[ Tatooine ? Tomms Werkstatt ] Tomm, Noah, Quin und War
Der Jedi schien sich über den Vorschlag, den Imperator auf Bastion zu besuchen, nicht sonderlich zu freuen. Kein Wunder. War freute sich auch nicht gerade darauf. Aber es war ? wie er eben schon bemerkt hatte ? wohl unvermeidlich, dem Imperator noch einmal gegenüber zu treten. Wobei es vielleicht auch besser wäre, einen anderen Ort für ein solches Zusammentreffen auszuwählen. Bastion war nun wirklich ein Hexenkessel. Wenn sie einmal dort hin gebacht wurden, war die Wahrscheinlichkeit wieder lebend heraus zu kommen sehr gering.
Außer wenn sie den Imperator überzeugen konnten. Was auch sehr schwer werden würde. War wusste auch nicht genau, wie er sich seine Arbeit als Gouverneur von Corellia vorschlagen sollte, wie er das vorgeschlagen hatte. Eigentlicher Sinn dieser Sache war es aber auch gewesen, von den Bürgern seines Heimatplaneten gewählt und nicht vom Imperator eingesetzt zu werden.
Nachdem Tomm ihm dann noch versichert hatte, dass er mit der Arbeit auch ohne Freddi rechtzeitig fertig werden würde, kam endlich einer seiner beiden Padwane. Der Corellianer ließ die beiden allein und begab sich erneut zu seinem Frachter, ließ sich dort in seinem Büro auf dem Sessel nieder und positionierte den Holoprojektor vor sich auf dem Schreibtisch.
Langsam spulte er den ersten Teil der Nachricht ab. Er fand es irgendwie komisch, dass diese Sith immer einen Großteil ihres Gesichts unter einer solchen Kapuze verstecken mussten. Aber auf Bastion war das scheinbar immer in Mode. War lächelte bei diesem Gedanken. Das Lächeln verschwand allerdings schnell wieder, nachdem er und die Forces of Hope bald als ?Terroristen? abgestempelt wurden. Nun, der Begriff Rebellen hätte ihm weitaus besser gefallen. Aber so stellte sich die Sache aus der Sicht des Imperiums nun mal da. Doch das Mittel, welches seine Leute verwendeten, war keineswegs Terror. Sie rebellierten lediglich. Jedenfalls schien sich der Imperator alle Mühe zu geben, dem ehemaligen Großadmiral sofort jegliches Fundament an Glaubwürdigkeit zu nehmen. Und es schien ihm zu gefallen, wie man seinem Lächeln ansah.
War lehnte sich in seinem Stuhl zurück und spielte den zweiten Teil der Nachricht ab. Als Hetze konnte man Wars Nachricht durchaus interpretieren. Natürlich wollte er vor allem die Bürger Corellias gegen das Imperium aufbringen. Ihre Vorfahren hatten jahrhunderte lang für Freiheit und Demokratie gekämpft, da konnte man eine solche Unterdrückung und Diktatur doch nicht einfach hinnehmen. Er wollte sie Wachrütteln. Natürlich hatte er auch schon versucht, die ganze Neue Republik wach zu rütteln, bevor es so weit gekommen war. Doch dieser ganze starre Bürokratieblock hatte den Sinn seiner Forces of Hope vollkommen anders interpretiert. War ging es nicht darum, irgendein großer Kriegsherr mit gigantischer Flotte zu sein. Seine persönliche Macht war ihm nicht wichtig. Wenn man der Galaxis Frieden und Freiheit schenken würde, war er ohne weiteres dazu bereit, all seine Macht, all seine Schiffe und all seine Credits dafür zu opfern. Doch dass solche Politiker, denen es gerade um persönliche Macht ging, so etwas nicht verstehen konnten, hatte er viel zu spät bemerkte.
Mit dem Ellenbogen auf der Armlehne des Stuhles stütze er seinen Kopf mit der Hand ab.
Insofern musste er dem Imperator wirklich Recht geben. War hatte mit ?überraschend? das falsche Wort verwendetet, als er vom Angriff auf Corellia gesprochen hatte. ?Falsch? hätte vollkommen genügt. Aber der Angriff war absehbar gewesen, wie auch der Fall der Republik. Genau aus diesem Grund hatte er ja auch die Forces of Hope gegründet. Um wieder auf die Prinzipien der Republik aufmerksam zu machen. Auch wenn die Republik gescheitert war, so war es dennoch der richtige Weg. Und der Imperator sah das nun mal nicht so.
Aber jetzt kam ein Punkt, in dem er Phollow auf jeden Fall gegenüber treten konnte. In diesem ?Streit? ging es nicht darum, wer angefangen hatte. Es ging darum, wer zuerst bereit war, aufzuhören. War hatte ihm in seiner letzten Nachricht ein eindeutiges Friedensangebot gemacht, auf welches der Lord nicht eingegangen war. Die Tote, die es jetzt bei Corellia gegeben hatte, musste das Imperium schon auf seine Kappe nehmen. Schwarze Schafe gab es auf der Seite des Imperiums auf jeden Fall mehr, als auf seiner Seite. Das Imperium hatte zum Beispiel mit dem Beschuss von Rettungskapseln alle ungeschriebenen, aber ehrhaften Kriegsgesetzte gebrochen. Und Plündernd und brandschatzend waren bisher keinerlei republikanische Einheiten durch die Straßen gezogen. An dieser Stelle war der Imperator einfach zu blind für die Wahrheit. Oder es ging ihm nur darum, das Volk zu manipulieren. Das war sogar wahrscheinlicher, denn diese Fakten mussten ihm bewusst sein.
War war etwas iritiert, als der Sithlord nun noch einige Schritte an die Holoeinheit näher herantrat. Er verstand nicht, ob er damit etwas bezwecken wollte. Natürlich war es einfach, den Krieg als ein Streit für die beste Regierungsform abzustempeln. War sah das Problem jedoch in einem anderen Punkt. Das Imperium wurde durch die Sith verkörpert, die Republik durch die Jedi. Und diese beiden Religionen waren es, die unweigerlich zu diesem Krieg führten. Die Regierungsform war dabei eher nebensächlich. Doch solange diese beiden Religionen die beiden galaktischen Mächte so stark kontrollierten, war der Frieden wahrscheinlich nicht möglich. Darüber hatte er noch nicht nachgedacht. War es also sinnvoll, den Jedi bzw. den Sith ihre Macht und ihren Einfluss zu nehmen? Wohl nicht, da sie quasi die Basis waren. War es möglich, sie zu vernichten? Wohl auch nicht, da die beiden Parteien genau dies schon seit Jahrtausenden versuchten. Aber was war zu tun, wenn dieser kritische Keil zu einem immer größeren Hindernis zwischen der Galaxis und dem Frieden wurde? Vielleicht war das genau die Frage, die er dem Imperator stellen musste.
Sehr in seine Gedanken vertieft schaukelte er einige Minuten mit der beweglichen Rückenlehne des Stuhles leicht hin und her. Er fand auf diese Frage einfach keine Lösung. Selbstverständlich konnte er sie auch an Tomm weiterleiten, doch er bezweifelte, dass der Jedi eine Antwort finden würde.
Die Nachricht des Imperators lief weiter. Jetzt kam der Abschnitt, den War beim ersten Abschnitt als reine Propaganda abgestempelt hatte. Der Lord zählte die Vorteile des Imperiums auf. Doch außer seinen eignen imperialen Mitbürgern konnte er damit keinen überzeugen. Er sprach drei Grundpfeiler an. Den ersten titulierte er als Sicherheit. Sicherheit vor was? Die Republik würde höchstens angreifen, wenn die Bevölkerung ihre contraimperiale Stellung offen zeigte und befreit werden wollte. Sicherheit vor sich selbst? Was bringt einem Sicherheit, wenn man in Gefangenschaft lebt? Jemandem, der in eine Zelle eingesperrt ist zu erzählen, dass dies ein Vorteil für ihn ist, da er nun sicher ist, wird sich nicht gerade dafür bedanken.
Dann zählte er den Begriff Ordnung auf. Natürlich, es hatte alles seinen rechten Platz beim Imperium. Aber es war falsch, dass diese Ordnung von oben herab durch reine Willkür diktiert wurde. Und Frieden? ja, darauf war War in seiner Nachricht schon eigegangen. Der Imperator interpretierte dieses Wort ganz anders, als War es interpretierte. War verstand darunter die Abwesenheit von Gewalt. Davon? konnte man im Imperium nun wirklich nicht sprechen.
Aber die Kritik, die der Imperator an der Republik äußerte, war dann wiederum vollkommen richtig. Vielleicht hatten sie beide doch mehr gemeinsam, las War zu Anfang vermutet hatte. Für den Imperator war die Republik das falsche System. Für War war das System im Grunde zwar richtig, aber die ?Ausführung? war falsch. Die Demokratie und Freiheit in der Neuen Republik war nicht das, was er sich darunter vorgestellt hatte. Genau deshalb hatte er der Republik dann auch den Rücken gekehrt.
Die ?vollendete Freiheit?, die der Sith nun erwähnte, war natürlich nur ein Schreckgespenst, welches das Volk beeinflusste. War hatte gesagt, dass eine Kombination aus all seinen Prinzipien der richtige Weg war. Daraus ergab sich, dass die Freiheit eines jeden da aufhörte, wo die Freiheit des anderen anfing. Beim Imperium fing die Freiheit aber nirgendwo an.
Was der Sithlord aber dann erzählte, ließ den Corellianer den Kopf schütteln. Phollow hatte absolut keine Ahnung von den Forces of Hope. War war nicht der Machtmensch, für den der Imperator ihn hielt. Er hatte vor dem unrechten Urteil der Republik damals flüchten müssen. Und all diese Leute um ihn herum waren ihm gefolgt. Und zwar freiwillig. Sie hatten ihn zu ihrem Anführer gewählt. Und obwohl er darauf bestanden hatte, das militärische System abzulegen und selbst keinen Rang mehr hatte, hatten seine Leute darauf bestanden, das System beizubehalten. Natürlich konnte das militärische System auch richtig sein. Aber nur, solange des von unten und nicht von oben diktiert wurde. Doch das? konnte der Imperator nicht wissen. Was er aber wissen konnte, war der Punkt, dass der Corellianer keineswegs zuerst die Gewalt anwendete, um seine Ziele zu erreichen. Die enormen Streitkräfte der Forces of Hope waren seit Anbeginn lediglich zu Verteidigungszwecken eingesetzt worden, nie zum Angriff auf einen imperialen Planeten. Und im Gegensatz zum Imperium hatte er Lorth Needas Flotte nach der Zerstörung des Todessterns ein Nichtangriffsangebot gemacht, um unnötiges Blutvergießen zu verhindern.
War ließ den Holoprojektor pausieren. Er brauchte einige Minuten, um diese Sachen noch mal genau zu überdenken und zu verarbeiten. Dem Rest der Nachricht würde er sich erst dann widmen.
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