erneutes Surren war vernehmbar und der Droide versuchte einen Schritt nach vorn zu gehen. Aus irgendeinem Grund gelang es ihm jedoch nicht. Sein eigenes Gewicht hielt ihn am Boden. Das mechanische Bein, nur Zentimeter angehoben, schlug mit einem Donnern direkt dort wieder auf, wo es sich zuvor befand. Durch ihre Stiefel spürte sie das vibrierende Pochen der Erschütterung.

Faith atmete abermals durch, als Alphakiller seine Geschütze auf sie richtete und spürte die Kraft der Macht um sich herum. Die Padawan nutzte sie, leitete diese Energie in ihre Beine um und katapultierte sich mit einem Satz an die gegenüberliegende Brückenkante, außerhalb des Blickfeldes der Schwachstelle, zu der Tha’klen hoffentlich bereits unterwegs war. Als eine weitere Rakete auf sie zuschuss, blieb ihr keine Zeit - und vor allem keine Distanz - um sie abzulenken, oder erneut zwischen sich und dem Droiden zur Explosion zu bringen. Stattdessen warf sie sich rücklings von der Brücke und dehnte und drehte ihren Körper im Sprung. Sie erreichte mit ihren Fingerspitzen noch gerade so die Kante, krallte sich fest und ließ sich einige Wimpernschläge von der Brücke baumeln, ehe sie ein lautes Knacken und Knarzen vernahm.

Ob es Tha’klen, Arlen oder am Ende Alphakiller selbst war, wusste sie nicht. Irgendjemand brachte die Brücke jedoch zum Einsturz. Sie hätte vor Freude laut jubelnd aufgeschrien, wenn sie nicht selbst noch daran hing und abermals drohte, mit herabfallenden Trümmern in die Tiefe zu stürzen.


“AAAARLEEEEN!?”, schrie sie in verzweifelter Aufforderung an den Jedi-Ritter, sie doch bitte abermals zu retten, während sie sich mit der kombinierten Kraft ihrer Arme und der Macht von der herabstürzenden Brücke löste und in hohem Bogen nach oben katapultierte.


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Faith & Zweibein, Tha'klen, Arlen und von Alphakiller gesteuerter Ultrakampfdroide
 
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Als die Lenkrakete wieder umdrehte, versuchte Arlen sie mit dem gleichen Manöver auszuschalten wie Faith eben auch. Mit zusammengebissenen Zähnen richtete er seine Blasterpistole auf das fliegende Stück Tod und setzte gleich eine Handvoll präzise abgefeuerter Schüsse ab – doch ohne Erfolg. Vermutlich hatte Faiths Gewehr einfach eine höhere Durchschlagskraft. Verdammt noch eins! Im letzten Moment besann Arlen sich eines Besseren und warf sich von der Macht verschnellert zur Seite. Ein weiteres Mal versengte glühende Hitze seine Kleindung, doch er schaffte es in einem Stück aus dem Explosionsradius hinaus.

Ein pochender Kopfschmerz machte sich langsam, aber sicher in Arlens Schädel breit, während er immer neuen Salven des unerbittlichen Droiden auswich. Die Maschine schien noch ewig weitermachen zu können, doch spürte Arlen seine Reserven schwinden. Immerhin hatte Faith genug geistige Kapazitäten übrig, um Tha’klen erst dazu abzustellen Arlens Idee in die Tat umzusetzen und ihm dann auch noch einen kurzen Moment der Atempause zu verschaffen. Kurz entschlossen blieb der Sith stehen und streckte seinen Geist ein weiteres Mal nach Alphakillers Avatar aus. Faith hatte ihn auf die Idee gebracht und nun, wo Tha’klen unter ihnen einen Träger nach dem anderen zersäbelte, versprach sie auch Erfolg.

Mit aller Kraft packte Arlen den Ultrakampfdroiden mit der Macht und zog. Wie eben auch reagierte die Maschine darauf, indem sie Energie auf ihre Schwerkraftprojektoren leitete und so noch unverrückbar vor ihnen aufragte. Stählerne Füße gruben sich immer tiefer in die Brücke und ein Dröhnen von gequältem Metall machte sich in der Schlucht breit. Warmes Blut benetzte Arlens Oberlippe und pappte an seiner Atemmaske fest, während er all seine Reserven auf diesen einen Angriff verbrannte. Und hoffte, dass es genug sein würde.

Es war genug. Mit einem Ohrenbetäubenden Knall gab die Brücke nach und der Ultrakampfdroide sackte in die Tiefe. Von seiner eigenen Schwerkraft wie von einem Anker nach unten gezogen, krachte die riesige Maschine zunächst durch die Metallplatten, mit der die Brücke ausgelegt worden war und dann durch die Strebenkonstruktion, die sie aufrechterhalten hatte. Schneller als der Droide gegensteuern konnte, stürzte er mit einem weiteren Knall in den violetten Fluss tief unter ihnen. Dann folgte ihm der Rest der Brücke nach. Im letzten Moment stieß Arlen sich mit den Füßen ab und schnellte in die Höhe, sich panisch nach einem möglichen Ziel für die Landung umsehend. Unter ihm fiel die Brücke nun gänzlich in sich zusammen und mit Schrecken erblickte er Faith und Tha’klen die es ihm gleichgetan hatten und nun drohten binnen weniger Sekunden ebenfalls in die violetten Fluten unter ihnen zu stürzen.

Arlens Schädel pochte. Guter Rat war teuer. Und vor allem musste es nun schnell gehen. Während die drei Jedi bereits den Zenit ihres Sprunges überschritten hatten, zog Arlen kurz entschlossen ein dort festgemachtes, zusammengerolltes Seil von seinem Gürtel und hakte es an eine Schlaufe am Griff seines frisch-defekten Lichtschwertes. Dann holte er aus und warf den Griff, als wäre mit der Waffe noch alles in Ordnung. Zu seinem Glück wogen Plasmaklingen nichts und veränderten auch nicht die aerodynamischen Eigenschaften der geworfenen Waffe. Also zischte der Griff sauber durch die Luft, formte zwei Ringe um die fallenden Padawane und wickelte sich dann mit dem dritten Ring um eine freihängende Metallstrebe, die von der zerstörten Brücke übriggeblieben war. Mit einem Geräusch wie ein Peitschenhieb zog sich das Seil straff, die umwickelten Jedi wie in einer Perlenkette fixierend. Mit einem schmerzhaften Ruck fing Arlens Gürtel den Fall ab. Und keine Sekunde zu früh, denn vielleicht einen halben Meter unter ihm rauschte das violette Gift. Mit einem ausgelaugten Seufzen atmete Arlen auf und warf einen Blick zu der Stelle, an dem die Überreste der Brücke den Ultrakampfdroiden aufgespießt und unter sich begraben hatten.


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Irgendwie hatte Arlen sie alle drei gerettet. Nachdem sie es unter Anstrengungen und Schmerzen in der Rumpfgegend auf den verbliebenen Stahlträger zurück geschafft hatten, lag der Eingang des Tempels vor ihnen. Ärgerlich war dabei zudem, dass ihr Blastergewähr während der ganzen Aktion vom Rücken gerutscht und unter Alphakiller zerschellt war. Damit war sie nun vollends unbewaffnet - wenn man die Macht außer Acht ließ.

“Gut gezielt”, brachte Faith hervor, ein knappes Lächeln auf den Lippen, auch wenn die Stimme durch die Schmerzen des ruckartigen Abfangens und die Anstrengungen rau geworden war.

Der schmale Steg unter ihren Stiefeln bestand aus rostigem Durastahl, überzogen mit einer Kruste aus jahrzehntelang angesammelten Ablagerungen, deren Schichten sich wie tote Haut über die ursprüngliche Oberfläche gelegt hatten. Unter jedem ihrer Schritte knackte es mehr oder weniger leise, als würde das Metall selbst vor Erleichterung stöhnen, endlich wieder Leben tragen zu dürfen. Aus der Tiefe wehte feuchter Dunst herauf, durchsetzt mit dem säuerlichen Geruch des wahrscheinlich giftigen Flusses. Faith warf einen Blick auf den Avatar von Alphakiller, der nun zerschmettert und aufgespießt dort unten weilte. Irgendetwas sagte ihr, dass das nicht sein letzter Versuch gewesen sein würde, Arlen zu erledigen.


“Je schneller wir von diesem verdammten Planeten kommen, desto besser”, kommentierte sie das neuerliche Aufeinandertreffen mit dem mehr als unangenehmen Droiden. “Alphakiller ist nachtragend.”

Zweibein, der sich nach wie vor an ihrem Rücken befand und sich während des Kampfes auffällig unauffällig verhalten hatte, piepste nun irgendeinen Kommentar davon, dass manche Droiden eine Schraube locker hatten.

“Kein Kommentar”, erwiderte Faith über den Rücken gewandt.

Als sie sich die abermals schweißnassen Haarsträhnen, von denen sich einige in ihrer Atemmaske verfangen hatten, aus dem Gesicht strich, zogen sich ihre buschigen Augenbrauen zusammen, als sie den Blick an der Tempelfront hinaufwandern ließ. Die alten Mauern aus Sandstein ragten vor ihnen auf wie ein sandfarbener Zahn. Die Kuppel jedoch, einst vermutlich hell und Zuversicht ausstrahlend, war matt und stumpf geworden, bedeckt von einer Mischung aus Staub, Ruß und einem violetten Film, der aus der Luft auf sie herabregnete. Die Macht hier war … müde. Anders konnte Faith das Gefühl nicht beschreiben. Nicht verschwunden, aber wie eine Stimme, die schrie und schrie, aber einfach nicht durch den Lärm der Jahrzehnte andringen konnte.

Die Besatzer hatten keinerlei Respekt. Weder vor den Jedi - das hatte sie auch nicht erwartet. Aber auch nicht vor Geschichte. Und am allerschlimmsten - auch nicht vor der Macht.

Gemeinsam näherten sie sich dem Tor. Als sie das rostige Trägerwerk hinter sich gelassen und ihre Füße auf die feste Felsspitze gesetzt hatten, ragte es vor ihnen auf. Natürlich war auch jenes übersät von Staub, Ruß und violettem Gift. Mit einem Wischen der Handfläche und dazugehörigem leichten Machtstoß, fegte die Padawan einiges davon fort. Zum Vorschein kam auch hier der einst helle Sandstein. Das Tor hatte allerdings weder Riegel, noch Griff, nach schien es in irgendeiner sichtbaren Verankerung zu hängen. Der Übergang zwischen Tor und Mauer war nur durch eine unscheinbare Erhebung gekennzeichnet, die nun, befreit von den Zeichen der Zeit und Entweihung, eine Inschrift zu Erkennen gab.


“Nur ein Lehrer der Macht vermag das heilige Wissen dieses Ortes zu vermitteln”, las sie die Worte vor.

Irgendetwas sagte ihr, dass die Inschrift, Aurabesh in den Stein eingemeißelt, nicht einfach nur so ein Spruch war.


“Na dann Lehrer der Macht: Verschaff’ uns Zutritt und vermittle uns heiliges Wissen.” Fast hätte sie Arlen feixend in die Seite geknufft, ehe ihr einfiel, dass sie vorsichtig mit Körperkontakt sein wollte. Das Dunkle wartete nur darauf, erneut von ihm Besitz ergreifen zu können.

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Faith & Zweibein, Tha'klen, Arlen
 
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Mit schmerzenden Armen zog Arlen sich als letzter das Seil hinauf, bis er schließlich bei den anderen beiden auf dem Stahlträger stand. Das Material schien stabil genug zu sein, sie für den Moment alle auszuhalten und so nahm er sich die Zeit das Seil wieder aufzuwickeln und wieder an seinen Gürtel zu hängen. Als er zu dem Griff seines Lichtschwertes kam, den er als improvisierten Enterhaken missbraucht hatte, verzog er schuldbewusst das Gesicht. Das Manöver hatte funktioniert, jedoch auf Kosten des komplexen kleinen technischen Gerätes.

Das Gewicht von gleich drei Jedi konzentriert auf eine kleine Stelle in der Mitte, um die sich das Seil festgezogen hatte, hatte dem Schwert wohl endgültig den Rest gegeben. Hatte Arlen gehofft den durch die Droidenpanzerung verursachten Schaden mit ein bisschen Schraubarbeit reparieren zu können, wagte er gar nicht daran zu denken, was in dem in der Mitte geknickten Griff nun alles Kaputt sein mochte. Ein Gewirr dünner Drähte ragte aus der Seite, aus der normalerweise die Klinge kam und ein vernehmliches Klackern ertönte, wenn er den Griff schüttelte. An sich hätte er gar nicht erst gewagt noch einmal zu versuchen das Schwert zu aktivieren, doch hatte das Seil den Schalter permanent eingedrückt, sodass dies ohnehin nicht mehr möglich war. Damit hatte sich die Anzahl verfügbarer Waffen also um eine weitere reduziert. Und dabei hatten sie vor nicht ganz so langer Zeit noch mehr Lichtschwerter als Jedi gehabt!


„So einen nachtragenden Droiden habe ich auch noch nicht gesehen.“

, antwortete Arlen auf Faiths Feststellung.

„Und einen mit derlei Ressourcen zum Verbrennen schon gar nicht. Das beantwortet aber dann vermutlich auch die Frage, warum das erste Mal nicht gefruchtet hat.“

Arlen tauschte einen vielsagenden Blick mit Tha’klen.

„Wenn Alphakiller irgendwo eine Sicherheitskopie seines Bewusstseins und weitere Droidenkörper hat, können wir ihn so oft überfahren oder aufspießen, wie wir wollen…“

Nachdenklich brummte er.

„Aber du hast Recht, Faith. Wir sollten unseren Besuch hier so kurz wie möglich gestalten. Idealerweise machen wir uns morgen früh zum Treffpunkt auf und warten da auf Gold-7. Wenn wir Glück haben, war die Fake-Motte, die ich erschossen habe, sein einziger Spion und wir sind erstmal aus seinem Blickfeld, wenn wir von hier abfahren.“

Während sie geredet hatten, hatten das Eingangstor des Tempels erreicht. Wenn man das denn so nennen wollte. Schweigend schaute Arlen zu, während Faith das Portal händisch und mit der Macht etwas freilegte und musste Schmunzeln, als er den freigewordenen Aurebesh-Schriftzug las. Ein Lehrer der Macht also. Humor hatten sie ja, diese verblichenen Tempelbauer. Auch wenn er absolut verstand, warum solch eine Sicherheitsmaßnahme nötig gewesen war. Doch was war die Lösung des Rätsels?

„Ich glaube ganz so einfach ist das nicht.“

, gab Arlen mit einem schiefen Lächeln unter seiner Maske auf Faiths schelmische Forderung zurück.

„Jeder Hans-Jedi kann sich Lehrer nennen. Aber was einen Lehrer definiert sind ihre oder seine Padawane. Klingt für mich nach einer guten Entschuldigung euch beiden noch etwas beizubringen.“

Mit einem halb verborgenen Grinsen schaute er von einer zur anderen.

„Warum kommen wir nicht nach dem Kampf erstmal ein bisschen runter und erholen uns. Formen wir einen Kreis und meditieren erstmal eine Runde. Geduld ist das halbe Leben als Jedi.“

Gesagt, getan und im nächsten Moment saßen die drei sich kniend gegenüber und reichten sich die Hände. Arlen leitete die Übung an und ließ sie als Gruppe in die Tiefschlaftrance gleiten. Der Kampf gegen Alphakiller war hart gewesen. Auch wenn ihr Quadrell gegen Angelus brutaler gewesen war und in ihrer Niederlage gemündet war, so hatte der Sieg gegen die Maschine doch deutlich mehr an ihrer Substanz gezehrt. So war es gut sich erst einmal ein bisschen Zeit für sich selbst zu nehmen, bevor es weiterging. Nach vielleicht einer Stunde unterbrach Arlen die Verbindung wieder und erhob sich mit einem Blick auf das noch immer geschlossene Portal.

„Scheint, als war es das noch nicht ganz.“

, sagte er und grinste. Tatsächlich hatte er damit gerechnet und es war ja auch gar nicht Sinn der Übung gewesen. Die Sonne stand noch immer hoch am Himmel und doch fühlte er sich nach den zurückliegenden Strapazen des Tages schon deutlich erfrischt.

„Faith, wenn ich mich richtig erinnere, steht von den Grundfähigkeiten nur noch das Abwehren von Machtangriffen für dich auf dem Programm. Bis die Tür meint, dass ich tatsächlich ein Lehrer bin, will ich also die Gelegenheit nutzen euch das ein bisschen näherzubringen. Kommt, stellt euch nochmal mit mir im Kreis auf.“

Kurz wartete er, bis die Padawane der Anweisung nachgekommen waren und streckte dann seinen Geist aus. Sanft übte er mit unsichtbaren Fingern Druck auf Faiths Schulter aus.

„Tha’klen, ich benutze grade den Machtgriff, um Faith sozusagen eine Hand auf die Schulter zu legen. Mach das bei mir bitte. Und Faith bei Tha’klen.“

Ermutigend nickte er den Padawanen zu und fuhr fort, als er Tha’klens ‚Hand‘ auf seiner Schulter spürte.

„Jetzt möchte ich, dass ihr eure Sinne ausstreckt. Spürt euch selbst, spürt uns andere. Spürt unsere geistige Verbindung zueinander und wie wir die Macht benutzen, um uns gegenseitig zu berühren.“

Ein paar Minuten verbrachten sie schweigend, während Arlen den Padawanen Zeit gab das Gesagte zu verstehen und ihre Verbindungen zueinander zu erforschen. Schließlich fuhr er fort:

„Ich werde jetzt die Macht benutzen, um Tha’klens Machtgriff abzustreifen. Verfolgt mit euren Sinnen wie ich das tue. Ich greife nicht frontal an, das wäre wie Feuer mit Feuer bekämpfen. Ich greife stattdessen in seine Verbindung ein. Stellt es euch vor wie ihr einen Faustschlag pariert. Ihr pariert nicht die Faust selbst, sondern ihr lenkt den Arm, sodass die Faust abgleitet. Verstanden? Ich demonstriere.“

Wie erklärt, strecke Arlen seinen Geist aus und unterbrach Tha’klens Griff. Der Druck auf seiner Schulter ließ nach. Doch bevor er es die Padawane versuchen ließ, hob er nochmal zu einer weiteren Erklärung an:

„Der Sinn der Übung ist nicht euch weiß zu machen, dass jeder Machtangriff auf genau diese Weise abgewendet wird. Ich möchte stattdessen, dass ihr lernt den Machteinsatz mit euren Machtsinnen zu erkennen und so Wege zu finden ihn zu neutralisieren, oder abzuwehren. Ein Machtstoß ist anders zu unterbrechen als ein Machtgriff, aber das lernt ihr dann, wenn ihr besser in dieser Technik werdet. Soweit klar? Dann versucht es doch einmal selbst.“


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Die Deckenlampe in Mariams Büro summte unangenehm laut und warf ihr hartes, gelbes Licht auf das Operative, die auch in diesen späten Abendstunden noch in ihrem Büro saß. Das Fenster ins Freie stand einen Spalt offen, um gleichzeitig für wenigstens ein bisschen frischer Luft zu sorgen, aber auch die aufdringliche Insektenwelt Keladas nicht hineinzulassen. Beides funktionierte nur so mäßig und so war die Luft in dem kleinen Raum gleichzeitig äußerst schlecht, aber auch erfüllt von einigen winzigen Cousins der auch hier allgemein weit verbreiteten Mondmotten. In der Ecke zeugte ein Haufen durchwühltes Bettzeug davon, dass Mariam schon ein paar Tage nicht mehr zuhause gewesen war.

Grade schlürfte sie eine ausgiebige Portion
Glowblue-Nudeln aus einer Takeawaybox, während über einen ihrer Bildschirme ein Holonetfeed flimmerte. Mit einem Ohr hörte sie zu, doch es bedurfte ihrer gesamten Willensstärke nach dreizehn Stunden in ihrem unbequemen Stuhl nicht gedanklich abzudriften. Kerbal und Navalon waren nicht erst seit gestern eine Obsession, doch hatte sie entschieden, dass nun Ergebnisse geliefert werden musste. Bereits jetzt hielten die flüchtigen Terroristen sie von ihren eigentlichen Aufgaben ab und dass Mariam sich entschieden hatte den Gouverneur nicht darüber in Kenntnis zu setzen, half nicht dabei ihre Aktivitäten zu rechtfertigen. Die Operative wusste, dass sie nun entweder etwas finden oder etwas an ihrem Vorgehen ändern musste. Und auch, dass Kerbal erneut zuschlagen würde, ließe sie das zu.

Doch fast alle Spuren, die sie gehabt hatte, hatten sich bereits vor zwei Tagen in Wohlgefallen aufgelöst. Wie sie vermutet hatte, brachten Holoaufnamen aus Colina den Kerbal zugeteilten 93-B in Zusammenhang mit der Entführung von Sellon Jittek. Auch war das Hovercraft dabei gefilmt worden, wie es die Stadt in einer ganz bestimmten Richtung verlassen hatte. Doch dann war Kerbal ein weiteres Mal in der verdammten Wildnis verschwunden und alles, was sie tun konnte, war auf seine nächste Sabotageaktion zu warten. Sie war jeder einzelnen Spur, die sie gehabt hatte, nachgegangen. Doch was hatte sie vorzuweisen? Nichts. Nichts weiter! Sicher, genug für einen neuen Haftbefehl von Gouverneur Antares, doch nichts, was verhindern würde, dass Kerbal ihr genauso durch die Finger glitt wie Angelus zuvor!

Und so war sie dazu übergegangen zu improvisieren. Manch einer hätte ihr vorgeworfen, dass sie nach Strohhalmen griff. Und manch einem hätte sie zähneknirschend zustimmen müssen. Doch noch war ihre Gnadenfrist von Antares‘ Geduldsfaden nicht ausgelaufen und so war dies alles, was sie tun konnte. In einem Anflug von Verzweiflung hatte sie damit begonnen der einzigen Spur nachzugehen, die sie noch nicht erschöpft hatte.

Dass Navalon eine Jedi war, wusste sie sicher. Also hatte sie damit begonnen das Holonet nach allem Videomaterial zu durchforsten, das Jedi zeigte. In der Hoffnung etwas zu finden, das sie gegen Navalon in die Hände bekommen konnte. Freunde, Familie, Kollaborateure, Leute mit denen sie gesehen worden war… Doch bisher ohne Erfolg. Und so langsam ging ihr auch das Material aus! Irgendwann am gestrigen Tag hatte Mariam in der Gegenwart begonnen und sich seitdem in die Vergangenheit vorgearbeitet. Navalon war noch jung und so sah die Operative wenig Nutzen darin länger als einige Jahre zurückzugehen. Doch auch so war es genug. Aufnahmen von Jedi die im Senat sprachen, Veranstaltungen besuchten, Babys küssten… So viele Gesichter und abartige Spezies. Doch keine einzige hellhäutige Menschenfrau mit buschigen Brauen.

Grade lief eine
Live-Reportage zum Siegesball zu Corellia auf Mon Calamari in doppelter Geschwindigkeit über Mariams Bildschirm. Es war eine der letzten Quellen, die sie für sich herausgesucht hatte. Möglicherweise vielversprechend, da viele Jedi zu Ende des großen Krieges über den roten Teppich marschiert waren... Doch auch so ziemlich ihre letzte Hoffnung. Navalon hatte wohl kaum im Krieg selbst gekämpft. Dafür war sie schlicht zu jung. Wenn sie also hier nichts fand… Müde nahm Mariam einen der letzten Bissen Nudeln und überlegte es für heute Abend sein zu lassen. Grade wollte sie den Feed stoppen, als ein bekannter Name fiel.

Eowyn El’mireth. Mit Gift in den Augen sah Mariam auf. Das war sie also. Die Königsmörderin. Grade kommentierte die Moderatorin das blaue Korsagekleid der Jedi, was der Operative ein angewidertes Würgen entlockte. Natürlich wurde sie von dreckigen Xeno-Padawanen begleitet. Ein Kaminoaner und ein Miraluka, klassische Beispiele republikanischer Korruption. Wenn nur endlich das Imperium die verlorenen Gebiete zurückeroberte, würde es diesen Abschaum endlich aus der Galaxis tilgen…


„Und direkt dahinter folgt Arlen Merillion, ebenfalls ein Padawan. Er schreitet äußerst souverän über den roten Teppich. Ich muß schon sagen, daß sich der Orden hier durchwegs hervorragend präsentiert, Straccia Tella.“

, fuhr der männliche Moderator fort und mit einem belustigten Kopfschütteln blickte Mariam auf, um zu sehen, was für eine Xeno-Kreatur diesmal als Creme de la Creme des Jediordens präsentiert werden würde. Und erstarrte. Der Moment war vorüber, ehe sie sie sich daran erinnerte den Mund voller blauer Nudeln wieder schließen. Hastig spulte sie zurück.

„Und direkt dahinter folgt Arlen Merillion, ebenfalls ein Padawan.“


, wiederholte sich die Aufzeichnung und wieder sah sie das vertraute Gesicht über den roten Teppich schreiten. Das rote Sith-Gesicht das sich mit dem Teppich mehr als Biss. Darth Kerbal, merklich um Jahre jünger – aber das war er! Ein unbeholfener Teenager, der hastig, ohne die Kameras anzusehen durchs Bild ging, als wolle er gar nicht wirklich gesehen werden! Kaum ein vergleich zu dem selbstbewussten Sith-Krieger, dem sie erst neulich im Nordpolarkreis gegenübergestanden hatte. Darth Kerbal, oder wie ihn der Moderator nannte: Arlen Merillion. Padawan. JEDI-Padawan. Ein fast schon hysterisches Lachen entrang sich Mariams Brust, während sie die Aufzeichnung ein drittes Mal abspielte.

„Jetzt habe ich dich…“

, murmelte sie, die Takeawaybox auf ihrer Tischplatte, umgeworfen und vergessen. Die Arme in die Höhe gereckt.

„Jetzt habe ich dich, du terroristisches Stück Aliendreck. Wart‘ ab, bis ich dich in die Finger kriege… Sith am ARSCH!“


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Faith & Zweibein, Tha'klen, Arlen


Sie hatte die Worte mit einer Stimme vorgelesen, die zwischen Ernst und Routine schwankte. Ein Teil von ihr wollte lachen. Natürlich ließ man sie nicht einfach so eintreten. Alles war wieder eine Prüfung, wieder eine Bedingung, eine Grenze, die überwunden werden musste. Als hätte der Kampf gegen Alphakiller allein nicht dazu gereicht. Typisch Jedi.

Als sie das unter der Maske angedeutete Grinsen Arlens sah, ließ Faith die Ironie mit einem schwachen Atemzug entweichen.


“Geduld ist das halbe Leben der Jedi”, wiederholte sie, wobei es ihr schwer fiel, ihre Worte nicht wie Spott klingen zu lassen. Jedenfalls folgte sie seiner Aufforderung, kniete sich nieder und legte ihre Hände in die der anderen.

Die Tiefschlaftrance setzte nicht sofort ein. Dieses Mal hatte sie ihre Schwierigkeiten. Zu sehr hallte der Kampf noch in ihren Knochen und brennenden Muskeln nach. Erst nach vielen Herzschlägen ließ der Gedanke an die Anstrengungen in ihrem Kopf nach und die Schwere löste sich von ihren Gliedern. Die Macht umarmte sie wie lauwarmes Wasser, das jeden Muskel entspannte.

Und im nächsten Augenblick war da eine neuerliche Vision. Erneut war sie weder klar noch deutlich, lediglich ein Flackern: Arlen, umgeben von Schatten, die wie Finger nach ihm griffen. Doch dazwischen, zart, aber unerschütterlich, eine Linie aus Licht, in der sie sich selbst sah. Für einen Moment war sie versucht, sich tiefer hinein zu lehnen, doch die Trance trug ihr Bewusstsein davon und verwischte die Bilder wie im Wasser verlaufende Tinte.

Als sie die Augen wieder öffnete, fühlte sie sich leichter. Die Bilder der Vision blieben nur noch ein flüchtiger Eindruck, nicht mehr als die ungreifbare Erinnerung an einen Traum. Der Himmel über ihnen hatte sich kaum verändert, doch es war Zeit vergangen. Es gab eine klare Trennung von Vorher und Nachher, spürbar besonders in ihren eigenen Gliedern, die ihr die heilsame Erholung dankten.

Arlen erhob sich derweil, redete von Machtgriffen und dem Abwehren selbiger. Faith folgte seiner neuen Aufforderung beinahe mechanisch. Sie spürte, wie sich ein sanfter Druck auf ihre Schulter legte - unsichtbar, aber unmissverständlich wie die Macht selbst. Faith machte es nach, erwiderte den Griff auf Tha’klen. Es war nicht gleich zu verstehen, was Arlen meinte. Natürlich spürte die Padawan dien Verpine. Gegenseitige Verbindung? Es dauerte eine kleine Weile, ehe sie den Unterschied bemerkte. Es fühlte sich an, als würden sie die Präsenz des jeweils anderen fixieren und ging über eine körperliche Verbindung hinaus.
Als der Jedi-Ritter die Verbindung kappte, verstand Faith, was er meinte.

Aus dem Überschwang einer neuerlichen Selbstüberzeugung, die sie aus dem Erlebnissen zog, die sich seit der Trennung von Chesara als ihre Meisterin ereignet hatten, versuchte sie es zunächst zu hastig. Sie riss an der Verbindung, als würde sie ein Seil zertrennen wollen, roh und ungestüm. Als Antwort spürte sie nur, wie der Widerstand zurückschellte und ihre eigene Konzentration verwirbelte.

Also atmete sie tief durch, zwang sich zu etwas mehr Ruhe und tastete noch einmal vorsichtiger. Diesmal nicht mit zwanghaftem Erfolgsdruck, der in Gewalt mündete, sonder mit Gefühl. Es war, als würde sie mit ihren Machtsinnen die Oberfläche eines Sees berühren, und den seichten Strom umlenken, sodass die kleinen Wellen nicht mehr gegen sie, sondern um sie herum flossen. Und tatsächlich - Tha’klens Griff löste sich von ihr ab, wie die besagte Welle, die um einen Stein herum floss.

Faiths Lippen verzogen sich zu einem kurzen, zufriedenen Lächeln. Nicht, weil sie so stolz auf sich selbst war, sondern weil sie einen Blick auf die Inschrift der Tür warf. Arlen konnte ein liebenswerter Idiot sein, eingefahren in seiner Sichtweise auf die Natur der Welt. Aber mit Sicherheit war er kein schlechter Lehrer. Tha’klen hatte Glück.

Das Tor verharrte jedoch unbewegt. Die Padawan hob leicht die Augenbrauen.


“Nicht genug? Was sollen wir denn noch tun?”, blaffte sie den Tempel an, als wäre er es, der sich ihnen gegenüber für die Anstrengungen der letzten Wochen als Verantwortlicher entschuldigen musste und hob herausfordernd die Arme.

“Das ist so typisch. Und komm mir jetzt nicht mit Geduld.” Sie sah Arlen an, bevor er auch nur das Wort ergreifen konnte.
“Kann es nicht ein einziges Mal einfach sein? Ich bin müde. Ich will nach hause.”

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Faith & Zweibein, Tha'klen, Arlen
 
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Zufrieden verfolgte Arlen wie schnell Faith die Übung begriff und korrekt umsetzte. Die Padawan hätte es vermutlich nicht hören wollen, doch bemerkte und schätzte er wie weit sie in den letzten Wochen gekommen war. Noch zu gut hatte er ihre Stimme im Ohr, wie sie geklungen hatte, nachdem er sie aus dem Gefängnis gerettet hatte. Dieselbe junge Frau die sich damals so gar nichts zugetraut hatte, kämpfte nun ohne mit der Wimper zu zucken gegen Sith-Krieger und technologisch überzüchtete Kampfdroiden. Und meisterte eine neue Machtfähigkeit in unter einer halben Stunde.

Sein stolzer Ausdruck verschwand auch nicht, als sie sich ob des mangelnden Erfolges beim Öffnen des Tempelportals frustriert zeigte. Anders als Arlen gehofft hatte, hatte den Padawanen etwas beizubringen keinen Erfolg gebracht, doch noch waren seine Ideen nicht erschöpft. Trotzdem hatte er Verständnis für Faiths Frust. Sie alle hatten in der letzten Zeit viel zu viel mitgemacht und es grenzte vermutlich an ein Wunder, dass sie nicht alle als Nervenbündel in Fötalstellung in irgendeiner Ecke lagen. Geduldig warf er also Faith unter seiner Maske hervor ein ermutigendes Lächeln zu.


„Erinner‘ dich, was ich was ich euch über Machtmut beigebracht habe. Lass uns doch nochmal für einen Moment die Augen schließen.“

Mit einer Handbewegung bedeutete er Tha’klen Faiths Hand zu nehmen und ergriff dann selbst die andere Hand ders Verpine.

„Erforschen wir unsere Gefühle – und lassen sie zu. Es ist okay frustriert zu sein, wütend auf diesen Planeten. Wer wäre das nicht. Lasst uns einmal gemeinsam diesen Frust spüren.“

Einen Moment lang gab er ihnen allen Zeit, dann sprach er weiter:

„Und nun lasst uns die Macht spüren. Das Universum. Diesen Tempel. Schaut wie wir ein Teil des großen Ganzen sind – und unsere Gefühle ein Teil von uns. Spürt den Frieden dieses Ortes, der Macht, unserer Herzen…und lasst die Gefühle verstreichen.“

Erneut wartete er einen Moment ab – vielleicht auch ein paar Minuten – bevor er wieder die Augen öffnete.

„Besser?“

, fragte er in Faiths Richtung, bevor er seine Aufmerksamkeit endlich wieder auf das Portal richtete. Zielstrebig trat er auf den geschlossenen Durchgang zu und legte die Hände auf den freigelegten Sandstein. Dann schloss er ein weiteres Mal die Augen. Schon eben hatte er diesen Ort in der Macht gespürt, doch nun ließ er seine Energie durch sich hindurchströmen, mit allem, was dazugehörte. Die Macht hier war müde mit der Einsamkeit und Verachtung, der sie zu lange ausgesetzt gewesen war. Und doch spürte er fast schon ein freudiges Erkennen, als seine Aura, die des Gebäudes berührte. Gespannt öffnete er die Augen, doch noch immer war das Portal geschlossen. Für einen Moment verwirrt starrte er den widerspenstigen Sandstein an, dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.

„Tha’klen, Faith, kommt zu mir. Legt eure Hände auch an den Stein. Streckt eure Sinne nach dem Tempel aus.“

Gesagt, getan. Zu dritt spürten sie noch einmal der Aura des Tempels nach und diesmal war die Reaktion des Ortes stärker. Für einen Moment geschah nichts, doch dann ertönte das Geräusch von Stein, der über Stein schabte. Endlich – endlich! – standen sie vor einer geöffneten Tür.

„Seht ihr, das ging doch schon fast ohne Probleme!“

, sagte er lachend und wollte grade einen Schritt hineintun, als sein Comlink ein eindringliches Piepen von sich gab. Mit gerunzelter Stirn zog Arlen das kleine Gerät aus der Tasche und überflog die Nachricht mit hoher Priorität, die es allen Widrigkeiten zum Trotz aus der Neuen Republik hinaus und auf diesen entlegenen Winkel Keladas geschafft hatte. Nach kurzem Zögern las er sie laut vor:

„Der Rat ordnet alle Jedi auf imperialen Planeten an, je nach Lage Missionen unverzüglich abzuschließen, unterzutauchen oder, falls nicht anders vertretbar, mit äußerster Vorsicht weiterzuführen. Es besteht der dringende und begründete Verdacht, dass sich die Situation zwischen der Republik und dem Imperium in den nächsten Stunden bis Tagen zusehends verschärfen oder sogar eskalieren könnte.
Gebt auf euch und eure Nächsten Acht und möge die Macht stets mit euch sein!“


Mit zusammengebissenen Zähnen sah er auf und warf den Padawanen einen Blick zu.

„Ach wie gut, dass wir uns ohnehin so schnell wie möglich auf die Socken machen wollten.“

Der Moment der Freude, den er grade noch ob des Erfolges mit der Tempeltür gespürt hatte, war schon wieder erloschen. Für wenige Minuten hatte er sich fast so etwas wie wohl in der giftdurchseuchten Schlucht gefühlt, doch die Nachricht war die nötige Erinnerung, dass ihre Tage hier zwangsweise gezählt waren.

„Nun, wir wollten morgen früh ohnehin weiterziehen. Ich schlage also folgendes Vorgehen vor. Wir schauen uns jetzt im Tempel um, mit zwei Zielen. Zum einen wollen wir einen guten Raum zum Lagern finden, zum anderen sollten wir alle Artefakte sichern, die wir finden können. Ich denke wir müssen davon ausgehen, dass wir die letzten Jedi sein werden, die für eine ganze Weile – vielleicht sogar bis zum Ende dieses Ortes – hier sein werden. Was wir zurücklassen, wird in Vergessenheit, oder vielleicht sogar Sith in die Hände fallen. Bedenkt trotzdem, wir haben nur begrenzte Transportkapazität, also werden wir vermutlich priorisieren müssen. Wenn ihr euch nicht sicher seid, steckt es erstmal ein und dann sortieren wir im Lager aus, wenn es sein muss.“

Leise seufzte er und versuchte etwas in der Dunkelheit des Eingangs zu erkennen. So ausgesprochen fühlte sich die ganze Sache ein bisschen wie Plünderung an, doch es ging ja nicht anders. Und immerhin gehörte das Gebäude zu ihrem eigenen Orden, der die Mission – und den Abtransport wichtiger Artefakte – sanktioniert hatte.

„Soweit klar? Ich denke wir können uns aufteilen, solange wir mit der Macht in Kontakt bleiben…“


[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Ein paarhundert Klicks südlich von Colina / Industriebrache / Tempelschlucht / Vor dem Tempel ] Arlen, Tha'klen und Faith
 
[ Kelada System | Kelada | Weit südlich von Colina | Industriewüste | Vor dem Tempeleingang ]
Faith & Zweibein, Tha'klen, Arlen

Staub rieselte aus den Ritzen des Tores, als es sich aufschob. Es rieselte durch die Luft und legte sich auf Faiths Haare, sodass die ohnehin feuchten, an der Maske klebenden Strähnen eine graue Farbe annahmen. Zunächst stand sie nur da und starrte in die Dunkelheit.
Kurz schloss sie die Augen und atmete tief durch.

Das schrille Piepsen von Arlens Comlink störte den Augenblick jedoch gnadenlos. Faith sah zum Jedi-Ritter, und lauschte ihm, als er vorlas. Ihre dicken Augenbrauen zogen sich zusehends zusammen. Ein ungutes Gefühl breitete sich in ihrem Magen aus. Der Rat der Jedi warnte vor einer Eskalation. Krieg? Ausgerechnet jetzt?

Ihre Gedanken schwebten zurück zu ihrer Einheit. Ob sie sich gerade auf einen kommenden Krieg vorbereiteten, unter einem anderen Lieutenant? Männer und Frauen, ihre Kammeraden, die heute bereits vielleicht marschierten. Heute vielleicht schon starben. Ohne sie. Faith fühlte, wie ihr Herzschlag schneller wurde. Während sie hier in der vergifteten Luft nach Relikten suchten, konnten sie für die Sicherheit der Galaxie bereits mit ihren Leben bezahlen.

Ein leiser Ton entwich ihr, kein Wort, kein Seufzen. Kaum mehr als ein angestrengtes Ausatmen. Sie sollte bei ihnen sein.

Dennoch hatte sie hier eine Aufgabe. Pflicht war Pflicht. Sie war nicht nur Soldatin, sie war auch Jedi-Padawan. Ihre Zeit in der Armee hatte sie gelehrt, das zu akzeptieren.

Sie sah erneut zu Arlen. Er scherzte noch halb, in den Versuch, die Stimmung nicht kippen zu lassen. Allerdings bemerkte sie den Schatten in seinen Augen. Der Moment der Freude, als sich das Tor geöffnet hatte, war verflogen. Von den Mauern des Tempels kam nun Stille.


“Auf geht’s.” Die Stimme der Padawan klang rauer als sie beabsichtigt hatte.Plündern wir unser eigenes Erbe, bevor es Darth Angelus oder jemand anderes tut.”

Sie zog sich die Maske vom Gesicht, rieb sich mit der Rückhand den Schweiß und Staub aus den Augen und trat über die Schwelle.

Die Luft im Tempel war kühl und klamm. Ihre Stiefel hallten dumpf vom steinernen Boden auf. Wie viele Jahre war hier niemand mehr gewesen? Dunkle Schatten lungerten in den Ecken, wo Reliefs von Jedi einst Szenen des Lernens und der Prüfung festgehalten hatten. Vieles war verfallen.

Die Macht hier fühlte sich anders an als draußen. Immer noch schwach, fast müde. Aber in der Dunkelheit vibrierte sie beharrlicher. Wie das Herz eines Verletzten, das weiterschlug. Faith hielt kurz inne, schloss für einen Moment die Augen und ließ sich von der Vibration durchdringen. Das schwache Pochen wirkte tröstlich.


“Die Macht heißt uns willkommen”, kommentierte sie, was sie fühlte.

Faith ließ den Blick die Gänge entlang wandern, die sich von der Eingangshalle in verschiedene Richtungen abzweigten. Auf Arlens Vorschlag hin nickte sie bestätigend. Dann suchte sie sich einen Gang aus, bei dem sie ein gutes Gefühl hatte, und betrat ihn.

Kurz fühlte sie sich, als würden die Schatten sie verschlucken, als sie den ersten Fuß hinein setzte. Der Staub, der hier lag, wirkte älter als sie selbst, vielleicht älter als jeder Jedi, den sie kannte. Die Wände zu beiden Seiten waren jedoch mit altertümlichen Lichtern gespickt, die genau dann sanft aufleuchteten, wenn Faith in ihre Nähe trat und hinter ihr wieder erloschen. Spinennetze hingen von den Decken und spannten sich in alle Richtungen.

Von dem Alter des Ortes ergriffen fuhr Faith mit einer Hand über die Wand. Kalter Stein, uneben gehauen, doch beständig. Unter der Fingerspitze glaube sie zudem schwache Gravuren zu spüren, die jedoch mit dem einfachen Auge nicht mehr erkennbar waren. Jedenfalls gab es hier Spuren von Leben, von Lernen - von einem Alltag, der lang vergangen war.

Nach einigen Schritten öffnete sich der Gang in eine kleine Kammer. Es handelte sich um ein Schlafquartier, soviel schien sicher. Ein schmales Bettgestell aus Holz, dessen Matratze längst verfallen war. An der Wand lehnte ein Regal, dessen Bretter morsch und schief hingen. Ein Schrank, dessen türen halb geöffnet in den Angeln baumelten. In der Luft hing ein Geruch zwischen Moder und abgestandenen Wasser.

Vorsichtig trat sie ein. Die Augenbrauen zogen sich erneut zusammen, als ihr Blick auf ein längliches Objekt am Fußende des Bettgestells fiel. Zwischen den eingestürzten Resten einer Wandhalterung lag eine Waffe - kein Lichtschwert, wie sie zunächst enttäuscht feststellte, sondern etwas roheres. Eine Vibroklinge. Der silberne Griff war angelaufen, die Klinge sah stumpf aus, doch noch relativ intakt. Faith bückte sich hinab, hob die Waffe an und wog sie in der Hand. Es war anders als ein Lichtschwert, aber besser als gar nichts. Ihres war verloren und das E-10R lag am Fuß der Schlucht, zerschmettert unter Alphakiller.

Als sie den Raum wieder verließ, bemerkte sie am Ende des Ganges eine Tür. Anders als die offene Kammer war sie verschlossen. Daneben befand sich ein uraltes Terminal, das - zu Faiths abermaliger Überraschung - blinkte. Hatte der Tempel noch Energie? Faith verzog die Lippen.


“Schau mal, was du tun kannst, Zweibein.”

Der Droide erwachte und piepste empört von ihrem Rücken, als hätte sie ihn geweckt. Mit einem ungehobelten Kommentar hüpfte er von ihr herab, schwebte auf das Terminal zu und steckte einen seiner Datenarme in die Buchse. Faith verschränkte die Arme und lauschte den hektischen, teils frustriertklingenden Binärsequenzen, die er dabei von sich gab. Es dauerte ein wenig, aber schließlich klickte es und die Tür glitt knirschend auf, so als erinnerte sie sich nicht mehr daran, beweglich zu sein.

Hinter der Schwelle lag eine Werkstatt. Der Raum war größer, erfüllt von den Resten der Arbeiten, die hier erledigt wurden. Von Staub bedeckte Werkbänke, auf denen halbfertige Gerätschaften lagen. In der Ecke lag ein zusammengebrochener Droidenkörper, aus dem ein ganzer Kabelbaum ragte und sich wie Adern über den Boden erstreckte. Auf einer der Werkbänke lag jedoch etwas, das nicht völlig zerfallen war.

Faith trat näher. Es sah aus wie ein Visor, rechteckig, mit einem breiten, dunkel getönten Glas. An der Seite befanden sich Anschlüsse, die in den Helm eines Piloten oder eines Technikers integriert werden konnten. Sie hob ihn vorsichtig auf und wischte mit der Handfläche den Staub davon.
Ein Interface Visor. Die Oberfläche war stumpf, aber er wirkte … möglicherweise funktional. Vielleicht enthielt er noch Daten aus einer längst vergangenen Zeit. In einem früheren Leben hätte dieses Ding sowas wie ein Hilfsmittel für Mechaniker sein können. Hier, inmitten der Tempelruine, fühlte es sich wie ein Artefakt an. Sie stopfte ihn in einen kleinen Beutel.

“Besser als nichts.”

Dann wandte sie sich zurück in den Gang - vielleicht gab es in der Tiefe des Tempels noch wertvolleres. Vorher ließ sie noch ihre Jedi-Sinne ausschweifen, um zu spüren, ob die anderen beiden noch da waren.

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Faith & Zweibein
 
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Jeder für sich machten die drei Jedi sich in die Tiefen des Tempels auf. Wenn er ehrlich war, wusste Arlen auch nicht ganz recht wonach sie genau suchten, doch war er offen dafür sich überraschen zu lassen. Auf gut Glück folgte er einem dunklen Korridor und stellte überrascht fest, dass es in dem lange verlassenen Gebäude noch immer Lichter gab, die auf ihn reagierten. Nach ein paar Schritten steckte er die Taschenlampe, die er eigentlich schon herausgekramt hatte, wieder weg und streckte stattdessen seine Sinne aus. Er spürte das beharrliche Vibrieren der Macht, das hier unten sogar noch stärker war als vor dem Tempel. Die Jedi die hier einst gewohnt hatten mochten verschwunden sein, doch lebte in den verlassenen Gängen allerhand Insekten und kleinere Tiere, die hier ein neues Zuhause gefunden hatten.

An den Seiten des Ganges gab es immer wieder Türen, die jedoch in einst geleerte, nun bedeutungslose Räume führten. Er nahm an, dass es sich dabei einmal um Quartiere gehandelt hatte, doch war dies eher ein Gefühl als eine begründete Vermutung. Fast war er versucht die Seitenräume einfach zu ignorieren und stattdessen schneller tiefer vorzudringen, als sich der Tempel dann doch erbarmte.

Hinter einer abgeschlossenen Tür, die er nur mit der Macht und einem bisschen Geduld aufbrechen konnte, entdeckte er einen alten Lagerraum. Auch hier schienen die ehemaligen Bewohner des Tempels bei ihrem Abschied einiges mitgenommen zu haben, doch war der Raum trotz allem gut gefüllt. Rasch ging Arlen die Gänge zwischen den Regalen ab und füllte einige Vorräte auf, die zuletzt etwas zu Neige gegangen waren. Vorfreudig grinste er, als er ein paar Pakete qualitativ hochwertig aussehender Instantgerichte für heute Abend einsammelte. Der wirkliche Fund war jedoch eine Schublade mit Lichtschwertbauteilen, die zwar staubig, aber brauchbar aussahen. Die kleine Durastahlkassette mit der Aufschrift ‚Kristalle‘ schien zwar mit Abschied der einheimischen Jedi geleert worden zu sein, doch war Arlen zuversichtlich wenigstens seine eigene Waffe damit reparieren zu können.

Nachdem er alles, was irgendwie nützlich erschien, in sein Bündel gestopft hatte, zog Arlen weiter. Als nächstes fand er einen größeren Raum, der wohl einmal als Kantine gedient hatte und von dem eine Tür in einen alten Bibliotheksraum abging. Hier fand er dann auch den ersten Ort im Tempel, der nicht so sauber und abgepackt aussah wie die bisherigen Räume, die er gesehen hatte. Auf den zentralen Tischen standen staubige Stapel von Büchern, Datenkassetten und Schriftrollen, manche halb zerfallenes Papier eingewickelt und zu Bündeln verschnürt. Es wirkte, als hätte jemand die wichtigsten Werke ebenfalls mitnehmen wollen, wäre jedoch mittendrin unterbrochen worden. War der hier stattgefundene Abschied etwa plötzlicher vor sich gegangen als beabsichtigt?

Neugierig trat Arlen näher, mit der Absicht sich die Stapel einmal näher anzusehen. Es war ausgeschlossen, dass sie selbst zu dritt alles würden mitnehmen können, doch sicherlich würde hier etwas Interessantes dabei sein. Grade wollte er sich den ersten Stapel vornehmen, als sein Blick auf einen Rucksack fiel, der halb verborgen unter einem Tisch stand. Auch dieser war mit einer dicken Staubschickt bedeckt und wirkte wie ein Gegenstand, der in Eile liegengelassen worden war.

Neugierig nahm Arlen den Rucksack zur Hand und begann den Inhalt sorgfältig auf dem Tisch auszubreiten. Zufrieden grinste er, als er nach und nach allerhand Masken, einen Würfel – der sehr nach Holocron aussah – und einige weitere Gegenstände hervorzog, die sehr nach dem aussah, was er sich unter möglicher ‚Beute‘ vorgestellt hatte. Dies in Kombination mit dem zurückgelassenen Inhalt der Bibliothek und allem, was Faith und Tha’klen noch in dem verlassenen Gebäude finden mochten, versprach zumindest für diesen Aspekt der Mission einen äußerst erfolgreichen Ausgang.

Die nächsten paar Stunden verbrachte Arlen in der Bibliothek, während er versuchte etwas Ordnung in die hier gelagerten Bände zu bringen. Seine Vorahnung, dass die gestapelten Werke vermutlich interessanter waren als die, die man in den Regalen belassen hatte, bestätigte sich rasch. Unterdessen erkundeten die Padawane weiter den Rest des Tempels und schlugen gegen Abend hin ein Lager in einem der oberen Stockwerke auf. Arlen lud den Artefaktruckack und seine Vorauswahl an Büchern auf einen Rollwagen und fand sich schließlich als letzter bei den beiden ein. Tha’klen hatte bereits einen kleinen Gaskocher aufgestellt, auf dem hen nun begann die erbeuteten Fertiggerichte zuzubereiten.

Arlen, der grade keine Kapazität mehr hatte sich weiter mit staubigen Wälzern zu beschäftigen, zog stattdessen die Überreste seines Lichtschwertes aus der Tasche. Sorgfältig begann er damit es auseinanderzubauen, zumindest wenn man die Trennung der ineinander verbogenen Teile so nennen konnte. Nach vielleicht zehn Minuten hatte er die einzelnen Komponenten vor sich aufgereiht und stellte schockiert fest, dass das Einzige, was er wiederverwenden konnte der rote Lichtschwertkristall war. Er hatte damit gerechnet einiges inklusive der Hülle mit den gefundenen Komponenten auswechseln zu müssen, doch ein Schwert in diesem Zustand hatte er noch nicht gesehen. Nun…hoffentlich ließ sich aus dem gefundenen ein komplettes Lichtschwert zusammenstellen.

Bevor er jedoch begann den Werkzeugkasten nach allem, was er brauchen würde, zu durchsuchen, folgte er einer Eingebung und ließ den roten Lichtschwertkristall vor sich in der Luft schweben. Der Kristall – und das dazugehörige Lichtschwert – hatte einmal einem Sith namens Darth Furor gehört, der auf Florrum von Jedi gestellt und getötet worden war. Als Arlen die Waffe erhalten hatte, war allein von der Aura des Kristalls klar gewesen, dass er dafür benutzt worden war schreckliche Dinge zu tun und lange der verdorbenen Aura des Sith ausgesetzt gewesen war. Es war sogar wahrscheinlich, dass Furor selbst den Kristall künstlich erschaffen hatte und so von Beginn an seinen Einfluss geltend gemacht hatte.

Nun, nach so langer Zeit auf Kelada, in den Händen eines Jedi-Ritters, hatte der Kristall viel von seiner ehemals hasserfüllten Aura verloren. Noch immer pulsierte die Dunkle Seite in seinem roten Glanz, doch spürte Arlen auch eine Art Widerwillen gegen seine eigene Natur in dem kleinen Gegenstand. Wenn ein Kyberkristall überhaupt so etwas empfinden konnte. Nachdenklich brummte er und streckte seinen Geist nach dem schwebenden Kristall aus. Kurz entschlossen griff er zu und ließ seine Präsenz durch ihn hindurchfließen, mit dem vagen Plan die in ihm vertreibende Dunkelheit zu vertreiben. Ohne, dass Arlen es beabsichtigt hatte, begann der Kyberkristall in der Luft zu zucken, während die Überreste von Darth Furors Aura sich ihrerseits gegen seinen Geist stemmten. Sie waren zu schwach, um Arlen noch zu beeinflussen, aber doch stark genug, um sich gegen seinen Einfluss zur Wehr zu setzen.

An jedem anderen Abend hätte Arlen sich vermutlich die Zähne an dem Kristall ausgebissen. Heute jedoch verfügte er über einen entscheidenden Vorteil: Er saß in einem waschechten Jedi-Tempel und hatte den roten Kyberkristall somit so weit aus einem eigenen Element entfernt wie nur irgend möglich. Noch einmal verdoppelte er also seine Anstrengungen und öffnete seinen Geist diesmal für den Einfluss des Tempels, den er erst in sich aufnahm und dann durch den Kristall lenkte. Einige Schweißperlen begannen sich auf Arlens Stirn zu bilden, während er sein Bestes gab, die hier präsente Helle Seite zu kanalisieren. Macht pulsierte durch seinen Körper und brannte in seinen Adern wie Feuer. Für einen Moment glaubte er, er würde unterliegen…doch dann brach er durch.

Zunächst als begänne der rote Kyberkristall zu bluten. Rote Farbe stieg von ihm auf, wie von einer Wunde im Wasser. Doch dann verschwand sie einfach. Verschwand in der Luft wie Rauch. Und ließ einen Kristall zurück, der gelb im Licht des Kochfeuers schimmerte.


„Oha.“

, sagte Arlen, fast schon überrascht, dass dies am Ende doch so einfach funktioniert hatte. In der Macht fühlte sich der ehemalige Sith-Kristall neutral ein. Weder dunkel noch hell. Bereit, neue Erfahrungen in sich aufzusaugen.


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Faith hatte ihren Fund, die Vibroklinge, neben sich gelegt, während sie in der Ecke des aufgeschlagenen Lagerplatzes saß. Es war stumpf, von irgendwelche Vibrationen war nicht mehr viel zu spüren und stellte sich nicht einmal als brauchbar heraus, als es darum ging, die von Tha’klen zubereiteten Fertigrationen in verzehrbare Portionen zu teilen. Sie war somit nicht mehr als schwerer Tand, den sie wohlmöglich lieber zurücklassen als weiter mitschleppen sollten. Damit blieb ihr als einziger potentiell brauchbarer Fund nur der Visor, den sie diem Verpine übergeben hatte. Tha’klen nutzte die Zeit, um die Technik-Brille an irgendein kleines Gerät anzuschließen, das er bei seiner Durchforstung des Tempels aufgetrieben hatte und schien beschäftigt. Arlen hantierte mit dem Kristall, den er aus seinem zerstörten Lichtschwert geborgen hatte und versuchte sich daran, ein neues zu gestalten, als hänge seine Zukunft davon ab.

Vielleicht tat sie es jedoch gewissermaßen auch.

Die Padawan beobachtete den Sith, während die Schweißperlen auf seiner roten Stirn im Licht des Kochfeuers glitzerten. Faith konnte die Anspannung in der Macht fühlen, die ihn umgab. Als würde eine Hitze in der Luft liegen. Als auch ihr eigener Herzschlag sich beschleunigte und das Pulsieren der Macht immer stärker wurde, bemerkte sie, dass es nicht nur Arlen betraf. Der Tempel selbst schien ihm zu helfen. Es war als würde die alte, schwache Aura dieses Ortes schwer atmen und dem Jedi-Ritter ihre Kraft schenken.

Faith kniff andächtig die Augen zusammen, unfähig, sich zu rühren. In der Tat - dieser Ort war heilig.

So hörte sie nur seinen überraschten, fast kindlichen Ausspruch, als ihm offenbar gelang, wofür er all die Anstrengung auf sich nahm. Nachdem sie die Augen wieder geöffnet hatte, beobachtete sie ihn noch lange. In ihr hallte eine seltsame Mischung aus Stolz und Furcht. Stolz, dass er etwas geschafft hatte, was selbst für manche Jedi-Meister eine echte Herausforderung gewesen sein musste. Furcht, weil sie wusste, dass das, was in ihm saß - der Schatten Mu’tabars - jeden Moment versuchen konnte, seine Fähigkeiten zu missbrauchen.

Sie zog die Knie an die Brust, legte das Kinn darauf und lauschte der von Arlen und Tha’klen sowie ihrem eigenen Atem durchbrochenen Stille des Tempels. Ihre Gedanken wanderten zurück zur Nachricht, die Arlen erhalten hatte. Eskalation. Ein drohender Krieg. Ihre Kameraden könnten jetzt schon marschieren, oder schon sterben - während sie hier in dieser staubigen, alten Luft Artefakte sammelte. Das Gefühl, dass die Zeit gegen sie lief, schnürte ihr die Kehle zu.

Dabei war vorhersehbar gewesen, dass dieser Moment einmal kommen würde. Nicht der Moment des Krieges. Sondern die Zeit, an der sie sich entscheiden musste, was sie wirklich war, was sie wirklich sein wollte: Jedi oder Infanteristin? Die Macht hatte ihr eine Gabe geschenkt, über die nur wenige in der Galaxie verfügten. Ihre mehr oder weniger unglücklich verlaufene Ausbildung bei Rätin Chesara hatte ihr einen Dämpfer verpasst, deren Zweifel sie erst ausräumen wollte. Deshalb war sie zur Armee gegangen. Um sich selbst zu finden und um einen echten Beitrag zu leisten. Doch hatte sie hier auf Kelada gelernt, dass auch Jedi ihren Beitrag leisteten. Arlen kämpfte an vorderster Front und opferte genau so viel wie alle anderen. Es war immer nur ein Dienst auf Zeit gewesen. Hatte Rat Janson das gewusst, als er sie dafür auf Zeit freigestellt hatte? Dass sie wieder zurückkommen würde?


“Möge die Macht mit euch sein”, murmelte Faith kaum hörbar, an niemanden im Raum gerichtet, sondern an die Soldaten, die das Schicksal und die Freiheit der Neuen Republik verteidigten.

Dann hob sie den Kopf wieder, strich sich das Haar hinter die Ohren und sah erneut zu Arlen hinüber. Sein Kristall schimmerte inzwischen gelb und spiegelte auf erstaunliche Weise seine Augen wider. Die dunkle Energie, die zuvor von ihm ausgegangen war, schien verschwunden. Stattdessen war da Leere. Faith presste die Lippen zusammen. Was hielt die Macht für sie beide bereit? Sie wollte an seiner Seite bleiben. Doch es gab da diese Grenze, die sie nicht überschreiten durften - nicht, solange dieser Schatten in seinem Inneren hauste. Sie durfte ihn nicht verlieren. Nicht an die Dunkelheit und schon gar nicht aus Eigennutz.


“Ich hab’ gespürt, wie der Tempel mit dir geatmet hat. Der Kristall … “, sie zögerte. Ihre Stimme war leiser, als sie eigentlich wollte, schließlich saß sie ein ganzes Stück von ihm entfernt. “Hast du das Gefühl, dass es dich schwächt oder dass es dich stärker macht?

Sie hielt seinen Blick einen Herzschlag lang fest, und senkte ihn dann auf ihre eigenen Hände, die sie fest um die Knie geschlungen hatte.

“Ich meine … Weißt du, manchmal frage ich mich, ob wir nicht alle zu viel versuchen. Du, Tha’klen, ich, die Neue Republik … wir alle. Wir zerreißen uns an uns selbst, an der Macht, am Schicksal.”

Ihre Augen wanderten erneut zu dem gelben Kristall.
“Manchmal weiß ich nicht, ob es uns stärker macht. Und, woher sollen wir wissen, ob wir das richtige tun?”

Ein kurzer Seufzer entwich ihr.

“Und jetzt diese Nachricht. Das klingt nach Krieg. Meine Einheit könnte schon unterwegs irgendwohin sein. Und ich sitze hier, im Staub eines vergessenen Tempels. Während meine Leute vielleicht schon irgendwo sterben. Es fühlt sich an, als würde ich sie verraten.”

Sie sprach es mit einem neutralen Tonfall aus. Ihre Stimme war gepresst, doch brach nicht.

“Ich weiß, dass wir einen guten Grund haben, hier zu sein … ich meine nur … Glaubst du, ich tue das Richtige, wenn ich hiernach zum Jedi-Tempel nach Coruscant zurückkehre?”

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Für einen Moment betrachtete Arlen den sich langsam in der Luft drehenden Lichtschwertkristall, bevor er gedankenverloren nach den gefundenen Bauteilen griff. Dass Faith etwas murmelte, hörte er, doch interpretierte er es so, dass die Worte nicht für ihn bestimmt gewesen waren. Statt also darauf einzugehen, nahm er einen Lappen und eine Dose Öl aus einem Wartungskit zur Hand, das er zur Pflege seines Lichtschwertes immer in einer Gürteltasche mit sich führte.

Wer einmal ein Lichtschwert selbst gebaut hatte, für den war die Konstruktion einer solchen Waffe aus vorgefertigten Einzelteilen nicht so schwer. Die Herausforderung hier war jedoch, dass die Teile alt waren und lange ungenutzt als Staubfänger in einer Schublade vor sich hinvegetiert hatten. Rasch sah er die Einzelteile durch und legte die vielversprechendsten Kandidaten beiseite, bevor er damit begann jedes einzelne Teil per Hand zu reinigen und auf Funktionsfähigkeit zu überprüfen.

Als Faith ihn ansprach, sah Arlen auf, hörte jedoch nicht damit auf die Lichtschwertbauteile eines nach dem anderen durch die Wartungsroutine wandern zu lassen. Die Padawan klang nachdenklich, fast melancholisch, als sie ihn darauf ansprach, wie er eben die Macht des Tempels angezapft hatte. Nach einem kurzen Zögern fragte sie, ob er das Gefühl hatte, dass der Kristall ihn stärker machte oder schwächte.


„Mhh…bislang hat er immer ein Stückweit gegen mich gearbeitet. Ein Sith-Kristall, der die Dunkle Seite gewöhnt war und dessen Bedürfnisse ich nicht befriedigt habe. Ein weiteres kleines Gewicht auf meinem Geist, das versucht hat mich vom Pfad abzubringen… Jetzt…wird er wohl ein bisschen offener für meine Weltsicht sein.“

, antwortete Arlen, auch wenn er sich plötzlich nicht mehr ganz sicher war, ob Faith wirklich den Kristall gemeint hatte. Vor allem, als sie scheinbar aus dem Nichts das Thema wechselte. Mit gesenktem Blick fragte sie, ob sie sich nicht zu viel zumuteten, wenn sie sich am Schicksal aufrieben. Arlen lächelte müde.

„Ich glaube…das muss jeder für sich entscheiden. Wie viel sie zu geben bereit ist. Ich bin hier, weil ich es sein will. Die Republik existiert, weil Billiarden von Wesen sich entschieden haben, dass Freiheit und Wohlstand diesen Preis wert ist. Tha’klen…wird sich diese Frage wohl noch stellen müssen, wenn hen einmal die Wahl hat.“

Arlen und Tha’klen wechselten einen Blick. Seit er hens Machtsensitivität festgestellt hatte, war Tha’klen mit ihm auf der Flucht gewesen, darauf wartend in der Republik ein sichereres Dasein fristen zu können. Arlens Hände arbeiteten rhythmisch, während Faith weitersprach. Machte sie dieses Dasein stärker und woher sollten sie wissen, ob sie das richtige taten? Arlen nickte mit einem wissenden Lächeln. Er verstand die Fragen die Faith umtrieben, hatte er doch genauso mit ihnen gehadert.

„Frag dich, ob du diesen Landstrich, diesen Planeten…diese Galaxis besser zurücklässt, als du sie gefunden hast. Und wenn die Nacht am tiefsten ist, wenn du dir das Morgengrauen nicht mehr vorstellen kannst…dann vertrau der Macht.“

Faith sprach weiter, arbeitetet sich langsam zum Kern ihrer Sorgen, ihrer Melancholie vor. Sie sprach vom drohenden Krieg, von ihrer Einheit, die vielleicht schon auf dem Weg in den Einsatz war, während sie hier in diesem verlassenen Tempel saß. Ob sie das Richtige tat, wenn sie nach der Mission auf Kelada zunächst nach Coruscant zurückkehrte. Arlen brummte nachdenklich und ließ der Stille für einen Moment ihren Raum. Das einzige Geräusch war das Brummen des Kochfeuers und das Klicken der Lichtschwertbauteile, die er abwesend-routiniert zu einem großen Ganzen zusammensetzte.

„Eine schwere Frage, Faith… Aber lass sie uns pragmatisch angehen. Du weißt nicht, wo deine Einheit grade ist und was sie tut. Und du hast keine Möglichkeit es herauszufinden. Also fokussier‘ dich darauf was vor dir liegt. Was wir sicher wissen und wissen können. Auf einen sicheren Weg von Kelada, auf den Weg zurück. Auch wenn du ihre Spuren verfolgen willst, um ihnen zur Hilfe zu eilen, wirst du um Coruscant nicht drum herumkommen. Dort kannst du Nachforschungen anstellen und herausfinden, wo deine Einheit grade ist und wo sie dich braucht. Oder…oder ob es grade jemanden gibt die dich dringender braucht.“

Für einen Moment lang schwieg er, bevor er hinzufügte:

„Ich persönlich denke der Tempel ist eine gute Adresse, um herauszufinden wie du am besten helfen kannst die Galaxis zum bestmöglichen Ort zu machen, die sie sein kann. Als Jedi, oder als Soldatin. Mein Baugefühl sagt, dass sehr viele Leute ihren Beitrag als Soldaten leisten können…aber nur sehr wenige als Jedi.“

Er hatte es nicht beabsichtigt, doch das Timing ging perfekt auf. Mit einem hörbaren Klicken rastete das letzte Bauteil ein und fast schon reflexhaft drückte Arlen den Aktivator. Mit einem tiefen, ruhigen Brummen schoss eine gelbe Klinge aus dem Griff hervor und tauchte den Raum in goldenes Licht. Ein stolzes Lächeln konnte er sich nicht verkneifen. Das finstere Lichtschwert Darth Furors war zerstört worden, nur sein Herz blieb gereinigt zurück. Ein Stückchen Schatten war dem Licht gewichen und würde selbst im Kleinen die Galaxis nie wieder beschmutzen.

Einen Moment lang breitete sich ein weiteres Mal Stille über den Raum. Der hellgelbe Lichtschein hatte Arlen auf eine Idee gebracht…von der er sich selbst nicht sicher war, ob er sie wirklich äußern wollte. Dann jedoch entschied er sich. Selbst wenn sie sich als Gruppe dagegen entschieden, würde eine gemeinsame Entscheidung keinen Schaden anrichten.


„Die Reinigung des Kristalls hat mich auf eine Idee gebracht…“

, begann er.

„Ich konnte die Macht des Tempels kanalisieren um dem Kristall den letzten Rest Dunkelheit austreiben, der in ihm gewohnt hat. Ich…kann mich des Gedankens nicht erwehren, ob man das gleiche Prinzip nicht auch auf mich anwenden könne. Auf Mu’tabars Splitter in mir bezogen meine ich.“

Er zögerte.

„Es wird sicher nicht einfach…und alleine werde ich es nicht schaffen denke ich. Fühlt ihr beide euch stark genug für ein kleines Experiment, morgen früh? Und meint ihr das ist überhaupt eine gute Idee?“


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Faith umklammerte weiterhin ihre Knie, während sie den Worten von Arlen mit unbewegter Miene lauschte. Typisch Arlen. Sein Pragmatismus war klar und präzise. Ein Schritt nach dem anderen. Und doch nagte an ihr, was er nicht aussprach: Dass irgendwo, vielleicht in genau diesem Moment, ihre Männer und Frauen unter einem anderen Lieutenant in den Krieg marschierten. Klar, seine Argumente waren richtig. Seine Logik wasserdicht. Aber ihr Gewissen ließ sich nicht so leicht wegwischen wie der Staub auf der Inschrift am Tor des Tempels. Für den Moment musste sie wohl einfach mit diesem Gedanken leben.

Dann schoss die Klinge aus seinem neu gebauten Schwert. Sie war gelb, wie die Farbe, die der Kristall angenommen hatte. Warm und strahlend. Doch Faith fröstelte innerlich. Das gelbe Licht, das die Waffe an die Wände warf, erinnerte sie an jenes, welches die Lichtlanze von Mu’tabar abgeworfen hatte. Es war irrational, das wusste sie. Dieses hier war eher gelb, die Klinge der Lichtlanze ging mehr ins Goldene. Aber die Erkenntnis biss sich fest und ihre buschigen Augenbrauen zogen sich zusammen, als sie die Farbe betrachtete.

Arlen schien nichts davon zu bemerken. Er wirkte stolz und erleichtert. Wahrscheinlich betrachtete er die Klinge weniger als Bedrohung, sondern eher als Versprechen, dass eine Veränderung möglich war. Dann hörte sie seine Worte. Der Gedanke, Mu’tabars Splitter auf dieselbe Weise zu reinigen. Faith sah den Jedi-Ritter an, hin und her gerissen, was sie auf den Vorschlag antworten sollte. Sowohl ja, als auch nein. Natürlich konnte es gelingen. Aber was, wenn ihn der Versuch zerbrach? Was, wenn es ihn überforderte und Mu’tabar nur noch mehr Einfluss auf ihn erlangen würde?

Die vorherige Vision schoss ihr wieder durch den Kopf: Arlen, blutverschmiert und gebrochen, während ein Schatten hinter ihm thronte - sie selbst allein. Der Gedanke daran ließ ihr Herz für einen Moment aussetzen.

Bevor sie den Mund öffnete, holte sie laut und tief Luft.


“Wir wissen nicht, was passieren könnte”, sagte sie schließlich. Deutlich wahrnehmbar lag Sorge in ihrer Stimme. “Und das macht mir Angst.”

Die Padawan schüttelte leicht den Kopf und fuhr sich mit fahriger Hand durchs kurze Haar. Ihre Augen zuckten zwischen der gelben Klinge und seinem roten Gesicht hin und her.

“Wir müssen die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass Mu’tabar eine Nummer zu groß für uns ist. Ich schlage vor, dass wir das Biest in Schach halten, bis wir - schnellstmöglich - nach Coruscant kommen. Und da bitten wir den Rat um Hilfe.”

Im Unterton lag mehr vorsichtige Bitte als verlangende Aufforderung. Sie hielt einen Moment inne, biss sich auf die Lippe.

“Chesara wird uns bestimmt helfen, Arlen.”

Dann aber trat ein fester, entschlossener Ausdruck in ihre Augen.

“Egal, wofür du dich entscheidest: Versuch es nicht allein. Niemals. Die letzte Entscheidung liegt bei dir. Und natürlich werde ich alles tun, um diesen Schatten aus dir zu treiben, wenn es eine Chance dazu gibt … dass du frei bist … und wir … ich bin an deiner Seite. Ganz gleich, was es kostet. Vielleicht schläfst du eine Nacht drüber?”

Sie warf ihm ein zaghaftes Lächeln zu.

“Lass uns morgen früh noch einmal darüber reden, okay?.”

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Aufmerksam lauschte Arlen Faiths Worten. Die Padawan schien wenig begeistert von der Idee und brachte stichhaltige Argumente an warum. Sie wussten nicht, was passieren würde und ob der Splitter von Mu’tabars Präsenz in seinem Inneren nicht eine Nummer zu groß für sie war. Ihr Gegenvorschlag war, stattdessen irgendwie zu versuchen bis Coruscant durchzuhalten und dort den Rat um Hilfe zu bitten. Chesara um Hilfe zu bitten. Bedächtig nickte Arlen, ohne sie zu unterbrechen. Die Einschätzung nahm ihm ein wenig den Wind aus den Segeln, aber man fragte ja nicht nach Rat, nur um die eigene Sicht bestätigt zu bekommen. Immerhin hinter ihren nächsten Worten konnte er voll und ganz stehen. Er würde es nicht allein versuchen und eine Nacht drüber zu schlafen klang sinnvoll.

„Danke Faith. Dass du das sagst, bedeutet mir viel.“

, antwortete Arlen auf ihr Versprechen zu helfen, wie er sich auch entschied. Mit einem müden Lächeln fügte er hinzu:

„Und danke für deine Meinung. Du hast mir viel gegeben, wo ich drüber nachdenken möchte.“

Grade wollte er vorschlagen, endlich etwas zu essen und sich dann zur Ruhe zu begeben, als sein Blick auf Tha’klen fiel. Hen hatte die Szene aufmerksam verfolgt, sich jedoch wie üblich mit den eigenen Gedanken zurückgehalten.

„Was denkst du, Tha’klen? Hast du eine Einschätzung zu der Sache?“

Bedächtig nickte dien Verpine und erklärte dann hens positive Meinung zu Arlens Idee. Etwas schüchtern konterte hen Faiths Vorschlag damit, dass sie auch nicht wussten, was passierte, wenn sie einfach so weitermachten. Mu’tabar hatte sie bereits einmal kalt erwischt und wer wusste schon, was dem Splitter noch alles in Zukunft nicht passen würde. Heute war es eine zärtliche Berührung, morgen vielleicht Faiths bloße Anwesenheit. Zu versuchen ihn auszutreiben war riskant, doch genauso und vielleicht noch mehr bis Coruscant zu warten. Und wer wusste schon wie lange diese Reise sich noch ziehen würde. Nein – dien Verpine war der Meinung, dass sie die einmalige Gelegenheit nutzen sollten, die der Tempel bot.

Auch Tha’klen gegenüber bedankte Arlen sich für die Einschätzung und beendete dann das Thema. Während sie aßen, wandte die kleine Gruppe sich schöneren Gesprächen zu und schließlich einer kurzen Beratung darüber, welche Artefakte sie am nächsten Tag mitnehmen würden. Beide Padawane hatten etwas Wertvolles gefunden und beides würde mitkommen. Lediglich was Arlens Schriften anging würden sie Abstriche machen müssen. Sie machten aus, dass sie nur mitnehmen würde, was sie in einem Rucksack mit sich tragen konnten. Wer wusste schon unter welchen Bedingungen sie Reisen würden und vermutlich waren die Gegenstände am Ende des Tages doch im Tempel sicherer, als wenn sie auf der Flucht zurückgelassen werden mussten.

Danach – endlich – wartete ihre verdiente Nachtruhe auf sie. Arlen erwog für einen Moment mal wieder zu versuchen zu schlafen, entschied sich dann jedoch anders. Zu präsent war ihm noch immer der Splitter Mu’tabars und seine Macht ihm Albträume zu bescheren. Was auch immer die nächsten Tage über anstand, er würde alle Ruhe brauchen, die er bekommen konnte. Vor allem nach dem zurückliegenden Kampf gegen Alphakillers Ultrakampfdroidenavatar. Also meditierte er, was ihn zwar vor Alpträumen, aber nicht vor Grübeleien bewahrte.

Am nächsten Morgen erwachte die kleine Gruppe frisch und gestärkt. Tha’klen kümmerte sich einmal mehr ums Essen, während Arlen ihr Gepäck zusammenpackte und mit Faiths Hilfe das Lager abriss. Schließlich, nachdem sie gegessen hatten, wandte er sich an die anderen beiden. Die Grübeleien selbst hatten zu keinem konkreten Ergebnis geführt, doch war er bereit, jetzt wo es sein musste, eine Entscheidung zu treffen.


„Ihr Lieben, ich möchte versuchen den Splitter vor der Abreise hier loszuwerden. Wie Tha’klen sagte, es ist ein Risiko, aber es nicht zu versuchen genauso. Wenn ihr euch also dazu im Stande fühlt mir zu helfen, sollten wir es probieren.“

Bedächtig schaute er von einer zur anderen.

„Habt ihr auf eurer Erkundung gestern einen Ort gefunden, wo die Macht besonders präsent war? Dort sollten wir denke ich hin. Den Kristall habe ich gereinigt, indem ich meine Macht durch ihn habe hindurchfließen lassen. Das hat nicht gereicht, also habe ich danach die Macht des Tempels angezapft, mit mir als Katalysator. Das war sehr anstrengend und hat mich viel Kraft gekostet. Ich hoffe, dass wir diese Last zu dritt besser verteilen können – aber es wird denke ich auch eine schlimmere Verunreinigung sein, als der Kristall aufgewiesen hat. Soweit Fragen? Ideen?“


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Die Nacht im Tempel war nicht so erholsam, wie Faith gehofft hatte. Sie hatte sich zunächst einen natürlichen Schlaf gönnen wollen, die Augen geschlossen und versucht, den Rhythmus der Macht in sich nachzuahmen. Doch immer wieder musste sie an Arlens Idee denken, Mu’tabar an Ort und Stelle auszutreiben. Und auch als sie die Tiefschlaftrance verwendete, ging es ihr nicht besser. Sie brachte ihr nur weitere Visionen eines blutverschmierten Arlens.

Und doch war da Hoffnung gewesen. Der Tempel atmete. Sie spürte es ganz deutlich. Es war ein schwaches, müdes Pochen, aber die Macht war präsent, tief aus dem Inneren des Tempels heraus.

Am Morgen half sie schweigend, das Lager abzubauen. Ihre Augenbrauen zogen sich immer wieder zusammen, als sie unbewusst zu Arlen hinüber sah und sich fragte, wie er sich entscheiden würde. Jedes Mal musste sie den Blick wieder abwenden, weil sich das Gefühl von Furcht in ihr Herz einbrannte. Und als Jedi durfte sie dieser Emotion keinen Platz einräumen.

Als sie wieder zusammen saßen, sprach Arlen ruhig und sachlich darüber, dass er es versuchen wollte. Er hatte seine Entscheidung also getroffen - gegen Faiths Einwände. Natürlich wusste sie, dass sie sein Vorhaben respektieren musste. Das bedeutete jedoch nicht, keine andere Meinung haben zu können.


“Ich habe Angst”, sagte sie leise und ehrlich. Dabei sog sie die Luft ein und bemerkte, dass ihre Hände die Unterschenkel umklammerten, als müsste sie sich selbst daran hindern, wegzulaufen.

“Die Macht in diesem Tempel hat ein Zentrum. Ich habe es heute Nacht gespürt. Wenn wir es versuchen - dann dort.”

Ihre Finger lösten sich und sie strich sich erneut fahrig durch ihr Haar - eine lästige Angewohnheit. Ein grauer Staubkorn blieb dabei an einer Strähne hängen. Dann versuchte sie zu lächeln. Es war jedoch nicht mehr als ein schwaches Zucken ihrer Mundwinkel. Sie sah zwischen Arlen und Tha’klen hin und her. Ihre Stimme war weiter leise, aber fester geworden.

“Lass uns gehen. Bevor ich meine Meinung ändere.”

Also gingen sie. Faith führte das Deiergespann durch schmaler werdende Gänge, geleitet von der Macht selbst. Kalter Stein, uralte Stufen, die unter dem Gewicht ihrer Stiefel knackten, als hätten sie sich geweigert, nach all der Zeit nochmal Leben tragen zu müssen. Das Zittern der Macht war hier deutlicher, fast greifbar.

“Ich frage mich, warum wir diesen Teil nicht schon gestern gefunden haben. Niemand von euch war hier, oder?”

Bestätigung suchend, sah sie nach hinten, wo der Sith und dier Verpine Schritt hielten. Jeder Atemzug hier unten schmeckte nach Staub. Faith kramte deshalb erneut die Maske hervor und legte sie sich vor das Gesicht. Unter dem Staub vibrierte jedoch der Herzschlag der Macht.

Und sie leitete Faith zu ihrem Zentrum.

Der Gang öffnete sich in eine runde Kammer. In der Mitter erhob sich ein Podest aus glattem Stein, dessen Oberfläche von Symbolen bedeckt war - manche in Aurabesh, viele jedoch älter und für sie nicht entzifferbar. Um das Podest herum standen zerfallene Statuen von Jedi, deren Gesichter nicht länger erkennbar waren. Einige Köpfe fehlten, andere lagen zertrümmert am Boden. Und dennoch spürte man die Heiligkeit dieses Ortes.


“Hier”, sprach sie das offensichtliche aus. “Hier ist das Zentrum.”

Sie traten näher. Faith legte ihre Hände auf die Steinplatte des Podests und schloss die Augen. Nun geschah alles wie in einem Traum. Arlen wies sie an, was zu tun war. Faith nickte, zwang sich, ihre Angst zurückzuhalten und die Energie der Macht an diesem Ort zu nutzen.

Und sie floss zwischen ihnen. Erst sanft, dann intensiver, als hätte der Tempel selbst nur auf diesen Moment gewartet. Sie fühlte Arlen - seinen Geist, seinen Körper, seine Essenz. Und sie spürte auch den Splitter der Dunkelheit, die sich in ihm eingenistet hatte - kalt und lauernd. Sie bemerkte, wie Tha’klen die Verbindung aufnahm, wie ihre drei Ströme ein Netz in der Macht bildeten, mit Arlen als Zentrum. Der Splitter in ihm zuckte wie ein bedrohtes Tier.

Faith verstärkte den Griff, lenkte die Macht aus sich und aus dem Ort in Arlen hinein, um Mu’tabar auszutreiben. Es war wie ein Tauziehen: Die Dunkelheit wehrte sich, bäumte sich auf, nutzte die Verbindung, um zurückzuschlagen. Bilder schossen durch Faiths Bewusstsein: Schlachten, Schreie, die Macht selbst, die auseinandergerissen wurde, als die Siedlung geflutet wurde. Zwischen den Eindrücken immer wieder Mu’tabars Gesicht, flackernd wie Nebel.

Sie spürte, wie der Splitter schwächer wurde, wie der Tempel selbst pulsierte und sie mit Energie versorgte. Sie waren kurz davor, das den Splitter auseinanderzureißen. Faith spürte es.

Doch dann kam die Vision. So stark, dass sie nicht blass oder flackernd war - kein unterbewusster Eindruck mehr - sondern überwältigend klar. Arlen, auf den Knien, Blut über seinem Gesicht. Der Schatten hinter ihm, größer als je zuvor. Und sie selbst - allein. Das Gefühl von Verlust, so real, dass ihr Atem stockte und ihre Hände zitterten.

Die Verbindung - sie drohte zu reißen. Ihre Konzentration brach, als ihr Herz vor Angst raste. Für einen Augenblick erlosch ihr Wille und mit ihm das Netz, das sie gemeinsam gespannt hatten. Faith riss die Augen auf und warf den Blick auf Arlen. Waren sie gescheitert? War es ihre Schuld?


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Auf Faiths Frage zuckte Arlen nur mit den Schultern und auch Tha’klen hatte eine ähnliche Antwort parat. Niemand von ihnen hatte dieses Herz des Tempels am vergangenen Tag gefunden und unwillkürlich fragte er sich, wie viele andere Geheimnisse dieser Ort bisher vor ihnen verborgen hatte. Vermutlich hätten sie sicher noch ein bis zwei Wochen damit verbringen können jeden Winkel des Tempels zu durchsuchen…doch es sollte nicht sein. Sie mochten Alphakillers Avatar besiegt haben, doch solange der verrückte Droide ihre Position hatte, würden sie nicht sicher sein.

Gemeinsam betraten sie den runden Raum. Traurig musterte Arlen die zerfallenen Statuen um das Podest, bevor er selbst hinaufkletterte.


„Ich danke euch, dass ihr beide das für mich tun wollt.“

, begann Arlen und sah von Faith zu Tha’klen und zurück.

„Okay… Konzentriert euch jetzt mit meinen Machtsinnen auf mich. Die Idee ist erst eure Macht durch mich hindurchfließen lassen und dann, wenn die Verbindung aufgebaut ist, die Macht dieses Ortes zur Hilfe zu nehmen. Mein Geist sollte – wie der Kristall gestern – mit so viel Macht der Hellen Seite geflutet werden, dass der Splitter entweder freiwillig herausgespült oder zerrissen wird.“

So weit so klar und gemeinsam begannen die drei Jedi ihr Ritual. Es war noch früh am Morgen und so waren ihre Geister frisch, ihr Machtpotential unverbraucht. Arlen spürte, dass sich zwischen ihnen ein Netzwerk aufbaute und dann fühlt er auch schon den ersten Schwall Macht durch seinen Körper fließen. Auch er konzentrierte sich, öffnete gleichzeitig seinen Geist und drückte von innen gegen den Fremdkörper auf seiner Seele. Und der Splitter drückte zurück.

Von Sekunde zu Sekunde schien die reißende Flut stärker zu werden, während die Padawane immer mehr ihrer selbst und des Tempels durch ihn hindurchschickten. Mu’tabars Splitter sträubte sich, tauchte am Rande von Arlens Blickfeld auf, und tat sein Bestes, um seine Konzentration zu stören. Doch er hatte nun Wochen mit dem geistigen Untermieter leben müssen und hatte nicht vor sich so einfach unterkriegen zu lassen. Langsam, aber sicher spürte Arlen Bewegung, während sein Geist von der Anstrengung zu schmerzen begann. Ein weiteres Mal bildeten sich Schweißtropfen auf seiner Stirn, während er sein Bestes gab gleichzeitig durchlässig zu sein und stabil zu bleiben. Instinktiv wusste er, dass diese unnatürliche Belastung seinen Geist genau so zerstören könnte, wie den Splitter. Doch fühlte er auch, dass er widerstandsfähiger war. Diese Übung war wie ein Fieber, das dazu diente, die Keiminvasion zu vernichten, während der Körper nur ein bisschen länger durchhalten musste…

Doch auch der Splitter schien die Ausweglosigkeit der eigenen Situation zu erkennen und verlegte seinen Angriffsvektor. Arlen spürte, wie das Ding davon abließ zu versuchen ihn zu brechen und stattdessen die nächstbeste Alternative ergriff: Faith. Er konnte nicht sagen was geschah, doch plötzlich war das zwischen ihnen gespannte Netz verschwunden. Physisch aus dem Gleichgewicht gebracht stolperte Arlen auf Tha’klen zu, konnte sich jedoch grade noch fangen. Kurz vor dem Rand des Ritualsockels blieb er stehen und streckte eine flehende Hand nach Faith aus. Wie ein Laken im Sturm flatterte sein Geist, an einer Seite festgehalten an der anderen lose. Das Ungleichgewicht drohte ihn zu zerreißen.


„Faith!“

, keuchte er, mit vor Anstrengung verzerrter Stimme.

„Konzentrier…dich!“

Seine blutunterlaufenen Augen fanden ihren Blick.

„Noch…ist nichts verloren…aber nur…wenn du dich konzentrierst, Mädchen! Machtmut! Lass dich nicht unterkriegen…!“

Heiß peitschte Schmerz durch Arlens Körper, während er verzweifelt versuchte seinen Geist zusammenzuhalten. Er hätte sich retten können. Einfach auf Tha’klen fokussieren und das Ungleichgewicht beheben. Doch er wusste, dass sie zu zweit nicht in der Lage wären die Aufgabe zu vollenden. Also wartete er, schmerzhaft geöffnet, in der Hoffnung, dass sich Faith doch noch berappeln würde.

Einen Moment später war die Verbindung zwischen den drei Jedi wiederhergestellt und nun ging es dem Splitter an den Kragen. Arlen schrie vor Schmerz, während er spürte, wie das Übel aus seiner Seele getrieben wurde. Ein durchscheinender Kopf durchbrach seine Brust, gefolgt von Schultern und einem Oberkörper. Die Erscheinung wuchs aus seinem Körper hervor, das verzerrte Spiegelbild seines eigenen Gesichtes zu einer wutverzerrten Grimasse verformt. Die geschmolzenen, roten Züge spiegelten das Licht der Lampen wider und die Kerzenflammen in den leeren Augenhöhlen tauchte Arlens Gesicht in flackerndes Licht. Aus den Augenwinkeln erkannte Arlen die Ausdrücke auf Faiths und Tha’klens Zügen und erkannte, dass die Padawane die Erscheinung dieses eine Mal ebenfalls sahen.

Doch es war nichts als ein letztes Aufbäumen der Kreatur. Schmerzhaft langsam verließ auch der der Rest des Splitters seinen Körper und dann, endlich, verging sie mit einem einzelnen, schmerzerfüllten Schrei. Langsam, ebbte die geistige Verbindung zwischen den drei Jedi ab. Schwer atmend, und schweißgebadet sank Arlen auf die Knie. Das erste Mal seit Wochen fühlte er sich wieder allein in seinem Kopf. Während der Splitter in ihm gewohnt hatte, hatte er den Unterschied nicht bemerkt. Doch nun spürte er seine Abwesenheit.


„Ich glaube…das wars…“

, sagte er mit heiserer Stimme und schaute mit einem schwachen Lächeln zu Tha’klen und Faith hinüber.


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Faiths Herz raste. Die Eindrücke ihrer Vision spiegelten sich noch vor ihrem inneren Auge. Ihr Wille war gebrochen, die Verbindung kurz davor zu zerreißen. Einen Augenblick lang war sie überzeugt, dass alles verloren war - dass sie Arlen an genau den Schatten verlieren würde, den sie in ihrem Geist so deutlich gesehen hatte. Doch dann hörte sie seine Stimme.

Machtmut.

Sie sog den Atem scharf ein, schloss die Augen und zwang sich, im Sturm der Gefühle standhaft zu bleiben. Die Angst durfte ihr Handeln nicht bestimmen. Sie war eine Jedi. Zwar eine Padawan, aber eine Jedi. Faith fühlte die Macht durch ihre Adern pulsieren, wie ein zweites Herz, das für ihr emotionsgeschwächtes, echtes Herz übernahm. Mit einem entschlossenen Aufbäumen legte sie ihre Hände fester auf das Podest und öffnete sich vollkommen der Macht.

Alles um sie herum trat in den Hintergrund. Der Tempel atmete durch sie hindurch, durchströmte sie wie das Licht den Tag. Jeder Atemzug sog die Dunkelheit des Splitters ein und sandte Klarheit und Stärke zurück. Ihre Angst verwandelte sich in Kraft. Faith spürte Arlen - den wahren Arlen, fühlte seine Essenz bis in jede Faser. Tha’klens Energie war ebenfalls da, scharf und konzentriert. Er war ein weiteres Licht in der Dunkelheit, das ihr Orientierung gab. Gemeinsam waren sie drei Stimmen im Einklang.

Die Dunkelheit wehrte sich weiter. Bilder flackerten in Faiths Kopf, doch diesmal hielt sie stand. Sie ließ das Netz nicht erneut reißen, sondern spannte es fester, bis die Schatten selbst gefangen saßen. Es war wie ein Tauziehen, aber diesmal musste das Dunkle zurückweichen - bezwungen von einem Strom der hellen Seite, den es nicht bezwingen konnte.
Und dann sah sie wie der Splitter aus Arlen herausgerissen wurde, als hätte ihm jemand ein Lichtschwert aus einer Wunde gezogen. Faiths Atem stockte, als sie die Gestalt Mu’tarbars wirklich sah, nicht nur erahnte. Es war ein Gesicht aus Bosheit, das zum Schrei verzerrt war. Für einen Moment drohte die Angst in ihr zurückzukehren, doch die Macht stützte sie. Der Schrei des Splitters hallte in der Kammer und zwischen den zerbrochenen Statuen wider, bis die Erscheinung verschwand. Mit ihr löste sich, erst langsam, dann gänzlich, das Netz der Macht zwischen den Jedi. Faith ließ atemlos die Hände vom Podest sinken und öffnete die Augen.

Schweiß rann ihr über den Pony und den Schläfen. Ihre Finger zitterten, ihre Kehle war trocken. Doch sie sah weit besser aus als Arlen, der sich auf Knien befand, noch schwerer atmend, noch schweiß gebadeter. Dafür war er frei. Sie fühlte es. Zum ersten Mal seit sie in diesen See hinabgetaucht waren, war er allein in seinem Kopf. Faiths Blick suchte seinen und sie wagte kaum, die Worte auszusprechen, die ihr auf der Zunge lagen. Fast hätte sie ihn verloren. Nicht an Mu’tabar, sondern an ihre eigene Schwäche. Aber er lebte. Sie alle hatten es geschafft. Das war was zählte.

Die Padawan strich sich eine feuchte Haarsträhne aus dem Gesicht und zwang ihre Lippen zu einem erschöpften Lächeln.


“Ich glaube auch.”

Dann atmete sie tief durch, machte ein paar Schritte auf Arlen zu und ließ sich ihrerseits vor ihm auf die Knie sinken.

“Nur ein Weg das herauszufinden”, sagte sie mit einem schiefen Lächeln, lehnte sich vor, griff Arlen an den Hinterkopf und küsste ihn innig. Sein Atem roch nach Schweiß, seine Lippen waren staubbedeckt und trocken von der Luft des Tempels. In seinen Muskeln vibrierte noch die rohe, zitternde Energie der Macht wie ein Nachbeben. Für einen Herzschlag war da nur die Hitze des Moments. Doch dann, während sie ihre Hand in seinen Nacken krallte, legte sich etwas anderes darüber: Ruhe.

Der Kuss war das Gegenteil von dem, was sie sich noch zuvor verabredet hatten. Er war nicht vorsichtig, nicht flüchtig. Es war ein Loslassen, vor allem für Faith. Ein Loslassen von den Ängsten, den bescheuerten Visionen und den Warnungen der Macht. Für diesen Moment waren sie nur zwei Herzen, die gleich empfanden. Faiths Kiefer verstärkte den Druck. Ihr Puls pochte bis in die Fingerspitzen, die in seinem muskulösen Nacken lagen. Ihr Atem vermischte sich mit seinem. Ihre Augen waren geschlossen, doch in der Macht sah sie ihn klarer als sie es mit eigenen Augen je könnte. Er war kein Jedi-Ritter, kein gebrochener Krieger - er war einfach nur Arlen.

Als sie von ihm abließ, ließ sie ihre Lippen nah an seinen verweilen. Sie stieß mit ihrer Stirn sanft gegen die seine und blickte ihm tief in die Augen, während sie leise, fast tonlos, Worte fand.


“Du bist frei”, hauchte sie, nicht nur als Feststellung, sondern auch als Hoffnung an die Zukunft.

Schließlich löste sie sich, so schwer es ihr auch fiel und strich ihm mit der Hand über den Hinterkopf, ehe sie die Finger langsam zurückzog. Sie hatte völlig vergessen, dass Tha’klen sich im Raum befand. Sie räusperte sich, während ihr Blick an den zerbrochenen Statuen vorbei zur Tür sah.

“Was Wertvolleres werden wir in diesem Tempel nicht finden”, sagte sie mit Lachen in der Stimme.

“Lasst uns endlich von diesem Planeten verschwinden.”


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Faiths Kuss erwischte Arlen unvorbereitet, doch war er alles andere als unwillkommen. Kurz spannte sein Körper sich an, doch als er verstand, was passierte, gab er sich ihr hin. Die Begegnung ihrer Münder war anders als beim letzten Mal. Keine flüchtige Berührung, kein Versprechen, nur ein Zusammenkommen zweier Wesen, denen diese Geste lange durch äußere Einflüsse verwehrt gewesen war. Arlens Herz schlug schnell in seiner Brust und er dachte gar nicht erst an das Versprechen, das sie sich gegeben hatten. Das war ein Gedanke für später. Grade hatte er eine wunderschöne Frau vor sich, die geküsst werden wollte. Und das hatte Priorität.

„Wow.“

, hauchte Arlen, als sie sich schließlich wieder voneinander gelöst hatten. Bedächtig nickte er auf Faiths Worte hin. Es war wirklich an der Zeit zu gehen und er hoffte inständig, dass der folgende Epilog ihrer Mission auf Kelada sie nicht mit allzu viel Strenge behandeln würde.

Diem Verpine warf Arlen einen belustigten Blick zu und erhob sich von der Stelle, an der er bis grade gekniet hatte. Ihre gepackten Rucksäcke hatten sie mit nach hier unten genommen und so konnten sie sofort aufbrechen. Trotz der Stunden, die sie gebraucht hatten, um den Tempel ausreichend zu erkunden, war der Weg zum Eingang überraschend kurz. Keine zehn Minuten später standen sie wieder vor dem Eingangsportal, das sich mit einem dumpfen Schlag hinter ihnen schloss.

Und das nächste zu lösende Problem lag vor ihnen. Der Kampf gegen Alphakillers Avatar hatte jeden einfachen Weg aus der Schlucht zerstört und Arlen fürchtete schon, dass sie sich in einer anstrengenden Freikletterpartie betätigen mussten, als sein Blick auf den zerschmetterten Droiden unter ihnen fiel. War es nicht irgendwie Verschwendung die mechanische Killermaschine einfach hier zurückzulassen? Es konnte kein einfaches Konstrukt sein, das einen ausgebildeten Jedi-Ritter mit zwei Padawanen in Schach halten konnte. Und dann war da die Panzerung, die sein Lichtschwert einfach durch seine bloße Berührung zerstört hatte. Nein, dies waren wertvolle industrielle Geheimnisse, mit der die Republik im Kampf gegen den Sithorden sicherlich viel ausrichten konnte. Wie der Kampf gegen Angelus wohl verlaufen wäre, hätte Arlen auch nur ein Bruchstück der blaugrauen Panzerung in der Tasche gehabt? Ein verschmitztes Grinsen legte sich über sein Gesicht, während ihm eine Idee kam, die gleich drei Probleme auf einmal zu lösen versprach.


„Okay ihr zwei, sperrt mal die Ohren auf.“

, sagte Arlen und grinste die Padawane an.

„Tha’klen, ich möchte, dass du dir unser längstes Seil schnappst und dann zu unserer freundlichen Maschine da unten gleitest. Wie du das im Gefängnis gemacht hast, du erinnerst dich? Wir machen dann einen Machtaufzug aus dem Droiden und du lässt uns das Seil runter, wenn du oben angekommen bist. Soweit klar?“

War es und dien Verpine zauderte auch nicht bei der Ausführung. Hen klappte die Flügelstummel aus und nahm die Macht zur Hilfe, um heil unten anzukommen. Keine zwei Minuten später ging ein grüner Daumen in die Höhe und signalisierte Bereitschaft.

„Und jetzt zu einem kleinen Attentat, das ich auf dich vorhabe, Faith.“

, sagte Arlen und zwinkerte ihr zu.

„Ich glaube, dass du das auch allein kannst. Ich gebe dir Rückendeckung, falls etwas schiefgeht… Aber ich möchte, dass du den Droiden von da unten bis zum oberen Rand der Schlucht und darüber levitierst. Keine großen Manöver, einfach hoch und dann über den Rand außer Sicht. Alles weitere wird Tha’klen schon hinbekommen.“

, erklärte er und fügte dann noch hinzu, als er ihren zweifelnden Blick bemerkte:

„Für die Macht kommt es nicht auf die Größe an… Ne, warte, blöd formuliert. Äh-“

Kurz zögerte er, während er nach den richtigen Worten suchte.

„Für die Macht ist es nur ein Objekt. Dein Verständnis von Masse ist nur relevant, wenn du es selbst anhebst. Aber nicht, wenn du die Macht benutzt.“


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“Kleines Attentat?”
, wiederholte Faith die Worte Arlens mit unmissverständlichem Unterton. “Für die Macht vielleicht nicht, aber für mich kommt es schon auf die …”, sie hielt kurz inne. “Ach, vergiss es.”

Sie lächelte und schüttelte sanft den Kopf. Faith stand derweil am Rand der Schlucht und ließ den Blick nach unten sinken. Die zerschmetterte Hülle des übergrößen Kampfdroiden lag noch genau dort, wo sie sie zurückgelassen hatten. Tha’klen hatte sich mit seinen Schwingen und Hilfe der Macht hinabgleiten lassen und befestigte nun ein Seil an der grotesken Statue aus Metall. Eine Statue, die definitiv Gewicht hatte. Ein Gewicht, das sie jetzt heben sollte. Jetzt - nach all den Anstrengungen, die bereits hinter ihr lagen.

“Manchmal weiß ich wirklich nicht, ob du mich testen willst, oder ob der Jedi-Ritter hier es selbst nicht kann”, blinzelte sie verschmitzt in Arlens Richtung. Etwas kokette Zuversicht konnte nicht schaden. Natürlich hatte er selbst seine Worte mit einer Mischung aus Grinsen und halber Leichtfertigkeit hervorgebracht. Sie war ihm jedoch dankbar dafür. Letztendlich nahm ihr das ein Stückchen der Versagensangst. Respekt, vor dem, was sie gleich versuchte, hatte sie dennoch.

Die Padawan schloss kurz die Augen und atmete tief durch. Ihr Herzschlag war schneller als er sein sollte. Sie wusste, warum. Es war nicht allein die Masse des Droiden. Es war die Erinnerung an ihr Beinahe-Versagen dort unten im Herz des Tempels. Als sie die Verbindung hatte reißen lassen, weil sie ihrer Angst nachgegeben hatte. Sie spürte, wie ihre Fingernägel sich in die Handflächen gruben. Sie öffnete jedoch langsam ihre Fäuste und hob die Arme nach oben, als würde sie die Luft greifen wollen. Die Macht antwortete. Sofort war sie da, als wolle sie ihr beweisen, dass es möglich war. Zielsicher tastete Faith sich vor, legte ihre Sinne auf die Bruchstücke des Droiden, auf die zerschmetterte Panzerung.

Den ersten Versuch brach sie fast sofort wieder ab. Der Widerstand war enorm. Sie fühlte sich, als zöge sie an einem Berg. Instinktiv spannten sich ihre Muskeln ab, obwohl sie wusste, dass es nicht ihr Körper war, der die Last hob. Sie biss die Zähne zusammen, sog erneut die Luft ein, befreite sich - soweit sie konnte - von allen weltlichen Gedanken und Gefühlen, gab sich der Macht hin und tat es einfach. Statt am Droiden zu reißen, ließ sie die Kraft der Macht unter den Droiden fließen, wie Wasser, das Boot anhob. Sie spürte, wie sich das Gewicht des Droiden langsam vom Boden löste. Die ersten Zentimeter schwebte er bereits in der Luft. Das Gefühl war unbeschreiblich. Ein Schauer durchfuhr sie, der ihre Knie und Arme zittern ließ. Abermals unterdrückte sie den Gedanken an ihren Körper. Er war nicht wichtig, die Macht war es.

Tha’klen rief etwas von unten und Faith wagte es, die Augen einen Herzschlag lang zu öffnen.

Der riesige, verbogene Körper des Droiden hob sich aus der Tiefe, Zentimeter für Zentimeter. Faith presste die Lippen zusammen und schloss erneut die Augen. Der Druck, den sie fühlte, war enorm. Immer und immer musste sie sich klarmachen, dass er nicht echt war, dass ihr Körper dieses Gewicht nicht trug. Es war die Macht. Und die Macht war kein Gewicht. Die Macht war Energie, die Macht war Leben, die Macht war alles.

Als ihr Körper an seine Grenzen geriet und das Zittern ihre Konzentration beinahe zerstörte, spürte sie, wie Arlen sich an ihre Seite stellte. Seine Präsenz war ruhig, stützend. Er griff nicht ein, aber er war da. Das war alles, was sie brauchte. Mit jedem Atemzug schob sie die tödliche Maschine höher. Weiter und weiter, bis die ersten Panzerungsteile über den Rand der Schlucht ragten.

Schweiß rann ihr über die Schläfen und die Lippe drohte taub zu werden, so energisch biss sie darauf herum. Ihr ganzer Körper vibrierte, als hielte sie die ganze Last persönlich. Dann, mit einem letzten Aufbäumen, setzte sie den zerschmetterten Koloss auf dem Plateau ab, genau dort, wo Arlen ihn hinhaben wollte.

Faith keuchte laut auf, sog die Luft ein und sackte auf die Knie. Sie zitterte weiterhin, aber sie lachte auch. Es war ein heiseres, gepresstes, erschöpftes Lachen. Aber es war echt.


“Da”, stammelte sie atemlos. “Gar ... Gar kein Problem.” Der Blick war auf den Himmel gerichtet. Bis sie glaubte, genug Sauerstoff eingesogen zu haben, um nicht zusammenzuklappen. Sie sah zu Arlen, das Gesicht verschwitzt, die braunen Augen funkelnd. “Keine weiteren Übungen mehr für heute, ja?”

Tha’klen warf ihnen das Seil runter. Faith sah es mit einem unbegeisterten Ausdruck an.

“Wie wär’s, wenn du mich zum Ausgleich auf dem Rücken das Seil hoch trägst, Herr Jedi-Ritter?”


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Mit einem stolzen Lächeln verfolgte Arlen, wie Faith die gestellte Herausforderung mit Enthusiasmus und Selbstvertrauen anging. Da er sie nicht ablenken wollte stand er leicht versetzt hinter ihr und gewährte lediglich moralische Unterstützung. Nicht, dass sie mehr gebraucht hätte. Offensichtlich. Nach und nach erhob sich der massige Droidenleib vom Boden der Schlucht und lande schließlich, ohne größere Probleme, an seinem angedachten Ziel. Die Maschine schob sich über den Rand der Schlucht und bot nun mit seinem beträchtlichen Gewicht dem Seil halt, das Tha’klen pflichtbewusst, während hens Aufstiegs ausgerollt hatte.

„Mhh…einen Kompromiss kann ich dir anbieten.“

, antwortete Arlen belustigt auf Faiths Vorschlag sie als Ausgleich das Seil hochzuschleppen. Mit einem breiten Lächeln legte er ihr eine Hand auf die Schulter. Ach, wie er genoss, das endlich wieder tun zu können.

„Gute Arbeit. Aus dir machen wir doch noch eine Ritterin. Komm, spring auf.“

, fügte er nach einem kurzen Moment hinzu, schwang sich seinen Rucksack über eine Schulter und bedeutete Faith huckepack aufzusteigen. Dann ging er leicht in die Knie und stieß sich mit einem mächtigen Machtsprung vom Boden ab. Die aufgewendete Kraft reichte natürlich nicht dazu aus sie bis ganz nach oben zu tragen. Wohl aber an die Stelle, an der das Seil hinabhing. Vorsichtig setzte er Faith ab und bedeutete ihr vorzuklettern.

„Vermutlich hält der Droide auch zwei Leute mit Rucksäcken, aber wir sind ja hier nur ein bisschen auf der Flucht. Vorsicht ist besser als Nachsicht- ich komme nach, wenn du oben bist.“

Gesagt, getan. Vielleicht eine halbe Stunde später hatten sie alle wieder die Schlucht verlassen und machten sich zunächst daran die Rucksäcke in das auf sie wartende Hovercraft zu verladen. Als nächstes war der massive Körper von Alphakillers Avatar dran, den sie zwar nicht einladen konnten, wohl aber mit ihrem Seil am Wagen vertäuten. Einige mobile Repulsoranker würden dafür sorgen, dass sie ihn mitschleifen konnten…und eine lange Strecke wollten sie ja mit dem Ding auch nicht zurücklegen. Der Morgen war noch nicht wirklich weit vorangeschritten, als sie sich endlich wieder auf den Weg machten. Der Tempel blieb hinter ihnen zurück, ein weiteres Mal verlassen von den Jedi, die in ihm gewohnt hatten. Wenn auch nur kurz.

Auch ihr Ziel hatten sie schnell erreicht. Der mit den NRGD-Agenten vereinbarte Treffpunkt lag vielleicht eine halbe Stunde zügiger Fahrt entfernt und im Vergleich zu den anderen Fahrten, die sie bereits hinter sich hatten, fühlte sich dies wie ein Katzensprung an. Ihr Ziel lag in einer alten Siedlung, in dem wohl einmal einige Tausend Arbeiter des ehemaligen Industriegebietes gehaust hatten. Das 93-B Hovercraft hielt vor einem der weniger verfallenen Häuser an, aus dessen höchstem Fenster ein violettes Tuch gehängt worden war. Das verabredete Zeichen, dass eine Partei bereits angekommen war und den Ort verlassen vorgefunden hatte. Dennoch runzelte Arlen die Stirn. Gold-7 hatte sich eigentlich einige Tage Zeit lassen wollen den Treffpunkt aufzusuchen. Dass bereits jemand hier war, versprach mindestens Neuigkeiten.

Vorsichtig stieg Arlen aus, bedeutete den Padawanen jedoch zunächst noch sitzen zu bleiben. Langsam trat er auf den gemauerten Hauseingang zu und blieb erst stehen, als sich ein schwarz glänzender Blasterlauf aus dem Fenster mit dem Laken schob. Er hob die Hände.


„Ich dachte es gibt Gesetze gegen Hausbesetzer!“

, rief er gespannt die vereinbarte Losung zum Fenster hinauf und atmete auf, als einen Moment später der Gegenpart ertönte:

„Ein Blaster ist der beste Anwalt.“

Die Eingangstür öffnete sich und gab den Blick auf Gold-7 frei, der sie hereinwinkte. Arlen nickte den Padawanen zu und gemeinsam betraten sie ein für die Umstände überraschend bequem eingerichtetes Wohnzimmer. In der Mitte des Raumes brannte ein kleiner Campingofen mit einer duftenden Kanne Caf und die beiden Agenten hatten ein Sofa und zwei Sessel als Sitzgelegenheiten herangeschoben.

„Grüßt euch. Was soll die schwebende Blechbüchse?“

, fragte Gold-7 und begann den köchelnden Caf in ein paar bereitstehende Becher zu gießen.

„Das Mistding hat uns angegriffen und scheint ein paar nette Tricks unter der Haube zu haben. Die Idee ist euch das nicht vorzuenthalten, Details folgen später. Warum seid ihr früh dran?“

, fragte Arlen, woraufhin der hellhaarige Mensch mit den Schultern zuckte.

„Na das wird wohl ne Story, eh? Aber gut, später. Es gab…Entwicklungen. Ich habe gute, wie schlechte Nachrichten für euch. Setzt euch, das ist nichts, was ich euch im Stehen erzählen will.“

Der Sith zog die Brauen hoch, ließ sich dann aber doch auf dem Sofa nieder.

„Okay, ihr sitzt alle?“

, begann Gold-7.

„Herrschaften, es ist mir eine Ehre euch mitteilen zu dürfen: Seit dem heutigen Morgen befinden wir uns im Krieg mit dem Galaktischen Imperium. Imperator Allegious ist tot, zur Strecke gebracht vom Jedi-Orden. Republikanische Schiffe greifen, während wir sprechen, Kashyyyk an und eilen den Wookiees zur Hilfe.“

Gold-7 salutierte, konnte sich jedoch das triumphierende Grinsen nicht verkneifen. Arlen nickte bedächtig. Die gestrige Nachricht hatte ihn vieles vermuten lassen und dies war nichts was er sich nicht ohnehin zusammengereimt hatte. Das Einzige, was ihn traf, war, dass die Jedi Allegious vernichtet hatten. Bis zum Schluss hatte er gehofft, dass Mu’tabar mit ihrer Behauptung nicht Recht behalten würde.

Dennoch waren es alles in allem gute Nachrichten. Endlich war dieser kranke Stasiszustand beendet worden, der nur dazu geführt hatte, dass Allegious hunderttausende Tote ohne Gegenwehr hatte verursachen können. Endlich war es an der Zeit diesem abgrundtief bösen Regime mit Waffengewalt den Garaus zu machen.


[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Ein paarhundert Klicks südlich von Colina / Industriebrache / Altes Wohngebiet / Haus ] Arlen, Tha'klen und Faith, sowie (NPCs) Gold-7 und Cyan-11
 
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