Die Frage bei einem Zurückziehen den 6.Armee ist zugleich die Frage nach dem wann.
Zum einen hat Tear Recht mit seiner Behauptung,daß der Rückzug als solcher in der wehrmacht und seinen Stäben leider nicht so gübt worden war(im Frieden) als es notwendig gewesen wäre.Aber da Hitler den Rückzug als Versagen auslegte,sah der Ausbildungsplan den Rückzug(welcher eine sehr effektive Kampfart sein kann) nicht vor.Auch lies Hitler zunächst gar nicht,später nur mit Wiederwillen Rückwertige Stellungen und Auffangstellungen bauen,weil er dadurch
die Truppe seiner Meinung nach nur zum fliehen verleitete.
Zum anderen hat Lützow Recht,wenn er darauf verweist,daß ein rechtzeitiges Lösen der 6.Armee aus Stalingrad Reserven(durch die Frontverkürzung) freigemacht hätte.Dies hätte allerdings vor,oder unmittelbar nach der sowjetischen Offensive,die in der Einkesselung der 6.Armee endete,geschehen müßen.Selbst die Entsatzoffensive,die Lützow hier anspricht,hatte zunächst nur das Ziel,eine Bresche zur 6.Armee zu schlagen.Aus diesem Grund standen große Mengen an LKW hinter den Kampftruppen von Hoths 4.Panzerarmee bereit,um,sobald die verbindung hergestellt worden war,die 6.Armee mit Munition,Verpfelgung und Betriebsstoff zu versorgen.
Und zu guter Letzt,hat auch Moses mit seiner Beurteilung der Lage Recht(welch bibliches Wunder,ich gebe in einem Post drei Usern Recht

)
Nachdem der Zug abgefahren war,die 6.Armee zu befreien,oder eine Verbindung mit ihr herzustellen,hätte sie bis etwa Mitte Januar 1943 nicht kapitulieren dürfen.
Sie band zu diesem Zeitpunkt 59 Großverbände der Roten Armee.Diese Verbände wären nach der Kapitulation frei geworden.Und die Heeresgruppe Don wäre nicht in der Lage gewesen,diese Verbände aufzuhalten.Zwischen Stalingrad und Rostow am Don stand kein größerer deutscher Truppenverband mehr.
Es wäre genau das geschehen,was Moses hier angesprochen hat.
Die gesamte Heeresgruppe A des generalfeldmarschlls Ewald von Kleist im Nord-Kaukassus wäre verloren gewesen.Ebenso wäre der gesamte Süd-Flügel der Ostfront zusammen gebrochen.Und mit ihm der Rest der Ostfront.
Daher war es zwingend Notwendig,daß die 6.Armee in Stalingrad weiterkämpft.
Diese Behauptung wurde gerne als deutsche Rechtfertigung abgetan,doch die beiden späteren Marschälle der Sowjet-Union,Iwan Iwanowitsch Jeremenko sowie Konstantin Konstantinowitsch Rokkosowski,beide während der Schlacht um Stalingrad in führender Position,haben diese Pläne der Roten Armee und die Auffassung deutscher Generale in ihren Memorien bestätigt.
Kommen wir also zurück zur ersten Frage meines Post.
Wann wäre der Rückzug aus Stalingrad sinnvoll gewesen ?
Die Stadt hatte in der ursprünglichen Aufmarschanweisung "Blau nur eine untergeordnete Rolle gespielt.Ihre längere Besetzung wäre m.E. nicht nötig gewesen.Die Wolga hätte auch an einer anderen Stelle gesperrt werden können,und die Stadt als Rüstungszentrum aquszuschalten,wäre mit Flugzeugen und Fernkampfgeschützen ebenfalls möglich gewesen.
Viele Militärhistoriker sind der Meinung,daß man,wenn man sich beizeiten von Stalingrad gelöst hätte,und sich etwa in die Mitte der Landbrücke zwischen Don und Wolga zurückgezogen hätte(jede Frontverkürzung bringt Reserven),der zu erwartenden sowjetischen Winteroffensive relativ gelassen hätte entgegen sehen können.
Generalfeldmarschall Erich von Manstein schreibt in seinen Memorien,daß er vorgeschlagen habe,starke Teil der 11.Armee nach der Einnahme von Sewastopol
als operative Reserve hinter der Heeresgruppe B herzuführen.
Dadurch wäre wahrscheinlich die Katastrophe von Stalingrad verhindert worden(auch wenn ich es normalerweise ablehen,geschlagene Schlachten mit einem "wenn aber" zu kommentieren)
Aber wie lehrte es uns schon der Alte Fritz ?
"Ein Feldherr,der Reserven hat,kann viel Unheil wieder gut machen"
Zum Zeitpunkt von Stalingrad hatte die Wehrmacht diese Reserven leider nicht mehr.
@Lützow
Mein Zitat mit den Reserven,der ist doch von Friedrich dem Großen,oder ?
Oder war das Zitat von Carl von Clausewitz ?