Tagespolitik allgemein

Für die EU wäre es wahrscheinlich schon ein Plus wenn Schottland sich wieder anschließt, nur dann verläuft die EU Grenze wirklich mitten durch Großbritannien, was lokal, speziell im Grenzgebiet, viele Nachteile bringen würde.
 
Für die EU wäre es wahrscheinlich schon ein Plus wenn Schottland sich wieder anschließt, nur dann verläuft die EU Grenze wirklich mitten durch Großbritannien, was lokal, speziell im Grenzgebiet, viele Nachteile bringen würde.

Eine Sezession Schottlands wäre natürlich sehr symbolträchtig für die EU, aber man sollte sich in Holyrood keine falschen Hoffnungen machen, und auch nicht in Brüssel. Wenn es mit Großbritannien bergab geht, dann wird es auch Schottland faustdick im Gesicht treffen, dafür sich die Verflechtungen einfach zu stark ausgeprägt. Darüber hinaus wäre das Land ohne London schon lange bankrott, und diese Treppe kann man ganz schnell wieder herunterfallen, insbesondere bei "harten Strafen", welche die Briten ja vor allem ökonomisch treffen sollen.
 
Wenn es mit Großbritannien bergab geht, dann wird es auch Schottland faustdick im Gesicht treffen, dafür sich die Verflechtungen einfach zu stark ausgeprägt.

Kann man dann nicht berechtigterweise postulieren, dass es eigentlich "egal" ist? Denn, wie man's auch dreht, auf Schottland kommen so oder so harte Zeiten zu. Sei es weiter als Teil des Königreichs, dem nun mit Sicherheit tiefe wirtschaftliche Einschnitte bevorstehen oder als souveränes EU-Mitglied. In letzterem Fall könnte man sich wenigstens sicher sein, weiterhin uneingeschränkten Zugang zum EU-Binnenmarkt zu be- und zukünftig auch finanzielle Mittel aus Regionalisierungsprogrammen zu erhalten.
 
EDIT:

https://petition.parliament.uk/petitions/131215

Nochmal die Petition, die mittlerweile bei 688.000 Unterzeichnern angelangt ist. Das Ding sammelt so abartig schnell Stimmen, so dass man kaum ein halbwegs aktuelles Posting verfassen kann.

Jetzt bei ca. 1,6 Mio.
Gut gemeint, nur was wird es bringen?
Die Petition unterschreiben logischerweise großteils Remainer, also die Jungen + Schotten + Nordirländer.
Findet das Votum neu statt, bezweifle ich einen anderen Ausgang, weil die bisherigen Leaver ihre Meinung kaum geändert haben werden.

Würde man die Rahmenbedingungen zugunsten der Remainer ändern (z. B. Wahl ab 16 erlauben etc.), würden die Leaver direkt Wahlmanipulation schreien, was ich sogar nachvollziehen könnte.

Ein erneutes Votum würde imo erst Sinn machen, wenn wirklich die Hoffnung besteht, dass ein relevanter Teil der Leaver seine Meinung geändert hat. Und das wird erst passieren, wenn seitens der EU und den Märkten etc. handfeste Konsequenzen zu spüren sind. Dann isses aber eigentlich ohnehin schon zu spät und verscheißern lassen wird man sich in der EU dann auch nicht mehr lassen (ist eh schon schlimm genug).
 
Kann man dann nicht berechtigterweise postulieren, dass es eigentlich "egal" ist? Denn, wie man's auch dreht, auf Schottland kommen so oder so harte Zeiten zu. Sei es weiter als Teil des Königreichs, dem nun mit Sicherheit tiefe wirtschaftliche Einschnitte bevorstehen oder als souveränes EU-Mitglied. In letzterem Fall könnte man sich wenigstens sicher sein, weiterhin uneingeschränkten Zugang zum EU-Binnenmarkt zu be- und zukünftig auch finanzielle Mittel aus Regionalisierungsprogrammen zu erhalten.

Es ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht absehbar, was auf Großbritannien/England wirklich zukommt. Wir befinden uns in einem Moment, in dem vorrangig Emotionen den Tenor der europäischen Politik bestimmen, aber wenn wir die mal beiseite nehmen, dann tun sich vor allem zahllose Variablen auf, die sich noch gar nicht bestimmen lassen. Es stehen bisher einzigartige, bis zu zweijährige Verhandlungen an, die ggf. sogar verlängert werden können; von der Dauer der Umsetzung ganz zu schweigen. In der Zeit kann und wird es in England mit Sicherheit politische Umbrüche (von regulären bis Neuwahlen oder ein neues Plebiszit) geben, und da schon jetzt eine Mehrheit des Parlamentes eindeutig gegen den Austritt ist, würde ich es keinesfalls als sicher festmachen, dass der Brexit beschlossene Sache ist. Wie hier schon angemerkt wurde, hat das "Volk" mit gespaltener Zunge gesprochen, daraus lässt sich trotz des Sieges für die Brexit-Befürworter noch keine eindeutige, garantierte Marschrichtung herleiten.

Aus der Sicht Schottlands in so einem Moment mit so vielen Unklarheiten eine fundamentale Entscheidung wie diese wirklich treffen und umsetzen zu wollen, finde ich ziemlich übereilt und wäre genau so wenig von Vernunft geprägt wie der populistisch geführte Wahlkampf zum Brexit-Referendum.
 
Es ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht absehbar, was auf Großbritannien/England wirklich zukommt.

Doch, ehrlich gesagt schon. Das Pfund ist massiv eingebrochen, die Finanzbranche in London ist schon auf dem Sprung nach Frankfurt und Dublin. Und ich bezweifele wirklich, dass ausländische Arbeitgeber und Investoren sich zwei Jahre Unsicherheit leisten können und wollen. Vielleicht kehrt ja tatsächlich noch Vernunft ein, aber dieser Schaden ist bereits angerichtet.
 
Doch, ehrlich gesagt schon. Das Pfund ist massiv eingebrochen, die Finanzbranche in London ist schon auf dem Sprung nach Frankfurt und Dublin. Und ich bezweifele wirklich, dass ausländische Arbeitgeber und Investoren sich zwei Jahre Unsicherheit leisten können und wollen. Vielleicht kehrt ja tatsächlich noch Vernunft ein, aber dieser Schaden ist bereits angerichtet.

Dass sind ja erst mal die klassischen Reflexe, die solch ein Referendum zwangsweise auslöst.
 
Gut gemeint, nur was wird es bringen?

Eine Petition mit 10.000 Unterschriften erzwingt eine Antwort der Regierung.
Eine Petition mit 100.000 Unterschriften erzwingt eine Parlamentsdebatte.

Nimmt man jetzt noch die Information dabei, dass die Mehrheit der Parlamentsmitglieder eigentlich GEGEN einen Austritt war, dann liegt der einzig gangbare Kurs ja eigentlich auf der Hand: Neuwahl unter neuen Bedingungen.

Findet das Votum neu statt, bezweifle ich einen anderen Ausgang, weil die bisherigen Leaver ihre Meinung kaum geändert haben werden.

Die Erfolgsbedingungen eines erneuten Votums sind in der Petition ja klar umrissen:

1. Es wird eine Wahlbeteiligung von mindestens 75% (3/4) gefordert.
2. Es wird eine relative Abstimmungsmehrheit von mindestens 60% (3/5) gefordert.

Beide Bedingungen sind zur Zeit nicht gegeben:
http://www.bbc.com/news/politics/eu_referendum/results

Dieses "50/50 +- 2%"-Ergebnis ist nichts, mit dem IRGENDWER eine brauchbare Politik machen kann, ohne Unruhen und Aufstände zu riskieren.
 
Dass sind ja erst mal die klassischen Reflexe, die solch ein Referendum zwangsweise auslöst.

Die klassischen Reflexe haben aber über Nacht, Milliarden, wenn nicht Billionen von US-Dollar an Werten vernichtet und Großbritannien vom fünften auf den sechsten Platz der größten Volkswirtschaften der Welt zurückgeworfen. In einer Nacht. Tut mir leid, aber im Moment sehe ich in dieser Frage wirklich keine Anhaltspunkte für deinen pragmatischen Optimismus.
 
Würde man die Rahmenbedingungen zugunsten der Remainer ändern (z. B. Wahl ab 16 erlauben etc.), würden die Leaver direkt Wahlmanipulation schreien, was ich sogar nachvollziehen könnte.

Andererseits kann die Generation U18 Wahlmanipulation schreien, weil alte Fürze mehr Recht haben über ihre Zukunft zu entscheiden als sie selbst.

Dass sind ja erst mal die klassischen Reflexe, die solch ein Referendum zwangsweise auslöst.

Andererseits ist die UK damit als Zugang zu Europa raus. Firmen die UK in dieser Art genutzt haben, werden nun wohl abwandern nach Irland, Deutschland oder anderen sicheren, europäischen Häfen. Das ist mehr als nur ein Reflex, das hat ja schon Hand und Fuß, denn was wollen internationale Firmen noch in einem Vereinten oder sogar auseinandergefallenen Königreich, ohne Zugang zum europäischen Binnenmarkt?
 
Man darf auch nicht vergessen, dass es in Schottland und Nordirland in den letzten Jahren kontinuierlich ein Wachstum gab, und das wird mit dem Brexit mit einem Schlag zu Nichte gemacht. Die Engländer selbst können das niemals ausgleichen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Andererseits kann die Generation U18 Wahlmanipulation schreien, weil alte Fürze mehr Recht haben über ihre Zukunft zu entscheiden als sie selbst.
Das hat mit Wahlmanipulation nichts zu tun.

Andererseits ist die UK damit als Zugang zu Europa raus. Firmen die UK in dieser Art genutzt haben, werden nun wohl abwandern nach Irland, Deutschland oder anderen sicheren, europäischen Häfen. Das ist mehr als nur ein Reflex, das hat ja schon Hand und Fuß, denn was wollen internationale Firmen noch in einem Vereinten oder sogar auseinandergefallenen Königreich, ohne Zugang zum europäischen Binnenmarkt?
Naja, noch ist nichts entschieden.
Jetzt muss erst mal verhandelt werden, wie es mit GB und der EU/Europa weiter geht.


Die klassischen Reflexe haben aber über Nacht, Milliarden, wenn nicht Billionen von US-Dollar an Werten vernichtet und Großbritannien vom fünften auf den sechsten Platz der größten Volkswirtschaften der Welt zurückgeworfen. In einer Nacht. Tut mir leid, aber im Moment sehe ich in dieser Frage wirklich keine Anhaltspunkte für deinen pragmatischen Optimismus.
Ich würde erstmal abwarten. Ist auch nicht das erste mal, dass innerhalb kürzester Zeit Milliarden vernichtet wurden. Und wegen einem Platz, geht jetzt auch nicht die Welt unter. 2007/2008 hat die Welt auch überstanden und da wurde auch mit den wildesten Horror Szenarien um sich geworfen.

Es ist das erste Mal, dass ein Land die EU verlassen könnte. Dass die Finanzmärkte auf diese Unbekannte Situation stark reagiert, ist nicht verwunderlich. Und nachdem eigentlich auch nicht damit gerechnet wurde, belastet die Entscheidung eben zusätzlich den Finanzmarkt. Schließlich waren die Märkte am Vortag noch optimistisch.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich denke es ist zumindest diskutabel.
Natürlich ist es das.

Man hätte sich davor eben deutlich mehr Gedanken über das Referendum machen müssen und man hätte auch mit einem objektiveren Wahlkampf arbeiten können.

Das stimmt natürlich aber als Unternehmen kann man sich ja schon Gedanken machen.
Das ist korrekt und das sollten die Unternehmen auch. Jedes Unternehmen, dass sich jetzt keinen Plan B zulegt, ist am Ende ja auch selber Schuld. Aber überreagieren sollte man auch nicht.
Wichtig ist, dass die Verhandlungen jetzt zu einem für alle seiten Positiven Ergebnis kommen.
 
2007/2008 hat die Welt auch überstanden [...]

Zu welchem Preis und mit welchem Aufwand? Und Griechenland steht immer noch bloß einen Schritt vor'm sprichwörtlichen Abgrund. Tatsächlich kann man in der Weltfinanzkrise 2007 eine der Ursachen für den aktuellen Zustand der Europäischen Union verorten, hat sie doch mindestens die Eurokrise begünstigt. Es entbehrt also nicht einer gewissen Ironie, mit Rückblick auf dieses Ereignis, beschwichtigen zu wollen...

Geld wird nicht verbrannt [...]

Geld nicht, Vermögen aber sehr wohl.
 
Zu welchem Preis und mit welchem Aufwand? Und Griechenland steht immer noch bloß einen Schritt vor'm sprichwörtlichen Abgrund. Tatsächlich kann man in der Weltfinanzkrise 2007 eine der Ursachen für den aktuellen Zustand der Europäischen Union verorten, hat sie doch mindestens die Eurokrise begünstigt. Es entbehrt also nicht einer gewissen Ironie, mit Rückblick auf dieses Ereignis, beschwichtigen zu wollen...
Natürlich kämpfen wir heute noch mit den Problemen von 2007. Das streitet auch keiner ab.

Aber wir haben die Finanzkrise besser überstanden, als es 2007/2008 Prophezeit wurde. Und so wird es hoffentlich auch mit GB sein. Der Preis dafür steht aber noch offen. Und welcher Aufwand dafür betrieben werden muss.
Und natürlich ist die Finanzkrise ein Mitschuldiger an der heutigen Situation, so wie vieles andere.
 
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