Kelada (Kelada-System)

[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Ein paarhundert Klicks südlich von Colina / Industriebrache / Altes Wohngebiet / Safehaus ] Arlen, Tha'klen und Faith, sowie (NPCs) Gold-7 und Cyan-11

Faith war die erste, die ihre Sprache wiederfand. Trocken, fast schon resigniert stellte sie fest, dass sie wohl Recht gehabt hatte und dass dies wohl kaum die Situation auf Kelada verbessern würde. Keine Chance auf Befreiung, solange die Festungswelten in der Nähe, Chasin und Sagar, vom Imperium gehalten wurden. Lediglich ihr letzter Satz irritierte Arlen etwas. Krieg war immer Leid, klar. Doch dachte Faith wirklich, dass es das wert wäre die imperialen Deportationen und Genozide weiterlaufen zu lassen, weil die Behandlung der Krankheit nicht ohne Nebenwirkungen vor sich ging? Im letzten Moment hielt Arlen sich von einem bissigen Kommentar ab. Die Padawan stand unter enormem Druck und sie alle waren ein Haufen Nervenbündel, für die ein bisschen Landurlaub auf freundlichem Gebiet überfällig war. Es war unnötig über so einen Blödsinn jetzt einen Streit vom Zaun zu brechen.

Stattdessen sagte Arlen also nichts und lauschte Faiths Fragen an Gold-7, die dieser mit einem Nicken beantwortete.


„Ja, diplomatische Beziehungen zu New IndSec wurden aufgenommen und Sellon Jittek ausgeliefert. Wir haben also nun einen sicheren Ort für die Flüchtlinge.“

, erklärte er und zögerte dann merklich, bevor er fortfuhr:

„Zu deiner zweiten Frage, kurze Antwort ja. Aber da muss ich gleich ein bisschen ausholen. Zunächst habe ich noch gute Nachrichten zu einem anderen Thema. Die Deportationen nach Truuine…wir konnten endlich einige Agenten durch das System schleusen und in Erfahrung bringen was mit den Deportierten dort passiert. Die gute Nachricht ist, die truuiner Verwaltung hat wohl deutlich größere Bevölkerungsprobleme als Kelada. Jene, die dorthin gebracht werden, verlassen die Frachter nicht als Sklaven, sondern als Bürger mit freier Berufswahl. Gouverneur Antares hat die Lieferungen mit Kindern und Versehrten gestreckt – auch diese werden dort gut behandelt und versorgt.“

Während Gold-7 gesprochen hatte, hatten Arlens Augen sich immer mehr verengt. Der Unmut, den er grade noch in Faiths Richtung verspürt hatte, richtete sich nun auf den NRGD-Agenten.

„Willst du, dass wir dem Imperium jetzt auch noch danken?!“

, schnappte er, während er ein weiteres Mal mit den Selbstvorwürfen rang, all die Aquaner für Faiths Rettung geopfert zu haben. Und all jenen nicht geholfen zu haben, die während ihrer Reise durch Keladas Pampa Hilfe gebraucht hatten. Die Erleichterung, die Gold-7 mit seiner Erklärung wohl hatte hervorrufen wollen, blieb aus.

„Nein, das wollte ich damit nicht sagen.“

, gab der Agent angespannt zurück, senkte jedoch verständnisvoll den Kopf.

„Ich will nur klar machen, dass den nach Truuine deportierten keine aktive Gefahr für Leib und Leben droht. Natürlich ist dies trotz allem Völkermord und die Verantwortlichen werden zur Verantwortung gezogen werden müssen. Ich dachte dennoch, dass euch diese Informationen interessieren würden.“

Arlen lag die nächste scharfe Erwiderung auf der Zunge, doch diesmal beherrschte er sich. Die betonte Ruhe und die demonstrierte Geduld des Agenten beschämten ihn. Es war unjedihaft gewesen den Menschen so anzuschnauzen. Kurz erwog er, sich zu entschuldigen, nickte dann jedoch nur stumm.

„Gut. Dann zur eigentlichen Frage.“

, fuhr Gold-7 nach einem Moment fort.

„Die Situation hat sich, seit wir das letzte Mal gesprochen haben, nicht verbessert. Im Gegenteil. Jedes private Passagiershuttle und jeder Frachter, der in den Orbit fliegt, wird begangen und kontrolliert, seit der Krieg nun offiziell ist. Genauso sieht es an den Grenzübergängen Chasin, Sagar, Tynna und sogar Sika aus. Jedes Schiff, das über die Grenze will, wird per Massenschattengenerator rausgezogen und kontrolliert. Dazu ist der Raumhafen in Kelada City mit deinem Gesicht“

Der Agent schaute Faith an.

„quasi tapeziert. Wir bringen aktuell also keine Flüchtlinge, geschweige denn euch auf diesem Weg vom Planeten.“

Erneut zögert er kurz, bevor er fortfuhr:

„Aber ich nehme an, dass ihr nicht die nächsten Wochen in New IndSec verbringen wollt, bevor die Imps das Interesse verlieren. Vor allem im Lichte dieser Neuigkeiten. Also…kann ich euch einen Weg anbieten, aber der wird euch nicht schmecken.“

„Spuck’s aus.“

, brummte Arlen, dem Gold-7s um den Heißen Brei herumreden langsam auf die Nerven fiel. Durchdringend schaute der Mensch ihn an, bevor er schließlich nickte und fortfuhr:

„Die Deportationsfrachter nach Truuine werden als einzige nicht kontrolliert. Sie sind ja im Staatsdienst. Wenn ihr es hinter den Zaun des Lagers schafft, schauen die nichtmal eure Taschen an. Ihr steigt einfach mit dem Rest ein und macht den Trip bis Truuine mit. Die Route ist sicher. Wie gesagt, wir haben eine Handvoll Agenten und sogar Waffenteile auf diese Weise rübergeschmuggelt.“

„Und was bei der Macht sollen wir auf Truuine?!“

, unterbrach Arlen den Mann entgeistert. Das konnte er doch nicht ernstmeinen?! Sollten sie sich wirklich an der Seite von armen Wesen auf einen fremden Planeten deportieren lassen, ohne ihnen zu helfen?! Gold-7 seufzte, fuhr jedoch ungerührt fort:

„Truuine liegt ebenfalls an einer imperialen Grenze, aber zu neutralem Territorium. Die Grenzkontrollen dort sind sehr durchlässig. Wenn ihr euch auf Truuine ein Schiff besorgt und nach Süden fliegt, kommt ihr an Antar vorbei auf neutrales Gebiet. Und von dort aus ist es ein Katzensprung nach Denon. Und selbst wenn ihr kontrolliert werdet, eure Gesichter sind nicht auf jedem Fahndungsplakat und dessen Großmutter. Wie gesagt, ihr kommt an mit Bewegungsfreiheit und Bürgerrechten. Auf Truuine operiert eine starke Widerstandszelle. Die werden euch helfen ein Schiff zu finden.“

Erneut wollte Arlen protestieren, doch diesmal meldete sich Faith wieder zu Wort. Sie wollte das Angebot annehmen. Frustriert schlug Arlen sich mit der Faust aufs Knie, während die junge Frau ohne ein weiteres Wort das Haus verließ. Noch immer rang er um Worte, als Gold-7 die sich entfaltende Stille nutzte, um erneut das Wort zu ergreifen.

„Ihr werdet euch auch freuen zu hören, dass New IndSec sein Wort im Bezug auf Jittek hält. Ihm wird in den nächsten Tagen der Prozess gemacht werden. Da das eine von euren Bedingungen war, wie man hört, haben wir einen Beobachter abgestellt, um zu schauen, dass alles mit rechten Dingen zugeht… Aber unter uns gesagt, ich denke der kann froh sein, wenn er einfach nur an die Wand gestellt wird…“

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Faith, Zweibein, Tha'klen und Arlen sowie Gold-7 und Cyan-11

Faith presste die Lippen zusammen, während sie die Arme um den Oberkörper legte. Der Wind wehte Staub durch die Straßen, der scharf an ihren Gliedern abperlte. Ihre Lungen füllten sich mit der abgestandenen, metallisch riechenden Luft der Industriewüste.

Das Angebot von Gold-7 hallte in ihr nach. Deportationsfrachter. Ein Weg hinaus. Natürlich hasste sie diese Option. Ein Teil von ihr fühlte sich schmutzig, weil sie das Angebot ohne langes Zögern angenommen hatte. Sie würden sich - mehr oder weniger freiwillig - unter jene mischen, die dort gegen ihren Willen landeten. Aber was war die Alternative? Warten, bis das Imperium sie fand, oder Alphakiller sie endlich kalt machte?

Der Wind zerrte an einer losen Blechplatte, irgendwo klapperte ein offener Fensterladen. Faith schloss kurz die Augen und zwang sich, ruhiger zu werden. Truuine. Wenn sie die Galaxiekarte auch nur halbwegs korrekt erinnerte, lag dieses System auf der anderen Seite des republikanisch kontrollierten Corellian Runs. Wie kamen denn die Deportationsfrachter von hier dorthin? Außen herum, durch den Tiefkern? Über unkartographierte Hyperraumrouten, an den Augen der Republikaner vorbei? Allein die Reise nach Truuine würde in jedem Fall Wochen dauern. Dann mussten sie immer noch von dort entkommen. Und wer sagte ihnen, dass die Sicherheitsmaßnahmen auf Truuine weiterhin so lasch waren, nun, da unweit von dort der republikanische Angriff auf Kashyyyk stattfand? Ihr gefiel die Lösung nicht. Und doch hatte sie zugestimmt - weil sie keine Alternative sah, weil es allemal besser war, als die Zeit auf Kelada auszusitzen. Arlen hatte die Option auch nicht gefallen. Das hatte sie in seinem Ton vernehmen und in seiner Reaktion ablesen können. Aber er würde mit ihr gehen, das wusste sie. Eine letzte Idee wollte sie dennoch ausloten. Sie war riskant, vielleicht sogar hirnrissig. So sehr gar, dass sie ihr erst hier draußen gekommen war. Denn wollte die Padawan sie zumindest angesprochen haben.

Als sie das Haus erneut betrat, herrschte angespanntes Schweigen. Jeder brütete über seinem eigenen Caf-Becher.


“Welche Route nehmen die Transporter?”, platzte sie ohne Umschweife heraus.

“Was, wenn wir uns von hier wegbringen lassen, aber den Transporter von innen heraus übernehmen? Wir müssen Wochen unterwegs sein - irgendeine Möglichkeit wird sich schon eröffnen. Und du hast ja selbst gesagt, die Deportationsfrachter sind im Staatsdienst, sie werden nicht kontrolliert. Damit müssten wir uns doch selbst über die Grenze schmuggeln können. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Deportierten lieber auf Duro, Corellia oder wo zum schwarzen Loch auch immer auf republikanischem Boden landen würden, als auf Truuine.”

Faith sprach hastig. Ihre Worte überschlugen sich beinahe, so dringend wollte sie den anderen diese Idee verkaufen.

“Wenn sie nichtmal unsere Taschen kontrollieren - können wir Waffen reinbringen. Ich hab Zweibein”, sie deutete auf den zusammengeklappten Droiden an ihrem Rücken und drehte sich halb herum. Dieser erkannte sein Stichwort, fuhr einen klapprigen Greifarm aus, winkte in die Runde und ließ ein sanftes, bestätigendes Heulen ertönen.

“Und wenn sie den Weg über den Tiefkern nehmen, dann machen wir das Ganze, wenn wir an Empress Teta vorbei sind. Von da aus sind wir doch quasi schon auf Coruscant!”

Die Padawan stemmte ihre Hände in die Hüfte, setzte einen erwartungsvollen Blick auf und ließ ihn von Gold-7, über Tha’klen, Arlen und Cyan-11 wandern.

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Faith, Zweibein, Tha'klen und Arlen sowie Gold-7 und Cyan-11
 
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Nachdem Gold-7 ausgesprochen hatte, breitete sich eine schwere Stille über den Raum. Arlen versuchte die Gedanken an die Deportierten zu ignorieren und der Agent schien es aufgegeben zu haben das Thema zu wechseln. Einige Minuten verstrichen, bevor sich die Eingangstür des Hauses ein weiteres Mal öffnete und Faith wieder den Raum betrat. Offensichtlich hatte sie erfolgreicher nachgedacht als Arlen, denn ohne Umschweife präsentierte sie einen Alternativplan. Ja, sie würden den Frachter nehmen, diesen jedoch auf halber Strecke kapern und das Schiff nach Coruscant fliegen. Hoffnungsvoll sah Arlen auf, nur um zu sehen wie Gold-7 langsam den Kopf schüttelte.

„Ihr habt über Coruscant dasselbe Problem wie bei Sagar oder Chasin. Besonders da. Die Imps kontrollieren wie blöd und selbst wenn ihr es mit einem Gozanti-Frachter imperialer Kennung über die Grenze schafft, könnt ihr von Glück reden, wenn unsere Seite euch nicht abschießt-“

„Ist doch Blödsinn alles!“

, fuhr Arlen dazwischen und fügte dann weniger aggressiv hinzu:

„Hast du eine Karte?“

Hatte er und einen Moment erstrahlte ein Hologramm der Galaxis vor ihnen. Wie Faith geraten hatte, führte die Route der Deportationsfrachter durch den Tiefkern. Von dort ging es an Coruscant vorbei zurück nach Süden, wo sie nach einem saftigen Umweg endlich auf Truuine ankam. Mit einem zufriedenen Brummen nickte Arlen.

„Dass Coruscant nicht geht, sehe ich ein. Aber schaut hier, wenn wir den Frachter bei Quellor kapern, können wir wie vorgeschlagen bei Antar einfach nach Süden abbiegen. Dann sparen wir uns die Landung auf Truuine, haben direkt ein Schiff und können einem Haufen Leute helfen. Wie viele Aquaner quetschen die normalerweise in so einen Gozanti?“

„750 Passagiere.“

, gab Gold-7 zurück, ein neues Leuchten in den Augen.

„Zwischen Antar und Denon sollten wir auch alle Zeit der Galaxis haben unsere Seite anzufunken und vorzuwarnen.“

Der Agent nickte.

„Mit wie viel Besatzung müssen wir rechnen?“

„Zwei Dutzend. Zwölf sind Brückencrew und Techniker, der Rest sind Bewaffnete. Bedenkt, dass die Kreuzer bis zum Rand mit Zivilisten vollgestopft sind. Die fassen nur 75 Tonnen Fracht und Lebewesen lassen sich nicht in dicht gepackten Kisten transportieren. Wenn ihr euch einladen lasst, werdet ihr euch in Boxen ohne Platz zum Hinlegen wiederfinden, die mit Strahlenschilden vom Rest des Schiffes abgetrennt werden. Ein unpräziser Schuss wird jemand Unschuldiges treffen. Das ist keine Situation, wo ich guten Gewissens eine Handvoll Agenten reinschicken würde. Wenn ihr das machen wollt, glaubt nicht, dass das einfach wird.“

Einige Sekunden lang schwieg Arlen, während er über die Implikationen nachdachte. Dann sagte er:

„Das Gute ist, dass wir das auf uns zukommen lassen können. Wenn wir entscheiden, dass es zu riskant ist, verfolgen wir deinen ersten Plan. Aber wenn wir es irgendwie einrichten können, retten wir, wen wir retten können. Deal?“

Es war ein Deal und das erste Mal seit Beginn des Gespräches hatte Arlen ein gutes Gefühl bei der Sache. Der Rest der Unterhaltung war Logistik. Wann flog der nächste Frachter? Die nächsten Tage über jeden Abend einer. Sobald sie also in Kelada City ankamen, konnten sie auf direktem Weg eines der Deportationslager infiltrieren und bis Mitternacht abgeflogen sein. Um dort hinzukommen, schlug Gold-7 ein weiteres Mal einen Fahrzeugtausch vor. Der 93-B wurde spätestens seit der Entführung Jitteks vermutlich gesucht, also würden sie stattdessen mit dem Gleiter der Agenten fliegen. Flögen sie heute los, kämen sie morgen an.

Blieb nur noch die Sache mit Alphakillers Avatar zu klären. Während Gold-7 Mittagessen reichte, erklärte Arlen die genauen Vorkommnisse und was sie sich für den erbeuteten Droidenschrott erhofften. Währenddessen nickte der Agent immer wieder und versprach schließlich das Material den richtigen Stellen zukommen zu lassen. Nachdem sie gegessen hatten, war es auch bereits an der Zeit aufzubrechen. Sie alle hatten kein Bedürfnis länger auf Kelada zu verweilen als nötig und die plötzliche Möglichkeit der Flucht trieb sie an. Einige Minuten verbrachten sie noch damit sich aus Gold-7s Arsenal neu zu bewaffnen, dann ging es auch schon los.

Der Rest des Tages verstrich ereignislos. Der Landgleiter flog schneller als das Hovercraft und so machten sie bis zum Abend gut Boden gut, bevor sie ihr Lager wieder aufschlugen. Erleichtert stellte Arlen fest, dass sie hier das Schlimmste der Industriebrache hinter sich gelassen hatten, und genoss die kühle Abendluft ohne Maske, während er heute einige Feldrationen über einem kleinen Lagerfeuer zubereitete. Dabei fummelte er ein bisschen an einem Holonetempfänger herum, den Gold-7 ihm mitgegeben hatte. So wie die Ereignisse sich zurzeit überschlugen, war es keine gute Idee völlig uninformiert an die Sache heranzugehen.

Das meiste hatte jedoch keine weitere Relevanz. Amüsant ja, wie die Imperialen Gift und Galle über den Angriff auf Kashyyyk und den Tod des Imperators spuckten, doch nichts, was ihre Mission betraf. Grade wollte Arlen den Empfänger wieder abstellen, um das gekochte Essen zu servieren als das Hologramm eines bekannten Gesichtes über dem Empfänger erschien.


„Und nun noch zu einer lokalen Angelegenheit.“

, sprach eine Nachrichtensprecherin aus dem off.

„Wie die Lokalverwaltung uns mitteilte wird am morgigen Tag die öffentliche Hinrichtung des Terroristen ‚Bo‘ auf dem Platz des Imperialen Friedens in Colina zur Mittagsstunde durchgeführt. Der cragmoloidische Xeno erlangte vor einigen Jahren als Besitzer und Barkeeper der beliebten Unterweltbar ‚Weit weg und ganz nah‘ Popularität, wo er sich jedoch gegen unser edles Imperium radikalisierte. Zuletzt machte er Schlagzeilen, als er als Gesicht der terroristischen Gruppe RAB-K ein Studio des populären Senders Kelada Now eroberte und Verantwortung für den Abscheulichen Terroranschlag auf das Colinaer Gefängnis vor einigen Monaten übernahm. Seinen Terroristenfreunden, denen er als ‚Grün-3‘ bekannt sein sollte, will Gouverneur Antares‘ Verwaltung folgende Botschaft mitteilen: ‚Euch kriegen wir auch noch, Rebellenabschaum‘. Und nun, zum Wetter…“

Mit zitternden Fingern schaltete Arlen das Gerät ab und blicke zu Faith hinüber. Das Versprechen, das er ihr nach ihrer Befreiung gegeben hatte, hatte er nicht vergessen. Doch hatte er bis vor etwa zwei Minuten nicht mehr daran geglaubt es einlösen zu können…


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Faith spürte, wie sich die Stimmung veränderte, noch bevor sie begriff, was geschehen war. Arlens Finger zitterten sichtbar, als er den Holonet-Empfänger deaktivierte. Die Projektion erlosch, doch die Worte der Sprecherin hallten weiter in ihrem Kopf nach.

Grün-3. Öffentliche Hinrichtung. Colina. Platz des Imperialen Friedens.

Ein Knoten bildete sich in ihrem Magen - so hart, dass ihr schwindelig wurde. Sie ballte die Hände, spürte die Feuchtigkeit von kaltem Schweiß in ihren Handflächen und erstickte mit Hilfe ihrer Jedi-Ausbildung das Bedürfnis, etwas vom Boden aufzuheben und durch die Luft zu schleudern. Faith kannte Bo nicht. Hatte ihn nie gesehen, nie mit ihm gesprochen. Und doch erinnerte sie sich an das Gespräch mit Arlen, kurz nachdem er sie befreit hatte. Warum sollte sie frei sein - gar vom Planeten fliehen, während er für seinen Freiheitskampf mit dem Leben bezahlte? Hingerichtet, auf offener Straße - unter den flatternden Bannern des Imperiums? Das war nicht fair.

Faith atmete scharf durch die Nase ein und vertrieb das raue Kratzen in ihrer Stimme.


“Nein.”

Ein einziges, klares Wort, das den Platz des Lagerfeuers traf wie ein Schlag. Sie schüttelte den Kopf, als wollte sie demonstrieren, dass sie die Worte der Sprecherin nicht akzeptierte. Dann hob sie langsam den Blick und ihre breiten Augenbrauen schossen zusammen.

“Das wird nicht passieren.” Die Worte waren nicht laut, aber entschlossen. Kein Vorschlag, keine Diskussionsgrundlage. Es war eine Feststellung.
Faith wandte sich an Arlen.
"Wir fliegen vor Sonnenaufgang noch nach Colina." Ihre Stimme war rau, gedrungen, als müsste sie darum kämpfen, nicht zu laut zu sprechen. Noch hatte sie nicht die geringste Ahnung, wie sie Grün-3 befreien sollten. Die Agenten hatten Recht - der ganze Ort war gepflastert mit ihrem Gesicht. Mal völlig davon abgesehen, dass Arlen und Tha'klens Erscheinungen noch viel auffälliger waren. Der Ort würde sicherlich streng bewacht werden. Vielleicht rechneten die Imperialen mit einer Befreiungsaktion.
Etwas kribbelte auf der Innenseite ihrer Rippen.


"Ich glaube aber nicht, die Imps wissen, dass wir noch hier sind. Dann hätte Angelus den Planeten nicht verlassen. Wenn er ihn tatsächlich verlassen hat. Das könnte dennoch eine Falle sein, oder? Wenn nicht für uns, dann für andere Widerständler."

Die Padawan machte einige Schritte um das Lagerfeuer herum.

"Kommen wir nochmal an Sturmtruppen-Rüstungen? Oder habt ihr eine andere Idee?"

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Faiths Reaktion auf die Nachricht von Bos Hinrichtung war nicht überraschend. Nein, Arlen wäre überrascht gewesen, hätte sie sich vehement gegen die Rettung des Cragmoloiden ausgesprochen. Auf ihren Vorschlag/ihre Feststellung, dass sie vor Sonnenaufgang nach Colina fliegen würden, nickte er, bevor er hinzufügte:

„Ein letztes Schnippchen, das wir den Imps schlagen. Zum Abschied.“

Nun ging es ans Planen. Faith stellte fest, dass sie nicht glaubte, dass die imperiale Besatzungsmacht wusste, dass sie hier waren. Sonst hätte Angelus den Planeten nicht verlassen. Dennoch stellte sie in den Raum, dass dies eine Falle sein konnte, wenn schon nicht für sie, dann für andere Rebellen. Nachdenklich wiegte Arlen den Kopf.

„Ich kann mir vorstellen, dass die wissen, dass wir noch da sind. Die werden die ausgebrannte Jedihammer gefunden haben, wenn sie nicht ganz inkompetent sind. Und Jittek haben wir mit dem 93-B entführt. Das Gute ist, sie wissen nicht wo wir sind und werden uns ohne Angelus auch nicht orten können.“

Für einen Moment legte er den Kopf schief und streckte seine Machtsinne aus.

„Wenn Angelus kein Meister im Verstecken ist, ist er wirklich weg. Ich kann ihn seit unserem letzten Fluchtversuch nicht mehr spüren. Und ich glaube auch, dass wir nicht so weit gekommen wären, wäre er noch da. Nein, ich glaube es ist nur noch Antares‘ Verwaltung und der tanze ich seit über einem Jahr auf der Nase herum. Das kriegen wir schon hin.“

Gedankenverloren streckte Arlen die Hand nach seiner Wasserflasche aus und nahm einen tiefen Schluck.

„Dass das eine Falle für Widerständler ist, können wir sicher annehmen, denke ich. Sonst würden die das nicht so offen im Holonet verkünden. Und dieser Köder… ‚Euch kriegen wir auch noch, Rebellenabschaum‘, ha!“

Arlen lachte freudlos.

„Das ausgespannte Netz ist sichtbar. Aber wir haben einen Vorteil, den unsere Freude beim Widerstand nicht haben. Also werden wir auch anders vorgehen.“

Faith schlug vor, ob sie noch einmal an Sturmtruppenrüstungen kommen würden und ob es noch andere Ideen gab. Enthusiastisch nickte Arlen.

„Rüstungen sind auf jeden Fall eine gute Idee, aber das ist ein zusätzlicher Bonus. Vielleicht wären sogar drei Ubesenmasken einfacher zu bekommen. Nur, damit wir nicht erkannt werden…“

Kurz zögerte er, während er nachdachte. Er kannte eine ubesisches Viertel in Colina, da würde sich soetwas zur Tarnung sicherlich abgreifen lassen.

„Der Platz des Imperialen Friedens ist bekanntes Gebiet. Du erinnerst dich an die Statue die ich hochjagen wollte? Das ist da.“

Kurz sah er sich um und griff sich dann ein Stöckchen, das auf dem Boden lag, mit dem er begann einen groben Plan in den Staub zu zeichnen.

„Das hier ist die Nereus Kratas Statue in der Mitte des Platzes. Riesiges Ding. Um den Platz und die Statue zu errichten wurde die alte Bibliothek von Colina dem Erdboden gleichgemacht. Die Keller sind aber noch da, weswegen ich ein paar Touren da runter gemacht habe, um die Koordinaten unseres Jeditempels aufzustöbern. Das ist auch nicht die erste Propagandaveranstaltung die auf diesem Platz stattfindet. Es ist immer die gleiche Bühne, die sie bisher jedes Mal hier aufgestellt haben:“

Er zeichnete ein kleines Rechteck zu Füßen der Statue, in ihrer Blickrichtung.

„Ein Zugang ins Innere befindet sich hier:“

Ein kleines X hinter der Bühne.

„Ich bin noch nicht durch genau diese Tür gegangen, aber ich habe im Keller gesehen wo der Zugang rauskommt und habe sie von der anderen Seite, aus dem Inneren der Statue, gesehen. Das blöde Ding ist hohl und kann touristisch besichtigt werden. Blegh. Jedenfalls…ich kenne einen alternativen Zugang zum Keller, über den ich bisher immer gekommen und gegangen bin.“

Nun begann er der Skizze die hohen Gebäude im Umkreis des Platzes hinzuzufügen, bevor er schließlich ein X ein paar Straßen abseits hinzufügte.

„Hier gibt es einen Zugang zur Kanalisation. Dieser führt am Bibliothekskeller vorbei. Und ich habe mir mit dem Lichtschwert ein schönes, kleines Portal geschnitten. Dieses kann ich mit der Macht rausziehen und einsetzen, sodass man den herausgetrennten Block nur schwer erkennen kann, ist er einmal drin. Soweit die Situation.“

Kurz wechselte Arlen einen Blick mit den anderen beiden Padawanen, bevor er ein Aurebesh-Forn für Faith auf das Dach eines Gebäudes nahe des Kanalisationszugangs malte.

„Faith, ich würde dich gerne mit einem Scharfschützengewehr hier postieren. Von da hast du die Bühne im Blick behalten und mir den Rücken freihalten wenn es rundgeht. Ich nämlich“

Er zeichnete ein Aurek samt einem auf die Statue zeigenden Pfeil neben den Kanalisationszugang.

„gehe durch die Kanalisation, in den Keller und dann durch die Statue auf die Bühne. Lichtschwert in der Hand, Shock and Awe, Jedi-Action. Umso besser wenn du mir Feuerschutz gibst. Wir sind schon im Krieg, jetzt ist es auch egal. Ich schnapp‘ mir Bo und dann geht’s den gleichen Weg zurück, bevor die überhaupt wissen was vor sich geht.“

Nun sah Arlen Tha’klen an, dier in dem Plan bisher noch nicht vorgekommen war.

„Du, mein Padawan, kriegst den vermutlich wichtigsten Part. Wenn ich mit Bo aus dem Gulli komme, wird das halbe Imperium auf meinen Fersen sein. Deswegen wirst du als unser Fluchtfahrer mit unserem Gleiter bereits auf uns warten. Faith, wenn Bo von der Bühne ist, gehst du direkt zu Tha’klen. Und wenn ich nachkomme, düsen wir ab. Abhängig vom Chaos zu einem meiner Safehäuser in Colina. Wenn es sich in Grenzen hält fahren wir direkt nach Kelada City und weisen uns beim Deportationslager selbst ein. Bo kommt dann mit auf unsere Reise und landet wenn alles gut geht in ein paar Wochen mit uns in der Republik.“

Erneut schaute er von Faith zu Tha’klen und zurück.

„Ideen, Anmerkungen?“


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[ Kelada System | Kelada | Colina | Gleiter ]
Faith, Zweibein, Tha'klen und Arlen

“Ein letztes Schnippchen”, wiederholte Faith. Ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem schiefen Lächeln. “Zum Abschied.”

Nachdem sie die verbliebenen Stunden zur Vorbereitung und Erholung nutzten - Faith mit Hilfe der Tiefschlaftrance, um so erholt wie möglich in den nächsten Tag zu starten -, brachen sie noch vor Morgengrauen auf. Das Wetter war fahl, der Wind summte aus Richtung der Industriewüste und trug diesen abgestandenen, rostigen Geruch mit sich, als hätte jemand Metall aneinandergerieben und die Späne mit Blut vermischt. Ihr Gleiter fegte über den Staub, fraß sich in Richtung Colina, während die Auswüchse der Stadt sich aus dem Horizont gruben. Während Arlen fuhr, kniete Faith hinter ihm und prüfte die Waffe, welche die Agenten ihr überlassen hatten. Es handelte sich um ein A280-CFE - im Prinzip eine schwere Blasterpistole, die sich durch Aufsätze und Verlängerungen innerhalb kürzester Zeit aber sowohl zum Sturmgewehr als auch zum Scharfschützengewehr umrüstbar war. Perfekt für das, was sie vorhatten. Sie löste Verriegelungen, prüfte Riemen und Scharniere, ehe es in drei unscheinbaren Segmenten vor ihr lag. Der Blaster selbst befand sich in einer unscheinbaren, ledernen Handtasche. Den verlängerten Lauf und das Zielfernrohr wollte sie sich an jeweils einen Unterschenkel binden, sodass sie in den Hosenbeinen verschwanden. Dazu zwei Magazine - eines davon mit panzerbrechenden Bolzen -, die unter ihrem Gürtel verschwinden würden.

Die Sonne über Kelada war noch immer nicht aufgegangen, als sie Colina erreichten. Die Stadt empfing sie mit imperialen Bannern, die in den morgendlichen Böen unschuldig anmutend flatterten. Arlen führte den unauffälligen Gleiter durch ruhige Gassen und Seitenstraßen. Selbst hier hingen jedoch tatsächlich Fahndungsplakate von ihr. Der Anblick machte sie beklommen, aber nicht behäbig. Die Padawan hielt sich bereit, Arlen einen Hinweis zu geben, sobald die Macht ihr eine Eingebung verschaffte, welchen Weg sie am besten wählen sollten. Doch er brauchte sie gar nicht. Er war Jedi-Ritter und hatte sein eigenes Verhältnis zur Macht. Ausnahmslos wählte er die Richtungen, die sie auch eingeschlagen hätte. Zumal er diesen Ort weit besser kannte als sie. Das Viertel, in das er sie manövrierte, beherbergte dann sogar noch engere Gassen. Neue Gerüche drangen durch die Filteranlagen des Landgleiters: Öl und Spice. In Treppenhäusern sammelten sich dunkle Gestalten, selbst zu dieser frühen Morgenstunde und beobachteten die Straßen. An einer aussichtsreichen Stelle hielt er den Gleiter an. Wie abgesprochen, blieb Faith geduckt auf dem Rücksitz des Gleiters. Das letzte Konterfei auf einem Fahndungsplakat hatten sie vor etwa einem Kilometer passiert. Das war nicht nah, aber auch nicht besonders weit weg. Inzwischen würde wohl jeder Einwohner von Colina ihr Gesicht im Schlaf erkennen. Zweibein wachte auf ihrem Rücken und pfiff immer dann, wenn sich eine Lebensform näherte und sie tiefer auf dem Rücksitz versinken musste. Nicht, dass sie es nicht auch selbst gespürt hatte, aber eine doppelte Absicherung hielt besser. Und Zweibein war glücklich, wenn er gebraucht wurde. Zumindest glaubte Faith das.

Die beiden anderen kehrten nach einer kurzen Weile mit drei ubesischen Masken und Kleidungsstücken zurück. Auf dem unauffälligen Parkplatz - abseits von Überwachungskameras und von den Schatten im schwachen Licht des Tagesanbruches verborgen - zogen sie sich um. Als Faith die Maske aufsetzte, bemerkte sie als erstes den Geruch von altem Gummi und fremdem Atem. Gut. Unauffälligkeit roch selten angenehm. Die Kleidung beinhaltete weite Hosen, das hatten sie bedacht.

Die letzten Vorkehrungen getroffen und den Plan erneut durchgegangen, stießen sie weiter ins Zentrum Colinas vor und ließen den Gleiter anschließend zwei Blocks vom inneren Sperrring um den Platz des Imperialen Friedens stehen. Von hier aus zu Fuß. Es war nicht allzu weit vom Ort entfernt, den Arlen als Zugang zur Kanalisation, ein paar Straßen abseits des Platzes markiert hatte. Ganz ran kamen sie jedoch nicht, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Ihnen stand eine Straßensperre entgegen, die mit festen Absperrgittern und einem E-Web gesichert war. Tha’klen reichte ihr, bevor sie sich trennten, noch eine kleine Tasche, mit der Bemerkung, dass hen eine nette Überraschung für sie vorbereitet hatte.


“Möge die Macht mit dir sein”, flüsterte sie dankbar, durch den Vocoder der Maske verzerrt, dier Verpine zu, ehe sie sich dann tatsächlich trennten. Gemeinsam mit Arlen ging es durch ein paar Seitengassen und den Gitterzaun eines Hinterhofes, den sie zwar aufschneiden mussten, der sie aber zuverlässig an der Straßensperre vorbeiführte. Dann war es soweit. Ein letztes Nicken, von der Maske halb verborgen, und Faith verschwand im Treppenhaus des Gebäudes, das Arlen für sie markiert hatte. Sie brauchten keine Worte. Es war klar in der Macht wahrnehmbar, was sie beide füreinander empfanden und wünschten. Von Außen hatte sie gesehen, dass es auf dem Durastahlbetonklotz eine Antenne gab. Als sie die unzähligen in Wendeltreppen angeordneten Stufen emporgeklommen, und auf der letzten Ebene angelangt war, stellte sie fest, dass der Zugang zum Dach verriegelt war. Natürlich. Ein altmodisches Bedienfeld, das Zweibein in einer Greifarmumdrehung entsichert hatte.

“Braver Junge”, flüsterte Faith. Der Droide ließ sich wieder auf dem Rücken anklammern, verborgen von ihrem flickigen Ubese-Umhang.

Als sie die Tür geräuschlos aufsperrte, stellte sie erleichtert fest, dass die dünne Antenne nicht die einzige Deckung bot. Mehrere Belüftungs- und Klimaanlagen, die das Gebäude versorgten, verteilten sich auf der Fläche, die zudem noch von einer hüfthohen Umrandung umgeben war. Gute Sicht auf den Platz. Die junge Frau - immerhin ein Offizier der Neuen Republik - suchte sich eine passende Stelle. Sie war keine dediziert ausgebildete Scharfschützin, allerdings hatte sie natürlich die entsprechende Grundausbildung durchlaufen und hatte ein Sniper-Squad in ihrer Einheit, dem sie oft genug bei der Arbeit zu- und sich Dinge abschauen konnte. Also verschaffte sie sich als erstes mit Hilfe des Zielfernrohrs einen Überblick über den Platz, mit der Bühne, der übergroßen Statue und versuchte, jede Position eines jeden imperialen Soldaten und Sicherheitsmannes einzuprägen. Ein Mal wurde sie inmitten ihrer Konzentration unterbrochen, als sie das angsteinflößende Röhren eines TIE vernahm, der sich näherte. Alles, was sie tun musste, war, sich einen Meter zurück zu robben, sodass sie von einer großen Klimaanlage verborgen war. Der TIE zischte jedoch in einer solchen Geschwindigkeit und Höhe über den Platz, dass sie Zweifel daran hatte, dass er sie tatsächlich hätte entdecken können. Gefährlicher waren da mindestens zwei Scharfschützen auf anderen Dächern, die den Platz umgaben. Und das waren nur jene, die sie entdecken konnte. Die würde sie, sobald es losging, als erstes ausschalten müssen. Das Risiko, dass es weitere gab, vor denen sie sich verbergen musste, war nicht gering.

Nachdem sie sich einen bestmöglichen Überblick verschafft hatte, baute sie das Gewehr zusammen. Blaster, Lauf, Zielfernrohr. Die Verschlüsse klickten, wenn die Dinge an ihren richtigen Platz rutschten. Zweibein zwitscherte etwas, dessen Inhalt Faith zunächst nicht zuordnen konnte. Doch als er über ihre Schulter herangekrabbelt kam, verstand sie. Er erinnerte sie an das Täschchen, das Tha’klen ihr mitgegeben hatte. Als sie es öffnete, erkannte sie den Visor, den sie im Tempel gefunden hatte. Dier Verpine hatte irgendetwas damit gemacht, es sah anders aus als vorher und verfügte über eine offensichtliche Schnittstelle. Zweibein ließ derweil zwei Verbindungskabel herab und fiepte in verschwörerischem Ton.


“Ihr zwei habt euch zusammengetan, was?”, gluckste sie hinter der Maske hervor, die sie nun abnahm und durch den Visor austauschte. Zweibein koppelte sich selbst anschließend mit der Maske und einer Schnittstelle am Zielfernrohr des Blasters, die dort sicher auch noch nicht war, als sie die Waffe erhalten hatten. Nun wusste sie auch, womit Tha’klen sich während der Fahrt beschäftigt hatte. Der Blick, den der Visor ihr nun eröffnete, war - untertrieben gesagt - erweitert. Sie konnte das Fadenkreuz durch den Visor sehen, ohne die Waffe überhaupt eng am Körper zu tragen. Außerdem spielte Zweibein Koordinaten und Hinweise ein, wo sich die bereits entdeckten Imperialen befanden. Als sie an die Bühne heranzoomte, leuchtete im Visor ein Rechteck mit einem Entfernungsmesser auf.

Dann ließ Faith einen Atemzug flach aus der Kehle entweichen und streckte ihre Machtsinne aus, soweit sie konnte. Sie spürte Arlen - entfernt, ein Echo aus Richtung des Platzes. Sie fand Tha’klen, dier sich bereithielt. Und zwischen all dem: Lebensformen aller Art. So viele. Ein Meer aus Auren, von denen sie heute sicher einige auslöschen würden.

Es herrschte Krieg.




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Faith & Zweibein
 
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[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Colina / Seitengasse nahe dem Platz des Imperialen Friedens ] Arlen, Tha'klen und Faith

Mit zusammengebissenen Zähnen schaute Arlen hinab auf die Ubesenmaske, die er im Wagen zurückgelassen hatte. Er plante einen öffentlichen Auftritt vor den laufenden Kameras ganz Keladas, da präsentierte er lieber das rote Gesicht Darth Kerbals, als ihre Fluchtkleidung zu entblößen. Alles war geplant und organisiert. Alles dreifach bedacht und arrangiert. Sie alle kannten den Treffpunkt am Gleiter und auch die Alternative am Deportationslager. Jeder von ihnen wusste, was zu tun war und wohin es gehen musste, falls es schiefging. Ein letztes Schnippchen, das sie dem Imperium schlugen und dann, der Heimweg.

Zusammen mit Faith ging er los, doch bald schon war er alleine. Der Kanalisationszugang, den er schon so oft genommen hatte – nur er selbst, dann mit Tha’klen, dann mit dieser Slicerin – wirkte merkwürdig vertraut. Mühelos stemmte er den Stahldeckel auf und schlüpfte hinein in die engen Gänge. Der Geruch war schrecklich, doch nichts anderes hatte Arlen erwartet. Hier und dort erleuchteten schummrige Funzeln Leitern und Weggabelungen, doch in erster Linie herrschte hier unten Finsternis.

Geduckt machte er sich auf den Weg, den Machtsinn ausgestreckt. Oben auf dem Platz nahm er hunderte von Präsenzen wahr. So viele, dass er sie nicht unterscheiden konnte. Doch war es ja egal. Wenn er einmal oben war, würde er schon sehen wer ihm feindlich gesinnt war. Und wo Bo sich befand. Den Cragmoloiden spürte er noch nicht, doch ging dessen Präsenz vermutlich ebenfalls einfach in der Menge unter. So oft hatte er ihn ja auch noch nicht gespürt.

Langsam aber sicher arbeitete Arlen sich durch das Labyrinth an Gängen und Abzweigungen vor. Er war Monate lang nicht hier gewesen und manches hatte sich verändert und doch nichts so sehr, dass er den Weg verfehlte. Unterdessen dachte er darüber nach, wie er vorgehen würde. Sollte er wirklich aus der Tür am Fuß der Statue stürzen, oder war es vielleicht doch besser aus einem der Sichtfenster ihrer Augen zu springen? Vermutlich. Dann konnte er sich wenigstens im Vorfeld ein Bild machen, bevor er sich ins Getümmel stürzte. Vielleicht war Antares ja sogar anwesend. Wie passend wäre es, gleich zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen? Ein Machtsprung aus dem Fenster, den Gouverneur erschlagen und dann mit Bo im Schlepptau fliehen…

Oder auch nicht, sagte Arlen sich. Wenn er vor die Wahl gestellt werden würde den Gouverneur Keladas zu ermorden oder sein Versprechen an Faith zu erfüllen…würde er zweiteres tun. Nicht, weil Antares zu ermorden kein Gutes bewirken würde. Ganz und gar nicht. Doch war das Imperium eine vielköpfige Hydra. Wenn Antares keine Deportationsverträge schloss, dann würde das sein Nachfolger tun. Vielleicht ja sogar heute Abend noch, als Rache. Nein, dies war kein Stumpf, den er ausbrennen konnte. Nicht einmal mit einem wohlgezielten Lichtschwertstreich. Nein, heute konnte er ein Leben retten und seiner Liebsten zeigen, dass er nicht von blindem Hass zerfressen war. Das war alles, was zählte.

Schließlich erreichte Arlen die Stelle, in die er vor so langer Zeit einen Zugang geschnitten hatte. Alles wirkte ruhig und auch in der Macht konnte er nichts weiter entdecken. Im Inneren der Bibliothek spürte er heute zwei Squads, was wohl dem Spektakel oben auf dem Platz geschuldet war. Doch das war halb so wild. An diesen Wachen hatte er sich ja bereits des Öfteren vorbeigeschlichen. Dazu spürte er noch die vielen Wesen, die heute erschienen waren, um Bo sterben zu sehen. Und ansonsten…die Auren von Tha’klen und Faith stießen hell und klar aus der Masse hervor. Bald würde er wieder mit ihnen vereint sein.

Mit einem tiefen Atemzug schloss Arlen die Augen und streckte seinen Geist nach dem Durabetonblock aus, der lose in der Wand steckte. Geräuschlos erhob sich der schwere Steinklumpen, schwebte wie von Geisterhand auf ihn zu und senkte sich schließlich wieder neben ihm auf den Boden. Der Zugang zur Bibliothek klaffte wie ein gähnender Schlund vor ihm auf. Die Patrouillen würden einige Ecken weiter sein, also konnte er das zuckende Licht ihrer Taschenlampen nur erahnen. Vorsichtig kletterte er durch den Zugang und schmeckte im nächsten Moment die staubige Luft der Bibliothek auf der Zunge.

Geräuschlos betrat Arlen den Raum – oder hätte das vermutlich getan, wäre er nicht auf der inneren Kante abgerutscht. Ein leises Rascheln ertönte, als sein Fuß auf dem schmutzigen Teppichboden aufkam. Arlen erstarrte und schaute sich um. Was zum…? Doch alles blieb ruhig. Die Soldaten tiefer im Inneren schienen ihn nicht gehört zu haben. Einige Herzschläge verstrichen, während er sich zu sammeln versuchte. Bedächtig atmete er ein und aus, doch mit jedem Atemzug, schien sein Herz in seiner Brust schneller zu schlagen. Ach verdammt, das hatte doch alles keinen Sinn. Ein letzter Atemzug und er entschloss sich weiterzugehen. Niemand hatte ihn gehört, ihm gingen einfach nur die Nerven durch!

Lautlos richtete Arlen sich auf und machte einen Schritt nach vorne. Doch wo war der Boden?! Plötzlich schlugen sein Gesicht und Oberkörper hart gegen ein Regal und ein Krachen ertönte, während er zurücktaumelte. Alles drehte sich und wie durch Wasser hörte er den Ruf der Soldaten. Zu spät wurde ihm klar, dass irgendetwas nicht stimmte. Unbeholfen fuhr Arlen herum und kletterte auf allen Vieren wieder durch den Zugang durch den er gekommen war. Zurück in der Kanalisation, nahm er ein leises Zischen war, das aus einer Reihe von dünnen Rohren über ihm kam, die er bislang nicht gesehen hatte. Gas!


Es ist eine Falle! Flieht! Falle…

Schaffte er durch die Macht in Richtung der Padawane zu senden. Die Welt drehte sich vor seinen Augen und auch in der Macht verschwamm das Geschehen zusehends. Er wollte selbst fliehen, doch ein machtverstärkter Satz schmetterte ihn bloß gegen die nächste Wand. Ein gleißender Schmerz ging durch seine Nase und stinkendes Brackwasser spritzte in alle Richtungen, während er strampelnd und um sich schlagend, wie ein auf den Rücken geworfenes Insekt, versuchte Halt zu finden. Aus weiter Ferne hörte er Schritte und sah weiße Stiefel über ihm aufragen. Verzerrte Stimmen hinter weißen Sturmtruppenhelmen. Zischend erwachte Arlens gelbe Klinge zum Leben, doch bot die sich rasch ausbreitende Finsternis kein Ziel.

Ein Ring blauen Lichtes, war das letzte was er sah. Bevor sein roter Kopf reglos im stinkenden Wasser zu liegen kam.


[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Colina / Kanalisation am Bibliothekszugang ] Arlen, sowie (NPCs) zwei Squads Sturmtruppen
 
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[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Kelada City / Industriegebiet / Keller ] Mariam und Arlen

Durch die Zähne und leicht falsch Pfiff Operative Mariam Zurabashvili die ersten Noten des Imperialen Marsches vor sich hin, während sie langsam und genüsslich die Schutzkleidung anzog, die sie für das nun Folgende benötigen würde. Sie hatte gewonnen. Nach all den Mühen, den langwierigen Nachforschungen und den schlaflosen Nächten die sie damit verbracht hatte ihrem Ziel nachzustellen, lag es nun endlich vor ihr. Wortwörtlich. Darth Kerbal lag entblößt und gefesselt auf der Streckbank vor ihr. Bewusstlos.

Nun, nicht ganz. Aus ihrer Erfahrung hatte Mariam gelernt. Sie gesehen, was passieren konnte, wenn sie unvorsichtig mit einer Machtnutzerin umging. Also hatte sie alle Mühen auf sich genommen, dem widerwärtigen Xeno genau den richtigen Chemikaliencocktail zu verabreichen. Noch genug da, dass er alles spüren würde, was sie für ihn geplant hatte und doch mit derart zugedröhnten Sinnen, dass er nicht einmal wissen würde, wer sich hier mit ihm im Raum befand.

Am Ende war es lächerlich simpel gewesen. Wie einen Jedi fangen, der bereits beschlossen hatte seine Tarnung aufzugeben? Einfach! Drohen einen seiner Freunde zu exekutieren…und wie bestellt hatte er sich eingefunden. Den Cragmoloiden hatte sie dafür nicht einmal aus dem Gefängnis holen müssen. Der saß noch immer fein säuberlich verschnürt in seiner Zelle in der Garnison Colinas und wartete darauf, dass Gouverneur Antares sein letztes Stündlein besiegelte. Nicht, dass das noch lange dauern würde, wenn sie erst einmal Kerbal ausgequetscht hatte wie eine reife Pogoyafrucht.

Mariam konnte bereits schmecken, welchen Heldenempfang man ihr bereiten würde, tauchte sie erst mit dem vollständig geständigen Verräter wieder auf. Natürlich wusste niemand außer ihr und ihren direkten Mitarbeitern von dem kleinen Folterkeller im Industriegebiet Kelada Citys. Auch die Erfahrung mit Darth Angelus hatte sich am Ende als äußerst lehrreich erwiesen. Hier hatte sie versucht Recht und Gesetz genau einzuhalten – und mit welchem Dank?! Nicht einmal eine kurze Befragung hatte man ihr vergönnt und dann den arroganten Schönling einfach wieder laufen lassen. Kerbal würde sie nicht auf diese Weise verlieren. Dieses Vögelchen würde sie erst an Antares ausliefern, wenn es für sie gezwitschert hatte.


„So mein lieber…“

, sprach Mariam den Gefesselten zuckersüß an und trat dicht auf ihn zu. Die gelbgrünen Augen waren glasig und rollten ziellos in ihren Höhlen, erfolglos nach der Quelle ihrer Stimme suchend.

„Ahln, Ahln…Arlen. Arlen Merillion.“

Ihr Mund krümmte sich zu einem boshaften Lächeln. Wie lange sie auf diesen Moment gewartet hatte.

„Du warst wirklich eine harte Nuss zu knacken. Meine härteste bisher, muss ich zugeben. Aber von hier ab betreten wir bekanntes Terrain…“

Genüsslich langsam griff sie nach einer kleinen Metallschüssel, deren klebrigen, durchsichtigen Inhalt sie eben schon angerührt hatte.

„Wenn ich jemanden zu Gast habe, pflege ich ihr oder ihm einen ganz individuellen Service zukommen zu lassen. Jede Kultur, jede Spezies hat ihre ganz eigenen Tabus und Traumata, die eine geschickte Foltermeisterin gewinnbringend einsetzen kann. Wusstest du, dass Givin einen irrationalen Ekel vor entblößter Haut haben? Ein gemeinsamer Freund von uns, ein gewisser Pel’ord’ath, lehrte mich dies vor einigen Monaten, als ich das Vergnügen hatte ihm das Exoskelett von den Glieder zu pellen. Passender Name, nicht? PEL’ord’ath?“

Mariam lachte und ließ den sich im Delirium windenden Kerbal einen Moment zappeln, bevor sie fortfuhr:

„Jetzt habe ich lange nachgedacht, wie ich ein Sith Reinblut wie dich zum Reden bringen kann. Gar nicht so einfach. Ihr scheint ziemlich kranke W**hser zu sein, nicht? Nun, am Ende hatte ich dann doch eine Idee. Da eure Xenofressen ja so markant sind und du deine auch noch dazu genutzt hast den Gouverneur so gründlich hinters Licht zu führen… Ich sag‘s mal so, enttarnt worden zu sein wird einen ziemlichen Gesichtsverlust für dich bedeuten.“

Fröhlich vor sich hin summend tunkte sie einen kleinen Pinsel in ihre Gelschale und strich diesen dann fast schon zärtlich über Kerbals Nase. Das Gel benetzte die Haut des Verräters, wo es augenblicklich eine kränklich-rote Farbe annahm. Und Arlen Merillion schrie.

Für einen Moment ließ Mariam die Mischung wirken, bevor sie sie mit einem Wattebausch wieder abwischte. Der Schrei des Sith verklang zu einem Wimmern und wo die Paste eben noch gesessen hatte, schien nun weiß der Knorpel des Nasenrückens durch.


„Mein lieber, was du da grade erlebt hast war ein in einem Gel gebundenes Lösungsmittel. Viel kontrollierter, als es dir einfach so übers Gesicht so gießen, nicht? Es bleibt genau da wo ich es haben will…und auch genauso lange. Wenn ich du wäre würde ich schnell zu zwitschern anfangen, Vögelchen. Denn ich fürchte ganz so hübsch wie du warst, wirst du diesen Raum nicht wieder verlassen.“

Gehässig grinsend beugte sie sich über Kerbals schmerzverzerrtes Gesicht.

„Also dann, Süßer, einmal von Anfang an. Wie heißen die Leute, die dich nach Kelada gebracht haben?“


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Arlen trieb in einer Welt aus Schmerz. Er wusste nicht, wo er war, oder wie viel Zeit vergangen war. Alles, was er wusste, war, dass sein Kopf sich anfühlte wie das glühende Zentrum eines Sterns. Natürlich hatte er versucht, wen auch immer sein Gesicht Schicht um Schicht auflöste, daran zu hindern. Er mochte gefesselt sein, doch er war noch immer ein Jedi-Ritter und hätte den Folterknecht auch ohne Hände problemlos ausschalten können. Normalerweise.

Vielleicht war es der Schmerz, vielleicht der Medizincocktail in seinen Adern, doch auch die Macht versagte ihn. Immer und immer wieder versuchte er seine Sinne auszustrecken und wenigstens irgendetwas zu tun, das sein Leiden beenden konnte. Doch fehlte ihm einfach die Konzentration. Ab und an spürte er die boshafte Aura, die sich den Raum mit ihm teilte, doch dann verschwand sie wieder genau so schnell wie er sie wahrgenommen hatte. Blind tastete er ihr nach, doch kaum fand er eine Spur, so zerfaserte Arlens Bewusstsein wieder in seine Einzelteile. Es war ein kräftezehrendes Katz- und Mausspiel und nach jedem Versuch kehrte geschwächter in sein Inneres zurück.

Die einzige Machtfertigkeit deren Einsatz ihm gelang, war ironischerweise die Verschleierung seiner Präsenz. Nicht, dass er sich dies ausgesucht hätte. Sein ganzes Wesen hatte sich in sein tiefstes Inneres zurückgezogen und dabei auch nach außen hin die Schotten dichtgemacht. Den Schmerz linderte ihm das wenn überhaupt nur ein bisschen, doch wenigstens erlaubte es ihm dafür die stetigen Fragen von sich abprallen zu lassen, wie blutigen Regen. Wie war er nach Kelada gekommen, wer waren seine Freunde, wer die Kontaktleute? Wo hatte er Safehäuser, welche Ressourcen hatte er versteckt, wo war der Widerstand? Wo war Faith Navalon. WO WAR SIE?! Die einzige Antwort, die er hatte, waren Schreie. Schreie, die seine Stimme heiser machten. Schreie, die ihm einen blutigen Geschmack auch in die Kehle malten.

Und über allem ruhte die Gewissheit, dass er verloren hatte. Auf dem Weg hinaus hatte er dem Imperium noch eine letzte Sache auswischen wollen. Ein letztes Versprechen halten. Und dann hatten sie ihn doch noch gekriegt. Gefangen wie eine Motte, die man in eine Lichtfalle gelockt hatte. Noch mochte er nichts preisgegeben haben, doch war es nur eine Frage der Zeit. Wie auch sein Gesicht wurde langsam, aber sicher sein Willen aufgelöst und wie auch von seinem Gesicht war davon langsam nicht mehr viel übrig.

Und es war erst an diesem Punkt, als sich eine Veränderung einstellte. Als der letzte Rest von Arlens Widerstand abgetragen wurde. Als der Wunsch nach Überleben, sowie der Rettung seiner Freunde dem schlichten animalischen Bedürfnis wich, den Schmerz zu beenden. Der geistige Ball, in dem er sich so lange zusammengekauert hatte, wurde aufgebrochen. Womit auch die reflexhafte Verschleierung brach. In einem letzten verzweifelten Aufbäumen schoss Arlen Merillions Ich in alle Richtungen davon und verschaffte sich in einem einzelnen, verzweifelten, stummen Schrei Gehör. War Angelus noch auf Kelada, würde er ihn spätestens jetzt aufspüren. Doch war ein rascher Tod durch die Hand des Kriegers eine Erlösung, verglichen mit dem langsamen Verfall unter den geschickten Fingern der unsichtbaren Peinigerin.


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Faith & Zweibein

Der Himmel hing grau und schwer über Colina, als hätte der Planet die Luft angehalten. Faith hockte noch immer hinter der kantigen Klimaanlage. Unter ihr befand sich kalter, rauer Durastahlbeton. Der Visor lag etwas zu eng an ihren Augen, die Einsparung in der Mitte schnitt in ihre Nase. Doch er tat, was er sollte. Durch die Schnittstelle mit dem Zielfernrohr der Waffe zuckten Daten: Entfernungen, Windrichtungen, rote Umrahmungen dort, wo Zweibeins Scan imperiale Soldaten markierte. Drei Scharfschützen hatte sie selbst erkannt. Zweibein fand zwei weitere. Vielleicht gab es auch noch mehr - nein, eigentlich gab es immer mehr.

Sie ließ den digital verstärkten Blick über die gesamte Breite des Platzes des Imperialen Friedens wandern. In der Mitte ragte, unverschämt groß, die Statue von Nereus Kratas auf. Um ihn herum flatterten rote, weiße und schwarze Standarten des Imperiums. Faith schob den Lauf eine Fingerbreite auf dem Beton der Brüstung entlang, bis sie von der Ecke der Klimaanlage, bei der sie sich befand, eine freie Sicht auf die Bühne hatte.
Diese war eine weitere Machtdemonstration. Lichtträger, weitere Banner, Lautssprechertürme. Techniker in grauen Uniformen zogen Kabel, überall patrollierten Sturmtruppen. Vor der Bühne baute man Gitterreihen um Gittereihen auf, als wären sie Wellenbrecher für den Zufluss an Zuschauern, den man erwartete. Faith ließ das Fadenkreuz über die Soldaten wandern, die derweil ein E-Web durchluden. Die aufgefahrene Sicherheit war Wahnsinn - völlig überdimensioniert. Man erwartete sie. Alles, wirklich alles hier roch nach Falle. Und doch waren sie hier, um geradezu hineinzutappen.

Das schrille Kreischen eines TIE jagte von der anderen Stadtseite quer über den Platz und ließ die Banner wild umherschlagen. Faith unterdrückte den ersten Impuls, den Kopf einzuziehen und zwang sich, einfach ruhig zu bleiben. Wie immer in einer solchen Situation rief sie sich die Jedi-Atemtechnik ins Bewusstsein, atmete ein, atmete aus. Ihr Verstand musste klar bleiben. Sie zählte innerlich die Sekunden, die die Patrouillen benötigten, um aufeinanderzutreffen, ließ Zweibein in der Optik des Visors kleine Punkte setzen und sponn so eine eigene Karte, welche die Bewegungen zwischen Bühne, Statue, dem Zugang hinter der Bühne, den Dächern mit den Schützen und den Eingängen zum Platz vervollständigte. Die Menge wuchs. Allerdings nicht so sehr, wie Faith vermutet hatte. Die ersten Reihen wirkten - es überraschte sie nicht - systemtreu. Es waren Menschen, die sie allein aufgrund ihres Erscheinungsbildes der oberen Mittelschicht zugeordnet hätte. Ein Milieu, dem es gut ging, war ein Milieu, das wenig am Imperium auszusetzen hatte. Wahrscheinlich war mehr als die Hälfte davon selbst auf der Gehaltsliste des Imperiums. Manche verschleierten es auch gar nicht: Die grauen Uniformen inmitten der Menschenmenge konnte sie schon lange nicht mehr an Händen abzählen.

Faith fuhr sich mit der Zungenspitze über die trockene Unterlippe. Zweibein projizierte eine dünne Verbindungslinie zur Bühnenkante und schrieb in zartem Aurabesh die Entfernung danaben. Die Padawan atmete in den Bauch, ließ die Schultern locker und die Ellenbogen auf den grauen Beton sinken. Sie konzentrierte sich auf den Umgebungsrhythmus, ließ die Macht in sich ausbreiten und wartete.

Ihr Herz klopfte langsam, aber trotzig gegen die Aufregung an, die die erzwungene Geduld mit sich brachte. Sie spürte Arlen nicht mehr im Detail - nur dieses entfernte, bekannte Leuchten in der Macht. Für sie war es nur ein Zeichen, dass er den Plan vollzog und den richtigen Weg ging. Ihr Finger ruhte völlig regungslos neben dem Abzug, bereit, jede Sekunde zuzuschlagen. Das Metall der Waffe fühlte sich warm an. Jemand trat ans Mikrofon, die Lautsprecher fauchten und Bewegung ging durch die Menge. Angestrengt hielt Faith Ausschau nach Bo, beobachtete das Treiben hinter der Bühne und an den Eingängen, doch es war nichts zu sehen. Also drehte sie an den Einstellungen des Fadenkreuz, ließ es kurz auf einem imperialen Scharfschützen ruhen, der aussah, als hätte er irgendwas entdeckt, wanderte dann jedoch weiter, als sich immer noch nichts tat.

Alles stand still.

Bis zu diesem einen Moment.

Falle.

Die Nachricht des Jedi-Ritter war ein Eindruck der Macht selbst.

Sofort krallte sie ihre freie Hand in den Beton. Staub kroch dabei unter ihre Nägel. Ein kalter Schweißfilm bildete sich beinahe sofort in ihrem Nacken. Sie streckte ihre Fühler nach Arlens Präsenz aus, doch die war nicht mehr da. War er abgetaucht? Versteckte er sich? War Angelus gekommen?
Hastig drehte sie an den Reglern des Zielfernrohrs und überflog den Platz. Alles blieb, wie es gewesen war. Flatternde Banner, Soldaten in Reih und Glied. Aber manche Details ergaben jetzt so viel mehr Sinn. Sie hatte sie unterbewusst ignoriert, in dem zuvor vorherrschenden Bewusstsein, dass es sich um eine Falle handelte. Wie die Sicherheit angelegt war, der lächerlich offensichtlich zur Schau gestellte Zugang hinter der Bühne, die Scharfschützen, die viel zu ruhig wirkten und die Menge überhaupt nicht im Blick behielten. Sie lenkte den Ausschnitt des Visors auf den Punkt, an dem Arlens Aura verschwunden war. Natürlich erkannte sie an der Oberfläche gar nichts.

Er war einfach weg.


“Scheiße”, fluchte sie unter Zähneknirschen. Ihrerseits suchte sie nun die Verbindung zu Tha’klen, um dier Verpine die Nachricht “Bleib wo du bist”, zu übermitteln. “Wenn du in dreißig Minuten nichts von mir hörst, verschwinde von hier.”

Dann riss sie sich den Visor vom Kopf. Sie hatte zunächst keine Ahnung, ob die Komplexität ihrer Aussage angekommen war. Doch während sie Zielfernrohr und Lauferweiterung vom modularen Blaster abschraubte, erreichte sie ein bestätigendes Gefühl. Es kam von Arlens Padawan.

Bevor sie sich aus der Hocke hinter der Klimaanlage löste, ertönte ein Knacken aus den Lautsprechern der Bühne. Ein imperialer Verwalter trat vor und begann zu schwafeln. Er nutzte Worte wie Treue, Gesetz, Ordnung, Schutz, Verbrechen … Unbewegleich wartete sie darauf, dass Bo doch noch auftauchte, doch er tat es nicht. Die Bühne blieb inhaltslos, obwohl der Imperiale noch immer sprach.

Und es dämmerte ihr. Bo wird nicht kommen. Aber Arlen stirbt vielleicht, wenn sie sich jetzt nicht in Bewegung setzte. Also glitt das Magazin mit den panzerbrechenden Bolzen zurück an die Tasche am Gürtel, das zweite in die Innenseite der Tunika. Zweibein quiekte leise. Der Ton spiegelte ein Fragezeichen wider. Faith legte die Hand auf ihn.


“Arlen ist in Gefahr. Komm mit.”

Die Antwort des Droiden war kurz und knapp. Ein heller Doppelton. Es klang wie ein Nicken. Faith setzte die Ubese-Maske wieder auf und glitt, während Zweibein sich an ihrer Rückenhalterung verriegelte, zur Dachluke. Das Treppenhaus darunter war leer bis auf flackerndes Neonlicht, das den Putz grünlich einfärbte. Faith hastete die Treppen beinahe geräuschlos hinab. Zwei Etagen tiefer hörte sie Schritte. Sie klangen jedoch nicht militärisch. Das ältere Ehepaar wirkte sichtlich überrascht, als eine Ubese an ihnen vorbei die Treppenstufen herunter flitzte. Unten roch es erneut nach altem Fett und Putzmitteln. Bevor Faith aus dem Hauseingang stürmte, zischte Zweibein eine Warnung, sodass die Padawan im Schatten des Türrahmens verharrte. Zwei grau gekleidete Soldaten eilten im Laufschritt vorbei - in Richtung des Platzes. Sie ließ die beiden Männer das Ende der Gasse passieren, ehe sie selbst in die Gasse bog, wobei sie sich auf der Schattenseite aufhielt.

Zwei Straßen weiter erkannte sie die mobile Sperre mit E-Web und schlecht gelaunten Sturmtruppen, die sich in Diskussion mit einer Menschenmenge befanden. Offenbar wurden sie nicht zum Platz vorgelassen. Faith kümmerte sich nicht weiter darum. Sie musste Arlen finden. Sie durchquerte eine Durchfahrt und passierte ein Gerüst. Irgendwo hinter ihr klapperte ein Fensterladen im Wind. Faith erschrak - völlig unprofessionell - und riss sich ihren Ubese-Umhang an der Drahtschlaufe eines Zauns auf. Sie schob sich an einer Rampe entlang, sprang eine niedrige Mauer herunter, musste dann kurz stoppen, weil ein Service-Hovercraft in die Gasse bog. Der Fahrer sah in ihre Richtung und zuckte zurück, als er die Ubese-Maske erkannte. Seine Gefühle waren wie ein offenes Buch für sie. Er hatte keine Angst. Es war nur ein Reflex, um Ärger zu vermeiden. Und er tat, was sie brauchte: Er schaute weg. Also ließ sie ihn passieren, und sprang dann ein weiteres Geländer herunter und rollte sich neben einem Schacht ab. Hier musste es sein. Sie stemmte einen Kanaldeckel auf, der nur noch so tat, als würde er irgendwas absichern. Ein stinkender Hauch von abgestandenem Wasser und allem, was sich in so einem Kanal befinden mochte, stieg ihr entgegen.


“Das wird nicht hübsch”, sagte sie mehr zu sich selbst als zu Zweibein. Die Maske verzerrte die Stimme. Sie hob den Deckel und verschwand.

Das hier unten war ein Labyrinth aus Gängen, das stellte sie schnell fest. Ohne Zweibein, der sich anhand der Telemetriedaten irgendwie ein Lagebild bewahren konnte, wäre sie verloren gewesen. Doch auch mit seiner Hilfe war die Suche im Geflecht aus Gängen, Rohen und Schächten aussichtslos. Natürlich war Aufgeben keine Option. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie hier bereits suchte, doch wenn es sein musste, würde sie nach Arlen suchen, bis sie erschöpft zusammenbrach …

Der Schlag traf sie, ohne Geräusch, ohne Vorwarnung - als hätte die Galaxie selbst einen Fehler in der Macht selbst entdeckt und alle Schwerkraft in und um ihr herum für einen Sekundenbruchteil ausgeschaltet. Ihre Brust zog sich ruckhaft zusammen, als hätte jemand von innen ein Seil um ihre Rippen geschlungen und heftig daran gerissen. Die Welt zappelte einen Moment lang. Alles wurde weiß. Sie hörte ihr eigenes Menschengeräusch verzerrt in ihren Ohren. Es klang, als hätte ihr jemand einen Tritt in die Magengrube verpasst. Sie sackte auf die Knie. Nicht aus antrainierter Reaktion, sondern weil ihr Körper kurz vergaß, wie er zu funktionieren hatte.

Arlen.

Arlen riss ihre Existenz auf, als hätte ihre Seele einen Reißverschluss. Seine Existenz, eben noch verschwunden, überlagerte nun alles. Sie konnte ihn so sehr spüren, dass sie fast sah, was er sah: Dunkle Bilderfetzen, Wasser, muffiger Geruch, eine flackernde Lampe, Metall, ein feuchtes Schaben und eine Stimme, scharf wie ein Messer. Da war Schmerz und der hatte eine Farbe - wie ein rötliches Weiß, ein heißer, blutiger Nebel. Faiths Magen krampfte. Ihre körperlichen Sinne konnten die unnatürlichen Eindrücke nicht verarbeiten. Sein mentaler Schrei hatte Risse. Er kam und verschwand ebenso plötzlich, wie er gekommen war, als wäre die Stimme auf dem Weg auseinandergebrochen.

Faith zwang ihren Atem in einen Rhythmus, den der Körper akzeptierte. Arlen war nicht mehr hier. Ihr Blick wanderte die Kanalisationswand entlang und blieb in der Richtung hängen, wo sie den Jedi-Ritter verspürt hatte. So weit entfernt! Das Echo seines Schreis hatte sich tief in ihr eingebrannt. Sie mussten ihn irgendwie gefangen und fortgeschafft haben.




Die halbe Stunde war schon sehr lange verstrichen, als Faith völlig verschwitzt und außer Atem bei Tha’klen und ihrem Fluchtfahrzeug auftauchte. Sie hatte so ein Gefühl, dass hen nicht einfach so verschwinden würde und Recht behalten.

“Du hast es gespürt?”

Die Padawane nickten einander zu.

“Sie haben ihn weggebracht. Findest du den Weg?”

Hen fand ihn. Es ging zunächst in Richtung Osten, dann Südost: Kelada City, Industriegebiet. Faith spürte den gar nicht so zarten Sog in der Macht. Arlens Echo, als würde er weit entfernt in einem dunklen Raum eine Hand heben und sie leise bitten, endlich zu kommen.

Der Gleiter nahm die Nebenstraßen, deren Asphalt ölig glänzte. Über ihnen reihte sich Schornstein an Schornstein, irgendwo in der nähe des zentral gelegenen Raumhafens entlud sich eine Energiekupplung und ionisierte die Luft. Sie passierten Lagerhallen, ehe sie an einem schiefen Schild vorbeifuhren, das ‘Patron & Söhne - Lösungsmittel, Industriebedarf’ auswies. Daneben befand sich ein Hof, zu perfekt, zu leer, zu sauber. Hier lagen keine Cigarra-Reste, es gab keine halbleeren Paletten. Nur eine Kamera, die rein zufällig an der falschen Wand hing und doch genau den gesamten Hof anbdeckte.


“Hier”, sagte Faith. Sie spürte das Echo ganz deutlich. Keine aktuelle Präsenz, aber er war hier gewesen, als er Faiths Seele zerrissen hatte. Tha’klen nickte, fuhr jedoch weiter. Das war schlau. Sie sollten etwas weiter entfernt aussteigen. Irgendwo etwas weiter bremste Hen schließlich ab, ließ den Gleiter an den Schatten eines abgestellten Containers schweben und schaltete den Antrieb so sachte ab, dass der Gleiter vom Wind abgebremst wurde.
Sogleich prüfte die Padawan erneut ihren Blaster auf Einsatzbereitschaft. Wer oder was auch immer Arlen gefangen nehmen konnte, würde ihn nicht so einfach wieder herausgeben. Und wenn es tatsächlich Angelus war, dann … nein.

Faith wollte keine Chancenberechnung betreiben. Alles was zählte, war, dass sie entschlossen war, Arlen zu retten. So wie er sie gerettet hatte, als sie in dieser Gefängniszelle festsaß. Ein letztes Nicken, dann stiegen sie aus dem Gleiter. Abermals bewegte Faith sich in den Schatten von Hinterhöfen zu einem Ziel vor. Diesmal war Tha’klen jedoch an ihrer Seite und wirkte mindestens so entschlossen wie sie selbst, den Jedi-Ritter zu befreien. Als sie am Zaun des betreffenden Geländes angelangten, hockten sie sich nieder. Die Luft in der Umgebung des Zauns knisterte.


“Unter Strom”, murmelte Faith. “Zweibein?”, brachte sie zwischen zusammengebissenen Lippen hervor und deutete in Richtung eines Generators. Der Droide ließ ein leises Trillern ertönen, löste sich von ihrem Rücken und schwebte flink über den Zaun davon. Er setzte sich auf den Generator, ließ einen dünnen Arm ausklappen und nutzte die Spitze wie einen Schlüssel, um sich Zugang zum Bedienpanel zu verschaffen. Das grüne Licht am Generator sprang fast sofort auf rot. Das Knistern hörte auf, die Kamera sackte schlaff zusammen.

Tha’klen war bereits dabei, den Zaun mit Hilfe eines Werzeugtäschchens zu zerschneiden. Es dauerte höchstens ein paar Sekunden, dann waren sie auf dem Gelände. Geduckt bewegten sie sich vor, bis sie Geräusche vernahmen. Aus dem Inneren der Lagerhalle drangen Stimmen. Geräuschvoll wurde ein Tor im hinteren Bereich der Halle aufgeschoben und eröffnete einen kurzen Blick auf das, was im Inneren vor sich ging. Dort geparkt standen mehrere unauffällige schwarze Gleiter, die jedoch den Eindruck machten, schwer gepanzert zu sein. Männer und Frauen in schwarzen Uniformen, in Zivil, aber auch die weißen Helme einiger Sturmtruppen kamen zum Vorschein, ehe das Tor wieder zuglitt. Herausgetreten waren zwei Männer, die offenbar die Arbeitskleidung des dargestellten Unternehmens trugen. Sie hatten einen Werkzeugkoffer dabei und bewegten sich zielsicher in Richtung des Generators. An ihrem Gang und den Ausbeulungen unter den Jacken erkannte Faith sofort, dass sie Blaster trugen. Die beiden bewegten sich, Schulter an Schulter, zielstrebig und ohne Hast - so wie Leute, die glaubten, sie wären unantastbar.

Faith und Tha’klen liefen geduckt zur Hall und pressten sich flach an die kühle Betonwand. Die Padawan-Schülerin beobachtete die Männer bis sie um die Ecke gebogen waren und richtete erst dann ihre Augen auf Tha’klen.


“Das sind zu viele, frontal geht nicht", sagte Faith leise. Stumm verfluchte sie den Moment, als sie ihre Lichtschwerter im Kampf gegen Angelus verloren hatte. Ihre Stimme war ruhig, aber in ihr arbeiteten die Gedanken. Sie bewegte sich ein paar Meter an der Wand entlang, ehe ihr Blick um die Ecke huschte.

“Das Rohr”, sagte sie und deutete auf den langen Metallzylinder, der sich vom Boden bis zum Dach erstreckte. Tha’klen beugte sich ebenfalls um die Ecke und riskierte einen Facetten-Blick. “Dach?”, fragte sie. “Ablenkung? Ich gehe rein.”

Tha’klen nickte, bestätigte den Plan und setzte sich in Bewegung. Hen schob sich im Klettermodus das Rohr entlang die Außenwand empor. Sie selbst ließ Zweibein wieder auf den Rücken und schob sich derweil an der Wand entlang zu einer rückwärtigen Seitentür. Es würde nicht lange dauern, bis die Kamera auf dieser Seite des Gebäudes wieder ansprang. An der Tür angelangt, fuhr Zweibein einen seiner Arme aus, ohne dass sie etwas sagen musste. Es klickte zweimal am Magnetschnapper, dann konnte sie die Tür leise aufziehen und hineingleiten.

Sie befand sich in einem Nebengang: Regale, Eimer, Reinigungsmittel. Am Ende befand sich ein kleines Fenster, das einen Blick in die Halle freigab. Ein gelangweilter Mann hockte nicht weit von der Tür entfernt und sortierte irgendwas in Kisten, wobei er ihr den Rücken zugekehrt hatte. Das Türöffnen hatte er nicht bemerkt.

Dann ertönte aus der Lagerhalle ein lauter Knall. Das musste Tha’klens Ablenkung sein.

Kurz überlegte sie, was zu tun war. Doch schließlich handelte sie einfach. Sie stellte sich so, dass sie im Schatten verborgen blieb. Die Stimme war aufgrund der Ubese-Maske gedämpft. Sie hob die Hand, wobei die Finger minimal gespreizt waren. Der Gedankentrick war keine Keule - viel mehr chirurgische Präzision.


“Ablöse”, sagte sie leise, warm. “Bring mich zum Gefangenen.”

Der Mann begradigte seinen Rücken.

“Ja. Ich bring’ Sie zur Chefin.”

Mechanisch erhob er sich, durchschritt den Lagerraum und öffnete eine Tür, die sie zuvor gar nicht gesehen hatte. Dahinter war Fußgetrappel zu hören. Gerade als er die Tür öffnete, erklommen weiß gerüstete Sturmtruppen die Treppen dahinter und verschwanden in der gegenüberliegenden Tür, in Richtung des Kraches. Perfektes Timing. Die Stufen aus Metall führten sowohl nach unten, als auch nach oben. Es roch nach Feuchtigkeit und Staub. Er führte sie hinunter. Unten befand sich eine schwere Tür, die magnetisch gesichert war. Der Mann hielt seinen ID-Chip vor ein Lesegerät. Es piepte laut - dann kam ein rotes Licht. Zugang verweigert. Er versuchte es erneut.

Es hatte keinen Zweck. Faith zog ihren Blaster aus dem Holster und drückte ihn tief in den Rücken des Mannes. Als sie ihren Finger bewegte, ertönte ein lauter, aber dumpfer Blasterschuss und er sack reglos zusammen. Sie hoffte, dass das Chaos oben in der Lagerhalle das Geräusch verdeckte.


“Zweibein.”

Der Droide löste sich, fuhr einen schmalen Stift aus und klinkte sich in die Servicebuchse, die unter dem Panel versteckt war. Er piepste leise, während sein Arm ratterte. Dann ein resignierender Ton. Faith nahm die Ubese-Maske ab, um besser atmen zu können und senkte den Kopf, ehe sie den Blaster zurück in den Holster steckte. Mit fast ausdrucksloser Miene hob sie beide Arme. Dann zuckten ihre Augenbrauen vor Anstrengung zusammen. Sie biss sich schmerzhaft auf die Zunge. Aber es gelang. Mit zitternden Händen nutzte sie die Macht, um die beiden Türflügel auseinander zu drücken. Es knirschte, als das Magnetschloss zerbarst und sie vollends aufschwang.

Der Raum dahinter war kein Keller mehr. Er war weiß, steril, fast medizinisch. Im Zentrum befand sich eine Liege mit Riemen. Außen herum Instrumente. Es roch nach Bacta, Desinfektionsmittel und irgendwas süßlichem. Auf der Liege befand sich Arlen, halb entblößt, mit rissiger Haut. Die Augen waren glasig, halb offen, aber irgendwo ganz weit weg.

Neben ihm stand Mariam, die Hände in Handschuhen verborgen, mit einem in Gel getauchten Pinsel. Sie drehte den Kopf, als die Türaufsprang und lächelte blitzschnell wie jemand, der zum Geburtstag überrascht wurde.


“Ah. Die kleine Jedi Navalon.”

Faith nutzte erneut die Macht. Diesmal, um den Blaster in ihre Hand zu befördern. Der Finger befand sich schon am Abzug, als Mariam sich hinter Arlen warf, ein Skalpell in der einen Hand, gefährlich nah an Arlens kehle, das Gefäß mit dem Gel in der anderen, bereit es über sein Gesicht zu kippen.

“Ah. Ah. Ah. Das würde ich nicht tun.”
Ihre Augen glitzerten.

Faith blieb in der Türschwelle stehen. Der Raum hatte zwei Nebengänge, einer rechts - ein Materiallager -, einer links - wohin auch immer. Zwei Kameras - eine war offenbar außer Betrieb, die andere blinkte langsam. Und Mariam - selbstsicher sowie gefährlich.

“Lass ihn frei”, sagte Faith mit klarer, ruhiger Stimme.

“Ach, Kind.” Mariam schürzte die Lippen. “Ihr kommt hier niemals lebend raus.”

Die blinkende Kamera bewegte sich ein Stück. Oben war ein ohrenbetäubender Knall zu hören. Selbst der Keller wackelte.

Faith nutzte die Millisekunde, schleuderte ihren Arm in Mariams Richtung, um ihr einen Machtstoß zu verpassen, der sie von Arlen wegzog. Sie war jedoch vorbereitet genug, um das Skalpell dabei über seine Haut fahren zu lassen. Das Gefäß mit dem Gel fiel herunter. Wieviel sich davon über den Sith verteilte, konnte sie nicht erkennen. Zunächst hechtete sie hinter Mariam her, die zwar in ein Regal gekracht war, aber knurrend ein kleines Gerät aus der Hosentasche zog, das wie eine gekrümmte Fernbedienung aussah. Sie zielte auf Faith, betätigte einen Knopf und augenblicklich verwandelte sich die Welt in Schmerz. Schreiend brach die Padawan mitten im Lauf zusammen, verlor den Blaster aus den Händen und schlug hart mit dem Gesicht auf dem Boden auf.

Sie hatte keine Ahnung, was das war. Es hatte sie jedoch unvorbereitet getroffen. Zweibein war es zu verdanken, dass es nicht lange anhielt. Er sauste durch die Luft, verpasste der überraschten Mariam eine Kopfnuss, wobei er sich zwar selbst ausknockte, woraufhin das Gerät aber über den Boden schlitterte und der Schmerz aufhörte. Beide, Faith und Mariam, sprangen knurrend vor, die Imperiale mit einer wie eine Kralle geformten Hand. Faith blockte den Schlag, lenkte ihn ab und legte Mariams Handgelenk in eine Haltung, die schmerzhafter war als jeder Schlag. Es knackte. Mariam keuchte und trat zurück. Sie schrie nicht, aber die Wut war in ihrem Gesicht zu lesen.


“Das alles hat keinen Zweck, Jedi”, keuchte sie.

“Halt die Klappe”, brachte Faith hervor, ehe sie Energie in ihre Beine lenkte und Mariam mittels Machtsprung in ein Regal tacklete. Ein Move, den sie beim Grav-Ball mit ihrer Einheit gelernt hatte. Nun schrie die Imperiale schmerzerfüllt auf. Ein zerbrochenes Stück Metall des Regals hatte sich in ihren Oberschenkel gebohrt. Was Faith nicht kalkuliert hatte, war ihr eigener Blaster, der sich nun direkt neben Mariam in Griffweite befand. Die Imperiale schaltete schneller als die Padawan, hob den Blaster mit festem Blick und legte auf Faith an.

Von oben ertönte ein erneuter Knall. Die Tür zum Treppenhaus sprang geräuschvoll auf. Auf der Metalltreppe waren Stiefeltritte zu hören.


“Aus und vorbei”, sagte Mariam mit einer Genugtuung, die ihres Gleichen suchte. Faith hob die Arme, trat Schritt um Schritt zurück, um etwas Abstand zu Mariam zu gewinnen, wobei sie sich Arlen näherte. Ihre Sinne tasteten den Raum hektisch nach etwas hilfreichem ab. Wenn sie der Agentin den Blaster entriss, konnte sich ein Schuss lösen, der sie tötete. Das war also die letzte Option. Die heraneilenden Imperialen machten das Ganze zeitkritisch. Sie würde sich schnell etwas überlegen müssen.

Und dann ertastete sie es. Des Jedis Retter in der Not: Ein Lichtschwert. Arlens Lichtschwert. Es befand sich auf einem Tisch zu ihrer Linken.

Mariam erhob sich derweil stöhnend, wobei sie das Metallstück schmatzend aus ihrem Oberschenkel zog. Sie war hart im Nehmen, das musste man ihr lassen. Den Blaster hielt sie weiterhin zielsicher auf Faith gerichtet. Das hastige Fußgetrappel im Treppenhaus kam näher. Dann geschah alles sehr schnell. Mariam wollte irgendetwas siegessicheres sagen oder den eintretenden Imperialen Befehle zu brüllen, doch als sie sah, wer da durch die zerbrochene Tür herein trat, verzog sich ihr Gesicht fassungslos. Faith spürte gerade noch rechtzeitig, wie sie ihren Finger am Abzug krümmte, streckte die Hand in Richtung des Lichtschwerts aus, ließ es in ihre Hand schnellen, aktivierte es und blockte im letzten Moment den Schuss, der sie mitten ins Gesicht getroffen hätte. Beinahe zeitgleich ertönte das gleiche Geräusch hinter ihr und sie hatte sich in diesem Bruchteil eines Moments bereits mit dem Tod abgefunden - beide Schüsse gleichzeitig abzuwehren war ihr unmöglich - doch sie lebte noch. Stattdessen war es Mariam, aus deren aufgeplatzter Brust Qualm aufstieg. Die Imperiale warf einen letzten, zweifelhaften Blick auf das Loch in ihrem Körper, ehe sie leblos zusammen sackte.

Faith schnellte herum, das Lichtschwert erhoben und warf sich schützend über Arlen.

Nur um zu erkennen, dass sich Tha’klen sowie Gold-7, Cyan-11 und ein halbes Dutzend weiterer bewaffneter Leute vor ihr befanden.


“Den Laden wollten wir die ganze Zeit schon hochnehmen”, kommentierte Gold-7.

Faiths einzige Antwort war ein erleichtertes Keuchen, ehe sie das Lichtschwert deaktivierte und sich um Arlen kümmerte. Der Skalpell-Schnitt war zum Glück nur oberflächlich. Doch er hatte einiges erleiden müssen. Die Haut fehlte an mehreren Stellen seines Körpers.

Noch während die republikanischen Geheimdienstler sie rausschafften, kümmerte Faith sich heilsam um Arlens Körper.


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Mariam war sich nicht sicher, wann ihr die Situation entglitten war. Eigentlich hätte ihr privater, kleiner Folterkeller sicher sein sollen. Eigentlich hätte sie hier ungestört die Befragung Kerbals abschließen können müssen, den sie extra dafür hatte aus Colina hierher verlegen lassen. Und doch war die Padawan ihr gefolgt, wie ein übler Geruch! Nun war Mariam aber niemand, die sich mit heruntergelassenen Hosen erwischen ließ!

Eine Weile schien es zu funktionieren. Klug und kalkuliert ging Mariam gegen die verdammte Jedi vor, drohte ihr mit dem Tod ihres ach so geliebten Gefährten. So berechenbar diese Jedi! Genau so hatte sie Kerbal ja auch in die Falle gelockt. Einfach einen ihrer Verbündeten bedrohen und schon zerflossen diese überemotionalen Gutwesen wie Butter in der Mittagssonne.

Und doch kam wieder etwas dazwischen! Ein Knall und eine Millisekunde der Ablenkung waren alles, was Navalon brauchte. Schmerzhaft knallte Mariam gegen das Regal hinter ihr, doch noch war sie nicht geschlagen. Auch Navalon hatte sich einst in ihren Händen befunden und natürlich hatte Mariam die Gelegenheit genutzt, ihr einen kleinen Kontrollchip einzupflanzen. Nichts großes, nur ein bisschen Schmerz auf Knopfdruck, wenn es denn sein musste. Und das musste es jetzt! Das Herz der Agentin schlug ihr bis zum Hals, während sie versuchte die Situation wieder in kontrollierbare Bahnen zu lenken – und dann war da noch ein verdammter Droide!

Mariam sah Sterne, doch kämpfte sie mit unverminderter Vehemenz, als Navalon einen Moment später auf ihr war. Ein kurzes Handgemenge, ein schmerzhaftes Knacken in ihrem Arm, ein scharfes Stück Metall, das ihren Oberschenkel festnagelte. Und doch endete die Sache mit einem auf die Jedi gerichteten Blaster. Mariam atmete schwer, während Blut aus einem aufgebissenen Stück Wange ihren Mund füllte. Nein. Heute würde sie nicht verlieren. Sie hatte zu viel investiert, zu hart gearbeitet, um auf der Zielgraden von ihrem Ziel abgebracht zu werden. Es hatte noch einmal Blut, Schweiß und Tränen gekostet, doch hatte sich ihr Einsatz nun verdoppelt. Zwei Jedi zum Preis von einem, und sie als die Drahtzieherin hinter ihrem Untergang. Im Treppenhaus ertönte der Knall einer Tür und Schritte. Da war sie endlich, die erhoffte Verstärkung. Nun war es endgültig vorbei!

Mariams Oberschenkel brannte wie Feuer, während sie sich von dem scharfen Stück Metall hievte. Ein letzter bissiger Kommentar lag ihr auf den Lippen. Navalon musste spüren, wie sehr sie verloren hatte. Doch das Universum hatte es sich anders vorgestellt. Mit einem Knall schwang die Tür zum Keller auf und bewaffnete Nichtmenschen strömten hinein. Mariams Gesicht entglitt, als ihr Gehirn in Höchstgeschwindigkeit schaltete. Das konnte nicht sein, das durfte nicht sein! Doch es war. Und das bedeutete, dass sie handeln musste. Wenn sie schon alles verlor, dann würde sie wenigstens etwas mitnehmen.

Zielsicher gab sie einen Schuss auf Navalons Gesicht ab, während sie aus dem Augenwinkel verfolgte, wie eine Bothanerin auf sie selbst anlegte. Von irgendwoher erglomm eine goldene Lichtschwertklinge. Ein weiterer Schuss löste sich. Dann unerträgliche Hitze in Mariams Brust. Doch fast noch unerträglicher war das Gesicht der Jedi, das sie geschockt, aber unversehrt anstarrte. Unfassbar müde schaute Mariam an sich herab, sah das rauchende Loch, das ihr Herz schon vor Momenten gekocht und zum Stillstand gebracht hatte.

Sie hatte am Ende also doch eines besessen. Leblos brach die Geheimdienstagenten zusammen und beendete ihre Existenz unverdient schmerzlos auf dem Boden ihres Folterkellers.


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Folter war eine jener Erfahrungen, die Universum für eine Person bereithalten konnte, der man sich am Ende gänzlich unvorbereitet gegenübersieht. Natürlich hatte Arlen immer irgendwo gewusst, dass diese Möglichkeit bestand. Es war der Grund, warum OpSec-Maßnahmen, wie Codenamen ergriffen wurden. Was er nicht wusste, konnte er auch nicht unter den schlimmsten Schmerzen preisgeben. Doch wusste er leider trotzdem eine ganze Menge.

Arlens Widerstand war gebrochen. Die Foltermeisterin fragte und er antwortete. Sein Geist stand unter Drogen, die Schmerzen füllten sein gesamtes Sein aus. Doch eine einzige Sache lag noch in seiner Kontrolle. Er mochte keine Macht mehr darüber haben, dass er seine Freunde an die Imperialen verriet, doch konnte er noch immer entscheiden, in welcher Reihenfolge er schmackhafte Stücke Information an die Foltermeisterin verfütterte.

Zuerst auf der Speisekarte standen Details, die zu wissen ihm eingeräumt worden waren. Wer waren Gold-7 und Cyan-11? Wie sahen sie aus, welcher Spezies gehörten sie an. Welche anderen Agenten hatte er getroffen, wo hatte er sie getroffen? Er erzählte von Mork’s Hardware und Shindes Schnitzereien. Das Belgrr-Horn, das er zur Nachrichtenübermittlung benutzt hatte und die Holonetverkaufsplattformen, über die er auf die Existenz neuer Nachrichten hingewiesen hatte. Wem hatte die Jedihammer gehört, wie genau war Darth Furor gestorben? Sogar die Koordinaten des keladaner Jedi-Tempels gab er preis.

Ein Geheimnis nach dem anderen verriet Arlen unter stetigem Schreien, wenn ihm ein zu langes Zögern eine weitere Kostprobe unfassbarer Schmerzen einbrachte. Doch die wirklich wichtigen Informationen sparte er sich mit dem letzten Rest seiner mentalen Kraft auf. Details zu den Padawanen, die Existenz von New IndSec. Sicher, hatte er erst keine weiteren Geheimnisse mehr in der Hinterhand, um sich weitere Zeit zu erkaufen, würden auch diese Dinge nicht sicher sein. Und doch, die geborgten Stunden waren genug.

Arlen war noch immer zu weggetreten, um genau zu verstehen, was vor sich ging. Stimmen, Blasterschüsse, irgendetwas ging vor sich. Er spürte, wie sich jemand an seinem Arm zu schaffen machte und langsam begann sich der Nebel in seinem Geist zu lichten. Gesichter tauchten vor seinem linken Auge auf. Faith und Tha’klen, Gold-7 und Cyan-11. Augenblicklich kamen ihm die Tränen. Er wollte beichten. Schreien, dass er sie alle verraten hatte, doch keine Worte wollten kommen. Etwas Kühles wurde über sein Gesicht gebreitet und festgezurrt. Dann hoben starke Arme ihn in die Höhe und trugen ihn ein Stück, bevor er, schwer auf jemanden gestürzt, wieder selbst gehen durfte.

Sein rechtes Auge schien nicht so recht funktionieren zu wollen, doch auch links sah er nur verschwommen. Er bekam mit, wie sie ein Gebäude verließen und dann in einen Gleiter einstiegen. Eine kurze Fahrt und dann waren sie wieder draußen in der Nacht. War es Nacht? Es war dunkel. Dies zumindest erkannte er. Arlen konnte nicht sagen, wie lange sie gegangen waren, doch schließlich sah er den Maschendrahtzaun, an dem sie schließlich anhielten. Scharf aussehender Bandstacheldraht krönte ihn in glitzernden Rollen.


„Okay, das Deportationslager liegt hier auf der anderen Seite.“

, ertönte die bekannte Stimme von Gold-7.

„Schafft ihr Jedi es drüber, ohne euch, oder den Zaun zu beschädigen? Mischt euch mit eurem Gepäck einfach unter die Leute. Der Frachter sollte in etwa zwei Stunden abfliegen. Es gab ein paar…geplante Verzögerungen im Betrieb. Wenn ihr keine weitere Hilfe braucht, müssen wir aber wieder los. Ich denke, dass wir eventuelle Leaks an ihrer Quelle stoppen konnten – aber man weiß ja nie. Maßnahmen wollen ergriffen werden.“

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