Tagespolitik allgemein

Wir leben nun wirklich nicht in einer Gesellschaft, in der großflächige Perspektivlosigkeit vorherrscht. Es gibt genug Länder in der Welt (auch ganz in unserer Nähe), in denen die Umstände andere sind und ich dir Recht geben würde, aber bei uns sehe ich dieses Problem nicht, oder jedenfalls nur im Einzelfall, und da greifen in 99,9% unsere sozialen Sicherungssysteme. Meiner Meinung nach ist ein Sozialsystem dafür da, diejenigen aufzufangen, die sich selbst nicht helfen können, und ihnen aus dem Gröbsten rauszuhelfen. Nicht dafür, allen Menschen die Job- und Geldsorgen gänzlich abzunehmen. Zumal Job- und Geldsorgen bei uns auch etwas gänzlich anderes sind als Job- und Geldsorgen in ärmeren Teilen der Welt. Es wäre zwar rein theoretisch irgendwie schön wenn es so wäre, aber einerseits ist das wohl kaum realistisch, zweitens würde das Leben dabei auch irgendwie den Charakter von "Malen nach Zahlen" bekommen. Halte ich nicht für erstrebenswert, selbst wenn es ginge.
 
Der Vergleich nach unten funktioniert aber immer, da es immer jemanden gibt, der ärmer dran ist.
Und klar, hier herrscht ein anderes Sozialsystem, aber das ändert ja nichts an der Frage, ob es dennoch auch in diesem vermeintlich gut funktionierenden System Gewinner und Verlierer gibt.

Irgendwo kann es nämlich auch nicht sein, dass jemand, um sich über Wasser halten zu müssen, lauter Jobs annehmen muss. Dann r den wir nämlich auch von Existieren und weniger von Leben.

Altersarmut wäre da ebenfalls ein Thema. Bei Frauen noch einmal gesondert.
Ich sag nicht, das alles schlecht etc. ist. Nur ist etwas, was nicht hundert Prozent schlecht ist, gleich wunderbar und gut. Und ich möchte mal behaupten, dass jemand, der wie Tauber verdient, besser den Mund halten sollte.
 
Ne, so merkwürdig ist das nicht.
Seine Aussage und seine Entschuldigung empfand ich als daneben und als lächerlich. Und diesbezüglich steh ich hinter meiner Aussage.
 
Seine Aussage war deplaziert und die Entschuldigung halbgar, da sind wir uns einig. Ersteres hätte er sich verkneifen sollen, dann wäre Letzteres unnötig gewesen. Aber den Mund halten ist trotzdem das letzte, was er tun sollte. Er und seine Partei, in der er viel zu melden hat, tragen viel Verantwortung dafür, wohin es mit Deutschland geht. Da sollten wir schon wissen, was in den Köpfen vorgeht. Auch und gerade wenn es, wie in diesem Fall, nichts Kluges ist. Schließlich ist bald Wahl.
 
Bei wessen Stammtischen bist du eigentlich öfter? Linkspartei oder AfD?

EDIT: Man muss ja schon ziemlich in seinem Weltbild gefangen sein ...Tauber hat sicher unüberlegt gehandelt, aber ich habe ja schon ausgeführt, dass es auch nicht völlig von der Hand zu weisen, was er sagt. Und was heißt hier "seiner eigenen Bevölkerung" sagen, sie habe ihr Schicksal nicht besser verdient? Nur weil da jemand behauptet, mal wieder alles und jeden verantwortlich zu machen, außer sich selbst, ist direkt die ganze Bevölkerung verumglimpft worden? Jemand, der einen Hauptberuf und drei Nebenberufe ausübt, muss sich zumindest die Frage gefallen lassen, ober er nicht irgendwo einen Fehler gemacht hat.

Mir reicht der Tagespolitik Stammtisch eigentlich aus, da muss ich mich nicht noch auf die von Parteien wagen. Ansonsten denke ich dass man mit diesem Prinzip "Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied" weit daneben liegt. Das unterstellt eine Kontrolle die man so einfach nicht besitzt. Natütlich gibt es immer diese Selfmade Leute, die es auf irgendwelche Weise hinkriege viel zu erreichen aber das funktioniert nicht für jeden. Es hat nicht jeder dieselben Voraussetzungen, den Wohnort, die Angebote, die Rücklagen, die Kontakte, die familiären Verbindungen, die Unterstützung und natürlich auch nicht denselben Charakter. Wenn Menschen eine Ausbildung anschliessen oder auch einen Job annehmen, davon ihren Lebensunterhalt nicht finanzieren können, dann gibt da hauptsächlich einen Verantwortlichen und das ist die Politik. Der einfache Bürger hat mit einer Vielzahl von Faktoren zu kämpfen, die nicht gleich sind und findet sich in einem System wieder, dessen Regeln er nicht selbst kontrollieren kann. Und Kontrolle ist die Grundvoraussetzung für Verantwortung. Die Politik ausnehmen zu wollen, die schliesslich die Gesetze macht ist da befremdlich.
 
Oder wie wäre es mal mit der Stärkung von Gewerkschaften und Betriebsräten,

Davor bewahre uns der Himmel.
Ich sehe jeden Tag welchen Schaden Gewerkschaften und Betriebsräte anrichten.

die ja von vielen Firmen heut zu Tage mit Absicht torpediert und zerpflückt werden?

Und mit was ? Mit Recht.
Das Gewerkschafts und Betriebsrats Unwesen in diesem Land gehören ausgebrannt.
Und zwar mit Stumpf und Stil.
Und genau das ist hier das Problem. Dieser Spruch zeigt deutlich welchen Stellenwert die Berufe haben die unsere Gesellschaft tragen. Bei Affen wie Herrn Tauber sollten mal einen Monat lang die Müllmänner, der Postbote,

Ich kann Dir versichern, DIESER Postbote fühlt sich weder ausgebeutet noch unterbezahlt.
Und DIESER Postbote stimmt Dr. Tauber zu 100% zu.

Muss er das? Ist da nicht viel eher die Frage erlaubt, warum Aufstocken und Co. überhaupt geschieht bzw. notwendig sein kann/muss? Und ob der Fehler vielleicht im "System" steckt?
Klar, man kann gegen Symptome wettern und behaupten, dass man ja selber schuld sei. Und dann? Hat man sich wenig elegant aus der Affäre gezogen...

Aber natürlich. Wie immer.
Wenn das Individum versagt und nicht fähig ist sich selber zu versorgen ist es natürlich das "System" oder die "Gesellschaft"
Da ist mir der Raubtierkapitalismus der USA 1000000000000000000 Male lieber als das ewige Jemammere über das ach so böse "System"

Es gehören, wie so oft, zwei dazu. Einerseits ein System, das solche Praktiken auf dem Arbeitsmarkt ermöglicht und deren Ausübung unter Umständen nötig macht. Zweitens kann man die Verantwortung aber auch nicht von sich weg und nur auf den Staat schieben, der sich nicht ausreichend um einen kümmert; das Sprichwort "Jeder ist seines Glückes Schmied" gilt nach wie vor und gerade in Deutschland. Und das ist gut so - sage ich als Geringverdiener mit Nebenjob. Das ist eben die Kehrseite persönlicher Freiheit: Verantwortung für das eigene Leben, nicht nur für die Gestaltung der Freizeit, sondern auch dafür, wie man seinen Lebensunterhalt verdient.

Besser kann man es nicht ausdrücken.
Danke für diesen Post.
 
Zuletzt bearbeitet:
Aber natürlich. Wie immer.
Wenn das Individum versagt und nicht fähig ist sich selber zu versorgen ist es natürlich das "System" oder die "Gesellschaft"
Da ist mir der Raubtierkapitalismus der USA 1000000000000000000 Male lieber als das ewige Jemammere über das ach so böse "System"

.

Ohne, das ich hier persönlich werden will, aber mir scheint, dass du arg nach dem Motto lebst, dass jeder, der "versagt", oder gemobbt wird eh selbst schuld ist. Keine Ahnung, Ob dir dabei auffällt, dass du Phrasen benutzt, die ich nie verwendet habe.
Und etwas kritisch zu betrachten, hat mit Jammern gar nichts zu tun.

Wenn Du alles ach so toll findest und glaubst, dass jeder alles kann, und Kritik gleich Jammern ist, bitte.
Du hast deine Erfahrung und deine Meinung, ich hab diese ebenfalls.
 
Zuletzt bearbeitet:
Aber natürlich. Wie immer.
Wenn das Individum versagt und nicht fähig ist sich selber zu versorgen ist es natürlich das "System" oder die "Gesellschaft"

Jetzt verrate mir mal bitte, warum jemand der einen Schulabschluss und eine Berufsausbildung absolviert hat in deinen Augen versagt hat? Das ist nämlich ungeachtet der Motivation der Löwenanteil der Minijobber in Deutschland. Leute mit so richtig "ordentlicher Ausbildung".

https://aktuelle-sozialpolitik.blogspot.de/2017/07/selbst-schuld-am-minijob-dasein.html
 
Ich kann Dir versichern, DIESER Postbote fühlt sich weder ausgebeutet noch unterbezahlt.
Und DIESER Postbote stimmt Dr. Tauber zu 100% zu.
Aber DIESER Postbote ist Hauptberuflich Feldmarschall und steht somit sowieso intellektuell sowie situiert über Allem.

Zum Thema Gewerkschaften und Betriebsräte. Zuerst einmal sind beides vollkommen unterschiedliche Organe die erst einmal nichts miteinander zu tun haben, außer, dass sie in irgendeiner Weise Arbeitnehmer vertreten. Die Interessen sind dabei selten gleich und man sollte beide Parteien niemals in einem Topf werfen. Ich habe erlebt, dass sich beide Parteien auch spinnefeind sein können ohne, dass es sich um einen "arbeitgeberfreundlichen" Betriebsrat handelt.
Einer Gewerkschaft geht es eher darum durch Mitglieder zu wachsen und mit Aktionen ihren Mitgliedern mehr Sicherheit und Geld zu bescheren. Hier tobt auch heute noch der klassische Kampf zwischen Gewerkschaftern und Konzernen. Ein Betriebsrat sollte ja eher, wenn er richtig geführt wird, eine Art Beratungs-, und Einigungsstelle für Beschäftigte UND Geschäftsleitung sein. In einem Betriebsrat werden ja nicht nur Personalthemen wie Kündigungen oder Gehälter behandelt und schon gar nicht tarifvertragliche Dinge geregelt. Hier geht es ebenfalls um solche Sachen wie Umbauten, Weiterbildungen, Modernisierungen im allgemeinen Arbeitsalltag und und und. Dinge die die Gewerkschaften primär weniger auf dem Schirm haben.
Nur sind viele Betriebsräte leider gewerkschaftlich "unterlaufen" was sich dadurch bemerkbar macht, dass überall Wimpel der Gewerkschaft hängen und die Hauptarbeit der BR-Mitglieder darin besteht Streiks zu organisieren, Flugblätter zu entwerfen und Mitglieder zu werben. Das ist oft der Grund warum Betriebsräte oft so einen schlechten Ruf haben.

Ein Betriebsrat ist in meinen Augen immer sinnvoll. Aber eben nur so lange wie er auch autark ohne mehrheitliche Einflussnahme eines externen Dienstleisters wie einer Gewerkschaft arbeiten kann. Für mich persönlich, als Angestellter mit Personalverantwortung, ist der Betriebsrat ein ebenso wichtiger Ansprechpartner wie die Personalabteilung.
 
Zum Thema Gewerkschaften und Betriebsräte. Zuerst einmal sind beides vollkommen unterschiedliche Organe die erst einmal nichts miteinander zu tun haben,

Das weiß ich auch.
Bei uns ist das aber ein und dieselbe Mischpoke.
Alles Mitglieder von Ver.di.
Bis auf einen.Der ist von einer kleineren Gewerkschaft und den behandeln die Verdifanten wie ein Lebrakranken.Der ist natütlich auch nicht freigestellt.
Niemand der in keiner Gewerkschaft ist hätte auch nur den Hauch einer Möglichkeit in den BR gewählt zu werden.
Und die Herren und Damen von Ver.di die im BR sitzen bekommen ihre Befehle direkt aus dem Rosi Haus.
 
Niemand der in keiner Gewerkschaft ist hätte auch nur den Hauch einer Möglichkeit in den BR gewählt zu werden.

Erstens ist das falsch, und zweitens stellst du das so dar, als ob die Mitgliedschaft eine inoffizielle Grundvoraussetzung wäre. Dabei ist die Sache so einfach: Arbeitnehmervertretung ist ein breitgefächertes Interesse. Daher macht es in der Regel Sinn, dass die Leute, die in Personal-/Betriebsräten landen, bereits im Vorfeld gewerkschaftlich tätig waren. Das ist in meinen Augen auch erst einmal absolut logisch. Und es ist noch logischer, dass Arbeitnehmer die Leute als ihre Vertreter wählen, die bereits für das Erreichen ihrer Rechte aktiv tätig waren.
 
Das weiß ich auch.
Bei uns ist das aber ein und dieselbe Mischpoke.
Alles Mitglieder von Ver.di.
Bis auf einen.Der ist von einer kleineren Gewerkschaft und den behandeln die Verdifanten wie ein Lebrakranken.Der ist natütlich auch nicht freigestellt.
Niemand der in keiner Gewerkschaft ist hätte auch nur den Hauch einer Möglichkeit in den BR gewählt zu werden.
Und die Herren und Damen von Ver.di die im BR sitzen bekommen ihre Befehle direkt aus dem Rosi Haus.
Ist halt wirklich ein "Einzelfall" bei euch.

Bei uns sind einige im Betriebsrat, die keiner Gewerkschaft angehören (oder es zumindest nicht bekannt geben).
 
Erstens ist das falsch,

Sorry,habe mich falsch ausgedrückt.
Deshalb jetzt die richtige Aussage: Bei uns ist es faktisch absolut unmöglich ohne Mitgliedschaft in der Gewerkschaft Mitglied des BR zu werden.
Ich bin jetzt seit 29 Jahren Mitabrbeiter bei der Post. Ich habe es niemals erlebt das ein Mitglied des Betriebsrats oder wie die Bande noch zu Behördenzeiten den Namen Personalrat trug nicht Mitglied der Gewerkschaft war.


und zweitens stellst du das so dar, als ob die Mitgliedschaft eine inoffizielle Grundvoraussetzung wäre.

Auch wenn Du es nicht glauben willst,es ist bei uns so. Da werden sogar Erbhöfe vergeben.
Bei der Niederlassung Frankfurt werden die BR-Mitglieder über Listenplätze vergeben. Und Ver.di und die DBV.Com führen einen finazielen Wahlkampf den kein unabhäniges Mitglied bestehen kann.Und auch werden selbst gesetzliche Reglen verletzt. So führt Ver.di noch vor der der Wahlurne verbotenerweise Wahlkampf und verteilt Geschenke vor der Wahlkabine.
So transportiert ein Ver.di- Mitglied alleine die Wahlurne aus unserem ZSPL zur Niederlassung.

Die Mitglieder des BR werden nach Gutsherrenart auf die Liste gesetzt.
Der momentane Vorsitzende des Zentralkomi,äh des BR wurde während der Lehre mit 16 Jahren in die Jugendvertreung der damaligen Post-Gewerkschaft(heute)Ver.di aufgenommen,wurde
einen Monat(!!!!!!!!!) nach dem Abschluß seiner Lehre über die Gewerkschaftsliste als freigestellter "Mitarbeiter" in den BR "gewählt" und hat seit diesem Tag nie wieder etwas gearbeitet.
Und diesen Luxus geniesst er jetzt seit 43 Jahren.

Das führt diese Antwort von Dir wohl ad absurdum :

Daher macht es in der Regel Sinn, dass die Leute, die in Personal-/Betriebsräten landen, bereits im Vorfeld gewerkschaftlich tätig waren.
 
G20: Und es beginnt. Leider versaut der bescheuerte schwarze Block wieder mal den richtigen Demonstranten eine wertvolle Gelegenheit, ihrer Meinung durch eine friedliche Großdemonstration Ausdruck zu verleihen.

Keinen Deut besser als das Pack von der anderen politischen Seite. War ja leider nicht anders zu erwarten, man hat sich wohl am 1.Mai die Kräfte für G20 aufgehoben.
Aber wie immer die große Ironie: Das System was sie so ablehnen schützt sie davor, nicht einfach willkürlich mit brutalster Gewalt auseinander getrieben zu werden, oder gar Schlimmeres.

Ich lese aber jetzt schon auf einschlägigen Seiten, dass die böse Polizei ja vollkommen unverhältnismäßig zu Wasserwerfern und Tränengas gegriffen hat. :rolleyes:
 
Zurück
Oben