[Hyperraum]
Nachdem sie endlich in den Hyperraum eingetreten waren, und die blauen Kreisel das Innere des Passagierraums in ein der Twi'lek angenehmes Licht tauchten, galt die Aufmerksamkeit Syuns abermals ihrem Gaussgewehr. Es war inzwischen zu einer gewissen Routine geworden, die Beendigung einer Mission und die danach folgende Hyperraumreise mit der Reinigung und Wartung ihrer Waffen zu beginnen. Die Vibro-Shivs wurden nur kurz mit einem der wenigen sauberen Lappen Petes abgeputzt, um dann wieder in ihrem Anzug zu verschwinden, wo sie nahezu unsichtbar verschwanden, aber schnell wieder zum Einsatz hervor geholt werden konnten. Das Gaussgewehr nahm sie überflüssigerweise komplett auseinander, aber die entschleunigende Wirkung dieses stillen konzentrierten Arbeitens nahm sie gerne wahr. Sie liebte diese schnelle, präzise und überaus tödliche Waffe, wenngleich ihre Defizite ebenso wenig zu leugnen waren. Das Gaussgewehr blieb ein Scharfschützengewehr, dass im Nahkampf deutliche Schwächen offenbarte, wobei sie sich auch schon mit diesem gegen die corellianischen Sturmtruppen und das Gefängnispersonal auf Bastion hatte erwehren können. Was sie brauchte, war eine etwas kleinere Waffe, einen simplen Blaster oder Dergleichen. Und am Besten noch wieder einen Kampfstab, nachdem der Letzte ihr von diesem Widerling auf Bastion abgenommen worden war. Sie hoffte, dass das Wheel mit einer besseren Auswahl würde aufwarten können als der Laden, den Arlan hatte noch vor ihrer Abreise hatte besuchen wollen. Doch da war sie guter Dinge, nachdem, was in den Holo-Nachrichten bereits alles zu sehen und zu hören gewesen war.
Mit diesen seit langer Zeit wieder positiven Gedanken döste sie dann auch ein, nur um wieder aufzuwachen, als Pete durch die kleinen Lautsprecher zu vernehmen war, der von der baldigen Ankuft auf dem Wheel kündete. Noch leicht desorientiert rieb sich die Twi'lek die Augen. Auf dem Boden in einer Ecke lag nun ein leicht blutiger Verband, wohl der, den Arlan für seine Wunde am Arm benötigte, die er auf Bastion erlitten hatte. Scheinbar war diese endlich wieder auskuriert, wenngleich die Twi'lek auch schon vorher kaum noch etwas von einer Einschränkung bei ihm bemerkt hatte.
Sie schwebten nun an der Unzahl verschiedener Bojen vorbei, wo Schiffe aller Größen befestigt waren, deren Besitzer oder Passagiere derzeit auf dem Wheel verweilten. Pete hingegen steuerte offenbar einen Hangar im Hauptkörper des Rads an - möglicherweise ein Privileg von Black Sun-Mitgliedern. Das Privileg schien noch größer zu werden, als sie das Schiff wieder verließen, und einen nahezu pompösen Hangar betraten, der kein Vergleich war zu der Vielzahl an kleinen schäbigen Docks, wie man sie zumeist antraf. Doch Syun war unabhängig davon nicht gewillt, hier allzu viel Zeit zu verschwenden, und machte sich umgehend zur Schleuse auf, um diese zu passieren, dann zum Aufzug zu eilen, und eine Geschäftspassage anzuwählen. Die Anderen waren ihr wohl auf den Fersen, doch in ihrer kurzfristigen Euphorie legte sie darauf eher sekundären Wert.
Schnell war die angestrebte Etage erreicht, und Syun warf sich freudig in die strömende Menge. Hier pulsierte das Leben, unzählige Personen pendelten an den Geschäften vorbei, betraten sie, handelten in deren Innerem mit den Verkäufern, und kamen verärgert über den fehlgeschlagenen oder erfreut über den abgeschlossenen Einkauf heraus. Die Twi'lek musste sich aufgrund ihrer kleinen Körpergröße am Rande der Menge bewegen, direkt an den Schaufenstern entlang. Doch die erhoffte Auswahl blieb der Twi'lek zunächst verwehrt. Die Läden kamen nicht über ein normales Sortiment hinaus, das nur vereinzelt mit Exoten durchsetzt war, die aber gleich im Schaufenster angepriesen wurden, und zum Leidwesen der Twi'lek nicht das waren, was sie sich wünschte.
Dann aber trat sie an einen Stand heran, der schon von außen her genau das war, was sie gesucht hatte. Der Laden schien sich ausschließlich auf Kampfstäbe spezialisiert zu haben - jedenfalls war das Schaufenster voll davon.
Die Twi'lek zögerte folglich nicht lange und trat in das Innere des recht schmalen Geschäfts. Dort stand ein Bith an der Theke, dessen Hautfarbe ein sehr dunkles Gelb war, und der derzeit noch in einen Dialog mit einem Duros verstrickt zu sein schien, der wild gestikulierend seine Sicht der Dinge zu vertreten versuchte. Während die Lautstärke der Unterhaltung immer weiter anschwoll und Syun schon nahende Handgreiflichkeiten vermutete, pendelte sie an der Wand entlang, zog den einen oder anderen Stab von der Wand, hing aber alle wieder zurück, da sie entweder zu schwer, zu grob gearbeitet oder zu lang waren. Ihre einzige Möglichkeit schien sich also auf eine Anfrage beim Bith-Verkäufer zu reduzieren. Glücklicherweise wurde dieser gerade frei, als der Duros zischend und Flüche ausstoßend von dannen zog. Augenblicklich trat Syun an die Theke heran.
„Ich bin auf der Suche nach einem _wirklich_ überzeugenden Kampfstab...“, begann sie.
„Miikee solee dormuaa Zlawo?“, entgegnete der Bith in der ihnen eigenen Sprache - offenbar sah er sich nicht dazu gezwungen, sich auf Basic zu unterhalten. Vorteilhaft war hier, dass die Twi'lek die Sprache der Bith zumindest in weiten Teilen verstand.
„Nein, ihre wahre ist keineswegs durchgehend überzeugend. Ich möchte sowohl einen Kampfstab, der in Sachen Länge und Gewicht meinen Vorstellungen entspricht, und der in Sachen Schlagkraft dennoch nicht zurückstecken muss.“
„Goolar perim kaash?“
„Es darf auch mehr kosten. Aber dann bitte _Qualität_ ...“
„Atteenda, atteenda!“, stieß der Bith nun freudig aus. Er schien wohl ein lukratives Geschäft zu wittern.
Das würde es auch geben - wenn der Bith mit Ware aufwarten konnte, die dieses halbgare Zeugs an den Wänden deutlich übertraf. Recht schnell erschien der Humanoide wieder auf der Bildfläche, eine mittelgroßen Plasteel-Kasten unter dem Arm, den er vor der Twi'lek auf die Theke stellte. Der Verkäufer betätigte an der Seite einen Knopf, und der Kasten sprang auf. Darin befanden sich drei Exemplare eines zylindrischen Gegenstands, die mehr wie die ominösen Lichtschwerter als wirkliche Kampfstäbe aussahen. Irritiert verzog die Twi'lek das Gesicht. Der Bith erkannte das wohl, und reichte ihr ein Exemplar.
„Uutila Butoon!“
Die Twi'lek tat wie ihr geheißen und betätigte einen der kleinen Knöpfe, auf den der Bith gezeigt hatte. Daraufhin schoss der Zylinder auseinander, und nahm respektable Kampfstab-Größe an. Die Twi'lek ließ ihn kurz hin und her schwingen, wenngleich die Enge des Ladens ausschweifende Bewegungen unmöglich machte. Einer weiteren Aufforderung des Biths folgend, betätigte sie den obersten Knopf der Reihe, und zischend traten an den Enden des Stabs Elektroentladungen auf, die den Raum in leicht bläuliches Licht tauchten.
„Noortal aabso!“
„Absolut tödlich, ja?“, meinte die Twi'lek nicht ohne gewisse Zufriedenheit in der Stimme.
Der Verkäufer erklärte ihr noch, dass man den Stab auch zu einer Art Lanze umfunktionieren konnte, ebenso wie man die Länge des Stabs in gewissem Maße variieren konnte. Syun unterdessen wurde immer erfreuter. Multifunktional, variabel, leicht, tödlich - eine Kombination, wie sie ihr zusagte.
„Ich nehme sie“, kommentierte Syun den lauernden Blick des Biths. „Wie viel?“
„1500 Credita.“
„Abgemacht.“, antwortete die Twi'lek knapp. Ein mehr als akzeptabler Preis.
Freudig fuhr sie den Kampfstab wieder zusammen, warf dem Bith die Credits hin, und verließ dann wieder das Geschäft. Vor dem Schaufenster des angrenzenden Gebäudes standen bereits Arlan, Melana und Necron.
„Es kann weitergehen.“
[Einkaufspassage]